Schwarzes Hamburg
Schwarzes Hamburg => Archiv => Politik & Gesellschaft -Archiv- => Thema gestartet von: Thomas am 08 Juni 2006, 10:16:49
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Von (mal wieder) Spiegel Online :
"Der SPD-Chef Kurt Beck hat einen Mentalitätswechsel bei Empfängern von Sozialleistungen angemahnt. "Man muss nicht alles rausholen, was geht", kritisierte er. Besonders die Hartz-IV-Regelungen hätten Möglichkeiten geschaffen, die die Politik zuvor nicht richtig abgesehen habe"
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,420167,00.html
Halte ich für Blödsinn.Wenn man bei der Planung von Gesetzen schlampt und sie durch dauerndes herumdiskutieren und herumdoktorn immer mehr verwässert, muß man sich auch nicht wundern, wenn sich die Leute rausholen, was geht.
Sicherlich ist der in dem Artikel geäußerte Vorwurf, das "man soetwas nicht mache" richtig, aber zuallererst hat die Politik dafür zu sorgen, das soetwas gar nicht erst möglich ist.
Das gleiche gilt für die angesprochenen "Manager, deren Unternehmen bei besten Gewinnen keine Steuern mehr zahlen", die dann als "Männer des Jahres gepriesen worden".Die Politik trägt doch die Schuld dafür, das soetwas möglich ist.
Erst Möglichkeiten zu bieten, und dann den Leuten vorzuwerfen, das sie diese Möglichkeiten genutzt hätten, halte ich für falsch.Vieleicht ist das auch ein Zeichen dafür, das Politiker oft selbst gar nicht wissen, wie "ihr" Laden läuft.
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Ja, ich wollte auch schon ein ähnliches Thema eröffnen ;)
Also ganz ehrlich - ich finde diese Machenschaften von Seiten unserer Politiker kriminell! Es ist doch eine Tatsache, dass seit Einfürhung von Alg II/Hartz IV extrem viele Falschbescheide und Fehlzahlungen an die Hilfebedürftigen rausgegangen sind, die nur dann geändert wurden, wenn die Betroffenen sich Hilfe bei Institutionen oder den Medien suchten (siehe dazu viele Berichte in Medien - ein Beispiel: die Sendung "Ein Fall für Escher" (mdr, glaub ich)). Hätte man also den Bescheid, den man erhielt (und die Zahlung) für richtig gehalten, wäre man schlichtweg beschissen worden! DAS IST eine Tatsache -und es waren bzw. sind (!) nicht wenige, bei denen das (immer noch, immer wieder!) genau so abläuft! Vor allem ältere Menschen nehmen es oft so hin - und erhalten wesentlich weniger Geld als ihnen zustünde!!!
Dies ist also nun hinlänglich bekannt - und was ist das Resultat?: Nichts passiert -> es wird hier nichts "nachgebessert", sondern im Gegenteil, man will den Gürtel noch enger schnallen, man will die Leute noch mehr kontrollieren, nötigen (zu allen möglichen Ein-Euro-Jobs, mit weiten Anfahrtswegen, statt sie wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen - denn einige haben gute Qualifikationen und werden trotzdem mit Ein-Euro-Jobs abgespeist!!).
Auch bei unseren Politikern ist lange bekannt, dass wirklich immer noch und ständig viel schief läuft (was Bescheide und Auszahlungen angeht) - es ist ein einziges Chaos. Man redet sich in den Gemeinden damit heraus, dass Personalmangel herrsche (WIE BITTE??? Und warum stellt man dann nicht Personal ein - haben wir nicht genügend Arbeitssuchende hierfür?!?) oder dass es an der Software läge! -> JA UND?: Ist das das Problem der betroffenen Hilfebedürftigen????? Müssen die es also ausbaden, dass da extrem gepfuscht wurde??? Wie kommen sie dazu?!? Aber nun sollen sie also statt zu ihrem Recht zu kommen noch weiter drangsaliert werden!
Kann mir das bitte mal jemand erklären - was das noch mit "Politik für´s Volk", mit "Demokratie", mit "das Volk ist der Souverän" zu tun haben soll???
Ich fordere: nicht nur mehr, sondern überhaupt endlich mal ANSTAND von unseren (korrupten, lügenden) Politikern!
Tut mir echt leid, aber bei mir ist allmählich einfach echt das Maß voll!
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BTW:
Nichts passiert -> es wird hier nichts "nachgebessert", sondern im Gegenteil, man will den Gürtel noch enger schnallen, man will die Leute noch mehr kontrollieren, nötigen
Naja, nachgebessert werden sollte ja auch niemals diesbezüglich, das die Leute mehr Geld bekommen.Und das man die Kontrollen ausweitet, halte auch auch für völlig in Ordnung.
In einem anderen Spiegel-Artikel, der sich mit dem Thema HartzIV und der Frage, warum denn für denn Staat nun alles noch teurer geworden ist als in der prä-HartzIV-Ära beschäftig, wurde von einem Arbeitsagenturmitarbeiter aufgezählt, wer auf einmal alles als Hilfsbedürftig im Amt aufkreuzte : Jede Menge Leute, die früher dem Amt nie als Bezieher von irgendeiner Unterstützung bekannt waren, jetzt (Aufgrund der HartzIV-Gesetzte) aber irgendeinen gesetzlich korrekten Anspruch entdeckt haben und diesen natürlich auch wahrnehmen.
Über diese Inanspruchname sollten sich die Politiker aber nicht beschweren, sondern die Gesetzeslage entsprechend anpassen.
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Erst Möglichkeiten zu bieten, und dann den Leuten vorzuwerfen,
das sie diese Möglichkeiten genutzt hätten, halte ich für
falsch.Vieleicht ist das auch ein Zeichen dafür, das Politiker
oft selbst gar nicht wissen, wie "ihr" Laden läuft.
Ich halte das schlicht für verlogen: wenn die Leistungen angeboten werden und man die Anforderungen erfüllt, dann stehen sie einem auch zu. Dann zu sagen, man möchte bitte zurückhaltender sein, ist lächerlich. Vor allem, weil HartzIV auf der anderen Seite doch zu erheblichen Einschränkungen führt, was eigene PKW oder private Altersvorsorge (dies finde ich besonders bedenklich) angeht.
Diese Bescheidenheit könnten sich Politiker mal zu Herzen nehmen, denn die nehmen sich bei ihren Einkünften ja auch, was überhaupt nur geht, und das ohne wirkliche Kontrollinstanz. Oder die bereits angesprochenen Unternehmen.
Dann sollen sie ihre Gesetze eben so machen, dass sie selbst sie verstehen und noch durchblicken, aber ihre eigenen Probleme damit nicht an den Bürger bzw. HartzIV-Empfänger delegieren.
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die sollen mal lieber die subventionen abbauen die sowieso nur den großen unternehmen zugute kommen, dann haben sie soviel geld, dass die hartz iv-empfänger gar nicht mehr wissen wohin
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Dieses mediale Hochpushen des sog. "massenhaften Leistungsmissbrauchs" ist reine Propaganda und soll davon ablenken, dass die Hartz IV-Reform schon im Kern absoluter Mumpitz war.
Dem neusten Datenabgleich mit der Rentenversicherung mit der BfA zu Folge sind bisher 26 Mio. Euro widerrechtlich bzw. "zu viel" ausgezahlt worden (Quelle: Handelsblatt vom 3.6.2006 (http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/artpage/0/cn/GoArt!200013,200050,1088246/SH/0/depot/0/)) - eine absolut lächerlich kleine Summe angesichts der Propaganda, die unsere Politiker da veranstalten.
Mal zum Vergleich: Wohlhabende Mitbürgerinnen und Mitbürger transferieren im Inland zu versteuerendes Vermögen in einer ganz anderen Größenordnung ins Ausland und dabei am Fiskus vorbei. Dadurch entgeht dem Staat mind. 5 Milliarden Euro an Einnahmen. Dagegen machen sich die 26 Mio. geradezu lächerlich aus.
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Dieses mediale Hochpushen des sog. "massenhaften Leistungsmissbrauchs" ist reine Propaganda und soll davon ablenken, dass die Hartz IV-Reform schon im Kern absoluter Mumpitz war.
ACK
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Also ich sage ja immer, wer arbeiten will, der findet auch Arbeit. Und das stimmt auch! :D
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Dieses mediale Hochpushen des sog. "massenhaften Leistungsmissbrauchs" ist reine Propaganda und soll davon ablenken, dass die Hartz IV-Reform schon im Kern absoluter Mumpitz war.
ACK
Den schließe ich mich ebenfalls an. Und...
