Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Kunst  (Gelesen 27977 mal)

Ansichtssache

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Re: Kunst
« Antwort #60 am: 04 Juli 2011, 20:56:48 »

Designer, wie viele Künstler wurden zu ihren Lebzeiten...äh, oder sagen wir besser in ihren Anfängen, verkannt...(schwacher Trost wahrscheinlich).

Zu deiner Frage - kann man das pauschal so beantworten? Kommt darauf an, was für Ideen, welche Ideologie hinter der Bewegung stehen soll, wie tiefgreifend sie ist und in welchem Rahmen sie stattfinden soll.
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Designer

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Re: Kunst
« Antwort #61 am: 04 Juli 2011, 21:25:41 »

Fest steht, die Linke und Rechte sind in ihren historischen Grenzen bzw. in ihren ideologischen Dogmen gefangen. Das gilt auch für die Neue Rechte, die sich zwar neuer Kommunikationsmittel bedient, aber nicht den (bluts-)völkischen Gedanken aufgeben kann. Alle (jetzigen) Radikalen sind nicht in der Lage das totalitäre Konzept zu transzendieren. Vielleicht auch deshalb nicht, weil sie sich selbst gar nicht als totalitär betrachten. Sie waren zu ihrer Zeit erfolgreich, weil sie den Zeitgeist einst verstanden haben. Genau das tun sie heute eben nicht. Sie sind zwar durchaus in der Lage Kompromisse einzugehen, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Von bestimmten Standpunkten können sie nicht abrücken und das behindert sie. Wie gefährlich wäre eine Form des "Faschismus" der sich völlig vom Rassismus befreit hat?! Natürlich müssten dafür neue Grenzen, ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl und ein neues Feindbild geschaffen werden. Nicht dass ihr mich falsch versteht: Ich will nicht mit dem Feuer spielen. Ich spekuliere nur ein bisschen. Alles rein theoretisch.
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Simia

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Re: Kunst
« Antwort #62 am: 05 Juli 2011, 00:50:47 »

Da ich eben das Fenster mit meinem ausführlichen Senf aus Versehen zugeklickt habe, nochmal die kurze Fassung aus meinem Kurzzeitgedächtnis (das muss nicht negativ sein  ;)) ...

Ich halte es generell für möglich, dass auch in diesen Zeiten noch ein totalitäres System (im engeren Sinne) errichtet werden kann. Genaugenommen gibt es sie ja auch, wenn auch nur als "Insellösungen" und nicht als populistische Massenbewegung. Ein gutes Beispiel für totalitäre Systeme in unseren Zeiten sind Psycho-Kulte wie die Scientology (darf ich das schreiben, oder kriegt sober dann böse Post? ::)). Man nehme eigene Codes, Sprache etc. (bzw. deute sie um!), ein am Besten kosmisches Ziel, stricke daraus einen "Lifestyle" inklusive Feindbild, verleihe alldem einen höchst elitären Nimbus, der einem dabei hilft, die Schäfchen aus ihren bisherigen Lebensverhältnissen herauszulösen und arbeite nach dem Prinzip "Zuckerbrot und Peitsche". Und nicht zu vergessen der obligatorische "Weg" (zu sich selber, seinem "Wahren Wesen" etc. pp.) mit unterschiedlichen Stationen, der die Schäfchen bei der Stange hält und einem selber eine Hierarchie ermöglicht, die Struktur reinbringt und die Sache noch mehr festigt. Derlei Systeme gibt es natürlich noch mehr, aber die Scientology halte ich für beispielhaft. Wobei "Die Welle" zeigt, dass nicht mal unbedingt eine Ideologie nötig ist (in einem großen Ausmaß ist es, denke ich, allerdings nicht möglich, darauf zu verzichten).

Aber es wird kaum über "Inseln" hinausgehen. Der besagte Zeitgeist ist aufgeweicht, sämtliche Werte, Weltanschauungen und Lebensentwürfe schwimmen nebeneinander und es wird immer schwerer, hindurchzunavigieren und einen gemeinsamen Nenner zu finden, auf den sich z.B. ein Möchtegern-Diktator berufen könnte. Ein totalitäres System wird kaum über eine nationale, regionale oder soziale etc. Ebene hinausgehen können. Das schafft eigentlich nur der Islamismus (der bei näherer Betrachtung auch nicht mehr so homogen ist). Ein Niveau wie bei "Die Welle", eigentlich nur eine Schulklasse oder Schule mit Auswirkungen in einer Stadt, ist allemal erreichbar.

