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Stagnation am Musikmarkt
colourize:
Frustriert vom diesjährigen Meraluna-Lineup und irgendwie auch gelangweilt von den Playlists in den Clubs stelle ich mir die Frage, warum seit vielen Jahren kaum neue musikalische Impulse zu vernehmen sind. Stattdessen wird augenscheinlich das immer Gleiche wiederholt, was ja angesichts der Tatsache, dass heute quasi jeder musikalisch mittelmäßig talentierte Mensch mit einem PC selbst Musik produzieren kann, schon erstaunlich ist. Früher konnten nur Bands mit Plattenverträgen in der knappen (weil teuren) Studiozeit Musik für einen Massenmarkt herstellen. Heute kann das Dank Billig-PC, Audacity, ASIO4ALL, MP3 und Free Webspace jeder selbst. Müsste denn nicht viel mehr Neues entstehen, wenn mehr Menschen experimentieren? Wieso hört man nie mal einen wirklich neuen Sound?
Ein meines Erachtens ganz spannender Erklärungsansatz - dem ich allerdings nur teilweise folge - wird in diesem TAZ-Artikel versucht, den ich hier gerne zur Diskussion stellen würde. Vielleicht sehe ich die Entwicklung auf dem Musikmarkt ja auch völlig anders als Viele hier. :)
t_g:
mal thematisch aufgeteilt. Was die hiesige Szene angeht, wüsste ich gerne mal, wie viele Leute hier fünf Alben aus den letzten beiden Jahren nennen können, die wirklich innovativ waren.
Auf die allgemeine Frage bezogen, halte ich den Artikel für etwas über's Ziel hinaus. Es gibt auch heute noch DJ-Bookings mit Gagen im vierstelligen Bereich und eine gewisse Überschaubarkeit ergibt sich schon aus den Vertriebswegen. Niemand wird zwanzigtausend MySpace-, Virb und Soundcloud-Seiten durch hören, um was vernünftiges zu finden. Diese Seiten sind in meinen Augen auch eher das Repertoire und nicht die Ausstellungsstücke. Diese finden sich dann eher dadurch, dass ein Künstler sein Werk bei einem - wie auch immer gearteten - Vertrieb anpreist. Sei es ein NetLabel, ein Forum, persönliche Empfehlungen, etc. Eine Vorfilterung kann also durchaus stattfinden, wenn auch vielleicht nicht auf so einem professionellen Level wie in der kommerziellen Musikindustrie. Aber die Vergangenheit hat oft genug gezeigt, dass ich deren Vorstellung von qualitativer Musik sowieso selten teile. ;)
banquo:
"Der Rückschluss, dass Musik nun wieder ein durch einen "Dayjob" zu finanzierendes Hobby sei, ist unbefriedigend. Wer acht Stunden oder mehr täglich damit befasst ist, seinen Unterhalt zu bestreiten, dem fehlen Zeit und Muße zur notwendigen künstlerischen Vertiefung. Da entsteht auf Dauer nichts, was länger als zwei Wochen interessant bleibt. Ebenso verflachen zwangsläufig die Musiker, die allein auf Auftritte bauen, so sie diese haben. Wer drei Nächte in der Woche auf Tour ist, produziert nur noch formelhafte Wiederholungen und bringt sich damit selber um die Relevanz."
Das finde ich etwas zu pauschal, in beiden Punkten. *find*
Das würde ja bedeuten, dass nur Vollzeit-Studio-Musiker "echte Musik" machen und alle andern nur rumstümpern. Wie lange hat Axl Rose noch gleich Vollzeit an Chinese Democracy gearbeitet? Und wie war das eigentlich früher, als es noch gar keine Musikindustrie gab, die Leute ganztätig beschäftigt hat? Mal davon ab, dass ja auch viele Leute mit Major-Label-Vertrag nicht von ihrer Musik leben können und nebenbei noch was anderes arbeiten müssen.
Multivac:
musik entwickelt sich immer weiter. es wird was neues kommen. vielleicht ist es schon im anmarsch, und wir merken es nur noch nicht. ich mach mir da überhaupt keine sorgen :)
K-Ninchen:
Als Kind hatte ich mal die Idee: Was, wenn irgendwann alle möglichen Melodien und Sounds, die es so gibt, schon mal gespielt wurden, also sämtliche Kombinationen schon "aufgebraucht" sind? Vielleicht passiert das ja gerade ;)
Nein, aber mal im Ernst: Innerhalb des gegebenen Rahmens ist Musik tatsächlich auf eine gewisse art begrenzt. Das ist ähnlich wie mit der Malerei. Man hat eine Fläche, freie Wahl bei den Farben und deren Zusammensetzung und die Fläche wird dann mit diesen Farben bearbeitet. Das Grundprinzip ist eigentlich immer das selbe. Es ist wahrscheinlich auch sehr schwierig, da noch einen neuen Stil durchzusetzen, der völlig innovativ und bisher unbekannt war. Es sei denn, man "sprengt den Rahmen". Das ist auch in der Musik möglich, hat dann aber nicht mehr viel mit der Musik an sich, sondern mit ihrer Präsentation oder Herstellung zu tun. Das reine Ergebnis sind letztendlich wieder nur Schallwellen in unterschiedlicher Frequenz und Lautstärke.
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