Schwarzes Hamburg

Schwarzes Hamburg => Archiv => Politik & Gesellschaft -Archiv- => Thema gestartet von: schwarze Katze am 14 Juni 2005, 08:01:27

Titel: Todesstrafe
Beitrag von: schwarze Katze am 14 Juni 2005, 08:01:27
Also die Umfrage ist gestartet und ich mache der Anfang:

Nein!!

Obwohl ich manchmal in Herzen Tod für bestimmte Täter wünsche, bin ich strikt gegen Todesstrafe, weil es
- der Staat und damit alle seine Bürger auf Niveau der Mörder herabstuft,
- keinerlei der Abschreckung dient, da in USA, wo Todesstraffe gibt, trotzdem mit Abstand die verabscheulichsten Verbrechen begonnen werden und die Kriminalitätsrate sehr hoch ist,
- ein Justizirrtum, der nicht auszuschliessen ist, fatal wirkt.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Anonymous am 14 Juni 2005, 08:26:34
Nein.

Lieber für 3 Stunden mit den Hinterbliebenen in ein kleines Zimmer sperren.
Obwohl, das käme der Todesstrafe gleich :roll:
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Eisbär am 14 Juni 2005, 12:04:23
Ich sehe das ein bißchen so wie Gandalf 8)

"Viele die Leben, haben den Tod verdient. Und viele Tote verdienen das Leben. Kannst Du es ihnen geben?" (oder so ähnlich)

Wenn man jemanden beispielsweise für Mord mit dem Tod bestraft, stellt man sich moralisch und ethisch auf eine Stufe mit dem Täter: Man tötet.
Wenn ich aber moralisch mich auf der selben (niedrigen) Stufe befinde, woher ziehe ich dann wiederum die moralische Legitimation, über denjenigen zu urteilen?
Nein, Todesstrafe ist mehr eine Form der Vergeltung und der Rache. Das ist unter meinem (ethischem und moralischen) Niveau.

"Am besten rächt man sich an seinen Feinden, indem man besser ist als sie. altes japanisches Sprichwort
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Merovinger am 14 Juni 2005, 12:43:16
Zitat
Am besten rächt man sich an seinen Feinden, indem man besser ist als sie.


Oh ja, das funktioniert garantiert immer!!  :twisted:
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: olli am 14 Juni 2005, 12:47:57
Zitat von: "Eisbär"
Wenn man jemanden beispielsweise für Mord mit dem Tod bestraft, stellt man sich moralisch und ethisch auf eine Stufe mit dem Täter: Man tötet.

man tötet, aber man mordet nicht. großer unterschied, imho.


Zitat von: "Eisbär"
Todesstrafe ist mehr eine Form der Vergeltung und der Rache.

jo, keine frage. es ist aber auch eine abschreckung. plus, rein objektiv, die gerechteste strafe für ein tötungsdelikt, weil man exakt damit bestraft wird, was man einem anderen menschen angetan hat.


Zitat von: "Eisbär"
"Am besten rächt man sich an seinen Feinden, indem man besser ist als sie. altes japanisches Sprichwort

wie soll das in der praxis mit mördern aussehen? am besten nichtmal einsperren und noch nen kuchen backen, um die totale moralische überlegenheit zu demonstrieren?
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Eisbär am 14 Juni 2005, 12:53:53
Zitat von: "olli"
plus, rein objektiv, die gerechteste strafe für ein tötungsdelikt, weil man exakt damit bestraft wird, was man einem anderen menschen angetan hat.
Auge um Auge, Zahn um Zahn...

Willst Du wirklich noch nach 3000 Jahre alten Vorstellungen vorgehen?

Zitat
wie soll das in der praxis mit mördern aussehen?
In etwa so, wie es heute in den meisten europäischen Staaten aussieht.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: kb am 14 Juni 2005, 13:33:04
Zitat von: "olli"
Zitat von: "Eisbär"
Wenn man jemanden beispielsweise für Mord mit dem Tod bestraft, stellt man sich moralisch und ethisch auf eine Stufe mit dem Täter: Man tötet.

man tötet, aber man mordet nicht. großer unterschied, imho.


Unterschied? Also "Morden" ist definitionsgerecht eine Unterart des "Tötens", aber: Wieso fällt die Todesstrafe nicht unter "Mord"? Und ist es jetzt Mord oder Tötung, wenn (wenn es die Todesstrafe gäbe) ich als Nicht-Vollzugsbeamter zufällig einen Mörder in flagranti erwische und gleich ohne juristisches Tamtam um die Ecke bringe, weil er hat es ja verdient?

Zitat
[Todesstrafe] ist aber auch eine abschreckung. plus, rein objektiv, die gerechteste strafe für ein tötungsdelikt, weil man exakt damit bestraft wird, was man einem anderen menschen angetan hat.


"rein objektiv?" Gleiches mit Gleichem vergelten ist gerecht? Wenn also jemand meine Freundin vergewaltigt, darf ich das ggf mit seiner Freundin, oder bei (wahrscheinlicher) Nichtverfügbarkeit mit ihm selbst machen? Geil.

... BITTE.

Davon abgesehen hat das Prinzip "Abschreckung" noch nie wirklich funktioniert. Oder gibt es in den USA keine/weniger Morde? Verbrechen dieser Größenordnung werden entweder rein emotional oder sorgfältig kalkuliert ausgeführt, da hat im entscheidenden Moment KEINE SAU Angst vor etwaigen gesellschaftlichen Konsequenzen, ob das nun Tod, lebenslänglich oder Kuchenessen bedeutet.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: BetterOf2Evils am 14 Juni 2005, 13:39:53
Zitat von: "kb"

Davon abgesehen hat das Prinzip "Abschreckung" noch nie wirklich funktioniert. Oder gibt es in den USA keine/weniger Morde?

Eben. Die Abschreckungswirkung ist - soweit ich weiß - gar nicht gegeben. Zumindest ist in den Staaten der USA, die an der Todesstrafe festhalten, die Mordrate gleich geblieben bzw. ganz und gar nicht rückgängig!
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: olli am 14 Juni 2005, 15:08:50
Zitat von: "kb"
Wieso fällt die Todesstrafe nicht unter "Mord"?

afaik definiert unser gesetz mord als tötung aus niederen beweggründen. wenn ich jemanden entsprechend bestehender gesetze tötete, wäre dass dann auch kein mord.


Zitat von: "kb"
Gleiches mit Gleichem vergelten ist gerecht?

jepp. das wäre dann die strafe. darüber hinaus muss dann aber noch die gesellschaft vor solchen leuten geschützt werden, darum nach der vergewaltigung des vergewaltigers (seine freundin hat mit der sache nix zu schaffen) lebenslänglich wegschließen.


