To: nachtmensch:Ganz ruhig...
Nochmal:
Ich will auch in gar keinem Fall alternative Energien schlecht reden, bin selbst ein großer Freund davon, diese zu nutzen, wo immer es möglich ist. Aber man darf doch einzelne Techniken auch da kritisch hinterfragen, oder?
Ok. Laß uns doch auf dieser Basis sachlich weiterdiskutieren.
Wenn Du Dich mit dieser Technik schon viel auseinandergesetzt hast (so interpretiere ich mal die Anmerkung mit dem Seminar, kanst Du meine Bedenken sicherlich auch zerstreuen, ohne gleich "unfreundlich" zu werden. Ich bin ja gerade in diesem Fall gerne bereit mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Mir fehlt nur der "Klick", der mir den Fehler in meinen Gedankengängen aufzeigt, ok? Ich will das wirklich wissen.
Also weiter im eigentlichen Text:
Ich stelle eine These auf und erörtere im folgenden detailliert, wie ich darauf komme.
Die These: Eine Photovoltaik-Anlage (sprich eine Anlage mit Solarzellen), stellt bei gleicher Investitionsmenge (hier "einige 100 Millionen Euro") eine ökologisch und ökonomisch sinnvollere Stromquelle da als ein Aufwindkraftwerk.
Ursprungsgedanke der These:
Die Photovoltaikanlage wandelt die Strahlungsenergie der Sonne, die auf der Erde auftrifft, direkt in nutzbaren elektrischen Strom um. Aktuell liegen die besten Wirkungsgrade bei etwas über 20% (noch ohne Kapillarkühlung, Link folgt).
Das Aufwindkraftwerk wandelt die Strahlungsenergie in Wärmeenergie, diese in Bewegungsenergie und diese per Induktion dann in elektrische Energie um.
Bei jeder Umwandlung geht Energie verloren (durch Reibung, Widerstand, Wärmefluß, etc), daher müßte das Aufwindkraftwerk weniger effizient arbeiten.
Probleme des Ursprungsgedankens:- Die einzelnen Wirkungsgrade der verschiedenen Energieumwandlungen beim Aufwindkraftwerk sind mir unbekannt, es könnte insgesamt einen besseren Wirkungsgrad haben.
- Dies klärt nicht den Unterschied der Kosten und des Energieverbrauchs bei der Errichtung der jeweiligen Anlagen.
Ich habe den Link von Dir jetzt intensiv durchforstet und ein paar Informationen leider nicht gefunden, die interessant für die Argumentation beider Seiten (wenn man von Gegenseiten ausgehen will) gewesen wäre. Vielleicht kannst Du sie mir ja geben.
Da wären:[list=1]die Fläche dieser 200MW-Anlage
die Höhe des Glasdaches über der Erdoberfläche
die Höhe des Turmes
die Beschaffenheit des Untergrunds
die Art der Turbinen und Generatoren in der Anlage[/list:o]Mag sein, daß ich ein Teil der Info einfach nur nicht fand, weil ich mich zu blöd anstellte, bin ja auch nur ein Mensch.
Da Du aber schon mit dem von colourize gegebenen Wert von 38km² Fläche des Treibhauses in Zusammenhabng mit den 200MW Leistung gesprochen hast, gehe ich mal davon aus, daß die Dimensierung der Anlage der Größenordnung von colourizes Beispiel entspricht.
Als Höhe des Glasdaches gehe ich mal von 3,5m aus, damit man darunter auch noch bequem Ersatzteile mit einem LKW transportieren kann.
Beim Boden denke ich an den klassischen australischen Wüstensand unterm Dach und in der Umgebung.
Turbinen sind mir keine in der Größenordnung bekannt, die zudem noch so langsam laufen sollen. Wird wohl eine Spezialkonstruktion.
Der Generator wird wohl ein Standardgerät sein, was an den Turbine mit einer Getriebeübersetzung verbunden sein wird.
Korrekturen der von mir nur angenommenen Werte sind grundsätzlich erwünscht.
Gehen wir die Probleme, die ich auf diese Anlage zukommen sehe chronologisch der Reihe nach durch (und ich hoffe, Du nimmst sie dann der Reihe nach sachlich auseinander)
BauphaseDu sprachst von Kosten zur Verwirklichung des Projektes von "einigen 100 Millionen Euro" (hast Du genauere Zahlen?)
Der größte Teil davon dürfte in den Bau des Turms gehen (Begründung folgt unten) und ich fände einen Vergleich interessant, was so ein Wolkenkratzer in NY oder Las Vegas oder Shanghai rein an Baukosten frißt.
Ich ignoriere mal die Grundstückspreise in der australischen Wüste, die dürften nicht so wichtig sein, das Gelände wird einfach ein paar Aboriginies geklaut ;)
Die StabilitätEin Turm von einem Kilometer Höhe und einem (bei Vergleich mit den Bildern auf der von Dir verlinkten Seite geschätzten) Durchmesser von 150m bietet eine Windangriffsfläche von 150.000m². Damit es ihn da nicht beim ersten größeren Sturm zerreißt oder umwirft, muß er ausreichend stabil und fest gebaut sein. Dies muß er bis in die obersten Lagen.
