Schwarzes Hamburg

Schwarzes Hamburg => Archiv => Schwarze Szene -Archiv- => Thema gestartet von: Macchiavelli am 11 April 2005, 16:36:05

Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Macchiavelli am 11 April 2005, 16:36:05
Innerer Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?


Liebe Schwestern, liebe Brüder.

Ich wende mich mit einem Anliegen an euch, bei dem ich -gerade weil es mir ernst ist- um eure Toleranz bitte. Und, soweit ihr mögt, auch um eure Meinung. Ich möchte wissen, ob meine Assoziationen nur einen Einzelfall darstellen oder ob sie bis zu einem Grad auch Seelenverwandtschaften unter euch finden.

Für mich stehen, heute stärker als früher (vielleicht bedingt durch mein Alter von 38), gothisches Gedankengut und das Bekenntnis zur Körperlichkeit in einem engen Zusammenhang. Ich will hier nicht monokausal argumentieren, und ich weiß wohl, dass Dinge häufig nur mehr als eine Ursache haben. Trotzdem möchte ich mich auf das beschränken, was mir selbst am wichtigsten ist, was mich antreibt, bewegt, nicht zur Ruhe kommen lässt. Gothic ist für mich auch unteilbar mit der Rückkehr zur Körperlichkeit verbunden. Mit der Rückkehr zu einer archaischen, ursprünglichen Form, die frei ist von den gesellschaftlich aufgezwängten Verhaltensweisen, frei von einem kirchlich geprägten Regelwerk, das zu nichts mehr führt als zur Entzweiung der eigenen Persönlichkeit. Und eben frei ist von dem Zwang, seine ursprünglichsten, brennendsten Gefühle wegzuschließen. Für mich ist es das Bekenntnis zum menschlichen Ausgangspunkt, zum Ursprung selbst. Es hat eine Geschichte, und irgendwie ist wie eine Suche nach dem Gral. Körperlichkeit ist es, was mich führt, und wonach es mich dürstet. Weshalb nun die Verbindung zum Gothischen? Dieser Suche ist etwas permanent Trauriges zu eigen, eine fortwährende Melancholie. Denn es brennt, es schmerzt, und es lässt sich nicht lindern angesichts der Ursprünglichkeit der eigenen Triebnatur. Es ist einfach da, wie die Flamme einer Kerze, aber sie verzehrt nur, sie wärmt nicht. Und ich weiß darum, es ist eine Suche, bei dem der Weg Ziel bleiben muss, es niemals mehr reicht als zu einer kurzen Rast am Wegesrand, einem vorübergehenden Innehalten. Es ist ein einsamer Weg. Für mich ist dies (auch) gotisch. Ich wende mich ab von einer Schönheit im Äußeren, die sich nur in ihrer Eitelkeit gefällt, die vergeht, und wende mich hin zu der Körperlichkeit selbst. Sie ist die wahre Schönheit. An ihr kann man sich nähren, auch wenn sie stets nur vorübergehend sättigt. Aber ich will mich selbst spüren, meine Wurzeln jenseits all der gesellschaftlichen Zwänge, jenseits der Rollen. Ich will zurückkehren zum Ausgangspunkt. Will mich selbst reflektieren in dem, was und wie ich wirklich bin, mir ureigen ist. Und hier ist Körperlichkeit ein elementarer Pfeiler. Einer, der die Fantasie trägt. Und der neue Türen öffnet, jenseits dessen, was gesellschaftlich toleriert und negiert wird. Für mich ist es die urzeitliche Geschichte vom Führen und Geführtwerden, vom Geben und Nehmen. Ein Herr, der sich seiner Verantwortung bewusst ist, eine Dienerin, die stolz ist in ihrem Dienen, die keine Erklärungen braucht. Es ist die Bereitschaft, sich neu erfinden zu lassen und sich dabei selbst neu zu finden. Wobei neu natürlich unwahr ist, handelt es sich doch eher um eine Konditionierung jenseits der Oberfläche, um eine Grundveranlagung, ein Talent, das darauf wartet, erweckt zu werden. Wir brauchen nicht darüber zu reden, wie viel gegenseitigen Respekt, wie viel Vertrauen und natürlich auch Bezug zur eigenen Körperlichkeit dies von beiden Seiten erfordert. In erster Linie geht es darum, zu sich selbst und seinen brennenden Bedürfnissen zu stehen, Sexualität nicht als Randerscheinung zu sehen, sondern als Kern, als Zentrum, als Ursprung. Eben als den Gottesdienst, auf den es sich zu konzentrieren heisst, der angenommen werden will mit Haut und Haaren. Und es ist eine Sache, die weder Aufschub duldet noch Maskerade ist. Wie eine Zwiebelschale, die sich immer weiter löst, bis auf das Innerste. Mir ist diese schwarze Erotik ein wichtiges Element. Und sie ist unabhängig davon, zu welcher Tages- und Nachtzeit ich welche Kleidungsstücke trage. Es ist alleine eine Sache zwischen ihr und mir, reduziert auf die Parameter Leidenschaft, Gier und Verlangen. Auf Überordnung und Unterordnung mit dem Wissen größter Toleranz, gerichtet auf eine archaische, intime Form von Gottesdienst. Führen und Geführtwerden zur Befriedigung auf dem Urlevel menschlicher Triebe. Hier greift es für mich ineinander. Archaisch, distanzlos, die Erschaffung einer eigenen, Dritten bis ins Letzte unzugänglichen Welt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, als erfahrener, aber auch sehr einfühlsamer und sensibler Dom von Ende 30, dass mir diese Doktrin jedenfalls den nötigen Freiraum verschaffte, mich frei machte von Kleidungszwängen oder einem stets sichtbaren optischen Bekenntnis zur Szene. Eine Dominanz, die sich weitgehend im Kopf abspielt, dort wo auch die Libido zuhause ist, die umso stärker wirkt, weil sie abstrahiert daherkommt. Gleiches gilt für eine echte Dev, bewundernswert in ihrer Fähigkeit, sich ganz zu der Natur zu bekennen. Zwei konträre Seiten einer Medaille, wie Sonne und Mond, Ebbe und Flut. Es sind zwei Puzzlestücke, die ineinander greifen, erst in der Gemeinsamkeit ein Bild ergeben. Über- und Unterordnung sind nicht künstlicher Rahmen, sondern gelebt bis ins Innerste. Weil dies Natur ist, weil allen Dingen diese Melancholie eigen ist, weil erst aus der Asche eine Auferstehung und die Wiedergeburt möglich ist. Nicht Äußerlichkeit zählt, sondern der gemeinsame Glauben an diese Doktrin. Schönheit unterliegt der Vergänglichkeit, nicht Körperlichkeit in dieser reinen, fundamentalen und aus der Geschichte heraus geborenen Form. Damit die Selbstkasteiung endet, die Zweifel, damit zurückkehrt, was jahrelang vergraben wurde.