Zitat von: "kb"
Davon abgesehen hat das Prinzip "Abschreckung" noch nie wirklich funktioniert. Oder gibt es in den USA keine/weniger Morde? Verbrechen dieser Größenordnung werden entweder rein emotional oder sorgfältig kalkuliert ausgeführt, da hat im entscheidenden Moment KEINE SAU Angst vor etwaigen gesellschaftlichen Konsequenzen, ob das nun Tod, lebenslänglich oder Kuchenessen bedeutet.

wer weiß, wie die kriminalität in den usa aussehen würde, wenn die nicht die todesstrafe hätten? wer weiß, wie die kriminalität aussehen würde, wenn die todesstrafe öfter angewendet würde? rein logisch ist die todesstrafe das abschreckenste strafmaß, dass eine person bekommen kann.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: kb am 14 Juni 2005, 15:28:07
Zitat von: "olli"
afaik definiert unser gesetz mord als tötung aus niederen beweggründen. wenn ich jemanden entsprechend bestehender gesetze tötete, wäre dass dann auch kein mord.


Ein Mörder muß also einfach seine potentiellen Opfer dazu bringen, selber einen Mord zu begehen, bzw. es nur glaubwürdig so aussehen lassen, und schon ist er keiner mehr.

Du hast recht, ich will das haben. Das wird SO lustig ;)

Davon abgesehen drückst du Dich um die Antwort einer hier schon gefallenen Frage: Was ist bei einem Justizirrtum, der zu spät aufgeklärt wird? "Pech, hoppala"?


Zitat von: "olli"
[Vergewaltiger vergewaltigen...] jepp. das wäre dann die strafe. darüber hinaus muss dann aber noch die gesellschaft vor solchen leuten geschützt werden, darum nach der vergewaltigung des vergewaltigers (seine freundin hat mit der sache nix zu schaffen) lebenslänglich wegschließen.


Da bekommt der alte Bundispruch "Augen zu und fürs Vaterland" gleich neue Bedeutung. Bleiben wir mal bei dem Beispiel - ein Beamter, der die Strafe an einem Kinderschänder (juhu, godwin II! Ich wars!) vollzieht, d.h. körperliche Erniedrigung und das Anrichten starker psychologischer Schäden, in diesem Fall durch "erwachsenengerechtere" Methoden wie Folter->Indivudualitätsverlust/etc.

Was ist Deine Antwort auf die Frage, WEN man dafür bitte nehmen soll? Wenn ich mal von meinem naiven Menschenbild ausgehe, wird den meisten Leuten selbst mit dem Wissen, juristisch das richtige zu tun, dabei ihr Gewissen im Weg stehen. Wer bleibt? Entweder direkt die Geschädigten, die auf diese Weise staatlich geförderte Selbstjustiz ausüben und sich damit ihre Schmerzen fakestillen (denn das hat noch NIE funktioniert) können - oder aber man nimmt Vollzugsbeamte aus schlechten Hollywoodfilmen, die, und so komme ich wieder auf meinen ersten Absatz zurück, SOWIESO schon Mörder/Vergewaltiger/etc sind.

Will ich in einem Staat leben, in dem alleine schon aus Notwendigkeit gerade diejenigen Menschen mit dem höchsten Potential an Kriminalität ausgerechnet im Strafvollzug arbeiten? Ehrlich gesagt nein.

Zitat von: "olli"
wer weiß, wie die kriminalität in den usa aussehen würde, wenn die nicht die todesstrafe hätten? wer weiß, wie die kriminalität aussehen würde, wenn die todesstrafe öfter angewendet würde? rein logisch ist die todesstrafe das abschreckenste strafmaß, dass eine person bekommen kann.


"Rein logisch" sollte dann also die Todesstrafe für ALLES eingeführt werden, da man damit jegliche Kriminalität effektiv unterbindet. Ja, das klingt nach einer rosigen Zukunft.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Der Uhu am 14 Juni 2005, 15:28:45
Die Umfrage oben scheint ja einigermassen eindeutig zu sein. Das macht Hoffnung!
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: messie am 14 Juni 2005, 16:19:46
hm - ollis Einwürfe: Sind das Meinungen oder einfach nur der Versuch, den advocatus diaboli zu spielen? - Letzeres ist begrüssenswert, so kommen zumindest genaue Argumente zur Sprache und nicht nur "bin dagegen, ist doch eh allen klar wieso".
Ersteres nicht ...

Das in meinen Augen schwerwiegendste Argument ist immer noch jenes, dass man eine Tötung nicht mehr rückgängig machen kann. Wie oft wurde schon jemand zu Unrecht verurteilt - selbst in Texas finden sich immer wieder Todeskandidaten, bei denen man Jahre später herausbekommt, dass sie es doch nicht gewesen sein konnten. Ein "Glück" dass die Hinrichtung dort meist Jahre, ja sogar Jahrzehnte dauern kann ...

Na, mal sehen was hier noch so für Argumente pro Todesstrafe kommen. Sind ja noch lange nicht alle Stichworte gefallen  :wink:
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: BetterOf2Evils am 14 Juni 2005, 16:26:36
Zitat von: "messie"
Ein "Glück" dass die Hinrichtung dort meist Jahre, ja sogar Jahrzehnte dauern kann ...

Gerade das find ich persönlich als das Extrem an der Todesstrafe. Die Vorstellung, auf den Todestermin zu warten, über den andere bestimmen und den ich nicht lenken kann, finde ich zermürbender für die Psyche als wenn die Vollstreckung baldmöglichst erfolgt. (Das muss man sich nur mal vorstellen! Und nein, das soll jetzt nicht so rüberkommen, als hätte ich Mitleid für die Täter)


PS: ja ich weiß, in real life kann man den Tod auch "nicht lenken", aber ihr versteht was ich meine in diesem Zusammenhang, oder?
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Thomas am 14 Juni 2005, 17:12:02
Zitat
messie hat folgendes geschrieben:
Ein "Glück" dass die Hinrichtung dort meist Jahre, ja sogar Jahrzehnte dauern kann ...
 

Gerade das find ich persönlich als das Extrem an der Todesstrafe. Die Vorstellung, auf den Todestermin zu warten, über den andere bestimmen und den ich nicht lenken kann, finde ich zermürbender für die Psyche als wenn die Vollstreckung baldmöglichst erfolgt. (Das muss man sich nur mal vorstellen! Und nein, das soll jetzt nicht so rüberkommen, als hätte ich Mitleid für die Täter)

Sehe ich auch so.Man könnte fast von einer verdoppelung der Strafe sprechen - erst 10 oder 15 Jahre sitzen und dann zum Abschied erfolgt die Hinrichtung.