Klar war der Zeitgeist "damals" auch nicht schwarz-weiß, aber man kriegt den Eindruck, die Dinge waren noch schärfer gezeichnet und einfacher zu benennen. Und auch Sozialismus und Nationalsozialismus waren gewissermaßen "Inseln", aber größer, einflussreicher für die nachfolgenden Jahrzehnte und zudem "originärer". Das wiederum mag auch auf den Islamismus zutreffen, der ja auf diese eindeutig rechts- oder linksideologischen Elemente verzichtet, aber ähnlich wie der Nationalsozialismus den Spagat zwischen Elitebewusstsein und Massenbewegung hinkriegt.

Hier wäre jetzt ein wunderschöner Punkt, um mit Kapitalismuskritik reinzugrätschen, also Geld als dieser gemeinsame Nenner. Allerdings geht es mir (und Designer vermutlich auch) wie gesagt um totalitäre Systeme im engeren Sinne.

Was bleibt denn auch noch übrig, um das man sein System herumbauen kann? Volk und Rasse hatten wir schon, Klasse auch und jetzt Kultur/Religion und selbst selbst Rothaarige (für Southpark-Fans ...). Viel ist da nicht mehr.

Edit: Hui, das ist ja bald ein Fall für das Politik-Board.
« Letzte Änderung: 05 Juli 2011, 01:36:17 von Simia »
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Re: Kunst
« Antwort #63 am: 05 Juli 2011, 01:04:02 »

Was ich mich grade frage ist, was ist das Geheimnis des Islamismus und lassen sich die dahinterstehenden psychologischen Muster auf ein areligiöses bzw. metareligiöses System übertragen?
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Re: Kunst
« Antwort #64 am: 05 Juli 2011, 08:56:08 »

und selbst selbst Rothaarige (für Southpark-Fans ...).
"Red Power!" ;D

und lassen sich die dahinterstehenden psychologischen Muster auf ein areligiöses bzw. metareligiöses System übertragen?
Denke ich nicht, besagtes "dahinter" dürfte von der "Gefolgschaft" automatisch auf eine Art religöse Ebene gehoben werden. Was im engeren Sinne ja auch nicht mehr als "einem Ideal zustreben" bedeutet.
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Re: Kunst
« Antwort #65 am: 05 Juli 2011, 11:44:43 »

Ich habe das Gefühl, dass die meisten Leute heutzutage völlig ideologieresistent sind. Vielleicht ist auch mein Angebot nicht attraktiv genug, aber ich beobachte dieses Desinteresse auch in anderen Bereichen. Sie sind sogar so desinteressiert, dass es ihnen nicht mal die Mühe wert ist, sich von unliebsamen Ideologien zu distanzieren. Z.B. sind viele noch in den großen Kirchen, obwohl die meisten Leute die ich kenne, mit Religion nicht viel am Hut haben, wenn man sie drauf anspricht. Manche gehen zwar wählen, aber die wenigsten würden auf die Idee kommen, einer Partei beizutreten. Die volle Aufmerksamkeit gilt den "Grundbedürfnissen": Ausbildung, Arbeit, Partner, Essen, Schlafen, Saufen, Fernsehen, Kaufen und so weiter. Viele Leute sind agnostisch, nicht in dem Sinne dass sie nicht an Gott glauben würden, sondern dass ihnen alles scheiss egal ist. Ich würde das sogar Nihilismus nennen, aber nicht im Sinne einer philosophischen Weltanschauung, sondern im Sinne einer Abgewandtheit gegenüber jeglicher Philosophie.
Ist der moderne Mensch nun völlig aufgeklärt oder doch nur völlig gleichgültig?
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Re: Kunst
« Antwort #66 am: 05 Juli 2011, 12:02:42 »

Manche gehen zwar wählen, aber die wenigsten würden auf die Idee kommen, einer Partei beizutreten.
Das geht jetzt wohl am Thema vorbei, aber: natürlich. Deswegen gehe ich doch meine Vertreter wählen. Um mich eben nicht selber kümmern zu müssen. Die Forderung "Wenn du wählen gehst musst du auch der Partei betreten" gipfelt in einem "Wenn du der Partei betrittst musst du auch aktiv Politik mitgestalten". Vielleicht etwas zu viel des Guten. Habe noch genug mit der Befriedung meiner belanglosen Grundbedürfnisse zu tun ;)

Ich würde das sogar Nihilismus nennen, aber nicht im Sinne einer philosophischen Weltanschauung, sondern im Sinne einer Abgewandtheit gegenüber jeglicher Philosophie
Naja ... genau das ist doch Nihilismus?
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Re: Kunst
« Antwort #67 am: 05 Juli 2011, 16:10:54 »

1. Ist es überhaupt richtig, den Islamismus im Ganzen als totalitäres System zu bezeichnen? Betrifft das nicht eher nur die Gruppe der Fundamentalisten?