Gibt es Seelenverwandtschaft, Sehnsüchte die wie ich das Feuer zu löschen suchen, oder ist es nur eine flüchtige Reise in den Schatten dieser Welt? Mich würde interessieren, ob auch ihr diesen Zusammenhang seht bzw. welche Erfahrungen ihr euer eigen nennt. Gerne auch per PM.

Danke für eure Geduld
Mea sponte, non coactus feci.
Niccolo (38 J.) aus Hamburg
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: toxic_garden am 11 April 2005, 17:14:40
stell diesen Text doch lieber mal hier (http://gothic-singles.de) online. Du wirst dich vor "Körperlichkeits"-Angeboten kaum retten können. Versprochen.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: kb am 11 April 2005, 17:24:19
Ja, irgendwie würd' ich das Thema schon gerne mit dem nötigen Ernst behandeln, aber dafür kommt mir das hier viiiiiiiel zu kontaktanzeigig rüber. Leider. Ne, so nicht.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: colourize am 11 April 2005, 17:30:55
Äh, wieso dieser Euphemismus?
Was ist es sonst, wenn nicht eine mit Eigenwerbung durchtränkte Kontaktanzeige? Da gibt's doch garnix zu diskutieren..

Tja, viel Erfolg jedenfalls.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: kb am 11 April 2005, 17:36:40
Ja, wollte nett sein, sorry... Doms sind doch immer so Sensibelchen, kennt man doch alles.

Passiert nicht wieder ;)
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: SuperTorus am 11 April 2005, 17:52:36
:weglach:  :weglach:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Jinx am 11 April 2005, 17:56:42
*hust*
Es ist zwar richtig, dass wir hier im Schwarzen Hamburg sehr gute Quoten bezüglich Such & Find haben, aber das läuft NICHT über Anzeigen, guter Mann...

Jinx
(de-facto Einzelkind, btw.)
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Lilyanar am 11 April 2005, 18:00:29
Och, nun seid doch nicht so - die Erfolgsquote in einem Forum wie diesem scheint mir nicht allzu gering zu liegen, und das spätestens,  seit Schwarzes Glück nur noch für Erzengel nutzbar ist. 8)

Viel Erfolg, Macchiavelli. :)

Edit: Text Violett gemacht.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Thomas am 11 April 2005, 19:48:12
Zitat
Es ist zwar richtig, dass wir hier im Schwarzen Hamburg sehr gute Quoten bezüglich Such & Find haben, aber das läuft NICHT über Anzeigen, guter Mann...

Wer weiß ? Einen Versuch ist es sicherlich wert.

BTW:

Schwarzes Glück zieht gerade um.Mal schauen, ob danach wirklich alles schöner, neuer und vor allem schneller ist.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Mietze am 11 April 2005, 20:29:04
Habt ihr alles gelesen?

Also hab höchstens ein viertel geschafft... *zugeb*

Aber he, ich schließe mich an: probieren sollte man alles! Vor allem, wenn man sich so viel Mühe gibt...  :wink:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Thomas am 11 April 2005, 20:33:45
Zitat
Vor allem, wenn man sich so viel Mühe gibt...

Eben ! Und ich finde, das sollte auch belohnt werden.Hier gibt's doch so viele einsamen Damen, die nachts ihr Kopfkissen nassheulen weil sie niemanden abbekommen - los Mädels, ran an den Feind  :wink:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Jinx am 11 April 2005, 20:39:59
Zitat von: "Thomas"
Zitat
Vor allem, wenn man sich so viel Mühe gibt...

Eben ! Und ich finde, das sollte auch belohnt werden.Hier gibt's doch so viele einsamen Damen, die nachts ihr Kopfkissen nassheulen weil sie niemanden abbekommen - los Mädels, ran an den Feind  :wink:


Äh, Thomas, also die Kissenvollheuler scheinen - nach den Postings vergangener Threads zu urteilen - hier eher die Männer zu sein, also die falsche Zielgruppe...
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Lilyanar am 11 April 2005, 20:42:30
Zitat von: "sYntiq"
Also ich muss Macchiavelli ja doch mal mein Lob und meine Anerkennung aussprechen.

