Schwarzes Hamburg
Schwarzes Hamburg => Archiv => Gedankenaustausch -Archiv- => Thema gestartet von: Multivac am 21 September 2011, 14:35:20
-
"Ich bin der Größte! Auch wenn das oft nicht stimmt und die Betroffenen damit mächtig auf die Nase fallen: Selbstüberschätzung zahlt sich in der menschlichen Gesellschaft aus. Das haben Forscher mit einer Simulation gezeigt. Solange es viel zu gewinnen gibt, ist ein geschöntes Selbstbild von Vorteil."
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,786072,00.html
...ein schönes kallisti-thema :)
-
Du kramst auch immer Themen raus...
Arbeitest du beim Spiegel?
Aber bei der nächsten Gehaltsverhandlung wollte ich das eh versuchen.
Viel verlieren kann man ja nicht.
-
Arbeitest du beim Spiegel?
::) schön wärs
-
Diese Selbstüberschätzung wird teilweise aber auch in der Arbeit gefordert. Ich fang frisch an, und mir wurde eingeimpft, ich sollte doch den Eindruck machen, als wäre ich der totale Experte und hätte von allem ne Ahnung. Und wenn Leute mir auf den Zahn fühlen wollen, dann soll ich rumeiern oder an meinen Chef verweisen. :o
Es war leicht anders formuliert und wurde in einen viertelstündigen Vortrag verpackt.
Andererseits, wenn man den Eindruck erweckt, dass alles klappt und alles machbar ist, dann staunt man hinterher selber, was alles machbar war.
-
Mein allererstes Vorstellungsgespräch habe ich mal grandios vergeigt, indem ich einfach nur eine realistische Einschätzung meiner selbst abgegeben habe: Dass ich noch keine Berufserfahrung habe, natürlich nicht wissen könne inwieweit schwere Arbeiten sich wuppen lassen (ich aber zuversichtlich wäre), bla blub. Das Feedback des damaligen Chefs war dann auch, natürlich, eindeutig: "Wenn Sie sich nicht einmal hundertprozentig zutrauen was hier gefordert ist, dann kann ich Sie auch nicht einstellen", und so war es nach nicht einmal 10 Minuten erledigt - Gespräch wie Job.
Freunde sagten mir dann auch folgerichtig "warum tust du das auch? Mit dem Personaler / Chef hast du später eh nix mehr zu tun. Hauptsache rein! Von deinen Kollegen kann vermutlich eh mindestens die Hälfte genausowenig wie du, die wurden aber eingestellt, weil sie ebenfalls auf die Kacke gehauen haben".
Das habe ich mir gemerkt: In Vorstellungsgesprächen niemals, niemals so tun als könne man etwas nicht richtig! Selbst wenn es stimmen sollte! Da hat man alles zu können, und wenn man etwas noch nicht kennt, dann selbstbewusst und gelassen zu bleiben, indem man "ach, das ist so ähnlich wie xy, wird schon klappen" oder Ähnliches sagt - eben derjenige zu sein, den sich die Personaler erhofft haben, einer der alles kann. ;)
Insofern kann ich da zumindest für Vorstellungsgespräche zu 100% bestätigen, was jene Forscher behaupten, dass im Zweifel derjenige die Ressource (hier: Den Arbeitsplatz) erhält, der ein gewisses Maß an Selbstüberschätzung an den Tag legt.
Das geht so weit, dass derjenige eventuell prompt noch ein unverschämt hohes Gehalt erhält, "nur" weil er sich ebendort so gut verkauft hat, dass man ihm abnahm, dass er jenes Gehalt auch wirklich wert ist.
Da hört es dann aber auch auf mit der Übereinstimmung mit der Theorie: Ich glaube, dass im Arbeitsleben selbst zwar Selbstbewusstsein nicht schaden kann, aber da kommt es ja doch oftmals auf Teamwork an. Und wenn da jemand ständig behauptet er könne alles mit links (Selbstüberschätzung eben), es dann aber doch nicht kann, dann fliegt das in nullkommanix auf. Beliebt macht sich derjenige damit dann ja wohl eher nicht. ;)
Fazit: Dort, wo es um den Kampf einer knappen Ressource geht mögen die Wissenschaftler recht haben, wenn es aber um Teamwork geht, glaube ich nicht dran dass ihr Ergebnis hierauf anwendbar wäre.
