Schwarzes Hamburg
Schwarzes Hamburg => Gedankenaustausch => Thema gestartet von: PlayingTheAngel am 04 Februar 2014, 15:30:27
-
Nach dem inzwischen durch zahlreiche Snowden-Dokumente (von denen wir nur einen Bruchteil kennen) belegt ist, dass die amerikanische National Security Agency seit Jahren die Vollüberwachung des Internets perfektioniert hat, würde mich interessieren welche Auswirkung das für euch persönlich hat.
Fakt ist, dass alle Arten der elektronischen Kommunikation, also jede SMS, eMail, jeder Webseiten Aufruf usw. als Datensatz in die riesige Datenbank der NSA fleißt. Fakt ist auch, das dies nachweislich auch auf deutschem Boden passiert, was die Vermutung sehr nahe legt, dass der BND mit den Amerikanern zusammenarbeitet und UNSERE Daten mit voller Absicht weiterleitet oder es zumindest ermöglicht.
Nun habe ich mich seit Bekanntwerden von PRISM sehr ausführlich mit der technischen Seite befasst und jedes Detail gierig aufgesogen, daher ist das Thema für mich sehr präsent. Andererseits habe ich den Eindruck dass es in meiner direkten Umgebung fast Niemanden kümmert, bzw. einfach hingenommen wird. Viele Leute scheinen auch nur ein sehr unscharfes Bild davon zu haben in welchem Umfang das ganze läuft.
Ich habe jedenfalls mittlerweile keine Lust mehr, irgendwelches elektronische Bastelzeug oder Fotos vom Haus in Facebook hochzuladen. Das ist eigentlich schade, ich würde gerne viel mehr Renovierfotos "teilen", habe aber inzwischen das blöde Gefühl, damit der NSA auf dem Silbertablett alle nötigen Infos zu meinem Zuhause zu liefern, falls sie mal einmarschieren wollen. Das ist natürlich unrealistisch, trotzdem werde ich das Blöde Gefühl jetzt nicht mehr los und überlege bei jedem Upload/Mailversand sehr genau was ich da verschicke. Geht es euch auch so?
Außerdem fühle ich mich von den ganzen großen Firmen verraten, egal ob Facebook, Google, Dropbox, Cisco usw.
Ist das Thema für euch auch präsent?
In der Fachpresse wird oft zum Verschlüsseln von eMails geraten. Um das einzurichten muss man sich aber eine Stunde Zeit nehmen, verstehen was man da einrichtet und dann die nötigen Programme installieren. Ich habe das vor ca. 2 Monaten eingerichtet und sende seitdem bei jeder Mail im Anhang meinen "public Key" mit.
Resultat: Anzahl der Empfangenen, mit diesem Key verschlüsselte Mails seit 2 Monaten: 0
Das verstehe ich nun wirklich nicht. Ist das Thema so unwichtig dass es den Aufwand, sich mal eine Stunde hinzusetzen und Enigmail zu installieren nicht Wert ist? Wie seht ihr das?
-
Ja, das ist für mich präsent, ich habe nahezu täglich die Haare zu Berge stehen, wenn ich dran denke, was da vorgeht und/oder wenn mal wieder was "Neues" in den Nachrichten ist.
Aber.
Gespeichert wird der Kram eh, egal, ob verschlüsselt oder nicht. Und wenn der Inhalt meiner Mails eines Tages für die NSA interessant werden sollte, dann habe ich so den Verdacht, daß die gängigen Gratis-Verschlüsselungs-Programme für die kein ernsthaftes Hindernis darstellen (ich weiss ja nichtmal, ob die Entwickler dieser Programme nicht irgendwelche Hintertürchen für den Geheimdienst ihrer Wahl gelassen haben)(nein, ich habe mich mit der technischen Seite nicht weiter beschäftigt).
Anders gesagt, ich leide grade unter freiflottierender Resignation, da ich nicht den Eindruck habe, etwas wirklich Sinnvolles tun zu können.
Außer dem, was ich bisher schon so gemacht habe - nicht unnötig mit meinen Daten rumwerfen, versuchen, mein Gesicht aus dem Internetz rauszuhalten, keine Konten bei Google & Co anlegen, mal ne andere Suchmaschine benutzen, Smartphone verweigern und das Fon auch nicht immer und überall angeschaltet mit hinnehmen.
Mehr fällt mir dann aber auch nicht ein.
