Schwarzes Hamburg

Schwarzes Hamburg => Archiv => Schwarze Szene -Archiv- => Thema gestartet von: colourize am 25 Januar 2005, 21:53:24

Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: colourize am 25 Januar 2005, 21:53:24
Der Rahmen
Anlehnend an den "Warum ist man in diesem Forum?"-Thread (http://www.schwarzes-hamburg.com/viewtopic.php?t=1233&highlight=) sind mir ein paar Gedanken gekommen, die ich hier gerne diskutieren würde..

Subkulturen (wie die "Schwarze Szene") einerseits und Internet-Communities andererseits scheinen eine Gemeinsamkeit zu haben: Beides sind "soziale Räume", in denen Gruppenbildung stattfindet. Gruppen stiften Identität, und Identität ist maßgeblich für das menschliche Leben in Gemeinschaften. Wir alle suchen uns "Andockstationen", Menschen die uns irgendwie ähnlich sind, und Menschen die uns spiegeln. Und diese Suche macht eben auch nicht im Internet halt...


Das Gegenargument
Klar: vermutlich werden mir jetzt Viele entgegnen, dass das Forum für sie nicht identitätsstiftend sei, sondern man ja auch noch ein Real Life habe. Aber eigentlich ist ja die "Schwarze Szene" ebensowenig identitätsstifend, und überhaupt sind wir ja alle Individuen... Wenn wir mal diesen Teil des Selbstbetruges ausblenden, bleibt festzustellen, dass
a) auf Schwarzen Parties ein "harter Kern" von Stammgästen zu verzeichnen ist
b) dieses Forum eine Menge Stammposter hat.

(Natürlich sind die beiden Gruppen nicht deckungsgleich.)

Zu behaupten, dass kein Mitglied einer der beiden Gruppen aus seiner Gruppenzugehörigkeit bzw. Assoziation mit einer der Gruppen auch nur einen Teil seiner Identität bezieht, halte ich für Selbstbetrug.


Das Problem(?)
Natürlich ist die Schwarze Szene genau wie dieses Forum hier inhomogen, hinsichtlich vielerlei Merkmale. Tortzdem scheint es aber soziale Gruppenschließungsprozesse zu geben, die bestimmte Leute ein- und andere Leute ausschließen.
Diese "Techniken der sozialen Schließung" funktionieren auf vielerlei Ebenen, einige sind scheinbar intendiert, andere nicht.

Erstens gibt es hier ganz offensichtlich so was wie Mobbing: Durch eine "Alle gegen Einen"-Taktik werden Individuen ausgeschlossen, was die Gruppenkohärenz nach innen festigt, und die Grenzen nach außen kommuniziert.

Zweitens gibt es so etwas wie die Konstruktion von Gruppengrenzen, die von Außen kommen. In einigen Postings ist so etwas zu lesen wie "Ihr..", was ja nicht Individuen denkt, sondern eine gewisse innere Homogenität einer Gruppe voraussetzt.

Drittens gibt es symbolische Techniken, die soziale Nähe kommunizieren: Manche sprechen sich mit real names an, andere dokumentieren Gruppenkohärenz durch die Verwendung gleicher Symbole. 8)


Ja... - und?
Die Frage, die ich mir gerade stelle, ist: Ab welchem Punkt wird dieses Gruppenkuscheln zum Problem?
Gibt es diesen Punkt überhaupt?
Ist die Community irgendwann so kohärent, dass wir eine geschlossene Gesellschaft sind (was ich als nachteilig empfände)? (Andererseits gibt ja auch Foren, die viel stärkeren Wert auf innere Homogenität setzen...)
Oder habe ich einfach nur zu viele Soziologiebücher gelesen?

Wie denkt Ihr darüber?

(Sorry für die wohl zum Teil etwas komplizierte Ausdrucksweise. Ich hoffe es ist dennoch rübergekommen was ich meine. Wenn nicht: fragen.)
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Kortirion am 25 Januar 2005, 21:59:20
Ich finde die Ausdrucksweise durchaus verständlich und ziemlich zweckmäßig um ein latentes Phänomen mal relativ objektiv auf den Punkt zu bringen.

Ich teile definitiv zum einen Deine Einschätzungen über das Phänomen als solches und zum anderen Deine Beobachtungen (z.b. Realnamen, Symbole etc.).

