Zitat von: Kenaz am 29 Dezember 2011, 18:51:43Ganz davon ab müsste man - wenn man sich nicht in verbaler Spiegelfechterei verlieren will - ohnehin mal formulieren, was genau überhaupt unter dieser "Realität" verstanden werden soll, die man gar so messerscharf von der "Simulation" zu trennen können glaubt ... Wunderbare Frage.Spannend hierzu sind ja die sog. "virtuelle Teilchen". Sie entstehen aus dem Nichts (z.B. ein Elektron und sein Antimateriepartner: ein Positron), sind kurz da und zerstrahlen wieder zu Nichts (um es mit den Worten von EoC zu sagen: "Eben noch lustig. Jetzt schon fort" ) . ..naja, diese Teilchen können eigentlich ständig um uns herum überall entstehen, ohne daß wir sie wahrnehmen. Und wenn ich mich recht entsinne war es Heisenberg, der schrieb, daß eigentlich außerhalb unserer Messungen sonstwas in der physikalisch-materiellen Welt passieren kann, auch Dinge, die den Naturgesetzen widersprechen, aber sobald der Forscher hinschaut, muß alles im Lot sein. Das heißt theoretisch kann dieses virtuelle Teilchengemenge außerhalb unserer Erfahrung alle möglichen Teilchen, Moleküle, ja ganze Universen produzieren, hauptsache, es guckt grad keiner hin. Manche Physiker nehmen auch wirklich an, daß unser Urknall aus solchen Fluktuationen, aus sog. Quantenschaum (kleine Raumblasen gefüllt mit virtuellen Teilchen), entstand. Damit stellt sich für mich die Frage, ob nicht das, was wir hier reell sehen, fühlen, anfassen, verwenden, messen, nicht nur die "reelle" Spitze eines virtuellen (eigentlich ebenso reellen) Eisberges ist. Oder nimm die sog. dunkle Materie, welche ca. 90% der Materie im Universum darstellt und bis jetzt nicht weiter erforscht oder erklärt ist. Ihre Existenz wurde lediglich indirekt erschlußfolgert und nimmt einen festen Platz in den derzeitigen konventionellen Grundlagen der Physik ein. Hier entsteht schon allein aus nicht philosophischer sondern rein physikalischer Betrachtungsweise die Frage, ob das, was wir unsere Welt und Naturgesetze nennen, wirklich allgemeingültig sind.Du kannst auch noch weiter gehen, und zwar mit der Frage nach den Dimensionen außer unseren dreien. Der Stringtheorie zufolge sind die Extradimensionen ganz klein und für uns unsichtbar im mikroskopischen Bereich aufgewickelt (z.B. so: http://www.csus.edu/indiv/d/dowdenb/graphics/Kaluza-Klein-space.jpg). Es ist aber auch theoretisch möglich, daß es Dimensionen gibt, die wesentlich größer als unsere sind und wir sie ebenso nicht wahrnehmen. Am Cern sollte es theoretisch möglich sein, letztere nachzuweisen, falls es sie gibt. Und gibt es sie - kann das eine Art "Überwelt" darstellen ?
Ganz davon ab müsste man - wenn man sich nicht in verbaler Spiegelfechterei verlieren will - ohnehin mal formulieren, was genau überhaupt unter dieser "Realität" verstanden werden soll, die man gar so messerscharf von der "Simulation" zu trennen können glaubt ...
M.E. ist es auch zulässig, die Postion des Kritischen Realismus zu vertreten, strenggenommen also zu sagen, dass keine Realität ausserhalb unserer Wahrnehmung der Realität existiert - jedenfalls nicht empirisch überprüfbar - und damit die Wahrnehmung und ihre Interpretation letztendlich also auch Ideen sind, und diese das einzige sind, was wirklich existiert - im Sinne der empirischen Überprüfbarkeit.
"How can it be that mathematics, being after all a product of human thought which is independent of experience, is so admirably appropriate to the objects of reality?" — Albert Einstein
[...] Oder hat schonmal jemand eine Wurzel aus -1 irgendwo gesehen ?
Unten hatte ich 3 Gedankengänge aufgeführt, wie unsere Vorstellung von Realität ganz in Einklang mit der derzeitigen Physik schnell über den Haufen geworfen werden könnte - und ich bin sicher, das dies nur einen kleinen Ausschnitt der Möglichkeiten darstellt: [...]
Eine wirklich echte, letztgültige und nachweisbare Realität im physikalischen Sinne kann es daher meiner Meinung nach nicht geben, wie Raoul hier auch bereits behauptet hat:Zitat von: RaoulDuke am 27 Dezember 2011, 11:37:33M.E. ist es auch zulässig, die Postion des Kritischen Realismus zu vertreten, strenggenommen also zu sagen, dass keine Realität ausserhalb unserer Wahrnehmung der Realität existiert - jedenfalls nicht empirisch überprüfbar - und damit die Wahrnehmung und ihre Interpretation letztendlich also auch Ideen sind, und diese das einzige sind, was wirklich existiert - im Sinne der empirischen Überprüfbarkeit.
