Schwarzes Hamburg
Schwarzes Hamburg => Archiv => Gedankenaustausch -Archiv- => Thema gestartet von: CubistVowel am 05 November 2010, 08:35:22
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Es ist nur ein Gefühl, das ich manchmal habe. Ich kann aber nicht genau den Finger drauflegen, woran es eigentlich liegt, dass ich manchmal denke, irgend etwas in der Entwicklung des Menschen läuft gerade grandios schief...
Wir sind unserer Arbeit entfremdet. Wir grenzen die Tätigkeit, mit der wir den größten Teil unserer Zeit verbringen, von dem ab, was wir als unser eigentliches Leben bezeichnen. Unsere Arbeit ist von ihrem direkten Ergebnis meistens völlig abgekoppelt. Geld und Macht sind für viele die einzig lohnenden Ziele.
Fremde Menschen, z. B. Firmenchefs, die viele nicht einmal persönlich kennen, bestimmen unseren Tagesrhythmus. Wir werden gezwungen, die Ruhe- und Bewegungsbedürfnisse unseres Körpers oder unseres Geistes völlig zu ignorieren, um zu bestimmten Zeiten zu funktionieren, unabhängig vom individuellen oder biologischen Rhythmus.
Die Menschen, denen wir die Führung anvertraut haben, sind offensichtlich mit der Größe und Unüberschaubarkeit dieser Aufgabe überfordert. Die Organisation der viel zu großen Gesellschaft richtet sich nach Größen, die dem Individuum fremd und unpersönlich erscheinen. Die Bereitschaft Verantwortung für die Gemeinschaft zu tragen nimmt ab.
Früher war der Sommer die Zeit der Arbeit, der Winter die Zeit des Ausruhens - Aufstehen und Schlafengehen richteten sich nach der Sonne. Heute hat man diese Rhythmen fast gänzlich den Regeln der Ökonomie untergeordnet, Jahreszeiten und Wetter haben nur noch wenig Bedeutung und stören sogar oftmals.
Wir sehnen uns nach der Natur, aber mit fast allem, was wir tun, zerstören wir etwas von ihr. Wir halten Parks, Gärten, Rasenflächen, Felder und Forste für "Natur". Die echte Wildnis macht uns Angst. Viele Tiere machen uns Angst. Der sogenannte Einklang mit der Natur ist ersehnt und vielbeschworen, aber wer ernsthaft danach strebt, ist bestenfalls ein "Spinner". (edit.) Auf der anderen Seite halten wir uns für die Krone der Schöpfung und glauben außer- oder oberhalb der Natur zu stehen.
Wir leben meistens allein oder in Kleinstfamilien, weitab von der Sicherheit der Großfamilien. Andererseits leben wiederum viel zu viele fremde Menschen in unserer Nähe, als dass wir uns sicher und ungestört fühlen können. Mit unseren Häusern und Straßen zerstückeln wir die Landschaft. Viele unserer Alten und auch Kinder verwahrlosen.
Licht und Lärm umgeben uns Tag und Nacht. Wir essen Dinge, die man kaum noch als Nahrung bezeichnen kann. (edit:) Der Herstellungsprozess unserer Nahrungsmittel ist uns fast gänzlich unbekannt. Unsere Religionen behaupten, es sei Sünde, den Bedürfnissen unseres Körpers nachzugeben. Unsere Körper sind der steigenden Lebenserwartung nicht gewachsen. Der Tod und Sterben ist nicht mehr Teil unseres Lebens.
Ich frage mich manchmal, ist unser Leben noch artgerecht? Evolutionsbedingt? Degeneriert?
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Mit dem Menschen ist es ungefähr so, wie Douglas Adams es schon beschrieben hat:
"Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren.
Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen,
die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen!"
Man entwickelt sich eben irgendwie weiter... vielleicht fallen uns in ein paar Generationen die Beine ab oder sowas... aber man passt sich eben den Erfordernissen an. Ob es dem einzelnen nun gefällt oder nicht.
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Mit dem Menschen ist es ungefähr so, wie Douglas Adams es schon beschrieben hat:
"Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren.
Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen,
die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen!"
Man entwickelt sich eben irgendwie weiter... vielleicht fallen uns in ein paar Generationen die Beine ab oder sowas... aber man passt sich eben den Erfordernissen an. Ob es dem einzelnen nun gefällt oder nicht.
die frage die sich mir vor allem stellt, wie könnte man bei aller überzeugung, dass das system (global) scheisse läuft, eine bessere, gerechtere,
artgerechte, naturschützendere (...) gesellschaft neu erfinden bzw. organisieren ?
ein lebensstandard/lebensweise wie in deutschland für alle auf der welt? oder doch besser die lebensweise irgendwelcher bergvölker schön mit naturmedizin (...) und allem ?
das doofe ist, dass wir das nicht bestimmen können und es vor allem nicht selbst ändern können.
was uns bleibt - bei allem was tatsächlich mächtig übel ist - dass wir uns noch freuen können/ sollten hier zu leben.
denn immerhin haben wir hier in deutschland viele möglichkeiten unser leben selber so gut es geht zu gestalten.
wir haben -theoretisch- ein bildungssystem dass es vielen erlaubt, sich einen beruf zu wählen, den man vielleicht als erfüllend
ansieht. der einem das geld einbringt sich gesund zu ernähren (...)
wie leben hier in einem "sauberen", sicheren land (...)
öhm, naja eigentlich ein spannendes thema, was aber schwer ist hier mit 3 sätzen in einem forum auszuspinnen. :(
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Man entwickelt sich eben irgendwie weiter... vielleicht fallen uns in ein paar Generationen die Beine ab oder sowas... aber man passt sich eben den Erfordernissen an. Ob es dem einzelnen nun gefällt oder nicht.
(PlumBum)
Damit macht man es sich sehr leicht. Denn:
Ich denke nicht, dass der Mensch der, seiner Entwicklung so willenlos ausgeliefert ist. Wie gesagt: Wir sind mit Verstand und gewissem Grad an Selbstbewusstsein/Selbstbewusstheit ausgestattete Tiere - im Gegensatz zu den anderen Tieren auf unserem Planeten (zumindest denen, von deren Existenz wir bisher wissen). Wir können durchaus vorausplanen, wir wissen auch um unseren Tod ...
die frage die sich mir vor allem stellt, wie könnte man bei aller überzeugung, dass das system (global) scheisse läuft, eine bessere, gerechtere,
artgerechte, naturschützendere (...) gesellschaft neu erfinden bzw. organisieren ?
(käx)
Das ist der Punkt - die Frage nach dem Wie.
Und da sehe ich, dass es doch Bewegungen, menschliche Gedanken, Absichten, (Problem-) Bewusstsein und Verantwortungsbereitschaft gibt, anders leben zu wollen, zu können.
Was sich hier (in relativ/vergleichsweise halt kleinem Rahmen) zeigt (weil es in der Tat schwierig ist, das gleich allumfassend global so umzusetzen - vielleicht muss es aber eine solche zentrale "Steuerung" gar nicht geben - weil es sie nicht wirklich geben kann bzw. vor allem auch nicht geben sollte! Aber eben: in einzelnen kleinen vielen Teilen.):
http://www.utopia.de/
http://www.attac.de/
http://www.amnesty.de/
http://www.fian.de/online/
http://frauenrechte.de/online/index.php
http://www.slowfood.de/
http://www.ngo-online.de/
http://www.greenpeace.de/index.php
Pro forma: Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Der Wille, das Interesse ist also doch bei einigen immerhin so stark ausgeprägt, ihn in (aktive) Praxis (und/oder sogar Alltag) umzusetzen (gelegentlich oder regelmäßig - je nach eigenen Möglichkeiten - und das mit den Möglichkeiten, insbesondere was körperlichen Einsatz und vor allem ZEIT angeht, ist wieder ein für sich zu diskutierender interessanter Punkt ...).
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Woran wird "artgerecht" festgemacht? Was ist artgerecht? Wenn Tiere gefangen werden und in Käfigen aufwachsen müssen ist es "nicht artgerechte Haltung" da Tierenormalerweise nicht in Käfigen leben.
Würden Tiere sich jetzt spontan weiterentwickeln und es schlagartig ganz cool finden sich kleine Häuser/Käfige zu bauen um darin zu leben, wäre dies irgendwann ganz normal für sie, und damit dann doch auch artgerecht.
Wir Menschen haben auch mal unter freiem Himmel, später in Höhlen gelebt. Heutzutage leben wir in oftmals kleinen Wohnungen. War das damals jetzt artgerechter als heute? "Damals" haben wir fröhlich in die Landschaft geschissen oder (im späteren "damals") unseren Müll einfach auf die Strasse gekippt. Heutzutage gibt es fürs erste kleine gekachelte (oder aus Edelstahl bestehende) "Kabinen" (Auch Klo/Badezimmer genannt) und für letzteres die Kanalisation. Haben wir damals, oder heute nicht-artgerecht gelebt?
Wie definiert man was artgerecht ist, was nicht. Wenn man von der Norm ausgeht: Dann würden Menschen die im Einklang mit der Natur leben NICHT artgerecht leben. Denn es ist mittlerweile doch völlig normaler standard, dass wir eben nicht im Einklang mit ihr leben. Mal ganz davon ab dass diese Normen je nach Land und Kultur eh wieder völlig unterschiedlich sind.
Ich hätte jetz tfast gesagt: Seitdem wir uns über andere Lebewesen stellen, leben wir nciht mehr artgerecht" aber auch das stimmt ja nicht, oder? wir haben die Fähigkeit dazu, also warum sollte es anormal sein sie zu nutzen? Wenn man jetzt jedes Lebewesen für sich betrachtet, also Einflüsse von aussen mal beiseite lässt: Lebt dann nicht jedes Tier nach seinen Fähigkeiten, seinem Wissen, seinem "Bewusstsein" etc. völlig artgerecht? Oder haben Tiere ein Potential welches sie bewusst nicht nutzen a la "Nein, das wäre wider der Natur, das tu ich nicht"? Jedem Tier sind natürliche Grenzen gesetzt innerhalb derer es lebt. Beim Menschen sehen diese Fähigkeiten, diese Grenzen halt völlig anders aus. Seine "Art" ist halt weiter/anders definiert als zB. die eines Tigers. Evtl. ist es einfach unsere Art, unsere "Bestimmung" uns so langsam jegliche Lebensgrundlage zu entziehen. evtl. leben wir also völlig artgerecht wenn wir andere Menschen/Tiere quälen/töten, die Natur vernichten usw usw. denn: Wäre es für unsere Art nicht vorgesehen, könnten wir es auch nicht tun. So wie auch für einen Tiger (derzeit) nicht vorgesehen ist einen Panzer zu bauen, sich reinzusetzen und damit die Nachbarsavanne zu besetzen.
