Schwarzes Hamburg

Schwarzes Hamburg => Archiv => Politik & Gesellschaft -Archiv- => Thema gestartet von: Thomas am 09 November 2006, 08:57:44

Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 09 November 2006, 08:57:44
Vieleicht haben ja einige von euch schon von dieser Studie der Uni Leipzig gehört und/oder gelesen, nach der der Rechtsextremismus längst in der Gesellschaftsmitte angekommen sein soll :

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,446805,00.html

Begründet wird diese Ansicht unter anderem mit solchen Umfrageergebnissen, die auch der Spiegel "erschreckend" findet :

Zitat von: "Spiegel Online"
Eine Diktatur als bessere Staatsform? Neun Prozent der Deutschen finden das im nationalen Interesse unter Umständen durchaus akzeptabel. Ein Führer, der Deutschland mit starker Hand regiert? Das halten rund 15 Prozent für eine gute Idee. Und gleich 26 Prozent sehnen sich in diesen Zeiten nach einer einzigen Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.
...
Und überhaupt: "Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten", verharmlosen immerhin 11 Prozent das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.

Für mich ist das alles sehr von der Art der Fragestellung abhängig und keinesfalls ein eindeutiges Indiz für allgemein steigenden Rechtsradikalismus.

Ein Diktatur könnte die bessere Staatsform sein, nur bedarf es dazu eines Diktators, der nur das Wohl des Volkes im Auge hat (Atatürk in der Türkei war wohl so einer).Da die Gefahr, das dem bei einem Dikator nicht so ist, aber sehr hoch ist, sollte man von dieser Staatsform als Wunsch eher absehen.

Ein Führer, der mit starker Hand regiert ? Wurde wirklich explizit nach "einem Führer" gefragt ? Oder ging es nur darum, das endlich mal ein motivierter und durchsetzungsfähiger Staatsmann an die Macht kommt und dem allgemeinen Eiertanz in der Politk ein Ende macht ? Letzterem könnte ich mich durchaus anschließne, sind das jetzt rechtsradikale Ansichten ?

Das gleiche gilt für die eine, starke Partei, die die "Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert".Wenn man das vorbelastete Wort "Volksgemeinschaft" mal wegläßt, klingt das für mich nach dem verständlichen Wunsch nach einer großen Volkspartei, die auch endlich mal wieder das Gefühl vermittelt, das Volk zu vertreten, anstatt sich in zwischparteilichen Grabenkämpfen und Nebensächlichkeiten zu verlieren.Diesem Wunsch kann ich mich ebenfalls anschließen.Was ist daran rechts ?

Und die für sich gesehene Feststellung, das der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten hatte, besagt ja erst mal nicht viel.Vermutlich hätten die meisten befragten auch gleich danach zugegeben, das die schlechten Seiten deutlich überwogen, aber solche Nachfragen würden ja das gewünschte Weltbild der Umfragemacher negativ beeinflußen.Ich frage mich, ob es den Macher in gleichem Maße gestört hätte, wenn eine vielzahl von Menschen das gleiche über die DDR gesagt hätten.

Für mich sieht das eher nach einem braunen Gespenst aus, das hier von allzu linken Studienmachern gesehen wird, wie sich auch an einer Aussage von einem der Verantwortlichen sehen läßt :

Zitat
"Selbst Menschen, die sich selbst als 'links' bezeichnen, lehnen nicht alle rechtsradikalen Aussagen ab", sagt Decker.

Fragt sich, was für sojemanden "rechtsradikale" Aussagen sind ? Vermutlich alles, was von seiner linken Weltsicht minimal abweicht.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: AntiKuschelFanatikerin am 09 November 2006, 13:59:37
Nach durchlesen der Studio selber http://library.fes.de/pdf-files/do/04088.pdf , muss ich Thomas mal wieder voll und ganz zustimmen!

(so richtig lustig wird die "repräsentative" Studie ab Seite 31...)   :roll:
Titel: Re: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Kenaz am 10 November 2006, 09:26:30
Zitat von: "Thomas"
Ein Diktatur könnte die bessere Staatsform sein, nur bedarf es dazu eines Diktators, der nur das Wohl des Volkes im Auge hat (Atatürk in der Türkei war wohl so einer).

- Das ist eben die grundlegende Crux aller Träumereien vom "guten Führer", "guten König", "guten Diktator" etc. pp.: Der Hase liegt beim Attribut "gut" im Pfeffer, denn im Rahmen dieser Versuchsanordnung beurteile ich nicht die Gangbarkeit der Sache an sich (Autokratie, Royalismus, Diktatur), sondern ich "beurteile" etwas, dessen Wert ich bereits im Vorfeld als "gut" festlege: Mit einer Aussage über den "guten Diktator" ist kein Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Diktatur an sich möglich.

Zitat von: "Thomas"
Wurde wirklich explizit nach "einem Führer" gefragt ? Oder ging es nur darum, das endlich mal ein motivierter und durchsetzungsfähiger Staatsmann an die Macht kommt und dem allgemeinen Eiertanz in der Politk ein Ende macht ? Letzterem könnte ich mich durchaus anschließne, sind das jetzt rechtsradikale Ansichten ?

- Nein, aber das sind genau die Gründe, warum die Menschen am Ende der Weimarer Republik einem Rattenfänger wie Hitler in die Arme gelaufen sind: Sie haben sich nach einem "durchsetzungsfähige[n] Staatsmann" gesehnt, der "dem allgemeinen Eiertanz in der Politk ein Ende macht" - nun, und den haben sie dann ja auch bekommen - in Gestalt des "Führers". :lol: - Mal im Ernst: Merkst Du eigentlich noch, was Du da für einen Murks verzapfst?!

Zitat von: "Thomas"
Das gleiche gilt für die eine, starke Partei, die die "Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert".Wenn man das vorbelastete Wort "Volksgemeinschaft" mal wegläßt, klingt das für mich nach dem verständlichen Wunsch nach einer großen Volkspartei, die auch endlich mal wieder das Gefühl vermittelt, das Volk zu vertreten, anstatt sich in zwischparteilichen Grabenkämpfen und Nebensächlichkeiten zu verlieren.Diesem Wunsch kann ich mich ebenfalls anschließen.Was ist daran rechts ?

- Und wenn man kosmetische Spitzfindigkeiten wie die Rede von der "Volksgemeinschaft" einfach mal ausser acht lässt und sich auf der Zunge zergehen lässt, was Du da eigentlich schreibst, so bleibt festzustellen: Diesen "verständlichen Wunsch" hatten wir auch schon mal und wir wissen eigentlich nur zu gut - oder sollten es zumindestens wissen -, wohin er uns führen kann bzw. fast zwangsläufig führt. - Nicht zuletzt: Wer bestimmt denn dann eigentlich, was wesentlich ist und was nur "zwischparteiliche[..] Grabenkämpfe[..] und Nebensächlichkeiten" sind? - Die "Volksgemeinschaft"? Die "eine große "Volkspartei"? Und wer in deren Namen? Der "gute Führer"?! :lol:
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 10 November 2006, 10:03:40
Ach, Kenaz du bist doch sonst auch nicht der schwarzsehende moralapostel.Warum auf einmal jetzt ?

Stichwort Parteien : Suchen nicht alle Wähler nach der Partei, die möglichs alles richtet ? Was ist daran rechts ? Weil es Standard ist, das in der politischen Realität keine Partei dilletantismus frei ist ?

