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Männerbewegung
SchwarzMetallerHH:
Mein Text zielte gar nicht gegen PB.
MIt dem Thema habe ich mich auch noch nicht auseinander gesetzt.
Werde das aber sicher mal tun.
Oder mir einfach mal Gedanken machen.
Sofern ich die Zeit mal finde.
Denn in 30min ist das sicher nicht abgehandelt.
Nötig ist es auch durchaus.
Simia:
Meine Meinung zum Thema Rollenklischees etc. habe ich auf diesen Seiten schon gepostet. Zu Deiner Frage: Es gibt keine eindeutige (allgemeingültige) Rollendefinition (mehr) und dementsprechend kann man sich danach richten oder nicht. Das ist wie so vieles individualisiert und ich glaube, das ist trotz damit verbundener Probleme der richtige Weg. Weil es eben nicht "den" Mann gibt. Wie schon woanders gesagt, etwas Zufälliges wie das Geschlecht ist für eine Identitätsstiftung (mit damit verbundenen Verhaltensweisen, Regeln, gesellschaftlichen Erwartungen) nicht ausreichend. Nur so kann diese Unzufriedenheit überwunden werden, wenn also jeder Mensch rausfindet, was er wirklich im Leben will, so weit wie möglich ohne Scheuklappen. Klar staut sich Wasser auf, wenn ich einen Damm baue und sucht sich irgendwann andere Wege. Da sollte man doch nachdenken, welche Dämme sinnvoll sind und ob man in den meisten Fällen das Wasser nicht einfach fließen lässt. Es geht ja nicht darum, Geschlechter abzuschaffen (Frauen werden auch weiterhin die Kinder kriegen), sondern viele alberne Rituale und aufgedrückte Verhaltensschemata, die den Beteiligten selber oft nicht gerecht werden (ich glaube, es kann z.B. ziemlich anstrengend werden, immer den Macker zu spielen). Wir sind uns nun mal ähnlicher, als wir immer dachten (Warum haben Männer Tränendrüsen, wenn sie nicht weinen "dürfen"?).
Ja, die Männerbewegung entstand aus der Frauenbewegung. Weil die Frauenbewegung, um erfolgreich zu sein, sich homogener machen musste, als sie war und auch die zwei Fronten schärfer definieren musste (klar gab es ein gesellschaftliches Ungleichgewicht, das will ich hier ganz sicher nicht abstreiten). Dadurch waren "die Männer" auf einmal unter Zugzwang. Es wurde verpennt, die Fronten wieder weicher zu zeichnen. Da halte ich Kaffeebohnes Aussage für sehr richtig, nämlich einfach statt noch einer "Bewegung" endlich mal das Miteinander zu wagen.
Interessant finde ich allerdings bei dem von Dir verlinkten Artikel, dass es zwei Arten von Männerbewegung gibt: "Back to the roots" und im Gegenteil "auf zu neuen Konzepten". Letztere halte ich persönlich für aussichtsreicher, aus o.g. Gründen.
Zu Deiner persönlichen Seite: Ich denke, Du bist auf alle Fälle auf dem richtigen Weg!
Allerdings sollte es jetzt auch nicht wundern, dass Kallisti bei Sätzen wie dem allerersten nicht mild lächelnd Zustimmung postet. Würde wohl an ihrer Stelle keiner machen.
messie:
Also, ich finde das Thema spannend und erkenne darin auch keine Verarschung. Der ernsthafte Hintergrund ist für mich sichtbar; so wie ich das verstehe, geht es darum, das Bild des Mannes zu positionieren, wo er nach dem sich verändernden Frauenbild selbst steht, was sich aufgrunddessen für den Mann verändert hat und wie er dieser neuen Situation angemessen begegnet.
Ich wusste bislang noch nichts davon, finde darin aber einen Aspekt des Feminismus, den ich sehr begrüße: Da gibt es also Frauen die sich als Feministinnen bezeichnen die nicht gegen die Männer arbeiten (wollen), sondern vielmehr wissen dass sie bei der Veränderung der Situation durch ihre eigene Veränderung auch die Männer mitnehmen müssen, diese also selbst ebenfalls an sich glauben müssen, denn sonst funktioniert auch Feminismus nicht. Wenn Mann nicht weiß wer er ist, wird Frau auch nicht herausfinden können wer sie ist, denn schließlich brauchen sich beide immer noch gegenseitig. Nur durch Reibung entsteht Fortschritt, den kann es demzufolge nicht geben, wenn Mann die Konturen fehlen.
Am häufigsten werden Menschen zu echten Ärschen, wenn sie verletzt wurden. Dann nämlich, wenn sie ihren eigenen Panzer aufbauen um keine neuen mehr erleben zu wollen und schneller scharf zurückschießen, wenn wieder eine Verletzung droht.