Inwieweit das alles wirklich zu problemen führen kann/führen wird/geführt hat, kann ich grade nicht beurteilen.

Jedenfalls ist es ein netter Gedankenanstoss...danke dafür. :)
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: .~..RuNa..~. am 25 Januar 2005, 22:10:56
Ich kann mich da Kortirion komplett anschließen.

Aber eine kohärente Community in Form einer geschlossenen Gesellschaft wird es ja nie geben. Es werden immer neue User hereinkommen, die ausgegrenzt werden, weil die Ausgrenzung zur Festigung des Inneren einfach notwendig ist. Es wird dann aber auch immer "Grenzgänger" geben, die mit einigen Neuen sympathisieren und diese dann zumindest ab und zu hereinschauen.
Ich denke, es bleibt, wie es ist.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: toxic_garden am 25 Januar 2005, 22:12:42
Zitat von: ".~..RuNa..~."
Es wird dann aber auch immer "Grenzgänger" geben, die mit einigen Neuen sympathisieren und diese dann zumindest ab und zu hereinschauen.


hmm also irgendwie klingt dieser Satz aus deinem Mund (bzw. von deinem Keyboard) merkwürdig. Irgendwie ein bisschen....herablassend.  :?
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: .~..RuNa..~. am 25 Januar 2005, 22:18:31
Zitat von: "toxic_garden"
Zitat von: ".~..RuNa..~."
Es wird dann aber auch immer "Grenzgänger" geben, die mit einigen Neuen sympathisieren und diese dann zumindest ab und zu hereinschauen.


hmm also irgendwie klingt dieser Satz aus deinem Mund (bzw. von deinem Keyboard) merkwürdig. Irgendwie ein bisschen....herablassend.  :?


Herablassend? Da mußt Du mich falsch verstanden haben.
Mit Grenzgängern meinte ich User, die hier zwar fest etabliert sind, sich oft privat treffen, aber auch neuen Usern gegenüber aufgeschlossen sind.
Ich zähle mich hier absolut nicht eingeschlossen in den harten Kern, aber auch nicht als ausgeschlossener Neuling. Also beziehe ich irgendwie eine bequeme, neutrale Distanz zu dem allen. In keinster Weise betrachte ich hier etwas von oben herab.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: toxic_garden am 25 Januar 2005, 22:25:15
Zitat von: ".~..RuNa..~."
Herablassend? Da mußt Du mich falsch verstanden haben.
Mit Grenzgängern meinte ich User, die hier zwar fest etabliert sind, sich oft privat treffen, aber auch neuen Usern gegenüber aufgeschlossen sind.


schliesst das Eine denn das Andere so sehr aus, das man diesen Leuten schon eine eigene Bezeichnung verpassen muss?
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: colourize am 25 Januar 2005, 22:28:55
Zitat von: ".~..RuNa..~."

Herablassend? Da mußt Du mich falsch verstanden haben.
Mit Grenzgängern meinte ich User, die hier zwar fest etabliert sind, sich oft privat treffen, aber auch neuen Usern gegenüber aufgeschlossen sind.
Ich zähle mich hier absolut nicht eingeschlossen in den harten Kern, aber auch nicht als ausgeschlossener Neuling. Also beziehe ich irgendwie eine bequeme, neutrale Distanz zu dem allen. In keinster Weise betrachte ich hier etwas von oben herab.

Hier sprichst Du etwas an, was den Kern dessen trifft, was ich aussagen wollte: Auch ich zähle mich selbst nicht zu einem "harten Kern" (weil ich annahm, dass es so einen in diesem Forum nicht gäbe). Ich muss aber feststellen, dass ich offenbar von Anderen zu einem imaginären "harten Kern des Forums" gezählt werde.