2. Und ist es erstrebenswert, einer bestimmten Ideologie zu folgen? Kommt vielleicht darauf an, wie man das genau auslegt (vielleicht meintest du das in dem Kontext anders, Designer). Ich habe bestimmte Moral- und Wertevorstellungen für mich selber, ich habe im besten Fall eine politische Meinung und ich wähle die Partei, welche diese am ehesten repräsentiert. Das genügt meiner Meinung nach.   :)
Politisches Desinteresse ist dann wieder ein anderes Thema....

Edit: Schwachsinn geschrieben....
« Letzte Änderung: 09 Juli 2011, 11:18:09 von Ansichtssache »
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Re: Kunst
« Antwort #68 am: 05 Juli 2011, 16:29:42 »

Von Islam war hier gar nicht die Rede, sondern von Islamismus. Und ich gehe doch wohl richtig in der Annahme, dass das für dich nicht das selbe ist, oder?
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Re: Kunst
« Antwort #69 am: 05 Juli 2011, 16:44:11 »

Da hast du natürlich recht, es wurde tatsächlich nur von Islamismus gesprochen. Ich habe meinen Beitrag dahingehend editiert. :)
« Letzte Änderung: 05 Juli 2011, 17:09:42 von Ansichtssache »
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Re: Kunst
« Antwort #70 am: 05 Juli 2011, 16:52:44 »

Und ich dachte immer, der Islamismus wäre der fundamentalistische Flügel des Islam.
Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass das die Islamisten nicht so sehen.
Für die gibt es nur den einen wahren Islam, und "natürlich" wird dieser von ihnen vertreten.
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Re: Kunst
« Antwort #71 am: 05 Juli 2011, 17:03:09 »

Hm, ich dachte, das Wort "Islamismus" würde mehrere Strömungen beinhalten. Und Fundamentalismus wäre nur eine davon.
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Re: Kunst
« Antwort #72 am: 05 Juli 2011, 17:11:06 »

Vielleicht nur ein Kommunikationsproblem.
Also die Muslime die ich kenne, verstehen sich (so viel ich weiß) nicht als Islamisten.
Andererseits, wer tut das schon.
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Re: Kunst
« Antwort #73 am: 05 Juli 2011, 17:22:25 »

Naja - anfangs hatte ich wirklich im Kopf, das jemand hier "Islam" geschrieben hat (darüber hatte ich mich etwas aufgeregt :) ). Meine Annahme war aber auch, dass der Islamismus mehrere Bewegungen beinhaltet, eben nur u.a. den Fundamentalismus, aber evtl. sind die alle mehr oder weniger radikal, wenn sie sich auf dem alten, traditionellen Islam begründen.
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Re: Kunst
« Antwort #74 am: 05 Juli 2011, 17:41:11 »

Was mich aber auch stört ist dieser moderne, besonders aufgeklärte (fast linke) Blick auf Religion. Bitte nicht persönlich nehmen!
Aber was ist eigentlich falsch daran sich auf die traditionelle Auslegung des Islams zu berufen? Wenn jemand an fundamentale Glaubensgrundsätze nicht glauben will, soll er es doch gleich ganz lassen. Warum muss man immer alles verschlimmbessern? Das stört mich auch an diesen modernen, liberalen Christen, die alles so verbiegen, dass es auch ja nicht dem Zeitgeist widerspricht.
Ausserdem sind die Islamisten gar nicht traditionell, im Gegenteil. Der traditionelle Islam ist noch relativ liberal. Der Fundamentalismus beruft sich auf die Ursprünge der Religion, wie sie vor der Entstehung der traditionellen Theologie war. Die Radikalen sind in hohem Maße reformistisch, aber in entgegengesetzter Richtung zu dem, was sich der Westen gerne wünscht.
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