(Wenn Ihr mich eines Tages stark angetuscht rumlaufen seht, hat mich die Überwachungskameragesichtserkennungsparanoia eingeholt ^^)
-
Ich fühle mich in der Sache auch schlicht und ergreifend hilflos und überfordert. Ich glaube, ich komme im Internet ganz gut zurecht und bin auch mit Computern aufgewachsen, aber ich denke nicht, dass ich auch nur ansatzweise das nötige Wissen habe, irgendetwas gegen diese unfassbar große Schnüffelei tun zu können, außer auf sämtliche Kommunikationsgeräte zu verzichten. :-\
Selbst wenn man Mails vor dem Versenden verschlüsselt, hilft das nicht sonderlich viel, da die NSA sogar Entwürfe lesen und speichern kann. Also Mails, die nicht einmal abgeschickt worden sind.
-
Zum letzten Punkt den Julya schreibt: Wenn du deine Emails versxhlüsselst, diese Mails aber jemanden interessieren, wird halt vor der Verschlüsselung angesetzt.
Davon ab: Wie sicher ist eine Emailverschlüsselung wenn das Betriebssystem dadrunter von Apple oder Microsoft kommen. 2 US-Unternehmen...
-
Nursie, eigentlich ist deine Herangehensweise an die digitale Welt sehr gut. Letztendlich bleibt uns wahrscheinlich nichts anderes übrig als äußerst sparsam mit unseren Daten umzugehen und so wenig Informationen wie möglich in fremde Hände zu geben. Schade nur wenn man sich schon an die Annehmlichkeiten der schönen digitalen Welt gewöhnt hat. Ich könnte mir z.B. nicht mehr vorstellen ohne Smartphone zu leben. Als technikbegeisterter Mensch war das Smartphone ganz genau das Ding das ich als Jugendlicher in den kühnsten Träumen herbeigesehnt habe. Ein tragbarer Minicomputer der Mails empfängt, Zugang zum Wissen der Menschheit bietet, das Lied erkennt, das gerade im Radio läuft und hochauflösende Fotos, Videos und Zeitraffer aufnehmen kann. Dass dieser freundliche Helfer jetzt zur fiesen Wanze missbraucht wird, die permanent meine Standortdaten an Irgendwen schickt ist eine echt Katastrophe.
Zum Mails verschlüsseln: Da habt ihr schon Recht, wenn "die" wissen wollen was ich kommuniziere können sie das auch herausfinden. Aber alleine wenn es dem Laden Kosten verursachen würde an vielen verschlüsselten Mails herumzuknabbern würde es mich schon etwas erleichtern.
Mal gesamtgesellschaftlich gesehen, meint ihr dass der jetzige Zustand (also dass jeder weiß dass wir vollüberwacht werden, die Politik aber nur herumdruckst als wäre alles normal) so bleiben wird? Ich finde gerade diesen Schwebezustand unerträglich. Schließlich werden Millionenfach Persönlichkeitsrechte gebrochen und unsere saubere Regierung schaut zu und dreht den Kopf weg.
-
Mich frustriert das Ganze so ungemein. Entweder man verzichtet auf digitale Kommunikation oder man nimmt in Kauf, dass es die NSA abspeichert.
Besonders frustrierend ist es, dass die, deren Aufgabe es wäre, dieses Verhalten der NSA zu unterbinden; sprich: unsere gewählten Vertreter; nichts, aber auch rein gar nichts unternehmen. Man hätte längst ein halbes dutzend Abkommen mit den USA kündigen und die Botschaftsvertretungen ausweisen sollen.
Und das allerschlimmste daran ist für mich die Tatsache, dass diese Maßnahmen, die ja eigentlich Terrorismus verhindern sollen, dazu führen, dass es mehr Terrorismus geben wird. Wenn schon ich, der Gewalt als Lösung für Probleme wirklich nur als allerletzten Ausweg sieht, schon überlegt, wie man die Abhöreinrichtungen der NSA in Deutschland und innerhalb der US-Botschaft lahmlegen könnte, nur auf hochentwickelte Computerviren oder auf Sprengstoff kommt, zeigt das in meinen Augen ziemlich eindeutig, wie unsinnig diese Maßnahmen sind.
-
@Eisbär: wäre wahrscheinlich sogar in Ordnung. http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-01/notwehr-nsa-spionage-us-botschaft
Wie beeinflusst mich das.. ich mag Skype, Facebook-Chat u.a. nicht mehr benutzen, verliere dadurch Kontakt zu Leuten, die zu bequem sind, anderes zu verwenden (nun könnte man sagen, die seien dann wohl nicht so tolle Freunde, aber es tut trotzdem weh).
Ich bekomme Bauchweh, wenn mir jemand auf einer amerikanischen Website Nachrichten schreibt, die die Person und evtl. mich blöd aussehen lassen könnten (auf dem Niveau von "wenn es nach mir ginge, hätte Obama/Merkel/Präsident von Land X ja schon längst jemand an die Wand gestellt").
