Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Ist Streaming bald am Ende?  (Gelesen 14916 mal)

RaoulDuke

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Ist Streaming bald am Ende?
« am: 27 Januar 2022, 11:40:49 »

Ich bin seit vielen Jahren beigeisterter Kunde bei der weltgrößten Musikstreaming-Plattform. Und ich meine begeistert - die Bibliothek ist auch in kleinsten Randbereichen fast vollständig, und ich fühle mich oft, als hätte ich als kleiner Junge eine riesige Bonbonkiste gefunden. Als Musikfan höre ich immer etwas, wenn ich unterwegs bin, Musik, aber auch Podcasts, höre die Band-"Radiosender", bei denen Musik gezeigt wird, die von Fans der Band, bei der ich gelandet bin, auch gehört wird - und so bin ich auf einer nie endenden Entdeckungsreise durch die Musikgeschichte, von Beethoven bis Black Metal, es ist alles dabei.

Meine große CD-Sammlung habe ich allerdings nie aufgegeben, wenn auch schn lange nicht mehr verwendet und schon gar nicht ergänzt. Heute morgen wurde ich allerdings schmerzhaft daran erinnert, dass die Monopolisierung des Musikzugangs auch seine Schattenseiten haben kann. Der Grund ist eigentlich der, der auch schon den Monopolisten Facebook für mich unbenutzbar gemacht hat: Die Politisierung von einfach Allem.

Der konkrete Anlass war die Ankündigung von Neil Young, seine Musik bei Spotify löschen zu lassen bzw. nicht mehr zur Verfügung zu stellen, weil ein Podcaster namens Joe Roghan dort nach seiner Ansicht Falschinformationen über Corona verbreite. Nun kenne ich Joe Rogan nicht, und er ist mir auch egal. Neil Young kenne ich aber schon, und höre sogar gelegentlich etwas von ihm. Ich könnte auf ihn in meiner Playlist zwar auch verzichten, aber es hat sich mir ein Szenario aufgedrängt, das mich am Ende sogar von Spotify vertreiben könnte, wie einst von Facebook. Und zwar das Folgende:

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie das Problem gelöst werden kann: Joe Rogan bleibt, Neil Young bleibt weg. Dann werden andere Künstler um Herrn Young unter Druck geraten, "Haltung" zu zeigen und dem Beispiel zu folgen. Neil Young hat ja seine politische Haltung zu einem zentralen Element seiner Musik gemacht, was ja auch OK ist, und er ist Vorbild für viele andere. Er hat andere auch aufgefordert, mitzumachen. Mit etwas Pech müssen irgendwann alle Künstler, die der Counterculture der 60er nahestanden, gehen, weil ihre Fans rebellieren, wenn sie es nicht tun. Sie zeigen schließlich sonst keine "Haltung". Aufgrund der großen Zahl der betroffenen Bands und Fans wird Spotify wahrscheinlich genötigt werden, dem zuvorzukommen, und Joe Rogan von der Plattform nehmen müssen. Dann geht die Spaltung in umgekehrter Richtung weiter. Wie kann Jordan Peterson auf einer Plattform bleiben, die so etwas wie Zensur betreibt oder sich zumindest durch ökonomischen Druck dazu bringen lässt, die verfämte "Cancel Culture" zu betreiben, die Herr Peterson so vehement bekämpft?

Die Plattform wird sich (mit etwas Pech) entscheiden müssen, ob sie Vielfalt oder Haltung vertreten möchte. Das ist nicht neu, ähnliches betrifft ja auch Facebook, Twitter, die Veranstaltungen Golden Globes und die Oscar-Verleihung, die Online-Plattformen Parler und GAB, Telegram, diverse Spieleplattformen und am Ende eigentlich die ganze Gesellschaft. Nur so ein kleines Forum für Grufties im Raum Hamburg hat bisher es geschafft, diesem Schicksal einigermaßen zu entgehen, wenn auch unter Schmerzen. ;)

Naja, Jordan Peterson würde Dennis Prager folgen, dann würde die Glenn Beck Show fallen, dann vielleicht diverse Country- und Folk-Künstler, dann frisst sich die politische Korrektheit beider Lager immer tiefer rein, und man kann sich ausmalen, wie es dann weitergeht: Am Ende ist die Bonbonschachtel halbleer, und wenn die Mehrzahl der Plattformen ein Beispiel ist, werden nur noch Bonbons auf der linken Seite liegen. Man kann dann aufwendig und teuer eine kleine, schlechter gemachte Bonbonschachtel dazuabonnieren, auf der einige Bonbons auf der rechten Seite liegen, aber wenn die anderen Plattformen ein Beispiel sind, werden am Ende einfach viele Bonbons fehlen.

Dumm für Leute, die Musik als solche gut finden und dabei Politik-agnostisch sind. Ich höre Slime, aber auch Dolly Parton. Neofolk finde ich toll, 60s Hippie-Bands aber auch. Ich kann den satanischsten nordischen Black Metal hören und für seine Energie und Kunstfertigkeit bewundern, und am nächsten Tag laufen Bach-Kantaten im Wohnzimmer.

"Keep on rockin' in the free world" sang Neil Young einst. OK, ich ziehe den Refrain aus dem Kontext, aber ich würde gerne weiterrocken in der freien Welt, ohne politisch korrekten Cancel Culture-Filter, wer auch immer da hängen bleiben würde.