Ich denke, daß es sich bei "Realität" ebenso um eine Worthülse handelt, die nach Belieben und Verwendungszweck definiert werden kann, aber keine wirkliches bzw. materielles Analogon hat.
Zitat von: Multivac am 03 Januar 2012, 14:20:24Ich denke, daß es sich bei "Realität" ebenso um eine Worthülse handelt, die nach Belieben und Verwendungszweck definiert werden kann, aber keine wirkliches bzw. materielles Analogon hat.- Mit dem Verweis auf ein "wirkliches bzw. materielles Analogon" rekurrierst Du allerdings - auch wenn es gar nicht existiert - wiederum auf eine - wie auch immer geartete - Vorstellung von Wirklichkeit. Und die würde mich interessieren.
Zitat von: RaoulDuke am 02 Januar 2012, 21:04:01Auf die Gefahr hin, vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen (ist das so? Der Versuch den Bogen wieder zu schließen folgt): Was ist denn eigentlich ein "echter Zufall" wie der radioaktive Zerfall? (der Roulette-Tisch ist keiner, das Ergebnis kann man berechnen aus Geschwindigkeit und Richtung der Kugel, Drehgeschwindigkeit und Position auf der Scheibe).Hypothese 1: Eben das. Ein echter Zufall. Auf dem Zeitstrahl passieren eben manchmal wirklich zufällige Sachen - wenn man einfach mal guckt, ob Schrödingers Katze tot ist beispielsweise.Das ist ein ungünstiges Beispiel, weil ich genau daran nicht glaube. Ich bin fest überzeugt, daß einem Teilchen eine Kraft, ein Vorgang innewohnen muß, die/der dem Zerfall vorangeht. Das macht natürlich die ganze Quantentheorie kaputt. Ich glaube aber fest an den gesunden Menschenverstand, der davon ausgeht, daß nichts ohne Grund geschieht. Wenn dieser Grund, diese Eigenschaft des Teilchens nicht in unserer Welt gefunden wird, dann existiert er in einer anderen Dimension, Überwelt o.ä. [...]
Auf die Gefahr hin, vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen (ist das so? Der Versuch den Bogen wieder zu schließen folgt): Was ist denn eigentlich ein "echter Zufall" wie der radioaktive Zerfall? (der Roulette-Tisch ist keiner, das Ergebnis kann man berechnen aus Geschwindigkeit und Richtung der Kugel, Drehgeschwindigkeit und Position auf der Scheibe).Hypothese 1: Eben das. Ein echter Zufall. Auf dem Zeitstrahl passieren eben manchmal wirklich zufällige Sachen - wenn man einfach mal guckt, ob Schrödingers Katze tot ist beispielsweise.
Zitat von: Multivac am 03 Januar 2012, 10:42:52Unten hatte ich 3 Gedankengänge aufgeführt, wie unsere Vorstellung von Realität ganz in Einklang mit der derzeitigen Physik schnell über den Haufen geworfen werden könnte - und ich bin sicher, das dies nur einen kleinen Ausschnitt der Möglichkeiten darstellt: [...]- Das ist nicht meine Frage. Mich interessiert, was genau Du eigentlich meinst, wenn Du von "unseren Vorstellungen von Realität" sprichst, die da über den Haufen geworfen werden. Denn über den Haufen geworfen werden kann ja nur etwas, von dem man eine Vorstellung hat. Und die sollte sich in irgendeiner Form benennen lassen.Zitat von: Multivac am 03 Januar 2012, 10:42:52Eine wirklich echte, letztgültige und nachweisbare Realität im physikalischen Sinne kann es daher meiner Meinung nach nicht geben, wie Raoul hier auch bereits behauptet hat:Zitat von: RaoulDuke am 27 Dezember 2011, 11:37:33M.E. ist es auch zulässig, die Postion des Kritischen Realismus zu vertreten, strenggenommen also zu sagen, dass keine Realität ausserhalb unserer Wahrnehmung der Realität existiert - jedenfalls nicht empirisch überprüfbar - und damit die Wahrnehmung und ihre Interpretation letztendlich also auch Ideen sind, und diese das einzige sind, was wirklich existiert - im Sinne der empirischen Überprüfbarkeit.- Dito (s. o.)
