Schwarzes Hamburg
Schwarzes Hamburg => Archiv => Kunst & Kultur -Archiv- => Thema gestartet von: SuperTorus am 05 September 2005, 21:53:02
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Liebe Gemeinde,
Ich denke mal, jeder kennt die deutschen Grufti-Bands wie z.B. Goethes Erben, Illuminate, Lacrimosa, Umbra Et Imago, Lahm im Hotel und wie sie alle heißen zumindest mal vom Hören.
Nicht das ich das Zeug sonderlich toll finde, aber ich frage mich wie es kommt, das diese Bands überhaupt so lange existieren, bestand haben. Immerhin wird es sogut wie nie auf irgendwelchen Parties gespielt, und ich kenn auch niemanden, der wirklich auf diese Musik steht.
Wie überleben die eigentlich? Und warum sind die Texte diese Bands eigentlich immer so furchbar Klischee lastig und kitschig?
Die einzige Ausnahme die ich kenne, d.h. deutschsprachige, klassisch-gruftige Musik im weitesten Sinne ohne peinliche Texte ist Janus.
Wieso gibt's in diesem Bereich so viel Klischee Mist, und so wenig Qualität?
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Mal ein gewagter Tipp: Wenn die Musik nicht mehr die richtigen Assoziationen weckt, könnte der Schein man hätte etwas mit Gruftitum zu tun nachlassen? :)
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Nunja einige Bands wie z.B. Lacrimosa sind international bekannt.
Bei den anderen Bands weiss ich es nicht so genau.
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goethes erben und illuminate z.b haben auch schon mehrfach im ausland gespielt
... und ich mag l'âme immortelle und illuminate. manchmal zumindest. ein bisschen kitsch muss sein :)
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Ich hab ja den Verdacht, diese Bands bedienen das ehr jüngere (==pupertäre und teils emotional orientierungslose) Publikum und bieten ganz schamlos das "Endlich versteht jemand meinen Schmerz/meine Nöte"-Gefühl.
Oder es mangelt an eigenen Ideen, und man beschränkt sich auf Klischee Texte, weil diese ja leicht zu schreiben sind. (Ist so, hab ich selbst auch schon gemacht. 20 Minuten Hirn ausschalten, tippen und fertig ist der Song)
So zumindest sind die Texte die Bank durch deutbar. Aber dennoch - es ist ja nicht verwerflich deutsche Texte im Gruftmusik-Kontext zu benutzen. Wo sind die Bands, sie sich nicht als Teenie-Versteher betätigen?
Gruß,
Nils
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Danke für diesen Thread, Super Torus!!!
Zunächst stellte es mir die Haare im 90 Grad Winkel zur Kopfhaut vom Kopf ab, als ich die Bandaufzählung las; dann jedoch stellte ich fest:
Du stellst genau die Fragen, welche ich mir auch schon seit Jahren stelle! Hoffentlich bekomme ich hier Antworten... :twisted:
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Immerhin wird es sogut wie nie auf irgendwelchen Parties gespielt, und ich kenn auch niemanden, der wirklich auf diese Musik steht.
Das kommt wohl auch ein wenig darauf an, auf welche Party man geht. Auf der Return würde ich diese Musik nicht erwarten, kenne aber andere Veranstaltungen, auf denen das regelmäßig läuft und immer auch dazu getanzt wird.
Außerdem hat diese Art von Musik für mich immer noch wesentlich mehr mit der schwarzen Szene zu tun als der Kommerztechnoverschnitt in der MaHa.
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Und warum sind die Texte diese Bands eigentlich immer so furchbar Klischee lastig und kitschig?
Naja, im Vergleich gibt es sicherlich mehr englischsprachige Bands, die mindestens genauso Klischeelastig und kitschig klingen würden, wenn man sich die Texte ansieht.Auf Englisch klingt halt auch der letzte Mist textlich erträglich, solange man auf's Übersetzen verzichtet.
