Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Selektiver Glaube oder "Beten in der Not"  (Gelesen 7621 mal)

Laetitia

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Selektiver Glaube oder "Beten in der Not"
« Antwort #15 am: 13 September 2004, 15:47:53 »

Zitat von: "Drachenkind"
Ich geh kotzen.


Meine Frage war durchaus ernst gemeint und diente nicht der Proklamation von "true" oder "untrue". Aber bitte, wir können auch auf deinem Niveau weitermachen:

Ich empfehl dir beten statt kotzen, das schadet der Speiseröhre nicht ;-) *scnr*
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Wer geboren werden will, muß eine Welt zerstören." H. Hesse (Demian)

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Daelach

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Selektiver Glaube oder "Beten in der Not"
« Antwort #16 am: 13 September 2004, 15:54:51 »

Heilsa!

Aber beten, zu wem auch immer - wozu? Was sollte das bringen? Die, die drin waren, hatten ohnehin keine Chance mehr. Die, die das Glück hatten, nicht drin zu sein, waren ohnehin schon in Sicherheit.

Mal abgesehen davon, daß der Gedanke, zu einem angeblich allmächtigen und allwissenden Jahve zu beten, im höchsten Maße unsinnig wäre - denn laut Bibel fällt kein Spatz vom Himmel, ohne daß "der Herr"(tm) es will. Also ja wohl erst recht keine Flugzeuge. Selbst Christen müßten wissen, daß Beten da Schwachsinn ist. Naja, wenn sie klar denken könnten, wären sie ja auch keine Christen, sondern bei gleicher Grundeinstellung noch am ehesten Humanisten.

hilsen.. Daelach
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colourize

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Selektiver Glaube oder "Beten in der Not"
« Antwort #17 am: 13 September 2004, 15:57:28 »

Auch wenn ich persönlich das nicht wirklich nachvollziehen kann (vielleicht weil ich noch nie eine so tiefe Krisensituation erlebt habe..) - in Krisenphasen sind die Menschen immer religiöser; das scheint kulturell universal zu sein. Je schlechter es den Menschen geht, desto voller sind die Kirchen.

Und nicht nur das: Individuelle Kulte nehmen auch zu. Also der ganze Krams mit Kartenlegen, Runenwürfeln, magische Zaubersprüche dahermurmeln oder irgendwelche anderen Ritualpraktiken - all das zählt für mich genauso zur Religion. Und all das hat Hochkonjunktur, wenn die Zeiten schlechter werden.

In meinem rationalen Weltbild war noch niemals Platz für Gebete, Magie oder sonstigen Hokuspokus, weder als die Twin Towers eingestürzt sind, noch in Krisensituationen, die mich persönlich viel direkter betroffen gemacht haben. Aber vielleicht liegt das auch einfach daran, dass meine Schmerzgrenze offenbar etwas höher ist als bei vielen Anderen. Ich hab auch noch nie im Kino geheult. Geht einfach nicht.
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phaylon

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Selektiver Glaube oder "Beten in der Not"
« Antwort #18 am: 13 September 2004, 16:09:14 »

Es liegt wohl auch zum Teil daran, wie die Menschen erzogen wurden. In Amerika ist die Kirche nunmal eine recht starke Institution. Eine jede Entscheidung gegen dieses ist damit ein »Schwimmen gegen den Strom«. Wenn die Entscheidung, dies zu tun, auf etwas wackeligem Fuss entstanden ist, kann ein »Rückfall« ins Christentum leicht passieren.

Ich würde allerdings nicht jede Ritualpraktik als Religion sehen, da diese nicht alle auf Glauben basieren, sondern auch andere Hintergründe haben können. Aber die Heilslehren sind natürlicherweise erster Anlaufpunkt für Sinnsuchende, die selbst am wenigsten Mühe damit haben wollen.


p

Edit: Tippfehler.
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Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

kb

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Selektiver Glaube oder "Beten in der Not"
« Antwort #19 am: 13 September 2004, 16:17:38 »

Gebetet hab ich auch nie wirklich, aber auch ich hab das im Büro im Fernsehen gesehen (manchmal hat Konsolenspiele entwickeln seine Vorteile) und den Atem angehalten. Allerdings war es keine Trauer sondern eher angesteckte Fassungs- und Hilflosigkeit sowie eine gute Portion Angst - Angst, die mich überrollte, als ich anfing nachzudenken, was dieser Tag wohl für die Weltgeschichte bedeuten würde. Angst davor, was noch alles von seiten der Terroristen kommen und wie unangenehm der Rachefeldug der USA werden wird.

Aber Gott da mit reinzuziehen? Nein. Ich seh mich selbst eher als Agnostiker denn als Atheist (ich persönlich glaube nicht an einen Gott, aber ich kann seine/ihre Nichtexistenz genausowenig beweisen wie Gläubige seine/ihre Existenz), und außerdem - sollte es diesen Gott geben, so hat er gerade je nach Glaubensrichtung irgendwas zwischen "zugesehen, wie" und "bewirkt, dass" diverse tausend Menschen ihr Leben lassen mußten und die Welt in ein politisches Chaos gestürzt wird, wie es es seit über 50 Jahren nicht mehr gab. Warum zur Hölle sollte ich genau dann zu beten anfangen? "Oh nein, es gibt doch einen Gott und er will uns warnen" wäre doch die wirklich einzige Begründung dafür - und dafür war ich mir dann doch etwas zu schade.

Ansonsten stimme ich Phaylon zu: Aber die Heilslehren sind natürlicherweise erster Anlaufpunkt für Sinnsuchende, sie selbst am wenigsten Mühe damit haben wollen.
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