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Autor Thema: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit  (Gelesen 91119 mal)

Eisbär

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #255 am: 06 Dezember 2012, 00:30:54 »

Tja... man muss sich eben klar machen, dass dies ein freies Land ist. Dazu gehört eben auch, dass man die größten Dummheiten (wie z.B. Rauchen) machen darf, solange dies andere nicht in Mitleidenschaft zieht.
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messie

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #256 am: 06 Dezember 2012, 08:45:12 »

Zitat
Ehrlich gesagt, verstand ich am Anfang gar nicht, was an diesem Nichtraucher-Kursus so schlimm ist - man geht eben hin und kann später trotzdem qualmen wenn man will.

Das Problem ist der Zwang, der dahintersteht.
Es heißt da nicht "du kannst da hingehen, wir begrüßen das und erstatten deswegen die Kursgebühr dafür", sondern "du musst da hingehen, weil wir wollen dass du mit dem Rauchen aufhörst, und wenn du es nicht tust, bestrafen wir dich dafür".

So etwas ist einem freiheitlichen demokratischen Landes einfach nicht würdig.
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #257 am: 06 Dezember 2012, 08:59:11 »

Zitat
Ehrlich gesagt, verstand ich am Anfang gar nicht, was an diesem Nichtraucher-Kursus so schlimm ist - man geht eben hin und kann später trotzdem qualmen wenn man will.

Das Problem ist der Zwang, der dahintersteht.
Es heißt da nicht "du kannst da hingehen, wir begrüßen das und erstatten deswegen die Kursgebühr dafür", sondern "du musst da hingehen, weil wir wollen dass du mit dem Rauchen aufhörst, und wenn du es nicht tust, bestrafen wir dich dafür".

So etwas ist einem freiheitlichen demokratischen Landes einfach nicht würdig.

1. DANKE messie für den grammatikalisch richten weil-Satz. Danke.
2. Stimme ich dem zu, auch als Nichtraucherin finde ich es eine Unverschämtheit anderen vorzuschreiben ob sie qualmen oder nicht. Wo, das mag ein anderes Thema sein  (über das wir woanders trefflich streiten könnten).
3. Ist im ALG2-Satz eigentlich Verhütung vorgesehen? Soweit ich weiß bekommen z.B. Gefändnisinsassen Kondome bzw die Pille bezahlt. Bekommen das "Hartzer" auch? Und wenn nein... was sagt das über unsere Politik, wenn arbeitslose Eltern gleich zu verwahrlosten Alkoholikern abgestemptelt werden, andererseits aber keine finanzielle Hilfe im Bereich Familienplanung bekommen? Wo wir doch so dringend Kinder in Deutschland brauchen? Gibt es bald Pflichtkurse für Arbeitslose über die Temperaturverhütungsmethode, richtig eingesetzten Koitus Interruptus? LOL.
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #258 am: 06 Dezember 2012, 09:05:18 »

Nun ja, keiner wird ja überprüfen, ob man wirklich aufgehört hat.
Als Eingewanderte musste ich schon an einigen sinnlosen Unternehmen früher teilnehmen (ich erinnere mich an einen Bewerbungstraining, wo ich zwischen lauter Halb-Analphabeten sass, ;) ) bin einfach hingegangen und war körperlich anwesend. Das ersparrt Nerven.

Kritisch sehe ich dagegen, wenn jemand wirklich dazu gezwungen wäre, aufzuhören (egal ob mit Rauchen, Alkohol oder Haschisch), d.h. zum Beispiel zu einem Entgiftung gezwungen wäre.

P.S.
Pille oder Kondome werden "Hartzer" nicht bezahlt, die Kosten für eine Abtreibung werden degegen übernohmen.
Wenn man überlegt, wieviel Zynismus dahinter steckt, ist Nichtraucherkursus dagegen wirklich noch harmlos.

Kondome kann man zu Not auch bei AIDS-Hilfe oder Drogenberatung holen, aber kaum einer von diese Menschen weisst davon und viele werden sich dorthin nicht trauen.

