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Autor Thema: Resistente Keime  (Gelesen 2864 mal)

CubistVowel

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Resistente Keime
« am: 06 März 2012, 09:23:26 »

Endlich nennt es mal jemand beim Namen: Resistente Keime "sind ein Zeugnis medizinischer und politischer Verantwortungslosigkeit".

Ein Artikel von Kathrin Zinkant zum Thema Entstehung und Verbreitung resistenter Bakterien.

Zitat aus dem oben verlinkten Artikel:

"Sie heißen MRSA, VRSA, VRE, ESBL-Bildner, MDR-TB, EHEC oder einfach nur MDR für multi-drug resistant. Was den meisten dieser kryptisch benannten Keime gemein ist: Sie befallen längst nicht mehr nur Patienten in Krankenhäusern. Viele haben sich ungestört in alltäglichen Umfeldern des Menschen etablieren können, in Gemeinschaftseinrichtungen, auf Lebensmitteln, vor allem auf Fleisch.[...]

Bakterien müssen nicht darauf warten, dass sich ihr Erbgut von selbst verändert, sie tauschen nützliches Genmaterial direkt aus, von Einzeller zu Einzeller, als kleine Erbgutstückchen. Dafür müssen sie nicht einmal verwandt sein. Und was bisweilen als glückliche Fügung missinterpretiert wird: Bakterien, die Resistenzen erworben haben, machen nicht zwangsläufig krank. Gerade dieser Umstand erlaubt ihnen, sich unbemerkt auszubreiten und ihre Resistenzen weiter zu verteilen. [...]

Und wie die American Society of Microbiology konstatiert, ist es ja nicht erst der Missbrauch, sondern schon der medizinisch sinnvolle Einsatz von Antibiotika, der Resistenzen hervorbringt. Das erste penicillin-resistente Bakterium tauchte auf, bevor Penicillin selbst auf den Markt kam. Umso sorgfältiger müsse man daher mit den kostbaren Medikamenten umgehen, umso größeren Wert auch auf Hygiene und Entsorgung legen, deren Mängel einen ganz erheblichen Beitrag zur Verbreitung der unsichtbaren Gefahr leisten."

Es gab zu diesem Thema bereits mehrere Fernsehsendungen (meistens zu sehr später Stunde), aber da diese fast immer nur von "Krankenhauskeimen" sprachen, entging vielen Leuten wahrscheinlich die Brisanz des Themas. Obwohl man auch und gerade zur mangelnden Hygiene ausgerechnet in deutschen Krankenhäusern sicher einiges sagen könnte. Vielleicht sind auch die Titel der Berichte zu sehr oder noch zu wenig reißerisch gewesen...^^

Killerbrut - Die verschwiegene Katastrophe (sehr sehenswert)
Tod im Krankenhaus

Wie gesagt, es geht längst nicht mehr nur um Krankenhäuser - gerade Gesunde verbreiten einen Großteil der Keime.
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schwarze Katze

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Re: Resistente Keime
« Antwort #1 am: 06 März 2012, 09:41:33 »

Tja, die Natur tut sein Bestes, um die Bazille Mensch abzuschütteln
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Kallisti

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Re: Resistente Keime
« Antwort #2 am: 06 März 2012, 10:46:12 »

CubistVowel


... ja ok, aber was soll man selbst da vorbeugend/verantwortungsvoll tun (als man es nicht sowieso wohl schon macht)?

Dass es auch um Antibiotika dabei geht, gegen die Keime (Bakterien!) resistent werden, weil die Antibiotika noch immer (!) viel zu häufig verschrieben werden (übrigens vor allem in anderen Ländern - auch europäischen, gerade Frankreich z.B. ...) und oft auch von Ärzten sogar wider deren besseren Wissens (weil ja nur hilfreich bei bakteriellen Infektionen, nicht bei viralen - auch lange bekannt eigentlich) eingesetzt werden und dann auch leider nicht mal spezifisches Antibiotikum für eben diesen Keim, sondern fast ausschließlich Breitbandantibiotika - mit fatalen Folgen. Was wiederum daran liegt, dass auf die Keime oft gar nicht untersucht wird (weder in Krankenhäusern, noch bei niedergelassenen Ärzten) - somit weiß der Arzt also gar nicht, welcher Keim da gerade vorhanden ist (kann er ohne entsprechende Untersuchung nicht wissen) und deshalb pauschal Breitbandantibiotikum einsetzt.

 >:(
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nightnurse

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Re: Resistente Keime
« Antwort #3 am: 06 März 2012, 10:57:52 »

Leider kann man als Verbraucher nicht viel tun.
Wenn einem ein Arzt ein Antibiotikum verschreibt, nur, weil man erkältet ist, ohne Abstrich - sollte man es nicht nehmen. Finde ich. Wenn man eine Diagnose auf ein bestimmtes Bakterium hat und ein Antibiotikum verschrieben bekommt - dann sollte man es auch nach Vorschrift und bis zu Ende nehmen.
Es gibt ein paar Fälle, wo man Antibiotika vorsorglich schonmal einnimmt, bevor die Diagnose fertig ist (bei Borrelioseverdacht z.B., das hab ich selbst schon gemacht; nach OPs am Darm war das "damals" auch üblich, um Peritonitis vorzubeugen).
(Außerdem gehört der unqualifizierte Umgang mit Desinfektionsmitteln im Privathaushalt eigentlich verboten, aber wie soll das gehen...)