Wenn jemand z.B. die große Koalition "herbeisehnte, weil er hoffte, das dadruch endlich mal etwas vorangeht, würde man ihm ja deswegen auch keine Rechtsradiaklen tendenzen unterstellen.Nur weil man das jetzt mit "starker Partei für die Volksgemeinschaft" umetikettiert, ist es plötzlich schlecht ?

Das gleiche gilt für die Führer-Frage : Ist es nicht völlig verständlich, das nach dem ganzen (korrekt oder nicht) rumgehake auf Kohl, Schröder, Merkel und deren vermeintlichen oder tatsächlichen politischen Fehlentscheidungen der Wunsch da ist, das mal jemand (als z.B. Bundeskanzler) an die Macht kommt, der möglichst keine Fehler macht (auch wenn dies menschlich unrealistisch ist) und statt dem dauernden hin- und her zwischen den Interessen von Lobbyisten, Parteikollegen und Clientel einfach mal einen Kurs im interesse des Volkes durchzieht (auch wenn hier "das richtige" natürlich von vielen unterschiedlich gesehen wird)

Mag sein, das diese "Träume" unrealistisch sind, weil Politik nun mal immernich "nur" von Menschen gemacht wird, aber ist man ob dieser Wünsche gleich als rechtsradikal einzustufen ? Meiner Meinung nach nicht.

Aber ihr ganzen abgehobenen Geisteswissenschaftler könnt euch zumindest in der Einigkeit über Begriffsdeutungen und deren vermeintliche Aussage die Hand schütteln  :roll:
Titel: Re: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Inverted am 10 November 2006, 10:05:05
Zitat von: "Spiegel Online"

Und überhaupt: "Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten", verharmlosen immerhin 11 Prozent das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.

Das Statement selber (nämlich dass der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten gehabt hätte) ist an Trivialität und Banalität nur schwer zu überbieten.

Dies als "Verharmlosung" zu bezeichnen ist grenzdebil.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 10 November 2006, 10:53:34
Ein paar Hinweise...

Erstmal, wer SpOn liest, ist selber Schuld. :)

Wenn nun sogar die Ex-SED an der Mehrparteiendemokratie gefallen findet, dann muss da doch was dran sein? Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch diese Volkspartei mit großen Idealen daran gegangen ist, aber aus irgendwelchen Gründen scheint es nicht so einfach zu sein, dem Volk zu dienen.

Moderne Parteien haben nur eine Funktion in der Regierung: Als Scharnier zwischen Wirtschaft und Gesellschaft regulierend zu agieren. Welche Partei auch immer in diese Position kommt -- ob Splitter-, Volks- oder Einheitspartei -- sie wird in diese Form gepresst und kann nicht anders. Deshalb (und nur deshalb!) ist Demokratie überhaupt möglich, und darüber hinaus geradezu ideal, weil sich der Widerstand von unten nicht auf eine Organisation einschießen kann -- und mitunter durch Mitregieren neutralisiert werden kann. Wer was anderes über Funktionen von Parteien denkt, ist naiv. (Das heißt nicht, dass es sich nicht lohnt, weniger schädliche Parteien zu unterstützen.)

Große Koalition: Ob das wirklich die Beste aller Welten ist... Zumindest haben sie sich vor der Koalition noch gestritten, ob 0% oder 2% MWSt-Erhöhung durchgeführt werden. Rausgekommen ist ja bekanntlich der 'Kompromiss' 3% -- soviel zu der Theorie...

Ob Rechtsradikalismus (ich bevorzuge eigentlich Rechtsextremismus und reserviere den Radikalismus für die Linke) in der mitte der Gesellschaft angekommen ist? Zweifelhaft. Wir haben schon seit Jahrzehnten einen Anteil von ~10% mehr oder weniger latenten Rechtsextremismus in der Bevölkerung. Stellenweise, haupts. im Osten, kann man allerdings davon sprechen, dass er in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, wenn z.B. von ratloser offizieller Seite die Ränder, d.h. nicht-rechte Subkulturen (auch ein Repräsentant der Schwarzen ist dabei) zum Lehrinhalt in Schulen werden: http://www.rbb-online.de/_/polylux/aktuell/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_5021478.html
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 10 November 2006, 11:16:51
Zitat von: "DarkAmbient"

Erstmal, wer SpOn liest, ist selber Schuld. :)

Die Kritik paßt aber gerade nicht.Zwar wird aus linken Kreisen gerne alles außer dem offiziellen Antifa-Mitteilungsblatt und dem neuen Deutschland als rechts eingestuft, aber momentan klingt der Spiegelartikel eher zu links.Sowas kannst du doch nicht wirklich kritisieren  :P

Zitat von: "DarkAmbient"
Wenn nun sogar die Ex-SED an der Mehrparteiendemokratie gefallen findet, dann muss da doch was dran sein?

Naja, "gefallen daran gefunden" ist wohl eher die falsche Bezeichnung.Nach der Wende bliebt den Ex-SED'lern ja nichts anderes übrig, als am Mehrparteiensystem teilzunehmen, wenn sie überhaupt noch eine Chance zum mitreden haben wollten.Ich weiß nicht, wieviel sich an dieser ursprünglichen Grundhaltung tatsächlich geändert hat.

Die "eine große Volkspartei" aus der Studie setze ich übrigens auch nicht mit "nur noch eine Partei" gleich.Auch das ist so ein kleiner, aber feiner Unterschied, den Studienmacher und Befragte mitunter anders aufgefaßt haben könnten.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Kenaz am 10 November 2006, 11:45:35
Zitat von: "Thomas"
Ach, Kenaz du bist doch sonst auch nicht der schwarzsehende moralapostel.Warum auf einmal jetzt ?

- Ach, Thomas, ich bin zwar in der Tat kein Moralapostel, nichtsdestoweniger jedoch durchaus "schwarzsehend" respektive realistisch, wenn es um die Einschätzung der intellektuellen Kapazitäten meiner lieben Mitmenschen geht; was mir allerdings schon immer auf die Nerven ging, ist dummes Geschwätz jedweder Couleur - und das, was Du hier zum Thema bisher so abgelassen hast, ist - mit Verlaub - an Unreflektiertheit, Eindimensionalität und Plattheit wirklich schwerlich zu überbieten.

Und um das zu bemerken, muss man beileibe kein "abgehobener Geisteswissenschaftler" sein. :P
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 10 November 2006, 11:45:57
Zitat von: "Thomas"
Die Kritik paßt aber gerade nicht.Zwar wird aus linken Kreisen gerne alles außer dem offiziellen Antifa-Mitteilungsblatt und dem neuen Deutschland als rechts eingestuft, aber momentan klingt der Spiegelartikel eher zu links.Sowas kannst du doch nicht wirklich kritisieren  :P


Vom Klang einfach nicht täuschen lassen. Nur weil das ein aufgeregter Artikel ist, muss er noch lange keine linke Ausrichtung haben. Journalisten müssen schreiben, möglichst etwas, was als 'neu' tituliert werden kann. Die Bildzeitung, für Leute, die manchmal auch lesen und einen Internet-Anschluss haben...

Zitat
Naja, "gefallen daran gefunden" ist wohl eher die falsche Bezeichnung.Nach der Wende bliebt den Ex-SED'lern ja nichts anderes übrig, als am Mehrparteiensystem teilzunehmen, wenn sie überhaupt noch eine Chance zum mitreden haben wollten.Ich weiß nicht, wieviel sich an dieser ursprünglichen Grundhaltung tatsächlich geändert hat.


Ich meine das durch meine WASG-Mitgliedschaft und ausführlicher Nachforschung aber beurteilen zu können.