Ein "Ich will ficken. Meldet euch" in so viele Worte zu verpacken..Wow...Das schafft nichtmal ein Kenaz oder eine Kallisti ;)


:biglaugh: :biglaugh: :biglaugh: *amüsier*[/color]
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Thomas am 11 April 2005, 20:48:57
Zitat
Äh, Thomas, also die Kissenvollheuler scheinen - nach den Postings vergangener Threads zu urteilen - hier eher die Männer zu sein, also die falsche Zielgruppe...

Na dann les' dir mal einige Seiten im "Wie fühlt ihr euch" Tread durch, mir drängt sich da der Eindruck auf, das die Heulsusen Geschlechtsmäßig zumindest gleich stark vertreten sind.
Außerdem geben Männer - entgegen anders lautender Meinungen- ihre  Einsamkeit und die damit für sie einhergehenden Problem meist unumwundener zu als die Damen, die sich auch aus der beschissensten Seelenschmerz Situation noch ein "Eigentlich gehts mir ja gar nicht so schlecht" für sich und andere zusammenbasteln.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: olli am 12 April 2005, 11:10:53
38 \o/
Titel: Re: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Simia am 12 April 2005, 18:04:20
Nee, immer dieser SM-Kram ... :motz:

Im Ernst, Du hast Dir Gedanken gemacht und kannst Dich meiner Meinung nach auch gut ausdrücken. Aber die "Kontaktanzeige" mußt Du Dir gefallen lassen.

Diese Sache mit der Selbst-Verwirklichung ist allgegenwärtig im "Gothic", entweder real praktiziert, oder behauptet und vorgeschoben. Das mag auch in die Welt der Triebe reichen. Da hat jeder seine eigenen Vorstellungen (ist ja auch irgendwo Sinn der Sache).

Aber ich verbinde "Gothic" jetzt nicht unbedingt mit Körperlichkeit. Klar trifft es irgendwo zu, und natürlich ist der Körper der Tempel und daher essentiell. Andererseits schwingt aber ja auch gerade etwas ziemlich Vergeistigtes mit, es gibt eben nicht nur den Körper. Das nimmt sich nichts.

Mittlerweile assoziiere ich diese unsere Sache eher mit Friedlichkeit. Diese ganzen stillen Parolen von wegen Tiefgründigkeit, Auseinandersetzung mit dem Tod, Tabus brechen etc. bla sind sekundär, die reine Praxis zeigt, daß unsereins vor allem friedlich und einigermaßen sozial miteinander umgeht (abgesehen von Intrigen, oder auch verbalen Handgreiflichkeiten in Foren :wink:). Oder wie viele Schlägereien habt ihr z. B. im Kaiserkeller schon erlebt? Und das Schöne, es kommt aus sich selber heraus, man hat es nicht irgendwann zur Szene-Philosophie erhoben. Und es funktioniert ohne Smiley-Pillen.

OK, man kann jetzt dagegenhalten, daß es einfach Desinteresse an den Mitmenschen/Mitschwarzen ist, gothische Coolness oder so. Das stimmt aber IMHO nicht. Man lernt in Hamburg zwar nicht schnell jemanden kennen. Aber meist kommt ein Lächeln doch zurück.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Thomas am 12 April 2005, 18:31:00
Zitat
Mittlerweile assoziiere ich diese unsere Sache eher mit Friedlichkeit. Diese ganzen stillen Parolen von wegen Tiefgründigkeit, Auseinandersetzung mit dem Tod, Tabus brechen etc. bla sind sekundär, die reine Praxis zeigt, daß unsereins vor allem friedlich und einigermaßen sozial miteinander umgeht (abgesehen von Intrigen, oder auch verbalen Handgreiflichkeiten in Foren ). Oder wie viele Schlägereien habt ihr z. B. im Kaiserkeller schon erlebt? Und das Schöne, es kommt aus sich selber heraus, man hat es nicht irgendwann zur Szene-Philosophie erhoben. Und es funktioniert ohne Smiley-Pillen.

Stimmt schon, die Friedlichkeit könnte man als größten gemeinsamen Nenner definieren.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Kallisti am 12 April 2005, 20:52:16
@Macchiavelli


also was heißt denn für dich "zurückkehren zum Ausgangspunkt" - und das dann auch noch im Zusammenhang mit "Gothic"??

Und was soll das Lamentieren über die Vergänglichkeit von Schönheit -> wenn doch die von dir so gepriesene(n) Körper(lichkeit) ebenso vergänglich ist (sind), wenn nicht "vergänglicher" - lol! ??

Ansonsten: SM ist eine "Möglichkeit" oder "Ausprägung" (von vielen/mehreren innerhalb der sogenannten Szene).
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: anyway am 13 April 2005, 06:23:29
Zitat von: "Lilyanar"
Zitat von: "sYntiq"
Also ich muss Macchiavelli ja doch mal mein Lob und meine Anerkennung aussprechen.

Ein "Ich will ficken. Meldet euch" in so viele Worte zu verpacken..Wow...Das schafft nichtmal ein Kenaz oder eine Kallisti ;)


:biglaugh: :biglaugh: :biglaugh: *amüsier*[/color]

 :weglach:  :hihi:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: olli am 13 April 2005, 23:31:06
Zitat von: "Kallisti"
lol!

hey, das hab ich mal verstanden! *freu*
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Macchiavelli am 15 April 2005, 13:55:41
Liebe Schwestern, liebe Brüder.