Im übrigen sind die meisten Sachen (zumindest die nicht ganz aktuellen) von Lacrimosa und Goethes Erben auch völlig Tanzflächeninkompatibel, und das wird vermutlich der Haupgrund sein, das sie auf schwarzen Standardveranstaltungen fast nicht laufen.
L'ame Immortell hingegen lief doch früher oft genug.Und von bekloppten Texten lies sich doch der durchschnitts-Elektrohörer noch nie vom Tanzen abhalten (Siehe Telekommanda&Co.)
Außerdem hat diese Art von Musik für mich immer noch wesentlich mehr mit der schwarzen Szene zu tun als der Kommerztechnoverschnitt in der MaHa.
Mag sein.Allerdings läuft dieser "Kommerztechnoverschnitt " (wenn wir von dem gleichen Weiberelektrogedöns sprechen) auf fast jeder schwarzen Party in HH.Gerade der Marx-Floor auf der Return ist einer der wenigen Orte, an denen die Ohren davon verschohnt bleiben.
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Das kommt wohl auch ein wenig darauf an, auf welche Party man
geht. Auf der Return würde ich diese Musik nicht erwarten, kenne
aber andere Veranstaltungen, auf denen das regelmäßig läuft und
immer auch dazu getanzt wird.
Öh, wo denn? (frage ich mal als seltenst-Return-Geherin). Vereinzellt legt Andi im KK/GF so einen Kram auf, aber sonst fällt mir da nichts ein.
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Öh, wo denn? (frage ich mal als seltenst-Return-Geherin).
Mag sein.Allerdings läuft dieser "Kommerztechnoverschnitt " (wenn wir von dem gleichen Weiberelektrogedöns sprechen) auf fast jeder schwarzen Party in HH.
Das scheint ein Hamburger Phänomen zu sein. Nichts gegen (Weiber-)Elektro, VNV Nation, Covenant usw. mag ich auch sehr gerne! Mit Techno meinte ich schon wirklich technoide Sounds, die speziell auf der Return im Übermaß laufen.
Jinx, an Alternativen kann ich dir in Hamburg leider nichts nennen. War noch nie auf der Re-Tro oder beim Schwarzlicht. Aber hier in Bremen haben wir jeden Donnerstag die Pandoras Box im Shagall (http://www.shagall.de/), jeden ersten Samstag im Monat den Geistertanz im Kulturzentrum Schlachthof und jeden zweiten Sonntag den Gloomy Sunday (http://www.slowpulseboy.de/) im Römer (http://www.roemer-bremen.de/). Auch in Oldenburg (bei Bremen) läuft viel Gothic Rock.
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Textlich muss ich doch mal Goethes Erben rausnehmen. Zumindest die frühen Sachen (so bis Blau-Rebell) waren zwar mit reichlich Grufti-Reizworten ausgestattet, dennoch handwerklich gut gemacht und vor allem (hat das nie einer gemerkt?) zutiefst ironisch.
Musikalisch war das alles eher unspektakulär, aber wenigstens rund.
Die späteren Texte verabschieden sich soweit ich sie kenne auch von allen Klischees. Mal sehn was am Samstag auf der Lesung in Offenbach vorgetragen wird.
Lacrimosa hingegen war damals kein Hort guter Texte ("Ich sitz im Kino meines Lebens..." wie ging das noch?").
Habe mir keines der neueren Alben gekauft, war aber beim Reinhören überrascht, dass musikalisch auf sehr hohem Niveau gearbeitet wurde.
Ansonsten...Dixieklos ist doch ein guter Text, oder? :biglaugh:
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ich würde sagen ihr besucht die falschen partys ;-)
goethes erben werden auch in hamburg oft gespielt (zb. 3.di im hbb oder kk)
ansonsten in vielen anderen städten wo zb. industrial nicht so angesagt ist ;-)
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hmm, also ich finde viel, sehr viele englische Texte keinen deut besser, als daß was mr. Stinktier und co. so verzapfen.
Zudem bin ich (weder Industrial noch Technodauerhörer) SEHR froh, daß ich die Erben, Lacrimosa und Kollegen nicht hören muss.
