Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-
political correctness
DarkAmbient:
--- Zitat von: "Nachtmensch" ---Was ist mit der Unterscheidung Homo sapiens / Neandertaler. Alles Rassisten? Neeee...
--- Ende Zitat ---
Ich bin kein Biologe und man korrigiere mich, aber handelt es sich bei Neandertalern nicht um eine eigene Spezies? Das müsste dann eher 'Speziesmus' heißen. Aber da die Neandertaler ausgestorben sind, fehlt gänzlich jede Notwendigkeit, soetwas zu konstruieren.
Jedenfalls gibt es bei der Kategorie Spezies ein hartes Kriterium, ab wann es sich um getrennte Spezies handelt, nämlich dann, wenn zwei Individuen keine fortpflanzungsfähigen Nachkommen mehr zeugen können. Bei Rasse fehlt dieses 'harte' Unterscheidungskriterium. So wurden bisher Menschenrassensysteme mit drei bis zu einigen hundert Rassen zusammengebastelt, die jeweils der Mode und den Notwendigkeiten ihrer Zeit folgten.
--- Zitat von: "Nachtmensch" ---Und wenn ich behaupten würde, ein Farbiger / Neger / negroider Humanoid hätte dunklere Haut - und gerne mal ein wenig dickere Lippen - oh mein Gott. Rassismus..
--- Ende Zitat ---
Die Frage ist nicht 'wenn', sondern warum Du es tun solltest. Warum fällt Dir das auf? Bzw. warum fällt es so ins Gewicht, dass man eine allgemeingültige Unterteilung der Menschheit danach baut? Das ist so eine hypothetische Konstruktion und die Auswahl der Merkmale ist völlig willkürlich. Genauso gut könntest Du auch nach der Häufigkeit für ein bestimmtes fehlendes Stoffwechsel-Enzym fragen und die Menschen generell darunter einteilen.
Um mal ganz genau hinzukucken: Die Kategorie 'Negroid' ist schon allein dadurch diskriminierend, dass andere Rassen in gängigen Schemata nach ihrer geographischen Herkunft benannt wurden ('Kaukasoid', 'Mongoloid', ...), nur der 'Negroid' wird nach seiner Hautfarbe benannt. Zufall? Ich glaub nicht dran.
--- Zitat von: "Nachtmensch" ---Kann es irgendwie sein, dass man es als Deutscher mit der poltical correctness immer ein wenig übertreibt?
--- Ende Zitat ---
Das kann ich so nicht beobachten. Dezidiert politisch unkorrekt zu sein wird hin und wieder bewusst als Mittel zur Herausstellung von Freiheit im Denken oder einfach um aufzufallen verwendet. In den USA ist man in Sachen political correctness viel extremer.
Das Problem ist, dass einfach polarisiert wird: Entweder Du bist politisch korrekt, langweilig und angepasst, oder Du provozierst, bist originell, rücksichtslos, selbstständig, kontrovers -- und kokettierst dabei nah am Rand des Rassismus, wenn nicht schon darüber hinweg.
Was ich einfach vorschlagen wollte war, die (wahrscheinlich notwendige) 'Rassismus-Keule' der politischen Korrektness, die quasi eine Zensur dessen darstellt, was gesagt werden darf, zu ersetzen durch eine Beschäftigung mit dem Thema, die bei einem selbst anfängt mit der Frage "Haben sich bei mir selbst rassistische Denkweisen irgendwo angesetzt, ohne dass ich mir dessen bewusst bin?". Viele werden diese Frage wohl einfach aus Bequemlichkeit ablehnen...
Nochmal ganz deutlich meine Position zum Auswendiglernen:
Diejenigen, die überdosiert mit der politischen Korrektheit um sich schlagen, rutschen dabei oft nur in eine andere Ausgrenzungs-Schiene hinein und erzielen genau den gegenteiligen Effekt, nämlich einen 'unkorrekten' Reflex oder eine Trotzreaktion bei Leuten, die gern 'Negerkuss' sagen. Beides Verhalten, das Moralaposteln und den starsinnigen Trotz, würde ich als unreflektiert bezeichnen. Es kommt darauf an, bei sich selbst anzufangen, um nicht solche Polaritäten auf der einen oder der anderen Seite zu verstärken.
DarkAmbient:
--- Zitat von: "phaylon" ---Nachtmensch: Ack. »Rassismus« in seiner verteufelten Form ist wohl eher die Bewertung der verschiedenen Rassen.
Wenn ich mir übrigens die Weltgescihchte so ansehe würde ich sagen, die Weissen haben um einiges mehr Mist gebaut.
--- Ende Zitat ---
Nur so als Hinweis: Der zweite Satz ist damit nach Deiner Rassismus-Definition im ersten Satz eindeutig rassistisch (Bewertung: Weiße = haben mehr Mist gebaut). Du siehst wie schwer es ist, sich der Zuschreibungen zu erwehren? Deshalb bleibe ich dabei: Es gibt kein unschuldiges Wissen. Wissen muss immer im Kontext seines Effekts betrachtet werden.
Auch wenn die Aussage über 'die Weißen' von Dir gut gemeint war: Ich denke, das ist einfach eine falsche Verallgemeinerung.
DarkAmbient:
--- Zitat von: "Thomas" ---
--- Zitat ---Also, was genau mag Rassismus denn sein?