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sYntiq
Die Frage danach, was für Menschen artgerecht ist, ist berechtigt.
Gibt da ein "Spektrum" (-Magazin) zum Thema und ein Buch ("Topothesie") zum Thema:
http://www.spektrumverlag.de/artikel/831840
http://www.spektrumverlag.de/artikel/837027
Habe beides (noch) nicht gelesen - ist aber vlt. hilfreiche Lektüre. ?
Der Dreh- und Angelpunkt ist einfach doch, dass wir uns mit den anderen Tieren nicht vergleichen können - unser Verstand ist der kleine aber entscheidende Unterschied. Wir können uns im Gegensatz zu den anderen Tieren durchaus überlegen (darüber nachdenken, abwägen, einschätzen, analysieren...), wie wir leben wollen, können - was uns langfristig schadet oder nützt - und hier eben auch: inwieweit die uns umgebende Natur in diese unsere Entscheidungen zur eigenen Lebensweise einbezogen werden muss bzw. sollte.
Man kann das nicht verallgemeineren - eben weil (einzelne, alle) Menschen verschieden sind, in unterschiedlichen Lebensräumen leben (müssen oder wollen), unterschiedliche persönliche und kulturelle Hintergründe haben usw. Aber davon abgesehen lassen sich doch ein paar Dinge unter einen Nenner subsumieren, denke ich. Wir brauchen bestimmte Umstände, Gegebenheiten, um (gesund) leben zu können - das sind einerseits äußere Lebensbedingungen, andererseits "innere" Bedürfnisse (die Psyche, den Geist, die Emotionen betreffend).
Richtig ist: Zuvorderst müsste nun eben definiert werden, was für Mensch (möglichst allgemein/global) artgerecht ist - eine Basis, Mindestanforderungen - als Diskussionsgrundlage.
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Die Frage nach der "Artgerechtigkeit" unseres Lebens führt zu der Überlegung, ob es überhaupt so etwas wie ein natürliches Habitat des Menschen geben kann. Man könnte auch annehmen, dass der Mensch im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren ein Mängelwesen (http://de.wikipedia.org/wiki/Mängelwesen) ist, das nur sehr schlecht an seine Umwelt angepasst ist. Aufgrund dieser unzureichenden Anpassung bedient sich der Mensch der Kultur - oder genauer gesagt: kulturellen Erzeugnissen wie Werkzeugen - um sein Überleben zu sichern.
Aus dieser Perspektive betrachtet ist die Nutzung eines Computers für Lohnarbeit nichts anderes als die Nutzung von Pfeil und Bogen zum Erlegen eines Tieres: Obgleich der Grad an Komplexität die beiden Werkzeuge unterscheidet, sind doch beide Kulturerzeugnisse, die auf das Überleben in dieser Welt gerichtet sind, nur dass im letzteren Fall das Beutetier direkt vom Jäger erlegt wird, während im ersteren Fall Geld erwirtschaftet wird, das einen Markttausch ermöglicht.
Fremde Menschen, z. B. Firmenchefs, die viele nicht einmal persönlich kennen, bestimmen unseren Tagesrhythmus. Wir werden gezwungen, die Ruhe- und Bewegungsbedürfnisse unseres Körpers oder unseres Geistes völlig zu ignorieren, um zu bestimmten Zeiten zu funktionieren, unabhängig vom individuellen oder biologischen Rhythmus.
Der Entfremungsansatz ist ja nichts Neues - schon vor 150 Jahren diagnostizierte Karl Marx dies für die Fabrikarbeiter.
Ich würde dagegenhalten, das heute weniger von uns Schichtarbeit vollrichten als dies in der Hochphase der Industrialisierung der Fall war. Mehr Menschen als früher können sich heute ihre Arbeitszeiten aussuchen. Natürlich ist auch viel "Zwangsflexibilisierung" dabei, aber dies war ja auch in früheren Zeiten so, als die Herde mit den Auerochsen nun mal ausgerechnet im September vorbeitrabte. Dann musste eben auch fremdbestimmt gearbeitet werden.
Die Menschen, denen wir die Führung anvertraut haben, sind offensichtlich mit der Größe und Unüberschaubarkeit dieser Aufgabe überfordert. Die Organisation der viel zu großen Gesellschaft richtet sich nach Größen, die dem Individuum fremd und unpersönlich erscheinen. Die Bereitschaft Verantwortung für die Gemeinschaft zu tragen nimmt ab.
Natürlich ist die Gesellschaft heute größer und komplexer als früher - aber die Unpersönlichkeit hat auch sehr viele Vorteile! Z.B. wird nicht einer charismatischen Führungspersönlichkeit Folge geleistet, sondern Gesetzen, während die Personen, die diese verkörpern, austauschbar sind. Ich finde das grundsätzlich besser.
Früher war der Sommer die Zeit der Arbeit, der Winter die Zeit des Ausruhens - Aufstehen und Schlafengehen richteten sich nach der Sonne. Heute hat man diese Rhythmen fast gänzlich den Regeln der Ökonomie untergeordnet, Jahreszeiten und Wetter haben nur noch wenig Bedeutung und stören sogar oftmals.
Ich sehe keinen Vorteil darin, mir den Arbeitsrhythmus vom Wetter oder der Jahreszeit anstatt vom Chef vorgeben zu lassen. Wieso ist das eine besser als das andere?
Wir sehnen uns nach der Natur, aber mit fast allem, was wir tun, zerstören wir etwas von ihr. Wir halten Parks, Gärten, Rasenflächen, Felder und Forste für "Natur". Die echte Wildnis macht uns Angst. Viele Tiere machen uns Angst.
Menschen hatten schon immer Angst vor der Wildnis. Insbesondere der Wald war in Mitteleuropa immer ein Gegner. Lange Zeit galt es, besonders viel Fläche unter Kultur zu nehmen und die wilden Tiere auszurotten, was ja auch geklappt hat. Wölfe, Bären und Luchse galten hier lange Zeit als ausgerottet.
Sämtliche Ortsnamen, die auf-rad(e)-, -raht, -rath; -raut(er); -ray; -greith, -rheid; -reut(h) enden, verraten was dort das vorrangige Ziel war: Rodung des Waldes, das Trotzen der unwirtlichen Wildnis.
Warum nimmst Du an, dass das Leben in der Wildnis artgerechter sei? Warum sollten große Sippen artgerechter sein als kleine Einheiten etc.?
Ich frage mich manchmal, ist unser Leben noch artgerecht? Evolutionsbedingt? Degeneriert?
Ich frage mich hingegen, ob der Mensch überhaupt ein natürliches Habitat hat.
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Ich frage mich hingegen, ob der Mensch überhaupt ein natürliches Habitat hat.
(colourize)
Zuvorderst müsste nun eben definiert werden, was für Mensch (möglichst allgemein/global) artgerecht ist - eine Basis, Mindestanforderungen - als Diskussionsgrundlage.
(Kallisti)
Vielleicht kommt man in diesen Fragen ein Stückchen voran, wenn man der Überlegung folgt, dass "artgerechte Lebensweise" von bzw. für Menschen wahrscheinlich mit dem Aspekt der Lebensqualität evlt. sogar von "Glück" (im Sinne von dauerhaftem, also Lebenszufriedenheit) einhergeht? Es ist also nicht der kurzfristige Kick oder Genuss oder Hochgefühl gemeint, sondern langfristige, mehr oder weniger kontinuierliche Zufriedenheit/Wohlgefühl (mit sich selbst, dem eigenen Leben, den Lebensumständen).
Und hierzu gibt es ja Definitionen, Forschung(sergebnisse):
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensqualit%C3%A4t
http://www.gluecksforschung.de/einkommen.htm
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Irgendwie ist die Frage in einer Hinsicht ziemlich bigott. Auf der einen Seite werden wir dabei wie ein normales Tier betrachtet, auf der anderen Seite steht die Forderung nach Einklang mit der Natur.
Wenn man uns als ein Tier betrachtet, muß man auch sehen, daß wir Teil der Natur sind. Und somit ist die Autobahn die wir bauen nichts anderes, als eine Ameisenstraße und ein Wolkenkratzer in Neuwiedenthal ist nichts anderes als ein Damm von Bibern.
Oder man geht eben doch den "Krönung der Schöpfung"-Gedanken bis zum Ende, formuliert es weniger breligiös und sagt eben, wir haben uns von vielen normalen biologischen Bereichen emanzipiert und damit sind wir eben kein normaler Bestandteil der Natur mehr und damit gelten für uns auch nicht die gleichen Voraussetzungen wie für andere Tiere.
Was artgerecht ist? Naja, das ist doch recht einfach: wir Menschen gestalten uns unsere Umwelt doch so, wie wir sie gerne hätten.
Also befrag 1000 Leute wie sie gerne leben würden. Viele hätten gerne ein mittelgroßes Haus, Garten und eine Familie, eine Arbeit die sie erfüllt und einen abwechslungsreichen Speiseplan. Das wäre dann vermutlich artgerecht. Wir können alle aber nicht das Alphatier des Rudels sein. Also wird irgendwer eben doch der Gärtner oder das Hausmädchen sein...
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Oder man geht eben doch den "Krönung der Schöpfung"-Gedanken bis zum Ende, formuliert es weniger breligiös und sagt eben, wir haben uns von vielen normalen biologischen Bereichen emanzipiert und damit sind wir eben kein normaler Bestandteil der Natur mehr und damit gelten für uns auch nicht die gleichen Voraussetzungen wie für andere Tiere.
(Eisbär)
und
Wir können alle aber nicht das Alphatier des Rudels sein. Also wird irgendwer eben doch der Gärtner oder das Hausmädchen sein...
(Eisbär)
und
Auf der einen Seite werden wir dabei wie ein normales Tier betrachtet, auf der anderen Seite steht die Forderung nach Einklang mit der Natur.
Wenn man uns als ein Tier betrachtet, muß man auch sehen, daß wir Teil der Natur sind. Und somit ist die Autobahn die wir bauen nichts anderes, als eine Ameisenstraße und ein Wolkenkratzer in Neuwiedenthal ist nichts anderes als ein Damm von Bibern.
(Eisbär)
Ich folgere also, dass du (deine) Version 1 (Menschen sind auch nur arme Schweine - respektive Tiere) präferierst?
