Schwarzes Hamburg

Schwarzes Hamburg => Archiv => Politik & Gesellschaft -Archiv- => Thema gestartet von: Der Uhu am 03 August 2004, 14:13:51

Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Der Uhu am 03 August 2004, 14:13:51
Der Film ist nun ja endlich auch bei uns angelaufen und angesichts der Wellen, die er in den USA geschlagen hat, habe ich ihn mir auch gleich mal angeschaut. Fahrenheit 9/11 ist ja nicht nur wegen seiner politischen und offensichtlich parteiischen Aussage in der Diskussion, sondern auch wegen des jounalistischen Stils, dessen sich Moore hier befleißigt. Für Andere ist er ein lang ersehntes Statement Moores nach seinem letzten Film "Bowling for Columbine" in dem er einiges sagt, was schon lange hätte gesagt werden müssen. Und selbst wenn nur die Hälfte des Films wahr ist, dann...


- Wie ist eure Meinung zu dem Film?
- Gibt es Szenen, die euch besonders berührt haben?
- Was hättet ihr anders gemacht?

Der Uhu
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Oswald am 11 August 2004, 21:16:54
Ich habe mir den Film gestern angeschaut. Ich ging dort eigentlich mit dem Gedanken hin das dies wohl ein eher langweiliger Film wird und ich nur als Begleitung da bin. Der Film hatte mich dann aber letztendlich doch sehr fasziniert, ich fand ihn wirklich sehr interessant und sehenswert. Langweilig ist er auf keinen Fall.

Das Hauptthema in diesem Film ist der Konflikt zwischen den USA und dem Irak. Der Film zeigt einem das diese ganzen "Verteidigungsaktionen" der USA nur lächerlich sind. Das Volk wird mit etlichen verwirrenden und sich teilweise auch selbst wiedersprechenden Nachrichten und Aufrufen der Regierung vollkommen kirre gemacht und in Panik versetzt. Und um das Land zu schützen wandern die tapferen Soldaten (die Leute aus den armen Gebieten der USA die auch immer wieder von netten Männern in Uniform motiviert werden das Land zu verteidigen) in den nahen Osten um das Feuer auf den Feind zu eröffnen (leider haben sie sich wohl etwas verlaufen und einen ganzen Haufen von Zivilisten abgeschlachten aber so kann man dann auch wenigstens für den Ernstfall üben *ironie*).

Etwa in diesem Stil zeigt Micheal Moore wieviel Unsinn geredet wird und wieviele unsinnige Entscheidungen getroffen wurden und auch wieviele etliche Menschen dafür sterben mussten.
Auch aus den zahlreichen Interviews die geführt wurden erfährt man viele Tatsachen über die man nur den Kopf schütteln kann...

Ein Zitat wenn ich es noch richtg in Erinnerung habe:
Zitat
Wo kämen wir denn hin, wenn wir jedes Gesetz, das wir verabschieden müssen, lesen würden?


Also ich kann diesen Film auf jeden Fall empfehlen.

MfG Oswald
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Apostat am 15 August 2004, 02:23:40
Auch wenn ich jede Kritik an Bush gerne aufnehme, sobald jemand eine Vendetta mit messianischem Eifer führt, komme ich ins Grübeln.  Im SPON findet sich ein interessanter Artikel "Faktencheck in Fahrenheit..." (http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,310795,00.html).
Die Art, mit der Moore gegen seinen Intim-Feind vorgeht, macht vieles auf den zweiten Blick unglaubwürdig, auch wenn Moore in der Sache recht haben mag.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: biserka am 15 August 2004, 21:42:19

Der film war super !

Er ist mein HELD !



(http://www.worldmoviemag.com/MovieMagazine/News/Image/michaelMoor.jpg)


Der Film hat mir gefallen, weil er vieles über die einzelnen Schicksale der US-Soldaten, deren Familien und  den Opfern im Iraq zeigte.
Ach und wie sehr Mr. Bush die US-Army unterstützt....(siehe Bild)
Und wie unfähig er ist ein President zu sein., wenn die USA angegriffen werden.