Zitat
PS: ja ich weiß, in real life kann man den Tod auch "nicht lenken", aber ihr versteht was ich meine in diesem Zusammenhang, oder?

Verstehen wir  :wink: Außerdem Ist Real Life ja doch ein wenig etwas anderes.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: olli am 14 Juni 2005, 18:48:08
Zitat von: "kb"
Ein Mörder muß also einfach seine potentiellen Opfer dazu bringen, selber einen Mord zu begehen, bzw. es nur glaubwürdig so aussehen lassen, und schon ist er keiner mehr.

nein, eine tötung im rahmen bestehender gesetzgebung soll meinen, dass zb ein henker einen verurteilten töten darf. was für mich einfach nur keinen mord bedeuten würde.


Zitat von: "kb"
Davon abgesehen drückst du Dich um die Antwort einer hier schon gefallenen Frage: Was ist bei einem Justizirrtum, der zu spät aufgeklärt wird? "Pech, hoppala"?

hatte ich nicht gelesen, sorry. dort, wo menschen entscheiden, wird man einen justizirtum nie ausschließen können, das stimmt. aber was ist mit den kumuliert jahrhunderten an lebenszeit, die zu unrecht im gefängnis verbracht werden? soll man darum keine haftstrafen mehr verhängen? und argumentieren gegener der todesstrafe nicht damit, dass haftstrafen wesentlich grausmer sind als die todesstrafe? und wie will man einen menschen für 20 verlorene lebensjahre entschädigen?


Zitat von: "kb"
ein Beamter, der die Strafe an einem Kinderschänder vollzieht, d.h. körperliche Erniedrigung und das Anrichten starker psychologischer Schäden, in diesem Fall durch "erwachsenengerechtere" Methoden wie Folter->Indivudualitätsverlust/etc. Was ist Deine Antwort auf die Frage, WEN man dafür bitte nehmen soll?

einen gläubigen katholiken. nein, nur spass. das ist natürlich ein praktischer stolperstein, keine frage. wie wäre es mit einer kammer, ähnlicher einer hinrichtungskammer, in der die strafe über ein automatisiertes system vollzogen wird? hitze, kälte, säurespritzer - ich möchte wetten, vergewaltigungsopfer hätten da ein paar konstruktive vorschläge. der zu bestrafende würde von mehreren vollzugsbeamten in die kammer gebracht werden, wodurch weit weniger gewissenskonflikte auftreten würden, vielleicht die eines spediteurs, der täglich tausende schweine in kleinsten käfigen transportiert.


Zitat von: "kb"
Will ich in einem Staat leben, in dem alleine schon aus Notwendigkeit gerade diejenigen Menschen mit dem höchsten Potential an Kriminalität ausgerechnet im Strafvollzug arbeiten? Ehrlich gesagt nein.

ich würde den job machen, und ich kriege schon schuldgefühle, wenn ich mal eine durchgezogene linie überfahre.


Zitat von: "kb"
"Rein logisch" sollte dann also die Todesstrafe für ALLES eingeführt werden, da man damit jegliche Kriminalität effektiv unterbindet. Ja, das klingt nach einer rosigen Zukunft.

das entspricht zwar einer gewissen logik, aber nicht meinem empfinden.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: olli am 16 Juni 2005, 11:45:17
hier ists so bedrückend still geworden... ich habe doch wohl niemanden verschreckt?
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Eisbär am 16 Juni 2005, 11:56:45
Zitat von: "olli"
hier ists so bedrückend still geworden... ich habe doch wohl niemanden verschreckt?
Naja... über unterschiedliche moralische Grundeinstellungen kann man ewig diskutieren, ohne sich einig zu werden.

Die Todesstrafe ist m.E. ein Anachronismus und hat heutzutage in einer modernen & zivilisierten Gesellschaft nichts mehr zu suchen.
Unter anderem eben auch, weil wir nicht mehr in den moralisch-ethischen Wertvorstellungen von vor hundert Jahren leben.
Und das ust auch gut so...
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Kallisti am 12 Oktober 2006, 22:34:46
kommt gerade was auf arte zum Thema!
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Thomas am 13 Oktober 2006, 09:12:51
OT:
Zitat von: "Kallisti"
kommt gerade was auf arte zum Thema!

Um diese Zeit liege ich meist schon lange im Bett und schlafe  :wink:
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Dalai_Wese am 13 Oktober 2006, 10:10:04
Zitat von: "olli"
Zitat von: "kb"
Wieso fällt die Todesstrafe nicht unter "Mord"?

afaik definiert unser gesetz mord als tötung aus niederen beweggründen. wenn ich jemanden entsprechend bestehender gesetze tötete, wäre dass dann auch kein mord.


Das ist nicht ganz vollständig. § 211 II StGB lautet:

Zitat
Mörder ist, wer

      aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder    sonst aus niedrigen Beweggründen,

      heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder

      um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,

einen Menschen tötet.


Damit wird in folgender Hinsicht unterschieden: Die erste Gruppe stellt auf die subjektiven Merkmale der niedrigen Beweggründe ab. Die dritte Gruppe enthält ebenfalls subjektive Merkmale.
Die zweite Gruppe enthält jedoch objektive Merkmale! Mörder ist z.B. auch, wer "einfach so" einen anderen von hinten erschießt oder mit einem Auto in eine Menschenmenge fährt.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: schwarze Katze am 13 Oktober 2006, 10:26:45
Mich erstaunt es gerade, dass meine Meinung über die Todesstrafe sich binnen einen Jahren völlig verändert hat.
Es reichen also paar Erreignisse im Bekanntenkreis, um eine damals festgeglaubte Meinung zu ändern :shock:
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: ~noise~druide~ am 13 Oktober 2006, 11:21:03
Zitat von: "Dalai_Wese"

Die zweite Gruppe enthält jedoch objektive Merkmale! Mörder ist z.B. auch, wer "einfach so" einen anderen von hinten erschießt oder mit einem Auto in eine Menschenmenge fährt.


nun, das wird aber ganz schnell, fahrlässige handlung mit todesfolge. also das autofahren.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Kallisti am 13 Oktober 2006, 11:31:07
Ich bin gegen die Todesstrafe, weil:

- es allzu oft doch Unschuldige "trifft" - das allein sollte schon genug Grund dagegen sein, denn dies ist eine Katastrophe - die leider immer wieder passiert (z.B. in den USA) - und die trotzdem nicht davon abhält, so weiterzumachen (und weiterhin Unschuldige zu töten - DAS ist: Mord!)