Andernfalls hättest du dir in deinem letzten Beitrag selbst widersprochen.
Daher vorsichtshalber die Frage:
Siehst du Mensch(en) als Tiere (wie alle anderen (Säuge-) Tiere) oder als "etwas anderes" - falls ja: was? ?
Wie ich schon sagte: Artgerechte Lebensweise in Bezug auf Mensch (heute!) geht meiner Ansicht nach mit Lebensqualität einher bzw. könnte meiner Ansicht nach Lebensqualität ein Definitionsmerkmal (?) für menschliche artgerechte Lebensweise sein.
Dass ich Mensch nicht für "die Krone der Schöpfung" halte, ist wohl klar. Nur weil man den Menschen aber ein Stück außerhalb der "restlichen" Tierwelt rückt, heißt das nicht, dass man ihn darüberstellt - eher vlt. daneben. Und ja, das ist meine (aktuelle/derzeitige, falsifizierbare) Position.
Meiner Meinung nach haben wir uns absolut nicht
(...) von vielen normalen biologischen Bereichen emanzipiert und damit sind wir eben kein normaler Bestandteil der Natur mehr (...)
(Eisbär)
und man muss auch nicht religiös gefärbte Redewendungen (polemisch) verwenden ("Krone der Schöpfung"), um zu erklären, dass der Mensch sich doch "irgendwie" von anderen Tieren unterscheidet. Nicht wahr? ;)
Denn das lenkt nur unnötig von der eigentlichen Thematik ab.
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Warum nimmst Du an, dass das Leben in der Wildnis artgerechter sei? Warum sollten große Sippen artgerechter sein als kleine Einheiten etc.?
Ich habe doch nirgends behauptet, dass irgend etwas früher besser bzw. artgerechter war - wie auch immer man dieses "früher" definieren mag, ob 200 oder 200.000 oder 2 Millionen Jahre in der Vergangenheit. Ich habe nur meine Gedanken zum Thema formuliert, weil es mich interessiert, wie der Mensch sich selbst und seine Stellung innerhalb der Natur wahrnimmt. Ich erhebe keinen auf Vollständigkeit, Objektivität oder Wahrheit.
Es war meine Frage, ob die Entwicklung des Menschen artgerecht sei. Das ist ein biologischer Begriff, wenn auch sehr belegt mit moralisch-ethischen Fragen bzgl. Tierhaltung, so dass die Frage danach wahrscheinlich immer sofort impliziert, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wobei ich in diesem Fall allerdings durchaus finde, dass einiges in der Entwicklung der Menschen in die falsche Richtung läuft, gerade in Bezug auf Arbeit/Selbstbestimmung und Umweltzerstörung. Ich frage mich auch, ob diese Entwicklung noch "natürlich" ist, also schiere Evolution, oder eben aufgrund der (angenommenen oder tatsächlichen) Sonderstellung des Menschen "unnatürlich", sprich ob die Evolution des Menschen anders verläuft als bei den anderen Tieren.
Früher war der Sommer die Zeit der Arbeit, der Winter die Zeit des Ausruhens - Aufstehen und Schlafengehen richteten sich nach der Sonne. Heute hat man diese Rhythmen fast gänzlich den Regeln der Ökonomie untergeordnet, Jahreszeiten und Wetter haben nur noch wenig Bedeutung und stören sogar oftmals.
Ich sehe keinen Vorteil darin, mir den Arbeitsrhythmus vom Wetter oder der Jahreszeit anstatt vom Chef vorgeben zu lassen. Wieso ist das eine besser als das andere?
Was davon besser ist, kann ich auch nicht sagen, aber der Mensch ist immer noch ein Teil der Natur, die nun mal in bestimmten Rhythmen oder Zyklen abläuft. Ich selber finde es sinnvoller und sowohl psychisch als auch physisch leichter, den natürlichen Rhythmen wie Sonnenauf-/untergang etc. zu folgen. Allerdings gibt es theoretisch ja auch noch eine dritte Wahl außer Chef und äußerer Natur, nämlich den eigenen inneren Tagesrhythmen bzw. Leistungszyklen zu folgen. Viele Arbeitnehmer empfinden es körperlich als belastend, dass ihre Arbeitszeit oftmals entgegen der eigenen "inneren Uhr" läuft. Z. B. ist Schichtarbeit körperlich ungesünder, als wenn man als Selbstständiger seinen eigenen Rhythmus finden kann.
Zudem sollte man auch die negativen psychischen Folgen des fremdbestimmten Tagesablaufs nicht vergessen. Viele Menschen leben ihr "wahres" Leben erst nach Feierabend, und das ist verdammt wenig Zeit dafür.
Mein persönliches Fazit ist, dass gerade die Regelung der Arbeit, die einen riesigen Anteil an der Lebenszeit des Menschen verbraucht, schlecht bzw. unzureichend ist. Bitte nicht falsch verstehen: Ich will nicht die gesamte Arbeitswelt umbauen, so dass jeder arbeitet, wann und wie er will etc., das ist natürlich utopisch, aber in vielen Firmen gibt es ja schon lange aus genau diesen Gründen Gleitzeit. (Hattest du ja selbst schon angedeutet.) Trotzdem sollte man bestimmte Entwicklungen einfach immer wieder kritisch hinterfragen.
Die Menschen, denen wir die Führung anvertraut haben, sind offensichtlich mit der Größe und Unüberschaubarkeit dieser Aufgabe überfordert. Die Organisation der viel zu großen Gesellschaft richtet sich nach Größen, die dem Individuum fremd und unpersönlich erscheinen. Die Bereitschaft Verantwortung für die Gemeinschaft zu tragen nimmt ab.
Natürlich ist die Gesellschaft heute größer und komplexer als früher - aber die Unpersönlichkeit hat auch sehr viele Vorteile! Z.B. wird nicht einer charismatischen Führungspersönlichkeit Folge geleistet, sondern Gesetzen, während die Personen, die diese verkörpern, austauschbar sind. Ich finde das grundsätzlich besser.
Zu jeder Zeit - also zu jedem "früher" - gab es Regeln und Gesetze, ob schriftlich oder ungeschrieben. Früher hatte deren Nichtbefolgung allerdings oft noch schlimmere Folgen für den Gesetzesbrecher (Tod, Verbannung,..) Je größer die Gruppe wird, die ein Führer zu leiten hat, desto weniger wird er sich von den Bedürfnissen des Einzelnen leiten lassen, sondern bestenfalls vom sogenannten Allgemeinwohl; was aber oft dazu führt, dass kein einziger zufrieden ist und/oder man die unpersönlichen Entscheidungen des Führers für "abgehoben" hält. Schlimmstenfalls richtet sich der Führer jedoch nur nach seinen eigenen Bedürfnissen oder denen weniger Einflussreicher, was aber bei der großen unübersichtlichen Gruppe weniger auffällt.
Je kleiner die Gruppe ist, desto eher wird sich auch das Individuum für den anderen einsetzen und für das Gesamtwohl der Gruppe Verantwortung übernehmen. Ich finde das ein durchaus betrachtenswertes Argument in Zeiten der Steuerflucht, Minilöhne und ähnlich egoistischer Handlungsweisen.
Wenn ich mir allerdings die heutige Politik betrachte, die versucht möglichst global zu agieren, und dabei außer Lippenbekenntnissen und Krokodilstränen nichts zustande bringt, frage ich mich: Ist eine globale Riesengesellschaft wirklich so viel besser als die kleine, heimelige Horde? ;)
Wir sehnen uns nach der Natur, aber mit fast allem, was wir tun, zerstören wir etwas von ihr. Wir halten Parks, Gärten, Rasenflächen, Felder und Forste für "Natur". Die echte Wildnis macht uns Angst. Viele Tiere machen uns Angst.
Menschen hatten schon immer Angst vor der Wildnis. Insbesondere der Wald war in Mitteleuropa immer ein Gegner. Lange Zeit galt es, besonders viel Fläche unter Kultur zu nehmen und die wilden Tiere auszurotten, was ja auch geklappt hat. Wölfe, Bären und Luchse galten hier lange Zeit als ausgerottet. Sämtliche Ortsnamen, die auf-rad(e)-, -raht, -rath; -raut(er); -ray; -greith, -rheid; -reut(h) enden, verraten was dort das vorrangige Ziel war: Rodung des Waldes, das Trotzen der unwirtlichen Wildnis.
Stimmt allerdings...wie fast jedes Säugetier reagiert auch der Mensch oft aggressiv, wenn er Angst hat. (Oder aber mit Religion...^^) Führt dieses "Trotzen" gegen die Natur aber nicht in eine biologische Sackgasse, die langfristig letztlich mit dem Aussterben des Menschen enden könnte?
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Ich frage mich manchmal, ist unser Leben noch artgerecht? Evolutionsbedingt? Degeneriert?
Ich frage mich hingegen, ob der Mensch überhaupt ein natürliches Habitat hat.
Diese Frage würde ich differenzieren zwischen dem heutigen Menschen und unseren Vorfahren. Jedes Lebewesen hat - ursprünglich - einen natürlichen Lebensraum. Die Frage nach dem Habitat des heutigen Menschen hat ja auch etwas von der Frage nach der Henne und dem Ei - was schafft wen.
Wie weit müsste man also in die Vergangenheit zurück um zu sehen, wann sich der frühere Lebensraum des Menschen so weit entwickelt hat, dass man von einem neuen Lebensraum sprechen kann?
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Zitat von: colourize am November 05, 2010, 11:52:41
Zitat von: CubistVowel am November 05, 2010, 08:35:22
Früher war der Sommer die Zeit der Arbeit, der Winter die Zeit des Ausruhens - Aufstehen und Schlafengehen richteten sich nach der Sonne. Heute hat man diese Rhythmen fast gänzlich den Regeln der Ökonomie untergeordnet, Jahreszeiten und Wetter haben nur noch wenig Bedeutung und stören sogar oftmals.
Ich sehe keinen Vorteil darin, mir den Arbeitsrhythmus vom Wetter oder der Jahreszeit anstatt vom Chef vorgeben zu lassen. Wieso ist das eine besser als das andere?