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Also ich mag Goethes Erben
Ansonsten geht mir der ganze Kram ala "Ich bin besonders böse und teuflisch und habe mir deshalb Haarhörnchen gesprüht"-Tanzwut und Umbra et Imago und wie sie nicht alle heißen schon ziemlich auf den Keks. Und bei Rammstein krieg ich schlechte Laune und die werden wirklich begeistert im Ausland (zumindest in England, Italien und Griechenland) gehört und -falsch, schon eine Kunst bei dem Niveau der Texte- mitgesungen.
Wenn Sachen wie L´amé Immortel laufen amüsier ich mich über die leidenden Gesichtsausdrücke der Tanzenden und hab die Musik nach zwei weiteren Liedern schon wieder erfolgreich verdrängt, da sie an Banalität kaum zu überbieten ist. Und bei Lacrimosa drück ich immer ein Auge zu und tanze manchmal sogar, da es mich an meine Leidender-Gesichtsausdruck-Phase erinnert. :roll:
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im gegensatz zum Stinktiermann schaffen es die anderen aber, Töne zu treffen (s.c.n.r., mein Lieblingsthema)
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Wer bitte ist eigentlich Mr. Stinktier?
*auf dem Schlauch steht*
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Wer bitte ist eigentlich Mr. Stinktier?
*auf dem Schlauch steht*
So nennen einige gerne den Sänger von Lacrimosa, Thilo Wolf, wegen seiner Haare (schwarz mit weißer Strähne)
Ich persönlich finde übrigens, das der Mann gar nicht schlecht aussieht.
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(...) wegen seiner Haare (...)
Ein Genitiv! (http://cheesebuerger.de/images/smilie/froehlich/a040.gif) Ein Genitiv!
(http://cheesebuerger.de/images/smilie/froehlich/s005.gif)
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Der Genitiv scheint wohl dem Rumburak sein Freund zu sein! :twisted:
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Der Genitiv scheint wohl dem Rumburak sein Freund zu sein! :twisted:
Na warte! (http://cheesebuerger.de/images/smilie/boese/e020.gif)
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(...) wegen seiner Haare (...)
Ein Genitiv! (http://cheesebuerger.de/images/smilie/froehlich/a040.gif) Ein Genitiv!
(http://cheesebuerger.de/images/smilie/froehlich/s005.gif)
Äh, und nu' ? :haeh?:
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Ich höre fast nur noch "wegen" in Verbindung mit dem Dativ. Und dabei krümmen sich immer meine Eingeweide zusammen. (http://cheesebuerger.de/images/smilie/boese/a025.gif)
Da musste ich meiner Freude einfach mal Ausdruck verleihen. :oops:
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Liebe Gemeinde,
Ich denke mal, jeder kennt die deutschen Grufti-Bands wie z.B. Goethes Erben, Illuminate, Lacrimosa, Umbra Et Imago, Lahm im Hotel und wie sie alle heißen zumindest mal vom Hören.
Nicht das ich das Zeug sonderlich toll finde, aber ich frage mich wie es kommt, das diese Bands überhaupt so lange existieren, bestand haben. Immerhin wird es sogut wie nie auf irgendwelchen Parties gespielt, und ich kenn auch niemanden, der wirklich auf diese Musik steht.
quote]
Denkst du denn wirklich es würden alle freiwillig zugeben auf diese Bands zustehen, wenn man die Meinung der andren darüber kennt und weiß das man dann gleich in eine bestimmt Schublade gesteckt wird??
Mir persönlich ist das ja egal und ja ich höre Lacrimosa und Gothes Erben!! Nein, es ist mir auch nicht peinlich!!!
Gut beim Umbra hassen bin ich dann auch wieder dabei, da diese Band für mich ein einziges Theater ist.
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Also ich mag ja das eine oder andere Stück von Lacrimosa.
Ist doch feinster Gitarrengothrock der härteren Sorte und textlich nicht schlechter als Icon Of Coil etc. pp.
Und Gruft-Klischees... nun ja, hör Dir doch mal "Liebesspiel" von denen an, da geht's nicht um Grufti-Trauer, da geht's ums Ficken der etwas härteren Gangart.