Zitat
Die "eine große Volkspartei" aus der Studie setze ich übrigens auch nicht mit "nur noch eine Partei" gleich.Auch das ist so ein kleiner, aber feiner Unterschied, den Studienmacher und Befragte mitunter anders aufgefaßt haben könnten.


Nuh ja, die konsequente Fortführung. Wozu brauchen wir zwei Volksparteien? Haben wir etwa zwei Völker? Das ist genauso wie wenn alle Parteien eigentlich die der Mitte sind...
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 10 November 2006, 12:04:56
Zitat von: "Kenaz"
und das, was Du hier zum Thema bisher so abgelassen hast, ist - mit Verlaub - an Unreflektiertheit, Eindimensionalität und Plattheit wirklich schwerlich zu überbieten.

Diese Ansicht halte ich einfach mal für nichtiges, subjektives Geschwätz.

Zitat von: "DarkAmbient"
Vom Klang einfach nicht täuschen lassen. Nur weil das ein aufgeregter Artikel ist, muss er noch lange keine linke Ausrichtung haben. Journalisten müssen schreiben, möglichst etwas, was als 'neu' tituliert werden kann. Die Bildzeitung, für Leute, die manchmal auch lesen und einen Internet-Anschluss haben...
Gut, also doch alles rechtsradikale Imperialistenblätter zur Volksverdummung.Ich bin beruhigt, das bei dir alles beim alten ist  8)

Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Thomas"
Die "eine große Volkspartei" aus der Studie setze ich übrigens auch nicht mit "nur noch eine Partei" gleich.Auch das ist so ein kleiner, aber feiner Unterschied, den Studienmacher und Befragte mitunter anders aufgefaßt haben könnten.


Nuh ja, die konsequente Fortführung. Wozu brauchen wir zwei Volksparteien? Haben wir etwa zwei Völker? Das ist genauso wie wenn alle Parteien eigentlich die der Mitte sind...

Das, was aber angeblich die konsequente Fortsetzung von etwas wäre, ist genau der Punkt, der mich an der Studie stört (Besonders Kenaz ist gut darin, aus einer Aussage auch eine unbedingte Schlussfolgerung zu ziehen, die viele andere Leute gänzlich anders sehen =) ) : Wenn ich danach frage, ob es nicht toll wäre, wenn es eine große (Volks)Partei geben würde, die das Volk optimal vertritt kann man eben nicht bei denjenigen, die diese Frage bejahen gleich Rechtsextremismus im Sinne von "Ich sehne mich nach NSDAP und SED, und ziehe diese Systeme vor" vermuten, auch wenn einige Schlaumeier immer wieder meinen, das diese Relation unbedingt so sein müsse.Und genau deswegen halte ich diese Studie für (mindestens) äußerst unscharf.

Dazu bedarf es vermutlich tieferer Nachforschungen, und nicht das pauschale Auswerten von Fragebögen mit angeschlossener unterstellung, was die angekreuzten Antworten denn zu bedeuten hätten.

(Übrigens scheint sich mir die Studie darüber hinaus an einigen Punkten, gerade in der Kategorisierung von verschiedenen Persönlichkeitstypen doch hart an der Grenze zur Wahrsagerei zu bewegen.Aber so sind wissenschaftliche Studien im Bereich der Soziologie  wohl  :roll: )
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Kenaz am 10 November 2006, 12:14:57
Zitat von: "Thomas"
Diese Ansicht halte ich einfach mal für nichtiges, subjektives Geschwätz.

- Das bleibt Dir unbenommen, ist jedoch durchaus typisch für Deinesgleichen. Macht aber eh nix, denn ich hab' nicht die geringste Lust, das weiter zu vertiefen.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 10 November 2006, 12:38:13
Zitat von: "Thomas"
Dazu bedarf es vermutlich tieferer Nachforschungen, und nicht das pauschale Auswerten von Fragebögen mit angeschlossener unterstellung, was die angekreuzten Antworten denn zu bedeuten hätten.

(Übrigens scheint sich mir die Studie darüber hinaus an einigen Punkten, gerade in der Kategorisierung von verschiedenen Persönlichkeitstypen doch hart an der Grenze zur Wahrsagerei zu bewegen.Aber so sind wissenschaftliche Studien im Bereich der Soziologie  wohl  :roll: )


Und wer pauschalisiert jetzt hier? Vielleicht hätten sich die Forscher die Arbeit sparen können so viele Leute zu interviewen, wenn sie sich Dich als Untersuchungsobjekt genommen hätten. Sie hätten eine prima Studie über Alltagsbewusstsein jenseits aller quantitativ ermittelten Typen machen können, wo Du einfach eine Meinung zu allem und jedem hast, die so genau den Zeitgeist widerspiegelt, dass es eigentlich wertvoll wäre, das zu konservieren.

Ich gebe zu, dass ich bei Dir auch manchmal einen Impuls verspüre, wie den, dem Kenaz erlegen ist. Aber es ist immer wieder eine Übung für mich, meinen Mitmenschen wohlwollend gegenüberzutreten und dabei nach den Ursachen für all die Verkorxungen zu forschen, die bei der Bildung von Subjektivität meiner Meinung nach eine Rolle spielen. Nur soviel zu wissenschaftlichen Studien im Bereich der Soziologie...
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 10 November 2006, 13:16:05
Zitat von: "Kenaz"
Macht aber eh nix, denn ich hab' nicht die geringste Lust, das weiter zu vertiefen.
Das wäre auch ziemlich sinnlos, da deinesgleichen von dem eigenen Standpunkt als den einzig seeligmachenden eh' nicht abweicht.

Zitat von: "DarkAmbient"
Und wer pauschalisiert jetzt hier? Vielleicht hätten sich die Forscher die Arbeit sparen können so viele Leute zu interviewen, wenn sie sich Dich als Untersuchungsobjekt genommen hätten. Sie hätten eine prima Studie über Alltagsbewusstsein jenseits aller quantitativ ermittelten Typen machen können, wo Du einfach eine Meinung zu allem und jedem hast, die so genau den Zeitgeist widerspiegelt, dass es eigentlich wertvoll wäre, das zu konservieren.

Mag sein.Jedenfalls wäre es sicher nicht verkehrt, wenn so mancher Studienmacher mal seinen Studiumselfenbeinturm aus Theorie und Rumrechnerei ein wenig verlassen würde.

Ich meine, wie läuft z.B. so ein "Interview" ab ? Kreuzen sich da einige Leute für sich alleine mehr oder weniger motiviert durch so einen Fragebogen, ohne fachliche Betreuung, mit der man Rücksprache halten kann ? Nur dann kann man nämlich sicher sein, das der Interviewte die Fragen (und die Konsequenzen, die sich aus der Frage ergeben würden) genau so auffaßt wie der Studienmacher.

Sonst werden aus Aussagen wie "Wünscht sich eine starke Führungspersönlichkeit" nämlich Rückschlüsse wie "Will gerne Hitler&das dritte Reich wiederhaben" gezogen.

Aber vermutlich sind die Studienmacher da eh' ziemlich voreingenommen.

Des weiteren würde ich nebenbei vielen Leute wünschen, eine Meinung zu gewissen Dingen zu haben und die hier (in diesem Forum) Kund zu tun, dann hätten wir vermutlich häufiger mal interessante Diskussionen.

