Schwarzes Hamburg

Schwarzes Hamburg => Archiv => Politik & Gesellschaft -Archiv- => Thema gestartet von: schwarze Katze am 07 November 2007, 21:57:58

Titel: Erbe der 68-er
Beitrag von: schwarze Katze am 07 November 2007, 21:57:58
Letzte Zeit diskutiert man in die Presse vermehrt über die Erbe von 68-er..waren sie gut für Deutschland oder ein Irrweg?

Die Meinungen sind sehr unterschiedlich, sie reichen von Verherrlichung bis zum totalen Ablehnung.

Mich interessiert die Meinung von User hier, wie sie zu den 68-er stehen.

Ich habe für Option 1 gestimmt, 68- er hatten zwar ihre Macken, haben aber, meiner Meinung nach, sehr viel Gutes geleistet.
Ich vermute, dass wir unsere subkulturelle Leben nicht so frei ausleben könnten, wenn die 68-er Durchbruch nicht gegeben hätte
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: DarkestMatter am 08 November 2007, 00:58:39
schade, dass du schon in deinem ersten beitrag im thema eine tendenz und auch begründung für/wider abgibst  :)
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: Simplicissimus1668 am 08 November 2007, 03:59:36
Ich versteh nicht, wie manche Konservativen so absolut panisch reagieren koennen wenn es um das Thema 68er geht. Anders kann man die vehemente Abneigung ja wirklich nicht mehr verstehen. Als ob ein bisschen freier Sex von Leuten, die das gerne so haben, jede konservativ gefuehrte Ehe sprengen wuerde. *Kopfschuettel*
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: schwarze Katze am 08 November 2007, 10:24:23
Ich versteh nicht, wie manche Konservativen so absolut panisch reagieren koennen wenn es um das Thema 68er geht. Anders kann man die vehemente Abneigung ja wirklich nicht mehr verstehen. Als ob ein bisschen freier Sex von Leuten, die das gerne so haben, jede konservativ gefuehrte Ehe sprengen wuerde. *Kopfschuettel*

nun es ging ja nicht nur um Sex, sondern um sehr viele andere Sachen, wie die Gleichberechtigung, freie Entfaltung u.s.w.

In 50-er und Anfang 60-er reichte z. B. schon eine Lapallie dafür aus, um ein Mädchen in ein Besserungsanstahlt zu stecken, die Alleinerziehende Mütetr waren diskrimiert u.s.w

@DarkestMatter
ich sage nur meine Meinung
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: Eisbär am 08 November 2007, 10:29:36
schade, dass du schon in deinem ersten beitrag im thema eine tendenz und auch begründung für/wider abgibst  :)
Nana... immer daran denken, wie Kallisti gegängelt wird, wenn sie nicht ihre Meinung dazu sagt.


Die 68er haben einiges in den Köpfen bewegt, was Freiheit angeht.
Ohne sie würde man heute noch jungfräulich in die Ehe müssen, man müßte auf jeden Fall heterosexuell sein, sonst wäre man geisteskrank, Demokratie erfordert ein Mitdenken, Brandts Ostannäherung wäre ohne sie kaum so möglich gewesen, Frauen sind in fast alle Berufsbereiche vorgedrungen und die Gleichstellung von Mann und Frau in D ist seitdem so weit vorangeschritten, daß Frauen jetzt mehr Rechte als Männer haben uvm.

Ob die Mittel und Wege nun die richtigen waren und ob Kinder (oder der Mensch an sich) vielleicht mehr Disziplin bräuchten und auf jeden Fall mehr Verantwortung bzw soziales Bewußtsein und etwas weniger Individualismus, darüber ließe sich vortrefflich streiten.
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: Lakastazar am 08 November 2007, 11:17:33
Im Großen und Ganzen waren die 68er richtig und wichtig!

Das größte Versäumnis war es allerdings, dass die 68er nach ihrer erfolgreichen Dekonstruktion traditioneller Lebensführungsmodelle den kämpferischen Eifer niederlegten, alles haben stehen und liegen lassen und es verpassten eine eigene neue gesunde Form der Lebensführung erfolgreich einzuleiten, die den Menschen eine solide Basis zwecks Handlungsorientierung boten.

Beständigkeit lag jedenfalls nicht auf deren "Lehrprogramm".
Nach Fall der Hippie-Gesellschaft, ging es zunächst nur mit Dekonstruktion, besonders in der Post-Punk-Ära weiter...
Aber es wurde nix Neues geschaffen, bzw. man überließ es den Yuppies, die Gesellschaft in "entscheidenderen" Bereichen zu wirken.

Dass wir allerdings einen "Abstieg" erfahren, ist erst seit der Wende, also Mauerfall, wirklich extrem, obwohl sich davon einiges bereits in den 80ern während der Dekadenz selbstverständlich gewordener Emanzipation in Form von Trend-Droge Kokain, Feierei bis zum Abwinken usw. abzuzeichnen begann.
Ich finde die 80er waren das Ende vom noch Glorifizierbaren...
Eine bunte Welt, die von Düsternis belgeitet wurde.

Wenn ich die 90er sehe, sehe ich ne triste Welt, die von Plastik und kuntibunti-Retorte sowie Gettho-Gangsta-Style gekenzeichnet ist, was sich leider bis Heute noch stark zeigt.