Ich gerate in Streit mit meinen Kommilitonen, beziehungsweise der "ich habe nichts zu verbergen" - Fraktion, indem ich versuche, die Jahrgangsdiskussionsgruppe von Facebook auf unabhängige Plattformen umzusiedeln, hier könnte durchaus eine Spaltung eines ansonsten sehr harmonischen Jahrgangs entstehen (Teile und herrsche? Ziel erreicht!).
Ich fange an, mein Handy zeitweise zuhause liegen zu lassen, weil ich mich beobachtet fühle.
Nicht direkt aufgrund der NSA, aber die restliche Überwachung tut auch ihre Wirkung: Kameras (Überwachungs- und sonstige) machen mich nervös. Wenn jemand anfängt, in meine Richtung zu filmen oder zu fotografieren, habe ich neuerdings das (paranoide?) Bedürfnis, mich zu verstecken. Mittlerweile ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich mich in Räumen genau umschaue und mich wundere, wenn irgendwo keine Kameras sind.
Auch wenn die konkreten Auswirkungen auf den Alltag noch scheinbar klein sind.. wenn ich so drüber nachdenke, ist dieser Hintergrunddruck irgendwie immer da und immer störend.
-
Ich sage nicht das ich das gut finde, oder unterstütze... aber mich überkommt das Gefühl, das alle die an ihrer Privatsphäre hängen einfach im falschen Land sind. Das Volk hat entschieden, die Vertreter sind gewählt und es gibt kein "sich auflehnen der Massen gegen die Obrigkeit"
Das die Regierung versagt hat, ist doch anscheinend und offensichtlich nur die Meinung einer Minderheit... oder nicht?
Und ja... Nightnurse macht es im Grunde ja schon fast richtig. Wer nicht ausspioniert werden will, der darf eben nichts bieten was ausspioniert werden könnte. Damit macht man sich natürlich extrem verdächtig. Wer weiß wann der Zeitpunkt gekommen ist, wo man Landesgrenzen nicht mehr überschreiten darf, weil dem Geheimdienst zu wenig Daten über eine Person vorliegen?
So ähnlich wie bei der Schufa, die einem die Kreditwürdigkeit auch herunter stufen kann, wenn man nie einen Kredit aufgenommen und brav zurück gezahlt hat.
Also was kann man tun? Aufklärung leisten und hoffen, das irgendwann die Bevölkerung bereit ist für eine Revolution? Bürgerkrieg? Ich glaube nicht... wenn ich mir anschaue, wie gering das Interesse an solchen Dingen bei meiner Elterngeneration ist und wie gering es auch bei der Generation der Jugendlichen zu sein scheint, sehe ich da wenig Hoffnung.
Und überhaupt... bin ich der einzige Hobby-Verschwörungstheoretiker, der schon seit Anfang der 90er Jahre fest davon ausgegangen ist, das jedes Telefonat von einem automatischen Überwachungssystem mitgehört wird?
-
Und überhaupt... bin ich der einzige Hobby-Verschwörungstheoretiker, der schon seit Anfang der 90er Jahre fest davon ausgegangen ist, das jedes Telefonat von einem automatischen Überwachungssystem mitgehört wird?
nein. da gibt es einige ;) mein vater z.b. predigt das schon seit ü 30 jahren und jetzt, wo mal ein bruchteil des überwachungsskandals herauskommt, wundern sich alle. das es noch viel gruseliger ist, als die meisten erahnen, wird sich in den nächsten jahren bestimmt noch bestätigen.
was die hoffnung angeht, teile ich deine meinung voll und ganz, pb.
neue auswirkungen hat das ganze thema auf mich nicht. bei facebook bin ich nicht, bilder teile ich nur bedingt und die transparenz durch die handynutzung nehme ich in kauf.
-
...mein Gesicht aus dem Internetz rauszuhalten,...
Das geht so weit, daß ich mich grade frage, ob ich auf eine Party gehen möchte, die damit "wirbt", eine Partyfotografin zu haben, die gestochen scharfe Tanzflächenpanoramaaufnahmen macht und allem Anschein nach nichtmal jeden fragt, dessen Gesicht nachher in Großaufnahme auf Facebook landet.
Was mich übrigens nicht primär der NSA wegen stört, Gesichtserkennungssoftware gibt es auch anderswo.
Jüngere und/oder sorglosere Menschen werden jetzt vielleicht finden, daß man sich das Leben auch künstlich schwer machen kann...
-
Das geht so weit, daß ich mich grade frage, ob ich auf eine Party gehen möchte, die damit "wirbt", eine Partyfotografin zu haben, die gestochen scharfe Tanzflächenpanoramaaufnahmen macht und allem Anschein nach nichtmal jeden fragt, dessen Gesicht nachher in Großaufnahme auf Facebook landet.