- es für wirkliche Schwerverbrecher viel schlimmer sein kann, der Freiheit für sehr sehr lange Zeit beraubt zu sein und sein Dasein in einem Gefängnis zu fristen

- es unglaublich menschenverachtend und grausam ist, wie z.B. in den USA hingerichtet wird!
Ich verstehe nicht, warum diese Gifte (z.B.) injiziert werden, von denen klar ist, dass sie starke Schmerzen verursachen, aber auch Lähmungen, so dass sich der Sterbende nicht einmal mehr äußern kann (das erspart den "Henkern" so einige "Szenen"... und verharmlost die Hinrichtung vor der Öffentlichkeit). Außerdem sind diese Gifte in den USA Tieren zu verabreichen bspw. verboten!
Es gibt andere Mittel, jemanden einschlafen und in den Tod (sanft!) übergehen zu lassen - wenn man schon der Meinung ist, das Recht zu haben, einen anderen Menschen töten zu dürfen!

Und ob man es nun als Mord bezeichnet oder nicht - vor allem ist auch die Frage, ob man sich bei der Definition des Begriffes immer nur auf ein bestimmtes geltendes Recht (Gesetzestext) versteifen will und warum... - es handelt sich definitiv um Tötung.

... Mit welchem RECHT?!???

Der auf arte gestern Abend gezeigte Film hat mich sehr erschüttert und bestärkt mich nur in meiner Ablehnung der Todesstrafe.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: ~noise~druide~ am 13 Oktober 2006, 11:43:24
Zitat von: "Kallisti"
Ich bin gegen die Todesstrafe, weil:

- es allzu oft doch Unschuldige "trifft" - das allein sollte schon genug Grund dagegen sein, denn dies ist eine Katastrophe - die leider immer wieder passiert (z.B. in den USA) - und die trotzdem nicht davon abhält, so weiterzumachen (und weiterhin Unschuldige zu töten - DAS ist: Mord!)

- es für wirkliche Schwerverbrecher viel schlimmer sein kann, der Freiheit für sehr sehr lange Zeit beraubt zu sein und sein Dasein in einem Gefängnis zu fristen

- es unglaublich menschenverachtend und grausam ist, wie z.B. in den USA hingerichtet wird!
Ich verstehe nicht, warum diese Gifte (z.B.) injiziert werden, von denen klar ist, dass sie starke Schmerzen verursachen, aber auch Lähmungen, so dass sich der Sterbende nicht einmal mehr äußern kann (das erspart den "Henkern" so einige "Szenen"... und verharmlost die Hinrichtung vor der Öffentlichkeit). Außerdem sind diese Gifte in den USA Tieren zu verabreichen bspw. verboten!
Es gibt andere Mittel, jemanden einschlafen und in den Tod (sanft!) übergehen zu lassen - wenn man schon der Meinung ist, das Recht zu haben, einen anderen Menschen töten zu dürfen!

Und ob man es nun als Mord bezeichnet oder nicht - vor allem ist auch die Frage, ob man sich bei der Definition des Begriffes immer nur auf ein bestimmtes geltendes Recht (Gesetzestext) versteifen will und warum... - es handelt sich definitiv um Tötung.

... Mit welchem RECHT?!???

Der auf arte gestern Abend gezeigte Film hat mich sehr erschüttert und bestärkt mich nur in meiner Ablehnung der Todesstrafe.


kann ich nur zustimmen, arbeitslager würde ich gut finden. das erwirtschaftete wird dann für die verpflegung und versorgung desjenigen benutzt und wenn was übrig bleibt dem opfer oder den hinterbliebenen oder in eine stiftung wie der weiße ring.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: colourize am 13 Oktober 2006, 12:06:06
Rache ist Blutwurst.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Dalai_Wese am 13 Oktober 2006, 12:06:19
Zitat von: "~noise~druide~"
Zitat von: "Dalai_Wese"

Die zweite Gruppe enthält jedoch objektive Merkmale! Mörder ist z.B. auch, wer "einfach so" einen anderen von hinten erschießt oder mit einem Auto in eine Menschenmenge fährt.


nun, das wird aber ganz schnell, fahrlässige handlung mit todesfolge. also das autofahren.


Klar, für ein Tötungsdelikt bedarf es immer mindestens bedingten Vorsatz, d.h. das "billigende Inkaufnehmen des Taterfolgs". Ansonsten kommt fahrlässige Tötung (§222 StGB) in Betracht.
Konkret: Wer absichtlich in die Menge fährt ist ggf. Mörder, wer zu schnell fuhr und die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert und dann reinfährt, ohne es zu wollen, der begeht eine fahrlässige Tötung.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Thomas am 13 Oktober 2006, 12:12:44
Zitat von: "Kallisti"
- es allzu oft doch Unschuldige "trifft" - das allein sollte schon genug Grund dagegen sein, denn dies ist eine Katastrophe
- es für wirkliche Schwerverbrecher viel schlimmer sein kann, der Freiheit für sehr sehr lange Zeit beraubt zu sein und sein Dasein in einem Gefängnis zu fristen

Stimmt, aber wenn Unschuldige jahrzehnte im Knast verbingen, ist das auch nicht schöner.Zwar besteht dann noch die Chance, dem Irrtum auf die Spur zu kommen, aber wie hoch ist die ? Und wenn man sagt "Aus Versehen jahrzehnte Knast ist besser als sterben" darf man nicht als Argument anführen, das es für Schwerverbrecher ja viel mehr Strafe sei, Ewigkeiten lang im Knast zu verrotten als "schnell" zu sterben.

Außerdem stellt ein Verbrecher im Knast einen jahrzehnte anhaltenden Kostenfaktor da, des weiteren besteht die Gefahr der Wiederholung und des Ausbruchs (wenn auch gering).


Zitat von: "Kallisti"
- es unglaublich menschenverachtend und grausam ist, wie z.B. in den USA hingerichtet wird!
Ich verstehe nicht, warum diese Gifte (z.B.) injiziert werden, von denen klar ist, dass sie starke Schmerzen verursachen, aber auch Lähmungen, so dass sich der Sterbende nicht einmal mehr äußern kann (das erspart den "Henkern" so einige "Szenen"... und verharmlost die Hinrichtung vor der Öffentlichkeit). Außerdem sind diese Gifte in den USA Tieren zu verabreichen bspw. verboten!
Es gibt andere Mittel, jemanden einschlafen und in den Tod (sanft!) übergehen zu lassen - wenn man schon der Meinung ist, das Recht zu haben, einen anderen Menschen töten zu dürfen!

Sehe ich auch so, wenn Todesstrafe, dann bitte eine schnelle und schmerzlose Form.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Beatfinger am 13 Oktober 2006, 13:18:30
Also ich bin für die Todesstrafe, weil dann lernen sie es für das nächste Mal!
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Eisbär am 13 Oktober 2006, 13:22:39
Zitat von: "Thomas"
Außerdem stellt ein Verbrecher im Knast einen jahrzehnte anhaltenden Kostenfaktor da, des weiteren besteht die Gefahr der Wiederholung und des Ausbruchs (wenn auch gering).
Na, das wäre dann ja Tötung aus Profitgier und somit wieder Mord, da es ein niedriger Beweggrund ist.