Ein kleines Zwischenfazit zu unserem Thread: Mir steht nicht zu, die Assoziationen Dritter, die sich mit meinen Worten verbinden, zu beurteilen. Jeder wie er mag. Zudem ist es interessant, unabhängig von der Aussage selbst, das unterschiedliche Verständnis für den Text wahrzunehmen. Subjektive Erfahrungs- und wohl auch Erfahrungshorizonte. Gut, keine neue Erkenntnis. Und gilt in gleicher Weise natürlich auch für mich.  

Ich möchte trotzdem bzw. gerade deswegen aber noch ein paar Erläuterungen zu meinem ursprünglichen Text hinzufügen: Nicht alle Dinge erschließen aich auf den ersten Blick. Und vieles von dem, was einem selbst zentraler Inhalt ist, ungeheuer bedeutsam und elementar erscheint, was die Grundlage zu der Affinität des Gothischen begründet, ist es nur deshalb, weil man um sein eigenes goldenes Kalb tanzt. Wie weit man auch über den Tellerrand schaut, wie sehr man sich seine Neugier und Offenheit auch bewahrt, letztlich bewegt man sich immer wieder nur in und um sich selbst. Es die subjektive Sicht der Dinge, noch nicht einmal annähernd verobjektiviert. In Kenntnis dieses Umstands ging es darum, eben dieses Feld ein wenig zu beleuchten. Unter der Fragestellung: Ist diese Relation zwischen Gothic und Körperlichkeit eine tragfähige, weil durch andere (und wenn es nur eine Mindermeinung ist) geteilte Auffassung?

Ich bin vorsichtig. Man neigt leicht dazu, sich selbst zu wichtig zu nehmen, und ist umso verwunderter, wenn man feststellt, dass es anderen ähnlich bzw. genauso ergeht. Das war die Motivation für diese Fragestellung. Nicht weniger, vor allem aber auch nicht mehr. Ich stelle allerdings fest, dass die Bereitschaft, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, bis auf wenige Ausnahmen engen Grenzen unterworfen ist. Wobei, nichts für ungut. Leben und Leben lassen. Vielleicht waren diese zusätzlichen Einlassungen ja hilfreich, um den Thread erneut in Gang zu bringen.

@ Kallisti und Simia:
Ist Körperlichkeit vergänglicher als Schönheit? Ich denke nicht, im Gegenteil. Körperlichkeit ist frei vom Zwang, vom Maßstab, von der Idealisierung. Das ist es, was sie authentisch, ehrlich macht, nicht korrumpierbar und kommerzialisierbar. Sie bleibt auf dem Boden der Tatsachen, sie kommt schnörkellos daher. Schönheit dagegen hat ein Verfallsdatum. In den Träumen, in der Wahrnehmung. Zudem ist sie subjektiven Normen unterworfen, die Gothic-Szene(n) ist/sind nicht frei davon. Nur meine Meinung. Reduktion auf Körperlichkeit bedeutet deshalb für mich auch immer ein Stück weit Freiheit vom dem Teil meines Ich, das mich zu manipulieren sucht. Nur im körperlichen Teil bin ich nicht verwundbar.

Gruß
Macchiavelli
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Kallisti am 15 April 2005, 19:40:44
@Macchiavelli


Zitat
Nur im körperlichen Teil bin ich nicht verwundbar.


Das verstehe ich nicht. Wie meinst du das?
Also: dein Körper kann verwundet werden und Schmerz fühlen, aber natürlich eben körperlichen Schmerz, nicht "seelischen", das is ja aber klar. Und dennoch ist nach meiner Auffassung die sogenannte "Seele" eben doch ein Teil des Körpers (von Menschen und Tieren), da all unsere "psychischen" und "geistigen" Prozesse im Gehirn (in Wechselwirkung mit dem "restlichen" Körper) ablaufen, welches aber wiederum ein Teil des (ganzen) Körpers ist.


Naja, das mit der Schönheit ist wieder Auffassungssache - wenn z.B. eine "schöne" Landschaft oder ein "schöner" Mensch oder sonst was (das jemand schön findet/fand) in einem Gemälde oder Foto festgehalten wurde - oder auch Musik oder Literatur...- dann hat diese Schönheit gewissermaßen auch dann noch Bestand, wenn der eigentliche Träger jener Schönheit bereits vergangen ist.
Dieser Träger kann eben auch ein menschlicher Körper sein (der als schön empfunden und vielleicht deshalb festgehalten wurde - in einem Bild...), aber eben auch etwas anderes - und die Körperlichkeit selbst vergeht in jedem Falle (wenn halt der Körper "vergeht", klar)!
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Purotin am 15 April 2005, 20:24:17
Zitat von: "Thomas"

Stimmt schon, die Friedlichkeit könnte man als größten gemeinsamen Nenner definieren.


Das gibts auch auf der Loveparade.  8)

Eine Gothic-Szene ist auf keinen bestimmten Nenner zu bringen, dort hat man vom Trendkiddie bis zum Esoteriker, vom Paraphilen bis zum Kuschelbärchen alles dabei - also das, was es unter Otto-Normalverbrauchern eben auch gibt. Ich seh in Gothic keine Besonderheit, das ist 'ne Szene wie jede andere, schlaue Köpfe sind dort genauso rar wie in einer HipHop-Kultur. Leute wie Macchiavelli hätten mit Sicherheit auch dieselben Eigenarten, wären sie keine Goths.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Thomas am 15 April 2005, 20:36:43
Zitat
Das gibts auch auf der Loveparade.  