TROOP SUPPORT:


(http://portland.indymedia.org/icon/2003/07/268640.jpg)

Einfach NICHT fähig !
Geschlagene  10 min. sahs er einfach nur da und unternahm nix !                  
                                                                                                                   
(http://www.exego.net/notes/eitan/user/George%20Bush%201.JPG)(http://www.wtc-terrorattack.com/bush_at_school.JPG)


Woran er wohl  in diesem Moment  gedacht hat ?!
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Drachenkind am 15 August 2004, 21:52:58
Ich bin noch sehr gespalten.
Den Witz und die Vielseitigkeit des ersten Films erreicht der Film nicht für mich.
Es besteht ein Unterschied, ob man eine Waffenlobby angreift oder ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt (and Sorry boys and girls, das is'er nun mal).
Wie ein Staatsmann in einer einzigartigen Krise handelt, ist nunmal ein anderes Niveau.
Für mich hätte der Film mehr Tiefe und noch mehr Entertainment/Showelemente haben können.


Für diejenigen die Thema Irak weiter interesssieren.
Dieser Film hat noch keinen Verleiher, wurde auf Spiegel Online vorgestellt. Ist von einem Embedded Journalist.
http://www.gunnerpalace.com/
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: biserka am 15 August 2004, 23:46:06
Zitat von: "Drachenkind"

Es besteht ein Unterschied, ob man eine Waffenlobby angreift oder ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt (and Sorry boys and girls, das is'er nun mal).


WAAAAS !?
Bush und demokratisch gewählt.  Das Stinkt, dass sich die Balken biegen.
Mr. Bush hat die Wahl in Florida gewonnen wegen seines Bruders.
Dann haben alle aufgehört zu zählen und El Gore wurde  mit "1%"
"angeblich" überstimmt....

Also der Film zeigt dazu auch sehr eindeutige Hinweise, dass Mr. G.W Bush
ohne seinen Bruder und seinen Kontakten heute garnicht President wäre.

Wie war das noch: "Es hat seine Vorteile der Sohn des Presidenten zu sein =)"


Zitat von: "Drachenkind"

Für mich hätte der Film mehr Tiefe und noch mehr Entertainment/Showelemente haben können.




Also Tiefe in Showelementen gibt es nicht  =)
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: DarkAmbient am 16 August 2004, 05:20:35
Ein Apell, das Machwerk Moores etwas cooler zu sehen. 8)

Wahrheit ist schwer ins Mainstream-Format zu bekommen (was übrigens auch für den Spiegel gilt). Moore versucht es garnicht erst. Ich meine damit die Wahrheit, nicht das Mainstream-Format. Der Film ist schwerst manipulativ -- wenn auch zufällig mal von der richtigen Seite.

Was Moore auszeichnet ist seine Art, eine für seine Landsleute nachvollziehbare Methode zu praktizieren, über den Tellerrand -- und sei es nur auf Kanada oder Irak -- zu blicken und das Andere zu sehen und dabei eine doch recht sensible Psychoanalyse der Mentalität seiner Landsleute durchzuführen. Wenn dies als Comic geschieht, passt er die Methode lediglich seinem Gegenstand an. Den Film so ernst zu nehmen, wie er von vielen genommen wird, finde ich aber absolut unangemessen.

Das Ganze zielt auf Emotionen, Entrüstung und -- entgegen Moores Manöver, das Finanzielle als Generalerklärung anzuführen -- läuft es auf eine Verschwörungstheorie hinaus. Dafür ist er sich mitnichten zu schade. Da müssen doch die eingebauten Alarmglocken losgehen!

Wer als Revolutionär gegen den König ins Feld zieht, sollte sich sicher sein, dass er nicht von dessem Hofnarren angeführt wird.

Moors Position und Polemik ist richtig und wichtig, aber man sollte sie als das nehmen und genießen, was sie ist: Edutainment.

Was Unterhaltung angeht bleibe ich allerdings dann doch lieber beim Original Fahrenheit 451 (oder dessen Remake Equilibrium).
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: de Sade am 16 August 2004, 11:50:34
Es ist nichts wirklich neues in dem Film zu sehen.Wer die Bücher von ihm kennt ist etwas enttäuscht von dem Film.Aber es ist schon großartig sowas zu machen für die Leute die nicht lesen wollen oder können.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: de Sade am 16 August 2004, 11:54:16
Drachenkind hat folgendes geschrieben::

Es besteht ein Unterschied, ob man eine Waffenlobby angreift oder ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt (and Sorry boys and girls, das is'er nun mal).
 