Was davon besser ist, kann ich auch nicht sagen, aber der Mensch ist immer noch ein Teil der Natur, die nun mal in bestimmten Rhythmen oder Zyklen abläuft. Ich selber finde es sinnvoller und sowohl psychisch als auch physisch leichter, den natürlichen Rhythmen wie Sonnenauf-/untergang etc. zu folgen. Allerdings gibt es theoretisch ja auch noch eine dritte Wahl außer Chef und äußerer Natur, nämlich den eigenen inneren Tagesrhythmen bzw. Leistungszyklen zu folgen. Viele Arbeitnehmer empfinden es körperlich als belastend, dass ihre Arbeitszeit oftmals entgegen der eigenen "inneren Uhr" läuft. Z. B. ist Schichtarbeit körperlich ungesünder, als wenn man als Selbstständiger seinen eigenen Rhythmus finden kann.
(CubistVowel)
Ich sehe das ähnlich - seit es die Chronobiologie gibt, weiß man ja auch um die schädlichen Auswirkungen, wenn Menschen langfristig gegen (biologische und indivduelle biologische) Rhythmen (Biorhythmus) leben.
http://www.geo.de/GEO/mensch/medizin/4123.html
Zudem sollte man auch die negativen psychischen Folgen des fremdbestimmten Tagesablaufs nicht vergessen. Viele Menschen leben ihr "wahres" Leben erst nach Feierabend, und das ist verdammt wenig Zeit dafür.
(CubistVowel)
Zur Selbst- und Fremdbestimmtheit bei Erwerbsarbeit haben wir hier, glaube ich, mehrere threads, in denen das thematisiert ist
http://www.schwarzes-hamburg.com/index.php/topic,2745.0.html
http://www.schwarzes-hamburg.com/index.php/topic,5803.0.html
... und bestimmt in noch einer Menge anderer. ;)
Ich denke, dass entscheidend nicht nur die Arbeitszeiten, sondern vor allem die Arbeitsinhalte sind. Wenn ich einen Beruf ausüben kann, den ich für sinnvoll halte, mit dem ich mich identifizieren kann, den ich überzeugt und gerne mache (die Tätigkeiten und deren gesellschaftliche Auswirkungen), dann gibt es diese Diskrepanz weit weniger (oder vlt. sogar gar nicht). Einen solchen Beruf (langfristig, dauerhaft) ausüben zu können, sehe ich in allerdings als (eher seltenen) Luxus an. =/
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Ich frage mich manchmal, ist unser Leben noch artgerecht? Evolutionsbedingt? Degeneriert?
Ich frage mich hingegen, ob der Mensch überhaupt ein natürliches Habitat hat.
Diese Frage würde ich differenzieren zwischen dem heutigen Menschen und unseren Vorfahren. Jedes Lebewesen hat - ursprünglich - einen natürlichen Lebensraum. Die Frage nach dem Habitat des heutigen Menschen hat ja auch etwas von der Frage nach der Henne und dem Ei - was schafft wen.
Wie weit müsste man also in die Vergangenheit zurück um zu sehen, wann sich der frühere Lebensraum des Menschen so weit entwickelt hat, dass man von einem neuen Lebensraum sprechen kann?
Deinen obigen Ausführungen folgend lebte der Mensch vor wenigstens 5000 Jahren - also unsere Vorfahren - ja noch im Einklang mit der Natur. Die Tages- und Jahreszeiten bestimmten den Rhythmus, die Arbeit war nicht entfremdet, Konsum diente nur zum Überleben und Kapitalismus gabs nicht.
Defnitiv war aber vor 5000 Jahren schon die gesamte Welt von Menschen bevölkert, von einigen ziemlich unwirtlichen Anökumenen, die wir heute gleichfalls zu meiden versuchen, einmal abgesehen. Natürlich war die Bevölkerungsdichte geringer, aber nahezu überall wo es irgend möglich war, lebten auch Menschen. Sie lebten allerdings kulturell angepasst an ihre jeweilige Umwelt, es gab verschiedene Bekleidungen, Jadgtechniken, soziale Vergesellschaftungsformen.
Spricht das nicht dafür, dass es kein "natürliches Habitat" des noch-nicht-entfremdeten Menschen gibt, sondern der Mensch in Abhängigkeit seiner Kulturtechnik quasi überall leben kann?
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Spricht das nicht dafür, dass es kein "natürliches Habitat" des noch-nicht-entfremdeten Menschen gibt, sondern der Mensch in Abhängigkeit seiner Kulturtechnik quasi überall leben kann?
(colourize)
Und die Frage bleibt weiterhin: Wie gut (gesund, angenehm, dauerhaft, zufrieden ... -> Lebensqualität) bzw. auf welche Weise können (welche?!, weil: verschiedene) Menschen "überall" (?) leben - oder nur überleben?
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Irgendwie ist die Frage in einer Hinsicht ziemlich bigott. Auf der einen Seite werden wir dabei wie ein normales Tier betrachtet, auf der anderen Seite steht die Forderung nach Einklang mit der Natur.
Ich verstehe nicht ganz, wo du bei der Frage nach der Artgerechtigkeit Bigotterie (http://de.wikipedia.org/wiki/Bigotterie) (Scheinheiligkeit) siehst. Meintest du Diskrepanz? Genau diese Widersprüchlichkeit ist doch ein essentieller Teil des Themas.
Wenn man uns als ein Tier betrachtet, muß man auch sehen, daß wir Teil der Natur sind. Und somit ist die Autobahn die wir bauen nichts anderes, als eine Ameisenstraße und ein Wolkenkratzer in Neuwiedenthal ist nichts anderes als ein Damm von Bibern.
Oder man geht eben doch den "Krönung der Schöpfung"-Gedanken bis zum Ende, formuliert es weniger breligiös und sagt eben, wir haben uns von vielen normalen biologischen Bereichen emanzipiert und damit sind wir eben kein normaler Bestandteil der Natur mehr und damit gelten für uns auch nicht die gleichen Voraussetzungen wie für andere Tiere.
Vielleicht müsste man das auch etwas weniger schwarz-weiß betrachten: Könnte man nicht auch sagen, es gibt hierbei nicht nur ein entweder "dummes Tier" oder "Krone der Schöpfung", sondern ein Mittelding? Dass wir tatsächlich eine Sonderstellung zwischen den Tieren einnehmen, aber eben nicht die "Herren der Erde" sind?
Wie ich schon sagte: Artgerechte Lebensweise in Bezug auf Mensch (heute!) geht meiner Ansicht nach mit Lebensqualität einher bzw. könnte meiner Ansicht nach Lebensqualität ein Definitionsmerkmal (?) für menschliche artgerechte Lebensweise sein.
Finde ich einen möglichen Ansatz. Aber ist das so weit entfernt von Eisbärs Aussage, "das ist doch recht einfach: wir Menschen gestalten uns unsere Umwelt doch so, wie wir sie gerne hätten"? BTW Danke für die Links, hatte allerdings noch keine Zeit nachzulesen.^^
die frage die sich mir vor allem stellt, wie könnte man bei aller überzeugung, dass das system (global) scheisse läuft, eine bessere, gerechtere, artgerechte, naturschützendere (...) gesellschaft neu erfinden bzw. organisieren ?
Wäre aber eine gerechtere, bessere, umweltbewusstere etc. Gesellschaft tatsächlich artgerechter als die jetzige? Sind die Menschen gemäß ihrer Art vielleicht einfach ausbeuterische Umweltsäue?
Mit dem Menschen ist es ungefähr so, wie Douglas Adams es schon beschrieben hat:
"Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren.
Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen,
die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen!"
Hähä, ich glaub, ich muss mich tatsächlich mal dazu überwinden den zu lesen. :D
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Ich frage mich manchmal, ist unser Leben noch artgerecht? Evolutionsbedingt? Degeneriert?
Ich frage mich hingegen, ob der Mensch überhaupt ein natürliches Habitat hat.
Diese Frage würde ich differenzieren zwischen dem heutigen Menschen und unseren Vorfahren. Jedes Lebewesen hat - ursprünglich - einen natürlichen Lebensraum. Die Frage nach dem Habitat des heutigen Menschen hat ja auch etwas von der Frage nach der Henne und dem Ei - was schafft wen.
Wie weit müsste man also in die Vergangenheit zurück um zu sehen, wann sich der frühere Lebensraum des Menschen so weit entwickelt hat, dass man von einem neuen Lebensraum sprechen kann?
Deinen obigen Ausführungen folgend lebte der Mensch vor wenigstens 5000 Jahren - also unsere Vorfahren - ja noch im Einklang mit der Natur. Die Tages- und Jahreszeiten bestimmten den Rhythmus, die Arbeit war nicht entfremdet, Konsum diente nur zum Überleben und Kapitalismus gabs nicht.
Defnitiv war aber vor 5000 Jahren schon die gesamte Welt von Menschen bevölkert, von einigen ziemlich unwirtlichen Anökumenen, die wir heute gleichfalls zu meiden versuchen, einmal abgesehen. Natürlich war die Bevölkerungsdichte geringer, aber nahezu überall wo es irgend möglich war, lebten auch Menschen. Sie lebten allerdings kulturell angepasst an ihre jeweilige Umwelt, es gab verschiedene Bekleidungen, Jadgtechniken, soziale Vergesellschaftungsformen.
Spricht das nicht dafür, dass es kein "natürliches Habitat" des noch-nicht-entfremdeten Menschen gibt, sondern der Mensch in Abhängigkeit seiner Kulturtechnik quasi überall leben kann?
Vor allem spricht es dafür, dass die Antwort auf meine Frage "Wie weit müsste man also in die Vergangenheit zurück um zu sehen, wann sich der frühere Lebensraum des Menschen so weit entwickelt hat, dass man von einem neuen Lebensraum sprechen kann?" also definitiv nicht 5000 Jahre ist. ;) Ich hatte ehrlich gesagt auch eher in fast schon geologischen Dimensionen gedacht, in letzter Konsequenz also vorkulturell. So kurz nach den Bäumen...
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Wie definiert man was artgerecht ist, was nicht. Wenn man von der Norm ausgeht: Dann würden Menschen die im Einklang mit der Natur leben NICHT artgerecht leben. Denn es ist mittlerweile doch völlig normaler standard, dass wir eben nicht im Einklang mit ihr leben.
Ich verstehe den Ansatz: Artgerecht ist das, was mittlerweile Norm ist. Aber kann man das wirklich so einfach sagen? Sagen, die Menschheit hat sich eben weiter entwickelt, das ist eben Evolution, egal wie unglücklich und unzufrieden viele Menschen mit der allgemeinen und ihrer persönlichen Situation sind, wie viele sich beklagen über die Sinnlosigkeit und Leere des Lebens, den Mangel an Einklang mit der Natur vermissen?