Soziale Schließungsprozesse funktionieren eben nicht nur durch Inklusion, sondern auch durch Fremdzuschreibung durch Andere... und wenn hier ein imaginärer "harter Kern" wahrgenommen wird, dann scheint es einen solchen wohl auch zu geben.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: .~..RuNa..~. am 25 Januar 2005, 22:29:44
Zitat von: "toxic_garden"

schliesst das Eine denn das Andere so sehr aus, das man diesen Leuten schon eine eigene Bezeichnung verpassen muss?


ich verpasse leuten eine bezeichnung, wenn ich sie ohne viel worte in einer gruppe unterbringen will.
ebenso wie ich brillenträger sage, wenn ich auch sagen könnte: die menschen die unter der bedingung einer sehschwäche leiden.
ich meinte diese bezeichnung völlig wertungsfrei.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: .~..RuNa..~. am 25 Januar 2005, 22:32:01
Zitat von: "colourize"

Hier sprichst Du etwas an, was den Kern dessen trifft, was ich aussagen wollte: Auch ich zähle mich selbst nicht zu einem "harten Kern" (weil ich annahm, dass es so einen in diesem Forum nicht gäbe). Ich muss aber feststellen, dass ich offenbar von Anderen zu einem imaginären "harten Kern des Forums" gezählt werde.


Ja das habe ich mitbekommen.

Zitat
Soziale Schließungsprozesse funktionieren eben nicht nur durch Inklusion, sondern auch durch Fremdzuschreibung durch Andere... und wenn hier ein imaginärer "harter Kern" wahrgenommen wird, dann scheint es einen solchen wohl auch zu geben.


Hm ich könnte mir auch mehrere Kerne vorstellen.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: toxic_garden am 25 Januar 2005, 22:33:41
Zitat von: ".~..RuNa..~."
ich verpasse leuten eine bezeichnung, wenn ich sie ohne viel worte in einer gruppe unterbringen will.
ebenso wie ich brillenträger sage, wenn ich auch sagen könnte: die menschen die unter der bedingung einer sehschwäche leiden.
ich meinte diese bezeichnung völlig wertungsfrei.


achso ok, dann hatte ich das tatsächlich falsch interpretiert, sorry. :)
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: .~..RuNa..~. am 25 Januar 2005, 22:34:46
Zitat von: "toxic_garden"
Zitat von: ".~..RuNa..~."
ich verpasse leuten eine bezeichnung, wenn ich sie ohne viel worte in einer gruppe unterbringen will.
ebenso wie ich brillenträger sage, wenn ich auch sagen könnte: die menschen die unter der bedingung einer sehschwäche leiden.
ich meinte diese bezeichnung völlig wertungsfrei.


achso ok, dann hatte ich das tatsächlich falsch interpretiert, sorry. :)


dann bin ich ja beruhigt  :wink:
Titel: Re: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: olli am 25 Januar 2005, 23:11:42
Zitat von: "colourize"

Ab welchem Punkt wird dieses Gruppenkuscheln zum Problem?
Gibt es diesen Punkt überhaupt?
Ist die Community irgendwann so kohärent, dass wir eine geschlossene Gesellschaft sind (was ich als nachteilig empfände)? (Andererseits gibt ja auch Foren, die viel stärkeren Wert auf innere Homogenität setzen...)
Oder habe ich einfach nur zu viele Soziologiebücher gelesen?

Wie denkt Ihr darüber?

(1)
ein problem beim gruppenkuscheln gibt es dann, wenn einer mit ner geschlechtskrankheit diagnositziert wird, muahaha. oder wenn der unterste ans telefon gerufen wird. lustig.
klar kann es probleme geben, vielfältigster art: (zu starker) rückzug von anderen sozialen kontakten ist gerade bei internet-communities ein großes problem, wie man derzeit in südkorea beobachten kann.
(2)
eine i-community kann genau so zu einer geschlossen gesellschaft werden, wie es ein kegelclub, eine firmen-maumau-gruppe oder die freiwillige feuerwehr klein kleckersdorf werden kann. wobei es gerade von dem elan neuer mitglieder abhängt, in wieweit sie zum "harten kern" aufschließen kann.
(3)
als (ehemaliger?) soziologiestudent bestimmt, denn JEDES s-buch ist ein s-buch zuviel :)
(4)
gar nicht, ich bin da recht taoistisch veranlagt und lass mich treiben, ohne mich groß aufzuregen (höchstens punktuell).
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: gottderneue am 25 Januar 2005, 23:24:39
ach wisst ihr, solange hier keiner nen "harten Kern" im kopf hat ist doch alles okay...
Ich hatte hier immer das gefühl das neue im board eigentlich auch gleich nett begrüst werden, sowie meist auch gleich eingeladen werden irgendeine der nächsten partys zu besuchen...