Zeit, wieder CDs zu kaufen? Die kann man wenigstens nicht aus dem Schrank löschen, wenn sie mal in politische Ungnade fallen.
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nightnurse

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #1 am: 27 Januar 2022, 11:58:17 »

Bisschen clickbaity dramatischer Threadtitel? ^^

Das Phänomen, das Du beschreibst, ist doch nicht neu.
Früher hat der Ladeninhaber entschieden, was er sich in die Regale (oder den Katalog) stellte und wenn man unzufrieden war, daß da Slime bzw. Störkraft stand oder nicht stand, ging man da nicht einkaufen und stattdessen woanders hin, wo einem das Sortiment (und die damit vermittelte Haltung) besser gefiel. Die Künstler hatten darauf allerdings keinen Einfluss.
Heute gibt sich die Plattform überpolitisch und die Künstler überlegen sich, ob ihnen das gefällt. Womöglich setzt das nen Trend. Kann sein. Tja.

Das wird wohl kaum das Ende von Musikstreaming bedeuten. Es wird nur vielleicht für den Endverbraucher  unhandlicher (und teurer) werden, weil man evtl mehrere Plattformen benutzen muss. So wie damals.

Man soll übrigens auch Musik ohne physischen Tonträger kaufen können. Habe ich mir erzählen lassen. Teurer als Streaming, billiger und platzsparender als CDs. Auf Bandcamp gibt es manchmal Supersonderangebote, die sogar mich in Versuchung bringen ;D
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BaerndME

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #2 am: 27 Januar 2022, 14:06:07 »

Die Plattform wird sich (mit etwas Pech) entscheiden müssen, ob sie Vielfalt oder Haltung vertreten möchte. Das ist nicht neu, ähnliches betrifft ja auch Facebook, Twitter, die Veranstaltungen Golden Globes und die Oscar-Verleihung, die Online-Plattformen Parler und GAB, Telegram, diverse Spieleplattformen und am Ende eigentlich die ganze Gesellschaft. Nur so ein kleines Forum für Grufties im Raum Hamburg hat bisher es geschafft, diesem Schicksal einigermaßen zu entgehen, wenn auch unter Schmerzen. ;)

Nicer Seitenhieb. :D

...dass die Monopolisierung des Musikzugangs auch seine Schattenseiten haben kann. Der Grund ist eigentlich der, der auch schon den Monopolisten Facebook für mich unbenutzbar gemacht hat: Die Politisierung von einfach Allem.

Verstehe ich jetzt nicht ganz. Wenn Schboddifei ein Monopol hat, was sind dann Tidal und Quobuz?

Ansonsten verstehe ich das Dilemma. Es ist auch hammerhart schwierig.
Ich bin total für Meinungsfreiheit, diese ist ein so ultrawichtiges Gut.

Wir haben eine neue Situation, eine neue Qualität.

Seit dem Ende des 2. Weltkrieges haben Verschwörungsmythen keine, oder kaum noch, Todesopfer gefordert. Zion-Dingsbums, Flatearthler, neurechte Friedensbewegung, alles Phänomene, die man auch da lassen und deren Anhänger man als "Spinner" abtun kann - um der Meinungsfreiheit Willen. Der Holocaust war bisher das letzte geschichtliche Ereignis, wo ein Verschwörungsmythos Menschenleben kostete.
Und heute... https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/tote-corona-leugner-wenn-nicht-sein-kann-was-nicht-sein-darf,SuONlPT

Es ist immer eine Gradwanderung, und ich bin davon überzeugt, dass wir weiter sind, an einem Punkt, an dem es nicht mehr einfach nur noch um "Haltung zeigen" geht. Es ist mehr als "Haltung". Es geht um Menschenleben.

Es ist überall so, nicht nur beim Musikstreaming.

Man könnte aber eine Lektion lernen: Ob die Öffnung eines MUSIK-Streamingdienstes für (politische) Podcasts eine gute Idee ist. Oder ob man bei Musik bleiben sollte.
Man kann auf Spotify ohne Probleme Burzum hören, bei der Suche nach Störkraft oder Landser sieht es schon schlechter aus. Hier hat man ja offenbar schon Regularien, die sicher auch nicht jedem passen, die aber noch keinen Massenboykott der Plattform ausgelöst haben.
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Jack_N

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #3 am: 27 Januar 2022, 15:45:22 »

ich persönlich fände es sowieso schön, wenn bei Spotify überhaupt keine Podcasts oder Hörbücher zu finden wären. Nichts ist nerviger als wenn man in allen neu zusammengestellten "Mix der Woche"-Folgen plötzlich Hörbuchfetzen (ja auch nur einzelne Episoden, mittendrin) findet, nur weil man einmal auf der Plattform ein Hörbuch gehört hat.
Also: Kann weg, ist keine Kunst :P

Ansonsten haben wir hier das Phänomen der rein finanziellen Abwägung: Wie viele Leute hören den Rogan, wie viele Leute Neil Young? Wie viele Musiker, die oft gehört werden, folgen seinem Beispiel?
Wie lange wartet Spotify hier mit einer Entscheidung, haben sie bis dahin Hörer und Künstler unwiderbringlich verloren? Zumal ja auch die Auszahlungsmodalitäten bei dem Laden oft eher mau sein sollen.