Janus ist auch was feines, aber wenn Du gute Texte suchst, schau doch mal zu Letzte Instanz, da kann man wirklich selten meckern. Und musikalisch sind die auch sehr abwechslungsreich (Lakaien auf Speed oder so).
Goethes Erben... naja, ich mag diesen Sprechgesang nicht und hab mich von daher nicht ausreichend mit auseinandergesetzt, fürchte ich.
Rammstein sagen sogar deutlich aus (oder geben zu - wie man will), daß sie wenig wert auf die Texte legen, diese sollen nur die Melodie gut transportieren. Gegenbeispiel wäre z.B. "Links - zwo - 3 - 4"
Illuminate.., ja, das eine oder andere ist ganz nett, aber alles untanzbar und das meiste ist Schrott.
L'âme Imortelle rocken neuerdings richtig, endlich kein Weiber-Electro mehr, aber nur noch Schlagertexte, also da nur eine Waagerechte Niveauverschiebung.
Aber mal gucken, was hier andere noch dazu sagen...
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Denkst du denn wirklich es würden alle freiwillig zugeben auf diese Bands zustehen, wenn man die Meinung der andren darüber kennt und weiß das man dann gleich in eine bestimmt Schublade gesteckt wird??
Na wer nicht mal "zugeben" kann, das er auf Band/Musikrichtung XY steht, hat eh' ein Problem.
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Da lobe ich mir ja das Blutgetier, der zu ganz furchtbaren Sachen steht. :)
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Habe vor einer Woche die neue "Goethes Erben" hören können. Sehr vielfältige Musik und erwachsene Texte.
Weiß nicht, worüber sich alle beschweren. Die Hasser haben vermutlich vor 10 Jahren ein Album gehört und seitdem nichts mehr verfolgt.
Aber es gibt ja auch Leute, die Radiohead nach "The Bends" abgeschrieben hatten.
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Man sollte nicht vergessen, dass diese Bands, gerade Goethes Erben, in den frühen 90ern wichtig waren. Da gabs noch kein Lahm im Bordell oder diese ganzen Techno-Scheisser von VNV Nation bis S.I.T.D..
Erben, Lacrimosa und in den frühen 90ern auch Das Ich (ja genau, die Neuen Deutschen Todeskünstler (http://de.wikipedia.org/wiki/NDT)) haben sich somit zur damaligen Zeit eine Fangemeinde erspielt und sind von ihrem Status kaum wegzuschupsen.
Und ganz ehrlich: Ich geb mir lieber 10mal Goethes Erben als 1mal eine dieser Tekker-Luschen. Ich mach 3 Kreuze, wenn der Techno- und Metal-Kram wieder aus den Clubs verschwunden ist... :roll:
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Nun ja - genauso lange wie den Deutschgruft gibt es ja z.B. auch Laibach (gut - irgendwie sind die auch deutsch) und Oomph.
Und was man nicht vergessen darf - damals wurde, so erinner ich mich zumindest, nicht nur Deutschgruft, sondern auch enorm viel Postpunk, Gitarren-Zeugs a'la Sisters und Früh-EBM a'la Front gespielt.
Ich weis gar nicht, ob das Zeugs wirklich häufiger gespielt wurde, oder ob ich es einfach anders wahrgenommen habe (ich hatte da mal so eine Lacrimosa-Phase... und Umbra CD's hab ich auch zu Hauf hier. Hat auch was gutes, solange sich der Staub auf den CD's sammelt brauch ich nicht so viel Staubsaugen)
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ich hatte da mal so eine Lacrimosa-Phase...
Oh ja, die hattest du... :mrgreen:
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Das ist natürlich regional verschieden.
Was mir persönlich aufgefallen ist: Der Norden ist vielmehr auf Rockmusik ausgelegt als der Süden (gerade Schleswig-Holstein). Der Süden erscheint mir dagegen wesentlich "romantisierter" als der rauhe Norden. Und so verteilt sich auch die Musik, würd ich meinen.