also ich seh das irgendwie nicht so verkrampft... am ende geh ich eh nur mit leuten weg die mir symphatisch sind...
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: toxic_garden am 26 Januar 2005, 02:03:38
wäre bestimmt mal ganz förderlich für die Diskussion, wenn jemand der gerade frisch hier angemeldet ist sich dazu äussern würde. :)
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Kenaz am 26 Januar 2005, 08:04:14
Zitat von: "colourize"
Die Frage, die ich mir gerade stelle, ist: Ab welchem Punkt wird dieses Gruppenkuscheln zum Problem?
Gibt es diesen Punkt überhaupt?

- Ich denke, daß - in Internet-Communities ebenso wie im "richtigen Leben" - eine gewisse Cliquenbildung unvermeidlich und auch völlig in Ordnung ist: Man stellt einfach fest, daß man mit manchen Menschen mehr anfangen kann als mit anderen und dieses Gefühl einer gewissen Verbundenheit verschafft sich eben Ausdruck.

Zum Problem wird es m. E. bestenfalls dann, wenn Gruppen erstarren und ihre Grenzen undurchlässig werden, weil man sich selbst genug ist, will heißen: wenn der Austausch mit der Welt, in die jede Gruppe ja, ob sie will oder nicht, eingebettet ist, nicht mehr stattfindet, weil die Gruppenmitglieder "die Welt" durch ihre kleine, exklusive Privatwelt ersetzen, die sie nicht mehr durch Einflüsse von außen in Frage gestellt sehen wollen (und jeder neue Impuls von außen hat ja immer auch Hinterfragungscharakter im Hinblick auf das "Innen"). Diese Erstarrung äußert sich dann in festgefügten Ritualen, Rollenzuschreibungen bzw. der bereitwilligen Erfüllung von Rollenerwartungen sowie einem stetig wachsenden Zwang zu selbstbestätigendem Verhalten (sowohl im Hinblick auf die Gruppe im ganzen als auch auf deren einzelne Mitglieder). Um's mit einem Wort von Robert Anton Wilson auf den Punkt zu bringen: Der Realitätstunnel wird zunehmend enger. - Und so wird man langsam aber sicher zu seinem eigenen Abziehbild.

Zitat von: "colourize"
Ist die Community irgendwann so kohärent, dass wir eine geschlossene Gesellschaft sind (was ich als nachteilig empfände)?
- Denkbar ist das auf jeden Fall und auch ich empfände es als ausgesprochen nachteilig, weil ganz einfach: langweilig. Nichtsdestoweniger sehe ich diese Gefahr hier aber eigentlich nicht gegeben, denn so kohärent und - insbesondere - homogen ist diese Community beileibe nicht, dafür wuseln hier viel zu unterschiedliche - und eben auch immer wieder neue - Charaktere herum: Die Reibungsfläche hier ist groß genug, da ist für gute Unterhaltung weiterhin gesorgt ... :biglaugh:

Zitat von: "colourize"
Oder habe ich einfach nur zu viele Soziologiebücher gelesen?
- Find' ich gar nicht, denn es hat ja durchaus Hand und Fuß und seine Berechtigung, was Du hier ansprichst; in diesem Punkt möchte ich mich Kortirion anschließen:
Zitat von: "Kortirion"
Jedenfalls ist es ein netter Gedankenanstoss...danke dafür. :)

- So schaut es aus ...  :wink:
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Thomas am 26 Januar 2005, 08:34:44
Zitat
Gruppen stiften Identität, und Identität ist maßgeblich für das menschliche Leben in Gemeinschaften. Wir alle suchen uns "Andockstationen", Menschen die uns irgendwie ähnlich sind, und Menschen die uns spiegeln. Und diese Suche macht eben auch nicht im Internet halt...

Also es gibt hier zwei Gruppen : Mich und die anderen =)

Zitat
Ich finde die Ausdrucksweise durchaus verständlich und ziemlich zweckmäßig um ein latentes Phänomen mal relativ objektiv auf den Punkt zu bringen.

Ich teile definitiv zum einen Deine Einschätzungen über das Phänomen als solches und zum anderen Deine Beobachtungen (z.b. Realnamen, Symbole etc.).

