Wenn der Spitzensteuersatz bei 25% liegt zahlen die Besserverdienenden noch weniger Steuern zahlen als heute.Das fehlende Geld muss irgendwo herkommen. Wenn die reicheren Menschen die Zeche nicht zahlen, werden es die Ärmeren ausbaden.Sehe nicht, wo das gerecht sein soll.
zitat:"In Deutschland gilt die Progression als Ausdruck der sozialen Gerechtigkeit. Sie schaffen sie ab. Ist das zu vermitteln?Wer abstrakt fragt, ob Chefarzt und Sekretärin beide 25 Prozent zahlen sollen, wird zur Antwort erhalten, dies sei sozial ungerecht. Aber wenn ich anders frage: Wer 30.000 Euro im Jahr verdient, der trägt vielleicht 2000 Euro zur Finanzierung der Gemeinschaftsanliegen bei. Wer eine Million verdient, muß fast 250.000 Euro Steuern zahlen. Das müssen wir den Menschen bewußtmachen."
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.08.2005, Nr. 33 / Seite 31
Das Interview und das Zitat ist von 2005
Zitat von: colourize am 26 August 2011, 13:00:51Wenn der Spitzensteuersatz bei 25% liegt zahlen die Besserverdienenden noch weniger Steuern zahlen als heute.Das fehlende Geld muss irgendwo herkommen. Wenn die reicheren Menschen die Zeche nicht zahlen, werden es die Ärmeren ausbaden.Sehe nicht, wo das gerecht sein soll.Es wird in dem Moment gerecht, wo die reicheren Menschen nicht mehr jeden Scheiß absetzen können, wodurch sie sich künstlich arm rechnen.Ein geringerer Steuersatz mit weniger Absetzungsmöglichkeiten wäre also durchaus gerechter...
Die flat tax ist erfunden worden als Teil eines marktradikalen Konzepts, das die Chicago Boys vor zwanzig Jahren gewendeten Kommunisten in Osteuropa aufschwatzten, übrigens mit dem Versprechen, damit könnten sie Franzosen und Deutschen Investitionen abluchsen. Diese Marktradikalen hassten die progressive Steuer, weil der Staat damit etwas tat, was sie ihm verbieten wollten: zum sozialen Ausgleich beitragen. Für sie galt: Was der heilige Markt entscheidet, soll der ganz und gar unheilige Staat nicht korrigieren.Als der rechtsliberale preußische Finanzminister Johannes von Miquel kurz nach Bismarcks Entlassung die progressive Einkommensteuer einführte, wollte er genau dies tun: Die Reichen sollten auch prozentual mehr für das Gemeinwesen abgeben als die, deren Einkommen gerade für das Notwendigste ausreichte.[...]Zugegeben: Kirchhof hat sein Konzept nicht aus denselben Gründen erfunden wie die Marktradikalen. Er hält es sogar für höchst "sozial", was immer dies heißen soll. Aber er kann nicht verbergen, dass mit seinem Konzept die Grundsatzfrage gestellt ist: Darf der Staat die Steuer als Instrument des sozialen Ausgleichs nutzen oder nicht? Die Marktradikalen, die lange vor Kirchhof für die - ach so einfache - Einheitssteuer eingetreten sind, geben darauf eine klare Antwort: Er darf nicht.Seit in Europa die progressive Einkommensteuer üblich ist, seit mehr als einem Jahrhundert, lautet die Antwort, die bislang von allen Parteien gegeben wurde: Er darf, ja er muss. Er muss heute noch mehr als vor hundert oder vor vierzig Jahren. Denn die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern ist tiefer geworden, die Spaltung der Gesellschaften mit all ihren Folgen schreitet voran.Wer dies verhindern will, muss auch im Steuersystem einiges reformieren. Er darf auch einiges vereinfachen. Aber er darf nicht ein wirksames Instrument eliminieren, das in den letzten hundert Jahren das Auseinanderfallen der Gesellschaften gebremst hat.
Auch das Bundesverfassungsgericht sieht das Gleichheitsprinzip durch das Leistungsfähigkeitsprinzip materialisiert. Es hat bereits in E 8, 51 ff., S. 68 f. im Sinne der vertikalen Steuergleichheit ausgesprochen: „Im Gegensatz hierzu würde im Bereich des Steuerrechts eine formale Gleichbehandlung von Arm und Reich durch Anwendung desselben Steuersatzes dem Gleichheitssatz widersprechen. Hier verlangt die Gerechtigkeit, daß im Sinne der verhältnismäßigen Gleichheit der wirtschaftlich Leistungsfähigere einen höheren Prozentsatz seines Einkommens als Steuer zu zahlen hat als der wirtschaftlich Schwächere (vgl. schon Art. 134 WRV)".