Also ich sage ja immer, wer arbeiten will, der findet auch Arbeit. Und das stimmt auch! :D
Richtig! Zwar vielleicht keinen Job mit 50000 Euro Jahreseinkommen, aber wer zu hohe Anforderungen hat, soll sich nicht wundern![/color]
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Dieses mediale Hochpushen des sog. "massenhaften Leistungsmissbrauchs" ist reine Propaganda und soll davon ablenken, dass die Hartz IV-Reform schon im Kern absoluter Mumpitz war.
ACK
Den schließe ich mich ebenfalls an. Und...
Also ich sage ja immer, wer arbeiten will, der findet auch Arbeit. Und das stimmt auch! :D
Richtig! Zwar vielleicht keinen Job mit 50000 Euro Jahreseinkommen, aber wer zu hohe Anforderungen hat, soll sich nicht wundern![/color]
Genau. Deutschland braucht nicht nur Topmanager! :D
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Also ich sage ja immer, wer arbeiten will, der findet auch Arbeit. Und das stimmt auch! :D
Ab 45 schwierig.....
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Also ich sage ja immer, wer arbeiten will, der findet auch Arbeit. Und das stimmt auch! :D
Ab 45 schwierig.....
Dann ist vorher schon was falsch gelaufen.
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Also ich sage ja immer, wer arbeiten will, der findet auch Arbeit. Und das stimmt auch! :D
Ab 45 schwierig.....
Das stimmt wohl. Es sagte auch keiner, dass es leicht ist; aber man findet trotzdem noch etwas, wenn man keine utopischen Vorstellungen hat.
Es kann natürlich frustrierend sein, wenn man einen stinklangweiligen Job annehmen muss, aber es ist doch immer noch besser, als den ganzen Tag zuhause rumzuhängen und nicht zu wissen, wovon man leben soll. Finde ich jedenfalls... :)[/color]
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kenn kollegen die älter sind als ich und trotz massiver suche nichts finden
liegt z.t. auch daran dass sie berufe erlernt haben, die es heute nicht mehr gibt!
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kasimir, zum Beispiel den Beruf des ehrlichen Politikers?
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kenn kollegen die älter sind als ich und trotz massiver suche nichts finden
liegt z.t. auch daran dass sie berufe erlernt haben, die es heute nicht mehr gibt!
http://www.saga-gwg.de/personal/2220_2282.html
Ich weiß ja nicht, was sie gelernt haben, aber da ist es egal, was man gelernt hat - Hauptsache Handwerk.
Man muss aber auch die Erwartungen herunterschrauben. ;)[/color]
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werd ich so weiter geben - vielen Dank :) ich hab das problem gothseidank noch nicht, aber man macht sich doch Gedanken wenn man älter wird.... ;)
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Natürlich kann jeder irgendeine Arbeit finden.
Aber wenn ich eine Familie mit - sagen wir mal - 2 Kindern ernähren soll, kann ich nicht bei McDoof auf 400€-Basis arbeiten.
Und das 4,5 Mio. Arbeitslosen ca. 200.000 freie Stellen gegenüberstehen sagt auch deutlich, daß das ganze sooo einfach nun auch nicht ist.
Auf der anderen Seite sucht Airbus in HH noch ca 650 Ingenieure, die aber trotz Arbeitslosigkeit aus Süddeutschland nicht hier in die Zivilisation ziehen wollen.
Das man nicht nach Bayern will, kann ich ja verstehen, aber da weg zu wollen, müßte einem doch der Selbsterhaltungstrieb schon diktieren :twisted:
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Den schließe ich mich ebenfalls an. Und...
Also ich sage ja immer, wer arbeiten will, der findet auch Arbeit. Und das stimmt auch! :D
Richtig! Zwar vielleicht keinen Job mit 50000 Euro Jahreseinkommen, aber wer zu hohe Anforderungen hat, soll sich nicht wundern![/color]
Man muss aber auch die Erwartungen herunterschrauben. ;)
Muss man?
Warum denn eigentlich?
Weil die Arbeitgeber nicht mehr zahlen wollen und stattdessen lieber selbst den Profit einstreichen? - Wie ist es sonst zu erklären, dass die soziale Schere in Deutschland sich immer weiter öffnet?
Ne, ganz ehrlich: Ich verkaufe mich nicht unter Wert, und ich arbeite nicht um Arbeit zu haben, sondern um Geld dafür zu bekommen und mir was leisten zu können. Ich *muss* nicht meine "Erwartungen herunterschrauben". Scheisse, warum auch. Ich bin gut in dem was ich tue und ich erwarte dafür auch eine gute Bezahlung. Mein Marktwert liegt nicht bei den hier genannten 50.000,-, aber auch nicht so wahnsinnig viel darunter. Das ist nun mal so, und ich habe überhaupt keine Ambitionen für ein Appel und ein Ei zu arbeiten, nur um Arbeit zu haben.
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Ne, ganz ehrlich: Ich verkaufe mich nicht unter Wert, und ich arbeite nicht um Arbeit zu haben, sondern um Geld dafür zu bekommen und mir was leisten zu können. Ich *muss* nicht meine "Erwartungen herunterschrauben". Scheisse, warum auch. Ich bin gut in dem was ich tue und ich erwarte dafür auch eine gute Bezahlung. Mein Marktwert liegt nicht bei den hier genannten 50.000,-, aber auch nicht so wahnsinnig viel darunter. Das ist nun mal so, und ich habe überhaupt keine Ambitionen für ein Appel und ein Ei zu arbeiten, nur um Arbeit zu haben.
Und was ist, wenn nun einer kommt, der genauso gut, aber nur halb so teuer ist wie du ?
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Und was ist, wenn nun einer kommt, der genauso gut, aber nur halb so teuer ist wie du ?
Der ist dann ein unsolidarisches Arschloch, weil er den Arbeitgebern sein oder mein Geld schenkt.
Und hier kommen wir zu dem Punkt, an dem Gewerkschaften wichtig werden um Tarife auszuhandeln.
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Auf der anderen Seite sucht Airbus in HH noch ca 650 Ingenieure, die aber trotz Arbeitslosigkeit aus Süddeutschland nicht hier in die Zivilisation ziehen wollen.
Du meinstest wohl, dass sie nicht aus der Zivilisation heraus in den Norden ziehen wollen... Verständlich! (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/frech/a015.gif) [/color]
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Der ist dann ein unsolidarisches Arschloch, weil er den Arbeitgebern sein oder mein Geld schenkt.
Ja, aber solche Typen soll's ja z.B. im Ausland nicht selten geben.
Und was, wenn der Arbeitgeber seinen gesammten Laden nach belgisch-Ostkongo verlegt, weil die da alle deutlich billiger sind als du ?
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Ne, ganz ehrlich: Ich verkaufe mich nicht unter Wert, und ich arbeite nicht um Arbeit zu haben, sondern um Geld dafür zu bekommen und mir was leisten zu können. Ich *muss* nicht meine "Erwartungen herunterschrauben". Scheisse, warum auch. Ich bin gut in dem was ich tue und ich erwarte dafür auch eine gute Bezahlung. Mein Marktwert liegt nicht bei den hier genannten 50.000,-, aber auch nicht so wahnsinnig viel darunter. Das ist nun mal so, und ich habe überhaupt keine Ambitionen für ein Appel und ein Ei zu arbeiten, nur um Arbeit zu haben.
Du hast ja absolut Recht!
Das Blöde ist nur, dass eine gerechte Welt nicht existiert und sie es auch nie werden wird. Schön, wenn das so wäre! *seufz*[/color]
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Du hast ja absolut Recht!
Das Blöde ist nur, dass eine gerechte Welt nicht existiert und sie es auch nie werden wird. Schön, wenn das so wäre! *seufz*
Da hat KQ nun mal absolut recht.
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Mal ganz abgesehen davon: die Formel, dass jeder Arbeit findet, der sie sucht, ist auch abseits der Altersgrenze so nicht mehr wahr.
Zu Zeiten der Vollbeschäftigung gab es entsprechend viele Jobs für die man keine Qualifizierung brauchte: da waren ein Heer von Leuten mit Sackkarren in Hallen unterwegs, nur so als Beispiel. Die klassischen Hilfsarbeiter eben. Diese Jobs gibt es nicht mehr, die Leute aber immer noch. Und es wird auch immer Menschen geben, die keine wirklich qualifizierten Arbeiten durchführen können, weil es dafür nicht reicht.
Hinzu kommt - und das ist der größere Posten - das Produktionen immer mehr ins Ausland verlagert werden, da dort alles viel billiger ist. So fallen immer mehr Arbeitsplätze weg, für die kein adäquater Ersatz geschaffen wird.