Na dann frag mal bei der Berliner Polizei nach, wie viel die auf besagter Veranstaltung zu tun haben  8)
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Eisbär am 15 April 2005, 21:53:12
Zitat von: "Thomas"
Zitat
Das gibts auch auf der Loveparade.  

Na dann frag mal bei der Berliner Polizei nach, wie viel die auf besagter Veranstaltung zu tun haben  8)
Nicht mehr viel, geht ja keiner mehr hin.  :lol:



Außerdem stehen da Gewaltdelikte erst an Stelle 2 nach Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Und das Ordnungsamt verhängt zig Strafen wegen öffentlichen Urinierens oder so. Auch etwas, das in unserer Szene sicherlich eher selten vorkommt...
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: colourize am 15 April 2005, 22:42:01
Zitat von: "Purotin"
Eine Gothic-Szene ist auf keinen bestimmten Nenner zu bringen, dort hat man vom Trendkiddie bis zum Esoteriker, vom Paraphilen bis zum Kuschelbärchen alles dabei - also das, was es unter Otto-Normalverbrauchern eben auch gibt. (...)

Ha! Sehr schön, eines meiner Lieblingsthemen.

Ich glaube auch, dass alle möglichen Charaktäre, die in der Gesamtgesellschaft existieren, auch in der Gothicszene wiederzufinden sind.
Ich glaube aber nicht, dass diese Szene alle gesellschaftlichen Gruppen anteilsmäßig richtig repräsentiert. Die Yamba-Klingeltonsammler sind nunmal glücklicher Weise hier in der Minderheit. In der Gruppe der U-Bahn-Nutzer bedauerlicher Weise nicht.

Zum Thema "Unterschiede zu anderen Szenen" empfehle ich das Projekt http://www.jugendszenen.com/ das sich aus wissenschaftlicher Sicht mit verschiedenen (Jugend-)Subkulturen beschäftigt.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Purotin am 15 April 2005, 23:22:05
Zitat von: "Thomas"
Zitat
Das gibts auch auf der Loveparade.  

Na dann frag mal bei der Berliner Polizei nach, wie viel die auf besagter Veranstaltung zu tun haben  8)


Nun bin ich aber enttäuscht, ich hielt das immer für 'ne nette Veranstaltung mit Tanzen, Knutschen und Titten wackeln. Sicher suchen die Polypen nur einen Grund, da mitmischen zu können, da werden eben Gerüchte um Gewaltdelikte in die Welt hinausgeblasen. ALLES LÜGE! Mein Weltbild bricht zusammen... :x
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Purotin am 15 April 2005, 23:30:06
Zitat von: "colourize"
Zum Thema "Unterschiede zu anderen Szenen" empfehle ich das Projekt http://www.jugendszenen.com/ das sich aus wissenschaftlicher Sicht mit verschiedenen (Jugend-)Subkulturen beschäftigt.


Ich hoffe, das war 'n Joke?
Auch wenn man mich für 'nen Klugscheisser halten möge:


In jedem Fall verstehen sich Gothics als Elite - eine Elite, die der oberflächlichen Welt den Rücken kehrt  

:lol:


Der Begriff 'Gothic' fand erstmalig Ende der 70er Jahre Erwähnung.

Falsch, bereits anno 1967 wurde die Musik von The Doors (http://my.dreamwiz.com/openthedoors/article/article2.htm) als "Gothic Rock" betitelt, David Bowie bezeichnete einen seiner Songs in den frühen 70ern als "gothic".


die sich unter Musikjournalisten in den frühen 80er Jahren zur Beschreibung eines neuen, ruhigeren und melancholischeren Musikstils weitgehend durchsetzte.

Für mich waren Bauhaus und Co. noch halbes Punk-Geschraddel und 'ne Brise Glam Rock.


Was zunächst als 'New Wave' und später als 'Gothic' bezeichnet wurde

Da hat einer geschlafen, aber mächtig.


Eine Überschneidung mit der Punk-Szene wurde damals insbesondere daran deutlich, daß Gothic-Bands in Deutschland als Dark-Punk-Bands bezeichnet wurden

Sicher 'ne regionale Betitelung aus der Walachei...


Der stilistischen Abspaltung folgte zum Ende der 80er Jahre jedoch eine Grenzziehung, die auf unterschiedlichen Denkweisen basierte. Gothics wollten sich nicht (mehr) mit Punks und ihrer 'Straßenkultur' identifiziert wissen.

Gothic galt als logische Weiterentwicklung, nachdem der Punk in England abkackte. Dass die sich zu fein für Punks waren, liegt am Einfluss der New Romantic-Szene.


Insbesondere in den 90er Jahren bildeten sich neue musikalische Substile heraus, die sich durch die Verwendung klassischer, sakraler oder auch elektronischer Klänge und Stilmittel von den bisherigen Strömungen - Dark-Punk, Wave und Gothic-Rock - unterschieden. Nicht zuletzt durch diese Entwicklung läßt sich die Herausbildung einer der wichtigsten Richtungen innerhalb der Schwarzen Szene, der 'Electronic Body Music' (EBM), erklären.

EBM stammt vom Industrial ab und das bereits in den frühen 80ern - nüscht mit Gothic...

Dazu empfehle ich die Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Electronic_Body_Music)


Nehmts mir nicht übel, aber von halbherziger Recherche halte ich nicht viel. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man derartiges nicht Online stellen.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Wolfmann am 16 April 2005, 05:03:59
Je nach Quelle ergeben sich für die Definition und detaillierte Beleuchtung solch unkonkreter Strukturen wie (Sub-)Kulturen immer Abweichungen. Von daher kann man eh nicht auf jedem Wort als einzige Wahrheit herumreiten, auch nicht bei der Wikipedia!

