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Autor Thema: Intervention in Libyen  (Gelesen 6163 mal)

Spambot

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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #15 am: 21 Oktober 2011, 12:19:02 »

Den Einsatz der NATO in Libyen würde ich als vollen Erfolg bewerten. Nun liegt es an den Libyern, das Beste aus der neuen Freiheit zu machen. Nach 42 Jahren Tyrannei wird das bestimmt nicht leicht.
Für Deutschland ist es beschämend, dass wir uns bei der ersten sinnvollen militärischen Intervention, seit dem Einmarsch im Kosovo, komplett rausgehalten haben. Ausgerechnet auch noch dann, wenn es um einen Freiheitskampf vor den Toren Europas geht. Da mußten mal wieder andere Europäer und die Amerikaner die Eisen aus dem Feuer holen.
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messie

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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #16 am: 21 Oktober 2011, 13:25:40 »

Zitat
Für Deutschland ist es beschämend, dass wir uns bei der ersten sinnvollen militärischen Intervention, seit dem Einmarsch im Kosovo, komplett rausgehalten haben. Ausgerechnet auch noch dann, wenn es um einen Freiheitskampf vor den Toren Europas geht. Da mußten mal wieder andere Europäer und die Amerikaner die Eisen aus dem Feuer holen.

Ach, mach dir keine Sorgen, die "Bündnisländer" werden darüber gar nicht so unglücklich sein. Nun brauchen sie nicht die paar Milliärdchen für die Aufräumarbeiten ausgeben, da wird schon Herr Westerwelle, demütig zu Kreuze kriechend, einiges lockermachen.
Ist ja schließlich auch nicht sein Geld.  8)
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colourize

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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #17 am: 21 Oktober 2011, 17:34:46 »

Der NATO Einsatz war ein "voller Erfolg"? M.E. völkerrechtswidrig weil weit über das Mandat hinaus haben sich einige NATO-Staaten in einen Bürgerkrieg eingemischt. Ein Diktator-Spinner ist vom Mob gelyncht worden und wird nun durch viele kleine diktatorische Stammesfürsten und lokale Warlords ersetzt. Viele Menschen sind in diesem Konflikt gestorben. Schwarzafrikaner in Libyen sind derzeit so gut wie vogelfrei.

Was genau ist daran der Erfolg? Was wurde für die Menschen verbessert?
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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #18 am: 21 Oktober 2011, 17:57:28 »

Was genau ist daran der Erfolg? Was wurde für die Menschen verbessert?

Die Menschen in Libyen haben nun nach 42 Jahren eine Chance auf die selbstbestimmte Schaffung einer freien, demokratischen Gesellschaft. Unabhängig davon, ob diese Chance tatsächlich genutzt wird, ist das doch eine erhebliche Verbesserunge gegenüber dem Status Quo der letzten Jahrzehnte.
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messie

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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #19 am: 21 Oktober 2011, 17:57:56 »

Der NATO Einsatz war ein "voller Erfolg"? M.E. völkerrechtswidrig weil weit über das Mandat hinaus haben sich einige NATO-Staaten in einen Bürgerkrieg eingemischt. Ein Diktator-Spinner ist vom Mob gelyncht worden und wird nun durch viele kleine diktatorische Stammesfürsten und lokale Warlords ersetzt. Viele Menschen sind in diesem Konflikt gestorben. Schwarzafrikaner in Libyen sind derzeit so gut wie vogelfrei.

Was genau ist daran der Erfolg? Was wurde für die Menschen verbessert?

Tja, ich sag doch, dass die "Bündnisländer" nicht unglücklich drüber sind, dass Deutschland nicht mitgemacht hat: Erstmal alles kaputtmachen (Strukturen, Machtverhältnisse, Land), um dann den Deutschen den Trümmerhaufen zu überlassen und zu sagen "los, jetzt baut das Land mal wieder schön auf - aber ohne das Öl zu kriegen, ja? Das kriegen wir nämlich, denn ihr habt ja glücklicherweise nicht mitgemacht".
Tja, und wenn's mit dem Wiederaufbau dann doch nicht so recht klappt weil das Land wieder in Bürgerkriegen versinkt, dann kann man sogar den Deutschen die Schuld geben, dass sie ja nicht genug Geld ins Land zum Wiederaufbau gepumpt haben.