Gefördert wird dies durch die "Geiz ist geil"-Mentalität: viele Verbraucher sind nicht mehr bereit (und einige nicht imstande), für hochwertige Waren einen angemessenen Preis zu bezahlen, nur darf man sich dann nicht wundern, wenn die Arbeitsplätze weg sind.
Mehr Bildung und höhere Qualifizierung sind auch nicht das Allheilmittel gegen dieses Übel. Abgesehen davon, dass nicht jeder diesen Anforderungen stand halten kann, ist auch die Zahl der Arbeitsplätze für Akademiker begrenzt, und das nicht nur für die Geisteswissenschaftler, sondern auch für Ärzte, Juristen, WiWis etc. Eine Gesellschaft, die aus Akademikern und höchst qualifizierten Facharbeitern besteht, wird ebenso ein Heer von Arbeitslosen haben und ist nicht lebensfähig.
Unsere Gesellschaft ist im Umbruch, dies ist nicht mehr das Industriezeitalter.
Und die Schaffung von 1-Euro-Jobs, die Leuten entweder eine Beschäftigungstherapie der sinnentleerten Art verschaffen oder sie zu qualifizierten Leistungen zwinigen (was eigentlich verboten ist, aber trotzdem passiert), vernichtet Arbeitsplätze bzw. schafft welche, die kein Mensch braucht, ist das falsche Mittel. Abgesehen davon, dass ich es für unwürdig halte, Menschen für 1 Euro arbeiten zu lassen (auch wenn der Staat den Rest übernimmt).
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Der ist dann ein unsolidarisches Arschloch, weil er den Arbeitgebern sein oder mein Geld schenkt.
Ja, aber solche Typen soll's ja z.B. im Ausland nicht selten geben.
Und was, wenn der Arbeitgeber seinen gesammten Laden nach belgisch-Ostkongo verlegt, weil die da alle deutlich billiger sind als du ?
Thomasse:
Das ist ganz einfach:
Dann entläßt er alle Leute hier, die dadurch viel weniger Geld haben. Die im "Belgisch-Kongo" bekommen auch ganz wenig Geld.
Ein paar Monate später wundert sich dann der Arbeitgeber, daß keiner mehr seine Produkte kauft. Warum nicht? Naja, hier hat keiner Arbeit und im Belgisch-Kongo verdienen sie dafür zu wenig...
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Mehr Bildung und höhere Qualifizierung sind auch nicht das Allheilmittel gegen dieses Übel. Abgesehen davon, dass nicht jeder diesen Anforderungen stand halten kann, ist auch die Zahl der Arbeitsplätze für Akademiker begrenzt, und das nicht nur für die Geisteswissenschaftler, sondern auch für Ärzte, Juristen, WiWis etc. Eine Gesellschaft, die aus Akademikern und höchst qualifizierten Facharbeitern besteht, wird ebenso ein Heer von Arbeitslosen haben und ist nicht lebensfähig.
Dem kann ich nur zustimmen. Bestes Beispiel dafür ist Polen, mit einer der höchsten Arbeitslosenzahlen der EU, aber gleichzeitig sehr hohen Studentenzahlen. Über 60% eines Altersjahrgangs beginnen ein Studium, während es in Deutschland gerade mal 36%sind. Siehe hierzu auch: http://www.pro-physik.de/Phy/External/PhyH/1,,2-10-0-0-1-display_in_frame-0-0-,00.html?recordId=5055&table=NEWS
Die Zahl der Akademiker sollte also tatsächlich nicht so hoch sein, dass man sich irgendwann total unter Wert verkaufen muss. Das spricht jedoch für Deutschland nicht dagegen, auch auf gut ausgebildete Kräfte zu setzen, damit es nicht irgendwann so aussieht, wie in der Schweiz, wo inzwischen ein grosser Teil der höheren Positionen von Ausländern besetzt wird, da es im Land selber an gut ausgebildeten Leuten fehlt.
Das ist ganz einfach:
Dann entläßt er alle Leute hier, die dadurch viel weniger Geld haben. Die im "Belgisch-Kongo" bekommen auch ganz wenig Geld.
Ein paar Monate später wundert sich dann der Arbeitgeber, daß keiner mehr seine Produkte kauft. Warum nicht? Naja, hier hat keiner Arbeit und im Belgisch-Kongo verdienen sie dafür zu wenig...
Achja, wenn dieses ganze wirtschaftliche Denken mal nicht nur auf das Jetzt ausgerichtet wäre, sondern auch die Zukunft mehr einbeziehen würde. :roll:
Und was diese Einstellung anbelangt "wer will der findet auch"; mich ärgert das total. Mein Vater ist mit 62 arbeitslos geworden, weil seine Firma pleite gegangen ist.
Um jemanden in ein anderes Berufsfeld einzuarbeiten braucht es Zeit. Welche Firma investiert bitte noch, um jemanden einzuarbeiten, der sowieso bald in Rente geht? Und ich glaube nicht, dass die Chancen viel besser gestanden hätten, wenn das früher passiert wäre..
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Der ist dann ein unsolidarisches Arschloch, weil er den Arbeitgebern sein oder mein Geld schenkt.
Ja, aber solche Typen soll's ja z.B. im Ausland nicht selten geben.
Und was, wenn der Arbeitgeber seinen gesammten Laden nach belgisch-Ostkongo verlegt, weil die da alle deutlich billiger sind als du ?
Thomasse:
Das ist ganz einfach:
Dann entläßt er alle Leute hier, die dadurch viel weniger Geld haben. Die im "Belgisch-Kongo" bekommen auch ganz wenig Geld.
Ein paar Monate später wundert sich dann der Arbeitgeber, daß keiner mehr seine Produkte kauft. Warum nicht? Naja, hier hat keiner Arbeit und im Belgisch-Kongo verdienen sie dafür zu wenig...
Lars : Diese Kette ist mir durchaus bewußt, nur wenn du dich in der Welt mal umschaust, wirst du bemerken, das zumindest der "Ein paar Monate später..."-Teil deiner Beschreibung von der Arbeitgebern leider nicht gesehn wird (Wohl auch, weil dieser Effekt eben etwas länger dauert als ein paar Monate, und dementsprechend in seinem Zusammenhang eben nicht so offensichtlich ist).
Die Frage ging eher dahin, was colourize dann macht.
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Und was diese Einstellung anbelangt "wer will der findet auch"; mich ärgert das total. Mein Vater ist mit 62 arbeitslos geworden, weil seine Firma pleite gegangen ist.
Das ist natürlich ein Spezialfall.
Wenn ich diese Einstellung zum Besten gebe, gehe ich natürlich vom Durchschnittsmenschen aus - und es sind ja auch viele gesunde, relativ junge bis sehr junge Menschen von der Arbeitslosigkeit betroffen. Es gibt immer Härtefälle und für die sollte der Sozialstaat auch da sein.
Und ich weiß auch, dass eine "Vollbeschäftigung" theoretisch gar nicht möglich ist und die Lage immer schlimmer wird.
Allerdings weiß ich ebenfalls, dass es sehr, sehr häufig auch einfach an den Leuten selbst liegt, denen offenbar andere Dinge wichtiger zu sein scheinen, als ein Job und die assozial genug sind, dem Staat - obwohl sie andere Möglichkeiten hätten - auf der Tasche zu liegen.
Es geht mir dabei um gesunde, arbeitsfähige (auch vom Alter her) Jammerlappen, die den ganzen Tag nur über die Arbeitsagentur und Hartz IV motzen, jedoch jede Möglichkeit der Arbeit aus Bequemlichkeit oder sonstiger Ausrede ausschlagen.
Dass süddeutsche Ingenieure nicht in den Norden ziehen wollen, weil deren gesamtes soziales Umfeld nunmal in Bayern oder BW liegt, kann ich zwar verstehen, aber nicht tolerieren![/color]
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Und was diese Einstellung anbelangt "wer will der findet auch"; mich ärgert das total. Mein Vater ist mit 62 arbeitslos geworden, weil seine Firma pleite gegangen ist.
Das ist natürlich ein Spezialfall.[/color]
Sehe ich auch so, es gibt natürlich immer ausnahmen.Allerdings ist man im Durchschnitt mit 62 schon längst in Rente, da wird man doch die letzten Monate oder Jahre irgendwie überbrücken können, oder ?
Was mich zu einer anderen Frage bringt (die jetzt nicht aautomatisch auf Sapors Vater bezogen sein soll) :
Wie kann es sein, das jemand Jahrzehnte lang gearbeitet und gut verdient hat, und trotzdem nach ein oder zwei Monaten ohne Job komplett ohne Geld da steht ? Die Tugend des Sparens scheint auch bei immer mehr Leuten in Vergessenheit zu geraten.Und die machen dann meistens als erstes dicke Backen, wenn's mal knallt.