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #259 am: 06 Dezember 2012, 09:09:54 »

Ehrlich gesagt, verstand ich am Anfang gar nicht, was an diesem Nichtraucher-Kursus so schlimm ist - man geht eben hin und kann später trotzdem qualmen wenn man will.
Erst eure Reaktion zeigte mir, das man es hier eben anders sieht

Wie Messie schon ähnlich schrieb, ist es die Art und Weise, auf die seit der Einführung der Hartz-Gesetze mit den Arbeitslosen umgegangen wird, damit sie gehorchen. Aus dem bisherigen Arbeitsamt ist eine Art Gängelungs- und Bevormundungsanstalt geworden, deren - oft auch nur angelernte - Mitarbeiter nach Ermessen unter Androhung von Strafen ihre "Kunden" in nutzlose Maßnahmen und unterbezahlte Arbeit pressen dürfen. Mehrere Artikel des Grundgesetzes werden aufgrund der Hartz-Gesetze durch übereifrige Mitarbeiter angetastet bzw. außer Kraft gesetzt (Freizügigkeit, freie Berufswahl), und nun wollen sie sich immer weiter in so grundlegende Rechte wie die freie Entfaltung der Persönlichkeit einmischen, zu der nun mal, ob es einem gefällt oder nicht, auch das Rauchen oder Sportmuffeligkeit gehört. Bei welchem Grundrecht will man dann noch aufhören, wo ist die Grenze?

Und die Mainstreammedien halten fleißig den Kurs der Regierung(en), aus Arbeitslosen, die man davor wegen ihres Schicksalsschlags eher bemitleidete, faule, saufende, anspruchsvolle Schmarotzer zu erschaffen, die man bevormunden muss, und ihnen die Schuld an jahrelanger verfehlter Wirtschafts- und Sozialpolitik zuzuschieben. Und es funktioniert.
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #260 am: 06 Dezember 2012, 09:12:51 »

Ich möchte Kotzen bei diesem Zynismus.

Der Posten für Schnittblumen wurde ja auch gestrichen... kein Sex, keine Blumen. Dafür aber n finanziellen Striptease für einen Monat Überbrückung... n Freund von mir hat sich dann lieber Geld von seiner Familie für 2 Monate geliehen als bei diesem völlig absurden Spielchen mitzuspielen. Die wollten die Eigentumsurkunde vom Haus seiner Mutter sehen und gaben ihm 1 1/2 Tage Frist und sowas.

Bald ist ja Wahl - wer war noch einmal für das bedingungslose Grundeinkommen?!
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #261 am: 06 Dezember 2012, 09:16:03 »

Man stelle sich vor, ein Arbeitgeber sagt "ihr Angestellten müsst jetzt alle zu diesem Nichtraucherkurs gehen. Wenn ihr es nicht tut, wird euer Gehalt um 10 Prozent gekürzt."

Den Aufschrei kann ich mir vorstellen, wenn diese Meldung an die Öffentlichkeit käme ;)

Es wird da mittlerweile schlicht mit zweierlei Maß gemessen: Arbeitslose müssen alles und dürfen nichts. Angestellte mittlerweile leider auch häufig. Was mir alleine in Vorstellungsgesprächen an klar gesetzeswidrigen Vertragsoptionen vorgestellt wurde geht auf keine Kuhhaut - aber es scheint ja zu funktionieren, da es genug Leute gibt, die die Klappe halten, aus Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes und der Erwartung, genau solchen wie den geschilderten Repressalien.
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #262 am: 06 Dezember 2012, 09:28:10 »

Nun ja, Messie, bei einigen gesundheitlichen Untersuchungen ist auch Drogen- und AIDS-Test dabei, und das nicht nur bei Polizei und Bundeswehr.
D.h. hast du mal am WE vor zwei oder drei Wochen gekifft, bist du draussen.