Tidal scheint nochmal für Musik einen Aufwind zu bekommen, ist aber nicht so vielfältig. Audible bleibt als Nummer1 für Hörbücher.

Wo ich Dir, Raoul, aber widersprechen muss ist die Vielfalt. Spotify ist mir gerade in den letzten Jahren primär dadurch aufgefallen, dass "unangenehm-politische" Musik auf der Plattform sich breitgemacht hat. Von eindeutig-zweideutigem Deutschrock, über auf einmal auftauchende russische Songs zweifelhafter Qualität wird einem immer mehr solches Zeug in die "Neu" und "Mix der Woche"-Playlists gespült, vor allem da man es beim reinen Nebenbeihören auch manchmal schlichtweg nicht mitbekommt (könnte auch Eisbrecher sein oder so).

Und dann nervts, weil man wieder einzelne Bands aus seinen Hörvorlieben blocken muss, damit man nicht ständig damit bombardiert wird, der Algorithmus aber nicht erkennen kann, dass die Texte das Problem sind und nicht der Musikstil. Also hat man 2 Wochen später wieder so einen Scheiss im neuen Mix.

Wenn man nur gezielte Oldies hört geht das. Aber wer die Plattform wirklich nutzen will um Musik zu entdecken, der trifft teilweise echt auf... grenzwertigen Mist.


Edit: Grad Zahlen gelesen. Neil Young kommt bei Spotify auf ca. 6,5mio Aufrufe pro Monat. Rogan auf über 200 Millionen...
« Letzte Änderung: 27 Januar 2022, 17:43:12 von Jack_N »
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nightnurse

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #4 am: 27 Januar 2022, 21:47:32 »

Ansonsten verstehe ich das Dilemma. Es ist auch hammerhart schwierig.
Ich bin total für Meinungsfreiheit, diese ist ein so ultrawichtiges Gut.

Was übrigens stimmt.

Ich bin nur nach wie vor befremdet, daß wir die Wahrung dieses Gutes mehr und mehr von Privatunternehmen abhängig machen.
Facetwittyougram haben alle ihre AGB, wer mitmischen will, muss die abnicken, wenn da drinsteht [Zeug] ist bei uns verboten, dann isses halt so. Wenn die die AGB ändern und auf einmal ist [anderes Zeug] verboten, ja, tough shit?

Auch die Streamingdienste sind private Unternehmen, die können (im Rahmen geltender Gesetze) anbieten, was sie wollen. Oder eben nicht. Ich kapiere nicht, wie man da mit einer "ihr müsst aber weil Meinungsfreheit"-Haltung rangehen kann. Echt nicht.
Schon zu Analogzeiten waren weder Zeitung noch Radio verpflichtet, Leserzuschriften zu veröffentlichen oder alles zu ventilieren, was man ihnen an Artikeln oder Musik zuschickt. Warum erwartet man das jetzt von Internetanbietern?

(Tschuldigung, frage ich mich schon lange ::) )

Zur freien Meinungsäußerung gehört aber nun mal auch die Freiheit, den Laden zu verlassen, wenn einem nicht gefällt, was da passiert. Wenn das ausreichend viele Leute tun, muss der Laden vielleicht mal drüber nachdenken. Der Markt regelt :]


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Jack_N

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #5 am: 28 Januar 2022, 09:52:26 »

Interessante Wendung hier übrigens im Bereich Youtube:
In den USA gibts ja diese "Fair Use"-policy, nach der z.B. eine Wiederverwendung von Inhalten (Musik, Videos) erlaubt ist, wenn man diese verfremdet.
Ein Kanal eines berühmten Youtubers, der Anime-Serien diskutiert und inhaltlich auseinandernimmt, wurde von Toei animation (Dragonball Z usw...) mit Copyrightklagen überschwemmt. Sie haben erst versucht direkt über Youtube seinen Kanal löschen zu lassen, als Youtube da nicht mitspielen wollte über 150 Videos von ihm manuell geflaggt, und schließlich eine Liste von 86 Videos vorgelegt die sie beanstanden und die sie nicht demonetarisiert, sondern komplett gelöscht wissen wollten, mit der Aufforderung, dass auch alle anderen von ihm gelöscht werden sollten.
Nach der Fair-Use-Clause waren die aber alle in Ordnung.
Youtube will in solchen Fällen jetzt Regionalblockings anwenden, wie sie es zunächst ja in D auch mit Musikvideos gemacht haben. Damit wären die Videos nur noch in den Ländern zu sehen, wo man gesetzlich die Nutzung nicht beanstanden kann. Ansonsten müssen die Rechteinhaber in diesen Ländern gegen die dort vorherrschende Gesetzgebung klagen.


Die Idee dahinter finde ich ansich nicht schlecht. Das sollte dann aber auch weltweit so angewandt werden, das überall die jeweils gültigen Länderstandards eingehalten werden. Und nicht die amerikanischen Sichtweisen überall aufgepfropft werden.
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RaoulDuke

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #6 am: 30 Januar 2022, 01:01:12 »

Bisschen clickbaity dramatischer Threadtitel? ^^

Jetzt fühle ich mich aber ein kleines bisschen durchschaut. ;)

Der allgemeine Stil der Medien färbt halt ab auf mich, aber ich habe wenigstens vermieden, ins Feld zu führen, DaSs WiR AlLe StErBen WeRdeN!!!!1!!EINS, AHHH! 8)

Edit: Grad Zahlen gelesen. Neil Young kommt bei Spotify auf ca. 6,5mio Aufrufe pro Monat. Rogan auf über 200 Millionen...