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Nur um mal ein paar Zahlen für Hamburg zu nennen und die Diskussion um die faulen jungen Arbeitslosen einerseits und die armen alten Arbeitslosen, die keinen Job mehr finden, mal zu versachlichen:
Die Arbeitslosenquote in Hamburg beträgt 6,9% (selbstverständlich gemessen an den Personen im erwerbsfähigen Alter, also an allen 15- bis unter 65-Jährigen).
Die Arbeitslosenquote in der Altersgruppe der 15 bis 25 Jährigen beträgt in Hamburg 3,7%, ist also stark unterdurchschnittlich. (Natürlich liegt das z.T. an der recht hohen Quote von Menschen, die sich in diesem Alter noch in der Ausbildung befinden, aber überdurchschnittlich hoch ist die Arbeitslosenquote in dieser Gruppe beileibe immer noch nicht.)
Die Arbeitslosenquote in der Altersgruppe der 55 bis 65 Jährigen beträgt in Hamburg 4,8% - auch hier also eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote im Vergleich zu den 6,9% über alle Altersgruppen.
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Die Frage ging eher dahin, was colourize dann macht.
Ich würde da zwischen kollektiver und individueller Strategie unterscheiden. Zum einen meine ich, dass ich meine Lohnforderungen nicht an Drittweltländern orientieren muss. Auch wenn mir die Arbeitgeber dies immer und immer wieder einreden. Dann sollen sie halt nach Kongo gehen und dort glücklich werden. (Btw. ein schönes Beispiel von Dir, da Kongo derzeit eine der unsichersten Regionen dieser Welt ist, in die ich - wäre ich Kapitalist - keinen einzigen Cent investieren würde. Was da in den nächsten sechs Monaten passieren wird ist nämlich extrem unsicher).
Zum anderen ist natürlich eine Internationalisierung der Gewerkschaften notwendig, um mit der Globalisierung Schritt zu halten. Auf Dauer wird es nur mit internationalen Strategien möglich sein, von den Kapitalisten einen gerechten Lohn für Arbeit einzutreiben. Solange sich alle Arbeitnehmer gegeneinander ausspielen lassen muss man sich nicht wundern, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Aus diesem Grund kann ich auch Arbeitnehmer, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, nicht verstehen. Wir brauchen starke Gewerkschaften, die endlich eine wirksame internationale Vernetzung hinbekommen.
Wer Kollege werden will: Mitgliedsanträge gibt es bei mir.
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also sind die 35-55jährigen die faulen Säcke?
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also sind die 35-55jährigen die faulen Säcke?
Statistisch gesehen ja.
Allerdings bleiben bei derart quantitativen Betrachtungen die Ursachen der Arbeitslosigkeit unberücksichtigt. So sind es v.a. arbeitslose Frauen, die oftmals aufgrund von Existenzverflechtungen und Reproduktionsarbeit räumlich und zeitlich weniger flexibel sind und nicht jeden Job irgendwo in der Stadt mal eben so annehmen können. Man denke mal an Alleinerziehende, die in dieser Altersklasse überrepräsentiert sind.
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Ich würde da zwischen kollektiver und individueller Strategie unterscheiden. Zum einen meine ich, dass ich meine Lohnforderungen nicht an Drittweltländern orientieren muss. Auch wenn mir die Arbeitgeber dies immer und immer wieder einreden. Dann sollen sie halt nach Kongo gehen und dort glücklich werden.
Dummerweise tun das auch viele Arbeitgeber.Nur ist damit die Geschichte ja noch nicht zuende, denn du mußt ja immernoch von irgendetwas leben. (Wobei "du" jetzt natürlich nur stellvertretend für alle anderen Arbeitnehmer in ähnlichen Situationen gemeint bist)
(Btw. ein schönes Beispiel von Dir, da Kongo derzeit eine der unsichersten Regionen dieser Welt ist, in die ich - wäre ich Kapitalist - keinen einzigen Cent investieren würde. Was da in den nächsten sechs Monaten passieren wird ist nämlich extrem unsicher).
Ich gebe zu, mein Phantasieland war nur ein Pseudonym für "irgendwo weit weg" :wink:
Zum anderen ist natürlich eine Internationalisierung der Gewerkschaften notwendig, um mit der Globalisierung Schritt zu halten. Auf Dauer wird es nur mit internationalen Strategien möglich sein, von den Kapitalisten einen gerechten Lohn für Arbeit einzutreiben. Solange sich alle Arbeitnehmer gegeneinander ausspielen lassen muss man sich nicht wundern, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.
Mittelfristig hast du da sicherlich Recht.Nur wissen die ärmeren Länder ja auch, das gerade ihre Billiglöhne auch ein Grund (bzw. der Grund) sind, warum Investoren in ihr Land kommen.Und die werden solche Länder, in denen es mit der Demokratie meist auch nicht so weit her ist, sicherlich nicht ohne Behinderung mit Gewerkschaften verscheuchen.
Außerdem dürfte das nach einem der folgenden Muster laufen :
1.Möglichkeit : Die ganzen indischen Teppichknüpfer&Co. schließen sich in Gewerkschaften zusammen und fordern eine Lohnerhöhung um 100%, die sie auch durchgesetzt kriegen.Schön für die, nun verdienen sie statt 5 Cent in der Stunde zehn Cent.Bringt uns nur nichts, da deswegen keine einzige Firma ihre Indischen Produktionsstätten dichtmachen und zurück nach Westeuropa kommen wird.
2.Möglichkeit : Unsere indischen Freunde schließen sich gewerkschaftlich zusammen und fordern Löhne, die tatsächlich unserem Standard entsprechen.Gut für uns, denn dies würde dazu führen, das keine Firma mehr einen Grund hätte, ihre Produktionsstätten nach Indien zu verlegen.So doof werden aber die Inder niemals sein, würden sie sich doch den eigenen Ast absegen.
Sprich, auch wenn es in oben beschriebenem gewisse Trägheitsmomente gibt, werden die Arbeitnehmer sich immer gegeneinander ausspielen lassen.Insbesondere die armen Länder haben gar keine andere Wahl.
Aus diesem Grund kann ich auch Arbeitnehmer, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, nicht verstehen.
Ich schon, es gibt für die bisher keinen Grund, eine Gewerkschaft zu unterstützen.Aber wenn die Lage sich merklich verschlechtern sollte, könnten möglicherweise auch die Gewerkschaften mehr zulauf bekommen.
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Unsere Gesellschaft ist im Umbruch, dies ist nicht mehr das Industriezeitalter.
stimmt, und auch immer mehr relativ qualifizierte Menschen müssen sich von einen Voratellung verabscheiden, einen festen Arbeitsplatz zu haben. Im besten Fall hat man befriestete Vertrag oder man schlägt sich mit mehren Jobs durch. Wir kommen immer näher an amerikanische Verhältnisse, ob wir das wollen oder nicht.
Bin z. Z. auch ohne feste Beschäftigung, da mein Vertrag nicht verlängert wurde und halte mich mit zwei Jobs über das Wasser. Es geht, echt. Um jeden Fall besser, als 1-Euro-Job+HARTZ IV. Aber leider nur bis Mitte Juni, dann ist ein Job auch futsch..mal schauen, ob man mich dann noch auf die Partys sieht, dann wird es eng kohlenmäßig
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Thomas, natürlich hast Du Recht: Die Arbeitgeber sitzen letzlich am längeren Hebel. Nun kann man daraus natürlich ableiten, dass eh alles nichts bringt und wir hier in Deutschland alle für einen Euro in der Stunde arbeiten sollten, nur um überhaupt arbeiten zu dürfen und um mit den Kinderarbeitern in Bangladesh konkurrieren zu können. Auf diesem Standpunkt kann man sich natürlich stellen.
Warum man aber (wie in diesem Thread hier von KMFDM und Killerqueen zu lesen) deswegen gleich den Kapitalisten nach dem Maul reden muss und gerechte und vor allem berechtigte Lohnforderungen von Arbeitnehmern hierzulande pauschal als überzogen zurückweisen muss, ist mir aber nicht so ganz klar. Ich werde mir nicht von unseren Politikern einreden lassen, dass meine Lohnvorstellungen ohnehin zu hoch seien. Weil sie es nämlich meiner Meinung nach nicht sind. Ich bin das Geld wert, und ich will das Geld auch für die von mir erbrachte Leistung haben. Und ich werde niemals einen Ein-Euro-Job annehmen oder für 4 Euro Fuffzich die Stunde bei MäcDreck Burger zusammenschrauben wenn ich eines Tages mal keinen Job finden sollte. Tut mir leid, nennt es elitär: Ich bin mir dafür zu schade.