Zitat von: "DarkAmbient"
Ich gebe zu, dass ich bei Dir auch manchmal einen Impuls verspüre, wie den, dem Kenaz erlegen ist. Aber es ist immer wieder eine Übung für mich, meinen Mitmenschen wohlwollend gegenüberzutreten und dabei nach den Ursachen für all die Verkorxungen zu forschen, die bei der Bildung von Subjektivität meiner Meinung nach eine Rolle spielen. Nur soviel zu wissenschaftlichen Studien im Bereich der Soziologie...
Oh, fühlt sich da ein Soziologe unangenehm berührt ?  :wink:

Ich gebe zu, mein letzter Satz hier :

Zitat von: "Thomas"
Dazu bedarf es vermutlich tieferer Nachforschungen, und nicht das pauschale Auswerten von Fragebögen mit angeschlossener unterstellung, was die angekreuzten Antworten denn zu bedeuten hätten.

(Übrigens scheint sich mir die Studie darüber hinaus an einigen Punkten, gerade in der Kategorisierung von verschiedenen Persönlichkeitstypen doch hart an der Grenze zur Wahrsagerei zu bewegen.Aber so sind wissenschaftliche Studien im Bereich der Soziologie wohl   :roll: )

ist in der Tat sehr pauschal.

Auch mich überkommt mitunter immer wieder die Erkentniss, das es doch viel einfacher wäre, mich einfach mit gewissen, abgehobenen Leuten  nicht mehr zu unterhalten, weil da eh' nichts bei rauskommt.
Aber die Langeweile siegt dann doch meist  8)
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Kenaz am 10 November 2006, 13:28:36
Zitat von: "Thomas"
[...] da deinesgleichen von dem eigenen Standpunkt als den einzig seeligmachenden eh' nicht abweicht.

- Und das aus deinem "Munde"!? :lol:  :lol:  :lol: - Das dokumentiert allerdings in der Tat mal wieder jenen Sinn für - bisweilen auch mal unfreiwilligen - Humor vortrefflich, den ich an deinen Statements immer so possierlich finde ... :biglaugh:
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: colourize am 10 November 2006, 19:43:16
Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "Thomas"
Diese Ansicht halte ich einfach mal für nichtiges, subjektives Geschwätz.

- Das bleibt Dir unbenommen, ist jedoch durchaus typisch für Deinesgleichen. Macht aber eh nix, denn ich hab' nicht die geringste Lust, das weiter zu vertiefen.

Dem schließe ich mich mal an, zumindest falls in diesem Thread hier nicht noch ein substanzielleres Argument von konservativer (resp. revisionistischer) Seite vorgebracht werden sollte, das eine inhaltliche Auseinandersetzung erfordern würde.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: sepp am 11 November 2006, 07:29:00
Je mehr Fremdwörter,umso schlauer?
Warum verschließen wir wieder die Augen?Wir sind meiner Meinung nach auf dem besten Weg in die Endphase der weimarer Republik.Mit jeder neuen Regierung wird es doch schlimmer.Mir bleibt immer weniger Geld in der Tasche.
Und genau solche Verleugner der Tatsachen bereiten die Grundlage für den braunen Sumpf.Immer politisch korrekt,immer das Fähnchen im Winde.Ihr seid doch selbst Diktatoren.Wenn eine Meinung nicht passt,wird gleich mit der Nazi-Keule geschwungen oder-und geschwollen dahergeredet.
Ward ihr schon mal arbeitslos?Bestimmt nicht,wir haben ja Fremdwörter studiert und sind festangestellt.
Thomas ist wenigstens ehrlich und sagt ,was er denkt.Meiner Meinung nach ist
er aber bestimmt kein Brauner.
Manchmal muß man einfach sein Umfeld verlassen und hören,was andere Leute zu sagen haben.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: AntiKuschelFanatikerin am 11 November 2006, 09:42:39
Zitat von: "sepp"
Ihr seid doch selbst Diktatoren.

:weglach:     Dazu sag ich jetzt einfach mal nichts.

Zitat von: "sepp"
Ward ihr schon mal arbeitslos?

Ich war zwar nicht angesprochen, war aber z.B. nach langer Krankheit auch lange arbeitslos.
Und trotz jetziger Festanstellung im ö.D. bleibt bei mir am Ende des Monats auch immer weniger Geld übrig (wenn überhaupt was übrig bleibt),
das geht nicht nur den Harz IV-Empfängern so.
Da können die studierten Fremdwörterumherschmeisser in diesem Forum auch nichts für!  :wink:

Zitat von: "sepp"
Thomas ist wenigstens ehrlich und sagt ,was er denkt.Meiner Meinung nach ist er aber bestimmt kein Brauner.

Nee, eher schwarz mit Leib und Seele (und Partei). :mrgreen:
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: sepp am 11 November 2006, 09:50:09
Mit Partei ist ja nun auch eher sch....
Ich warte immer noch auf die Stasi-Akte von Frau M.(die gibts bestimmt(nicht mehr))!!
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: AntiKuschelFanatikerin am 11 November 2006, 10:17:52
Diesen Link finde ich übrigens mal wieder wesentlich informativer als das typische BILD-Zeitung-Gehabe des Spiegels...  :wink:

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6072192,00.html
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 11 November 2006, 12:16:34
Zitat von: "colourize"
Dem schließe ich mich mal an, zumindest falls in diesem Thread hier nicht noch ein substanzielleres Argument von konservativer (resp. revisionistischer) Seite vorgebracht werden sollte, das eine inhaltliche Auseinandersetzung erfordern würde.


A propos Revisionismus: In der Zwischenzeit wäre evtl. Gelegenheit gewisse Aussagen eines Herrn Cioran zu entschlüsseln... :)
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Kenaz am 11 November 2006, 19:30:50
Zitat von: "DarkAmbient"
A propos Revisionismus: In der Zwischenzeit wäre evtl. Gelegenheit gewisse Aussagen eines Herrn Cioran zu entschlüsseln... :)

- Na, dann mal immer munter los!
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 12 November 2006, 09:17:28
Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "DarkAmbient"
A propos Revisionismus: In der Zwischenzeit wäre evtl. Gelegenheit gewisse Aussagen eines Herrn Cioran zu entschlüsseln... :)

- Na, dann mal immer munter los!


Auf Anhieb fielen mir da gleich mehrere mögliche Interpretationen ein:
- hirnerweichender Zynismus im Angesicht eigener Verzeifelung
- fortschritts- bzw kapitalismuskritischer Relativismus des Totalitarismus
- Hang zum unbedachten Bombastischen aus Gründen billiger Effekthascherei
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Kenaz am 13 November 2006, 09:22:35
Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "DarkAmbient"
A propos Revisionismus: In der Zwischenzeit wäre evtl. Gelegenheit gewisse Aussagen eines Herrn Cioran zu entschlüsseln... :)

- Na, dann mal immer munter los!

Auf Anhieb fielen mir da gleich mehrere mögliche Interpretationen ein:
- hirnerweichender Zynismus im Angesicht eigener Verzeifelung
- fortschritts- bzw kapitalismuskritischer Relativismus des Totalitarismus
- Hang zum unbedachten Bombastischen aus Gründen billiger Effekthascherei


- Dass sich deine "Interpretationen" - übrigens durchaus erwartungsgemäß - im großen und ganzen auf plumpe Polemik reduzieren und nicht die Bohne mit einer "Interpretation" oder gar "Entschlüsselung" der Cioran'schen Worte zu tun haben, muss ich dir wohl kaum erklären, oder doch? - Vorschlag Numero 2 kann man allerdings halbwegs durchgehen lassen, wobei auch da der interpretatorische Ertrag eher spärlich ausfällt, denn um das eh schon Offenkundige noch expliziter zu machen, bedarf es wohl keiner allzugroßen Dechiffrierungskünste.