Muss sie nicht. Wenn der Veranstalter vorher bekannt gibt dass dort fotografiert wird, dann gibst du mit deinem dortigen Erscheinen automatisch die Zustimmung dass Bilder von dir auch veröffentlicht werden dürfen.
-
Ich dachte mir schon sowas.
*notier* heute zu Hause bleiben.
Übrigens, der Hauptgrund, daß mich das nervt, ist natürlich, daß ich es auf neurotischem Level hasse, fotografiert zu werden und Bilder von mir irgendwo in der Öffentlichkeit zu sehen ;D
-
Hach... unsere Neurosennighty... ♥
Aber ich finde das nachvollziehbar. Ich hasse es auch, ungefragt fotografiert zu werden. Ist mir mal auf der Straße passiert. Da haben mich zwei Gören mit ihren Handys fotografiert. Ich musste allerdings grad in den Bus einsteigen, sonst hätte ich denen mal was erzählt. >:(
Auf diese Weise ist es übrigens verboten, ist man aber in einer "Gruppe" in der Öffentlichkeit (ich glaube, ab vier oder fünf Personen), darf man einfach so fotografiert werden. Da gilt das "Recht am eigenen Bild" nicht. >:( >:(
Und mal davon abgesehen: Wer bitte möchte zappelnd, angeschickert und vielleicht mit entgleistem Gesichtsaudruck beim Tanzen fotografiert werden? :o Das ist doch ANTI-Werbung!
-
Auf diese Weise ist es übrigens verboten, ist man aber in einer "Gruppe" in der Öffentlichkeit (ich glaube, ab vier oder fünf Personen), darf man einfach so fotografiert werden. Da gilt das "Recht am eigenen Bild" nicht. >:( >:(
Du darfst auch allein einfach so fotografiert werden. Das Foto muss der Fotografierende dann allerdings für sich behalten. Das Foto veröffentlichen/weitergeben darf er nur wenn du dem zustimmst.
Wobei: Es sit schon gut 6-7 Jahre her wo ich mich mal recht intensiv mit em Thema "Recht am eigenen Bild" etc. beschäftigt habe. Wer weiss was sich da alles so geändert hat.
Das mit den Gruppen ist, meine ich mich zu erinnern, auch nicht ganz so einfach dass nur eine gewisse Personenanzahl ausreichen würde um das Recht am eigenen Bild zu verlieren...
Und um es richtig umständlich zu machen: Du hast nicht das alleinige Recht am eigenen Bild. Wenn ich dich fotografiere und dir das Foto gebe, dürftest du es nicht verändern und/oder veröffentlichen wenn ich als "Schaffender" das nicht möchte....
Und mal davon abgesehen: Wer bitte möchte zappelnd, angeschickert und vielleicht mit entgleistem Gesichtsaudruck beim Tanzen fotografiert werden? :o Das ist doch ANTI-Werbung!
Ich werde zwar lieber fotografiert wenn ich es selbst in dem Moment NICHT mitbekomme, aber so als "Partyzombie" dargestellt werden... *grusel*
-
Also zu Hause ist ja auch nicht mehr das, was es mal war... (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/interaktive-grafik-hier-sitzen-die-spaeh-werkzeuge-der-nsa-a-941030.html) ;D
Aber das kennt Ihr ja wahrscheinlich alles schon... (http://www.spiegel.de/video/nsa-programm-quantumtheory-us-geheimdienst-knackt-weltweit-rechner-video-1317732.html)
Davon abgesehen kann ich Dich (Nn) da gut verstehen - ich mag's auch nicht besonders und versuche es zu vermeiden.
Allerdings hat man's noch in der Hand? Ich denke nicht wirklich. Heute hat jedes moderne Smartphone ne hohe Auflösung, Autofocus, Zoom und ne Videofunktion. Gepusht ist der Kram ebenfalls ruck-zuck
über ne App und damit schneller online verfügbar als man es bemerken könnte. Nicht schön, aber das hält mich doch nicht ab mich irgendwo zu zeigen... ???
Mal konkret:
In diesem Fall ist die Lady ganz lieb und reagiert hervorragend auf so Sätze wie: "Mich bitte weglassen :D". Die kennt das schon!
Sollte man trotzdem irgendwo mit drauf sein, bleibt immernoch der Weg über den Veranstalter: "Bitte Bild 'xy' entfernen."
Da wird sich ein Gastgeber meist dran halten (müssen), so ist zumindest meine Erfahrung bislang. :)
-
Ich gestatte mir, die paar Gelegenheiten, wo ich es noch in der Hand habe, auszunutzen zu versuchen.