Die NDT - würde man nach dem geographischen Ursprung suchen - hat in Nordbayern ihre Wurzeln, also südlich. Derartige Entwicklungen würde ich dem Norden nicht zutrauen, auch wenn's komisch klingen mag. Hier oben sind auch Stile wie Neoklassik oder Dark Ambient wenig gefragt, wenn überhaupt bekannt.
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Hier oben sind auch Stile wie Neoklassik oder Dark Ambient wenig gefragt, wenn überhaupt bekannt.
Sekunde mal.. Nur zum klären der Begriffe:
Unter Neoklassik verstehe ich im ersten Sinne schlechten Gitarren-Shred der 80'er Jahre im 6/8tel Takt, welche sich strikt im Harmonisch-Moll-5 Bereich befindet, d.h. Ingwie Malmsteen, Michael Romeo, Al Dimeola usw..(== 80'th Hair-Metal) (Ganz klassiche Hörprobe ab 1:04) (http://www.sonicempiremusic.com/music/SE00879_Prognosis%201.mp3)
Desweiteren kenn ich die wirklich Neoklassiche Periode der E-Musik. d.h. Strasvinsky bis hin zur Zwölfton Musik.
Aber im Zusammenhang mit Gruftmusik hab ich Neoklassik nie gehört.. Was verstehst Du denn darunter?
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Desweiteren kenn ich die wirklich Neoklassiche Periode der E-Musik. d.h. Strasvinsky bis hin zur Zwölfton Musik.
Aber im Zusammenhang mit Gruftmusik hab ich Neoklassik nie gehört.. Was verstehst Du denn darunter?
Neo-Klassizismus ist eigentlich ein französisches Phänomen. (Ravel, Poulenc, etc.)
Dass Stravinsky eine Phase hatte, ist seiner westlichen Orientierung geschuldet. Mit Zwölftonmusik hat Neo-Klassizismus rein gar nichts zu tun, ich würde letzteren eher als Gegenpol bezeichnen.
Und dass Du von der "Neo-Klassik" nichts gehört hast, liegt vermutlich daran, dass Du aus Hamburg bist ;-)
Klassiker der Neo-Klassik sind wohl "In the Nursery" oder "Anchorage", vielleicht hat das hier auch schon mal jemand gehört.
"Ordo Equitum Solis" wäre noch zu nennen, die sind aus Italien.
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Und dass Du von der "Neo-Klassik" nichts gehört hast, liegt vermutlich daran, dass Du aus Hamburg bist ;-)
*g*
Klassiker der Neo-Klassik sind wohl "In the Nursery" oder "Anchorage", vielleicht hat das hier auch schon mal jemand gehört.
"Ordo Equitum Solis" wäre noch zu nennen, die sind aus Italien.
Jaa!! Zudem vielleicht noch Elend, Dargaard, Ophelia's Dream, Dark Sanctuary und sToa. Ich würde die da mit einordnen. Doch, ja.
Aaah... *CDs rauskram*
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Recht Bizarr, was man so findet, wenn man mal nachsucht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Neoklassische_Musik
Den Artikel kann man wohl vergessen, obwohl die Definition ganz ok ist. Jedoch wird da wird u.A. Dargaard als moderner, Gruft-Vertreter dieser Musik genannt. Als Mp3-Hörbeispiel findet man dann bei denen auf der Homepage folgendes...
http://www.dargaard.com/dominionIII/Dominion3%20-%20conductors.mp3
Also - ich find das gar nicht mal so schlecht, aber ich würde es einfach mal "Darkwave" nennen. Klärt mich doch mal auf, welche typischen Elemente der Neoklassichen Musik dort zu finden sind *kopfkratz*.
Elend und die späteren Dead Can Dance - Keine Frage, da höre ich Elemente.. Bei dem von mir geposteten Metal-MP3 auch (aber Hallo, Barock läßt grüßen). Aber ansonsten? Ich muss mal ein Ohr in "In the Nursery" halten und mir ein Bild machen.. Kann mir bitte jemand einen stilistisch passenden Titel empfehlen?