Das Hauptargument gegen die Todesstrafe ist und bleibt, daß man sich dann ethisch und moralisch nicht mehr von denen abhebt, die man verurteilt!
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Thomas am 13 Oktober 2006, 13:30:49
Zitat von: "Blutgetier"
Also ich bin für die Todesstrafe, weil dann lernen sie es für das nächste Mal!

Richtig.Die Strafe wird er sich merken ! =)

Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Außerdem stellt ein Verbrecher im Knast einen jahrzehnte anhaltenden Kostenfaktor da, des weiteren besteht die Gefahr der Wiederholung und des Ausbruchs (wenn auch gering).
Na, das wäre dann ja Tötung aus Profitgier und somit wieder Mord, da es ein niedriger Beweggrund ist.

Nein, weil man ja nicht nur tötet um Geld zu sparen.Der Tot ist die Strafe, die Ersparniss ein positiver Nebeneffekt.

Zitat von: "Eisbär"
Das Hauptargument gegen die Todesstrafe ist und bleibt, daß man sich dann ethisch und moralisch nicht mehr von denen abhebt, die man verurteilt!
Weiß ich nicht."Wir" töten ja nicht ohne Grund, sondern als logische Folge einer Bestrafung (die dann übrigens schon vorher so im Gesetz steht).Oder hälst du vorsätzliches Töten immer für moralisch verwerflich, egal wie die Umstände sind ?
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Kallisti am 13 Oktober 2006, 21:23:53
Zitat
Oder hälst du vorsätzliches Töten immer für moralisch verwerflich, egal wie die Umstände sind ?


@Thomas

bin zwar nicht Eisbär bzw. nicht gefragt worden, aber:

Ja, halte (vorsätzliches) Töten immer für moralisch verwerflich bzw. absolut tabu.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: colourize am 13 Oktober 2006, 21:32:04
Keine Ahnung warum gerade dieser finstere Thread reanimiert werden musste, es gibt da  inhaltlich gehaltvollere und damit deutlich bessere (http://www.schwarzes-hamburg.com/viewtopic.php?t=3440), aber nun gut.. neben all den hier zu lesenden Plattidüden nochmal meine Meinung:

Zitat von: "colourize in dem oben gequoteten Thread"
Klares Nein zur Todesstrafe.

Ich habe nur einen Grund dafür, und das ist ein ethischer. Dieser Grund ist ein persönliches Werturteil, das für mich von derart fundamentaler Bedeutung ist, dass alle anderen schon angeführten Gründe (Justizirrtum, Menschenrechte etc.) aus meiner Sicht dagegen blass aussehen und nahezu gegenstandslos werden: Für demokratische Systeme gelten höhere ethische Grundsätze als für das Individuum.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Kallisti am 13 Oktober 2006, 21:32:13
Zitat
Stimmt, aber wenn Unschuldige jahrzehnte im Knast verbingen, ist das auch nicht schöner.Zwar besteht dann noch die Chance, dem Irrtum auf die Spur zu kommen, aber wie hoch ist die ? Und wenn man sagt "Aus Versehen jahrzehnte Knast ist besser als sterben" darf man nicht als Argument anführen, das es für Schwerverbrecher ja viel mehr Strafe sei, Ewigkeiten lang im Knast zu verrotten als "schnell" zu sterben.

Außerdem stellt ein Verbrecher im Knast einen jahrzehnte anhaltenden Kostenfaktor da, des weiteren besteht die Gefahr der Wiederholung und des Ausbruchs (wenn auch gering).

(Thomas)


... Ach ja: Also so oft brechen die nun heutzutage auch nicht mehr aus (jedenfalls nicht die Schwerverbrecher).
Und: nein, ein halbes Leben unschuldig im Gefängnis, ist nicht (unbedingt) besser als Sterben - da sind Menschen verschieden (ich habe das jedenfalls so ja nicht gesagt - für mich wäre das u.U. viel schlimmer - unschuldig zu sein und/aber der Freiheit beraubt zu sein...)

Mir geht es wie gesagt darum, dass man grundsätzlich kein Recht hat, jemand anderen zu töten.
Und ich frage mich, was das für eine Art Recht oder Moral sein soll, die so etwas legal erlaubt oder gar vorschreibt und für völlig in Ordnung, legitim, ja sogar wichtig oder notwendig hält! ??? Da komm ich halt nicht mehr mit.
 
(Aber das ist bei manch anderen gesellschaftlichen Vorkommnissen auch so - wird irgendwie immer mehr...)

Und da will ich auch gar nicht "mitkommen"!
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Kallisti am 13 Oktober 2006, 21:39:49
Zitat
Keine Ahnung warum gerade dieser finstere Thread reanimiert werden musste,


Ich habe diesen thread nicht absichtlich oder mit irgendwelchen Hintergedanken "ausgegraben", sondern einfach wohl erst spät gesehen bzw. mich "beteiligt" (an der Diskussion) - und mir war lediglich daran gelegen, die Information über die arte-Sendung, die eben nun mal gestern lief, hier zu geben.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Eisbär am 14 Oktober 2006, 01:26:10
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Eisbär"
Das Hauptargument gegen die Todesstrafe ist und bleibt, daß man sich dann ethisch und moralisch nicht mehr von denen abhebt, die man verurteilt!
Weiß ich nicht."Wir" töten ja nicht ohne Grund,...
Und wer entscheidet, welcher Grund wichtig genug ist, damit es in Ordnung ist, Menschen zu töten?
Zitat von: "Thomas"
sondern als logische Folge einer Bestrafung (die dann übrigens schon vorher so im Gesetz steht).
Aha, wenn ich Dir also vorher sage, daß ich Dich kille, wenn Du meine Freundin anguckst, ist es dann, wenn Du es tust, in Ordnung?
Zitat von: "Thomas"
Oder hälst du vorsätzliches Töten immer für moralisch verwerflich, egal wie die Umstände sind ?
Ja.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: colourize am 14 Oktober 2006, 10:21:27
Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Oder hälst du vorsätzliches Töten immer für moralisch verwerflich, egal wie die Umstände sind ?
Ja.