Dem kann ich mich anschließen.

Zitat
Ist die Community irgendwann so kohärent, dass wir eine geschlossene Gesellschaft sind (was ich als nachteilig empfände)?

Kann ich mir praktisch bei diesem Forum nicht vorstellen.Das einzige wäre eine art Erstarrung, weil sich das Forum totläuft und keiner mehr was postet (so ähnlich, wie es seit längerem wohl in der Yahoo-Group zu sein scheint)

Zitat
Ich muss aber feststellen, dass ich offenbar von Anderen zu einem imaginären "harten Kern des Forums" gezählt werde.

Wirst du.Der "harte Kern" definiert sich hier meiner Meinung nach folgender maßen:

1.Man ist schon lange hier
2.Man postet oft.

Beides trifft auf dich zu.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Kallisti am 26 Januar 2005, 08:58:49
Zitat
Zum Problem wird es m. E. bestenfalls dann, wenn Gruppen erstarren und ihre Grenzen undurchlässig werden, weil man sich selbst genug ist, will heißen: wenn der Austausch mit der Welt, in die jede Gruppe ja, ob sie will oder nicht, eingebettet ist, nicht mehr stattfindet, weil die Gruppenmitglieder "die Welt" durch ihre kleine, exklusive Privatwelt ersetzen, die sie nicht mehr durch Einflüsse von außen in Frage gestellt sehen wollen (und jeder neue Impuls von außen hat ja immer auch Hinterfragungscharakter im Hinblick auf das "Innen"). Diese Erstarrung äußert sich dann in festgefügten Ritualen, Rollenzuschreibungen bzw. der bereitwilligen Erfüllung von Rollenerwartungen sowie einem stetig wachsenden Zwang zu selbstbestätigendem Verhalten (sowohl im Hinblick auf die Gruppe im ganzen als auch auf deren einzelne Mitglieder).




Jaja, jetzt hab ich einfach das noch mal kopiert, was direkt oben drüber sowieso schon steht...   :?


Aber: ich halte es für mehrmals lesens- und überdenkenswert (insbesondere nat. den von mir hervorgehobenen Teil ;)) - deshalb.



@colourize

Die Probleme hast du im Grunde schon selbst benannt:

Zitat
Erstens gibt es hier ganz offensichtlich so was wie Mobbing


Zweitens gibt es so etwas wie die Konstruktion von Gruppengrenzen, die von Außen kommen. In einigen Postings ist so etwas zu lesen wie "Ihr..", was ja nicht Individuen denkt, sondern eine gewisse innere Homogenität einer Gruppe voraussetzt.



Wenn Mobbing bereits zu "diagnostizieren" ist, dann ist das bereits das/ein Problem (das Mobbing, nicht das Diagnostizieren desselben ;))-



Zu dem anderen, zweiten Punkt:
Dass die Gruppengrenzen von aussen kommen, ist bereits Teil des Problems bzw. dass dieser Eindruck (bei "Neuen", Aussenstehenden...) entsteht, ist bereits Folge der inneren "Grenzziehung". Oder anders: Die "Aussenstehenden" haben eben jenen Eindruck (von Grenzen, von festem Kern, dem evtl. nicht nahegekommen werden kann), weil sich die Gruppe (von innen heraus) so verhält, zeigt... wie sie es eben tut.


So, das erstmal "abstrakt" vorweg - und nicht direkt auf das hiesige Forum und die Situation hier bezogen (sondern zunächst mal auf deine Fragen an sich).


Ich selbst habe eher den Eindruck, dass es hier verschiedene Gruppen, Cliquen gibt  und genauso aber auch Leute, die keiner dieser Gruppen angehören und trotzdem hier lesen und evtl. auch schreiben. Und die dabei eben teilweise miteinbezogen werden, teilweise aber auch nicht, d.h. auf manches wird "positiv" reagiert auf anderes nicht - oder es wird auch mal gar nicht reagiert, vlt. auch absichtlich ignoriert oder übergangen (das aber eher selten).