Ja, Joe Rogan kommt bei seinen Sendung auf etwa 20 mal so viele Zugriffe wie im Internet veröffentlichte Beiträge von CNN, berichtete Callum von den Lotus Eaters. Spotify hat sich größte Mühe gegeben, ihn an Bord zu holen, und von dem, was ich bisher vernehmen durfte, hat er zwar manchmal ziemlich skurrile Chaoten in seiner Show, aber aus allen Richungen, und diskutiert sachlich mit ihnen. Die paar Schnipsel, die ich hören konnte, fand ich sogar ziemlich interessant. Besagter Podcaster von Lotus Eaters verglich daraufhin die Aktion von Neil Young mit einem Bankräuber, der in eine Filiale läuft, sich selbst eine Waffe an den Kopf hält und ruft "Geld her oder ich schieße!" ... und dann tut keiner was. Also: BÄM, Neil Young ist weg und Joe Rogan noch da.

Auch wenn ich es wegen Neil Youngs Musik schade finde: Das war auch eine echt dumme Aktion.

Wo ich Dir, Raoul, aber widersprechen muss ist die Vielfalt. Spotify ist mir gerade in den letzten Jahren primär dadurch aufgefallen, dass "unangenehm-politische" Musik auf der Plattform sich breitgemacht hat. Von eindeutig-zweideutigem Deutschrock, über auf einmal auftauchende russische Songs zweifelhafter Qualität wird einem immer mehr solches Zeug in die "Neu" und "Mix der Woche"-Playlists gespült, vor allem da man es beim reinen Nebenbeihören auch manchmal schlichtweg nicht mitbekommt (könnte auch Eisbrecher sein oder so).

Das finde ich echt interessant. Das Problem habe ich überhaupt nicht, aber vermutlich, weil ich jede Band, die ich höre, direkt auswähle oder sie zumindest aus dem Radio-Stream eines mir bekannten Künstlers kommt. Dass da irgendwas auftaucht, was mich inhaltlich aufregt, ist echt selten. Aber ich höre auch so ziemlich nichts, was stilistisch unangenehm Politisches aufwirbelt, und die alten Punks, die dürfen das irgendwie bei mir, das ist ja irgendwie Folklore, und schon so lange her.

Man könnte aber eine Lektion lernen: Ob die Öffnung eines MUSIK-Streamingdienstes für (politische) Podcasts eine gute Idee ist. Oder ob man bei Musik bleiben sollte.
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Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch keinen Song von Störkraft oder Landser gehört, geschweige denn gesucht. Aber es ist eben die Frage, wo man die Grenze zieht - und ich selbst hätte sie gerne weit. Burzum ist ein gutes Beispiel, eigentlich ein perfektes, weil ich Abscheu über die Taten von Varg Vikernes empfinden kann und die Musik cool finden. Ich hatte Sorge, dass die Grenze nun in Bewegung gerät, tut sie aber wohl nicht.

Politische Podcasts sind aber echt eine Frage. Ich bin ja generell dafür, dass alle mit allen diskutieren, aber die Zeiten sind nicht mehr so. Vielleicht sollte es einen Streming-Dienst für Musik geben, und dann so Services wie Podcasts nach politischen Lagern unterteilt. Das ist ja bei Social Media ja schon Usus, bei der Presse sowieso, bei den großen Konzernen (vgl. Gilette und Wilkinson), bei Banken (hier kann spannende Dinge über die Bank of America googlen) und fast allem anderem. Musik ist noch ein Medium für alle, und ich hoffe, das bleibt noch ein Weilchen so.
« Letzte Änderung: 30 Januar 2022, 01:03:01 von RaoulDuke »
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Eisbär

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #7 am: 30 Januar 2022, 11:03:05 »

Die Plattform wird sich (mit etwas Pech) entscheiden müssen, ob sie Vielfalt oder Haltung vertreten möchte.
Du verwendest den Begriff "Vielfalt" in dem Zusammenhang falsch oder zumindest fragwürdig.
Wenn man Deiner Definition der Darstellung von Vielfalt in den Medien folgen würde, hätten wir ein noch schlimmeres false balancing in selbigen als wir es eh schon haben.

Ich verstehe auch nicht, wieso eine Musikplattform jemanden verbreiten lässt, dass man Corona mit Pferdeentwurmungsmedikamenten behandeln kann.
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Donnerstag, 15. bis Sonntag 18. August 2024

Infos: www.nofuba.de

Jack_N

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #8 am: 30 Januar 2022, 17:51:53 »

Die Plattform wird sich (mit etwas Pech) entscheiden müssen, ob sie Vielfalt oder Haltung vertreten möchte.
Du verwendest den Begriff "Vielfalt" in dem Zusammenhang falsch oder zumindest fragwürdig.
Wenn man Deiner Definition der Darstellung von Vielfalt in den Medien folgen würde, hätten wir ein noch schlimmeres false balancing in selbigen als wir es eh schon haben.

Ich verstehe auch nicht, wieso eine Musikplattform jemanden verbreiten lässt, dass man Corona mit Pferdeentwurmungsmedikamenten behandeln kann.