Im übrigen ergibt es meiner bescheidenen Meinung nach recht wenig Sinn, von einem "Relativismus des Totalitarismus" zu sprechen; da erscheint mir die "Relativierung des Totalitarismus" doch um einiges schlüssiger, meinst Du nicht auch? - Nichtsdestoweniger, da mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube, habe ich mit einer "fortschritts- bzw kapitalismuskritische[n] Relativi[erung] des Totalitarismus" nicht das geringste prinzipielle  Problem.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 13 November 2006, 11:00:45
Zitat von: "Kenaz"
- Dass sich deine "Interpretationen" - übrigens durchaus erwartungsgemäß - im großen und ganzen auf plumpe Polemik reduzieren und nicht die Bohne mit einer "Interpretation" oder gar "Entschlüsselung" der Cioran'schen Worte zu tun haben, muss ich dir wohl kaum erklären, oder doch?


Na was erwartest Du von der Interpretation eines einzigen Satzes? Die Polemik hat allerdings nur wenig Erfolg darin gehabt, Dir mal ein paar Infos aus der Nase zu ziehen. So bleibt bei mir nur der Eindruck von einem weiteren reaktionären schwarzmalenden Philosophen der gegen alles neue wettert. Tragisch!
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Kenaz am 13 November 2006, 11:27:19
Zitat von: "DarkAmbient"
Na was erwartest Du von der Interpretation eines einzigen Satzes?

- Nun ja, was soll ich sagen? Ich war es nicht, der großspurig "Entschlüsselungen" und "Interpretationen" angekündigt, dann aber nur billige Polemiken zustande bekommen hat. :mrgreen:

Zitat von: "DarkAmbient"
Die Polemik hat allerdings nur wenig Erfolg darin gehabt, Dir mal ein paar Infos aus der Nase zu ziehen.

- Ach, war das also die eigentliche Intention?

Zitat von: "DarkAmbient"
So bleibt bei mir nur der Eindruck von einem weiteren reaktionären schwarzmalenden Philosophen der gegen alles neue wettert. Tragisch!

- Was daran "tragisch" sein soll, bleibt mir allerdings unerfindlich. Man kann nun mal nicht alles mögen, und m. E. ist der Umstand, dass du mit der reaktionären Schwarzmalerei eines E. M. Cioran nichts anfangen kannst, ebensowenig tragisch zu nennen wie der, dass mir das betroffenheitsselige Weichspülergeschwurbel eines T. W. Adorno auf die Nerven geht. - "Suum cuique", wie der Lateiner sagt.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Lilyanar am 15 November 2006, 02:41:32
Schall und Rauch /o\
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 15 November 2006, 09:30:44
Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Kenaz"
Zitat von: "DarkAmbient"
A propos Revisionismus: In der Zwischenzeit wäre evtl. Gelegenheit gewisse Aussagen eines Herrn Cioran zu entschlüsseln... :)

- Na, dann mal immer munter los!

Auf Anhieb fielen mir da gleich mehrere mögliche Interpretationen ein:
- hirnerweichender Zynismus im Angesicht eigener Verzeifelung
- fortschritts- bzw kapitalismuskritischer Relativismus des Totalitarismus
- Hang zum unbedachten Bombastischen aus Gründen billiger Effekthascherei


- Dass sich deine "Interpretationen" - übrigens durchaus erwartungsgemäß - im großen und ganzen auf plumpe Polemik reduzieren und nicht die Bohne mit einer "Interpretation" oder gar "Entschlüsselung" der Cioran'schen Worte zu tun haben, muss ich dir wohl kaum erklären, oder doch? - Vorschlag Numero 2 kann man allerdings halbwegs durchgehen lassen, wobei auch da der interpretatorische Ertrag eher spärlich ausfällt, denn um das eh schon Offenkundige noch expliziter zu machen, bedarf es wohl keiner allzugroßen Dechiffrierungskünste.

Im übrigen ergibt es meiner bescheidenen Meinung nach recht wenig Sinn, von einem "Relativismus des Totalitarismus" zu sprechen; da erscheint mir die "Relativierung des Totalitarismus" doch um einiges schlüssiger, meinst Du nicht auch? - Nichtsdestoweniger, da mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube, habe ich mit einer "fortschritts- bzw kapitalismuskritische[n] Relativi[erung] des Totalitarismus" nicht das geringste prinzipielle  Problem.

Eine weitere, mögliche düstere Interpretation : In der Zukunft wird es Diktaturen und Diktatoren geben, gegen die die Herren Hitler&Stalin tatsächlich wie Waisenknaben wirken.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 15 November 2006, 11:08:08
Zitat von: "Thomas"
Eine weitere, mögliche düstere Interpretation : In der Zukunft wird es Diktaturen und Diktatoren geben, gegen die die Herren Hitler&Stalin tatsächlich wie Weisenknaben wirken.


Würde mich einfach nur interessieren, ob neben der bloßen griesgrämigen Schwarzseherei noch eine Begründung für diese Einschätzung erfolgte. Die wäre das eigentlich Gehaltvolle, nicht die billige Effekthascherei des Hitler/Stalin-Satzes.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 15 November 2006, 11:29:16
Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Thomas"
Eine weitere, mögliche düstere Interpretation : In der Zukunft wird es Diktaturen und Diktatoren geben, gegen die die Herren Hitler&Stalin tatsächlich wie Weisenknaben wirken.


Würde mich einfach nur interessieren, ob neben der bloßen griesgrämigen Schwarzseherei noch eine Begründung für diese Einschätzung erfolgte. Die wäre das eigentlich Gehaltvolle, nicht die billige Effekthascherei des Hitler/Stalin-Satzes.


Wikipedia schreibt zu Cioran :

"Als hervorragender Stilist erregte er großes Aufsehen unter den französischen Existenzialisten durch seine pessimistischen und desillusionierenden Aphorismen und Essays"

und das Philosophenlexikon :

"Émile M. Cioran vertritt eine sehr ernste existentielle Skepsis. Als an sich selbst zweifelnder Skeptiker führt er ein Dasein ohne Endergebnis (l`existence sans résultat).
...
Gegenüber allen philosophischen und religiösen Dogmen und Systemen (und deren Verneinung) sei der skeptische Zweifel im Recht: "Die Skepsis breitet zu spät ihre Segnungen über uns aus, über unsere von Überzeugungen verwüsteten Gesichter""


Also scheinbar wohl doch Prinzip-Pessimist aus Überzeugung  :wink:
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 15 November 2006, 11:35:30
Und was nun wenn solche Dogmen in Zukunft weitgehend überwunden werden? Das wäre doch ein Anlass zu Optimismus...

Aber gemäß seinem 'Dogma' der Skepsis dürfte er ja wohl selbst nicht an seine Aussage glauben. :)
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 15 November 2006, 11:44:30
Zitat von: "DarkAmbient"

Aber gemäß seinem 'Dogma' der Skepsis dürfte er ja wohl selbst nicht an seine Aussage glauben. :)

Hehe.Das dürfte dann in der Tat ein Samsara-ähnliches,gedankliches  Hamsterrad für den Ärmsten sein  :)
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Lakastazar am 15 November 2006, 15:32:21
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "DarkAmbient"

Aber gemäß seinem 'Dogma' der Skepsis dürfte er ja wohl selbst nicht an seine Aussage glauben. :)

Hehe.Das dürfte dann in der Tat ein Samsara-ähnliches,gedankliches  Hamsterrad für den Ärmsten sein  :)
Thomas!! Pass auf! Du entgleitest uns!!
Du wirst buddhistisch!!! ;)

Meine größte Befürchtung ist die, dass er (also Cioran) Recht behalten könnte... :roll:

Noch schlimmer... dass seine Ausführungen noch Untertreibung sein könnten... :?