Ich bin alles andere als unflexibel, sowohl räumlich als auch von meinem Einsatzspektrum her. Ich bin mit Sicherheit auch nicht unwillig, räumliche oder tätigkeitsbezogene Veränderungen mitzumachen. Aber ich werde mich nicht unter Wert verkaufen.
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Warum man aber (wie in diesem Thread hier von KMFDM und Killerqueen zu lesen) deswegen gleich den Kapitalisten nach dem Maul reden muss und gerechte und vor allem berechtigte Lohnforderungen von Arbeitnehmern hierzulande pauschal als überzogen zurückweisen muss, ist mir aber nicht so ganz klar.
Soso, ich rede also den Kapitalisten nach dem Maul?
Schon mal die Idee gehabt, dass sich meine Aussagen auf ganz andere Erfahrungen als dem Geplapper irgendwelcher geldgeilen A******* gründen?;)
Nun ja, Du musst es ja wissen.
Vielleicht habe ich aber auch einfach nur zuviel im Ausland mit Osteuropäern zusammengearbeitet und gesehen, wie dankbar Menschen auch für einen weniger gut bezahlten Job sein können, ohne ständig nach mehr Zaster zu brüllen. :)[/color]
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Ich bin das Geld wert, und ich will das Geld auch für die von mir erbrachte Leistung haben. Und ich werde niemals einen Ein-Euro-Job annehmen oder für 4 Euro Fuffzich die Stunde bei MäcDreck Burger zusammenschrauben wenn ich eines Tages mal keinen Job finden sollte. Tut mir leid, nennt es elitär: Ich bin mir dafür zu schade.
Und Du wirfst mir und KQ vor, den Kapitalisten nach dem Mund zu reden? Du bist ja wirklich äußerst unterhaltsam... :P
Ach so, um es mal klar zu stellen: Ich rede den Kapitalisten nicht nach dem Mund. Ich bin einer! :)
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Warum man aber (wie in diesem Thread hier von KMFDM und Killerqueen zu lesen) deswegen gleich den Kapitalisten nach dem Maul reden muss und gerechte und vor allem berechtigte Lohnforderungen von Arbeitnehmern hierzulande pauschal als überzogen zurückweisen muss, ist mir aber nicht so ganz klar.
Soso, ich rede also den Kapitalisten nach dem Maul?
Schon mal die Idee gehabt, dass sich meine Aussagen auf ganz andere Erfahrungen als dem Geplapper irgendwelcher geldgeilen A******* gründen?;)
Nein, darauf bin ich ehrlich gesagt noch nicht gekommen.
Mag aber auch daran liegen, dass die politische Propaganda von der riesengroßen Menge an Hartz-IV-missbrauchenden faulen Arbeitslosen nämlich Kapitalistenrhetorik in Reinkultur ist. Arbeitslosigkeit entsteht nicht dadurch, dass Menschen faul sind. Sie ist strukturell bedingt und gehört zum kapitalistischen System dazu. Nur wenn es Arbeitslose gibt, können die Kapitalisten den Marktpreis für Arbeit niedrig halten, da das Arbeitskräfteangebot die Nachfrage nach Arbeit übersteigt. Die wirkliche Schuld an der Arbeitslosigkeit haben also die Kapitalisten, und nicht die Arbeitnehmer, auch wenn die Kapitalisten und deren politische Lobbyisten nicht müde werden, das eigentlich kollektive Problem der Arbeitslosigkeit rhetorisch als ein Problem der "arbeitsunwilligen Individuen" darzustellen.
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Ach so, um es mal klar zu stellen: Ich rede den Kapitalisten nicht nach dem Mund. Ich bin einer! :)
Muhaha.
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Die wirkliche Schuld an der Arbeitslosigkeit haben also die Kapitalisten, und nicht die Arbeitnehmer, auch wenn die Kapitalisten und deren politische Lobbyisten nicht müde werden, das eigentlich kollektive Problem der Arbeitslosigkeit rhetorisch als ein Problem der "arbeitsunwilligen Individuen" darzustellen.
Mag ja sein, dass Kapitalisten das behaupten - aber ich tue das nicht! Ich gebe nicht den Arbeitnehmern die Schuld an der Arbeitslosigkeit - ist ja auch albern.
Schuld haben auch nicht nur die Kapitalisten, sondern auch die Entwicklungssituation im Allgemeinen. Und trotz dem immer mehr Stellen abgebaut werden, und immer mehr automatisiert wird, gibt es dennoch Arbeit, die auch gemacht werden kann/muss/sollte, aber keiner tut sie. Warum? Das prangere ich an!
Mag aber auch daran liegen, dass die politische Propaganda von der riesengroßen Menge an Hartz-IV-missbrauchenden faulen Arbeitslosen nämlich Kapitalistenrhetorik in Reinkultur ist. Arbeitslosigkeit entsteht nicht dadurch, dass Menschen faul sind. Sie ist strukturell bedingt und gehört zum kapitalistischen System dazu. Nur wenn es Arbeitslose gibt, können die Kapitalisten den Marktpreis für Arbeit niedrig halten, da das Arbeitskräfteangebot die Nachfrage nach Arbeit übersteigt.
Das, was Du hier vorrechnest, mag für die Geldinflation gelten, aber doch nicht für den Arbeitsmarkt. s. o.
Und im Übrigen:
Wenn Du einen gerechten Weltarbeitsmarkt schaffen möchtest, wird es Dir nicht viel bringen, auf Deinen erhöhten Geldbedarf zu pochen.
Der Weltarbeitsmarkt wird sich tariflich nämlich wohl kaum am Hochlohn-Land Deutschland orientieren. Dann werden wir alle nämlich ordentlich zurückschrauben müssen; was ja letztendlich auch in Ordung ist, denn früher oder später werden dann auch die Preise fallen. Ich bin gerne bereit, mich zum Wohle der gesamten Welt einzuschränken. Und Du? :D[/color]
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Dass süddeutsche Ingenieure nicht in den Norden ziehen wollen, weil deren gesamtes soziales Umfeld nunmal in Bayern oder BW liegt, kann ich zwar verstehen, aber nicht tolerieren!
Auch wenn du inzwischen mit späteren Posts deine "Position" relativiert hast und ich durchaus deinen "Standpunkt" nachvollziehen/verstehen kann...
muss ich doch bei der Aussage mal die polemische Keule auspacken:
Was soll man denn jetzt bitte schön tun, um diese Leute doch zu ihrem "glück" zu zwingen?
Deportation und Zwangsarbeit wieder einführen!?
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Schuld haben auch nicht nur die Kapitalisten, sondern auch die Entwicklungssituation im Allgemeinen. Und trotz dem immer mehr Stellen abgebaut werden, und immer mehr automatisiert wird, gibt es dennoch Arbeit, die auch gemacht werden kann/muss/sollte, aber keiner tut sie. Warum? Das prangere ich an!
Die Antwort auf diese Frage gibt das kapitalistische System selbst. Wenn keiner die Arbeit zu dem dafür gebotenen Lohn erledigen will, dann entsprich der Lohn für diese Tätigkeit nicht dem Marktwert. Der Arbeitgeber muss folglich also mehr zahlen, dann findet sich auch Jemand der den Job macht. Stattdessen werden unsere Politiker nicht müde, auf den Menschen herumzubashen, die einen gerechten Lohn für ihre Arbeit haben wollen und keine Lust auf Selbstausbeutung ("Hauptsache Arbeit") haben, kurzum: die nicht bereit sind, sich unter ihrem Marktwert zu verkaufen.
Wenn Du einen gerechten Weltarbeitsmarkt schaffen möchtest, wird es Dir nicht viel bringen, auf Deinen erhöhten Geldbedarf zu pochen.
Der Weltarbeitsmarkt wird sich tariflich nämlich wohl kaum am Hochlohn-Land Deutschland orientieren. Dann werden wir alle nämlich ordentlich zurückschrauben müssen; was ja letztendlich auch in Ordung ist, denn früher oder später werden dann auch die Preise fallen. Ich bin gerne bereit, mich zum Wohle der gesamten Welt einzuschränken. Und Du? :D[/color]
Tja, das mit den fallenden Preisen wäre ja o.k., allerdings ist das nicht zu erwarten (Stichwort: Deflation). Die kapitalistische Geldpolitik wird niemals zulassen, dass ein Warenkorb in einem Jahr günstiger ist als heute. Das würde nämlich die Nachfrage dämpfen und Investitionen aufschieben oder sogar verhindern.
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muss ich doch bei der Aussage mal die polemische Keule auspacken:
Was soll man denn jetzt bitte schön tun, um diese Leute doch zu ihrem "glück" zu zwingen?