Denn wenn ich den letzten Post von colourize richtig verstanden habe, ist seine Definition (oder ein Teil davon) von artgerechtem Habitus doch gerade der Einklang mit der Natur, und so sehe ich das auch.
Was genau "Einklang mit der Natur" bedeutet, ist wahrscheinlich für den heutigen Menschen ebenso schwer zu definieren, würde mich aber auch interessieren.
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Ich denke nicht, daß wir Menschen zerstörerischer mit unser unmittelbaren Umwelt umgehen, als es andere Tiere täten, wenn deren Population überregional so beherrschend wären. Gäbe es derartig zuviele Schafe um die Welt verteilt, würden sie sich in kürzester Zeit dadurch reduzieren, daß sie sich die Nahrungsgrundlage weggefressen hätten und sie hätten dadurch aus weiten Wiesen Wüsten gemacht.
Die meisten Tierarten nutzen die Ressourcen, die ihnen ihre Region bietet und wenn die nicht mehr reichen , ziehen sie weiter. Dann erholt sich die Region und kann wieder bevölkert werden. Wir Menschen aber sind seßhaft geworden, gestalten die Regionen durch Landwirtschaft so um, daß sie viel mehr Nahrung abwirft und zudem sind so ziemlich alle Regionen besetzt. Wir haben die gesamte Welt bevölkert. Alle Klimazonen, alle geologischen Strukturen. Wir leben auf hohen Bergen und in Senken, wir leben auf kleinen Inseln und in großen Wüsten, in den Polarregionen und in den Tropen. Wir haben ständig Menschen im Orbit. Wir schaffen künstliche Inseln, über- und durchqueren die Ozeane. Wohin sollten wir ausweichen, wo nicht schon jemand ist?
Die verschiedenen Ökosysteme haben nicht mehr die Möglichkeit sich von unserem Raubbau zu erholen, weil wir zu viele sind und nicht mehr gehen.
Wir sind die beherrschende Spezies auf dem Planeten. Und das sind wir, weil wir eine der flexibelsten Spezies sind. Das macht uns zu evolutionären Siegern und beantwortet in gewisser Weise auch die Frage nach dem natürlichen Habitat: Durch unsere Anpassungsfähigkeit an äußere Umstände ist der Planet Erde unser Habitat.
Und als Jäger und Sammler, die wir waren, ist es natürliches Verhalten, Nahrung zu besorgen und danach zu faulenzen, bis die Vorräte verbraucht sind. Wie man das auf artgerechtes Verhalten heute ummünzen will... keine Ahnung.
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Das Ding ist doch, dass wir uns um Artgerechtheit einen Scheiß kümmern müssen - zumindest noch in diesem Jahrhundert. ;)
Solange der Raubbau an der Umwelt funktioniert, damit wir dadurch einigermaßen vernünftig leben können, wird halt alles, was nicht passt, passend gemacht und nicht etwa umgekehrt, dass wir uns der Umwelt anpassen, damit unsere Spezies länger (ewig?) davon leben kann.
Irgendein Philosoph meinte mal, dass Kriege und biologische Waffen etc. rein evolutionär betrachtet die einzig logische Konsequenz wären anhand unserer Überlegenheit gegenüber der Natur: Es ist die einzige Möglichkeit, die Überbevölkerung der Menschheit von seiten der Natur in den Griff zu kriegen.
Konsequent zu Ende gedacht heißt das, dass wir uns irgendwann, wenn wir uns weiter um Artgerechtheit von uns und der Natur einen feuchten Kehricht scheren, irgendwann selbst ausrotten werden: Plausiblerweise durch irgend einen biologischen Kampfstoff, der dummerweise nicht nur den Feind, sondern gleich alle Menschen dahinrafft.
Aus Sicht von Mutter Natur wäre das das beste, was ihr passieren kann. :D
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Der Philosoph war dann aber ziemlich doof.
Die Natur macht nicht etwas aus einem bewußten Antrieb oder mit einer Zielsetzung, das macht Natur "macht", ist eine Aneinanderreihung von Zufällen.
Wenn der Mensch ausstirbt, ist das ein Zufall.
Im übrigen ist dieses "was nicht paßt, wird passend gemacht" eben unsere Form der Anpassung. Und sie scheint -evolutionär betrachtet - extrem erfolgreich zu sein.
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Die Natur macht nicht etwas aus einem bewußten Antrieb oder mit einer Zielsetzung, das macht Natur "macht", ist eine Aneinanderreihung von Zufällen.
Wenn der Mensch ausstirbt, ist das ein Zufall.
Ich stimme dir beim ersten Satz zu, die Evolution ist ein ziel- und planloser Vorgang. Aber ich könnte mir ebenfalls Szenarien ausdenken, ähnlich wie messie schrieb, wo der Mensch nicht zufällig ausstirbt, sondern an seinem Untergang direkt beteiligt ist. Indem er z. B. seine eigene Art dermaßen dezimiert oder so verseucht, dass eine normale Fortpflanzung nicht mehr stattfinden kann. Auch bei anderen Tierarten gibt es natürliche Mechanismen, die eine Überpopulation regeln, z. B. dass die Weibchen ab einer bestimmten Individuenzahl einfach nicht mehr fruchtbar werden oder Ähnliches. Auch das Beute-Jäger-Verhältnis ist so eine Regulierung, man könnte auch Krankheiten dazu zählen, die nur in Überpopulationen aufkommen.
Der heutige Mensch aber ist diesen natürlichen Mechanismen scheinbar nicht mehr unterworfen, er ist insgesamt gesehen fruchtbarer denn je, trotzt mehr oder weniger (bisher zumindest) jeder Massenkrankheit, hält sich Vieh, ernährt kranke Artgenossen etc. Ich zumindest könnte mir vorstellen, dass eine Spezies, die sich derart den natürlichen Mechanismen entzieht (man könnte auch sagen, sich über die Natur erhebt), biologisch langfristig aus genau diesem Grund zum Scheitern verurteilt ist.
Im Moment läuft es scheinbar gut, der Mensch kann sich glücklich als evolutionären Sieger betrachten, da es ihm gelingt, viele andere Spezies zu verdrängen, auszurotten oder für seine eigenen Zwecke zu benutzen. Aber wie lange noch, bis die Natur einen wie auch immer gearteten Mechanismus gegen diesen zerstörerischen Parasiten entwickelt? Als Segen für die anderen Millionen Arten auf dieser Welt...
Und als Jäger und Sammler, die wir waren, ist es natürliches Verhalten, Nahrung zu besorgen und danach zu faulenzen, bis die Vorräte verbraucht sind. Wie man das auf artgerechtes Verhalten heute ummünzen will... keine Ahnung.
Wenn man davon ausgeht, dass der Mensch sich selbst die Umgebung schafft, in der er leben möchte, also sich sein artgerechtes Habitat selbst erschafft, muss man sich aber fragen, warum gerade in unserer hochzivilisierten, der Natur stark entfremdeten Gesellschaft so viele Leute "eigentlich" lieber naturnäher, mehr im Einklang mit der Natur leben möchten. Ist unsere heutige Lebensweise eventuell nicht nur eine Frage der evolutionären Anpassung, sondern schlicht Gewöhnung, eine Art Goldener Käfig, aus dem es keinen Ausweg gibt? In dem man aus Bequemlichkeit, Mangel an Alternative oder fehlender Vorstellungskraft hocken bleibt?
Evolution ist nicht umkehrbar - aber sollte/muss der Mensch sich ausgerechnet in diesem einzigen Punkt der Natur unterwerfen und einfach so weiter machen wie bisher?
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Indem er z. B. seine eigene Art dermaßen dezimiert oder so verseucht, dass eine normale Fortpflanzung nicht mehr stattfinden kann. Auch bei anderen Tierarten gibt es natürliche Mechanismen, die eine Überpopulation regeln, z. B. dass die Weibchen ab einer bestimmten Individuenzahl einfach nicht mehr fruchtbar werden oder Ähnliches.
Hast Du da konkrete Beispiele? Außer bei schwarmbildenden Tieren? Auch das Beute-Jäger-Verhältnis ist so eine Regulierung, man könnte auch Krankheiten dazu zählen, die nur in Überpopulationen aufkommen.
Jupp. Und auch das ist auf dem Menschen anwendbar. Man geht ja davon aus, daß die Bevölkerungsexplosion irgendwann gebremst wird, wenn es einfach keine Nahrung mehr für noch mehr Menschen gibt.
Der heutige Mensch aber ist diesen natürlichen Mechanismen scheinbar nicht mehr unterworfen, er ist insgesamt gesehen fruchtbarer denn je, trotzt mehr oder weniger (bisher zumindest) jeder Massenkrankheit, hält sich Vieh, ernährt kranke Artgenossen etc. Ich zumindest könnte mir vorstellen, dass eine Spezies, die sich derart den natürlichen Mechanismen entzieht (man könnte auch sagen, sich über die Natur erhebt), biologisch langfristig aus genau diesem Grund zum Scheitern verurteilt ist.
Genaugenommen sind die Gründe, die Du aufzählst diejenigen, wegen deren wir zur Zeit so erfolgreich sind. Das einzige, was uns da tatsächlich ausbremsen könnte, ist die Tatsache, daß Erbkrankheiten eben nicht aussterben, sondern sich dank der modernen Medizin immer weiter im Genpool der Spezies Mensch verbreiten. Mit der Genforschung wird aber auch das in absehbarer Zukunft der Vergangenheit angehören.
Im Moment läuft es scheinbar gut, der Mensch kann sich glücklich als evolutionären Sieger betrachten, da es ihm gelingt, viele andere Spezies zu verdrängen, auszurotten oder für seine eigenen Zwecke zu benutzen.
Nein, zum evolutionären Sieger macht ihn die schiere Zahl an Exemplaren und die überregionale Verbreitung die ihn wiederum stark vor einer Ausrottung schützen. Damit die Menschheit ausstirbt, müssen von der Ursache alle Regionen der Welt erreicht werden und es müssen bald 7 Milliarden unterschiedliche Individuen davon betroffen werden. Stell Dir ein Massensterben aufgrund irgendeiner neuen ominösen Krankheit vor. Es wird garantiert abgelegene Gebiete geben, die ein Virus nicht erreicht, es wird Menschen mit natürlicher Immunität geben. Vielleicht sind letztere nur einer von einer Million, aber dann hätten wir immer noch 7000 Menschen und die könnten sich wieder vermehren.
Aber wie lange noch, bis die Natur einen wie auch immer gearteten Mechanismus gegen diesen zerstörerischen Parasiten entwickelt? Als Segen für die anderen Millionen Arten auf dieser Welt...