Just dieser Aspekt ist Oberfeministinnen wie z.B. Alice Schwarzer nicht klar: Wenn sie gegen die Männer allgemein und einige speziell selbst scharf schießen, dann müssen sie sich nicht wundern dass dabei Verletzungen entstehen. Verletzungen, die zu besagtem Panzer führen können und dann jene Männer ebenso im Schützengraben landen lassen, die ebenfalls ihre Messer wetzen, um sie bei passender Gelegenheit zu werfen.
Eine Zusammenarbeit ist da doch der bessere Weg: Frauen wollen selbstbewusst sein und akzeptiert werden.
Das klappt am besten, wenn Männer ebenso selbstbewusst sind, denn dann haben sie keinen Grund, zumindest keinen panzernen, um gegen selbstbewusste Frauen zu opponieren.
Aus diesem Grund werde ich mich auch künftig viel lieber mit Frauen umgeben die diese Zusammenarbeit begrüßen als welchen, die kallistiesk immer gleich auf Konfrontation schalten, statt erst einmal versuchen, sich in den anderen hineinzuversetzen und darüber nachzudenken, warum in diesem Fall die Männerbewegung dem Feminismus sehr viel besser hilft als viele rein frauenorientierte feministische Kampagnen und erst recht als diese unsägliche damalige PorNO-Kampagne.
Simia:
--- Zitat von: messie am 17 Dezember 2011, 13:12:39 ---Ich wusste bislang noch nichts davon, finde darin aber einen Aspekt des Feminismus, den ich sehr begrüße: Da gibt es also Frauen die sich als Feministinnen bezeichnen die nicht gegen die Männer arbeiten (wollen),
--- Ende Zitat ---
Das gleichwertige (und "körperfreundliche") Miteinander war das ursprüngliche Anliegen von Simone de Beauvoir, der Ikone des jüngeren Feminismus. Schwarzer war damals ihre Mitkämpferin und vertritt angeblich heute auch noch deren "Gleichheitsfeminismus", aber irgendwie scheint da was entgleist zu sein ...
--- Zitat von: messie am 17 Dezember 2011, 13:12:39 ---Verletzungen, die zu besagtem Panzer führen können und dann jene Männer ebenso im Schützengraben landen lassen, die ebenfalls ihre Messer wetzen, um sie bei passender Gelegenheit zu werfen.
--- Ende Zitat ---
Und das auch bei Männern, die bisher ganz entspannt zu dem Thema standen und auf einmal in den Schützengraben geworfen werden, weil man sich ja im Krieg befindet ...
--- Zitat von: messie am 17 Dezember 2011, 13:12:39 ---Eine Zusammenarbeit ist da doch der bessere Weg: Frauen wollen selbstbewusst sein und akzeptiert werden.
Das klappt am besten, wenn Männer ebenso selbstbewusst sind, denn dann haben sie keinen Grund, zumindest keinen panzernen, um gegen selbstbewusste Frauen zu opponieren.
--- Ende Zitat ---
Schön formuliert.
Diese Überwindung von Erwartungen und Klischees hat, denke ich, auch etwas sehr Befreiendes und trägt zum Selbstbewusstsein bei (nicht nur bezogen auf Geschlechterklischees). Man wird zu sich selber ehrlicher, wenn man sich nicht mehr hinter "der Gruppe" versteckt. Dann heißt es (spontanes, möglicherweise etwas ungelenkes Beispiel 8)) eben "Ich gehe gern shoppen, weil ich die Atmosphäre mag, gerne Kleidung anprobiere und weil ich es einfach will" und nicht "Das gehört sich eben für ne Frau". Zumal sich dann die Frauen, die Shopping hassen, nicht mehr als "Aliens" fühlen müssen. ;)
PlumBum:
Nachdem sich hier doch noch eine vernünftige Frau (danke Kaffebohne) und ein paar vernünftige Männer zur Diskussion eingefunden haben, will ich nochmal was aus meiner Perspektive dazu sagen.
Mich persönlich hat es eben in meiner letzten Beziehung betroffen. Vielleicht mache ich damit jetzt schon wieder zu viel öffentlich, aber ich werde einfach keine Rücksicht mehr nehmen, denn es wurde auch keine Rücksicht auf meine Gefühle, Privatsphäre oder Wünsche genommen. (ich wurde in den Schützengraben geschubst)
Die Rollenverteilung war mitunter nicht sehr klar. Als emanzipierter, moderner, aufgeschlossener Mann, für den ich mich halte, stellte das kein Problem dar. Ich finde den Gedanken das die Frau das Geld verdient und ich mich um die Kinder und den Haushalt kümmern würde, sogar recht verlockend. Und das sicher nicht, weil ich faul bin ;)
Ich stehe auch ansonsten gerne dazu, öfters mal eigenschaften zu zeigen, die eher dem Frauenklischee entsprechen dürften. Das brachte mir schon den Beinamen die bärtuge Lady ein. Diesen trage ich aber mit stolz. Denn ich stehe zu dem wie ich bin. Von daher sehe ich mich auch nicht auf dem Weg in irgendein vordefiniertes Rollenbild. Sondern ich versuche eben möglichst einfach ich selbst zu sein. Nicht zuletzt, habe ich ihr eben auch zugestanden, sich mitunter sehr stark dem männlichen Klischeebild entsprechend zu verhalten.