Deportation und Zwangsarbeit wieder einführen!?
Bin zwar unter Zeitdruck, aber Zeit dazu, die Keule wieder wegzustecken und den Realismus wieder einziehen zu lassen, ist noch. ;)
Klar, es kann wohl kaum jemand, der das nie gemacht hat, nachvollziehen, was es tatsächlich bedeutet, seine Heimat zu verlassen; und ich weiß zumindest wovon ich da rede.
Ich würde ja auch niemanden zu dieser letzten Konsequenz des Umzugs zwingen, so lange es noch Alternativen gibt.
So gesehen z. B. bei einem mir bekannten Ingenieur aus Sachsen; wohnhaft mit Familie zwischen Chemnitz und Dresden, Arbeit in Husum. Der gute Mann pendelt jedes Wochenende. Das ist zwar nicht gerade sein Traum, aber er hofft eben, dass er damit die Zeit gut überbrücken kann, bis sich auch in Sachsen wieder ein Job auftut.
Und Airbus wäre, auch für einen Bayern, weiß Gott nicht grade die schlechsteste Referenz im Lebenslauf.[/color]
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Die Antwort auf diese Frage gibt das kapitalistische System selbst. Wenn keiner die Arbeit zu dem dafür gebotenen Lohn erledigen will, dann entsprich der Lohn für diese Tätigkeit nicht dem Marktwert. Der Arbeitgeber muss folglich also mehr zahlen, dann findet sich auch Jemand der den Job macht.
Theoretisch richtig.Nur ergibt sich da allerdings das Problem, das die Welt leider voll von Menschen ist, die irgendwelche Drecksjobs für Ein Euro pro Stunde oder weniger machen würden.
Sämtliche Arbeitnehmer aus den dritte-Welt-Ländern dürften nämlich nur die Alternative zwischen Arbeiten oder betteln bzw. verhungern haben.Die haben leider keine Möglichkeit, sich für bestimmte Jobs oder Bezahlungen zu schade sein zu können.
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Klar, es kann wohl kaum jemand, der das nie gemacht hat, nachvollziehen, was es tatsächlich bedeutet, seine Heimat zu verlassen; und ich weiß zumindest wovon ich da rede.
Ich würde ja auch niemanden zu dieser letzten Konsequenz des Umzugs zwingen, so lange es noch Alternativen gibt.
So gesehen z. B. bei einem mir bekannten Ingenieur aus Sachsen; wohnhaft mit Familie zwischen Chemnitz und Dresden, Arbeit in Husum. Der gute Mann pendelt jedes Wochenende. Das ist zwar nicht gerade sein Traum, aber er hofft eben, dass er damit die Zeit gut überbrücken kann, bis sich auch in Sachsen wieder ein Job auftut.
Und Airbus wäre, auch für einen Bayern, weiß Gott nicht grade die schlechsteste Referenz im Lebenslauf.[/color]
gebe ich KQ vollkommen Recht, und ich weiss worüber ich rede: bin nicht nur ausgewandert, sondern auch innerhalb Deutschland umgezogen.
Aber was soll`s; wenn ich nochmals zwischen Arbeitslosigkeit und Umzug entscheiden muss, dann wähle ich wieder Umzug, auch wenn das erste Zeit Einsamkeit bedeutet. Mein erste Jahr in Hamburg war auch verdammt einsam.
Und Langzeitarbeitslosigkit führt auch früher oder später zu Einsamkeit, man hat nicht mehr die finanziellen Möglichkeit an aktiver Leben teilzunehmen, die alte Bekannten distanzieren sich, irgendwann haben auch die mesiten Freunde Jammern satt..so ist es eben, und das ist auch Grund dafür, dass die Leute absturzen und lieber Leidensgenossen an Kiosk aussuchen.
Und jetzt zurück zu Anfangsfrage:
"Hartz IV-Missbrauch gerechtfetigt?"
ich persönlich werde es nicht tun, weil diese Land hat mich aufgenommen hat. Es wäre mir peinlich genug, von Führsorge leben zu müssen. Aber vielleicht war ich nie unten genug, ich kann nicht vorstellen, was in Köpfen von Menschen abgeht, die jahrzehten von Stütze leben. Diese Erfahrung möchte ich auch keinsefalls machen :evil:
Aber ich kann es verstehen, dass die Leute es tun. Warum auch nicht, wenn die Obere auch abziehen, wo es nur geht und dann straffrei davon kommen. Der Erfinder von HARTZ IV , Herr Peter Hartz, ist so ein toller Beispiel dafür. Wir haben so ein deftiger Moralschwund in Oberschicht, dass wir uns nicht wundern sollen, wenn Unterschicht es nachmacht.
Wir haben keine Vorbilder mehr, und wenn Politiker, die selbst ihre Diäten erhöhen und nur an ihre Vorteil denken, die Almosenempfänger zu Anstand auffordern, dann kann ich nur lachen
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Die Antwort auf diese Frage gibt das kapitalistische System selbst. Wenn keiner die Arbeit zu dem dafür gebotenen Lohn erledigen will, dann entsprich der Lohn für diese Tätigkeit nicht dem Marktwert. Der Arbeitgeber muss folglich also mehr zahlen, dann findet sich auch Jemand der den Job macht.
Theoretisch richtig.Nur ergibt sich da allerdings das Problem, das die Welt leider voll von Menschen ist, die irgendwelche Drecksjobs für Ein Euro pro Stunde oder weniger machen würden.
Sämtliche Arbeitnehmer aus den dritte-Welt-Ländern dürften nämlich nur die Alternative zwischen Arbeiten oder betteln bzw. verhungern haben.Die haben leider keine Möglichkeit, sich für bestimmte Jobs oder Bezahlungen zu schade sein zu können.
... richtig, aber wir sind hier in Deutschland. Wenn ein Arbeitgeber *hier* einen Job zu vergeben hat und die Stelle nicht zu dem Lohn besetzt kriegt, den er zu zahlen bereit ist, dann ist das nicht die Schuld der Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber hat zwei Möglichkeiten:
a) er sucht sich in "Belgisch-Kongo" einen Neger, der den Job zu den Konditionen macht, die der ausbeutende Kapitalist zu zahlen bereit ist.
b) er bleibt in Deutschland und zahlt mehr Lohn.
Wenn Arbeitgeber und Politiker jammern, dass hier in Deutschland niemand für 2 Euro Fuffzich zum Spargel stechen bereit ist, dann handelt es sich bedauerlicher Weise um einen Job, den man nicht ins Ausland verlegen kann, oder um einen Job, den man nicht ins Ausland verlegen *will* (d.h. der Arbeitgeber möchte sich nicht zwischen Option a und b entscheiden). Widerum ist das nicht das Problem der Arbeitnehmer, auch wenn unsere Politiker das zum Problem der Arbeitnehmer machen wollen ("faule Arbeitslose"), nur weil man sich hierzulande weigert für einen Hungerlohn eine Drecksarbeit zu verrichten.
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gebe ich KQ vollkommen Recht, und ich weiss worüber ich rede: bin nicht nur ausgewandert, sondern auch innerhalb Deutschland umgezogen.
Aber was soll`s; wenn ich nochmals zwischen Arbeitslosigkeit und Umzug entscheiden muss, dann wähle ich wieder Umzug, auch wenn das erste Zeit Einsamkeit bedeutet.
Ja, so wars bei mir vor einigen Jahren auch, aber ganz ehrlich: EIGENTLICH finde ich das totale scheisse. Wenn ein Mensch nicht wegziehen will und nicht bereit ist, nur für einen Job sein soziales Umfeld aufzugeben und in Einsamkeit zu leben, dann kann ich das sehr gut verstehen.
Ich selbst bin zwar auch für meinen Job innerhalb Deutschlands umgezogen, aber ich würde das nicht für jeden Scheissjob machen. Sprich: Entweder müssen gute Karriereaussichten bzw. Weiterqualifikation oder zumindest eine überdurchschnittlich gute Bezahlung gewährleistet sein, damit ich mein soziales Umfeld für eine Arbeitsstelle zu verkaufen bereit bin. Für irgendeinen beliebigen Ausbeuterdrecksjob würde ich das jedenfalls nicht machen.
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Vielleicht sollten wir nochmal erwähnen, dass es hier weniger um Missbrauch, sondern um Ausschöpfen der Möglichkeiten geht. Wenn eine Regierung jahrelang an etwas herumdoktort, Millionen für X Ausschüsse ausgibt, in der "Fachleute" eine Reform wie Hartz IV entwerfen, würde ich schon erwarten, dass das besser funktioniert als es momentan der Fall ist. Missbrauch ist immer noch, wenn man sich z. B. unter falschen Angaben Leistungen erschleicht, die einem nicht zustehen. Hier geht es lediglich um Leute, die die MÖglichkeiten ausschöpfen. Und das ist - momentan noch - ihr gutes Recht. Wenn das dem Gesetzgeber nicht passt, soll er es ändern, aber nicht tränendrüsig eine Anständigkeit einfordern, die er selbst nicht hat.