Ganz einfach: Weil es Geld bringt.
Wie schon geschrieben, 200 Millionen Aufrufe, und an jedem verdient Spotify. Wenn er dort jederzeit und ohne Probleme gehört werden kann, dann rennen als die "Meinungsfreheitskämpfer" zu Spotify, weil ja dort noch echte Meinungsfreiheit herrscht (sprich: Die Leute, die absolut nachprüfbare und gefährliche Lügen verbreiten, dies ungestraft tun dürfen im Dienste des Kapitalismus). Da Spotify ansich schon jetzt mit abnehmenden Abozahlen zu kämpfen hatte (der Wert brach grad ca. 9% ein, das hatte mit dem Typen aber nix zu tun, sondern mit allgemeiner Abwanderung) ist scheinbar einigen Leuten alles Recht, was Abonnenten bindet.
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RaoulDuke

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #9 am: 31 Januar 2022, 09:48:49 »

[...] ist scheinbar einigen Leuten alles Recht, was Abonnenten bindet.

Und das ist gut so.

Die Alternative würde ja darin bestehen, dass ein "Ministerium für Wahrheit" oder eine andere Stelle alle Informationen und Musik vorselektiert und es Spotify dann gestattet, diese zu veröffentlichen, wenn die Prüfung erfolgreich war. Das kann nicht richtig sein - es ist schon gut, dass die Leute selbst entscheiden können, was sie hören, und von wem. Das abzulehnen würde ja die implizite Annahme treffen, dass die Hörer nicht selbstverantwortlich handeln können und gelenkt werden müssen... Und will das jemand? Denn:

Dann wäre nämlich Schluss mit Burzum (Satanismus!), mit Gangster-Rap (Sexismus! Gewaltismus!), mit Slime (Extremismus!), mit Goethes Erben (schlimmer Einfluss auf die Jugend! ... oder, äh, Fans), mit Joe Rogan (Rechts!), mit Das Ich (Umstritten!), mit Combichrist (Sexismus!), eigentlich mit Neofolk generell (Rechts!), mit Punk (Extrem! Schlechter Einfluss!), mit politischen Kommentaren jeder Art (Wozu? Es gibt doch das Ministerium für Wahrheit!) .... setzen sie diese Liste nach Belieben fort.

Entweder Menschen sind selbstverantwortlich, dann dürfen sie frei wählen was sie tun oder hören, oder sie können nicht selbstverantwortlich handeln, dann dürfen sie eben nicht frei wählen und müssen gesteuert werden. Aber wäre es dann nicht besser für sie, sie zu ihrem eigenen Glück zu versklaven? Dann würden sie auch endlich damit aufhören, zu viel Alkohol zu trinken, zu rauchen, nachts so lange aufzubleiben, zu viel zu Reisen und das auch noch mt Flugzeugen, sowas klimaschödliches wie Autos oder Häuser zu kaufen oder gar frei ihre unverantwortliche Meinung zu äußern, und und und...

OK, "I am getting carried away", zugegeben, aber das ist genau die Bruchlinie. Das Wesen des Culture War besteht ja in der Frage der Annahme verantwortliche Menschen > freie Märkte machen das schon ("der Markt regelt" ;) ), unverantwortliche Menschen > sie müssen gezwungen und gelenkt werden, zu ihrem eigenen Glück von höheren Stellen wie der Politik, und dann ist alles gut. Bis irgendwer, irgendwann dann die Frage stellt "Sind Politiker denn keine Menschen?"

.... um den bisherigen Stand der Debatte einmal zusammenzufassen. Die muss hier nicht geführt werden, aber Spotify ist das neueste Opfer der Kollision dieser Denkweisen, und ich glaube, trotz des in meinem vorangegangenen Post geäußerten vorsichtigen Optimismus wird es hier (wie auch überall sonst) keinen Kompromiss geben können, sondern eine Spaltung. Immerhin haben sich ja nun Meghan und Harry aus dem britischen Königshaus eingeschaltet, dann landet das in der Klatschpresse, jeder berichtet darüber, die Debatte brandet auf, und wie bisher jedes mal wird vermutlich die politische Korrektheit gewinnen, dann kommt es durch Konfliktparteien oder Solidaritätsbekundungen zum Riss. Youtube demonetarisiert ja auch klar anhand politischer Linien, und so wird es auch hier sein.

Also hat man zukünftig vermutlich zwei oder megr Plattformen. Hoffentlich bekommt die zweite Plattform das dann besser hin als die Facebook-Alternativen Parler (haben sich von Amazon AWS abschalten lassen und durch konzertierten Aktivismus der Gegenseite ihre Reputation unheilbar schädigen lassen) oder GAB (haben technische Probleme und lassen zu viel schlechten / abschreckenden Content zu, so dass sich hier auch kein Gleichgewicht einstellen mag)... Ich bin gespannt.

Schade eigentlich. Warum vertragen sich die Menschen nicht einfach. Aber es war schon immer so: In Glaubensfragen* schlagen sich die Leute seit bevor Geschichte aufgeschrieben wurde die Köpfe ein, warum sollten sie jetzt damit aufhören? Und unser Culture War geht ja noch, gegen den 30jährigen Krieg, oder die spanischen Eroberer von Südamerika, oder oder oder.... Die Hüter der ewigen und einzigen Wahrheit waren schon immer aktiv im Kampf gegen die Anderen, die einfach die Unwahrheit sagten, schlimme oder falsche Sachen dachten oder anderweitig auf den rechten Weg gewiesen werden mussten.