--- Ende Zitat ---
Meine kurzgehaltene Definition : Das abwerten (oder aufwerten) von Menschen allein aufgrund ihrer Rassenzugehörigkeit.Und da ja Menschen grundsätzlich erst einmal alle gleich sind (von der wertigkeit her), ist Rassismus etwas negatives.
Ich halte die Wikipedia-Definition auch für viel zu ungenau und harmlos.
--- Ende Zitat ---
Das unterstellt aber schon die Sinnigkeit des 'Rassenunterschieds', was ich bestreiten würde. Aber vielleicht hilft eine Definition, die den Stellenwert der Rassenlehre offen lässt (d.h. ob die Unterschiede nun tatsächlich oder fiktiv sind) zu einem Konsens zu kommen:
--- Zitat von: "Albert Memmi" ---Rassismus entsteht durch die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.
--- Ende Zitat ---
Als Nachteil empfinde ich dabei, dass in Täter und Opfer polarisiert und somit personalisiert wird.
Thomas:
--- Zitat ---Das unterstellt aber schon die Sinnigkeit des 'Rassenunterschieds', was ich bestreiten würde
--- Ende Zitat ---
Über die Sinnigkeit läßt sich sicherlich streiten, unabhängig davon sind rassenbedingte Unterschiede (äusserlich) ja nunmal eine Tatsache und keine Definitionsfrage.
Kenaz:
--- Zitat von: "DarkAmbient" ---Die Frage ist nicht 'wenn', sondern warum Du es tun solltest. Warum fällt Dir das auf?
--- Ende Zitat ---
- Weil es für den Menschen als das primär optisch orientierte Lebewesen, das er ist, einfach das offensichtlichste Differenzierungskriterium ist?
--- Zitat von: "DarkAmbient" ---Bzw. warum fällt es so ins Gewicht, dass man eine allgemeingültige Unterteilung der Menschheit danach baut?
--- Ende Zitat ---
- Weil Menschen nun mal in Kategorien denken und sich zu diesem Behufe differenzierender Kriterien in hierarchisch gestaffelter Abfolge bedienen?
--- Zitat von: "DarkAmbient" ---Das ist so eine hypothetische Konstruktion und die Auswahl der Merkmale ist völlig willkürlich.
--- Ende Zitat ---
- Ich finde den Unterschied hinsichtlich der Hautfarbe zwischen einem durchschnittlichen Nordeuropäer und einem Afrikaner schon ziemlich augenfällig; insofern erscheint es mir recht naheliegend und gerade nicht völlig aus der Luft gegriffen, eine Differenzierung auf dieser Basis vorzunehmen. Ich halte sie auch in keinster Weise für problematisch, somit damit nicht unterschiedliche Wertungen (schwarz = minderwertig) verbunden werden - wie das in der Vergangenheit und bisweilen auch heute noch leider der Fall war bzw. ist: der Hase liegt m. E. nicht bei den Differenzierungskriterien im Pfeffer, sondern bei den qualitativen Zuschreibungen, die daran geknüpft werden.
--- Zitat von: "DarkAmbient" ---Genauso gut könntest Du auch nach der Häufigkeit für ein bestimmtes fehlendes Stoffwechsel-Enzym fragen und die Menschen generell darunter einteilen.
--- Ende Zitat ---
- Reichlich unpraktisches Verfahren, weil es sich auf nicht sichtbare Kriterien stützt. Auf Dauer siegt eben immer der pragmatische Aspekt.
--- Zitat von: "DarkAmbient" ---Die Kategorie 'Negroid' ist schon allein dadurch diskriminierend, dass andere Rassen in gängigen Schemata nach ihrer geographischen Herkunft benannt wurden ('Kaukasoid', 'Mongoloid', ...), nur der 'Negroid' wird nach seiner Hautfarbe benannt. Zufall? Ich glaub nicht dran.
--- Ende Zitat ---
- Die Diskrepanz, die zwischen der maximalen Pigmentierung - :mrgreen: - der "negroiden" und der vergleichsweise bescheidenen der restlichen Rassen besteht, ist einfach derart augenfällig, daß es schlichtweg albern erschiene, hier auf Krampf andere Kriterien aus dem Hut zu zaubern - wenn man denn wollte, könnte man vielmehr gerade das krampfhafte Übersehen dieses Kriteriums als Ausdruck eines verdrängten Rassismus deuten (nach der Devise: wer sich scheut, das Offensichtliche auszusprechen, offenbart gerade dadurch die Angst vor seinen eigenen rassistischen Ressentiments). Die Unterscheidungskriterien hinsichtlich anderer Rassen sind vergleichsweise subtilerer Natur und werden insofern eher durch geographische Referenzen auf den Punkt gebracht.
Unbestritten ist freilich, daß die Entstehung der fraglichen Kriterien nicht vom Kontext des kulturellen Hegemoniestrebens der europäischen Völker getrennt werden kann, welches bereits mit dem Aufstieg des römischen Imperiums seinen verhängnisvollen Lauf nahm, um sich dann im Laufe der Kolonialisierung zu voller Pracht und Herrlichkeit (Achtung: Ironie!) zu entfalten. Gut möglich, daß den Unterscheidungen andere Begriffe entsprächen, wenn afrikanische Völker sich den Rest der Welt derart untertan gemacht hätten, wie es europäische faktisch getan haben.
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