@Dark Ambiente: Ist nich dein Ernst oder? Dogmen überwinden? Guck dir die Wissenschaft und die Technokraten an, die uns ein Menschheits- und naives Fortschrittsideal vorhalten!

Ich teile zwar mit dir die Hoffnung, dass das "Gute" im Menschen noch siegen könnte... aber ich weiß auch, dass alles sich konjukturell entwickelt...
und 60 Jahre Frieden in Europa ist keine Selbstverständlichkeit!
Den Zenith haben wir längst hinter uns... und längst hängt nicht mehr alles von Europa ab... also abwarten und das Beste hoffen...
unsere Zivilgesellschaft hängt vom sozialen Frieden ab...
und an dem wird gespart! :?
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 15 November 2006, 15:54:36
Zitat von: "Lakastazar"
Meine größte Befürchtung ist die, dass er (also Cioran) Recht behalten könnte... :roll:

Noch schlimmer... dass seine Ausführungen noch Untertreibung sein könnten... :?

Och, ob das wirklich so schlimm ist ? In der Geschichte hat es schon so manchen Diktator, Herscher oder Helden gegeben, und letztendlich wurden sie alle (außerhalb der Geschichtsbücher) quasi vergessen.Oder wann wurde das letzte mal etwas moniert, weil man damit schon damals bei Napoleon oder Ivan dem schrecklichen schlechte Erfahrungen gemacht hatte ?
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 15 November 2006, 21:06:01
Zitat von: "Lakastazar"
Noch schlimmer... dass seine Ausführungen noch Untertreibung sein könnten... :?


Ächz! Wie willst Du den Hitler/Stalin-Spruch toppen?
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Eisbär am 15 November 2006, 22:53:52
Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Lakastazar"
Noch schlimmer... dass seine Ausführungen noch Untertreibung sein könnten... :?


Ächz! Wie willst Du den Hitler/Stalin-Spruch toppen?
Mit Mao.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 16 November 2006, 11:13:15
Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Lakastazar"
Noch schlimmer... dass seine Ausführungen noch Untertreibung sein könnten... :?


Ächz! Wie willst Du den Hitler/Stalin-Spruch toppen?
Mit Mao.

Und Pol-Pot, auch wenn der wohl vieleicht rein Massenmäßig nicht ganz in diesen "erlauchten Kreis" paßt  :wink:
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: colourize am 16 November 2006, 11:17:11
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Lakastazar"
Noch schlimmer... dass seine Ausführungen noch Untertreibung sein könnten... :?


Ächz! Wie willst Du den Hitler/Stalin-Spruch toppen?
Mit Mao.

Und Pol-Pot, auch wenn der wohl vieleicht rein Massenmäßig nicht ganz in diesen "erlauchten Kreis" paßt  :wink:

Dafür war der aber anteilsmäßig wirkungsvoller.
Ich glaube 25% der eigenen Bevölkerung zu vernichten hat sonst kein Diktator hinbekommen.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 16 November 2006, 11:43:22
Zitat von: "Eisbär"
Mit Mao.


Ja Eisbär, der Hinweis durfte jetzt wieder mal nicht fehlen. Aber er wird damit nicht wahrer.

Sicher, wenn man reine Quantitäten aufrechnen will hat Mao vielleicht 1 oder 2 Millionen Menschen mehr auf dem Gewissen. Aber was die Qualität der Verbrechen angeht, kommt er niemals an den Nationalsozialismus heran.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 16 November 2006, 11:51:07
Zitat von: "colourize"

Dafür war der aber anteilsmäßig wirkungsvoller.
Ich glaube 25% der eigenen Bevölkerung zu vernichten hat sonst kein Diktator hinbekommen.

Das stimmt, aber was ist, aus westlich-historischer Sicht gesehen, schon irgendein südostasiatischer Staat nahmens Kambodscha ?  Da sind Stalin&Hitler doch eindeutig die historisch bedeutenderen Namen :wink:

Daraus ergibt sich aber eine andere, durchaus ernste Betrachtung : Wäre das mit dem Nationalsozialismus nicht in Deutschland mit Ausdehnung auf Europa passiert, hätte Deutschland danach im kalten Krieg nicht diese wichtige Grenzrolle gespielt und wäre Deutschland nicht ein führender Wirtschaftsstaat geworden, wären Hitler und die NS-Zeit sicherlich nicht so "berühmt" geworden.

Man stelle sich das gleiche irgendwo in Schwarzafrika oder eben Asien vor, der Einfluß auf die Welt wären deutlich geringer.

Die roten Khmer in Kambodscha sind da ein gutes Beispiel : Im Verhältnis stehen sie besagten "berühmten" Diktaturen an Brutalität in nichts nach, aber eben : Was ist schon Kambodscha ?
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Lakastazar am 16 November 2006, 12:02:29
Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Eisbär"
Mit Mao.


Ja Eisbär, der Hinweis durfte jetzt wieder mal nicht fehlen. Aber er wird damit nicht wahrer.

Sicher, wenn man reine Quantitäten aufrechnen will hat Mao vielleicht 1 oder 2 Millionen Menschen mehr auf dem Gewissen. Aber was die Qualität der Verbrechen angeht, kommt er niemals an den Nationalsozialismus heran.
Das einzige, was dem NS-Reich an Singularität verleiht, ist die logistisch perfektionierte, zielgerichtete, ideologisch gerechtfertigte Vernichtung von Leben... und das mit den damaligen technischen Mitteln!

Übrigens waren damals zwecks Informationsverwaltung die ersten Lochkarten im Einsatz... also hat diese Vernichtungsmaschinerie doch tatsächlich zum Vorläufer von "Computern" beigetragen...

Das ist pervers! Aber jetzt stellt sich einem doch die Frage, was einem Menschen mit Hilfe heutiger technischer Möglichkeiten alles einfallen könnte...

Ich sag nur ABC-Waffen, gut ausgebaute Infrastruktur, höherer global oder zumind. interkontinental ausgebauter Organisationsgrad vom Militär, große Abhängigkeitsverhältnisse an Banken, Informationen, Staat und Markt!

meine persönlichen Dystopien sehen schwärzer aus... :roll:
Das "Böse" im Menschen stirbt womöglich nie aus... und letztlich wird das ein Vorwand für totalisierende "Systeme", die Menschen um so mehr zu kontrollieren suchen... und letztlich Gleiches mit Gleichem bekämpfen werden...
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 16 November 2006, 12:38:31
Zitat von: "Lakastazar"
meine persönlichen Dystopien sehen schwärzer aus... :roll:
Das "Böse" im Menschen stirbt womöglich nie aus... und letztlich wird das ein Vorwand für totalisierende "Systeme", die Menschen um so mehr zu kontrollieren suchen... und letztlich Gleiches mit Gleichem bekämpfen werden...


Die gute alte Dialektik der Aufklärung, ja...