* Glaubensfragen: Ja, es geht hier nicht um einen Gott, oder welcher der richtige wäre. Dennoch steht eine fundamentale Grundannahme des Seins in Rede - unterschiedliche Ansichten darüber, was der Mensch für ein Wesen ist und was seine Rolle auf der Welt ist. Und das hat fundamentale Auswirkungen auf jeden Lebensbereich, auf jeden Lebensentwurf und auf die Gesellschaft sowieso. Und wie die vergangenen Jahre gezeigt haben, gibt es hier nicht die Spur eines Kompromisses, und beide Seiten profitieren von einer Eskalation. Das wird also weitergehen. Wann es Spotify trifft war nur eine Frage der Zeit. Spannender ist eigentlich, was als nächstes kommt.
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Jack_N

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #10 am: 31 Januar 2022, 11:44:00 »

Ich glaube der Unterschied hier ist dass Rogan aktiv Menschen schadet (u.A. durch verhementes Wettern gegen Impfungen) und damit eine Linie überschreitet.
Ich kann als Talkshow-Host Menschen mit diversen Meinungen/Hintergründen/Einstellungen interviewen ohne mir deren Meinungen zu eigen zu machen. Mit kritischen Fragen in jede Richtung hinterfragen, und dem Zuschauer ein eigenes Urteil überlassen - das wäre für mich z.B. neutraler Journalismus.
Das ist hier, nach dem was ich bisher gehört hab, nicht der Fall.

Ebenso die Texte eines Songs: Innerhalb eines Liedtextes sollte für jedermann eine Fiktion erkennbar sein. Wer aus Songtexten einen expliziten Aufruf zum Handeln herauszieht, der wähnt sich vermutlich innerhalb einer Revolutionsbewegung. Was auf extreme Strömungen weltweit natürlich gerade zutrifft. Und ja, die Verdrehung von Songtexten und deren Misinterpretation war schon immer ein Problem. ("Born in the USA" ist ja auch kein America-Fuck-Yeah - Song, sondern eher das Gegenteil - aber das kapieren ja Südstaatenflaggen schwingende Moonshine-Säufer nicht, die außer dem Refrain nix vom Lied verstehen).

Zu Parler und GAB sag ich mal nix - alleine aus Datenschutzgründen gehörten die Dinger nicht nur abgeschaltet, sondern gar nicht erst angeschaltet.

Davon ab gehe ich nicht mit all Deinen Definitionen und Einstellungen konform:
Eine Gruppe, die auf eine radikale Art und Weise, unter lauter Androhung von Gewalt und sich-selbst-hineinsteigern in Gewaltphantasien gegen eine Staatsordnung vorgeht, dies mit (offensichtlichen) Lügen untermauert, der darf man m.M.n. keine Plattform bieten. Jetzt schreien wieder einige: Aber was ist denn mit den Ländern, wo ein autokratisches Regime herrscht, und die Leute sich gegen dieses zu Recht zur Wehr setzen wollen? Wenn man die Plattformen abschaltet, dann haben die Leute dort doch auch ein Problem?

Und ja, das ist in der Tat ein Problem. Wir haben hier ein Rechte- und Werteverständnis, was wir sicherlich nicht auf die ganze Welt übertragen können. Aber Dinge wie grundsätzliche Meinungsfreiheit sind schützenswert. Diese endet aber dort, wo sie eben das Leben eines Anderen bedroht, oder kann enden, wenn sie mit geltenden Gesetzen kollidiert. Bzw. muss ich dann die Konsequenzen der Ausübung meiner Meinungsfreiheit erdulden.

Beispiel: Ich kann der Meinung sein, dass der Staat, in dem ich lebe, nicht rechtmäßig wär und keine Gewalt über mich als souveräne Person hat - ich ihm also auch nichts schuldig bin (z.B. Steuern).
Konsequenterweise dürfte ich dann aber auch keine Dienste dieses Staates in Anspruch nehmen: Straßen, Fußwege, nächtliche Beleuchtung, Polizei, Feuerwehr, Wasserversorgung, Müllabfuhr, jegliche Sozialangebote... - Stichwort: Rechte und Pflichten.
Wenn ich jetzt mit der Art und Weise wie der Staat mit meinem Geld umgeht nicht einverstanden bin, dann steht es mir frei, einen Partei zu gründen, Repräsentanten aufzustellen und im normalen Gesetzgebungsprozess Änderungen herbeizuführen. Soweit ok, kann ja auch jeder tatsächlich tun.
Was nicht ok ist, ist stattdessen sich in Gewaltphantasien zu fliehen, in Chats mit anderen zu gezielten Rechtsbrüchen zu verabreden, und unbescholtene Personen, die nur die aktuell gültigen Richtlinien durchsetzen, zu bespucken, beschimpfen, oder ihnen Gewalt anzutun (i.e. im letzten Fall Tankstellenarbeiter zu erschießen, weil man keine Maske tragen will).
Nicht ok ist ebenfalls sich mit Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen oder ex-Parteien zu schmücken, oder deren rassenfeindliche Einstellungen und Handlungen abzustreiten. Das betrifft nur einen extrem schmalen Grat, und die Hürde um hier verknackt zu werden ist auch hoch, aber es gibt halt gewisse Geschehnisse in unserer Vergangenheit, wo jedweder Revisionismus einfach nur fehl am Platz ist. Und nein, da ist nix mit "ist ja bald 100 Jahre her, ist auch mal gut". Der Scheiss soll sich nicht wiederholen, und einfach nur dafür sorgen, dass nie wieder ein Österreicher hier Kanzler wird, reicht da nicht.