Was die nette Fotografin angeht...erstens, ich hatte grade was gefunden, meine Faulheit zu vertuschen :P ::) ;D, aber zweitens, was heisst "hält mich davon ab, mich zu zeigen" - das lass ich für die freie Landschaft gelten, ich bleib ja nicht zu Hause, weil draußen überall Kameras sind !!!!11!elf, aber wenn jemand für seine Discoveranstaltung eine Partyfotografin engagiert, dann frage ich mich aus mehr als einem Grund, ob das die richtige Party für mich ist.
-
Unsere 1984-Totalüberwachung bewirkt bei mir derzeit vor allem Resignation anstelle von Aktion, wenn man mal von der ein oder anderen Demo-Teilnahme absieht. Eine zeitlang war ich mal bei den Piraten aktiv, aber offenkundig haben die Kernthemen Überwachungsstaat, Vorratsdatenspeicherung und Versicherheitlichung der Gesellschaft den meisten anderen Menschen nie ausgereicht um mal woanders ihr Kreuzchen zu machen als bei den Pro-Überwachungsparteien. Stattdessen wurde von allen Seiten beklagt, dass die Piraten ja so "unwählbar" seien, weil sie nicht zu allen Themen eine Meinung hätten ("Einthemenpartei"). Inzwischen haben die Piraten ihr Programm extrem erweitert, nur leider ist dies dabei so diffus geworden, dass es nun auch niemandem mehr Recht sein kann - was man Keinem übel nehmen kann, auch wenn ich aus bloßer Verzweifelung die Piraten vermutlich noch so lange wählen werde, wie es sie gibt. Mit anderen Worten: Der parlamentarische Weg für eine Veränderung ist m.E. verspielt, die Achselzuckmentalität gegenüber der Entwicklung ist allgegenwärtig, die Überwachungsstaatsparteien (d.h. insb. CDU und SPD) und mit ihnen die Schlapphüte der Geheimdienste haben gewonnen. Leider frustriert mich diese Entwicklung zutiefst, sodass ich selbst wohl auch zukünftig keine Lust mehr habe, aktiv für das Recht auf digitale Selbstbestimmung Parteipolitik zu betreiben.
Individuelle Strategien (Beispiele von Nightnurse u. PTA ) ändern IMHO leider an dem Grundproblem garnichts, außer dass man sich selbst von einigen Optionen der sozialen Interaktion ausschließt. Die Datenlage bei NSA & Co wird dadurch nicht messbar schlechter, aber man selbst ist bei vielen Dingen halt außen vor. Und Mailverschlüsselung ist ja schön und gut, da aber ohnehin nur ein winziger Bruchteil meiner Kommunikation über e-Mail läuft, wäre das nur eine Art Beruhigungspille. Das Thema Totalüberwachung ist ein gesamtgesellschaftliches und kann m.E. auch nur gesellschaftlich erkämpft werden, nicht aber individuell.
Meiner Meinung nach ist das Spiel verloren, also können wir auch lustig weiter twittern und facebooken. So lange wir noch über ein wenig Selbstbestimmung verfügen, sollten wir diese genießen. Denn, let's face it: Da Einkaufen mit Bargeld vermutlich in einigen Jahren kaum noch vorkommen wird, wird jede unserer Einkäufe per Vorratsdatenspeicherung aufgezeichnet werden. Die klassische Bahnfahrkarte wird durch elektronische (Überwachungs-)Tickets abgelöst werden. In wenigen Jahren werden wir in intervernetzen selbstfahrenden Autos voll supersicher durch die Gegend kutschiert werden - und parallel dazu unseren Aufenthaltsort in Echtzeit an die Sicherheitsdienste weiterleiten. Durchgesetzt wird das auch über den Segen der Versicherheitlichung ("Waaas?! Du fährst noch selbst? Das ist doch doch viel zu riskant dabei einen Unfall zu bauen!"), genau wie der Ausbau des Überwachungsstaats derzeit mit Verweis auf den "Internationalen Terrorismus" durchgesetzt wird. Und Verkehrstote gibt es in nennenswerter Anzahl, im Gegensatz zu Terroropfern, diese Raumüberwachung durchzusetzen sollte also vergleichsweise ein leichtes sein.
Wir werden nie mehr eine solche Freiheit und ein derart niedriges Maß an Überwachung haben wie heute. Wir sollten diese Zeit genießen.
-
Ja.
Der letzte Absatz beantwortet auch die etwas vorher gestellte Frage, ob wir meinen, daß das so bleibt.