Boah, das ist ja bio-misantropische Polemik pur. Der Mensch ist kein Parasit, er ist ein Allesfresser. Das überleben von tausenden Arten hängt zur Zeit vom Menschen ab und ich spreche da nicht nur von Haus- und Nutztierrassen, sondern auch von Kulturfolgern, wie z.B. Ratten.
Und so blöd das auch klingt: es ist völlig natürlich, daß eine Art andere Arten verdrängt und diese anderen dann aussterben. Das nennt man Evolution.
Wir sind nur die erste Art, die in der Lage ist, sich darüber Gedanken zu machen und die sogar versucht, ihre eigene Ausbreitung so zu steuern, daß durch uns bedrohte Arten Rückzugsräume geschaffen werden, die diese vorm Aussterben bewahren sollen.
Wenn man davon ausgeht, dass der Mensch sich selbst die Umgebung schafft, in der er leben möchte, also sich sein artgerechtes Habitat selbst erschafft, muss man sich aber fragen, warum gerade in unserer hochzivilisierten, der Natur stark entfremdeten Gesellschaft so viele Leute "eigentlich" lieber naturnäher, mehr im Einklang mit der Natur leben möchten.
Im Einklang wollen wir komischerweise nur leben, seit es eine ökologische Bewegung gibt, die sich darüber mokiert, wie sehr wir die Natur verändern und dort Lebensräume für andere Arten zerstören. Und das uns das stört, ist Teil unseres Verstandes, also eine logische Überlegung, da eben auch für uns essentielle Bereiche zerstört werden können.
Trotzdem bevorzugen die meisten Menschen einen gepflegten Garten, keinen verwilderten. Ist unsere heutige Lebensweise eventuell nicht nur eine Frage der evolutionären Anpassung, sondern schlicht Gewöhnung, eine Art Goldener Käfig, aus dem es keinen Ausweg gibt? In dem man aus Bequemlichkeit, Mangel an Alternative oder fehlender Vorstellungskraft hocken bleibt?
Die Menschheit kam vor Jahrzehntausenden aus der afrikanischen Savanne. Allerdings hat sie sich extrem schnell in total andere Habitate eingelebt. Offensichtlich ist unsere Lebensweise genau diese: die regionalen Gegebenheiten annehmen, sich in gewissen Maße daran anzupassen und sie weiterhin zu unserem Nutzen zu gestalten.
Evolution ist nicht umkehrbar - aber sollte/muss der Mensch sich ausgerechnet in diesem einzigen Punkt der Natur unterwerfen und einfach so weiter machen wie bisher?
Wie gesagt: unser Verhalten ist vermutlich völlig natürlich.
Die Tatsache, daß wir nicht so weitermachen, ist tatsächlich die zivilisatorische, also unnatürliche. Und sie ist bei unsere Zahl bitternötig.
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Aber wie lange noch, bis die Natur einen wie auch immer gearteten Mechanismus gegen diesen zerstörerischen Parasiten entwickelt? Als Segen für die anderen Millionen Arten auf dieser Welt...
Boah, das ist ja bio-misantropische Polemik pur.
Zugegeben. ;) Aber ich glaube, ich bin nicht die einzige, der manchmal bei Betrachtung des menschlichen Verhaltens der Gedanke an "Ungeziefer", Parasiten, Viren oder einen sonstigen Befall in den Sinn kommt.^^
Das überleben von tausenden Arten hängt zur Zeit vom Menschen ab
Stimmt wahrscheinlich. Ein interessanter, aber in vieler Hinsicht ziemlich unangenehmer Gedanke, finde ich.
Im Einklang wollen wir komischerweise nur leben, seit es eine ökologische Bewegung gibt, die sich darüber mokiert, wie sehr wir die Natur verändern und dort Lebensräume für andere Arten zerstören
Da muss ich dir widersprechen, es gibt genügend alte Kulturen, z. B. unter den ursprünglichen Völkern Nordamerikas, die ein solches Ziel anstrebten und eine für sich praktikable Lösung fanden und lebten. Ohne diese jetzt glorifizieren zu wollen - es gab innerhalb dieser Kulturen viele Praktiken, die wir heute selbst (trotz biologischer Logik) als höchst seltsam bis grausam klassifizieren würden, z. B. das Aussetzen von Alten und Kleinkindern bei Nahrungsmangel. Aber eine andere weit verbreitete Praktik war z. B. die, der Natur nie mehr zu entnehmen als unbedingt lebensnotwendig - eine solche Genügsamkeit wäre in unserer konsumorientierten Gesellschaft fast schon subversiv. Und im Hinblick auf unsere übermäßig große Zahl inzwischen sowieso hinfällig, denke ich.
Wie gesagt: unser Verhalten ist vermutlich völlig natürlich.
Die Tatsache, daß wir nicht so weitermachen, ist tatsächlich die zivilisatorische, also unnatürliche. Und sie ist bei unsere Zahl bitternötig.
Habe ich das richtig verstanden, eine selbst gewollte Richtungsänderung hältst du zwar für nötig, aber auch für unnatürlich? Weiter oben hattest du ja geschrieben, es wäre eine logische Überlegung, uns selbst nicht die Lebensgrundlage zu entziehen. Ich fand die Bemerkung über den gepflegten Garten übrigens sehr treffend. Wenn ich das richtig interpretiere, meinst du damit, dass der Mensch eben entgegen besseres Wissen seine Gewohnheiten nicht ändern wird?
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Im Einklang wollen wir komischerweise nur leben, seit es eine ökologische Bewegung gibt, die sich darüber mokiert, wie sehr wir die Natur verändern und dort Lebensräume für andere Arten zerstören
Da muss ich dir widersprechen, es gibt genügend alte Kulturen, z. B. unter den ursprünglichen Völkern Nordamerikas, die ein solches Ziel anstrebten und eine für sich praktikable Lösung fanden und lebten. […] eine andere weit verbreitete Praktik war z. B. die, der Natur nie mehr zu entnehmen als unbedingt lebensnotwendig
Ich glaube, hier zäumst du das Pferd von hinten auf. Es wurden (z.B. von den Indianern) nur so viele Bisons, Yaks und was-weiß-ich-wie-die-Tiere-alle-heißen gejagt, wie notwendig waren, um zu überleben, da a) die Jagd zu anstrengend war, um mal eben noch 20% mehr zu holen als man wirklich braucht und b) man eh nichts aufbewahren konnte, weil es keine Kühlmöglichkeiten gab. Es spielt hierbei also mitnichten – wie impliziert – ein Bestreben nach ökologischem Gleichgewicht eine Rolle, das ganze ist eine sehr einfache Kosten-Nutzen-Rechnung und damit extrem egoistisch. Man könnte es auch „Natur“ nennen, denn dieses Muster findet man einfach überall.
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Es spielt hierbei also mitnichten – wie impliziert – ein Bestreben nach ökologischem Gleichgewicht eine Rolle, das ganze ist eine sehr einfache Kosten-Nutzen-Rechnung und damit extrem egoistisch. Man könnte es auch „Natur“ nennen, denn dieses Muster findet man einfach überall.
Finde ich einen guten Punkt. Aber die Frage nach dem Einklang mit der Natur stellt sich in einer Kultur, die sowieso in einem solchen Einklang lebt, womöglich gar nicht. Gründe für den Respekt vor der Natur gab es zuhauf. In vielen dieser Kulturen wurde die Natur vermenschlicht (z. B. Mais und Bohnen als Schwestern der Menschen angesehen) oder mit hütenden Geistern bevölkert, die man nicht verärgern durfte. Biologisch gesehen ist natürlich letztlich fast alles eine Kosten-Nutzen-Frage, aber widerspricht doch nicht unbedingt dem bewussten Bestreben nach ökologischem Gleichgewicht aus welchem Antrieb auch immer. Einige unserer grundlegendsten gesellschaftlichen Regeln und Tabus haben ja auch heute noch ihren Ursprung in biologischen Faktoren, z. B. bei Inzest oder Mord.
edit: das war jetzt bissel konfus, glaube ich... Ich wollte nur ausdrücken, dass ein biologischer Faktor durchaus Grundlage sein kann für ein bewusstes Streben. In diesem Fall wäre der biologische Vorteil der Nachhaltigkeit die Grundlage für umweltverträgliches Handeln.
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Biologisch gesehen ist natürlich letztlich fast alles eine Kosten-Nutzen-Frage, aber widerspricht doch nicht unbedingt dem bewussten Bestreben nach ökologischem Gleichgewicht aus welchem Antrieb auch immer.
Ganz genau. Klar dass die Indianer etc. auch nicht blöd waren. Die haben schon - so rein verstandesmäßig - begriffen, wie sie mit dem System um sie herum umzugehen haben, um auch den nächsten Generationen ein Überleben sichern zu können. Und im ständigen Überlebenskampf war kein Platz für Naturromantik.
Man sah allerdings auch keine Notwendigkeit, den Proto-Kühlschrank zu erfinden, um mehr horten zu können oder die Jagd effektiver zu machen. Das Bewusstsein war schon ein anderes. Man kann tatsächlich von einem respektvollen Umgang mit "der Natur" sprechen. Es wurde z.B. von vielen Indianerstämmen der imaginierte Geist des Tieres sozusagen dafür "um Verzeihung gebeten", dass in wenigen Sekunden ein Pfeil ins Gehirn klatscht (Dass das dem Tier herzlich egal war, ist stark anzunehmen, darum geht es aber ja auch nicht).
Im Einklang mit der Natur heißt doch eigentlich "im Einklang mit der eigenen Natur", wird aber gern mit dem Wohlgefühl angesichts unberührter Flora und Fauna gleichgesetzt. Von daher kann ich dem Eisbären nur zustimmen, finde aber auch die Theorie vom Mängelwesen äußerst interessant (das muss ich für mich erstmal noch einordnen). Ich denke schon, dass der Mensch "natürlich" handelt. Die Natur ist auf gewisse Weise grausam. Ameisen z.B. halten sich auch Vieh (die Läuse, die von ihnen gemolken werden). Hier ist es einfach eine Frage der Möglichkeiten, der Komplexitätsgrad ist bei den Menschen am Höchsten, die Motivation muss sich allerdings nicht unterscheiden.