Nun war ich mit einer hochintellektuellen, modernen Frau zusammen. Sie selbst interessiert sich eben auch für das Gebiet Gender Studies unter anderem. Und jetzt, nachdem sie mit mir auf sehr unschöne weise gebrochen hat, ihr neuer, meinem Eindruck nach, eher dem männlichen Macho Klischeebild entspricht (was ich hoffentlich nicht tue) und was besagte Frau auch angeblich nie wollte... Da durfte ich mir dann Vorwürfe anhören, das ich nicht ausreichend die Rolle des Mannes übernommen habe. Einerseits soll Mann also möglichst er selbst sein. Andererseits wird er dann sogar von einer eigentlich maximalst gebildeten, modernen Partnerin dann doch wieder in das Klischeebild gezwängt und an längst vollkommen überholten Werten gemessen.
Das hat mein Ego dann schon ein wenig gespalten. Auch dem Weg wieder zurück zu mir selbst, habe ich eben begonnen mich mit der Persönlichkeitsentwicklung in die verschiedenen Richtungen zu beschäftigen. Der forderung besagter Frau nachgehend, habe ich mich erst einmal auf die Entwicklung hin zum Frauen aufreißenden, manipulierenden Macho Arschloch begeben. Ich wollte einfach mal sehen was da so dran ist und habe wirklich ERSCHRECKEND! viel Material dazu gefunden. Es hat mich erstmal vom Hocker gehauen. Zumal es da einige wirklich interessante und extrem vielversprechende Konzepte gibt, womit Mann wohl bei Frauen wirklich alles erreichen kann.
Letztendlich musste ich aber feststellen, das das einfach absolut nicht meine Welt ist. Das bin nicht ich. Dann werde ich lieber 1000 mal abserviert und als Weichei beschimpft, denn als Macho der ich nicht bin, dann erfolgreich zu sein. Ich stehe zu meiner Emotionalen Seite und will/ werde sie auch weiter ausbauen und erleben.
Gerade da kam mir dann die Männerbewegung in den Sinn. Ich hatte damit bisher eher keine Berührungspunkte, weil ich dafür in unserer wunderbaren modernen, emanzipierten Welt eigentlich keinen Sinn gesehen habe. Aber gerade wenn wir in unserer Gesellschaft starke Frauen akzeptieren wollen, dann müssen wir auch Männern genauso schwächen zugestehen.
Und da finde ich es sehr sinnvoll die Männerbewegung von der Frauenbewegung klar abzuspalten. Das wir in unserer Gesellschaft jeden Mensch als Individuum unabhängig vom Geschlecht betrachten können, sehe ich noch lange nicht. Und da das Geschlecht eben eines der Hauptunterscheidungsmerkmale ist, halte ich es für sehr sinnvoll, hier auch bei der befreiung von Klischeerollen und dem finden eines eigenen weges, diese Trennung vorerst beizubehalten. Man sollte sich natürlich weiter aufeinander zu bewegen und zusammen arbeiten. Aber die emazipation der Frau unterscheidet sich doch wesentlich von der des Mannes.
Edit: Ich muss hier gestehen, das ich momentan noch nicht wirklich wieder im vollbesitz meiner Kräfte bin. Ich habe immernoch starke psychische Probleme und die äußern sich bei mir auch noch körperlich. Unter anderem dadurch das ich inzwischen fast 10kg abgenommen habe, wegen Magenproblemen. Und, wie sich hier leider... wie ich eben eingestehen muss... doch zu deutlich auf meine fähigkeiten der Artikulation auswirkt. Ich habe die letzten 3 Monate keine Nacht mehr als 4 Stunden geschlafen und das auch nur selten am Stück. Trotzdem klammere ich mich an meinen Tagesablauf vom normalen 8h Arbeitstag, über die Abendschule bis hin zum regelmäßigen Sport. Mein Körper macht zum Glück so einiges mit. Aber mein Geist verabschiedet sich dabei momentan leider immer mehr. Ich bitte daher nun doch um entschuldigung und hoffe das meine Texte einigermaßen lesbar und verständlich sind.
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