Zum Thema "Arbeiten für 1 Euro": Würde ich auch nicht tun. Wäre ich HartzIV-Empfänger, bliebe mir keine Wahl, da ich bei Ablehnung mit Leistungskürzungen bedroht würde, die mein Einkommen weit unter das Existenzminimum treiben würden.
Noch ein anderes Detail zu HartzIV: würde mein Lebesgefährte zum HartzIV-Empfänger, würde er nicht einen Euro sehen, da mir als "in ehelicher Gemeinschaft lebender" Partnerin sein Unterhalt aufgebürdet würde, was für mich zwar möglich, aber nicht immer ganz einfach wäre als Freiberuflerin - umgekehrt gälte das natürlich auch. Klar, mache ich doch gerne. Aber wenn es um Steuerzahlungen geht, sind wir keine Lebensgemeinschaft mit eheähnlichem Charakter mehr, sondern zwei Fremde, die zufällig eine gemeinsame Wohnungstür nutzen. Wieso eigentlich? Entweder wir sind 'ne eheähnliche Gemeinschaft oder nicht, aber bitte nicht so, wie es dem Gesetzgeber gerade kommod erscheint.
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Ich bin verdammt froh, daß es für meinen Job in der Seefahrt sch***egal ist, wo ich wohne. :roll:
Allerdings muß man mal sagen, daß der Herr Beck nicht anprangerte, daß da Leute, die am Existenzminimum leben, versuchen das letzte aus Hartz IV herauszuholen (den bleibt auch nicht wirklich was anderes übrig), sondern daß es da u.a. junge Menschen gibt, die frisch nach dem Schulabschluß in eine andere Wohnung ziehen, die sie dann nicht über einen Job u.ä. finanzieren, sondern über Hartz IV.
Die könnten wirklich bis zur Ausbildung, zum Studium oder während des Wehr-/Zivildienstes mietfrei weiter bei den Eltern wohnen.
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... richtig, aber wir sind hier in Deutschland. Wenn ein Arbeitgeber *hier* einen Job zu vergeben hat und die Stelle nicht zu dem Lohn besetzt kriegt, den er zu zahlen bereit ist, dann ist das nicht die Schuld der Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber hat zwei Möglichkeiten:
a) er sucht sich in "Belgisch-Kongo" einen Neger, der den Job zu den Konditionen macht, die der ausbeutende Kapitalist zu zahlen bereit ist.
b) er bleibt in Deutschland und zahlt mehr Lohn.
Wenn Arbeitgeber und Politiker jammern, dass hier in Deutschland niemand für 2 Euro Fuffzich zum Spargel stechen bereit ist, dann handelt es sich bedauerlicher Weise um einen Job, den man nicht ins Ausland verlegen kann, oder um einen Job, den man nicht ins Ausland verlegen *will* (d.h. der Arbeitgeber möchte sich nicht zwischen Option a und b entscheiden). Widerum ist das nicht das Problem der Arbeitnehmer, auch wenn unsere Politiker das zum Problem der Arbeitnehmer machen wollen ("faule Arbeitslose"), nur weil man sich hierzulande weigert für einen Hungerlohn eine Drecksarbeit zu verrichten.
Realität ist aber (um gerade mal das Spargel-Stech-Beispiel zu nehmen), das die Arbeitgeber gar keine deutschen Arbeitslosen mehr wollen - die haben nämlich ausreichend motivierte Polen, die die Arbeit für das gebotene Gehalt machen ohne zu murren, und sogar noch jedes Jahr wiederkommen.
Wenn ein Mensch nicht wegziehen will und nicht bereit ist, nur für einen Job sein soziales Umfeld aufzugeben und in Einsamkeit zu leben, dann kann ich das sehr gut verstehen.
Verstehen kann ich das auch, ich werde bis auf weiteres auch sicher nicht der Arbeit wegen umziehen.
Vielleicht sollten wir nochmal erwähnen, dass es hier weniger um Missbrauch, sondern um Ausschöpfen der Möglichkeiten geht. Wenn eine Regierung jahrelang an etwas herumdoktort, Millionen für X Ausschüsse ausgibt, in der "Fachleute" eine Reform wie Hartz IV entwerfen, würde ich schon erwarten, dass das besser funktioniert als es momentan der Fall ist. Missbrauch ist immer noch, wenn man sich z. B. unter falschen Angaben Leistungen erschleicht, die einem nicht zustehen. Hier geht es lediglich um Leute, die die MÖglichkeiten ausschöpfen. Und das ist - momentan noch - ihr gutes Recht. Wenn das dem Gesetzgeber nicht passt, soll er es ändern, aber nicht tränendrüsig eine Anständigkeit einfordern, die er selbst nicht hat.
Exakt.
Noch ein anderes Detail zu HartzIV: würde mein Lebesgefährte zum HartzIV-Empfänger, würde er nicht einen Euro sehen, da mir als "in ehelicher Gemeinschaft lebender" Partnerin sein Unterhalt aufgebürdet würde, was für mich zwar möglich, aber nicht immer ganz einfach wäre als Freiberuflerin - umgekehrt gälte das natürlich auch. Klar, mache ich doch gerne. Aber wenn es um Steuerzahlungen geht, sind wir keine Lebensgemeinschaft mit eheähnlichem Charakter mehr, sondern zwei Fremde, die zufällig eine gemeinsame Wohnungstür nutzen. Wieso eigentlich? Entweder wir sind 'ne eheähnliche Gemeinschaft oder nicht, aber bitte nicht so, wie es dem Gesetzgeber gerade kommod erscheint.
Das ist allerdings auch ein sehr interessanter Punkt, vieleicht sollte mal jemand den Gesetzgeber darauf aufmerksam machen.
Die könnten wirklich bis zur Ausbildung, zum Studium oder während des Wehr-/Zivildienstes mietfrei weiter bei den Eltern wohnen.
Natürlich könnten sie, und natürlich ist das bei Leuten, die nicht gerade arm sind moralisch Fragwürdig.Aber, wie auch Jinx schon erwähnte, wenn der Gesetzgeber diese Möglichkeiten bewußt oder unbewußt bietet, muß er sich auch nicht wundern, wenn sie genutzt werden.
Erinnert mich ein wenig an meinen Zahnarzt, der mich immer so leiche herablassend anschaut, weil ich immer in der billigstens Karnkenkasse versichert bin, und diese auch nach belieben wechsel, wenn eine andere noch billiger ist.Der scheint sich auch zu denken, das ich mir gefälligst irgendeine Asylantenkrankenkasse suchen sollte, nur weil die ihm anstandsloser seine Rechnungen bezahlt :koppschüddl:
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Die Antwort auf diese Frage gibt das kapitalistische System selbst. Wenn keiner die Arbeit zu dem dafür gebotenen Lohn erledigen will, dann entsprich der Lohn für diese Tätigkeit nicht dem Marktwert. Der Arbeitgeber muss folglich also mehr zahlen, dann findet sich auch Jemand der den Job macht. Stattdessen werden unsere Politiker nicht müde, auf den Menschen herumzubashen, die einen gerechten Lohn für ihre Arbeit haben wollen und keine Lust auf Selbstausbeutung ("Hauptsache Arbeit") haben, kurzum: die nicht bereit sind, sich unter ihrem Marktwert zu verkaufen.
Meiner Meinung nach, siehst Du das System ein wenig zu einseitig.
Es mag ja Firmen geben, bei denen die Chefs ne Menge Kohle einsacken und sich einen Dreck um die Untergebenen scheren, so dass sie gerne zu solchen Maßnahmen greifen. Das gilt aber ausschließlich für Großkonzerne, und selbst da sind noch lange nicht alle in dieser Lage, um überhaupt entscheiden zu können.
Du vergisst, dass am Ende einer Kette immer der Verbraucher steht, der mitbeeinflusst bzw. unvorhersehbare Einflüsse aus nicht vermuteter Richtung.
Ich werde es mal am Beispiel des Friseurs erläutern:
Ein Friseurgeselle verdient, wenn er frisch anfängt und unverschämtes Glück hat, 1000 Euro netto/ Monat. Es gibt auch gute Chefs, die mehr zahlen, dafür sind diese Friseurläden aber auch ziemlich teuer und man muss, um dort überhaupt arbeiten zu können, überdurchschnittlich gut sein. Schön und gut.