Ob diese Regierung wirklich frei und demokratisch gewählt wurde ist sehr in Frage zu stellen nachdem was da an mauscheleien betrieben wurde.
Warscheinlich sprengen die Republikanen vor den nächsten Wahlen noch selber was in die Luft um es auf die Terroristen zu schieben um die Chancen von Bush zu erhöhen.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Drachenkind am 16 August 2004, 13:23:57
Sorry Leute, aber eure Meinung ob legitim oder nicht ist da Irrelevant und man schaue sich die Faktenlage an. Die amerikanischen Institutionen haben die Wahl für gültig erklärt. Punkt, großes Ausrufezeichen.
(und wer jetzt sagt das die voreingenommen/manipuliert sind hat ein schräges Demokratieverständnis)
Einfach gegen Bush sein, weil es grad Toll ist, ist albern.

Wenn das höchste Gericht eines Landes und die Wahlkommission eine Wahl für gültig erklärt, dann ist man nunmal demokratisch gewählt.
Auch wenn einem ein Staatsoberhaupt einem nicht gefälllt.
Man sollte nicht rein mechanisch aus Antipathie anzweifeln.
Eine Wahl anzuzweifeln, dafür sollte man knallharte Beweise liefern!
Die Wahl ist das Fundament der Demokratie, kein niedlicher Baustein der Schlachtfeld sein darf.

Die Beweise ist Moore eindeutig Schuldig geblieben. Andeutungen, Polemik, Meinungsmache. Sorry, Nö.
In den USA ist akzeptiert das Bush demokratisch gewählt wurde.

Die Meinungshoheit die Moore mit dem Beispiel von Fox konstruiert und dann damit den Eindruck erweckt, das ganze Land würde sich nach Fox richten, ist doch ziemlich billig.
In seinen Büchern hat er eher gezweigt, wie die Repuplikaner mit kleinen, unauffälligen Schritten ihre Stellung verbesserten (z.B. Entzug Wahlrecht bei Straffälligen).

Den was Moore nicht im Film zeigt ist, das 90% der Wählerschaft in USA Stammwähler sind.
Es geht nur um die verbleibenden 10%. Weswegen die 1-2 Prozent die Nader für die Grünen in dieser Wahl 2000 so ein Schlag für die Demokraten war (Nader tritt ohne Unterstützung der Grünen diesmal an).

Bei aller Antipathie gegen Bush, behalte ich auch meine Perspektive was die Institutionen in den USA angeht. Die sind um einige Jahre länger eine Demokratie, mit anderen Gepflogenheiten und Traditionen.
(Empfehlung: Länderbericht USA der BpB mal als kleine Lektüre)  
Reine Anti-Bush Polemik ist billig und nicht hilfreich.
Und man sollte auch nicht so tun als wäre die USA eine Bananendemokratie.

@de Sade
Frei = Niemand stand vor Wahlbüro's hat Leute gezwungen, keine Wähler wurden für ihre Wahl schickaniert. Niemand wurde für Hautfarbe, Relegion... benachteiligt.
Demokratisch = Alle Bürger die sich in die Wahllisten eintrugen durften Wählen. Das man in den USA auch mit einer Minderheit gewählt werden kann (Wahlmänner System), liegt an deren Wahlrecht und ist damit Legitim.  
Ein Wahlbetrug, die die New York Times mit ihren Nachzählungen in Florida zu beweisen versuchte, scheint ja nicht erfolgreich gewesen zu sein. Auch die Geschichte mit den "Balets" scheint ja nicht griffig genug für eine Rechtsklage zu sein.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: messie am 16 August 2004, 13:44:35
Drachenkind .. im Kern ist Deine Meinung zum demokratisch gewählten Präsidenten richtig. Gewählt ist gewählt, fertich.
Aber Du wirst nicht abstreiten können, dass die letzten Wahlen unter höchst dubiosen Umständen zu Ende gingen: Die Entscheidung hing letztlich an einem einzigen Bundesstaat, Florida - in dem ein Verwandter von George W. der Chef ist. Das ganze Kuddelmuddel um die anfälligen Lochkartensysteme in Armenvierteln, zweifacher Stimmenauszählung, der Auszählung der Briefwahlstimmen, also all das, was Moore aufzählt, ist sicher nicht als Beweis ausreichend - aber einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt es schon.