Ich denke, es wird nicht nur so bleiben, es wird höchstwahrscheinlich noch schlimmer werden. Da ist ja nicht nur die Nichts-zu-verbergen-Fraktion und das kleine Häufchen von Hauptsache-sicher-vor-Terror-Menschen. Da sind auch die wirklich zahllosen Menschen, die die ganze Überwachung (wissentlich oder nicht) in Kauf nehmen, weil sie "nur ein Abfallprodukt" von waaaaaaaaahnsinnig praktischen Anwendungen ist. Das ist doch vielen ganz offensichtlich völlig schnurzpiepegal. Ja, nee, ist echt nicht cool von Apple/Google/xy, meine Daten für immer zu speichern und an die NSA weiterzugeben, aber guck mal, mein Telefon weiss auf den Meter genau die Koordinaten des Fotos, das ich damit gemacht habe! <3. Und wenn ich es doof finde, daß Google/Apple/xy meinen Freunden verrät, wo mein Telefon grade ist, dann, äh, was mach ich dann, ach ja, dagegen gibt es ne App. ::)
(Ganzganz ehrlich gesagt tue ich das, was ich tue, im Grunde aus ordinärem Widerspruchsgeist (http://sterne-online.net/gx2/images/product_images/original_images/uli_stein_dagegen.jpg), aber seit einigen Jahren kommt Stockwerk um Stockwerk an ideologischem Überbau dazu.)
Also, besuchen Sie Europa, solange es noch steht.
-
http://www.youtube.com/watch?v=L7INpLkPonU
Aber im Ernst.
Ich überlege schon eine Weile was und ob ich dazu etwas sage.
Es regt mich wahnsinnig auf was da abgeht. Ich bin so unglaublich sauer. Der Ami an sich war ja schon immer Kacke, aber das ist so unglaublich unerhört, frech und [weitere Steigerungsform hier einsetzen]. Und dann habe ich überlegt, was tue ich.
1. Verschlüsselung.
Erstens ist das aber irgendwie immer etwas fummelig (ja ja ich weiß) aber damit könnte ich ja durchaus leben, wenn nicht diese 2 anderen Dinge noch da wären:
- mir kann keiner mehr eine Verschlüsselung als Unknackbar verkaufen. Und wenn ein geschützer VPN-Tunnel als sicher gilt; bei mir nicht mehr. Nicht 100%ig. Und
- Was Colourize schrub und mich zum Post bewegte: es bekämpft nicht die Ursache. Im besten Falle kostet es die USA 4s mehr meine Mails zu öffnen. Klar ist das ein Erfolg, aber was für einer. Da sitzen eh Rechner dran, die nur Strom brauchen und mehr nicht. Bekämpfe nicht die Symptome sondern suche die Ursache. Und da stehe ich wieder am Anfang: was soll ich tun?
2. Rückzug
Gute Lösung. Hilft ziemlich sicher.
Aber schränkt einen selber, wie schon festgestellt wurde eben auch sehr ein.
Soziale Medien (mal ab von dem hier) nutze ich so gut wie gar nicht. ICQ auch nicht mehr(nicht wegen NSA, ergab sich einfach).
Bei eMail finde ich das schon schwerer. Ich springe auch nicht auf jeden-neuen-Trend-Technikkram-Zug auf, aber eMails finde ich super. Und dafür sind sie auch da.
Meistens steht da nichts wichtiges für den BND (::)) drin, aber fremde sollen die trotzdem nicht lesen. Schon aus Prinzip. Die Alternative oder Lösung fehlt mir da irgendwie noch.
Ich habe das vor ca. 2 Monaten eingerichtet und sende seitdem bei jeder Mail im Anhang meinen "public Key" mit.
Resultat: Anzahl der Empfangenen, mit diesem Key verschlüsselte Mails seit 2 Monaten: 0
Wenn du es nicht mal schaffst auf eine eMail zu reagieren, egal ob verschlüsselt oder nicht, brauchst du dich darüber auch nicht mehr wundern. ;)
-
Boah, colourize, Dein Beitrag ist so ultratiefrabenschwarz und desillusionierend.... und leider so wahr. :-\
Mich frustriert an der Sache auch am meisten, dass die Leute, die vielleicht nicht direkt etwas an der Überwachung durch die USA ändern, aber zumindest mal ordentlich auf die Kacke hauen könnten, nichts, aber auch GAR NICHTS tun!
Millionenfacher Rechtsbruch durch "Freunde" und Frau Merkel so "*achselzuck*". Sie wurde persönlich abgehört und was sagt sie? "So geht das aber nich. Du, Du, Du!" Und was tut sie? Nix!
Der Exbundeskanzler Herr Schröder: "Näää, dat die sowat machen! Böse, böse!" Und was tut er (,der sicherlich auch noch Strippen ziehen könnte)? NIX!