Gibt da ne schöne Zeile, die u.A. auch in einem klischeebehafteten Videospiel Verwendung fand: "Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit". Wir haben hier im Land viel mehr Freiheiten als in vielen anderen Teilen der Welt. Die haben wir aber nur weil wir eben diejenigen, die diese Freiheiten einschränken wollen, um ihre eigene Grundordnung durchzusetzen, regelmässig in die Schranken weisen.

(und nein, für vorschnelle Parteiverbote bin ich auch nicht. Mich würde es z.B. viel mehr freuen wenn die Afd z.B. durch die Wähler dafür abgestraft werden würde, dass ihr Parteiprogramm nur Streichungen für sozial schwache und nur Entlastungen für mittel- bis Großverdiener vorsieht. (Parteiprogramme... sollte man mal lesen, teils echt interessant) Aber scheinbar kann die primäre Wählerschaft von denen nicht lesen, oder verstehen was sie liest. Oder es ist ihnen wegen anderer "Qualitäten" egal.)


Bei Deiner Auflistung der Bands hast Du nebenbei Umbra et Imago vergessen, wenn wir schon bei schlimmen Dingen sind ;)
Und Du begehst den Fehler von einem Extrem in ein anderes zu verfallen. "Ministerium für Wahrheit" ist natürlich Käse, wie wär es stattdessen mit überprüfbaren Informationen? Oder mal anders gesagt: Auch politische Kabarettisten wie Volker Pispers hauen gerne mit Zahlen um sich um Empörung, Entsetzen und bittere Lacher zu provozieren. Aber auch denen passieren da mal Fehler - teils steckt vielleicht auch Absicht dahinter - und einige Zahlen sind schlecht oder verfälschend gewählt.

Der Traum wäre ein Volk, welches über genügend Bildung verfügt, um das, was sie hören und sehen selbständig zu hinterfragen und zu bewerten. Das gibts aber nicht, das Volk als Masse ist leider dumm und lenkbar.

Gibt da einen schönen Vergleich zwischen Orwell und Huxley, 1984 gegen Schöne neue Welt:
Orwell warnte davor, dass wir durch das, was wir fürchten, kontrolliert werden.
Huxley warnte davor, dass wir durch das, was wir lieben, kontrolliert werden.

Überwachungsstaat, der Informationen zensiert und beschneidet vs. vollkommen freier Staat, in dem wichtige und richtige Informationen im Sumpf der Unterhaltung und unbedeutenden Zerstreuungen und dem Konsum untergehen.

Ich glaube, wir befinden uns eher in letzterem. Heisst nicht dass ich zu ersterem hinwill, eine gesunde Balance zu finden ist aber nicht einfach.
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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #11 am: 01 Februar 2022, 22:43:38 »

Ich höre Platten, Cd's und Kassetten.  :)

Mir reicht das.
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« Antwort #12 am: 02 Februar 2022, 10:56:59 »

Die Diskussion ist übrigens schon wieder weiter enteilt: mit India Arie ist jetzt die nächste Musikerin ist auf den Zug aufgesprungen, weil leichter kommt man im Moment ja auch nicht an Aufmerksamkeit:

https://edition.cnn.com/2022/02/01/entertainment/india-arie-joe-rogan-spotify-race-cec/index.html

(Ich warte eigentlich stündlich darauf, dass auch die Transrechtsaktivisten ihre Empörung von vorletztem Jahr noch mal hochholen, die Gelegenheit ist ja gerade günstig.) Ob Spotify sich mit dem Exklusivdeal da so einen Gefallen getan hat, das können wohl nur die Datenauswerter in Stockholm sagen. Ich vermute, es ist netto immer noch ein Plus, weil die meisten Leute, die sich da im Internet drüber aufregen, eh keine großen Profitbringer für den Anbieter sind. Am schlausten ist wahrscheinlich wirklich, es einfach auszusitzen.

Ich komm aber noch mal auf das gleiche Thema zurück wie in dem anderen thread: jedesmal, wenn man auf eine solche Art (Haltung zeigen! Alles falsche bekämpfen, überall und jederzeit!) die Normen in einem Bereich verschiebt, dann lädt man doch effektiv seine politischen Gegner dazu ein, genau die gleichen Mittel und Taktiken zu verwenden. Und dann denk ich wieder, so kurzfristig denken kann doch eigentlich keiner - aber anscheinend ja doch, das ist jetzt wohl okay. Wird ja auch nie die öffentliche Meinung in eine andere Richtung kippen, und die Hollywood Blacklist ist ja auch schon ewig her, an die muss man sich nicht mehr erinnern.

Unabhängig von Joe Rogan, und nur meine persönliche Meinung: manche Leute  glauben, sie würden schlau und pfiffig wirken, wenn sie von "so ein Pferdeentwurmungsmittel" sprechen. Aber Ivermectin ist für die Behandlung von Parasiten für Menschen zugelassen und wird in dieser Kapazität weltweit genutzt, und es  wird echt nicht lustiger, je öfter man es wiederholt.