Aber insgesamt ist die Lage katastrophal und das bisschen, was ich tun kann, ist ein Fliegenschiss im Sturm.
Das wird noch ganz spannend. Wie den von Cubist Vowel verlinkten Sendungen zu entnehmen ist
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CubistVowel

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Re: Resistente Keime
« Antwort #4 am: 07 März 2012, 12:25:56 »

CubistVowel


... ja ok, aber was soll man selbst da vorbeugend/verantwortungsvoll tun (als man es nicht sowieso wohl schon macht)?
Mir fallen da auch nur die üblichen Dinge ein: die Massentierhaltung nicht durch Kauf unterstützen, nicht unnötig Antibiotika nehmen, keine überflüssigen Desinfektionsmittel benutzen und vor allem: Hände waschen, um nicht noch mehr Keime zu verbreiten! Mir graust es regelmäßig, wenn ich sehe, wie Leute z. B. vom Einkaufen wiederkommen, Einkaufswagen, Geld, Türklinken, Treppengeländer und was auch immer angefasst haben, und dann ohne Händewaschen anfangen, das Brot fürs Abendessen aufzuschneiden. ::)

Mein Augenarzt gibt übrigens niemandem mehr die Hand - finde ich sehr sinnig; Ich vermeide das Händeschütteln auch, wo es halbwegs sozialverträglich irgend geht. Je mehr ich darüber nachdenke, desto ekeliger finde ich diese Angewohnheit.

Vor allem aber sollte man die Hygienemaßnahmen in den Krankenhäusern verstärken bzw. die Hygienevorschriften verschärfen - und dann auch einhalten und nicht "wegsparen". Laut den Reportagen sterben in Deutschland jährlich mehrere Zigtausend Menschen an nicht mehr behandelbaren Bakterieninfektionen. Darunter auch das eine oder andere Frühchen, das es dann auch endlich mal schafft, kurz die Medien dafür zu interessieren...

Aber insgesamt ist die Lage katastrophal und das bisschen, was ich tun kann, ist ein Fliegenschiss im Sturm.
Aber das ist doch immer so. Und überhaupt kein Grund zur Resignation. Im Gegenteil. :)
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messie

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Re: Resistente Keime
« Antwort #5 am: 07 März 2012, 19:16:32 »

Zitat
Vor allem aber sollte man die Hygienemaßnahmen in den Krankenhäusern verstärken bzw. die Hygienevorschriften verschärfen - und dann auch einhalten und nicht "wegsparen".

Diesbezüglich tun sich mal wieder die Niederlande positiv hervor. Sie haben deutlich rigidere Hygienebestimmungen als wir hier in Deutschland - und das nicht nur in Krankenhäusern!
Folge: In den Niederlanden liegt z.B. MRSA, also der multiresistente und damit der gefährliche Teil, unter den zugehörigen Bakterienstämmen bei <1 bis 3% (je nach Quelle), in Deutschland bei 25-30 (!) Prozent (ebenfalls je nachdem, wo man nachsieht). Bedeutet, dass von 100 "aureus"-Bakterien in den Niederlanden höchstens mal 3 gefährlich werden, während es in Deutschland 30 sind. Das spricht dann wohl Bände ...

Privat sehe ich auch lediglich, dass man die häusliche Hygiene eben einhält, sich gezielt die Hände wäscht (also z.B. nach dem Nach-Hause-Kommen, nach dem Müllwegtragen, vor der Zubereitung von Speisen ...), Antibiotika nur nimmt wenn sie auch sinnvoll sind und diese dann auch zu Ende nimmt.

Mir sind Reportagen zum Thema übrigens sehr willkommen, wenn sie die tödliche Gefahr auch wirklich klar und direkt ansprechen. Es sind eben nicht nur irgendwelche 90jährigen Omis in einem Schmutzschleuderkrankenhaus daran gestorben, sondern mittlerweile auch Menschen Mitte 20, die z.B. nur eine kleine Routine-OP im Krankenhaus hatten oder sich eben auch fernab eines Krankenhauses ansteckten.
Jedenfalls halte ich MRSA für deutlich brisanter als beispielsweise EHEC: Denn wenn die Hysterie genauso groß wäre wie bei EHEC damals, dann würde vor lauter Angst davor der Wasserverbrauch mittels Händewaschen um so einiges ansteigen ... und die Politik wäre gezwungen, ihre Hygienevorschriften jenen der Niederlande anzupassen. :)
« Letzte Änderung: 07 März 2012, 19:18:06 von messie »
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nightnurse

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Re: Resistente Keime
« Antwort #6 am: 07 März 2012, 19:33:00 »

Da sagst Du was.
Der Umgang mit resistenten Keimen aller Art ist hierzulande erbärmlich.
Es gibt auch schon außerhalb der Klinik sozusagen "freilaufenden" MRSA (einfach mal "CA-MRSA" suchen), der in den USA ein echtes Problem darzustellen scheint.
Da kommen große Zeiten auf uns zu. Mal wieder.
(Denn wir können hier ja unMÖGlich holländische Methoden einführen! Was das kostet! Wir müssten den Ärzten VORschriften machen! Die Bundesländer wollen beachtet sein! Und außerdem ist das da Holland, wir sind hier in Deutschland, das kann also sowieso mal nicht klappen! *aufreg*)

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