Die StatikDie für die Stabilität erforderliche Festigkeit erfordert eine gewisse Masse an Baumaterial. Dieser Turm wird sehr schwer. Er muß sein eigenes Gewicht tragen können (Beispiel: Ein Container muß 9 gefüllte Container auf sich tragen können, werden es mehr, geben die tragenden teile nach und verbiegen sich, ergibt einen etwa 25m hohen Containerstapel).
Die unteren tragenden Teile des Turms, die auch noch Platz für den durchlaufenden Wind lassen müssen, müssen die gesamte Masse des Turmes tragen.
Stell Dir vor, Du willst 3 WTC aufeinander bauen und die auf Säulen stellen. Das sind m.E. enorme statische Herausforderungen für die Bauingenieure.
Bedenke: Das höchste Gebäude bisher ist ca. 600m hoch afaik, und ist nicht ausschließlich hohl, sondern hat Verstrebungen ohne Ende und einen stabilen Sockel.
Der BetriebProbleme, die ich beim Betrieb der Anlage kommen sehe:
Wartung unterm GlasdachDu schriebst bei dem Hinweis auf die Kühlung etwas von 50°C Umgebungstemperatur. Nehmen wir die als Basis an.
Auf der von Dir verlinkten Seite steht daß die Luft im Schnitt auf 35°C über der sonst normalen Umgebungstemperatur erhitzt wird. Das heißt wir haben unter dem Glasdach eine Temperatur von 85°C.
Wartungs- und Reperaturarbeiten (z.B. das Wechseln einer Scheibe im Glasdach) können also nur nachts ausgeführt werden, da kann ja sonst bei den Temperaturen niemand arbeiten.
Landwirtschaft unterm GlasdachAuf der Seite werden dann Windgeschwindigkeiten von 15m/s angegeben (ok, ich habe mich verschätzt), das entspricht 7 Beaufort, sturmartiger Wind.
Zeig mir mal die Pflanzen die bei 85°C und 7 Bft noch gedeihen. Vom Wassermangel in solchen Wüstenregionen mal ganz abgesehen. Das dürften nur eine handvoll sehr flacher Kakteen sein. Wenn überhaupt.
Da dürfte selbst die Genfood-Forschung noch dran zu knapsen haben.
SandSelbst bei geringeren Geschwindigkeiten des Windes, würden in solchen Regionen noch Unmegen von Sand verweht werden. Die Anlage muß regelmäßig freigeschaufelt werden. Es wird teilweise Sand mit in den Kamin hochgerissen werden, der sich in Lager und sonstiges der Turbinen, des Getriebes und des Generators setzen würde.
Dies erhöht die Wartungsanfälligkeit.
KlimaAuf der Seite wird angegeben, das Kraftwerk würde rund um die Uhr arbeiten. Mir ist noch unklar wie, aber ich geh mal davon aus, daß es nachts einfach weniger leistet, aber die Restwärme reicht, um es am Laufen zu lassen.
Damit haben wir wiederum das angesprochene Problem. Ein stationäres Tief mit hohen Windgeschwindigkeiten und punktuell sehr starken Aufwinden von sehr heißer Luft.
Ich bestreite nicht, daß sich die klassischen Energieträger sehr stark aufs Klima auswirken, es wahrscheinlich sogar stärker tun als ein einzelnes Aufwindkraftwerk. Andersherum, was wäre schon ein einziges Kohlekraftwerk mit anständigen Filtern? Das Problem sind immer mehrere.
Aber Fakt ist, das hier pro Kraftwerk ein neues Regionalklima vom Menschen künstlich geschaffen wird. Diese wirken sich auf das Gesamtklima aus. (Anm.
Bitte nicht vergessen, Klima ist mehr als nur der Temperaturhaushalt der Atmosphäre!)
Es entstehen künstliche stationäre Tiefs.
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Soweit die Argumente gegen das Aufwindkraftwerk.
Hab voerst keine Zeit (und keine Lust, da bin ich ehrlich) mehr.
Ich suche Montag nachmittags (wenn ich dran denke) dann Links zur Photovoltaik, den Kosten, Wirkungsgraden, Möglichkeiten etc. raus und schreibe meine Pro-Seite.
Bin aber schon mal auf Deine Argumente gespannt.
Und nochmal:
Mich interessiert das Thema und ich würde mich gerne von einer Großanlage eines Auwindkraftwerks überzeugen lassen, aber im Moment denke ich, daß ein paar kleine verteilte (wie das in Spanien) mehr Sinn machen würden.
Gegenargumente sind immer gerne willkommen. Ich lerne gerade in diesem Bereich gerne etwas hinzu.
Im übrigen denke ich, daß verschiedene Methoden, Sonnenenergie zu nutzen ebenbürtig nebeneinander existieren können sollten.
Grüße
Lars[/quote]