Es begann schon vielversprechend, als wir am Rastplatz Of The Wand And The Moon bei McDonald's speisen sahen (ohne mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, kommt die Qualität dieses Essens der dänischen Küche glaub ich auch am Nächsten ...).
Von unserer Unterkunft bei Freunden in Dresden schließlich war es nicht weit zur Reithalle (vorbei an so sprechenden Haltestellen wie Stauffenbergallee und Heeresbäckerei
). Dort mussten wir erstmal länger anstehen, obwohl wir schon weit jenseits von pünktlich waren (eine Glühwein- und Würstchen-Bude stand parat, ein Schelm wer Böses dabei denkt). Auch drinnen dauerte es noch ein Weilchen, bis endlich der erste Act die Bühne betrat: JÄNNERWEIN aus Salzburg, mit amtlichem deutschromantischem Klampfenspiel ein sehr heller Stern am Himmel der Neuen Deutschen Folklore, wie ich finde. DIE WEISSE ROSE überzeugten mit einem sehr martialischen Auftritt (nur 3 Trommeln, 1 Drumkit und ein Sänger, teilweise mit Megafon). Es folgten die kleinen Italiener von SPIRITUAL FRONT. Eigentlich mag ich die Band sehr, aber ich fand sie zu laut, bei manchem Song kommt es doch sehr auf die Feinheiten an. Nichtsdestotrotz haben sie ordentlich Stimmung gemacht. Gegen Ende betrat Douglas P. die Bühne und "adelte" Spiritual Front, obwohl (oder weil?) sie sich mit ihrem Indie-Italo-Pop-Cabaret am Weitesten vom "Motto" des Festivals entfernt haben.
SONNE HAGAL fielen, wie wir später von Onkel Douglas erfuhren, wegen Stimmversagens aus. Der Sänger tauchte tags darauf jedoch hier und da als Gastmusiker auf.
Und dann nach einem vielversprechenden Klavier-Intermezzo von MIRO SNEJDR begannen endlich DEATH IN JUNE eines ihrer letzten Konzerte, anfangs noch von eben jenem Miro Snejdr begleitet und "in zivil", bis Douglas sich schließlich in Maske und Uniform warf und mit sehr perkussiven Stücken fortfuhr, um sich dann die Gitarre umzuschnallen und weitgehend Wunschkonzert zu spielen. So sehr ich den Auftritt genossen habe, manchmal waren mir die Stücke zu homogen.
Douglas hat echte Entertainer-Qualitäten und nahm sich selber nicht zu ernst. Mit Bauch, Schnauzbart und Brille sah er aus wie der Englischlehrer, der er fast geworden wäre (wenn mich meine Erinnerung da jetzt nicht täuscht).
Der Höhepunkt bestand darin, dass Gastmusiker mit Schellen auf die Bühne kamen und Douglas mit "Rose Clouds of Santa Claus" eine amüsante Interpretation seines Klassikers zum Besten gab.
Auf die nachfolgende Party verzichteten wir und freuten uns auf den nächsten Tag: Obwohl wir deutlich früher da waren, haben wir VURGART verpasst, weil es doch unerwartet zeitig losging. Aber THE ENCHANTED WOOD konnten uns prächtig auf den Abend einstimmen.
ÀRNICA aus Spanien waren meine persönliche Überraschung: Mit Flöten, Trommeln und beschwörend-donnerndem Sprechgesang boten sie karge, rauhe und an keltische Zeiten erinnernde Folklore jenseits von Flamenco-Klischees.
Es folgte einer meiner Favoriten, OF THE WAND AND THE MOON. Dass Kim Larsen jetzt generell gern singt, konnte den alten, eher gesprochen-geraunten Liedern nicht viel anhaben. Überhaupt kam wieder so eine Sympathie rüber, dass das nächste Konzert im April so gut wie gebongt ist. Ich hätte gern "Sunspot" gehört, aber mit "Ravenchant" war ich im positiven Sinne auch schon gut "bedient".
Dem Special Guest FIRE + ICE stehe ich seit jeher ambivalent gegenüber. Ich werde mit Ian Read oft nicht warm, obwohl er zweifellos eine faszinierende Persönlichkeit mit interessanter Vita ist und mir die Musik zumeist sehr gefällt. Hat sich auf jeden Fall aber auch gelohnt.
Nach dem erneuten Snejdr-Set beehrte uns Douglas P. ein zweites Mal, spielte aber – wohl unter Rücksichtnahme auf die Tagesbesucher – im Grunde das gleiche Spiel wie am Vorabend. Dieses Mal wollten wir die Party mitnehmen, aber die Müdigkeit schlug durch und wir verließen noch während des Konzerts zu "What ends when the symbols shatter" den Laden. Ich muss sagen, dass die Akustik weiter hinten deutlich besser war und die DI6-Songs dann doch mehr Charakter erhielten (hätte ich mal vorher wissen müssen).
Die Stimmung war die ganze Zeit auch sehr schön, die Festivalbesucher setzten sich im Grunde aus Schwarzvolk, erstaunlich vielen Metallern und natürlich dem ein oder anderen obligatorischen Pimpf zusammen.
Über eine Location wie die Reithalle würde ich mich in Hamburg auch freuen (sofern winters die Heizlüfter mitmachen). Dass geraucht werden durfte, fiel wegen der Weitläufigkeit die erste Stunde kaum auf, am Ende allerdings stand der obligatorische Ärger über zugeschnürte Kehlen und stinkende Kleidung (Wer jetzt mit "Mimimi" ankommt, wird standrechtlich erschossen).