Viel warf ein Friseurladen noch nie ab, denn die Arbeitsmaterialien sind wirklich sehr teuer. Da ein Freund von mir mal einen eigenen Salon eröffnen wollte bzw. hat und ich bei der Planung teilweise mitwirkte, habe ich darüber einen relativ guten Überblick.
Nun, die Bezahlung des Personals stellt und stellte also schon immer ein Problem dar.
Die allgemeine Wirtschaftslage sorgt nun dafür, dass keiner mehr so gerne zum Friseur geht bzw. eben nur noch halb so oft, da man bei einer solchen "reinen Luxusangelegenheit" wie einer schönen Frisur doch durchaus sparen kann. Ein Friseur nach dem anderen muss Personal entlassen oder den Laden ganz dicht machen. Oder er schafft eben einen 10 Euro-Laden, der aber auch nicht genug abwirft, um seine Angestellten fürstlich zu entlohnen. Wer hat nun Schuld?
Der böse Kunde? Der böse Arbeitgeber? Der böse Staat? Oder vielleicht Tchibo - weil die ein Haarschneidegerät für 9,99 Euro anbieten? - Man weiß es nicht genau!
Man kann nicht immer nur den bösen, bösen Arbeitgebern die Schuld geben. Es ist einfach eine beschissene Entwicklung; und wenn schon einer schuld sein muss, dann ist es vermutlich die Globalisierung, die für einen unglaublichen Umbruch sorgt, der nicht damit für uns gelöst werden kann, dass wir ihn ignorieren und so tun, als wäre Deutschland ein geschlossenes System.
Tja, das mit den fallenden Preisen wäre ja o.k., allerdings ist das nicht zu erwarten (Stichwort: Deflation). Die kapitalistische Geldpolitik wird niemals zulassen, dass ein Warenkorb in einem Jahr günstiger ist als heute. Das würde nämlich die Nachfrage dämpfen und Investitionen aufschieben oder sogar verhindern.
Das könnten die "Kapitalisten" nur leider nicht sehr lange durchhalten. Wenn der Kunde den Schrott nicht mehr kauft, weil er ihn sich ohnehin nicht leisten kann, wird der gute Kapi schon sehen, wo das hinführt. (siehe Friseure)
Ja, so wars bei mir vor einigen Jahren auch, aber ganz ehrlich: EIGENTLICH finde ich das totale scheisse. Wenn ein Mensch nicht wegziehen will und nicht bereit ist, nur für einen Job sein soziales Umfeld aufzugeben und in Einsamkeit zu leben, dann kann ich das sehr gut verstehen.
Ich auch! Und wie!!!!
Aber das ist nunmal das Opfer an die (BESCHI*****) Globalisierung! Wer nicht flexibel ist .... blablabla - ich HASSE diese Parolen! Aber das ändert nichts daran, dass die Welt im Begriff ist, völlig zu verschwimmen.
Sprich: Entweder müssen gute Karriereaussichten bzw. Weiterqualifikation oder zumindest eine überdurchschnittlich gute Bezahlung gewährleistet sein, damit ich mein soziales Umfeld für eine Arbeitsstelle zu verkaufen bereit bin. Für irgendeinen beliebigen Ausbeuterdrecksjob würde ich das jedenfalls nicht machen.
Ich denke, das Angebot von Airbus ist nicht gerade das Schlechteste. ;)
Im Grunde funktioniert Deine Einstellung im Kapitalismus doch ganz gut, finde ich. Nur im Kapitalismus kann ein Mensch sich selbst über andere erheben, indem er sagt, ICH habe diesen und jenen Preis, und den möchte ich gefälligst auch bezahlt sehen. Wenn dem nicht so ist, gehe ich eben woanders hin, wo man mir ein besseres Angebot macht und lasse diesen unterbezahlten Kram jemanden machen, dessen Arbeitskraft nicht den Wert meiner hat.
DAS wäre im Sozialismus niemals möglich!
Und letztendlich ist es dieselbe Argumentation, die auch die großen Kapitalisten als Entschuldigung für ihre überhöhten Gehälter verwenden:
ICH trage die ganze Verantwortung, ICH mache einen guten Job, weil ich die Firma am Laufen halte, also will ich ordentlich Asche sehen. ;)
Gleicher Lohn für alle, dass wäre tatsächlich der Idealfall, aber niemals durchführbar, da der Mensch vom Wesen her einfach immer wieder in Gier und Egoismus verfällt, was ja auch das ewige Geschrei von Leuten, die ohnehin schon nicht schlecht verdienen, beweist.
Ein stetiger Anstieg aller Löhne hätte nicht Gerechtigkeit, sondern lediglich eine Inflation zur Folge.[/color]
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Ich finde Hartz IV-"Missbrauch" ist genauso legitim wie der "Missbrauch" sämtlicher Steuerschlupflöcher, wobei hier ja unter Hartz IV-Missbrauch NUR die Inanspruchnahme durch Recht und Gesetz legitimierter Leistungen gemeint ist. Kann mich nicht daran erinnern, dass ein Politiker jemals Firmen, Privatpersonen angeprangert hat und sie darum bat, nicht mehr alle Steuerschlupflöcher auszunutzen. Die ganze Wirtschaft würde diesen Politiker doch auslachen, wenn er argumentieren würde, dass sie die Inanspruchnahme dieser Vorteile bitte unterlassen sollen, weil sie es aufgrund ihrer hohen Gewinne doch nicht nötig haben.
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Irgendwie erinnert mich die Argumentation von Beck an sowas wie "Wieso graben mich alle an? Dass ich kaum was anhabe und meine Titten rausstrecke heißt doch nicht, dass ich jemanden zum Poppen suche!" :shock:
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treffende Analogie, Trakl... :)
und gut verpackt die "Essenz" wiedergegeben ^^
es muss nich immer adornisch sein ;)
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*gna*
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:mrgreen:
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treffende Analogie, Trakl... :)
und gut verpackt die "Essenz" wiedergegeben ^^
es muss nich immer adornisch sein ;)
Eben, geht doch :wink:
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nach meinem studium war ich auch ca ein halbes jahr in dem "verein" und es war auf keinen fall spaßig. leider war ich drauf angewiesen, denn in meiner branche ist es wichtig erst mal längere (natürlich kaum bezahlte) praktika zu machen bis man nen festen job bekommt.
erstaunlich war, daß ich um jeden euro kämpfen mußte. selbst die praktika haben sie nicht unterstützen wollen. erst als mir ein profi hilfe anbot stellte sich heraus daß ich für mehrere förderprojekte in frage kam, davon hat mir beim amt natürlich niemand was gesagt.
das ist der echte missbrauch!
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erst als mir ein profi hilfe anbot stellte sich heraus daß ich für mehrere förderprojekte in frage kam, davon hat mir beim amt natürlich niemand was gesagt.
das ist der echte missbrauch!
Nein, das ist deutsches Berufsbeamtentum in Reinform.
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Mir ist diese ganze Wirtschaftskacke zu teleologisch.
Bald gibts wahrscheinlich McKinsey-Privatberater, die 2jährigen einen vorkindergärtlichen Lehrplan erarbeiten, damit sie später nen besseren Job bekommen.
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Mir ist diese ganze Wirtschaftskacke zu teleologisch.
Bald gibts wahrscheinlich McKinsey-Privatberater, die 2jährigen einen vorkindergärtlichen Lehrplan erarbeiten, damit sie später nen besseren Job bekommen.
Bald?
Ich weiß scho von den ersten Schwangeren, die ihre Kinder in diesen überfüllten Kursen anmelden...
Ich laß mein Kind später dann lieber genetisch aufwerten...
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Die SPD dachte, dass die Arbeitslosen vermittelt werden bzw. mehr Arbeitsplätze geschaffen werden sollen durch die ganze Reform 2010. Heraus
gekommen ist, dass die Rechnung ned aufging. Mehr Leute haben Hartz IV in Anspruch genommen als geplant und beziehen es länger als gewünscht. Naja, im Großen und Ganzen ist die Agenda 2010 gescheitert.
Auch ich kann davon ein persönliches Liedchen singen!!
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Die SPD dachte, dass die Arbeitslosen vermittelt werden bzw. mehr Arbeitsplätze geschaffen werden sollen durch die ganze Reform 2010. Heraus
gekommen ist, dass die Rechnung ned aufging. Mehr Leute haben Hartz IV in Anspruch genommen als geplant und beziehen es länger als gewünscht. Naja, im Großen und Ganzen ist die Agenda 2010 gescheitert.
So läuft es ja irgendwie mit allen "ganz großen" Reformen in den letzten Jahren.