Nirgends, außer in konservativen Kreisen, die es immer noch nötig haben, alles in ein ätzend traditionelles altbackenes, das freie Individuum vereinnahmende Gewand zu kleiden, und dabei noch obendrein doppelmoralisch zu sein, wird Beständigkeit oder irgendwas sozial nachhaltiges propagiert.

Überall liest man was von Flexibilität, Anpassung, Fortschritt, Rationalisierung, soziale Mobilität, Wettbewerbsfähigkeit, Leistungsträgern, Feierei, Konsum, Protest, Reformpakete und und und...

Ich frage mich, wo bleibt der Mensch bei all dem?

Nur um Missverständnissen vorzubeugen. Ich gebe nicht den 68ern die Schuld.
Was sie taten, war wirklich nötig. Aber man darf nicht den Konservativen und Leistungsorientierten die Tugenden überlassen!

Edit: Achja... ich habe für "Kann ich nicht eindeutig sagen" abgestimmt...
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: SoylentHolger am 08 November 2007, 15:34:35
68er hatten absolut ihre Berechtigung und wir verdanken denen vermutlich einiges. Nur Alt68er gehen gar nicht.  Lehrer von dem Schlag haben mir den Spaß am Geschichtsunterricht versaut.  :-\

Zitat von: Lehrer
Und in diesem Halbjahr nehmen wir die Weimarer Republik und das Dritte Reich durch

Zitat von: Schülern
Stöhn! Nicht schoooon wieder *seufz*
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: Craze am 08 November 2007, 16:58:39
Man muss aber sagen, dass man ohne das keine Alt-68er-Scherze reißen könnte. ;) Alleine dafür hat sich's gelohnt.

Ich schließe mich der vorherrschenden Meinung an - umsonst war das alles nicht und vieles was wir heute als (sub)kulturell selbstverständlich betrachten, wäre ohne die Zeit vermutlich einfach nicht da. Der Fall und das augenscheinliche Scheitern des Hippie-Traums hat ja auch eine ganze eigene Generation zu ihrer Art von Rebellion inspiriert (gell?).
Alleine die Tatsache, dass noch darüber geredet wird, legt ein deutliches Zeugnis ab.

Dass die nachfolgenden "Rebellen" mehr selbstdestruktiv als konstruktiv waren (sind?), ist ebenfalls logisch. Das ist ein bisschen wie ein Pendel, dass mit gleicher Kraft in die entgegengesetzte Richtung schwingt, in die es gestoßen wurde. Je stärker man das Pendel in eine bestimmte Richtung stößt, umso stärker kommt es in die entgegengesetzte Richtung zurück.

Ich glaube viele der Ideen der 60er kamen einfach 1000 Jahre zu früh. Typisch Wassermann, vielleicht irgendwann mal. Ich glaube aber, es ist gut, diese Ideen einmal ausgesprochen, gelebt und so viel umgesetzt zu haben, wie möglich. Auch wenn nicht alles brillante Ideen waren - manchmal merkt man sowas ja auch erst, wenn man es probiert hat.
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: pesco am 08 November 2007, 21:37:46
Dass die nachfolgenden "Rebellen" mehr selbstdestruktiv als konstruktiv waren (sind?), ist ebenfalls logisch. Das ist ein bisschen wie ein Pendel, dass mit gleicher Kraft in die entgegengesetzte Richtung schwingt, in die es gestoßen wurde. Je stärker man das Pendel in eine bestimmte Richtung stößt, umso stärker kommt es in die entgegengesetzte Richtung zurück.

Pendeln gegen Hippies! \o/
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: Thomas am 09 November 2007, 22:31:56
Kann ich nicht eindeutig sagen.Auf jedenfall haben die 68er dazu beigetragen, eine verkrustete Gesellschaft aufzubrechen, vieles wäre ohne 68 heute anders (wobei, wären es nicht die 68er gewesen, wären danach Generation gekommen, die Umwälzungen angeschoben hätten, einfach weiter gegangen wäre es auf Dauer so oder so nicht).Andererseits gab es auch einiges an Verwirrungen der Beteilligten, die RAF hatte ihren Ursprung auch in der 68er-Bewegung, und für die, die damals alle gesellschaftlichen Konventionen rein aus Prinzip radikal veränderten, habe ich auch nicht sonderlich große Sympathien, weil sie tlw. mehr kaputt machten als verbesserten.
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: Thomas am 12 November 2007, 18:06:33
Ohne die 68er kein LARP; das sagt doch schon so einiges...  ;D
Läßt aber nach wie vor die Frage offen, ob das nun Fluch oder Segen ist  ;D
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: Svendra am 13 November 2007, 22:09:02
Ohne die 68er kein LARP; das sagt doch schon so einiges...  ;D

Was haben die 68er denn mit LARP zu tun?  :o
Titel: Re: Erbe der 68-er
Beitrag von: Lakastazar am 14 November 2007, 00:10:57
Jetzt machst du mich aber neugierig DLG!  :D

Wo war denn da jetzt genau der Knick zwischen den 30ern auf der einen Seite und Leuten die mit dem Menschen-Bild der 80er aufwuchsen?

Ich kann zwar einiges aus deinem Post erahnen, was du so meinst, aber würde es doch gern von dir etwas konkreter haben, wenn ich da jetzt nicht zu viel verlange  ;D