Der englische Wikipedia-Artikel ist da um einiges besser, beleuchtet aber nur die E-Musik Seite der Neoklassik. (Sehr lesenswert)
http://en.wikipedia.org/wiki/Neoclassicism_%28music%29
Und jetzt kann ich natürlich nicht anders, als den Hieb auf Hamburg zu kontern:
People and works[/b]
Igor Stravinsky, Paul Hindemith, Sergei Prokofiev and Béla Bartók are usually listed as the most important composers in this mode, but also the prolific Darius Milhaud and his contemporary Francis Poulenc (...)
Ja Scheiße, wenn Stravinsky nicht viel damit zu tun hat, warum wird er dann sogar als erster in der Liste aufgeführt?
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Jedoch wird da wird u.A. Dargaard als moderner, Gruft-Vertreter dieser Musik genannt. Als Mp3-Hörbeispiel findet man dann bei denen auf der Homepage folgendes...
http://www.dargaard.com/dominionIII/Dominion3%20-%20conductors.mp3
Also - ich find das gar nicht mal so schlecht, aber ich würde es einfach mal "Darkwave" nennen. Klärt mich doch mal auf, welche typischen Elemente der Neoklassichen Musik dort zu finden sind *kopfkratz*.
Was Dargaard angeht, bist du falsch gelandet und hast auf der Eingangsseite auf "Dominion III" geklickt (ein Nebenprojekt eines Dargaard-Mitglieds, wenn ich nicht irre). Dargaard selbst kann man hier anhören:
http://www.dargaard.com/audio.htm
edit: Ich sehe gerade, wikipedia sagt zu Dargaard: "Dargaard ist eine neoklassische Dark Wave Band aus Österreich."
http://de.wikipedia.org/wiki/Dargaard
Na, ich mag sie dennoch. :wink:
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Was Dargaard angeht, bist du falsch gelandet und hast auf der Eingangsseite auf "Dominion III" geklickt (ein Nebenprojekt eines Dargaard-Mitglieds, wenn ich nicht irre). Dargaard selbst kann man hier anhören:
http://www.dargaard.com/audio.htm
Hey! Da seh ich definitiv einen Bezug.. Und ich finds sogar richtig klasse.
Was mich nur wundert: Musik dieser Art hab ich als "Heavenly Voices" kennengelernt (Dead Can Dance, Love Spirals Downwards usw..). Da reiht sich Dargaard ja nahtlos ein. Es scheint wohl zwischen Nord und Süd ein Definitionsgraben zu geben was diese Art der Musik betrifft.
So, und jetzt mach ich die Schubladen mal wieder zu und mach Platz für das eigentliche Thema ;)
Nils
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Aber im Zusammenhang mit Gruftmusik hab ich Neoklassik nie gehört...
Manche Menschen können sich auch anstellen. :wink:
Du scheinst mir eine recht eigenartige Vorstellung von musikalischen Stilzuordnungen zu haben. Neoklassik ist zwar teilweise düster, hat jedoch ziemlich wenig mit "Gruft" und anderem Kram zu tun. Nicht alles, was dunkel klingt, ist gleich Gothic und Neoklassik muss noch lange nicht Neoklassizismus sein. Es gibt zig Formen klassischer Musik, den Begriff Neoklassik gibts sogar in der Architektur oder in der Volkswirtschaftslehre.
Dasselbe gilt für Dark Ambient...das sind Sachen aus dem Umfeld von Cold Meat Industry (Raison d'Être ect.) und - wie der Name schon sagt - eine Entwicklung aus dem Ambient-Umfeld.