Also, für die Kriegstreiberländer war es ein voller Erfolg. Sie können sich nun bequem zurücklehnen und Deutschland den schwarzen Peter zuschieben.

Beschämend finde ich vor allem, dass man sich aus Syrien raushielt: Da geht mal ein Diktator so richtig blutig gegen sein Volk vor, mit deutschen (!) Panzern, hat keinerlei Rückhalt in der Bevölkerung (im Gegensatz zu Gaddafi, die pro-Gaddafi-Minderheit war und ist nun wirklich nicht klein), und wen schert's? - Niemanden.

Noch nie ging es so offensichtlich ums Geld wie heute. Menschenleben? - Nebensache.
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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #20 am: 21 Oktober 2011, 18:18:05 »

Zitat
Die Menschen in Libyen haben nun nach 42 Jahren eine Chance auf die selbstbestimmte Schaffung einer freien, demokratischen Gesellschaft. Unabhängig davon, ob diese Chance tatsächlich genutzt wird, ist das doch eine erhebliche Verbesserunge gegenüber dem Status Quo der letzten Jahrzehnte.

Ach, wirklich?
Erstens: Passt überhaupt eine Demokratie zu Libyen? Alle afrikanischen Staaten, in denen sie existiert, floriert auch die Korruption wie geschnitten Brot. An die Regeln halten, die eine Demokratie erst möglich machen, entspricht nicht gerade afrikanischer Mentalität. Zudem sind sämtliche Gruppierungen vor Ort hierarchisch organisiert: Die Mehrheit als oberstes Prinzip kennt man dort nicht. Hier gelten die Regeln des Stammesfürsten, schon seit jeher.

Es ist naiv zu glauben, dass sich das jetzt mal so eben ändern würde.
Im Gegenteil: Jetzt existiert ein Machtvakuum, das die Gefahr, dass das Land nun im Bürgerkrieg versinkt, auf nahezu 100% fährt.

Und zweitens: Was war denn bitte der Status quo der letzten Jahre? Gaddafi war ein Diktator und ließ keine Opposition zu. Ok. Aber weiter? Ging es dem Land wirklich schlecht? Jährliches Wirtschaftswachstum von 5%, es existieren flächendeckende Mindestlöhne (!), es ist eins der reichsten Länder Afrikas: Es hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen Afrikas.
Dazu gibt es noch eine kostenlose medizinische Versorgung, es gibt Witwen-, Waisen- und sogar Altersrenten, wovon andere afrikanische Staaten weitestgehend nur träumen können.

Das alles ist jetzt, auch "dank" der Kriegskosten, gefährdet: Die Infrastruktur ist zerstört, die politische ohnehin, es wurde durch den Waffeneinsatz Geld in Massen in Nichts aufgelöst, das nun im Sozialbereich fehlt.

Ich habe starke Zweifel, ob es dem Land vor dem Krieg schlechter ging als jetzt danach.
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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #21 am: 21 Oktober 2011, 18:19:52 »

Die NATO hat doch nur einen bereits stattfindenen Aufstand gegen einen Tyrannen unterstützt. Libyer haben selbstbestimmt ihr Leben riskiert, um endlich die Aussicht auf Freiheit zu haben. Hätten wir die Aufständischen und andere Zivilisten von Gadaffis Truppen weiter niedermetzeln lassen sollen?
Warum gab es denn überhaupt den Aufstand, wenn Libyen angeblich so ein Paradies vor dem Krieg war?
Deutschland hat man nach WKII auch keine Demokratie zugetraut. Trotzdem hat man uns in Westdeutschland weitgehend selbstbestimmt (wenn auch beaufsichtigt) eine Verfassung erarbeiten lassen. Man kann einem Volk doch nicht die Chance auf Demokratie versagen, nur weil man entsprechende Vorurteile hat.

Ich vermute, dass es keine Intervention in Syrien gab, da die vorhandenen Kräfte bereits in Libyen gebunden waren. Die NATO hatte ja schon Probleme genug Munition für Libyen aufzutreiben. Was für deutsche Panzer sollen denn in Syrien eingesetzt worden sein?