Und zu de Sades Meinung, dass nichts Neues in dem Film zu sehen ist:
Mag sein.
Für uns Europäer.
In den USA wird das anders aussehen.
Da der Gros der amerikanischen Bevölkerung weitgehend unpolitisch ist und daher den gewählten Präsidenten ohne Nachzudenken alles glaubt, ist es sicher für viele eine völlig neue Perspektive.

Ich bin gespannt, wie die nächsten Wahlen ausgehen. Dass die Bush-Administration mit allen Wassern gewaschen ist, weiß man inzwischen - mich würde z.B. nicht wundern, wenn sie schon seit Monaten wissen, wo bin Laden steckt, aber ihn erst zwei Tage vor der Wahl schnappen und präsentieren.
Falls aber Kerry gewinnen sollte, hat dieser Film sicher keinen geringen Anteil daran.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: de Sade am 16 August 2004, 14:12:25
@Drachenkind:Wenn Farbige Wähler von der Wahlberechtigungslist gestrichen werden nur weil sie ähnliche Namen wie Straffällige haben find ich das schon zweifelhaft und da die Richter die das entschieden haben Bushfreunde sind kann das auch nicht zählen.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: biserka am 16 August 2004, 15:37:37
Zitat von: "Drachenkind"
Sorry Leute, aber eure Meinung ob legitim oder nicht ist da Irrelevant und man schaue sich die Faktenlage an. Die amerikanischen Institutionen haben die Wahl für gültig erklärt.


ich bitte dich, du machst gerade den eindruck, als ob du alles glaubst was dir gesagt wird.

Zitat von: "Drachenkind"

Wenn das höchste Gericht eines Landes und die Wahlkommission eine Wahl für gültig erklärt, dann ist man nunmal demokratisch gewählt.

Nun, der höchste Gerichtshof von Philadelphia hat  Mumia Abu-Jamal
zum tode verurteilt. Komisch viele Zeugen haben im nachhinein augesagt, dass sie bestochen wurden sind um auszusagen, dass er den mord begangen hat.
Mumia Abu-Jamal sitzt jetzt seid nun mehr 20 jahren im todestrackt und wartet auf seinen tod. Warum wohl ist er noch immer nicht freigekommen.
Weitere Verhandlungen wurden abgelehnt....

Ich denke, dass der höchste Gerichtshof  ihn nach 20 jahren nicht einfach so gehen lassen kann.  Sie würden ja zugeben, dass sie einen fehler gemacht haben und  ein Gericht, dass fehler macht wird dann nicht mehr ernst genommen.

Aufjedenfall besteht  auch der höchste Gerichtshof nur aus Menschen.
Somit können Sie sich auch IRREN !!!


Zitat von: "Drachenkind"

In den USA ist akzeptiert das Bush demokratisch gewählt wurde.

Schon vergessen, dass es auch demonstranten gab, die den Wagen vom Presidenten  mit eiern beworfen haben.

Erinnere dich an die Wiederspruch-Anträge, die kein Senator unterschreiben wollte =)

Zitat von: "Drachenkind"

Und man sollte auch nicht so tun als wäre die USA eine Bananendemokratie.

Ich tun nicht so ich bin davon überzeugt =)
Ach so, die Todesstrafe gibts in den USA ja auch noch. .....

Gehört das neuerdings auch zur demakratie dazu. =)

Zitat von: "Drachenkind"

@de Sade
Frei = Niemand stand vor Wahlbüro's hat Leute gezwungen, keine Wähler wurden für ihre Wahl schickaniert. Niemand wurde für Hautfarbe, Relegion... benachteiligt.


Doch, du hast nämlich geschrieben, dass Strafellige nicht zur Wahl zugelassen wurden =)
[/color]
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: biserka am 16 August 2004, 15:44:44
Zitat von: "messie"

Ich bin gespannt, wie die nächsten Wahlen ausgehen. Dass die Bush-Administration mit allen Wassern gewaschen ist, weiß man inzwischen - mich würde z.B. nicht wundern, wenn sie schon seit Monaten wissen, wo bin Laden steckt, aber ihn erst zwei Tage vor der Wahl schnappen und präsentieren.
Falls aber Kerry gewinnen sollte, hat dieser Film sicher keinen geringen Anteil daran.