Man kann schon von einem 'Bösen' sprechen, das in menschlicher Vergesellschaftung lauert, wenn man beobachtet, wie immer wieder die Leute mit den einfachen Antworten wie von Geisterhand in den Hierarchien hochrutschen, bis sie den Karren gegen die Wand fahren, wonach jeweils für gewisse Zeit große Betroffenheit herrscht. Ohne die Akteure auf eine Ebene stellen zu wollen, aber das gilt für den plakativen Rechtsextremismus genauso wie für Schröder in der SPD. Die Anfälligkeit für Populismus bei den meisten Menschen und der strukturelle Vorteil von Ellenbogen in Hierarchien scheinen ein Naturgesetz zu bilden.

Aber wer daraus nicht Schlüsse zieht -- sei es z.B., was Hierarchien, einfache Heilslehren oder rabiaten Umgang miteinander angeht -- sondern lieber über das unvermeidlich Böse des Menschen-an-sich lamentiert (auch wenn im Gewand einer Radikal-Skepsis) perpetuiert nur die Tragödie. Wenn was dran sein sollte, dass Menschen grundsätzlich was anderes sind als Einzeller, könnte man doch die Hoffnung haben, oder?

Das Beste erhoffen, das Schlimmste erwarten -- und wenn man sich ausdrückt, den Schwerpunkt auf den ersten Teil legen: Das scheint mir der sinnvollere praktisch-philosophische Ansatz zu sein, wenn man sich entscheidet trotzdem weiter zu leben.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 16 November 2006, 13:09:05
Zitat von: "DarkAmbient"

Man kann schon von einem 'Bösen' sprechen, das in menschlicher Vergesellschaftung lauert, wenn man beobachtet, wie immer wieder die Leute mit den einfachen Antworten wie von Geisterhand in den Hierarchien hochrutschen, bis sie den Karren gegen die Wand fahren, wonach jeweils für gewisse Zeit große Betroffenheit herrscht. Ohne die Akteure auf eine Ebene stellen zu wollen, aber das gilt für den plakativen Rechtsextremismus genauso wie für Schröder in der SPD. Die Anfälligkeit für Populismus bei den meisten Menschen und der strukturelle Vorteil von Ellenbogen in Hierarchien scheinen ein Naturgesetz zu bilden.

Das ist aber ein Prinzip, welches schon immer funktionierte und immer funktionieren wird, egal ob das gefällt oder nicht.Menschen haben halt etwas übrig für klare, kurze Ansagen und Politiker sind von Wählermeinungen oder sonstigem wohlwollen des Volkes abhängig.

Und die linke würde ich von plakativen populismus auch nicht unbedingt ausnehmen, gerade wenn man bedenkt, welche Schichten zu großen Teilen zu ihren Anhängern zählen.Die von der Gesellschaft abgehängten zieht es gern nach ganz rechts oder ganz links, je nach Geschmack an den jeweiligen Heilsversprechen, und diese Leute sind für langfristige, abgehobene Planungen weniger empfänglich als für Parolen.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Lakastazar am 16 November 2006, 13:35:16
Zitat von: "DarkAmbient"
Zitat von: "Lakastazar"
meine persönlichen Dystopien sehen schwärzer aus... :roll:
Das "Böse" im Menschen stirbt womöglich nie aus... und letztlich wird das ein Vorwand für totalisierende "Systeme", die Menschen um so mehr zu kontrollieren suchen... und letztlich Gleiches mit Gleichem bekämpfen werden...


Die gute alte Dialektik der Aufklärung, ja...

Man kann schon von einem 'Bösen' sprechen, das in menschlicher Vergesellschaftung lauert, wenn man beobachtet, wie immer wieder die Leute mit den einfachen Antworten wie von Geisterhand in den Hierarchien hochrutschen, bis sie den Karren gegen die Wand fahren, wonach jeweils für gewisse Zeit große Betroffenheit herrscht.

Ohne die Akteure auf eine Ebene stellen zu wollen, aber das gilt für den plakativen Rechtsextremismus genauso wie für Schröder in der SPD. Die Anfälligkeit für Populismus bei den meisten Menschen und der strukturelle Vorteil von Ellenbogen in Hierarchien scheinen ein Naturgesetz zu bilden.

Aber wer daraus nicht Schlüsse zieht -- sei es z.B., was Hierarchien, einfache Heilslehren oder rabiaten Umgang miteinander angeht -- sondern lieber über das unvermeidlich Böse des Menschen-an-sich lamentiert (auch wenn im Gewand einer Radikal-Skepsis) perpetuiert nur die Tragödie. Wenn was dran sein sollte, dass Menschen grundsätzlich was anderes sind als Einzeller, könnte man doch die Hoffnung haben, oder?

Das Beste erhoffen, das Schlimmste erwarten -- und wenn man sich ausdrückt, den Schwerpunkt auf den ersten Teil legen: Das scheint mir der sinnvollere praktisch-philosophische Ansatz zu sein, wenn man sich entscheidet trotzdem weiter zu leben.


Erst einmal:
Das "Böse" herrscht nicht in den Dingen, sondern im Menschen.
Ich will damit nicht leugnen, dass makro-strukturen (Vergesellschaftung) nicht etwa doch katalysatorische Effekte für Gewaltphänomene haben...
ganz im Gegenteil!
Aber davon auszugehen, dass der Mensch von Natur aus "gut" sei, halte ich für genauso unhaltbaren Schwachsinn...
Denn die "Gutmenschen", die solche Aussagen tätigen, machen den Fehler, von sich aus zu gehen...
Außerdem ist mir das nicht weit genug weg vom Bild des "edlen Wilden", den letztlich ja auch Nazis aufgriffen, um auf das romantisierte Bild des wilden, archaischen und im selben Sinne und Atemzug genannten "edlen Barbaren" als trotzigen Widerstreiter gegen den Imperialismus zu verweisen...

Einen affektiv notorischen Gewalttäter sind Ideologien nicht erst Anlass als vielmehr auch oder vor allem Rechtfertigung seiner affektiven Dispositionen...
Aggression ist und bleibt Aggression... jedwede Ideologie nur Schmuck und Projektion... die selbige zu kanalisieren vermag...

aber eine Extrem-Position (Das Böse liegt im Menschen) gegenüber einer anderen (Das Böse wird erst in der Gesellschaft gefördert) gegenüberzustellen und die eine von der anderen auszuschließen als wären Mikro und Makro zwei verschiedene getrennt von einander dichotomisch zu betrachtende Sphären, liegt mir fern!

Um mal vllt. klare Position zu beziehen...
Ich habe nicht nur Dystopien auf Lager... nein, an sich neige ich auch zur Hoffnung, vor allem immer dann, wenn ich diesen situativ auftauchenden Euphorie und Gemeinsinn schaffenden "Geist" spüre, der womöglich ursprüngliche nahezu magische Triebfeder von Gruppenbewusstsein sein dürfte... und eigentlich nach meiner Erfahrung immer friedvolle Stimmung zumind. innerhalb der Szene erzeugt hat... aber in dieser Intensität nur für den Moment mit Glück über Stunden anhaltend...
Nur leider steckt auch darin Gefahr!!

Ich bin nun ma leider realistisch genug und mir dessen bewusst, dass faschistoide* Interessen nichts näher liegt, als den angestauten Frust in der Bevölkerung oder in Teilen davon durch wirtschaftliche Misslagen zu schüren und mithilfe von ideologisch/mythisch aufgemalten Projektionsflächen einerseits Hoffnung spendend und andererseits durch Feindbilder Hass kanalisierend ganze Massen zu verführen!