Und dann lässt sich wohl auch beobachten, dass die Leute, die einer der Gruppen zugehören, dies deshalb "tun", weil es ein regionales Forum ist, weil man sich auch (öfter, regelmäßig) im rl sieht... - ich denke schon, dass das entscheidend ist und dass durch dieses Sich-persönlich-kennen viel eher Gruppen zustandekommen bzw. sich auch festigen (dauerhaft) als in Foren, in denen die Leute sich wirklich nur vom i-net her "kennen".


Allerdings denke ich nicht, dass Probleme (der Gruppenbildung, Ausgrenzung...) ab einem bestimmten Punkt vorhanden sind, sondern dass es sich hierbei um einen Prozess handelt. Allerdings zeigt sich manches erst, wenn etwas "eskaliert", wenn etwas auf die Spitze getrieben wird oder sich auf bestimmte Weise wiederholt...



Zitat
Zu behaupten, dass kein Mitglied einer der beiden Gruppen aus seiner Gruppenzugehörigkeit bzw. Assoziation mit einer der Gruppen auch nur einen Teil seiner Identität bezieht, halte ich für Selbstbetrug.



Damit habe ich ein Verständnisproblem:
Will keine Haarspalterei betreiben, aber: habe wohl ganz grundsätzlich (zur Zeit) ein Problem mit dem Begriff "Identität".

Also: inwiefern bezieht man aus einer Gruppe einen Teil seiner Identität bzw.: was genau bedeutet/meint/ist denn "Identität"???
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Thomas am 26 Januar 2005, 09:08:05
Zitat
Die "Aussenstehenden" haben eben jenen Eindruck (von Grenzen, von festem Kern, dem evtl. nicht nahegekommen werden kann), weil sich die Gruppe (von innen heraus) so verhält, zeigt... wie sie es eben tut.

Nicht unbedingt, da es hier zwar einen harten Kern (gemessen an meiner Definition) gibt, sich dieser aber selten gemeinsm sieht, d.h. die Sticheleien innerhalb dieses Kernes sind so offensichtlich, das auch ein Neuling keine Probleme darin sehen dürfte zu einer solchen "Kernposition" "aufzurücken".

Zitat
Also: inwiefern bezieht man aus einer Gruppe einen Teil seiner Identität bzw.: was genau bedeutet/meint/ist denn "Identität"???

Eine Gruppe kann teilweise identität stiften, natürlich bei dem einen mehr und bei dem anderen weniger.Wenn du z.B: sagst "Ich bin ein Grufti" gibst du dir damit auch einen Teil Identität durch diese Gruppe, sprich "Ich gehöre dazu".
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: BetterOf2Evils am 26 Januar 2005, 13:36:35
Zitat
Drittens gibt es symbolische Techniken, die soziale Nähe kommunizieren: Manche sprechen sich mit real names an, andere dokumentieren Gruppenkohärenz durch die Verwendung gleicher Symbole.


Ja, das ist offensichtlich und der Leser assoziiert seinen/ihren Teil dazu.  :wink:

Zitat
Denkbar ist das auf jeden Fall und auch ich empfände es als ausgesprochen nachteilig, weil ganz einfach: langweilig. (...) Die Reibungsfläche hier ist groß genug, da ist für gute Unterhaltung weiterhin gesorgt


Recht geb ich Dir.
Schön und gut, aber Unterhaltung auf Kosten weniger (unangenehmer) User, die dann den Kürzeren ziehen? (Wie heißt es so schön? "Kampf, Sieg oder..."  :wink: )

Zitat
(...)einem stetig wachsenden Zwang zu selbstbestätigendem Verhalten (sowohl im Hinblick auf die Gruppe im ganzen als auch auf deren einzelne Mitglieder).


Versteh ich nicht.
Meinst Du immer wiederkehrende Muster in Postings was den Ausdruck, die Intention usw. betrifft?
Warum ist das zwangsweise? Kann man nicht mal über seinen Schatten springen zum Wohle der "Gemeinschaft" bzw. eben dafür, dass die Gruppe offen bleibt und eben nicht elitär verschlossen für wenige?
Oder ist es gerade das Erstrebenswerte, dass es eine oligarchische Gruppe gibt? Ich denke nicht, aus eben den bereits genannten Gründen: langweilig, gegen die Öffentlichkeit eines Forums etc.