Ich habe davon geträumt, dass ein Jubel für Kerry ausbrach.
Viele meiner Träume zeigen die nahe Zukunft.
Mal schaun, ob  sich mein Traum bewahrheitet
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Bombe am 16 August 2004, 15:58:25
Zitat von: "biserka"
Ich denke, dass der höchste Gerichtshof  ihn nach 20 jahren nicht einfach so gehen lassen kann.  Sie würden ja zugeben, dass sie einen fehler gemacht haben und  ein Gericht, dass fehler macht wird dann nicht mehr ernst genommen.

Dieser Spiegel-Artikel (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,312991,00.html) zeigt, dass zumindest texanische Gerichte fehlerhafte Urteile wieder zurück nehmen.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Der Uhu am 16 August 2004, 16:21:00
Naja! Um ehrlich zu sein, traue ich Kerry ja auch noch nicht ganz über den Weg. Ich frage mich, warum nur superreiche Industrielle und "Skull-and-Bones"-Mitglieder Präsident werden können. Er hat mir zudem zuviel vom amerikanischen Führungsanspruch gesprochen. Lieber wäre es mir gewesen, er hätte auf dem Parteitag der Demokraten über die Verbesserung der in Scherben liegenden internationalen Beziehungen oder des Rufs Amerikas geredet. Statt dessen kommt er immer wieder auf die ein oder andere Art und Weise mit diesem Führungsanspruch über die Welt. Ich will nicht von den USA geführt werden! Zumal ich anderen Organisationen, die ich für politisch und moralisch glaubwürdiger halte, das führen der Welt eher überlasssen würde. Damit meine ich die UN oder die EU, die beide aufgrund ihrer inneren Struktur eher auf Zusammenarbeit und Kooperation vertrauen, als auf Dominanz und Oberlehrertum, wie das die USA tun und immer getan haben, egal unter was für einem Präsidenten.

Zu dem Ablauf der Wahlen: Nach der letzten Präsidentenwahl in den USA haben die Vereinten Nationen angekündigt, sie wollten unabhängige Beobachter zur nächsten Wahl schicken. Eine große Peinlichkeit, da so etwas nur in Staaten der dritten Welt gemacht wird, wo Betrügereien bei Wahlen an der Tagesordnung sind. Das haben die USA natürlich abgelehnt.

Die Regierung Bush hat eine Nachauszählung lange verhindern können und als es dann soweit war und sich gezeigt hatte, das Florida an Al Gore ging, stand der Tag der Amtseinführung bereits vor der Tür. Aus diesem Grund hat der oberste Gerichtshof die Entscheidung getroffen, Bush zum Gewinner zu erklären und dagegen haben die Kongressabgeordnteten Einspruch eingelegt.  Ein demokratischer Akt war dies jedoch nicht.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: messie am 16 August 2004, 17:40:10
Gut, auch Kerry wird eine amerikanische Brille aufhaben, ist doch ganz klar. Dazu ist der Patriotismus in den USA bereits zu sehr verwurzelt, er ist schlicht stimmenfangend.
Aber kein anderer amerikanischer Präsident ging so ignorant mit Reaktionen aus der Welt um. Jeder Präsident hat mindestens einen Krieg geführt, man könnte gemein gedacht fast sagen: Führen müssen. Aber keiner hat ihn so fadenscheinig begründet wie Bush junior.

Es gibt zuviele Extrawürste, die Bush einfordert. Begonnen mit der Nicht-Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls über der Einforderung der Immunität amerikanischer Soldaten vor dem internationalen Gerichtshof bis hin zur Lancierung des Irak-Krieges ohne internationale Rückendeckung. Das alleine reicht schon aus, um sich einen anderen Präsidenten zu wünschen - und da ist noch nicht einmal die Hälfte der Behauptungen drin, die Moore in 9/11 aufstellt... und zum Thema Wahrheitsgehalt: Stimmte nur ein Viertel der Dinge, die er in diesem Film anspricht, hätte das in fast jedem Land der Welt zur Absetzung des Staatsoberhaupts geführt.
Auch in Deutschland hätte es unter ähnlichen Umständen schon längst ein Mißtrauensvotum gegeben .. mit ausgezeichneten Erfolgschancen.

Also, kurz gesagt: Kerry mag nicht der beste sein.. besser als Bush jr. ist er aber allemal.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Drachenkind am 16 August 2004, 17:53:27
@Biserka:
Vielleicht bin ich auch nur mehr in der politischen Realität und weniger an den Stammtischen.
Wenn legitimierte Institutionen in einer Demokratie ihren Job tun, dann ist dem halt so. Auch wenn einem das mal nicht gefällt. Das ist Demokratie.