Bezüglich des Nutzens von Ivermectin im Zusammenhang mit Covid verweise ich gern auf diesen Mammuttext von dem Slate Star Codex-Menschen aus letztem Jahr:

https://astralcodexten.substack.com/p/ivermectin-much-more-than-you-wanted

Sehr stark zusammengefasst: Ivermectin wirkt gut gegen Würmer und wenn man die hat, dann ist es gut, Ivermectin zu nehmen, weil sich das Immunsystem danach besser auf Covid konzentrieren kann. Gegen Covid selbst hat es wahrscheinlich keinen Effekt, auch wenn es immer wieder neue Studien dazu gibt:
 https://www.reuters.com/business/healthcare-pharmaceuticals/japans-kowa-says-ivermectin-effective-against-omicron-phase-iii-trial-2022-01-31/
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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #13 am: 02 Februar 2022, 16:03:29 »

Ich glaube der Unterschied hier ist dass Rogan aktiv Menschen schadet (u.A. durch verhementes Wettern gegen Impfungen) und damit eine Linie überschreitet.
Ich kann als Talkshow-Host Menschen mit diversen Meinungen/Hintergründen/Einstellungen interviewen ohne mir deren Meinungen zu eigen zu machen. Mit kritischen Fragen in jede Richtung hinterfragen, und dem Zuschauer ein eigenes Urteil überlassen - das wäre für mich z.B. neutraler Journalismus.
Das ist hier, nach dem was ich bisher gehört hab, nicht der Fall.


Mal ganz dumm gefragt, und aus ehrlicher Neugier: wie viele Folgen seiner Sendung hast du selbst angehört? Bzw: aus welcher Quelle hast du dich über seine Sendung informieren lassen? Andere Leute kommen da nämlich zu ganz anderen Einschätzungen: https://www.newstatesman.com/culture/2022/02/joe-rogan-spotify-controversy-isnt-about-truth-its-about-control
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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #14 am: 02 Februar 2022, 16:22:52 »

Ich hab in ein paar Teile mal reingehört, aber ich komm mit ihm als Person nicht klar. Das mag meine Einschätzung der Sache zusätzlich trüben - ich sähe für mich persönlich keinen Verlust darin, wenn er nicht mehr online wäre.
Und ja, ich weiss dass Ivermectin (dessen Einnahme ihm nachgesagt wird) auch für Menschen verschrieben wird (eben zur Entwurmung - dafür wurde es ja auch gemacht).
Und dass er auch pro-Vax-Gäste online hatte. Die ihn übrigens auch live korrigierten, z.B. als er behauptete dass Myocarditis genauso häufig oder häufiger durch eine Impfung auftreten würde als durch die Infektion mit Covid. Der schnelle Fact-Check ergab, dass die Chance bei Covid etwa 8x höher liegt - seine Reaktion war dann "this is not what I read before, what are we reading here, where are we getting this from".
Das Problem ist glaub ich weniger der Inhalt, sondern wie dieser präsentiert wird. Er könnte hingehen und sagen: Es steht die und die Behauptung im Raum, die einen sagen so, die anderen so, lasst uns mal Quellen vergleichen. Stattdessen haut er erstmal ein Statement raus, welches kontrovers oder schlichtweg falsch ist. Wird danach zwar korrigiert, aber wenn man dann in entsprechenden Kreisen ein "Best of Rogan about Covid" zusammenschneidet, dann hat man eine Reihe an "Facts", die dieser bekannte Talkhost ja raushaut.

Und ich glaube da liegt das Problem gerade.

Dass sich die Medien mit der Berichterstattung über ihn wiederum ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckern - keine Frage, CNN ist genauso scheisse bisweilen, und die NYT hat genau wie andere Medien da auch tief ins Klo gegriffen (siehe die Posse um Naomi Wu, die ja mit der halben Welt ein Sozialexperiment betreibt: Kann eine Frau sich optisch aufreizend präsentieren und dennoch wegen ihrer technischen Begabung wertgeschätzt werden? Spoiler: Im Westen nicht.).

Was aus dem von Dir verlinkten Artikel hingegen stimmt ist, dass wesentlich größerer Kack sich noch auf Spotify befindet. Das betrifft andere Inhalte genauso wie Musik, bei so manchem Text der im letzten Jahr da aus den Lautsprechern schallte dachte ich nur: Oha, da sind aber schon Songs wegen geringerem früher einkassiert worden.
In allen Fällen waren das dann aber Bands oder Leute, von denen man nix gehört hat (und teilweise danach auch nie wieder), sprich: Ohne Reichweite, nur für eingeweihte Kreise oder per Zufallsalgorithmus in irgendeiner Playlist. Haben damit aber schonmal mehr Reichweite als sie es früher im Radio je gehabt hätten (erinnert sich noch jemand an die Radiosender der 90er? Wo tagein-tagaus gefühlt dieselbe Charts-Playlist runtergedudelt wurde? In den 2010ern wars dann in den Onlinevarianten diverser Radiosender hier der Fall, wir haben auf der Arbeit immer Webradio nebenbei laufen gehabt und konnten nach drei Tagen die Reihenfolge der Songs für diesen Monat mit absoluter Genauigkeit aufsagen).


Wie steht es eigentlich um andere Streamingdienste? Tidal, Deezer, Amazon Music, was gibts sonst eigentlich noch?
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