Wenn das Grufties hören, isses ja ok, aber es ist definitiv keine "Gruftie-Musik". :shock:
In The Nursery
Bombed (http://www.inthenursery.com/previews/anatomyofapoet_pre01.mp3)
Anatomy Of A Poet (http://www.inthenursery.com/previews/anatomyofapoet_pre02.mp3)
Blue Lovers (http://www.inthenursery.com/previews/anatomyofapoet_pre06.mp3)
Miracle Of The Rose II (http://www.inthenursery.com/previews/stormhorse_pre12.mp3)
Ascent (http://www.inthenursery.com/previews/koda_pre06.mp3)
The Seventeenth Parallel (http://www.inthenursery.com/previews/koda_pre11.mp3)
Ophelia's Dream
Medley (http://www.kalinkaland.de/new/media/Ophelia%27s_Dream_Extract_Not_A_Second_Time.mp3)
Arcana
Wings Of Gabriel (http://teksec.homeunix.net/~araglin/log/mp3/december/Arcana%20-%20Wings%20of%20Gabriel.mp3)
Chant Of The Awakening (http://www.equilibriummusic.com/samples/Arcana_(Cantar_de_Procella)_-_Chant_of_the_Awakening.mp3)
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Was mich nur wundert: Musik dieser Art hab ich als "Heavenly Voices" kennengelernt (Dead Can Dance, Love Spirals Downwards usw..).
Das 'Heavenly Voices'-Ding war 'ne Marketing-Erfindung des Hyperium-Labels. Was dort zusammengefasst wurde, beinhaltete sicherlich mehr Gitarrenmusik als Klassik. In Prinzip wurden da nur Sachen zusammengekramt, bei denen 'ne Frau 'singt'.
...und ob das meiste davon wirklich "Heavenly Voices" war...naja... :P
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Igor Stravinsky, Paul Hindemith, Sergei Prokofiev and Béla Bartók are usually listed as the most important composers in this mode, but also the prolific Darius Milhaud and his contemporary Francis Poulenc (...)
Ja Scheiße, wenn Stravinsky nicht viel damit zu tun hat, warum wird er dann sogar als erster in der Liste aufgeführt?
In dem Artikel steht auch:
Neoclassicism was instigated by Igor Stravinsky, according to himself, but attributed by others to composers including Ferruccio Busoni (who wrote "Junge Klassizität" or "New Classicality" in 1920), Sergei Prokofiev, Maurice Ravel, and others.
Letztlich handelt es sich um eine Art Gemeinschaftsidee, die im Französischen "Group des Six"-Kreis entstanden ist, Stravinsky hatte dabei einen großen Anteil, keine Frage. Er hat allerdings, darum ging es mir, nicht nur neoklassische Musik geschrieben, sondern seinen Stil weiterentwickelt, verschiedenste Dinge ausprobiert (auch Jazz und Zwölftonmusik). Was für ihn nur eine Phase war, war für die anderen Grundlage für alle weiteren Werke.
Wichtig finde ich auch, dass Stravinsky viel mehr mit Zitaten arbeitet als die anderen, die Musik "als ob" schreiben.
Angeregt, und das scheint mir abschließend das Allerwichtigste, wurde der Neo-Klassizismus aber nicht von einem Komponisten, sondern von einem Schriftsteller, Theatermacher und später auch Filmregisseur: Jean Cocteau.
Der Begriff Neo-Klassizismus ist wie alle musikalischen Stilbezeichnungen ein unscharfer. Wenn man sich die Entwicklung genau ansieht, fängt sie sowieso viel früher an. Mendelssohn betreibt auch eine Art Klassizismus in seiner Anknüpfung an Bach, Louis Spohr mit Mozart. Und ohne Ravel und seine barocken Rückgriffe kein Stravinsky und keine "Group des Six".
Im 19. Jahrhundert übernimmt der Bürger das Musikleben, gleichzeitig wird die Vergangenheit (auch weil sie einfacher strukturierte Musik liefert) wiederbelebt. Um 1900 liegt dann bereits ein großer musikhistorischer Fundus vor, aus dem sich zu bedienen dann Mode wurde.
Das lag alles schon längst in der Luft, weil die Entwicklungen immer komplexer geworden waren. Man suchte nach Klarheit. Schönberg fand sie in der Atonalität. Andere in Neo-Klassizistischen Strömungen.