Zitat von: Kallisti am 03 Januar 2012, 22:42:38Zitat von: Multivac am 03 Januar 2012, 22:31:44Das ist ein ungünstiges Beispiel, weil ich genau daran nicht glaube. Ich bin fest überzeugt, daß einem Teilchen eine Kraft, ein Vorgang innewohnen muß, die/der dem Zerfall vorangeht. Das macht natürlich die ganze Quantentheorie kaputt. Ich glaube aber fest an den gesunden Menschenverstand, der davon ausgeht, daß nichts ohne Grund geschieht. Wenn dieser Grund, diese Eigenschaft des Teilchens nicht in unserer Welt gefunden wird, dann existiert er in einer anderen Dimension, Überwelt o.ä. [...](Hervorhebung ... naja: also wie immer.)Aber das ist doch der Kaukasus knack die Nuss. Nur weil das menschliche Gehirn so funktioniert (nach Ursachen, Gründen, Sinn sucht, braucht, will ...), kann man diese "Funktionsweise" oder Gegebenheit nicht auf die bzw. eine (ggf. unabhängig vom Menschen (seiner Wahrnehmung, seinem Denken, seiner Beobachtung, seinen Konstruktionen ...) evtl. existierende lol) (äußere) Realität übertragen.he kallisti, mit dieser denkweise säßen wir jetzt noch auf den bäumen
Zitat von: Multivac am 03 Januar 2012, 22:31:44Das ist ein ungünstiges Beispiel, weil ich genau daran nicht glaube. Ich bin fest überzeugt, daß einem Teilchen eine Kraft, ein Vorgang innewohnen muß, die/der dem Zerfall vorangeht. Das macht natürlich die ganze Quantentheorie kaputt. Ich glaube aber fest an den gesunden Menschenverstand, der davon ausgeht, daß nichts ohne Grund geschieht. Wenn dieser Grund, diese Eigenschaft des Teilchens nicht in unserer Welt gefunden wird, dann existiert er in einer anderen Dimension, Überwelt o.ä. [...](Hervorhebung ... naja: also wie immer.)Aber das ist doch der Kaukasus knack die Nuss. Nur weil das menschliche Gehirn so funktioniert (nach Ursachen, Gründen, Sinn sucht, braucht, will ...), kann man diese "Funktionsweise" oder Gegebenheit nicht auf die bzw. eine (ggf. unabhängig vom Menschen (seiner Wahrnehmung, seinem Denken, seiner Beobachtung, seinen Konstruktionen ...) evtl. existierende lol) (äußere) Realität übertragen.
Das ist ein ungünstiges Beispiel, weil ich genau daran nicht glaube. Ich bin fest überzeugt, daß einem Teilchen eine Kraft, ein Vorgang innewohnen muß, die/der dem Zerfall vorangeht. Das macht natürlich die ganze Quantentheorie kaputt. Ich glaube aber fest an den gesunden Menschenverstand, der davon ausgeht, daß nichts ohne Grund geschieht. Wenn dieser Grund, diese Eigenschaft des Teilchens nicht in unserer Welt gefunden wird, dann existiert er in einer anderen Dimension, Überwelt o.ä. [...]
Und dann ?
Zitat von: Kenaz am 03 Januar 2012, 14:04:33Zitat von: Multivac am 03 Januar 2012, 10:42:52Eine wirklich echte, letztgültige und nachweisbare Realität im physikalischen Sinne kann es daher meiner Meinung nach nicht geben, wie Raoul hier auch bereits behauptet hat:Zitat von: RaoulDuke am 27 Dezember 2011, 11:37:33M.E. ist es auch zulässig, die Postion des Kritischen Realismus zu vertreten, strenggenommen also zu sagen, dass keine Realität ausserhalb unserer Wahrnehmung der Realität existiert - jedenfalls nicht empirisch überprüfbar - und damit die Wahrnehmung und ihre Interpretation letztendlich also auch Ideen sind, und diese das einzige sind, was wirklich existiert - im Sinne der empirischen Überprüfbarkeit.Trotzdem kommt genau diese Art der Betrachtung (Raouls Sätze) meiner eigenen am nächsten.
Zitat von: Multivac am 03 Januar 2012, 10:42:52Eine wirklich echte, letztgültige und nachweisbare Realität im physikalischen Sinne kann es daher meiner Meinung nach nicht geben, wie Raoul hier auch bereits behauptet hat:Zitat von: RaoulDuke am 27 Dezember 2011, 11:37:33M.E. ist es auch zulässig, die Postion des Kritischen Realismus zu vertreten, strenggenommen also zu sagen, dass keine Realität ausserhalb unserer Wahrnehmung der Realität existiert - jedenfalls nicht empirisch überprüfbar - und damit die Wahrnehmung und ihre Interpretation letztendlich also auch Ideen sind, und diese das einzige sind, was wirklich existiert - im Sinne der empirischen Überprüfbarkeit.