...aber vorschlagen, unsere Bo(a)rd-Nazis kielen zu lassen. ;)
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: SoylentHolger am 14 Oktober 2006, 10:31:20
Zitat von: "~noise~druide~"
Zitat von: "Kallisti"
Ich bin gegen die Todesstrafe, weil:

- es allzu oft doch Unschuldige "trifft" - das allein sollte schon genug Grund dagegen sein, denn dies ist eine Katastrophe - die leider immer wieder passiert (z.B. in den USA) - und die trotzdem nicht davon abhält, so weiterzumachen (und weiterhin Unschuldige zu töten - DAS ist: Mord!)

- es für wirkliche Schwerverbrecher viel schlimmer sein kann, der Freiheit für sehr sehr lange Zeit beraubt zu sein und sein Dasein in einem Gefängnis zu fristen

- es unglaublich menschenverachtend und grausam ist, wie z.B. in den USA hingerichtet wird!
Ich verstehe nicht, warum diese Gifte (z.B.) injiziert werden, von denen klar ist, dass sie starke Schmerzen verursachen, aber auch Lähmungen, so dass sich der Sterbende nicht einmal mehr äußern kann (das erspart den "Henkern" so einige "Szenen"... und verharmlost die Hinrichtung vor der Öffentlichkeit). Außerdem sind diese Gifte in den USA Tieren zu verabreichen bspw. verboten!
Es gibt andere Mittel, jemanden einschlafen und in den Tod (sanft!) übergehen zu lassen - wenn man schon der Meinung ist, das Recht zu haben, einen anderen Menschen töten zu dürfen!

Und ob man es nun als Mord bezeichnet oder nicht - vor allem ist auch die Frage, ob man sich bei der Definition des Begriffes immer nur auf ein bestimmtes geltendes Recht (Gesetzestext) versteifen will und warum... - es handelt sich definitiv um Tötung.

... Mit welchem RECHT?!???

Der auf arte gestern Abend gezeigte Film hat mich sehr erschüttert und bestärkt mich nur in meiner Ablehnung der Todesstrafe.


kann ich nur zustimmen, arbeitslager würde ich gut finden. das erwirtschaftete wird dann für die verpflegung und versorgung desjenigen benutzt und wenn was übrig bleibt dem opfer oder den hinterbliebenen oder in eine stiftung wie der weiße ring.


Kallisti *sign*
noise~druide *sign*

Die Idee mit dem Arbeitslager hatte ich auch schon lange. Entlastet den Haushalt und wenn man den ganzen Kram noch in Sibirien veranstaltet minimiert man den Fluchtwillen.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Kallisti am 14 Oktober 2006, 10:43:04
Zitat von: "colourize"
Keine Ahnung warum gerade dieser finstere Thread reanimiert werden musste, es gibt da  inhaltlich gehaltvollere und damit deutlich bessere (http://www.schwarzes-hamburg.com/viewtopic.php?t=3440), aber nun gut.. neben all den hier zu lesenden Plattidüden nochmal meine Meinung:

Zitat von: "colourize in dem oben gequoteten Thread"
Klares Nein zur Todesstrafe.

Ich habe nur einen Grund dafür, und das ist ein ethischer. Dieser Grund ist ein persönliches Werturteil, das für mich von derart fundamentaler Bedeutung ist, dass alle anderen schon angeführten Gründe (Justizirrtum, Menschenrechte etc.) aus meiner Sicht dagegen blass aussehen und nahezu gegenstandslos werden: Für demokratische Systeme gelten höhere ethische Grundsätze als für das Individuum.



Jaja, damit hast du ja durchaus recht, allerdings sagt das allein/für sich über den Inhalt bzw. Gegenstand dieser ethischen Grundsätze (demokratischer Systeme, Gesellschaften, Regierungen) noch nichts aus.
Es ließe sich unter Umständen ja auch ethisch für die Todesstrafe argumentieren - wie es offensichtlich in den USA der Fall ist.
Der Begriff "Ethik" oder "ethisch" alleine reicht hier nicht aus - denn: welche Ethik ist gemeint oder anders: wie wird sie begründet, formuliert, was hat sie zum Inhalt?

Die Frage bleibt also dann nach wie vor: Warum keine Todesstrafe?
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Thomas am 16 Oktober 2006, 10:04:46
Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Eisbär"
Das Hauptargument gegen die Todesstrafe ist und bleibt, daß man sich dann ethisch und moralisch nicht mehr von denen abhebt, die man verurteilt!
Weiß ich nicht."Wir" töten ja nicht ohne Grund,...
Und wer entscheidet, welcher Grund wichtig genug ist, damit es in Ordnung ist, Menschen zu töten?

Die Leute, die sonst auch für das festlegen des Strafmaßes bei Vergehen zuständig sind.Geht in Amiland ja auch.

Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
sondern als logische Folge einer Bestrafung (die dann übrigens schon vorher so im Gesetz steht).
Aha, wenn ich Dir also vorher sage, daß ich Dich kille, wenn Du meine Freundin anguckst, ist es dann, wenn Du es tust, in Ordnung?

Wenn es irgendwann mal ein Gesetz gäbe, nach dem auf das angucken von Eisbärs Freundin die Todesstrafe steht, vieleicht.

Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Oder hälst du vorsätzliches Töten immer für moralisch verwerflich, egal wie die Umstände sind ?
Ja.
Das dürfte gerade für jemanden, der beim Bund war aber problematisch werden.Und was ist mit Notwehr ?

Aber auf jedenfall ist genau da der entscheidende Unterschied zwischen unseren Ansichten. : Ich halte vorsätzliches Töten nicht grundsätzlich für moralisch verwerflich.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Eisbär am 16 Oktober 2006, 10:35:53
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Eisbär"
Und wer entscheidet, welcher Grund wichtig genug ist, damit es in Ordnung ist, Menschen zu töten?

Die Leute, die sonst auch für das festlegen des Strafmaßes bei Vergehen zuständig sind.Geht in Amiland ja auch.
Die USA sind aber eher ein Paradebeispiel, wie es nicht laufen sollte.

Zitat
Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Oder hälst du vorsätzliches Töten immer für moralisch verwerflich, egal wie die Umstände sind ?
Ja.
Das dürfte gerade für jemanden, der beim Bund war aber problematisch werden.
Die Anzahl der Leute, die ich während meines Wehrdienst getötet habe, geht gegen null. Mal davon abgesehen, daß ich in den letzten 10 Jahren auch eine Entwicklung durchgemacht habe und zu dieser Entwicklung auch das Erlernen des Umgangs mit Schußwaffen beim Bund beitrug.
Zitat
Und was ist mit Notwehr ?
Wenn ich aus Notwehr handel, töte ich nicht vorsätzlich. Mal davon ab, daß es immer noch äußerst fraglich ist, ob es in einer Notwehrhandlung unbedingt notwendig ist, das Gegenüber auch zu töten.

