Romantik:
Mit der Taschenlampe zu Zweit durch die verrottenden Trümmer einer seit Jahren verlassenen Chemiefabrik schlendern. Regenwasser tropft an abblätternden Wänden herunter und hinterlässt bläulich-violette Spuren. Riesige Maschinen, aus deren Schaltschränken abgeschnittene Kabelbüsche hängen, dort wo früher Anzeige-Nadeln auf- und ab tanzten. Das ferne Geräusch von Wasser, das irgendwo tief in die Eingeweide der Fabrik tropft. Düstere, unterirdische Versorgunsschächte mit Neonröhren an der kahlen Betondecke, die seit Jahren nicht mehr leuchten. Rechts und links immer wieder Traforäume voller Keramikisolatoren.
Abgerissene Blechteile die im Wind klappern. Schief hängende Lampen die durch den Wind, der durch die eingeschlagenen schwefelgelben, rostigen Fenster eindringt, schwanken und dabei leicht quietschen. Über rostige Gitter und brüchige Teppen bis auf das Dach der Rauchgasentschwefelungs- Anlage klettern, vorbei an verrosteten Ventilen und Rohleitungen. Ein diffuser Duft von Schweröl liegt in der Luft. Endlich erschöpft oben ankommen. Die verwitterten Klinkergebäude leuchten im wundervollen Licht der untergehenden Sonne. Überall symmetrische, Kaskaden aus Rohren, Behältern, schmalen Gittertreppen. Bizarre Strukturen. Aus Mauerritzen wachsende Sträucher und Bäume. Später im Verwaltungstrakt liegen überall Leitz-Ordner, seit Jahren dort zurückgelassen. In Schränken, auf dem Boden, überall! Lohnabrechnungen aus den 80er Jahren, Geschäftspapiere, Protokolle. Die Wände Ruß-schwarz, hier wurde mehr als ein Leitz-Lagerfeuer gemacht.
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