Wie gesagt, mit Nichtraucherkusus sehe ich es nicht sehr dramatisch, bei Verhütung dagegen schon.
Sollen die Frauen wie in Sowjetunion früher mithilfe von Abtreibungen verhüten? Damals gab es einige Frauen, die zweimal im Jahr abgetrieben haben.
Und Kondome schützen nicht nur von Schwangerschaft, sondern auch von AIDS..naja, die Kosten für AIDS-Medikamenten werden ja übernommen :(  Was für ein Zynismus
« Letzte Änderung: 06 Dezember 2012, 09:47:15 von Black Russian »
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #263 am: 06 Dezember 2012, 09:34:47 »

Der Posten für Schnittblumen wurde ja auch gestrichen... kein Sex, keine Blumen.

Bei diesem Posten handelte es sich übrigens nicht wirklich um Schnittblumen, sondern tatsächlich um den Weihnachtsbaum, dessen Kosten wie üblich auf 12 Monate verteilt wurden. Aber wie ich in dem Sanktionen-Thread schon schrieb, es eignete sich in der BLÖD-Zeitung natürlich besser als Schlagzeile "Regierung streicht Alkohol und Tabak" als "Regierung streicht Hartz-Kindern den Weihnachtsbaum".



aber es scheint ja zu funktionieren, da es genug Leute gibt, die die Klappe halten, aus Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes und der Erwartung, genau solchen wie den geschilderten Repressalien.

Und durch diese Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und durch die Hartz-Gesetze entsteht, wie von Gas-Gerd angekündigt, ein immer größerer Niedriglohnsektor, auch viele "normale" Arbeitnehmer müssen Einschnitte hinnehmen. Aber Hauptsache, die Lohnstückkosten in Deutschland bleiben niedrig, damit wir ordentlich exportieren können... "Uns" geht es doch prima, "wir" haben keine Krise, gell. Nur leider spaltet sich das "wir" inzwischen immer mehr in Gewinner und Verlierer (siehe Armutsbericht - den ungefälschten), man kann bei den riesigen Einkommens(zuwachs)unterschieden nicht mehr einfach den Mittelwert nehmen und so behaupten, "im Mittel" geht es uns gut. Außer natürlich, man will die Bevölkerung aus bestimmten Gründen manipulieren...
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #265 am: 06 Dezember 2012, 18:54:08 »

Man stelle sich vor, ein Arbeitgeber sagt "ihr Angestellten müsst jetzt alle zu diesem Nichtraucherkurs gehen. Wenn ihr es nicht tut, wird euer Gehalt um 10 Prozent gekürzt."

Den Aufschrei kann ich mir vorstellen, wenn diese Meldung an die Öffentlichkeit käme ;)
Da es inzwischen Arbeitgeber gibt, die Raucher gar nicht mehr einstellen oder die Nichtrauchern pauschal mehr bezahlen (die machen eben weniger Pausen, sind weniger krank etc), wäre der Aufschrei vermutlich gar nicht mal so groß.
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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #266 am: 06 Dezember 2012, 20:22:06 »

Man stelle sich vor, ein Arbeitgeber sagt "ihr Angestellten müsst jetzt alle zu diesem Nichtraucherkurs gehen. Wenn ihr es nicht tut, wird euer Gehalt um 10 Prozent gekürzt."

Den Aufschrei kann ich mir vorstellen, wenn diese Meldung an die Öffentlichkeit käme ;)
Da es inzwischen Arbeitgeber gibt, die Raucher gar nicht mehr einstellen oder die Nichtrauchern pauschal mehr bezahlen (die machen eben weniger Pausen, sind weniger krank etc), wäre der Aufschrei vermutlich gar nicht mal so groß.

Sei dir da mal nicht zu sicher ...
Denn wenn sich die Medien um das, was du hier schriebst, mal im Sommerloch o.ä. dann mal auf Seite 1 damit austoben, dann könnte es schnell anders damit aussehen.
Was du beschreibst, geschieht momentan immer noch eher "unter der Hand" und nicht öffentlichkeitswirksam.
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