Zitat
Aber auf jedenfall ist genau da der entscheidende Unterschied zwischen unseren Ansichten. : Ich halte vorsätzliches Töten nicht grundsätzlich für moralisch verwerflich.
Dann solltest Du die EU verlassen. Länder mit Todesstrafe werden nicht aufgenommen.

Um es kurz zu sagen: Wenn ich jemanden vorsätzlich töte um ihn zu strafen, um das Geld für den Gefängnisaufenthalt zu sparen, um abzuschrecken, usw. sind das eindeutig niedere Beweggründe und somit Mord.
Ich stelle mich damit eindeutig auf die Stufe derer, die ich verurteile. Wenn ich aber auf der selben Stufe stehe, welche Legitimation habe ich dann, mich über sie zu stellen und sie zu verurteilen?
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Thomas am 16 Oktober 2006, 11:16:21
Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Eisbär"
Und wer entscheidet, welcher Grund wichtig genug ist, damit es in Ordnung ist, Menschen zu töten?

Die Leute, die sonst auch für das festlegen des Strafmaßes bei Vergehen zuständig sind.Geht in Amiland ja auch.
Die USA sind aber eher ein Paradebeispiel, wie es nicht laufen sollte.

Mag sein, das es da nicht optimal läuft, aber auch da gibt es die Todesstrafe.Und die ist nicht durch irgendwelche Diktatoren da hingezaubert worden, sondern stützt sich auf die in westlichen Ländern üblichen Gegebenheit, und ist auch in der Bevölkerung akzeptiert.

Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Oder hälst du vorsätzliches Töten immer für moralisch verwerflich, egal wie die Umstände sind ?
Ja.
Das dürfte gerade für jemanden, der beim Bund war aber problematisch werden.
Die Anzahl der Leute, die ich während meines Wehrdienst getötet habe, geht gegen null. Mal davon abgesehen, daß ich in den letzten 10 Jahren auch eine Entwicklung durchgemacht habe und zu dieser Entwicklung auch das Erlernen des Umgangs mit Schußwaffen beim Bund beitrug.

Es ging darum, das du als Soldat ja dann auch prinzipiell bereit wärst, im Not- bzw. Ernstfall zu töten.Was ist dann ? Oder auch der finale Rettungsschuss bei irgendwelchen Geiselbefreiungen ?

Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Und was ist mit Notwehr ?
Wenn ich aus Notwehr handel, töte ich nicht vorsätzlich. Mal davon ab, daß es immer noch äußerst fraglich ist, ob es in einer Notwehrhandlung unbedingt notwendig ist, das Gegenüber auch zu töten.

Notwehr ist natürlich ein Grenzfall.Aber sicherlich kann es auch Notwehrfälle geben, in denen nur das vorsätzliche töten übrigbleibt oder zumindest sehr wahrscheinlich ist.

Zitat von: "Eisbär"
Zitat
Aber auf jedenfall ist genau da der entscheidende Unterschied zwischen unseren Ansichten. : Ich halte vorsätzliches Töten nicht grundsätzlich für moralisch verwerflich.
Dann solltest Du die EU verlassen. Länder mit Todesstrafe werden nicht aufgenommen.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun ? Ich muß ja nicht zwingend die Todestrafe als Bestrafung im Gesetzbuch stehen haben.Ich hätte nur kein Problem damit.

Zitat von: "Eisbär"
Um es kurz zu sagen: Wenn ich jemanden vorsätzlich töte um ihn zu strafen, um das Geld für den Gefängnisaufenthalt zu sparen, um abzuschrecken, usw. sind das eindeutig niedere Beweggründe und somit Mord.
Ich stelle mich damit eindeutig auf die Stufe derer, die ich verurteile. Wenn ich aber auf der selben Stufe stehe, welche Legitimation habe ich dann, mich über sie zu stellen und sie zu verurteilen?


Das mit "auf eine Stufe stellen" ist deine Sichtweise, nicht meine.Es geht eben nicht nur um den Vorgang des tötens, sondern auch um die Hintergründe.Bringe ich jemanden um, um ihn z.B. zu berauben oder wird jemanden in einem gesetzlich geregelten Strafprozess zum Tode verurteilt, das stellt für mich schon einen gewaltigen Unterschied da.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Eisbär am 16 Oktober 2006, 12:12:57
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Zitat von: "Eisbär"
Und wer entscheidet, welcher Grund wichtig genug ist, damit es in Ordnung ist, Menschen zu töten?
Die Leute, die sonst auch für das festlegen des Strafmaßes bei Vergehen zuständig sind.Geht in Amiland ja auch.
Die USA sind aber eher ein Paradebeispiel, wie es nicht laufen sollte.
Mag sein, das es da nicht optimal läuft, aber auch da gibt es die Todesstrafe.Und die ist nicht durch irgendwelche Diktatoren da hingezaubert worden, sondern stützt sich auf die in westlichen Ländern üblichen Gegebenheit, und ist auch in der Bevölkerung akzeptiert.
Welche westlichen Länder haben denn noch die Todesstrafe? In Europa keines.
Und das eine breite Zustimmung in der Bevölkerung ein Argument wäre, ist mir neu. Demnach wäre die BILD eine gute Zeitung.
Zumal ich die Quoten der Gegner und Befürworter in den USA nicht kenne.


Zitat von: "Thomas"
Es ging darum, das du als Soldat ja dann auch prinzipiell bereit wärst, im Not- bzw. Ernstfall zu töten.
Nicht "wärst", sondern "warst". Das ist 10 Jahre her.
Zitat
Was ist dann ?
In einem echten Ernstfall?
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie weit ich bereit wäre zu gehen, wenn der Muselmann mit Panzern auf D zurollt, um hier die islamischen Gottesstaat auszurufen.
Zitat
Oder auch der finale Rettungsschuss bei irgendwelchen Geiselbefreiungen ?
Das ist auch so eine Geschichte. Wann hast Du schon einen Einzeltäter (bei mehreren kommt das ja nicht in Frage)? Und den kann man sicherlich auch anders außer Gefecht setzen.

Zitat von: "Thomas"
Notwehr ist natürlich ein Grenzfall.Aber sicherlich kann es auch Notwehrfälle geben, in denen nur das vorsätzliche töten übrigbleibt oder zumindest sehr wahrscheinlich ist.
Wieso muß ich in einem Notwehrfall vorsätzlich töten? Ich kann mir zwar durchaus vorstellen, daß im Rahmen der Notwehr das Gegenüber auch ums Leben kommt, aber wenn ich meine Notwehr schon so ansetze, daß er auf JEDEN FALL ums Leben kommt, sehe ich da keine Notwehr im eigentlichen Sinne mehr. Ein Mensch muß nicht gleich tot sein, um Dich nicht mehr angreifen zu können. Bewußtlosigkeit tut es z.B. auch.