-
"Unsere Analyse zeigt, dass sich Selbstüberschätzung gegenüber einer realistischen Selbstanalyse oft durchsetzt."
Dann brauche ich mich ja auch nicht weiter zu wundern, dass es so unheimlich viele (hauptsächlich) Männer gibt, die sich
a) für überdurchschnittlich attraktiv und
b) für überdurchschnittlich gute Autofahrer halten. ;D
-
ja, aber bei der Länge unterschätzen sie sich eigentlich immer :)
-
b) für überdurchschnittlich gute Autofahrer halten. ;D
Aber aber wenn man das immer zu hören bekommt?
Außerdem sollst du doch Urlaub machen und hier nicht rumsurfen!
-
b) für überdurchschnittlich gute Autofahrer halten. ;D
Aber aber wenn man das immer zu hören bekommt?
Außerdem sollst du doch Urlaub machen und hier nicht rumsurfen!
Du unterschätzt mich. Ich kann beides gleichzeitig. :P
-
Pseudomultidingens /o\
Lauft. Lauft alle!
-
"the trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt."
bertrand russell
-
danny - ... eben! :)
Ich hab mir den Artikel nicht richtig durchgelesen, weil mich das eigentlich eher anödet. =/
Is doch ein alter Hut. Und grade die Sache mit Vorstellungsgespräch etc. kotzt mich schon ewig an: dass man sich "gut verkaufen" muss - ich will mich nich verkaufen und schon gar nicht "gut" bzw. von mir selbst behaupten, was ich nich alles so toll kann ... ... Was eine Scheiße, echt! Dass Männer da den Frauen "überlegen" sind, is auch uralt.
Mich nervt nur, dass dieses overstatement als normal, gängig gilt, akzeptiert und also sogar gefordert wird. - Was für eine Idiotie!
Vor allem sehe ich das ganz anders: Wenn sich angeblich die meisten Menschen eher (selbst) überschätzen - was is dann mit all den zahllosen Menschen mit geringem Selbstvertrauen ... ... ... ?!? Von denen gibt es doch angeblich nicht wenige. Oder is Selbstzweifel und -kritik halt doch (eher) weiblich und Selbstüberschätzung und Prahlerei doch (eher) männlich? ;D
-
Naja, es gibt ja auch sowas wie Teamwork. Und dort ist eine realistische Einschätzung dessen, was jeder am besten kann, dann wiederum Gold wert. :)
-
Ja, realistische Selbsteinschätzung (also nicht -überschätzung). ;)
Und mir is immer noch derjenige (Mensch) lieber, der sich selbst unterschätzt und dann positiv überrascht als umgekehrt!
-
Ich seh das ganz so wie Kallisti und halte das auch für Idiotie.
Das hatte ich zum Glück bisher auch nicht nötig, um damals eingestellt zu werden oder heute an Aufträge zu gelangen oder an Projekten mitzuarbeiten. Auch da gibt es diese Gespräche, die ähnlich verlaufen wie ein Einstellungsgespräch, aber eben auf Augenhöhe, weil ich nicht als Bit(t)stellerin komme, sondern als Dienstleister. Da muss man nicht übertreiben, sondern einfach nur zeigen, was man leisten kann. Und da würde ich einen Teufel tun zu behaupten, dass ich irgend etwas könne, was ich in wirklichkeit nicht kann. Naja wenn man selbständig unterwegs ist, läuft das alles so 1:1. Und ich glaube, auch in einem Einstellungsgespräch für eine Angestelltenposition müsste ich nicht rumlügen oder übertreiben. Vielleicht liegt das auch an der Branche, ich weiß es nicht.
Ich mag das im Musik-Bereich auch nicht so gerne, wenn da die Promotion sich jedes mal mit Superlativen überschlägt, um irgendeine austauschbare Band beworben wird. Dabei darf man nicht vergessen, dass da ja ganz viele Bands sind und sämtliche Superlative inflationär an all die Bands angewendet werden, dass das Prinzip eigentlich schon völlig ausgelutscht sein müsste. Aber anscheinend funktioniert das immer noch bei einigen. Ich würd gern mal ne realistische Werbeanzeige sehen wie: "Band XY - wem's gefällt..." oder "Band Z - gibt zwar besseres, aber das ist auch schon mal nicht so schlecht"
Naja, aber so ist sie eben, die (Be)Werbung.