Ich glaube zumindest Michael Moore weniger als dem Supreme Court!

Das Abu-Jamal Thema anzuführen um sie zu instrumentalisieren um amerikanische Gerichte Unglaubwürdig zu machen ist billig.
Es zeigt das Du nicht wirklich den Unterschied zwischen Strafgerichte und dem Wahlrecht erkennen willst.

Ein Paar Demonstranten reichen mir noch lange nicht, um eine Regierung für Illegitim zu erklären. Das ist ein sehr niedriger Maßstab, der eher von deinen Wünschen als der Realität geleitet wird.
Bis jetzt gab es keine erfolgreiche Klage gegen die Wahl. Solange ist man als Demokrat verpflichtet eine Regierung als Legitim anzuerkennen!

Egal wie man zur Todesstrafe steht, die ich auch ablehne. Aber das hat nichts mit einer Bananendemokratie zu tun!
Es zeigt eher das Du mehr Distanz zum Thema brauchst. Du nimmst Argumente, die überhaupt nicht passen um Dinge zu belegen.
Eine Bananendemokratie ist eine Nation die eine schlechte Wirtschaft hat, in der es Pseudodemokratische Strukturen gibt, die aber ein Autoritäres Staatssystem haben in der die wirkliche Macht liegt. Willkür im Rechtsstaat ist da ein ganz zentrales Merkmal.
(Philippinen unter dem Marcos Regime wäre ein Beispiel)

Und das mit den Sträffälligen und dem Wahlrecht ist nunmal geltendes Recht dort drüben. Du mißt zusehr Demokratie aus dem Blickwinkel des Bundesdeutschen Demokratie und Parteiensystem.
Doch haben wir bis auf das Zwei-Kammer System und dem Föderalismus nicht viel im politischen System gemein mit den USA.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Drachenkind am 16 August 2004, 18:02:50
Thema Kerry:
Das Problem an Kerry ist, das er keine substantiellen politischen Aussagen macht.
Es läßt sich nicht einschätzen ob er ein Unilateralist ist der wie Bush nur die Interessen der USA durchzieht.
Er hat eine sehr wechselhafte Biographie.
Aber über sein Programm erfährt man nicht viel.

Ich geb mal ein paar Argumente als Advocatus Diaboli, warum eine Bushregierung nicht so schlecht für uns Europäer ist.

- Bush ist als Präsident immens geschwächt.
- Der Widerstand gegen Bush auf lokaler Ebene (z.B. gegen Patriotact) wird stärker.
- Cheney ist als Vizepräsident nicht zu halten, zu viel Dreck und sein Gesundheitszustand.
- Rumsfeld ist nicht zu halten nach Abu Ghraib.
- Powell ist derzeit isoliert im Kabinett, aber da Bush ein Mulitlaterales Verhalten anstrebt, wegen dem Irak und Afghanistan, wird seine Rolle wichtiger, weil er der einzig akzeptierte Gesprächspartner neben Bush für Europa ist.
Dies schwächt Bush.
- Bush zwingt uns Europäer mal zusammen zu arbeiten und nicht dem großen Bruder das Geschäft mit der Welt zu lassen.
- Mit der Wahl in Italien und England werden vermutlich die letzten Pro-Amerikanischen Bastionen in Europa fallen.
Die derzeitigen Konstellationen, Europa (Frankreich + Deutschland derzeit) mit Russland und China würde sich stärken in diesem Fall.

Eine Wiederwahl von Bush könnte uns eine große Chance geben zu lernen als geeintes Europa zu handeln.
Negativ ist Bush's Verhalten im Umweltbereich. Aber Kerry hat da auch noch nicht viel zu gesagt.

Kerry ist zusehr eine Unbekannte. Zusehr ABB (Anyone but Bush).
Bush ist auf Perfide Weise, eine bekannte Größe für uns.
Und die USA ist zu Pleite für weitere Kriege erstmal.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: DarkAmbient am 16 August 2004, 18:41:29
Zitat von: "Uhu"
Ich frage mich, warum nur superreiche Industrielle und "Skull-and-Bones"-Mitglieder Präsident werden können.


Fragst Du Dich das wirklich?

