Seit dem ersten Readymade dem Pissbecken mit Namen "Fontäne" von Marcel Duchkamp 1913 ist alles Kunst ...
- Da irrst Du aber gewaltig, mein Freund!
Der Umstand, daß ungeachtet der musikalischen Bewegung des Bruitismus in den frühen 20er-Jahren nicht
jedes Fabrikgeklöngel gleich "Musik" genannt wird, daß wir auch und gerade
nach Epigonen wie TG, SPK oder Whitehouse sehr wohl zwischen guter und schlechter Industrial-Musik (im ursprünglichen Sinne des Terminus) unterscheiden können und daß allein die kunsthistorische Tatsache der dadaistischen Bewegung noch lange nicht jedem amorphen Gemurmel automatisch den Ritterschlag der "Lyrik" verpaßt, beweist das überdeutlich.
Es sind verschiedene Kriterien, die Kunst zur
Kunst - und insbesondere zur "guten" Kunst machen: a) der Künstler verfolgt mit seinem Werk eine Aussage (die dem Außenstehenden, wie bei Duchamps, Beuys oder auch Warhol keineswegs unmittelbar ins Auge fallen muß), die er explizit machen kann; b) er entwickelt eine gewisse Originalität, d. h. einen eigenen Stil, m. a. W.: er erarbeitet sich eine eigene, unabhängige Form des Ausdrucks und enthält sich billiger Abklatscherei und plagiativem Geplänkel; c) er versucht gerade
nicht, irgendeinem "Geist" hinterherzulaufen, und d) er mißbraucht sein Schaffen nicht als
bloßes Mittel zum Transport anderweitiger Botschaften (wobei gerade die Gratwanderung zwischen a) und d) bisweilen ein wenig schwierig ist). Kurzum: Der Künstler schafft etwas
Eigenständiges in Form, Ausdruck und Mittel! - Abgesehen davon, daß Du insbesondere eklatant gegen die Items b) und c) verstößt, ist es wirklich ein starkes Stück Vermessenheit und Selbstverblendung, Dein Geschreibsel hier auch nur in
irgendeiner Art und Weise in Bezug zu Duchamps zu setzen.
Darüberhinaus ist die Form, in der Du der hier geäußerten - und bisweilen durchaus konstruktiven - Kritik begegnest, ziemlich entlarvend: Die Position, auf die Du Dich stellst, ist nun wirklich die billigste, die's überhaupt gibt: "Wer nicht toll findet, was ich mache, der hat ganz einfach keine Ahnung". Schon mal was davon gehört, daß Kunst immer auch
Kommunikation ist? - Und daran hast Du ja offensichtlich durchaus Interesse, sonst würdest Du uns hier wohl kaum mit einem Gedicht nach dem anderen penetrieren, oder? Dann solltest Du aber auch
Deinen kommunikativen Part übernehmen und nicht gleich die beleidigte Leberwurst markieren, sobald hier einer was sagt, was Dein etwas außer Maßstab geratenes Selbstbild ankratzt!
Tja, Kollege, Du mußt damit leben: So ziemlich
jeder hat in seinem Leben schon mal Gedichte geschrieben, insbesondere in der Pubertät ist das durchaus üblich. Und ehrlich: Dein qualitatives Niveau bewegt sich in etwa genau in diesen natürlichen Grenzen. Sorry, wenn ich Dir das so offen sagen muß. - Ausdrücklich
nicht gesagt sein soll damit jedoch, daß nicht noch mal was aus Dir werden könnte. Allerdings: Wenn Du Dich eventuell doch noch ein bißchen entwickeln und nicht auf Deinem jetzigen Level stehenbleiben willst, solltest Du vor allem dreierelei Eigenschaften einüben: a) ein wenig mehr Bescheidenheit hinsichtlich Deines Selbstbildes; b) ein gehöriges Portiönchen mehr kritisches Bewußtsein der eigenen Person und dem eigenen Schaffen gegenüber; c) 'ne
ganz gehörige Portion mehr Offenheit für Kritik von außen.
Dann klappt's vielleicht auch irgendwann mal mit der Kunst ...
P.S.: Auf Deinen unqualifizierten Nietzsche-Kommentar einzugehen, erspare ich mir an dieser Stelle wohlweislich.