Schwarzes Hamburg

Schwarzes Hamburg => Archiv => Politik & Gesellschaft -Archiv- => Thema gestartet von: SuperTorus am 16 Januar 2005, 17:02:10

Titel: Politiker als Werbeträger?
Beitrag von: SuperTorus am 16 Januar 2005, 17:02:10
Ich hab eben gerade einen Werbespot im TV gesehen, wo Norbert Blüm Werbung für ein Arzneimittel macht. Ich finde ich es moralisch verwerflich.

Norbert Blüm ist mir da eigentlich relativ egal, aber stellt Euch mal vor unser Alt-Bundeskanzler Kohl würde z.B. Werbung für einen Finanzdienstleister machen.

Da bekäme die Firma doch einen Vertrauensbonus, der Ihr überhaupt nicht zusteht.  Und  vermutlich würden gerade alte Menschen in Scharen Ihr Geld zu der Firma tragen (aka wenn der Helmut das sagt, dann muss es gut sein, schließlich ist er immernoch ein Staatsmann).

Meiner Meinung nach währe die einzige Art von Werbung, die Politiker machen dürfen für Wohltätige Institutionen.

Wie sehr Ihr das?
Titel: Politiker als Werbeträger?
Beitrag von: olli am 16 Januar 2005, 17:05:24
jupps. politiker erhalten ihren celebrity-status schließlich durch ihre arbeit im auftrag des staates - also in unserem/meinen auftrag. ganz zu schweigen davon, das wir denen ihre berühmtheit direkt bezahlen, finde ich es moralisch voll fürs rektum, wenn die das kommerziell nutzen. echt mal! *empör*
Titel: Politiker als Werbeträger?
Beitrag von: messie am 16 Januar 2005, 17:19:31
Hm ... ich sehe das etwas anders.

Es handelt sich bei Blüm ja um einen ehemaligen Politiker. Und damit ist er nun nicht mehr als ein Prominenter, wie alle ehemaligen Spitzenpolitiker.
Und darauf basiert schliesslich das System der Werbung: Prominente als Werbeträger gewinnen, um den Status ihrer höheren Glaubwürdigkeit auszunutzen. Den Vertrauensbonus "der der Firma gar nicht zusteht" bekommt diese auch bei anderen Prominenten: Da verdient sich Jauch was durch Werbung dazu, weil aufgrund WWM auch viele alte Omis glauben, dass der ja soooo viel weiß, und wenn der Werbung für ein Produkt macht, dann muss das ja ein gutes sein.

Mit anderen Worten: Ein völlig normales Phänomen.
Das Einzig Rügenswerte daran ist, dass sich die ehemaligen Politiker dadurch eher ein wenig lächerlich machen, ihre durch ihr Ministeramt erworbene Reputation zu einem guten Stück eindampfen.
Denn Norbert Blüm dürfte spätestens jetzt doch keiner mehr wirklich ernstnehmen  :wink:

Ach, und was den guten alten Kohl angeht: Bei Ex-Kanzlern wie Ex-Präsidenten sieht es noch ein bisschen anders aus, weil sie auch nach Ende ihres Amts unser Land nach aussen hin repräsentieren. Das bemerkt man ja schon allein daran welchen Stellenwert ein grosses Interview hat, wenn Helmut Schmidt oder Helmut Kohl mal wieder eines geben. Bei Blüm oder Scharping oder Waigel oder oder oder sieht das gleich anders aus - da hört doch kaum einer zu ...
Titel: Re: Politiker als Werbeträger?
Beitrag von: phaylon am 16 Januar 2005, 17:31:14
Zitat von: "SuperTorus"
Da bekäme die Firma doch einen Vertrauensbonus, der Ihr überhaupt nicht zusteht.  Und  vermutlich würden gerade alte Menschen in Scharen Ihr Geld zu der Firma tragen (aka wenn der Helmut das sagt, dann muss es gut sein, schließlich ist er immernoch ein Staatsmann).