Zitat von: "Purotin"

Insbesondere in den 90er Jahren bildeten sich neue musikalische Substile heraus, die sich durch die Verwendung klassischer, sakraler oder auch elektronischer Klänge und Stilmittel von den bisherigen Strömungen - Dark-Punk, Wave und Gothic-Rock - unterschieden. Nicht zuletzt durch diese Entwicklung läßt sich die Herausbildung einer der wichtigsten Richtungen innerhalb der Schwarzen Szene, der 'Electronic Body Music' (EBM), erklären.

EBM stammt vom Industrial ab und das bereits in den frühen 80ern - nüscht mit Gothic...

Dazu empfehle ich die Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Electronic_Body_Music)


Ich kann da jetzt keinen direkten Widerspruch entdecken. Ich denke mal, es ist genau wie mit dem Mittelalter: Für einen hört es 1492 mit der Entdeckung der "Neuen Welt" auf, andere sehen das Ende eher bei 1500 oder Mitte des 16. Jahrhunderts.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Purotin am 16 April 2005, 10:28:31
Hier gehts nicht um Jahreszahlen, sondern um die Herkunft. Wenn die Aborigenes aus Australien stammen, kann auch keiner kommen und behaupten, das wären Ureinwohner aus Irland.

Für mich sieht das dort nicht nach mühevoller Arbeit aus. Wer sich wirklich Mühe gibt, liegt eben näher an der Wahrheit - vielleicht sollte man ganz einfach mehrere Quellen vergleichen, statt sich auf eine zu beschränken, was dort anscheinend der Fall war.

Wir schießen übrigens total am Hauptthema vorbei. Ein neuer Thread wäre eventuell interessant, aber ob dann dort mehr als drei Postings stehen werden, mag ich bezweifeln.   :!: :?:
Titel: Re: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: TheAlchemist am 18 April 2005, 22:52:42
Zitat von: "Macchiavelli"

Trotzdem möchte ich mich auf das beschränken, was mir selbst am wichtigsten ist, was mich antreibt, bewegt, nicht zur Ruhe kommen lässt. Gothic ist für mich auch unteilbar mit der Rückkehr zur Körperlichkeit verbunden. Mit der Rückkehr zu einer archaischen, ursprünglichen Form, die frei ist von den gesellschaftlich aufgezwängten Verhaltensweisen, frei von einem kirchlich geprägten Regelwerk, das zu nichts mehr führt als zur Entzweiung der eigenen Persönlichkeit. Und eben frei ist von dem Zwang, seine ursprünglichsten, brennendsten Gefühle wegzuschließen.


[...]

Zitat

Dieser Suche ist etwas permanent Trauriges zu eigen, eine fortwährende Melancholie.


laß das traurige weg.

dann hast du pure fuckin' ROCK N' ROLL!!!
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Thomas am 19 April 2005, 08:23:48
Zitat
Je nach Quelle ergeben sich für die Definition und detaillierte Beleuchtung solch unkonkreter Strukturen wie (Sub-)Kulturen immer Abweichungen. Von daher kann man eh nicht auf jedem Wort als einzige Wahrheit herumreiten, auch nicht bei der Wikipedia!

Genau so siehts aus.Frag' fünf Leute nach der Entstehungsgeschichte der Szene, und du bekommst fünf (zumindest leicht) unterschiedliche Variationen.Natürlich sind alle fünf absolute Experten und die anderen vier haben keine Ahnung. :wink:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Purotin am 19 April 2005, 11:20:24
Also das ist schon 'ne recht große Abweichung, wie ich meine. Dass die Jahreszahlen nicht unbedingt übereinstimmen, find ich so furchtbar nicht (waren ja nur 10 Jahre  :P ). Aber dass dann ein Stil aus einer ganz anderen Richtung heraus entstanden sein soll, beweist lediglich eine oberflächliche Beschäftigung mit dem Thema.
Auch les ich da eine gewisse Unsicherheit heraus - sowas gehört meiner Meinung nach nicht in ein "Guide" für Jugendszenen (wobei selbst das Wort "Jugendszene" schon mal nicht hinhaut). :shock:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Kenaz am 19 April 2005, 12:23:10
Zitat von: "Purotin"
Aber dass dann ein Stil aus einer ganz anderen Richtung heraus entstanden sein soll, beweist lediglich eine oberflächliche Beschäftigung mit dem Thema.

- Wo der Mann mit der großen Sonnebrille recht hat, da hat er recht: EBM ist der kleine Bruder des Industrial und der wiederum hat genuin rein gar nix mit dem zu tun, was man allgemein so als "Gothic" bezeichnet, sondern liegt auf einer genealogischen Linie mit avantgardistischen Kunstformen wie dem Bruitismus, der Musique Concréte und dem Wiener Aktionismus. Expressis verbis geht er auf das von Throbbing Gristle gegründete "Industrial"-Label ("industrial music for industrial people") zurück; und insofern TG die konsequente Fortsetzung des COUM TRANSMISSION-Projektes war, welchselbiges Meister P.-Orridge bereits Anfang der 70er-Jahre startete, dürfte klar sein, daß es völliger Blödsinn ist, Industrial und EBM genuin unter "Gothic" zu subsumieren. Das sind zwei völlig unterschiedliche Schuhe. - Daß beides später von der sog. "Gothic-Szene" quasi assimiliert wurde, ändert daran rein gar nüscht.