Auch nicht zu vernachlässigen: Wenn man etwas nur toll genug beworben hat, ist derjenige, der herausfindet, dass es nur halb so "geil" ist, nicht ganz so enttäuscht, weil die Werbung ihm ja versichert: "Das, was du da hast ist was ganz tolles!"
-
Naja, es gibt ja auch sowas wie Teamwork. Und dort ist eine realistische Einschätzung dessen, was jeder am besten kann, dann wiederum Gold wert. :)
So ein Team kann auch alles andere als harmonisch sein. Manchmal tragen wenige gute dann alle, und die, die die Backen aufblasen, stehen am besten da. Oder aber TEAM bedeutet: Toll, Ein Anderer Macht's. Und die, die es erledigen, sind nicht unbedingt auf Konfrontation aus, sondern wollen einfach nur ihre Arbeit erledigen.
Zum Thema "sich verkaufen": ich hab's anfangs auch gehasst. Irgendwann muß man sich glaube ich im Angestellten-Alltag dran gewöhnen, wenn man sich nicht jeden Tag die Krätze an den Hals ärgern will. Mittlerweile sehe ich es nicht mehr ganz so negativ. Klar, die Firmen wollen ja auch wissen, was sie bekommen, wenn sie XY einstellen. Und jemand, der signalisiert "Ich kann das" IST nun mal attraktiver als die schüchterne graue Maus, die sich nichts zutraut. Mittlerweile weiß ich, was ich kann, und bin stolz auf das, was ich erreicht habe und was ich an Berufserfahrung gesammelt habe, und da kann ich das auch sagen und muß das nicht mit Understatement unter den Teppich kehren. Also sehe ich das mittlerweile nicht mehr als "total auf die Kacke hauen", sondern als "Sagen Sie doch mal, was Sie alles schon so gemacht haben". Warum soll ich mich klein machen?
Die Grenze zum absoluten Größenwahn ist bei manchen allerdings ein schmaler Grat, und es gibt auch Vorgesetzte, die diese Höhenflüge nicht als solche erkennen...
-
Ich denke auch, ich habe jetzt schon einiges erreicht.
Das macht man sich nur sehr oft wohl nicht so wirklich klar, was man alles kann.
Das hängt zu einem großen Teil auch davon ab, was in der aktuellen Stellung alles gefordert wird.
Keine Job fordert einem all seine Qualifikation ab.
Wenn ich einen gefunden habe, werd ich es mitteilen.
Vielleicht hilf dann der Versuch der Überschätzung doch dazu, eine ralistische Einschätzung abzuliefern.
Weil man eben doch mehr kann als man bisher immer so publiziert hat.
-
Naja, es gibt ja auch sowas wie Teamwork. Und dort ist eine realistische Einschätzung dessen, was jeder am besten kann, dann wiederum Gold wert. :)
So ein Team kann auch alles andere als harmonisch sein. Manchmal tragen wenige gute dann alle, und die, die die Backen aufblasen, stehen am besten da. Oder aber TEAM bedeutet: Toll, Ein Anderer Macht's. Und die, die es erledigen, sind nicht unbedingt auf Konfrontation aus, sondern wollen einfach nur ihre Arbeit erledigen.
Die Grenze zum absoluten Größenwahn ist bei manchen allerdings ein schmaler Grat, und es gibt auch Vorgesetzte, die diese Höhenflüge nicht als solche erkennen...
:o Als würdest Du an meinem Arbeitsplatz arbeiten...Ich geh selber aus verschiedenen Gründen nicht gerne mit meiner Kompetenz wedeln und bin stark genervt, wenn mir (also: mir) auffällt, bei welchen Kollegen in der Dicken Hose eher n schmales Persönchen steckt - aber Chef rallt das nicht.
Zum Glück war ich noch nicht oft in der Verlegenheit, mit mir selbst prahlen zu müssen...und wird wohl auch so schnell nicht passieren *hoff*.
(Von meinem Vater habe ich die Phrase "sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit", was zwar in vielen Situationen eine nützliche Fähigkeit ist, aber manchen Menschen dummerweise als Wappenspruch dient)
-
Pseudomultidingens /o\
Lauft. Lauft alle!
? ???