Zitat

Allerdings denke ich nicht, dass Probleme (der Gruppenbildung, Ausgrenzung...) ab einem bestimmten Punkt vorhanden sind, sondern dass es sich hierbei um einen Prozess handelt. Allerdings zeigt sich manches erst, wenn etwas "eskaliert", wenn etwas auf die Spitze getrieben wird oder sich auf bestimmte Weise wiederholt...


Sehe ich auch so. Bestimmtes, sich wiederholendes, elitäres Verhalten fällt auf!
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Manu am 26 Januar 2005, 14:47:36
Es gibt einige Gruppen/Grupierungen hier bei so vielen Usern ist das wohl auch klar. ;-)

Das nicht jeder mit jedem kann ist verständlich und ich denke das keiner hier im Forum alle user mit RL-Namen kennt und sie auch beim sehen auseinander halten kann. Dafür sind es zu viele :-)
Man sucht meiner meinung nach sich 2-3 grüppchen heraus und schließt sich denen an dadurch ist man auch immer unter anderen leutchen und es wird nicht langweilig.

Thema: Mobbing

Ist mir auch schon aufgefallen das hier auf einigen usern rumgehackt wird nur weil eine gruppe einer anderen meinung ist.
Kann aber ja auch sein das 50% der user meinung a vertreten 40 meinung b und 10 ist es egal...
wenn aber dann user die die gleichen singnaturen haben oder man weis die hängen oft zusammen rum und sieht sie immer in ner geschloßenen gruppe auf ner party dann kann schon der verdacht ven mobbing aufkommen.

Neue User...

Viele der 'älteren' user ( damit meine ich user von s-hh.de zeiten) sind mittlerweile inanktiv oder ziehen sich mehr und mehr zurück.
Mag es durch Beruf/Schule/Umzug usw sein oder weil sie einfach einen freundeskreis gefunden haben und nur noch ab und zu mal ins partyboard schauen wer wann wo ist. Was bei vielen so ist.
Einige ältere legen sich neue Niknames zu um zb. problemen wie Mobbing aus dem weg zu gehen.

Die wirklich neuen user die sich hier anmelden kann man allerdings sehr gut herausfiltern...
Sie warten erstmal ab und zeigen nachdem sie die ein oder anderen rl kennengelernt haben mehr und mehr präsenz.

Colourize fragte nach ob wir eine geschlossene Gesellschaft sind.
Ich denke zum teil JA.

Warum?
Nun zum einen gibt es hier die unantastbaren (siehe mobbing)
zum anderen einfach viele kleine gruppierungen wo man als neuer user nicht unbedingt gleich durchsteigt.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Jinx am 27 Januar 2005, 12:40:32
Natürlich gibt es in einem regionalen Forum wie diesem auch Gruppen, die Kontakt im RL zueinander haben. Die tauschen sich dann auch mal im forum aus, teilweise für andere, neue User nicht immer verständlich. Diese Gruppenbildungen halte ich für normal und auch gesund, da wir keine Autisten sind, die nur vor  dem Rechner hängen und das i-net mit dem RL verwechseln. Ebenso normal ist, dass eine solche Gruppe vielleicht aus 10 Leuten besteht und nicht aus über 400 (ich weiß jetzt gerade nicht, wie viele User hier angemeldet sind).

Es ist ja auch keine heterogene Gemeinschaft hier, die Leute unterscheiden sich stark von ihren Interesssen her, vom Alter, von der Lebenseinstellung. Die sich so bildenden Gruppen sind auf Parties identifizierbar, wobei nicht alle ständig aufeinanderhängen (wer das glaubt, hat keine Ahnung) und es durchaus Kontakte mit anderen LEuten gibt, die nicht zu den Gruppen gehören. Diese Gruppen sind nämlich eher lose. Es ist auch möglich, in eine Gruppe hineinzukommen, geschlossene Gesellschaften sind mir jedenfalls hier nicht bekannt.

@Manu: ich habe keine Ahnung, was Du mit "unantastbar" meinst, aber m. E. gibt es hier keine unantastbaren Leute, und Gruppen schon gar nicht, das läßt die Forenstruktur schon gar nicht zu. Das wirst Du kaum an einer gemeinsamen bzw. ähnlichen Signatur festmachen können.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Nichtmensch am 17 Juni 2005, 13:15:21
Ich denke mal, als relativer Neuling tu ich Euch mal den Gefallen und bezieh dazu mal Stellung.

