Unabhängig von der Frage, ob Strafgefangene Zugang zu PCs haben sollten oder ob man ihnen das verwehrt, müsste man sich die Frage stellen was Haftstrafen überhaupt für einen Zweck haben sollen.
Die erste Funktion ist, die Gesellschaft vor einem amoklaufenden Spinner zu schützen. Dafür muss man es dem Strafgefangenen aber nicht besonders ungemütlich machen und ihm den Zugang zu den Dingen verwehren, die andere Menschen auch haben. Es reicht aus, ihn wegzusperren.
Die zweite Funktion von Haftstrafen ist, dass der Gefangene für seine Taten büßen soll. Man will dem Gefangenen das Leben unangenehm machen. Dahinter steht ein Sühnebedürfnis der Gesellschaft. Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass dieses Bedürfnis jemals befriedigt werden kann - gerade nicht bei solchen Taten. Daher ist diese Funktion m.E. Unsinn.
Die dritte Funktion des Knastes ist, dass die übrigen Menschen sehen sollen, wie es einem ergeht wenn man schwer straffällig wird. Auch für diese Abschreckungsfunktion wäre es gut, wenn es Strafgefangenen möglichst mies geht und ihnen Dinge wie PC oder andere Ablenkungen versagt bleiben. Dieser "Abschreckungseffekt" von Strafen ist hingegen ein Irrglaube, der sich empirisch nicht bestätigen lässt.
Wenn die zweite und die dritte Funktion also Mumpitz sind, dann bleibt nur noch die erste Funktion (Gesellschaft schützen). Dafür müssen allerdings die Haftbedingungen nicht unnötig erschwert werden.
Das sehe ich z.T. ähnlich - anderenteils aber auch nicht.
Was die Sühne angeht: Ja, da kommt es, denke ich, doch auf die (Art der) Tat an.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass jemand, der "Opfer" geworden ist, seinen Täter nicht gerne in einer Art Hotel untergebracht sehen will - es soll dem Täter also eine dann doch eher "unbehagliche" Haftstrafe angedeihen. Und doch, ich denke schon, dass Freiheitsentzug (mit dann diversen Konsequenzen) als "Strafe" empfunden wird - sowohl beim Täter als auch für das Opfer (im Sinne von: damit "büßt" der Täter also für die Tat).
Wie gesagt: es kommt auf die Tat an, ja. Sicher gibt es bei Mord eher weniger das Gefühl bei "Opfern" bzw. Hinterbliebenen, dass der Täter durch Freiheitsentzug "genug büßt" bzw. geht es ja eigentlich eher um Wiedergutmachung als (nur) um Strafe!
Eben: Bei Mord kann man "es" nicht "wiedergutmachen". - In anderen Fällen ist das aber vlt. durchaus möglich. Aber so läuft das natürlich leider nicht (im Strafvollzug).
Was aber eigentlich die einzig heilsame Version wäre: Wenn der Täter seine Tat wirklich ehrlich "reut" (sich über ihre Tragweite, Konsequenzen etc. für das Opfer bewusst wird/werden kann - mit: Unterstützung!) und dann selbst das Bedürfnis hat, seine Tat so weit als möglich "wiedergutzumachen" und das Opfer dann in der Lage ist/in die Lage gebracht wird, zu verzeihen - und somit mit der Tat abschließen bzw. sich aussöhnen zu können.
Was auch nicht angesprochen wurde: Was ist mit Resozialisierung? !Und was das Veröffentlichen von Gewalttaten angeht - dieses Argument kann ich nicht ganz nachvollziehen - was die dabei angeblich bestehende Gefahr betrifft, dass es Nachahmer geben könnte - denn da reicht meines Erachtens schon, sich diverse "Krimis" anzusehen oder entsprechende Bücher zu lesen (Filme haben aber vlt. noch intensivere Wirkung) - da gibt es derart Perverses ... ... ... - dass man sich schon zuweilen fragen kann, welchem - gesunden
- Geist so etwas entsprungen ist ... ^^
Sicher besteht ein Unterschied, ob eine Tat tatsächlich "in der Wirklichkeit" passiert ist oder nicht. Aber was die Vorbildfunktion angeht - da gibt es sicher nicht Wenige, die sich die Ideen dann also auch aus diversen Büchern und/oder Filmen etc. holen (können).
Und dann ist ja auch immer das Problem, dass bei einem generellen "Schreib-" bzw. Veröffentlichungsverbot (für Täter, für Mörder) es sein kann, dass der Fall nicht wirklich aufgeklärt/gesichert/gewiss ist und jemand zu Unrecht zum Schweigen gebracht/verurteilt wird.
Vielleicht habe ich nicht wirklich verstanden, worum es genau geht - jedenfalls auf den eingangs genannten Fall bezogen nicht - an dem ich mich aber gerade nicht aufhängen, sondern davon etwas abstrahieren will.
Aber: Wieweit schränkt man damit Menschen-/Grundrechte vlt. auch ein - wenn "so jemand" über seine Tat nicht schreiben/nicht veröffentlichen darf?
Und wie weit unterstellt man damit anderen Menschen auch, nicht differenzieren, selbst nicht urteilen, werten, einordnen zu können (diese Taten bzw. diese Bücher - wenn sie denn gelesen werden) - in wie weit spricht man also anderen Menschen ihre Mündigkeit und Urteilsfähigkeit ab, wenn man meint, ihnen solche "Literatur" vorenhalten, sie davor "schützen" (??) zu müssen?
Und warum sollte nicht der "Erlös" solcher Bücher einem guten Zweck zugute kommen - wäre das nicht auch eine winzig kleine Art von "Wiedergutmachung"? Auch wenn der Inhalt (solcher Bücher) fragwürdig und vlt. also auch zu verurteilen sein mag und die direkten Opfer (oder Angehörige derselben) selbst das gar nicht (für sich) wollen (das Geld, das "ihr" Täter mit "seinen Büchern" über seine Gewalttaten verdient hat) - aber man könnte es doch anderweitig "sinnvoll" spenden ... ?
Von all dem abgesehen, glaube ich auch kaum, dass jemand - wie weiter vorne ja aber gesagt wurde - mit solchen Büchern wirklich "berühmt" wird oder gar "Millionär" - denn so viel bleibt da für den Autor gar nicht hängen - es gibt da ja diverse Kosten (Produktion bzw. Vertrieb des Buches etc.), andere verdienen daran mit, so dass dem Verfasser selbst da nicht wirklich viel bleiben wird - es müsste dann schon ein außerordentliches Buch sein. Oder ein "außerordentlicher Verfasser". Und er braucht vor allem auch erstmal das nötige Netzwerk, um soweit überhaupt erst zu kommen - schon das ist nicht gerade ein leichtes Unterfangen (wenn man bspw. wegen Mord einsitzt ...).
Insofern ist das mit dem Ruhm und den Millionen eher unwahrscheinlich.
Noch eine andere Frage:
Wenn also Strafen keine abschreckende Wirkung auf Menschen haben - stellt sich mir die Frage: Warum nicht?
Ist es nicht viel mehr so, dass es durchaus auf
einerseits: die Art der Strafe ankommt (man denke an mittelalterliche Geschichten wie Verbrennungen - oder auch an Folter ...)
andererseits: auf die Menschen selbst - also: Ist es nicht vielleicht viel mehr so, dass auf manche/einige/"bestimmte" Menschen auch solche unmenschlichen "Strafen" tatsächlich keine abschreckende Wirkung haben, auf andere Menschen aber durchaus! ?