Unbestreitbar allerdings ist, dass der Mensch sich tatsächlich von der Natur im direkten Sinne, der Flora und Fauna, entfernt hat. In einem Neubaublock lebt (im biologischen Sinne) nicht so viel wie in den Wiesen vor der Stadt. Wobei ich gar nicht weiß, warum sich das Streben nach dem einen und dem anderen gegenseitig ausschließen soll. Ich geh gern Essen oder ins Kino und freue mich über die Errungenschaften der Zivilisation, aber wenn ich ne Woche Mecklenburgische Seen durchpaddel oder in einem menschenleeren Waldstück tatsächlich eine Art von Zuhause-Gefühl erlebe, dann ist das genauso real (jenen unbeschreiblichen Zustand allerdings habe ich mit Sicherheit nicht allein der Öko-Bewegung zu verdanken -- vielleicht sind's ja meine Gene, die sagen "Hey, sowas kenn ich von früher!" ;D).
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Im Einklang mit der Natur heißt doch eigentlich "im Einklang mit der eigenen Natur" [...] Unbestreitbar allerdings ist, dass der Mensch sich tatsächlich von der Natur im direkten Sinne, der Flora und Fauna, entfernt hat.
Mein persönlicher ursprünglicher Eindruck und Grund, sich immer wieder mit diesem bodenlosen Thema zu beschäftigen war u. a., dass sich der zivilisierte Mensch mit der Entfernung von der "direkten" Natur auch ein großes Stück von seiner "eigenen", also inneren Natur entfernt hat. Deswegen hatte ich in meinem Eingangsposting hauptsächlich Beobachtungen aufgezählt, die das zivilisierte Individuum betreffen. Ich hatte und habe das Gefühl, dass das Individuum (nicht jedes) eine Menge Nachteile durch die Evolution seiner Spezies hat. (Was ja in der Biologie im Sinne der bestmöglichen Artentwicklung auch nichts Besonderes wäre.)
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[...]das ganze ist eine sehr einfache Kosten-Nutzen-Rechnung und damit extrem egoistisch. Man könnte es auch „Natur“ nennen, denn dieses Muster findet man einfach überall.
Also doch. :)
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Und so blöd das auch klingt: es ist völlig natürlich, daß eine Art andere Arten verdrängt und diese anderen dann aussterben. Das nennt man Evolution.
Ich muss vehement ergänzen!!!
Evolution ist ein Prozess ständiger Anpassungen, der
- Konkurrenz-Vermeidung (<-- Pendant zur Verdrängung)
- Sexuelle Selektion
- Bildung von Abhängigkeitsverhältnissen (Jäger-Beute, Bestäuber, Mutualismus usw.)
- Emergenz ökologischer Systeme
beinhaltet.
Ich denke mal, dass dir das eigentlich klar sein dürfte und du nur aus einem dem Diskurs entwachsenen Affekt so einseitig Evolution beschrieben hast!
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Ich denke dass sich das Tier Mesch in dem Moment von der artgerechten Lebensweise eines Säugetiers abgewandt hat, als es zunehmend der Technologie Zugang zum Leben gewährt hat.
Technologie schafft unweigerlich ein Ungleichgewicht zwischen denen die sie beherrschen und denen die sie nicht beherrschen. Alle Lebewesen kommen mit einem Konkurrenzdenken, das das Überleben der eigenen Art sichern soll, auf die Welt. Und plötzlich sind Technologien vorhanden, die es einzelnen Lebewesen ermöglichen, sich über das "natürliche" Mass hinaus über viele Andere zu stellen. Die wiederum müssen, um zu übeleben, mit der Entwicklung mit halten. Ein Teufelskreis des gegenseitigen Wettrüstens entsteht, und plötzlich findet sich der moderne Mensch in einer Welt wieder, in der nicht die Technologie das "normale" und natürliche Leben erleichtert, sondern der Mench nur noch damit beschäftigt ist, die Technologien zu bedienen.
Wir befinden uns in einer schwindelerregenden Spirale des "Mithaltens" um nicht unter die Räder zu gelangen die sich sehr schnell dreht.
Was auf dem Weg in die moderne Welt alles verloren gegangen ist, ist dem modernen Menschen oft nicht mal bewusst, denn die Technologie gibt vor Antworten auf alle Fragen bereit zu stellen.
- Umweltverschmutzung ? Kann man mit besseren Filtern reduzieren
- Stress im Job ? Flexible Arbeitszeitmodelle bringen Erleichterung
- Allergien ? Dagegen gibt es immer bessere Medikamente
- Gifte in Lebensmitteln ? Wir essen jetht mal 2 Wochen lang Bio Lebensmittel
- Depressionen ? Ein geeignetes Hobby hilft bei Identitätsproblemen
Mit "normaler" Evolution hat das meiner Meinung nach nichts mehr zu tun. Zumindest nich mit einer Art der Evolution im Einklang mit den anderen Tieren, die auf dem Planeten leben.
Das Resultat ? Die Krone der Schöpfung bringt Menschen hervor, die nichts mit sich selbst anzufangen wissen. Gefangen in einer Welt, die alle materiellen Bedürfnisse mehr als befriedigt, fragt sich so Mancher, wozu er eigentlich auf diesem Planeten ist. Alles Irrationale was dem Leben einen Sinn gibt, wird nach und nach abgeschafft und vergessen, da es nicht effizient im Sinne der Technologie ist.
Übrig bleibt eine Gesellschaft, die zwar alles bietet, der ursprünglichen Lebensweise des Lebewesens Mensch jedoch total verfremdet ist. Die Natur, das Wetter, dir Dunkelheit bei Nacht, die Jahreszeiten, alles wird als störende Faktoren wahrgenommen. All das behindert nur die Abläufe des modernen Lebens und senkt die Effizienz unseres Handelns. Die letzten ursprünglich lebenden und der Natur zugewandten Völker werden belächelt, wie sie denn ohne Internet, Bankkonto und feste Arbeitszeiten leben können. Dabei ist es der Moderne Mensch, der verlernt hat nachhaltig mit und in der Natur aus der er ursprünglich hervor gegangen ist zu Leben.
Das soll jetzt nicht zu pessimistisch klingen, das moderne Leben hat auch viele Vorteile, es ist nur ein Gedanke zu dem Thema.
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(...) Gefangen in einer Welt, die alle materiellen Bedürfnisse mehr als befriedigt, fragt sich so Mancher, wozu er eigentlich auf diesem Planeten ist. Alles Irrationale was dem Leben einen Sinn gibt, wird nach und nach abgeschafft und vergessen, da es nicht effizient im Sinne der Technologie ist.
Übrig bleibt eine Gesellschaft, die zwar alles bietet, der ursprünglichen Lebensweise des Lebewesens Mensch jedoch total verfremdet ist. Die Natur, das Wetter, dir Dunkelheit bei Nacht, die Jahreszeiten, alles wird als störende Faktoren wahrgenommen. All das behindert nur die Abläufe des modernen Lebens und senkt die Effizienz unseres Handelns. (...)
PlayingTheAngel
Kann ich nur unterschreiben - sehr schöner Beitrag. :)
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Mit "normaler" Evolution hat das meiner Meinung nach nichts mehr zu tun. Zumindest nich mit einer Art der Evolution im Einklang mit den anderen Tieren, die auf dem Planeten leben.
Fand Evolution jemals im Einklang mit all den anderen Lebewesen des Planeten statt?
Wenn man sich ca. 64 Millionen Jahre zurückerinnert (oder alternativ der Forschung Glauben schenkt) ist der Evolution der aktuelle Bauplan scheißegal. Es wird einfach alles umgeworfen.
(Ja, ich weiß. Auch vor 250.000 Jahren. Und irgendwie sowieso regelmäßig. Aber die letzte einschneidende Änderung war halt der Austausch von Reptilien durch Säugetiere als dominante Rasse des Planeten.)
Evolution heißt Veränderung, Verbesserung.
Die menschliche Evolution beschreitet Wege, die die Existenz vereinfachen.
Technik baut uns Häuser. Wir brauchen keine Höhlen suchen und uns mit Höhlenbären oder anderen Menschenstämmen darum schlagen.
Technik sichert unsere Existenz. Niemand muss mehr mit 30 an einem entzündeten Zahn oder gebrochenem Bein sterben.
Technik sichert unsere Ernährung. Niemand muss gegen seinen Willen Fleisch, Fisch oder Geflügel essen und kaum jemand muss Hunger leiden.
Technik sichert unser soziales Umfeld. Niemand muss Kontaktabbrüche gemäß 'aus den Augen, aus dem Sinn' erleiden.
Technik sichert unsere Bildung. Auf unterschiedlichem Wege wird uns aktuelles Zeitgeschehen präsentiert, so dass wir darauf zugreifen können.
Technik sichert uns Wissen. Wir können das Wetter für die nächsten 3 Stunden mit einer Präzision von über 90% voraussagen. Auch Erdbeben und Vulkanausbrüche lassen sich in einer Zeitspanne erkennen, die zur Evakuierung ausreicht. Und was sich mit modernen Forschungsmethoden über die Vergangenheit sagen lässt ist ebenfalls großartig.
Doch wie Magie ist auch Technik neutral, so dass ihr Einsatzgebiet darüber entscheidet, ob sie schwarz oder weiß ist. Gut oder böse.
Technik tötet Menschen. Wurden früher in mühevoller Kleinarbeit Steine zu Speerspitzen verarbeitet muss der Angreifer heutzutage nicht einmal in Sichtweite des Ziels sein.
Technik macht einsam. Wir haben so viele Freunde auf Facebook, MySpace und Konsorten, dass wir uns ein neues Wort für unsere richtigen einfallen lassen müssen.
Technik macht dumm. Uns dürstet nach Wissen doch ertrinken wir an Information.
Technik macht faul. Statt Paintball spielend durch den Wald zu jagen oder einfach mal die Gegend zu erkunden spielen wir Counter Strike oder Die Sims.
Technik macht krank. Augenprobleme, mangelnde Ausdauer, Rückenschäden... Alles direkt (Bildschirmarbeit) oder indirekt (Falsche Bewegungen bei Akkordarbeit) dank der Technik.
Dummheit und Faulheit überwiegen, weshalb der Mensch anfängt, für jedes durch die Technik verursachte Problem technische Lösungen zu finden.
- Umweltverschmutzung wird mit besseren Filtern beigekommen. Natürlich nur für die Verschmutzungen, die gerade medienwirksam sind. Wer lässt das Auto stehen und nutzt Bus, Bahn, Rad und Fuß? Wer verzichtet auf Nahrung aus Massentierhaltung? Kaum jemand. Dennoch besteht die Möglichkeit.