Das es hier, wie auch im realen Leben Gruppierungen gibt, ist durchaus klar. Das gemobbt wird, somit auch.  Es ist ist nicht unbedingt zwangsläufig zu erwarten, kommt aber dennoch vor. Was diese Community hier angeht, so kann ich mir da noch kein Urteil bilden, wohl aber in anderen, wie der Gothic-Cat, um nur ein Beispiel zu nennen. Dort kann man es als Neuling immer gut feststellen, was die Gruppierungen angeht. Aber denkt jetzt nicht, das ich den GC hiermit vergleichen will!!!

Ich für meinen Teil gehöre keiner Gruppe an und bin, wenn, auf den Veranstaltungen meist allein zu finden. Da ich nun einige kenne, bietet sich hier und da immer mal ein nettes Gespräch an. Und es kam auch schon mal vor, das eine sehr interessante Diskussion dabei rausgekommen ist. Diese Gruppenerfahrung habe ich gemacht und festgestellt, das sich meine Interessen eben nicht in einer Gruppe wiederspiegeln.

In Bezug auf Mobbing. Nach meinem Erachten gehören dazu 2. Einer der mobbt und einer, der gemobbt wird. Ich weiß natürlich nicht, in welchem Interesse beide Parteien handeln, aber ich kann mir nicht vorstellen, das es mich großartig bestürzen würde, wäre ich das Opfer. Zumindest, was die Community hier betrifft. Ich bin mir zwar durchaus bewußt das jedem hier verfassten Text ein Mensch sitzt, maße mir aber nicht an über den zu urteilen, da ich Ihn nicht kenne. Schlußendlich kann ich nur jeden Mobber , den ich nicht persönlich kenne, müde belächeln. Und sollte eben diese Person aus meinem Bekanntenkreis entspringen, so stelle ich Ihr persönlich ein Armutszeugnis aus, etwaige Probleme auf diese Weise mit mir klären zu wollen.
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Merovinger am 23 Juni 2005, 12:47:43
Zitat
Die wirklich neuen user die sich hier anmelden kann man allerdings sehr gut herausfiltern...
Sie warten erstmal ab und zeigen nachdem sie die ein oder anderen rl kennengelernt haben mehr und mehr präsenz.

Definitiv: NEIN.
Um meine Meinung kund zu tun brauche ich keine "Bekannten" im Forum!
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Merovinger am 23 Juni 2005, 12:49:22
Eigenartig, syntiq... Zu der gehöre ich auch!
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: Buddy am 23 Juni 2005, 16:20:26
"Ihr seid alle Individuen"
"Ja! Wir sind alle Individuen!" :D
Titel: Gruppenbildungsprozesse
Beitrag von: bloody_squirrel am 25 Juni 2005, 18:16:57
ich bin so nen fall von selten aufm board, gehöre nicht zur szene (weil das wäre mir zu anstrengend) und schon gar nicht zu nem harten kern.
muss aber mal anmerken das is die diskussion hier interessant finde. vllt seh ich das ja auch ein wenig von oben herab wie schon mal gepostet wurde. *namesgedächnis such*
 :eek:
bin aber an für sich nicht der mensch der sich zu einer szene zuordnen lässt. mag am alter liegen.... :P
ich denke das menschen sich fast immer zu irgend einer gruppe zuordnen müssen weil es leichter ist als sich mal mit sich selber zu beschäftigen. fast alle wollen individuell sein aber "irgendwie" sehen die meisten doch "ziemlich" gleich aus.
was ich gerade hier am i-net schätz ist das menschen hier eher mal das sagen was sie denken und man so leute und meinungen zusammen bekommt die sich sonst nicht an einen tisch setzen würden. der menschliche verstand is einfach zu visuell und eingeschränkt.

was das mobben angeht: wer sich HIER gemobbt fühlt sollte mal zum psychologen seines vertrauens gehen. weil ich mein das is i-net.

*zitier*:
Chatter 1: Jungs es gibt ein draussen!
Chatter 2: WTF ?!
Chatter 3: w00t ?
Chatter 4: Link ????

wenn das jetzt einer nicht versteht soll er nachfragen!!!!!! :shock: