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Autor Thema: Geschichte, bei der ich nicht weiterkomme...  (Gelesen 1916 mal)

LadyFortuna

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Geschichte, bei der ich nicht weiterkomme...
« am: 25 November 2004, 15:55:31 »

Es war Nacht. Sie stand allein in einem nebligen Wald. Vor ihr war eine Weggabelung: Der eine Weg sollte sie zu einer alten Burg führen, die hoch über dem Wald lag. Der andere Weg führte tief in den Wald der verlorenen Seelen. Sie ging den Weg, den sie für den Richtigen hielt, zögernd entlang.
Doch kaum liess sie die Weggabelung hinter sich, begann der Wald, der sie umgab, zu flüstern: „Bleib stehen! Geh nicht weiter!“, schien er ihr zu sagen. Es schien von überall her zu kommen: Aus den Bäumen, aus der Erde, aus dem Nebel. Sie tat, wie ihr befohlen und blieb stehen. Eine seltsame Trägheit erfüllte sie. Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken fuhr sie herum und blickte in die grauen Augen eines schönen jungen Mannes. Er sah sie durchdringend an und sein Blick erfüllte sie mit Angst, doch auch mit Vertrauen. Er hatte langes schwarzes Haar, das er zu einem schönen Zopf gebunden trug und war sehr blass. Obgleich es windstill war, schien sein schwarzer Samtumhang einem Luftzug ausgesetzt zu sein.
Sie versuchte, einen Schritt rückwärts zu gehen, doch sie stieß gegen einen Baum. Der Mann kam einen Schritt näher. „Wer seid Ihr?“, fragte sie mit zitternder Stimme, doch anstatt zu antworten lächelte er sie nur an und fuhr mit der Hand durch ihr Haar. Dann endlich begann er zu sprechen. Seine Stimme beruhigte sie auf eine unerklärliche Art und Weise. „Habt keine Angst, Mylady. Euch wird nichts geschehen. Ich bin Lord Odriel von Asturia, der Herr dieses Waldes.“ Er sprach sehr ruhig, fast schon zu ruhig, doch langsam schien ihre Angst im Nebel zu verschwinden.
„Doch nun sagt mir“, fuhr er fort, „wer seid Ihr und was führt Euch in meinen Wald? Nachts sollte hier niemand allein umherstreifen.“
Durch seine Stimme zog er sie immer mehr in seinen Bann. „Ich bin Eloni. Meine Mutter schickte mich in Eure Gefilde, um Kräuter zu sammeln. Doch dieser Wald scheint eine sich selbst überlassene Welt zu sein, selbst der Nebel scheint einen eigenen Willen zu besitzen.“
Ihre Stimme zitterte noch immer, doch sie wusste sich in Sicherheit. Wieso, konnte sie selbst nicht sagen.
„Nun denn, Mylady. Ich möchte Euch bitten, mich auf meine Burg zu begleiten, denn dorthin wolltet ihr doch, oder irre ich mich?“
Tatsächlich hatte Eloni vorgehabt, zur Burg zu gehen, als die Nacht hereinbrach. Also nickte sie zaghaft und Lord Odriel führte sie tief in den Wald.
Während sie stetig bergauf gingen, legte sich der Nebel und blutrot ging der Vollmond auf. Dann endlich erreichten sie ihr Ziel. Wie ein Riese erhob sich die Burg gegen den mit Sternen gesprenkelten Nachthimmel. Sie wirkte ein wenig furchteinflößend, doch an der Seite von Lord Odriel, wusste Eloni, würde ihr nichts etwas anhaben können.
Er hatte etwas an sich, das nicht von dieser Welt zu sein schien.
Er führte sie in eine große Halle. An den Wänden hingen riesige Gemälde und eine Vielzahl von Fackeln und wenn man nach oben sah, war die Decke, die von Marmorseulen gehalten wurde, ganz von Gold und Silber. Noch niemals zuvor hatte Eloni etwas so schönes wie diese Halle gesehen. Sie vermochte nicht, den Blick abzuwenden, bis Lord Odriel sie mit sanfter Gewalt weiterzog. Er zeigte ihr seine Burg und den dazugehörigen Park. Auch er war wunderschön, denn in ihm wuchsen exotische Pflanzen. Eloni hatte sie bisher nur in Büchern gesehen, doch sie wusste sofort, dass es sich um Feuerschlingen handelte. Diese rotgoldenen Blumen, welche nur nachts blühten, gab es eigentlich nicht in diesen Gefilden. Sie kamen sonst nur im Schattental vor, doch Eloni wunderte sich nicht, sie an diesem Ort vorzufinden.
Lord Odriel führte Eloni wieder in die Burg und bot ihr an, über Nacht dort zu bleiben.
Sie wusste, dass ihre Eltern sich schreckliche Sorgen machen mussten, doch sagte sie zu. Lord Odriel brachte sie in eines der unzähligen Gemächer, wünschte ihr eine ruhige Nacht und verliess den Raum. Sie schaute noch lange auf die geschlossene Tür als ob sie hoffte, dass Lord Odriel nocheinmal hereinkam. Doch als er nicht wiederkam, ging sie letztendlich schlafen.
Sie verschlief den ganzen folgenden Tag, obgleich dies sonst nicht ihre Art war und erwachte erst, als die Sonne hinter den Hügeln versank. Sie machte sich auf die Suche nach Lord Odriel. Sie fand ihn im Park unter einem der majestätischen Bäume. Er lächelte, als er sie sah und verbeugte sich tief vor ihr.
„Mylord“, fing Eloni zögernd an zu sprechen, „ich muss in mein Dorf zurückkehren. Meine Eltern werden denken, mir sei etwas zugestoßen.“ Lord Odriel lächelte nur und sah sie ruhig an. „Macht euch keine Sorgen. Ich habe Euren Eltern eine Nachricht zukommen lassen, sie wissen über alles Bescheid. Aber ich möchte Euch um einen Gefallen bitten. Diese Nacht findet hier ein Ball statt und ich möchte, dass Ihr mich dorthin begleitet.“
Die Überraschung war ihr förmlich anzusehen. „Ich würde mich geehrt fühlen, Mylord.“ Sie errötete ein wenig. Schon immer träumte sie davon, einem Ball auf solch einer Burg beizuwohnen. Sie konnte es kaum glauben, dass es nun endlich Wirklicheit werden sollte. „Kommt, Mylady, ich möchte Euch Eure Garderobe für den heutigen Abend zeigen.“ Eloni folgte ihm schweigend. Er brachte sie in ihr Schlafgemach und öffnete den Schrank. In ihm befanden sich die schönsten und edelsten Gewänder, die ihr Auge jemals erblickt hatte. Lord Odriel liess sie allein und sie verbrachte die nächste Stunde damit, sich auf den Ball vorzubereiten.
Schließlich kehrte Lord Odriel zurück und brachte Eloni in die große Halle, welche sie schon am Abend zuvor bewundert hatte. Nur verdeckten nun schwere, purpurne Vorhänge die hohen Wände und hunderte von Kerzen tauchten den Raum in ihr warmes Licht. Eloni schämte sich ein wenig, denn beim Anblick der Gäste, die ebenso schön und auch seltsam waren wie Lord Odriel, fühlte sie sich unansehnlich und ein wenig fehl am Platz. Doch dann nahm ihr Gastgeber sie sanft bei der Hand und führte sie durch die Halle bis hin zu einem reich gedeckten Tisch. Dann begann ein rauschendes Fest. Elonis Sinne waren benebelt. Daher merkte sie auch nicht, dass keiner der anderen Gäste etwas aß oder trank. Dann, mit einem Mal, ertönte Musik. Lord Odriel stand auf und bat Eloni, mit ihm zu tanzen. Sie willigte ein und folgte ihm auf die Tanzfläche.
Es kam ihr vor, als ob sie schwebte. Mit ihrem Tanzpartner schien sie über alle Wolken zu fliegen. Die ganze Nacht tanzten sie und ihr Lord durch den Saal. Erst als der Himmel langsam heller wurde und die Sterne verblassten, verabschiedeten sich die Gäste und ließen Eloni und Lord Odriel allein zurück. Er führte sie zurück in ihr Gemach, doch diesmal verließ er sie nicht so schnell, wie er es das letzte Mal getan hatte. Er trat vor sie hin und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. Eloni sah ihm lange in seine unergründlich tiefen Augen... letztendlich küssten sie sich. Die Zeit schien stillzustehen.
Schließlich schaffte sie es, sich aus seiner Umarmung zu lösen und trat zum Fenster. „Mylord, ich...“, sie drehte sich wieder um, doch Lord Odriel hatte das Zimmer bereits verlassen. Seufzend schaute Eloni zur Tür und legte sich in ihr riesiges Daunenbett. Den Gedanken an ihre sich sorgenden Eltern hatte sie vergessen.
Erneut erwachte sie bei Sonnenuntergang und machte sich auf die Suche nach Lord Odriel. Wieder fand sie ihn im Park. Als er sie sah, kam er zu ihr und steckte eine Feuerschlingenblüte, die er bis dahin in der Hand gehalten hatte, in ihr Haar. Sie lächelte schüchtern, als er sie in den Arm nahm und zurück in die Burg führte.




Wie findet ihr das und könnt ihr mir vielleicht helfen, doch mal etwas weiter zu kommen? :wink:

Gruß Britta
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AnnHoly

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Geschichte, bei der ich nicht weiterkomme...
« Antwort #1 am: 25 November 2004, 21:13:25 »

Hi Lady Fortuna!

Zunächst einmal wäre interessant, in welcher Zeit Deine Geschichte spielt. In diesem Jahrhundert, oder im letzten oder noch früher? Worte wie "Mylady" etc. lassen zumindest darauf schließen. Sollte ich richtig liegen, würde ich auch den Schreibstil und die Worte dieser Zeit anpassen. Statt also Sachen wie "Die Eltern machten sich Sorgen" (oder so ähnlich) zu schreiben, würde ich Formulierungen wie "Zu Hause sorgte man sich gewiss bereits um sie." o.ä. verwenden. So liest sich das Ganze etwas irritierend: Eine Geschichte aus früherer Zeit mit dem Sprachgebrauch der heutigen (also auch Satzbau etc.).

Dann wäre noch wichtig, ob es eine Kurzgeschichte oder doch eine längere werden soll. In jedem Fall würde ich versuchen, einzelne Begebenheiten "farbiger" auszuschmücken, näher zu beschreiben. So fehlt der Geschichte ein wenig Atmosphäre und ist auch in den Übergängen nicht "flüssig" genug.

Und zum weiteren Verlauf ... hmm ... Hast Du Dir denn schon grob Gedanken darüber gemacht? Bisher sieht es ja - zusammengefasst - so aus: Ein junges Mädchen geht in den Wald, trifft einen Mann (Vampir, nehme ich an), geht mit ihm auf sein Schloss (ohne wirklich ernsthafte Bedenken). Dort übernachtet sie dann (Zu früherer Zeit hätte sie sich wohl nicht nur Gedanken über ihre Eltern gemacht, sondern auch darüber, ob sie überhaupt in einem fremden Schloss, bei einem fremden Mann übernachten darf/sollte. - Du solltest also versuchen,Dein Denken der damaligen Zeit anzupassen.) und wird zu einer Abendgesellschaft (Ball) geladen. Die Frage ist nun: Welches Ziel verfolgt der Mann? Warum lädt er sie auf sein Schloss ein, lässt sie dort übernachten etc.? Will er sie zu seinesgleichen machen? Soll es eine tragische oder auch nicht so tragische Liebesgeschichte werden? Ist sie vielleicht einem höheren Ziel vorbestimmt? Wenn Du dazu schon nähere Ideen hättest ... Aber vielleicht ist das ja auch schon eine Anregung für Dich für einen eventuellen weiteren Verlauf ... :-)

So, ich hoffe, das war nicht zu viel und nicht zu hart, aber Du wolltest ja sicher eine ehrliche Meinung, oder? :-)

Viel Spaß beim Weiterschreiben!

:-) AnnHoly
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In diesem Sinne: Lernt schreiben!

Eisbär

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Geschichte, bei der ich nicht weiterkomme...
« Antwort #2 am: 25 November 2004, 22:02:27 »

Ich kann mich AnnHoly da erstmal nur anschließen.
Und vielleicht ergänzen, daß der Titel "Lord" und die Ansprache "MyLady" in Verbindung mit den so gar nicht englisch klingenden Namen (und ich habe mir echt überlegt, wie ich die englisch aussprechen soll) nicht passen.

Wie AnnHoly schon sagte, die Übergänge sind nicht glatt genug. Die Sprache und das Verhalten der Personen passen nicht in die Zeit oder umgekehrt.

Und solche Stellen, wo er etwas fragt und Du erklärst, daß sie da vorher schon daran dachte, schreib erst, was sie denkt und laß ihn dann fragen. Sonst kommt irgendwie dieser "hinterher kann man das immer behaupten vorher schon gewußt zu haben"-Effekt in meinem Kopf. Schwer zu beschreiben, aber ahnst Du etwa, was ich meine?

Der Anfang, der kommt bei Dir auch in der Mitte. Ist das Absicht? Wenn nicht, ist es etwas ungeschickt, erst später so nebenbei zu erklären, was sie denn da im Wald überhaupt zu suchen hat.

Im übrigen könnte die Geschichte interessant werden, sie scheint aber bisher sehr berechenbar, da sie - sorry - nur so vor Klischee strotzt.
Fahr einen Gang runter was diesen ach so mystischen Lord angeht oder leg ihren Charakter neu an, mach sie "stärker", nicht so ein naives Dummchen. Es ist sonst zu schwierig, sich mit den Figuren zu identifizieren, verstehst Du, was ich meine?

Wie AnnHoly schon sagte, es ist nicht böse gemeint, nur ehrlich meine Meinung.

Aber neugierig, wie es weitergeht bin ich trotzdem ;)

Lars
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« Antwort #3 am: 25 November 2004, 22:09:15 »

Danke für eure ehrliche Beurteilung ihr beiden. ;) Da ihr mir gesagt habt, was ihr darüber denkt, kann ich die Geschichte jetzt umschreiben/verbessern, dass sie besser zu verstehen ist und auch "authentischer" rüberkommt!

Gruß Britta
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