*nach der Definition von Mussolini selbst, sei der Faschismus nichts weiter als die Verquickung von persönlichen/wirtschaftlichen Interessen mit Politik

Eine Frage, die sich mir jedenfall immer wieder aufzwingt, ist:
Wenn häusliche und psychische Gewalt in den Familienhäusern besonders gegenüber den Kindern in Form normierenden Drills (siehe preußische Tradition*) damals nicht gewesen wäre... wären dann so viele psychische Wracks da gewesen, die einer solchen Projektion ihrer Wünsche wie das des "tausendjährigen Reichs" einheimgefallen wären?

Werden Tradition nun vom Familienhaus getragen oder doch von der Gesellschaft auferlegt? (oder vllt. beides?)
Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Thomas am 16 November 2006, 13:53:48
Zitat von: "Lakastazar"
Eine Frage, die sich mir jedenfall immer wieder aufzwingt, ist:
Wenn häusliche und psychische Gewalt in den Familienhäusern besonders gegenüber den Kindern in Form normierenden Drills (siehe preußische Tradition*) damals nicht gewesen wäre... wären dann so viele psychische Wracks da gewesen, die einer solchen Projektion ihrer Wünsche wie das des "tausendjährigen Reichs" einheimgefallen wären?

Mag sein, auch wenn das sicherlich nicht der Hauptgrund, sondern höchstens eine Begünstigung unter vielen war.

Zitat von: "Lakastazar"
Werden Tradition nun vom Familienhaus getragen oder doch von der Gesellschaft auferlegt? (oder vllt. beides?)

Vermutlich beides.Es könnte aber sein, das familier auferlegte Traditionen besser wirken, weil man ihnen schon in jungen Jahren intensiv und rund um die Uhr ausgesetzt ist, während "die gesellschaft" ja erst wesentlich später zum Wirken kommt.

Allerdings gibt es ja auch vereinzelt Fälle von Menschen mit glücklicher Kindheit, die dann später von Teilen der Gesellschaft völlig umgebogen wurden.

Es wird also wohl immer ein Mix aus beidem sein, wobei die Wirkverteilung aus familieren und gesellschaftlichen Enflüssen individuell schwankt.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: DarkAmbient am 16 November 2006, 15:20:52
Das Böse 'im Menschen' und 'in menschlicher Vergesellschaftung' ist für mich das Gleiche. Die Vergesellschaftung ist immer schon da, auch in der Familie, d.h. wie erzogen wird und welche Rollen es gibt (als mal so als Huhn-Ei-Prozess gedacht).

Aber das mit dem 'Bösen', damit hattest Du ja nun angefangen. Ich halte die Kategorie für anrüchig, wollte sie aber mal aufgreifen und wenden.

Die Sache mit dem individuellen Bösen führt zur Banalität, wie Hannah Arendt ja schon einmal bemerkt hat. Sollte man besser sein lassen dieses Adjektiv, da es den Benutzer häufig als Denker in einfachen Polaritäten entlarvt.
Titel: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
Beitrag von: Lakastazar am 17 November 2006, 17:57:34
Zitat von: "DarkAmbient"
Das Böse 'im Menschen' und 'in menschlicher Vergesellschaftung' ist für mich das Gleiche. Die Vergesellschaftung ist immer schon da, auch in der Familie, d.h. wie erzogen wird und welche Rollen es gibt (als mal so als Huhn-Ei-Prozess gedacht).

Aber das mit dem 'Bösen', damit hattest Du ja nun angefangen. Ich halte die Kategorie für anrüchig, wollte sie aber mal aufgreifen und wenden.

Die Sache mit dem individuellen Bösen führt zur Banalität, wie Hannah Arendt ja schon einmal bemerkt hat. Sollte man besser sein lassen dieses Adjektiv, da es den Benutzer häufig als Denker in einfachen Polaritäten entlarvt.
Was meinst du, warum ich das "Böse" bewusst in Anführungszeichen setze...?

Es ist für mich keine Kategorie im Sinne eines konkreten Behältnisses für Eigenschaften, sondern eher eine Variable in einem Satz, das in Ermangelung einer geeigneteren Terminologie, die nicht zu weit ausholen muss, kontextuelle Gegebenheiten bzw. Aggregationen zu Verhaltensmustern aufzeigt bzw. zu beschreiben sucht, die als solche "desintegrativen"/"destruktiven" "Charakters" sind...

Das "Böse" - also das, was ich damit bezeichne - ist damit keine Entität, die für sich steht und der man einheimfallen kann wie es Christen und Hardliner immer wieder betonen, sondern vielmehr eine Emergenz, deren Entstehung systemisch zu betrachten und das Wirken diverser daran beteiligter Ebenen zu berücksichtigen ist...
Im Prinzip entsprechen wir uns beide sogar... Die Frage nach dem Huhn und dem Ei implizierte an sich deine Antwort, dass es da an sich keine Grenzziehung zwischen Mikro und Makro gebe... damit aber auch keine Entschuldigung, da dieses eben auch im Individuum seine existenten Korrelate hat, die auch subjektiv in einem Selbst erfahrbar sind!

Wenn man es an sich selbst erlebt hat... ich denke dabei an eben jenen Dispositionen... und ihren Ursprung sowie ihre Wirklichkeit, dann weiß man definitiv, das da "etwas" ist... welches als solches Gegenstand des "objektivierten Geistes" ist und man ist natürlich versucht es zu benennen... und es ist nicht banal, sondern einfach DA und wirkend!

lediglich wie man mit dem Empfundenem umgeht und in einer "gesunden"* Persönlichkeit zu integrieren bemüht ist, ist bei jedem verschieden... Es kultivieren sich in jedem Individuum, wie auch in der Gruppendynamik verschiedene Verhaltens/Reaktionsmuster, die dann "qualitative" Anteile an integrativen wie auch desintegrativen Momenten haben...
viele davon sind so subtil, dass sie häufig nicht mal bemerkt geschweige denn konkret benannt werden können!

Der Grad der Bewusstwerdung dieser "qualitativen" Anteile und in welcher Weise sie wirken und "lenken" ist es, der erst zum "Guten" (sprich "Einheit") führt aber dabei das anerkennen und erbarmungsvolle Umfangen der Vielheiten/Teilheiten/"Partikulartriebe" (sprich integration) als solche erforderlich macht... Dieses Erbarmen gegenüber den Vielen setzt das Erkennen des "Guten" (Integrität/Autonomie/Individualität) in der "Vielheit" vorraus und wird dann in ihrem Wirken "Gutheit" genannt...

*mit gesund oder "Gut" ist mit sicherheit NICHT komformistische Rollenidentität gemeint!


Nenn diese Dispositionen in dir selbst, wie du magst... sie werden dadurch allein nicht weniger... (sondern eher durch soziale Praxis)
und im Übrigen hab ich mit dem Wörtchen "Guten" angefangen... nicht mit dem "Bösen", welches ja letztlich ein nicht-vorhandensein von "Gutem" bedeutet ;)

Und das, was ich jedenfalls hier anzuführen versuche, hat mit simpler Polarität nichts zu tun... eine solche Unterstellung ist meist die Strategie relativistischen Gewäschs, wo ich mich an dieser Stelle von beidem in zumind. diesem Punkt klar distanziere!
eine solchen Vorwürf, Denker in einfachen Polaritäten zu sein, solltest du diese denn getätigt haben, würde ich weit von mir weisen, denn dies setze ja vorraus, dass ich diese Polaritäten als Entitäten verabsolutieren würde ;)

Außerdem halte ich, so ganz nebenbei, Hanna Ahrendts Arbeitsdefinitionen von Authorität, Macht, Kraft, Gewalt etc. für durchaus brauchbar, wo du diese hier schon anführst,... ;)