- Stress im Job wird mit flexiblen Arbeitszeiten und "Homeoffice" beigekommen. Es ist zu beobachten, dass Meditation, Tai Chi und andere körperliche Entspannungstechniken immer mehr Anklang finden. Auch diese wirken. Genauso wie das gezielte Herauslassen angestauter Aggressionen, sei es nun verbal beim Auslöser oder in Form von mechanischer Energie beim Sport.
- Rücken-, Knie- und Gelenkproblemen wird mit neuen Medikamenten entgegengewirkt. Dabei ist erwiesen, dass der Mensch gemäß seiner Bauart ein Geher und Barfußläufer ist. Ja, das Laufen ohne geeignete Laufschuhe auf relativ weichem Untergrund belastet Rücken, Knie und Gelenke des Menschen kaum. Denn barfuß läuft Mensch anders. Er setzt nicht mit der Ferse auf. Mit Schuhen tut er es und die Belastung ist fast 9x so hoch, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Deshalb joggen einige wenige Leute barfuß über Wiesen und Strände. Die Industrie hält mit 'gesünderen Schuhen' gegen...
Der Mensch ist mit einer Geschlechtsreife von ca. 14 Jahren, einer Nachwuchslieferzeit von bei Idealbedingungen 10 Monaten und einer durchschnittlichen Nachkommensanzahl von 1,3 nicht die Rasse, die sich genetisch so schnell an seine Umgebung anpassen kann wie sie ihre Umgebung an die Technik anzupassen versucht.
Doch all das ist kein Problem der Technik. Die ist neutral.
Es ist das Schwarz-Weiß-Denken, die Dumm- und Faulheit des Menschen.
Die Forschung weiß, dass Glutamat ein großartiger Stoff ist. Er weckt Heißhunger und kann das Sättigungsgefühl herabsetzen. Dieser Mechanismus im menschlichen Körper ist uralt, mindestens 100.000 Jahre.
Glutamat ist in Fleisch enthalten. Die Jagd ist kräftezehrend und nur von geringem Erfolg gekrönt. Dennoch ist Fleisch für die Entwicklung des Menschen wichtig.
Also wird der Organismus an das Fleisch gebunden: es schmeckt ihm. Und da Fleisch wichtig ist senkt der Organismus das Sättigungsgefühl. So kann der Mensch mehr essen als normalerweise, um möglichst viel von den wichtigen Rohstoffen 'tierisches Fett' und 'tierisches Eiweiß' aufzunehmen.
In Chips, Tütensuppen, Fertiggerichten und Ähnlichem hat das Zeug jedoch nichts zu suchen. Dennoch ist es da drin und gewährt den Konzernen große Gewinne.
Einfach weil der Mensch zu dumm ist die Taktiken zu durchschauen und zu faul sich zu informieren.
Knochen des Menschen wachsen in erster Linie durch Bewegung. Die meisten Zahnfehlstellungen liegen darin begründet, dass unsere Nahrung einfach zu weich ist. Wir müssen kein rohes Fleisch mehr reißen, die Zähne werden zu wenig belastet und die Kieferknochen bleiben dadurch zu klein. Dieser Effekt ist nach der Wachstumsphase irreversibel. Vielleicht sollten wir unseren Kindern doch ein bis zwei Mal im Monat halb rohes Rind servieren. Wenn sie sich 'festkauen' sollen sie den Kram halt bei Seite legen und nächstes Mal kleinere Stückchen nehmen.
Die genetische Evolution kommt unserer geistigen Evolution einfach nicht hinterher. Wir sollten das akzeptieren und auf sie warten.
Für die Interessierten das Übliche: ein paar Quellen ;)
- Spiegel online: falsch konstruiert für die moderne Welt (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,651415,00.html)
- Der Spiegel, Fehlkonstruktion Mensch, Ausgabe 40/2009 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-67036916.html)
- Planet Wissen: Evolutionsmedizin (http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/krankheiten/evolutionsmedizin/index.jsp)
Videopodcasts zum Thema: (dafür bezahlen wir die GEZ ^^)
- Quarks und Co: Wie frisch sind unsere Lebensmittel? (http://medien.wdr.de/m/1288116000/quarks/wdr_fernsehen_quarks_und_co_20101026.mp4)
- Quarks und Co: Generation Internet - wie sie isst und sich bewegt (http://medien.wdr.de/m/1282672800/quarks/wdr_fernsehen_quarks_und_co_20100824.mp4)
- Quarks und Co: Generation Internet - wie sie lernt (http://medien.wdr.de/m/1283277600/quarks/wdr_fernsehen_quarks_und_co_20100831.mp4)
- Quarks und Co: Generation Internet - wie und was sie denkt (http://medien.wdr.de/m/1283882520/quarks/wdr_fernsehen_quarks_und_co_20100907.mp4)
- Quarks und Co: Wie viel Neandertaler steckt in uns? (http://medien.wdr.de/m/1291752000/quarks/wdr_fernsehen_quarks_und_co_20101207.mp4)
- Quarks und Co: Die Welt der Babies (http://medien.wdr.de/m/1296590400/quarks/wdr_fernsehen_quarks_und_co_20110201.mp4)
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Es leben bald 7 Milliarden Menschen auf dem Planeten, die Lebenserwartung liegt im weltweiten Schnitt bei fast 70 Jahren. Das verdanken wir der Technik.
Daß die Technik immer fortschrittlicher wird, aber in deren Entwicklung die Schnittstelle zum Menschen arg vernachlässigt wird (der Mensch soll sich der Maschine anpassen, ihre Bedienung lernen und trainieren, anstatt umgekehrt), ist ein anderes, aber auch richtiges Thema.
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Morgen (Freitag) abend zeigt arte die Doku Evolution ohne Ende? (http://programm.ard.de/TV/arte/evolution-ohne-ende-/eid_287246902545036#top)
Inhalt laut Arte-Programmhinweis:
"Die Dokumentation begleitet die Anatomin und Anthropologin Alice Roberts, die den Prozess der Evolution untersucht und nach der Zukunft des Menschengeschlechts fragt.
Ein Großteil der Wissenschaftler war lange der Überzeugung, die Weiterentwicklung der menschlichen Gattung sei beendet, seitdem der Mensch begonnen habe, sich vor den Launen der Natur zu schützen. Die zugrundeliegende Hypothese lautet: Wenn die Gene keine Anpassungsleistung mehr zu erbringen haben, hören sie auf, sich zu entwickeln. Und genau das sei eingetreten, seit sich der Mensch mit warmer Kleidung gegen Kälte schützt und durch landwirtschaftliche Techniken Hungersnöten vorbeugt.
Anhand der Kartografie des menschlichen Erbguts kann die Wissenschaft heute die Geschichte der Evolution des Menschen erklären. Danach hat die menschliche Spezies ihre Entwicklung im Laufe der letzten 50.000 Jahre nicht nur fortgesetzt, sondern sogar beschleunigt. Triebkraft dafür war in vielen Fällen gerade die Technologie, die sonst häufig als Evolutionsverhinderer bezeichnet wird.
Die Dokumentation begleitet Alice Roberts, die Wissenschaftler interviewt, die die jüngeren Veränderungen des menschlichen Genoms erforschen, und deren Erklärungen für die kürzlich aufgetretenen Genmutationen prüft. Wissenschaftler, die die Evolution bei Tieren und Pflanzen untersucht und sogar experimentell erzeugt haben, erklären, mit welch erstaunlicher Geschwindigkeit die Veränderungen beim Menschen stattgefunden haben. Vielleicht benötigt die Evolution also nicht zwangsläufig - wie bisher vorausgesetzt - Hunderttausende von Jahren.
Bleibt die Frage: Wenn wir bereits in der Lage sind, die Evolution von Pflanzen und Tieren zu kontrollieren, können wir dann irgendwann die unserer eigenen Gattung kontrollieren? Und sollte die natürliche Auswahl obsolet geworden sein, nicht weil unsere Evolution beendet ist, sondern weil wir gelernt haben, sie selbst zu bestimmen?"
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Bleibt die Frage: Wenn wir bereits in der Lage sind, die Evolution von Pflanzen und Tieren zu kontrollieren, können wir dann irgendwann die unserer eigenen Gattung kontrollieren?
Das könnte der Mensch jetzt schon, wäre da nicht der "Glaube" im Weg.
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Bleibt die Frage: Wenn wir bereits in der Lage sind, die Evolution von Pflanzen und Tieren zu kontrollieren, können wir dann irgendwann die unserer eigenen Gattung kontrollieren?
Das könnte der Mensch jetzt schon, wäre da nicht der "Glaube" im Weg.
Ja, die Technik (neudeutsch: Technologie ::)) ist vorhanden. Aber ich denke, dass der Grund für die Nichtanwendung nicht nur in religiöser Moral zu finden ist, sondern auch in einer Art tiefgehender und m. E. durchaus begründeter Angst: Was passiert, wenn es schief geht? Das und die Fragen nach dem Ziel und der Methode könnte Wissenschaft und Gesellschaft tief spalten und in schwere (Gewissens-)Konflikte stürzen.
Wenn wir heute die Evolution einer Art bestimmen, züchten wir nach gewissen Kriterien (Augen- oder Blütenfarbe, Milch- oder Fleischertrag) oder verändern die Gene künstlich im Labor. Kreuzen sogar artfremde Gene ein, Unerwünschtes wird ausgemerzt und/oder verdrängt. Meistens spielen ökomomische Gründe bei der Auswahl die größte Rolle. Wie aber wollten wir die Evolution des Menschen bewusst steuern und nach welchen Kriterien?
Im Extremfall könnte man Menschen züchten nach Geschlecht, Haut-, Haar- und Augenfarbe, Intelligenz, Gesundheit, Verhalten, Leistungsbereitschaft. Oder man könnte einfach abwarten, aber vermeintlich alle evolutionär wirksamen Faktoren abschaffen, um auf alle Fälle den Status quo zu erhalten. Ich schreibe "vermeintlich", denn es werden sich niemals sämtliche dieser Faktoren finden und global und endgültig beseitigen lassen. Man könnte natürlich auch den Menschen so weiter wurschteln lassen wie bisher - schließlich war seine Kontrolle der Umgebung, also die Anpassung des Lebensraumes ebenfalls bisher ein wichtiger Faktor. Aber ob man das als bewusste Steuerung der eigenen Evolution werten kann...
Die wichtigsten Fragen wären also für mich: Wohin und mit welchen Mitteln soll sich der Mensch entwickeln und vor Allem: Wer bestimmt die Richtung?