Ich seh' da kein Problem drin. Begründung: Der Politiker wirbt mit dem Bild, welches er darstellt. Er spricht aber nur Personen an, die ihm vertrauen. Nicht zu vergessen ist auch die Umkehrwirkung: Stell dir mal vor, ein Oberer der Grünen wirbt für Microsoft. Im Endeffekt kategorisier ich es unter Eigenverantwortung.


p
Titel: Politiker als Werbeträger?
Beitrag von: Thomas am 19 Januar 2005, 08:56:19
Zitat
Den Vertrauensbonus "der der Firma gar nicht zusteht" bekommt diese auch bei anderen Prominenten: Da verdient sich Jauch was durch Werbung dazu, weil aufgrund WWM auch viele alte Omis glauben, dass der ja soooo viel weiß, und wenn der Werbung für ein Produkt macht, dann muss das ja ein gutes sein.

Zwischen Showmaster und Ex-Finanzminister liegt aber noch ein kleiner Unterschied, auch wenn sie prinzipiell beide "nur" Prominente sind.
Wenn man z.B. einer Firma sein Geld in den Rachen schmeißt weil IRGENDEIN Prominenter aus dem Showbiz dafür werbung macht, hat man selber Schuld.
Aber Ex-Politiker waren mal zum Wohle des Volkes da (jedenfalls sollte es so sein) und das läßt solche Kampagnen vor allem für leicht unbedarfte Zeitgenossen doch leicht in einem anderen Licht erscheinen.
Ich finde solche Werbeaktionen von Ex-Politikern zumindest moralisch bedenklich, auch wenn ein Ex-Minister natürlich eine andere Liga ist wie z.B. in Ex-Bundeskanzler.

Nebenbei gefragt : Hat Blüm das wirklich nötig, Finanziell meine ich ?
Titel: Politiker als Werbeträger?
Beitrag von: Eisbär am 19 Januar 2005, 11:06:31
Zitat von: "Thomas"
Nebenbei gefragt : Hat Blüm das wirklich nötig, Finanziell meine ich ?
Nein. Nach seiner eigenen Aussage ist seine Rente sicher.

Ich will nicht wissen, wie hoch seine Pensionsbezüge dank 16 Jahren als Minister sind.

Aber:
Von dem ganzen Unionshaufen halte ich Blüm noch am ehesten für integer. Vieleicht ist er auch einer dieser Leute, die sich sagen, sie machen nur Werbung für etwas, an daß sie selber glauben?

Und ein bißchen Extra-Geld im 5-6stelligen Bereichen für ein-zwei Werbespots, also 2-5 Drehtage, wer von Euch würde das ablehnen?

Hat sich ja auch keiner aufgeregt, als Genscher für die Bahn Werbung machte (als Vielreisender bekannt und im Spot persifliert).
Titel: Politiker als Werbeträger?
Beitrag von: Thomas am 19 Januar 2005, 16:29:49
Zitat
Ich will nicht wissen, wie hoch seine Pensionsbezüge dank 16 Jahren als Minister sind.

Eben drum.
Übrigens ist er ja in den letzten Jahren auch häufiger als Büttenredner auf Karnevalsveranstaltungen zu sehen.Die Renten sind sicher.Spass muß sein =)

Zitat
Von dem ganzen Unionshaufen halte ich Blüm noch am ehesten für integer

Der prinzipiellen Aussage dieses Satzes kann ich mich anschließen.

Zitat
Vieleicht ist er auch einer dieser Leute, die sich sagen, sie machen nur Werbung für etwas, an daß sie selber glauben?

Dran glauben ? An ein Arzneimittel ? Schwer zu glauben.Ich meine, würde er jetzt z.B. einen Werbeclip mit Spendenaufrufen für die SOS-Kinderdörfer machen, könnte ich mir das vorstellen, aber an was soll er (man) den bei Arzneimitteln glauben ? Das die besonders gut wirken oder was ?

Zitat
Hat sich ja auch keiner aufgeregt, als Genscher für die Bahn Werbung machte (als Vielreisender bekannt und im Spot persifliert).

Da gabs ja auch dieses Forum noch nicht (geschweige denn diesen Tread). :)