Wir (das Fußvolk) dachten ja immer, dass "die da oben" zumindest bei solch riesigem Ausmaß an Rechtsbrüchen mal ir-gend-et-was tun würden, aber weil da rein gar nichts passiert und man ja offensichtlich aus eigener Kraft nichts (Effektives) tun kann, resignieren wir.
Ob nun Desinteresse, Unwissen oder Resignation, letztlich hat alles das gleiche Ergebnis - dass die Wut und der Ärger verpufft. >:( :-\
-
Aber ein blödsinniges "Fuck the EU" werden sie alle aktiv....
-
Wir (das Fußvolk) dachten ja immer, dass "die da oben" zumindest bei solch riesigem Ausmaß an Rechtsbrüchen mal ir-gend-et-was tun würden [...]
Das ärgert mich auch schwarz.
Millionenfaches Missachten von Grundrechten? Tiefste Eingriffe in die Souveränität des Staates? Ach, nicht so schlimm.
Aber um eines mal klarzustellen: WEHE, DU PARKST FALSCH, BÜRGER!
Bei mir haben die NSA-Affäre und der sorglose Umgang unserer Politiker mit den wichtigsten Dingen Zweifel an der Demokratie ausgelöst. Man darf ja nicht vergessen, Frau Merkel und ihre Truppe sollen uns ja nicht regieren und wir ihr Untertanen sein. Die Regierung dient uns und vertritt unsere Interessen!
...früher habe ich das geglaubt, heute muss ich lachen.
-
(Ich bin zwar froh, daß die Zeiten vorbei sind, wo man wegen sowas Kriege angefangen hat. Aber etwas mehr action hätt ich doch erwartet.)(Zweifel an der Demokratie? Nein. Aber an den Regierenden.)
-
Vielleicht sollte ich noch eine erläuternde Ausführung hinzufügen.
Zweifel an der Demokratie kann hege ich in zweierlei Hinsicht: In etwas geringerer Ausprägung in theoretischer Hinsicht, nämlich dahingehend, ob es sich bei der Demokratie um die optimale Staatsform handelt. In etwas stärkerer Ausprägung hingegen in praktischer Hinsicht, nämlich dahingehend, ob unsere Demokratie funktioniert. Hier wurde nämlich etwas ex post erlaubt, dem das Volk niemals zugestimmt hätte, damit die Regierenden selbst einen Vorteil davon haben, nämlich Ruhe und nicht so viel Stress mit noch mächtigeren Leuten. Das ist für mich mit das klarste von mehreren Indizien, dass die Politiker nicht dem Wohlergehen des Volkes verpflichtet sind. Wessen Wohlergeben sie dann verpflichtet sind, vermag ich nur zu raten.
Hinzugefügt sei noch, dass ich heute die Gelegenheit hatte, den Umstand der Totalüberwachung mit zwei Personen zu diskutieren, die dem Diskurs bisher noch nicht gefolgt waren (jedenfalls nicht dem im Forum). Beide fanden die Überwachung nicht schlimm, einer begriff sie sogar als Chance. Für nicht schlimm sprach aus ihrer Sicht das Argument "Es sind viel zu viele Daten, die kann sowieso niemand auswerten." Auf meine Gegenfrage, warum sie dann für hunderte Millionen und immensen Kosten für internationale Beziehungen erhoben würden, bekam ich als Antwort "Weil es geht. Alles, was geht, wird natürlich gemacht. Das ist immer so." Meine darauffolgende Argumentation, auch Atomkriege seien möglich, hätten jedoch nicht stattgefunden, verpuffte. Für Überwachung als Chance wurde angeführt, dass es beispielsweise vor dem ersten Weltkrieg viele Sympathisanten für die Eröffnung eines Krieges gegeben hätte, die auf der Strasse die Stimmung in die Richtung bewegt hätten, dass die Kriegserklärung im Zuge der auf fatale Weise verketteten Allianzen Europäischer Staaten geradezu begrüßenswert erschienen sei. Hätte man nun damals die heutigen Methoden der Vollüberwachung besessen, wäre es ein leichtes gewesen, die entsprechenden Personen, die diese Stimmung unterstützen, zu identifizieren und herauszufinden, in welchen Haushalten sie wohnen.
Die Widergabe der darauffolgenden Debatte erspare ich mir, wenn ich auch glaube, die betreffende Person umgestimmt zu haben. Dass einige Menschen glauben, die gigantische Bespitzelung sei nur entweder ein undurchdachtes, zufälliges Nebenprodukt oder gar nützliches Werzeug in der Hand gütiger Weltenlenker, erschütterte mich jedoch zutiefst. Und natürlich fiel im Verlauf der Debatte auch das Argument, man könnte nun Kriminelle und Terroristen viel leichter identifieren und das Leben für alle sicherer machen.