Hugh, der Experte hat gesprochen. :biglaugh:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Purotin am 22 April 2005, 14:58:39
Brav, mei Jungle, so ist's recht. Und da deine Äußerungen nicht gerade bäuerlich klingen, darfst du dich gern am Industrial (http://de.wikipedia.org/wiki/Industrial)-Artikel vergreifen, der sieht vom optischen her nämlich gar nicht toll aus und der Inhalt kann durchaus verbessert werden...  :twisted:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Simia am 23 April 2005, 15:42:01
Zitat von: "Kenaz"
Daß beides später von der sog. "Gothic-Szene" quasi assimiliert wurde, ändert daran rein gar nüscht.


Wahrscheinlich mußte die das tun, sonst wäre sie steckengeblieben. Überhaupt die ganze Öffnung ... Mittlerweile gibt's ja fast mit jeder Musik Berührungspunkte, selbst Trance und Schlager.

Jetzt gibt's kaum noch Vogelnester und diese elitäre Abschottung, aber das wäre auch ohne eine Öffnung passiert. Und ich glaube, man muß mit diesem heterogenen Brei leben, ob man will oder nicht. Und Vielfalt ist ja nicht unbedingt das Schlechteste.

Ui, jetzt samma aber OT.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Purotin am 24 April 2005, 02:29:57
Muss man nicht. Ich bin kein großer Freund der Schwarzen Szene, interessiere mich vorrangig aber für Musik, bevor sie in irgend welche Nischen gepresst wird. Soll heißen, ich kann auch Sisters Of Mercy oder Fields hören, ohne mich als Gothic fühlen zu müssen. Diese Bands haben sich eh nie dazugerechnet.

Sobald ein fester Stil entsteht, wirds schnell langweilig. So isses mit EBM gewesen, so wars auch später mit dem Elektro (macht heute doch nur noch BummBumm, was anderes kennen die scheinbar nicht mehr).

Und was heutzutage unter "Industrial" firmiert, ist doch nur zum wegrennen. Power Electronics OK, zieh ich mir gerne rein, aber dieses neumodische Gehüppe à la Xotox und Kollegen...  :roll:

Ohne mich... 8)


BTW: vergreift sich die Scwarze Szene immer an uninteressanten Stilen. So bevorzugt man z.B. lieber billiges Eurodance-Gematsche, auch Future Pop genannt, oder solche Gruftschnullermucke à la Blutengel oder Trümmerwelten, statt sich mal in Richtung Nu Electro oder Electroclash zu bewegen. Auch der IDM-Bereich hat viel zu bieten... aber nein... wie könnte man nur...
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: toxic_garden am 24 April 2005, 03:36:58
Zitat von: "Purotin"
Sobald ein fester Stil entsteht, wirds schnell langweilig. So isses mit EBM gewesen, so wars auch später mit dem Elektro (macht heute doch nur noch BummBumm, was anderes kennen die scheinbar nicht mehr).

Und was heutzutage unter "Industrial" firmiert, ist doch nur zum wegrennen. Power Electronics OK, zieh ich mir gerne rein, aber dieses neumodische Gehüppe à la Xotox und Kollegen...

Ohne mich...

BTW: vergreift sich die Scwarze Szene immer an uninteressanten Stilen. So bevorzugt man z.B. lieber billiges Eurodance-Gematsche, auch Future Pop genannt, oder solche Gruftschnullermucke à la Blutengel oder Trümmerwelten, statt sich mal in Richtung Nu Electro oder Electroclash zu bewegen. Auch der IDM-Bereich hat viel zu bieten... aber nein... wie könnte man nur...

*Tafel rauskram*
*Kreide such*
*kritzel*


so, jetzt üben wir das nochmal zusammen. Das hier:
Zitat
ich mag den Musikstil "Futurepop" nicht und kann mich mit dieser Musikrichtung überhaupt nichts anfangen.


ist nicht das selbe wie das hier:
Zitat
Der Musikstil "Futurepop" ist völlige scheisse und gehört mit sofortiger Wirkung abgeschafft. Den Schrott hören doch bestensfalls noch pubertierende Gruftgören.


Ersteres impliziert: Sie können mit besagter Stilrichtung nichts anfangen und meiden Partys bzw. Bands, die bevorzugt diese Richtung bedienen. Allerdings wissen Sie, das ein gewisser Personenkreis existiert, der durchaus Gefallen und Zugang zu besagter Musikrichtung findet. Sie erkennen, das Ihre Meinung subjektiv ist.

Zweiteres impliziert: Ihr Horizont reicht von hier bis Vorgarten und Sie posaunen ihre völlig irrelevante (um das Wort "irrelevant" in diesem Kontext zu begründen schauen Sie bitte nochmals auf die erste Aussage an der Tafel) Meinung hier durch den Raum ohne auch nur im Geringsten drüber nachzudenken, das nicht jeder den doch recht eigenwilligen Geschmack teilt. Dieses Verhalten würde auf einen sehr kleingeistigen Charakter schliessen lassen, der sich mit großer Freude Scheuklappen anlegen lässt um danach zu behaupten das alles, was er nicht sieht es sowieso nicht wert wäre, gesehen zu werden.