Zitat von: "Uhu"
Lieber wäre es mir gewesen, er hätte auf dem Parteitag der Demokraten über die Verbesserung der in Scherben liegenden internationalen Beziehungen oder des Rufs Amerikas geredet. Statt dessen kommt er immer wieder auf die ein oder andere Art und Weise mit diesem Führungsanspruch über die Welt. Ich will nicht von den USA geführt werden! Zumal ich anderen Organisationen, die ich für politisch und moralisch glaubwürdiger halte, das führen der Welt eher überlasssen würde. Damit meine ich die UN oder die EU


Kerry muss sehr aufpassen, kein Eigentor zu schießen. Er hat nie gegen die Irak-Invasion opponiert, deshalb kann er jetzt nicht glaubwürdig den Ankläger spielen. Aber vielleicht ist es nicht so wichtig, was Kerry sagt, sondern seine Geschichte macht ihn zu einer äußerst kleveren Wahl als Kandidaten: Einer, der selbst als Patriot an vorderster Front gekämpft hat dann aber als Kritiker des Krieges aktiv wurde, dem nimmt man ab, nicht für niedere Motive Landsleute in den Tod zu schicken. Ansonsten, schätze ich, wird seine Politik nur graduell anders sein, als Bush's.

Wegen des Führungsanspruchs in der Welt: Kerry hat ja wohl keine Wahl außer forsch nach vorn zu marschieren. Er macht seinen Wahlkampf ja nicht für seine linksliberalen Gesinnungsgenossen, für die er sich durchaus in Lumpen kleiden und Asche auf sein Haupt streuen
und die Welt um Vergebung für die Arroganz der Supermacht bitten könnte. Der Wahlkampf wird um die Mitte geführt, also um die, die unentschieden sind. Und da kann er mit devotem Gehabe einfach nicht punkten.

Was die UN angeht, fehlt ihr die Macht, und die EU ist ein zu heterogener Haufen, der schon ziemlich damit beschäftigt ist, sich selbst zu führen -- damit meine ich den Apparat, nicht übernationale Angelegenheiten. Trotzdem: Mir gefällt die Position der EU. Im besten Fall entwickelt sich hier eine Kultur, mit Unterschieden sensibel umzugehen, die die Außenpolitik der USA irgendwann als provinziell links liegen lässt. Aber das braucht noch etwas Zeit.

Zitat
- Mit der Wahl in Italien und England werden vermutlich die letzten Pro-Amerikanischen Bastionen in Europa fallen.


Naja, dann wäre da noch das 'Hinterland' im Osten.

Zitat
Es gibt zuviele Extrawürste, die Bush einfordert. Begonnen mit der Nicht-Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls ...


Bush führt die Clinton-Politik in dem Bereich nur straight weiter. Nicht mehr, nicht weniger ignorant.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Drachenkind am 16 August 2004, 21:01:47
Korrekt, triffst auch meine Einschätzung von Kerry sehr gut damit.
Deswegen argumentierte ich ja mal um aufzuzeigen was ein Bush Sieg für uns bedeutet.
So sehr liebe ich Amerika ja nun auch nicht, das ich denen das beste Wünsche. Die Reihenfolge ist Europa, Welt, Amerika :)

Moore selbst hat ja auch ein ambivalentes Verhältnis zu Kerry.
Schon für ihn, aber eher weil er halt der Gegenkandidat ist.

Die EU ist ein einzigartiges Projekt in der Menschheitsgeschichte. Das muss man sich ab und an vor Augen halten.
Was unser Hinterland angeht, da ist, bös' gesagt, wohl der Einfluss der Subventionsverteilung und der neue Abstimmungsmodus sicherlich bedeutsam.
Schließlich sind die Bevölkerungsreichen Länder Spanien, England, Frankreich, Italien, Polen und Deutschland. Da nehmen sich die paar Millionen aus Baltikum und andere nicht so aus.
Aber das gleitet grad zu sehr ab.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: Soto Zaan am 07 September 2004, 00:30:47
Ich persönlich fand das Buch das dem Film zugrunde liegt deutlich besser, da dort die doch sehr seltsamen Verwicklungen der Familie Bush mit dem saudischen Königshaus besser geschildert werden. Außerdem würde mich mal interessieren, was dieser Moore denn jetzt so mit den ganzen Millionen macht, die er durch die Veröffentlichung seiner Bücher und Filme eingenommen hat. Er stilisiert sich ja selbst gerne zum einzigen Sprachrohr der Armen und Unterdrückten. Frag mich wieviel er von seinen geschäffelten Millionen für die arme, geknechtete amerikanische Unterschicht übrig hat...
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: messie am 07 September 2004, 01:14:07
Zitat
Ich persönlich fand das Buch das dem Film zugrunde liegt deutlich besser, da dort die doch sehr seltsamen Verwicklungen der Familie Bush mit dem saudischen Königshaus besser geschildert werden.