Zitat
Was hat das eine mit dem anderen zu tun ? Ich muß ja nicht zwingend die Todestrafe als Bestrafung im Gesetzbuch stehen haben.Ich hätte nur kein Problem damit.
Für mich ist es ein essentieller Bestandteil des Zivilisationsbegriffes, daß Menschenrechte geachtet werden. Und dazu gehört auch das Nichtvorhandensein einer Todesstrafe.

Zitat
Zitat von: "Eisbär"
Ich stelle mich damit eindeutig auf die Stufe derer, die ich verurteile. Wenn ich aber auf der selben Stufe stehe, welche Legitimation habe ich dann, mich über sie zu stellen und sie zu verurteilen?
Das mit "auf eine Stufe stellen" ist deine Sichtweise, nicht meine.Es geht eben nicht nur um den Vorgang des tötens, sondern auch um die Hintergründe.Bringe ich jemanden um, um ihn z.B. zu berauben oder wird jemanden in einem gesetzlich geregelten Strafprozess zum Tode verurteilt, das stellt für mich schon einen gewaltigen Unterschied da.
Jeder, der einen anderen Menschen vorsätzlich tötet, wird das irgendwie vor sich selbst rechtfertigen (müssen).
Er wird einen Grund haben, zu töten.

Wer bist Du, daß Du sagst, Du darfst entscheiden, daß seine Gründe weniger wert sind als Deine?
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: Thomas am 16 Oktober 2006, 13:18:03
Zitat von: "Eisbär"
Und das eine breite Zustimmung in der Bevölkerung ein Argument wäre, ist mir neu.

Es würde zumindest zeigen, das die Todesstrafe nicht so abgehoben und unverstellbar ist, wie es einige gern darstellen.Außerdem halte ich das durchsetzen von gewissen Moral- und Ethikvorstellungen gegen die Mehrheit auch vor dem Hintergrund der Demokratie für Problematisch.

Zitat von: "Eisbär"

Zumal ich die Quoten der Gegner und Befürworter in den USA nicht kenne.
Ich kenne sie auch nicht genau, glaube aber mich zu erinnern, das es sich immer so um 50/50 bewegt.

Zitat von: "EisbäR"
Zitat von: "Thomas"
Es ging darum, das du als Soldat ja dann auch prinzipiell bereit wärst, im Not- bzw. Ernstfall zu töten.
Nicht "wärst", sondern "warst". Das ist 10 Jahre her.
Soll heißen, du würdest heute aus moralischen Gründen nicht mehr zum Bund gehen, weil du da möglicherweise töten müßtest ?

Zitat von: "Eisbär"
Zitat

Oder auch der finale Rettungsschuss bei irgendwelchen Geiselbefreiungen ?
Das ist auch so eine Geschichte. Wann hast Du schon einen Einzeltäter (bei mehreren kommt das ja nicht in Frage)? Und den kann man sicherlich auch anders außer Gefecht setzen.

Es geht hier nicht um Wahrscheinlichkeiten.Das das nicht jeden zweiten Tag ansteht, ist mir auch klar.Es geht um das "was wäre wenn", und zwar wenn das gezielte Töten die einzig akzeptable Maßnahme wäre ?

Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Thomas"
Notwehr ist natürlich ein Grenzfall.Aber sicherlich kann es auch Notwehrfälle geben, in denen nur das vorsätzliche töten übrigbleibt oder zumindest sehr wahrscheinlich ist.
Wieso muß ich in einem Notwehrfall vorsätzlich töten? Ich kann mir zwar durchaus vorstellen, daß im Rahmen der Notwehr das Gegenüber auch ums Leben kommt, aber wenn ich meine Notwehr schon so ansetze, daß er auf JEDEN FALL ums Leben kommt, sehe ich da keine Notwehr im eigentlichen Sinne mehr. Ein Mensch muß nicht gleich tot sein, um Dich nicht mehr angreifen zu können. Bewußtlosigkeit tut es z.B. auch.

Ich sprach nicht davon, es so anzusetzen, das er auf jeden Fall um's Leben kommt.Ich meinte Fälle, in denen es keine andere Möglichkeit gibt oder die Wahrscheinlichkeit des Todes zumindest sehr hoch ist.

Zitat von: "Eisbär"
Zitat
Was hat das eine mit dem anderen zu tun ? Ich muß ja nicht zwingend die Todestrafe als Bestrafung im Gesetzbuch stehen haben.Ich hätte nur kein Problem damit.
Für mich ist es ein essentieller Bestandteil des Zivilisationsbegriffes, daß Menschenrechte geachtet werden. Und dazu gehört auch das Nichtvorhandensein einer Todesstrafe.
Wie gesagt, ich sehe das anders.

Zitat von: "Eisbär"
Jeder, der einen anderen Menschen vorsätzlich tötet, wird das irgendwie vor sich selbst rechtfertigen (müssen).
Er wird einen Grund haben, zu töten.

Ja.Habgier, Spass am töten, etc. zum Beispiel.Nur die "moralische Last" das mit dem Gewissen vereinbaren zu müssen, reicht mir als Strafe nicht aus.Gibt nämlich einige Leute, die mit so einer Tat kein größeres Problem haben.

Zitat von: "Eisbär"
Wer bist Du, daß Du sagst, Du darfst entscheiden, daß seine Gründe weniger wert sind als Deine?
Jemand, der unterscheiden kann.
Titel: Todesstrafe
Beitrag von: schwarze Katze am 16 Oktober 2006, 17:53:20
Als ich den Thread erstallte, war ich definitiv gegen die Todesstrafe.

Aber in letztem Jahr kam es zu gravierenden Änderungen, da ich durch einen Forum Kontakte zu Menschen bekam, die sexuelle Missbrauch erlebt haben, ich habe ihre Leid mitbekommen.

Die leiden lebenslänglich und bei manchen ist es auch Todesurteil auf Raten, da sie sich langsam mit Drogen zugrunde richten, weil sie damit nicht klar kommen,  was ihnen angetan wurde. Ich erlebte einem jungen Mann, der sich nachts dazu zwingt, wach zu bleiben aus Angst von Alpträumen oder sich mit Drogen zumacht, damit er mindestens für paar Stunden es vergessen hat, was ihm angetan wurde..er war damals erst 5 :(

Und ich sage ganz ehrlich, ich wies genau, wa sich tun werde, wenn ich so einen Kinderschänder in die Hände bekomme..da wird mir auch egal sein, ob ich danach für Jahre hinter Gitter lande.

Ich gebe zu, das was ich jetzt gerade schreibe ist stark emotional und zeigt von BILD-Zeitung-Niveau...aber es ist mir ehrlich gesagt Wurscht