Zudem drängt sich bei zweiterer Aussage der Verdacht auf, das die eigene Meinung gerne überbewertet wird und man sich selbst gerne mit seiner Meinung als extrem wichtigen Faktor einer Diskussion wahrnimmt. Leider ist es bei solchen Leuten doch eher häufiger der Fall, das diese Meinung von vielen Mitdiskutierenden in ihrer vollen Größe nicht erkannt wird. Im Volksmund wird sie deshalb auch gerne "Bullshit" oder "Selbstherrlichkeit" genannt. Das eigene Verhalten wird in einem solchen Fall meistens als objektiv wahrgenommen. Leider ist es das nicht. Man nennt diese Form des Argumentierens daher manchmal auch "egozentrisch".


Nehmen Sie nun bitte den Zeigestock und deuten Sie an der Tafel auf die Aussage, die der Intention Ihres Postings am nahesten kommt.
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Purotin am 24 April 2005, 13:52:27
Zitat
Ihr Horizont reicht von hier bis Vorgarten.

Das dürfte wohl eher auf die 4/4 Beat Konsumenten zutreffen, denk mal drüber nach...


Zitat
Der Musikstil "Futurepop" ist völlige scheisse und gehört mit sofortiger Wirkung abgeschafft. Den Schrott hören doch bestensfalls noch pubertierende Gruftgören.

Interessantes Zitat. Gefällt mir.

Weißt du, ich kann mich an eine Zeit zurückerinnern, wo man die gesamte Rave Nation zum Teufel jagen wollte, Scooter *würg*, Marusha *ihhh*, Westbam *ahhhh*... dieselben Leute brüllen das heute noch, konsumieren aber in Massen Future Pop. Manche erkennen soetwas eben und manche betreiben lieber Selbstverarsche.
Wenn ich einen Stil nicht wirklich mag, weil er tatsächlich an jeder Ecke boomt und in den Clubs rauf und runterrasselt, dann kann es vorkommen, dass ich ihn für Scheisse erklär. Ist sicherlich ein Fehler und gerade zu intolerant (na sowas). Aber mal ehrlich, ich habe keine Lust mich für alles zu rechtfertigen. Wenn ich etwas hasse, dann tue ich das. Du kannst das auch gerne als Angenervtheit betrachten. *Schwamm an die Tafel klatsch*  :shock:
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: toxic_garden am 25 April 2005, 00:35:20
Zitat von: "Purotin"
Weißt du, ich kann mich an eine Zeit zurückerinnern, wo man die gesamte Rave Nation zum Teufel jagen wollte, Scooter *würg*, Marusha *ihhh*, Westbam *ahhhh*... dieselben Leute brüllen das heute noch, konsumieren aber in Massen Future Pop. Manche erkennen soetwas eben und manche betreiben lieber Selbstverarsche.

manche erkennen auch, das sich Futurepop und Rave nicht nur in der Bezeichnung unterscheiden.

Zitat
Wenn ich einen Stil nicht wirklich mag, weil er tatsächlich an jeder Ecke boomt und in den Clubs rauf und runterrasselt, dann kann es vorkommen, dass ich ihn für Scheisse erklär. Ist sicherlich ein Fehler und gerade zu intolerant (na sowas). Aber mal ehrlich, ich habe keine Lust mich für alles zu rechtfertigen. Wenn ich etwas hasse, dann tue ich das. Du kannst das auch gerne als Angenervtheit betrachten.

Es steht dir frei zu hassen, was immer du möchtest. Aber sei doch bitte so nett und belasse es bei "Ich hasse es" und nicht "jeder der vernünftig denkt sollte das tun"

Zitat
*Schwamm an die Tafel klatsch*  :shock:

das gibt nen Eintrag ins Klassenbuch!
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Thomas am 25 April 2005, 08:33:50
Zitat
manche erkennen auch, das sich Futurepop und Rave nicht nur in der Bezeichnung unterscheiden.

Jo, nur leider scheinen die Unterschiede zwischen beiden immer mehr zu verschwimmen  :?
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Eisbär am 25 April 2005, 11:38:48
Zitat von: "Thomas"
Zitat
manche erkennen auch, das sich Futurepop und Rave nicht nur in der Bezeichnung unterscheiden.

Jo, nur leider scheinen die Unterschiede zwischen beiden immer mehr zu verschwimmen  :?
Hm... ich weiß nicht, ich finde nicht, daß VNV Nation sich immer weiter Scooter annähert.

Ich finde eher die Ähnlichkeit zu DJ Bobo (gerade im Verhalten auf der Bühne) gravierend...
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: toxic_garden am 25 April 2005, 11:41:50
Zitat von: "Thomas"
Zitat
manche erkennen auch, das sich Futurepop und Rave nicht nur in der Bezeichnung unterscheiden.

Jo, nur leider scheinen die Unterschiede zwischen beiden immer mehr zu verschwimmen  :?

das stimmt allerdings. Was ich sehr schade finde.  :?

n.p.: Nobdrun - Requiem for Uzuzuz
Titel: Zusammenhang zwischen Gothic und Körperlichkeit?
Beitrag von: Simia am 25 April 2005, 14:59:28
Lassen wir doch mal Auswärtige sprechen: Ich war Samstag mit einem Kommilitonen im Kir (dessen Szene-Erfahrung sich auf den Retro-Besuch das Wochenende davor beläuft). Er ist technoid geprägt und hatte mehr als einen Aha-Effekt. "Das klingt ja wie das, dieses wie jenes ..."

Jetzt ist das ja gar nicht schlimm. Steckt ja teilweise nette Musik drin. Aber warum kann das Electro-Klientel es nicht einfach zugeben, anstatt immer herumzutönen, daß diese Musik mit Techno nichts zu tun hat? Daß das Publikum dem einer regulären Deppentechno-Party entspricht, ist damit ja nicht gesagt.