Letztlich liegen bereits hier die Wurzeln der Postmoderne als Gegenentwurf zur Moderne. Mahler und Ives arbeiteten schon mit Zeichen und Sphären.
Wie der Bürger die Hochkultur des Adels übernehmen wollte, hat nach dem 2. Weltkrieg die Unterhaltungsmusik die musikalische Hochkultur geentert und daraus eine eigene Leitkultur geschaffen.
Hier kommen wir zum interessanten Punkt:
Die schwarze "Neoklassik" hingegen scheint mir eher umgekehrt die Suche nach Komplexität und größeren Formen zu sein, Mittel zum Zweck ist hier die Retrospektive ins 19. Jahrhundert. Die Grenze wird rückwärts überschritten.
Die Rückwärtsgewandtheit der frühen Schwarzen Szene scheint dies begünstigt zu haben.
Wenn aber die Komplexität steigt (und damit die Tanzbarkeit verringert wird) wird die Musik abgelehnt.
Das mag wohl erklären, warum dieser Stil nie sehr verbreitet war. Im Norden scheint generell, auch früher, eher der geradlinige Stil vorgeherrscht zu haben.
Durch die Zurückdrängung der Neoklassik in den 90ern ist auch die Möglichkeit für die jungen Gruftis geschwunden, diese Musik kennenzulernen. Stattdessen drang eine Modernistische Musik ein: Techno und Industrial (dessen Wurzeln im Futurismus des frühen 20. Jh. liegen, damals aus technischen Gründen aber nicht weiterentwickelt werden konnten).
Ich kann mich noch gut erinnern, dass "Stoa" und "In the Nursery" gespielt wurden, das ist allerdings auch schon länger her.
In den frühen 90ern gab es auch andere Retro-Bewegungen: das Mittelalter wurde wiederbelebt und lebt bis heute in Form von LARPern und musikalischem Umkreis fort.
Wir sprechen hier aber immer noch von unterhaltungsmusikalischen Strömungen. Letztlich bestimmt immer noch der kleine Kreis der "E-Musiker" mit Verzögerung die wichtigsten U-Musik-Revolutionen.
Die letzte, der Techno, ist nichts anderes als die Übertragung der Minimal-Music in die Tanzhalle, mit elektronisch vorproduzierten Patterns. Nicht zufällig gab es ein Techno-Remix-Album mit Musik von Steve Reich.
Andere kleben immer noch am Bluesschema des Rock'n'Roll, das sie um einige Akkorde erweitert (oder verkürzt) haben...
Achja: Deep Purple haben in ihrer Frühzeit versucht, komplexe Klassische Formen in den Rock'n'Roll zu tragen.
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Au wei, mit dir könnte man ganze Bücher verfassen. :wink:
Das, was unter Neoklassik zusammengefasst wird, ist vielleicht gar nicht so einfach unter einen Hut zu bringen. Wenn man zum Beispiel die Schnipsel zu Arcana anhört, fällt einem eine gewisse Art von "mittelalterlichem Bombast" auf. Das heißt, die Neoklassik bedient sich in Prinzip sämtlicher Formen klassischer Musik - ohne Rücksicht auf zeitliche Zuordnungen - und würfelt sie kräftig durch, was den Nebeneffekt hat, dass sie wesentlich frischer und weniger festgefahren wirkt.
Ich würde das auch nicht unbedingt als Phänomen der Schwarzen Szene bezeichnen, ich glaube z.B. nicht, dass sich Dead Can Dance oder In The Nursery je als Teil der Schwarzen Szene sahen, Stoa sicherlich auch nicht. Und wenn ich mir frühe Interviews von Love Is Colder Than Death zu Gemüte führe, stelle ich ebenfalls fest, dass sie sich nie dazuzählten. Im Gegenteil, sie waren mehr als überrascht, als da so seltsam schwarz gekleidete Gestalten vor der Bühne standen. Für kulturbewusste Goths ist derartige Musik natürlich ein Magnet. 8)
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Zu welcher Szene eine Band gehört, entscheidet ja wohl immer noch die Szene, nicht die Band 8)
Wo kämen wir denn da hin...