Natürlich ist das Buch detaillierter. Aber darum ging es Moore in dem Film ja auch nicht, alles klein-klein aufzuzeigen: Er hat, das ist eindeutig zu sehen, den Film für das amerikanische Publikum gedreht.
Das bedeutet vor allem: Bloß nicht zu kompliziert. Die Amerikaner gehen für gewöhnlich ins Kino um unterhalten zu werden, das ist Teil ihrer Kultur. Also kann er keinen Autorenfilm drehen. So, wie er es letztlich gemacht hat, finde ich den Film sehr gut gelungen - er enthüllt, ohne allzusehr zuzuschwafeln. Es wird hier eben gerne vergessen, dass wir von vorneherein eine ganz andere Filmkultur gewohnt sind als die Amerikaner!

Und zu Drachenkinds provokanter These:
Soo doof ist sie im Prinzip nicht. Bush kennt man, er ist berechenbar geworden. Man weiß, was von ihm zu erwarten ist.

Einen Denkfehler gibts da aber doch:
Bush braucht Gegner. Gerade Moore hat sehr schön herausgearbeitet, dass er eigentlich nicht sehr klug ist, er auf einfache Feindbilder angewiesen ist. Wenn es die nicht mehr geben sollte, dann sucht er sie sich - und in Sachen Nordkorea oder schlimmer noch: China kann das leider auch gut zu einem Weltkrieg ausarten.

Kerry hingegen mag eine undurchsichtige Figur sein - aber es ist bereits jetzt zu sehen, dass er sehr viel klüger vorgeht. Weil er -meine Meinung- eben einfach klüger ist!

-Er bleibt in der Irakfrage so unkonkret, weil er bei einer eindeutigen Antwort Gefahr liefe, zu viele Wähler zu verlieren.
-Er schliesst das Mittel der Kriegführung nicht kategorisch aus, und das obwohl er viele Jahre als massiver Kriegsgegner in Erscheinung trat. Warum? - Weil viele Amerikaner sich als Weltmacht sehen die das Recht hat, Krieg zu führen. Also hält er in diesem Punkt vor der Wahl klugerweise die Klappe.
-Er greift Bush nicht direkt an. Er weiß, dass viele auch Bushs Konsequenz bewundern - also lässt er die Gegenseite die Schlammschlacht führen und sich selbst durch sie bekannter machen. Er braucht die amerikanische Bevölkerung "nur" auf seinen Lebenslauf hinzuweisen. Das ist ein kluger Schachzug, viel klüger als jede andere Strategie.

Alleine der Wahlkampf zeigt schon: Kerry ist klüger als Bush. Also wird er auf solche Dummheiten, baldige Atommächte wie Nordkorea nicht mal so eben pauschal zu verurteilen, gar nicht erst kommen. Geschweige denn, Länder als "Achse des Bösen" zu bezeichnen und sie damit fröhlich zum Aufrüsten anzuregen.
Und darum ist Kerry auf jeden Fall der bessere Kandidat.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: bluediva am 21 September 2004, 20:19:07
living here in Minneapolis, a very liberal city in the USA, it seems as though Bush has no supporters, everyone i know loves Moore and his books and movies, we were all talking about the things he said before he said them and, most have been delighted to see someone put it out into the masses in the form of a movie, one of our goverment's most popular vehicle of propaganda.  We forget living here in this urban area how many supporters Bush and his way of thinking have, it is so scary when you go to the suburbs, and rural areas how much pro-Bush-regime stuff you see - these people are totally brainwashed - it is so scary - they do nothing but watch tv - and they will all vote and Bush will win again - because the ones who do not support him cannot see the opposition for what it is - a real threat - and the liberals are lazy and have very little to really offer anyway, except for brains that is.
Titel: Michael Moores Fahrenheit 9/11
Beitrag von: phaylon am 21 September 2004, 20:31:58
Sounds like "modern democracy", scnr.


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