« Letzte Änderung: 21 Oktober 2011, 18:58:58 von Spambot »
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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #22 am: 21 Oktober 2011, 18:55:37 »

Ich vermute, dass es keine Intervention in Syrien gab, da die vorhandenen Kräfte bereits in Libyen gebunden waren. Die NATO hatte ja schon Probleme genug Munition für Libyen aufzutreiben. Was für deutsche Panzer sollen denn in Syrien eingesetzt worden sein?

Eine Invention gegen Syrien wird in der Nato gar nicht erst vorgeschlagen, da China immer Veto einlegen würde. Bei Libyen war das nicht der Fall. Außerdem hat(te) Libyen die größten Erdölreserven in ganz Afrika. Syrien hat zwar auch Öl, ist da aber nicht so wichtig. Achne Moment, der Grund für die Intervention war ja menschlicher Natur, nicht wirtschaftlicher ;)
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"Sie fragte sich, warum sie, die sich so schwertat, mit anderen Menschen zu reden, so unbekümmert ihre intimsten Geheimnisse im Internet diskutieren konnte. Doch wenn sie überhaupt eine Familie hatte, der sie sich zugehörig fühlte, dann waren es diese Verrückten."

messie

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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #23 am: 21 Oktober 2011, 18:59:15 »

Zitat
Was für deutsche Panzer sollen denn in Syrien eingesetzt worden sein?

Find grade die Quelle nicht (mehr). Da wurde ausdrücklich berichtet, dass neben der vereitelten Lieferung von Panzern an Syrien (weil das Vorhaben in die Medien gelangt ist) bereits zuvor eine erfolgt ist. Insofern kann man davon ausgehen, dass auch deutsche Panzer beteiligt waren, um den Volksaufstand blutig niederzuschlagen.

Zitat
Die NATO hatte ja schon Probleme genug Munition für Libyen aufzutreiben.

Und das glaubst du? ;)
Länder wie die USA und Frankreich, jene mit den größten Rüstungsetats der Welt, gelingt es nicht einmal, Munition gegen ein kleines Land aufzutreiben, geschweige denn einem zweiten Land militärisch unter die Arme zu greifen?
Wenn dem so ist, dann glaube ich auch wieder an den Weihnachtsmann.  8)

Zitat
Libyer haben selbstbestimmt ihr Leben riskiert, um endlich die Aussicht auf Freiheit zu haben. Hätten wir die Aufständischen und andere Zivilisten von Gadaffis Truppen weiter niedermetzeln lassen sollen?

Erstens: War es das Volk oder nur ein Teil davon? Es wurde während des Krieges jedenfalls ebenfalls klar, dass weite Teile der Bevölkerung hinter Gaddafi standen.
Und warum hielt man sich dann in Ägypten & Co. eigentlich raus? Auch dort gab es massenhaft Tote, nachdem die Machthaber noch mal ihre Muskeln haben spielen lassen.
Tja, und warum nicht in Syrien? Wirklich weil China -vielleicht- ein Veto eingelegt hätte? Oder doch, weil dort nicht so viel zu holen ist wie in Libyen?

Das ist doch sehr ein hier hü, hier hott Prinzip.
« Letzte Änderung: 21 Oktober 2011, 19:03:19 von messie »
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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #24 am: 21 Oktober 2011, 19:19:16 »


Zitat
Die NATO hatte ja schon Probleme genug Munition für Libyen aufzutreiben.

Und das glaubst du? ;)
Länder wie die USA und Frankreich, jene mit den größten Rüstungsetats der Welt, gelingt es nicht einmal, Munition gegen ein kleines Land aufzutreiben, geschweige denn einem zweiten Land militärisch unter die Arme zu greifen?
Wenn dem so ist, dann glaube ich auch wieder an den Weihnachtsmann.  8)


Jup, das glaube ich. Link
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Re: Intervention in Libyen
« Antwort #25 am: 22 Oktober 2011, 12:22:43 »


Hier ein Artikel aus dem Economist, der einige bereits erfolgte Sanktionen gegen Syrien aufzählt und kurz aufgreift, warum in näherer Zeit keine größeren Maßnahmen getroffen werden.

http://www.economist.com/node/21529100
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