Vielleicht sind wir Überwachungsgegner ja auch schlicht die Minderheit, haben es nur nicht wahrgenommen? Das würde natürlich auch den Verdacht des Demokratieversagens entkräften...
-
Kleiner Tipp für alle Frösche. (https://www.youtube.com/watch?v=JUD8Fe3ygPM)
-
Kleiner Tipp für alle Frösche. (https://www.youtube.com/watch?v=JUD8Fe3ygPM)
hehe.
Bin schon ein ziemlich altes ausgekochtes Frosch, in einem totalitären Staat geboren und aufgewachsen und an alles gewohnt.
Es war mir schon lange von alle diesen "Entdeckungen" klar, dass man in Westen auch berspitzelt wird und somit hat es für mich sich nicht viel geändert.
Ich bin sozuagen schon chronisch paranoid
-
Kleiner Tipp für alle Frösche. (https://www.youtube.com/watch?v=JUD8Fe3ygPM)
Hehe, das mit dem Frosch ist übrigens nur zur Hälfte wahr. Den Fröschen, die im sich aufheizenden Wasser sitzen blieben wurden vor dem Experiment die Gehirne entfernt (ohne Scheiß!). Andererseits...trifft das ja auch ganz gut auf die Gesellschaft™ zu.
Colourize, dein Beitrag trifft den Nagel leider direkt und präzise auf den Kopf. Das Traurige und Frustrierende ist, dass die ganze schöne Technik (jedenfalls in meinen Augen) bis vor wenigen Jahren noch für Freiheit, Selbstentfaltung, neue tolle Möglichkeiten stand. Endlich hatte Hinz und Kunz mit wenig Aufwand die Möglichkeit, ihr Anliegen öffentlich kund zu tun und Menschen mit ähnlichen Anliegen zu finden, Demos zu organisieren usw. Plötzlich hat das Volk eine Stimme und die Möglichkeit, sich zu vernetzen, zu informieren usw.
Jetzt, nach den Snowden Enthüllungen ist das Thema nicht nur umgekippt, viel schlimmer, es entwickelt sich zu einem echten Alptraum. Wer kann jetzt noch irgendwo im Netz eine wirklich kritische Meinung vertreten ohne befürchten zu müssen kurz darauf einen Trojaner auf seinen Rechner gepflanzt zu bekommen? Und was die NSA da treibt ist bestimmt kein Einzelfall, warum sollten Russland, China usw. keine ähnlichen Programme betreiben?
Wenn wenigstens "nur" die Strafverfolgungsbehörden in konkreten Fällen im Netz ermitteln würden, aber das was jetzt ans Tageslicht gekommen ist, offenbart die volle Kontrolle über alle elektronische Kommmunikation durch antidemokratische, im geheimen agierende Organisationen.
Genug abgeschweift, zurück zum Thema.
Mich als Technik-fan und Spielkind frustriert zutiefst, dass sich die ganze tolle neue Technologie gegen uns wendet. Wie geil waren die letzten Jahre, als die Smartphones immer besser wurden. Ein Traum, endlich das Lied das gerade im Radio läuft erkennen zu können, Mails und Webseiten unterwegs, GPS in der Hostentasche usw. Das war das Gerät, das mir in der Jugend immer gefehlt hatte. Scheiß auf CB-Funk, das Smartphone ist der Anhalter durch die (digitale) Galaxie!!! Das Wissen der Welt in meiner Hosentasche, außerdem der Wetterbericht, die Digicam, das Diktiergerät, die Zugverbindungen und...ach ja, sogar telefonieren kann man damit :)
Dieser Traum hat für mich seit den Enthüllungen nicht nur einen faden Beigeschmack, sondern beginnt zunehmend in sich zusammen zu fallen. Wer hat schon gerne eine GPS-Trackingwanze mit Audioaufzeichnung usw. in der Hosentasche? Klar war das auch vor Snowden klar (das in konkreten Verdachtsfällen z.B. Gespräche abgehört werden). Dass allerdings sämtliche anfallenden Daten von Algorithmen beurteilt werden hätte ich nicht erwartet. Und das Schlimmste, höchstwahrscheinlich geschieht das mit voller Zustimmung deutscher Geheimdienste (und letztendlich auch unserer Regierung).
Die Geheimverträge zwischen den USA und unserer Regierung was die Kommunikationsüberwachung betrifft existieren schließlich nicht erst seit gestern.
Manchmal frage ich mich, ob es besser gewesen wäre wenn es keine Snowden Veröffentlichungen gegeben hätte. Dann wäre alles noch so schön unbeschwert, das Internet der sonnige Spielplatz aus Kindertagen und das Smartphone der lustige kleine kluge Gelder und Freund...der keine intimen Geheimnisse petzt...