Ich halte die Wurzel des Übels jedoch weniger fehlende Bildung als vielmehr Armut. Leute, die ein gesichertes Leben haben, ein Auskommen, die sich nicht täglich Sorgen darüber machen müssen, wie sie sich und ihre Familie über die Runden bringen sollen, werden normalerweise nicht in Scharen losziehen, um sich und andere in die Luft zu sprengen etc. Auch die christlichen "Glaubenskriege" funktionierten im Wesentlichen nach einem Schema: eine Oberschicht schützt religiöse Ziele vor, um ihre politischen Absichten zu verwirklichen und schickt verelendete Massen los. Nichts anderes passiert momentan in der arabischen Hemisphäre (und an anderen Brennpunkten der sogenannten Dritten Welt). Ich würde nicht so weit gehen, zu behaupten, dass die Lösung der Probleme in Essen, Wohnung, Fernsehen und DVD-Player liegt, aber es würde die meisten Konflikte ganz gewaltig entschärfen.
Zitat von: Jinx am 27 Januar 2008, 03:16:46 Ich halte die Wurzel des Übels jedoch weniger fehlende Bildung als vielmehr Armut. Leute, die ein gesichertes Leben haben, ein Auskommen, die sich nicht täglich Sorgen darüber machen müssen, wie sie sich und ihre Familie über die Runden bringen sollen, werden normalerweise nicht in Scharen losziehen, um sich und andere in die Luft zu sprengen etc. Auch die christlichen "Glaubenskriege" funktionierten im Wesentlichen nach einem Schema: eine Oberschicht schützt religiöse Ziele vor, um ihre politischen Absichten zu verwirklichen und schickt verelendete Massen los. Nichts anderes passiert momentan in der arabischen Hemisphäre (und an anderen Brennpunkten der sogenannten Dritten Welt). Ich würde nicht so weit gehen, zu behaupten, dass die Lösung der Probleme in Essen, Wohnung, Fernsehen und DVD-Player liegt, aber es würde die meisten Konflikte ganz gewaltig entschärfen. und was ist mit den 11/09 - Attentätern, die kamen alle aus Familien, wo eis nicht an Essen, Wohnung, Bildung, Fernsehern und DVD-Player mangelte?
Stimmt schon, scheinbar könne sich manchmal auch eher gut situierte Moslems nicht der Irrlehre entziehen.Die beiden Beinahe-Gasflaschenbomber aus Deutschland waren ja auch nicht gerade verarmt, soweit ich weiß.Aber die Masse an fanatiserten Anhängern dieser Religion dürfte schon durch Armut geprägt sein
Judaismus will und wollte nie bekehren und war deshalb nur sehr bedingt expansorisch (ist das ein Wort?). Richtig?
Und da kann man einfach konstatieren, dass das Christentum durch Säkularisierung gezähmt ist und der Islam nicht.
Peter Sloterdijk hat in seinem letzten Buch den Monotheismus mit seinem alleinigen Geltungsanspruch als Hauptschuldigen an der Gewalt ausmachen wollen. Ich würde aber sagen, dass nur Monotheismus und Missionseifer zusammen den Kern für Gewaltbereitschaft bilden.
Zitat von: Simplicissimus1668 am 27 Januar 2008, 06:40:42Judaismus will und wollte nie bekehren und war deshalb nur sehr bedingt expansorisch (ist das ein Wort?). Richtig?Richtig. Soweit ich weiß (Jinx wird das sicher noch verfeinern können) betrachten sich die Juden ja auch immer noch als Gottes auserwähltes Volk. Wenn man sich selbst als auserwählt betrachtet, macht es wenig Sinn, noch andere mit ins Boot zu holen. (jaja, das war jetzt alles sehr platt und vereinfacht ausgedrückt.
ZitatStimmt schon, scheinbar könne sich manchmal auch eher gut situierte Moslems nicht der Irrlehre entziehen.Die beiden Beinahe-Gasflaschenbomber aus Deutschland waren ja auch nicht gerade verarmt, soweit ich weiß.Aber die Masse an fanatiserten Anhängern dieser Religion dürfte schon durch Armut geprägt seinAusnahmen gibt es immer. So ist Osama bin Laden nach allem, was ich weiß, ausgesprochen reich. Auch die fanatischen Christen, die in den US of A Ärzte erschossen, die Abtreibungen vorgenommen hatten, werden nicht alle bettelarm und verelendet sein. Aber dennoch geht allgemeine wirtschaftliche Sicherheit oder auch bescheidener Wohlstand meist mit der Beruhigung der gesellschaftlchen Situation einher.
Wobei für mich zur Säkularisation die Aufklräung nur der zweite Schritt war.Der Hauptgrund für die Zähmung war meines Erachtens die Reformation. Hätte Luther die Bibel nicht übersetzt, hätte die katholische Kirche weiter einen vom Pferd erzählen können, was da drin steht und was man zu tun habe. Durch die Übersetzung (mögen da auch Fehler drin sein, daß ist erstmal wurscht) wurde die Religion und vor allem deren Lehre für die breite Masse zugänglich. Man mußte kein altgriechisch können (das NT ist in in Altgriechisch (und teils aramäisch?) geschrieben afaik), sondern konnte so lesen, was drin steht.Solas Scriptum war Luthers Verteidigung vor Kaiser und Papst. Nur nach der Schrift.Die Reformation machte die Aufklärung erst möglich.Der Koran hingegen liegt von Anfang an in einer verständlichen Sprache vor. Aber der Prozentsatz derer, die ihn lesen können, ist noch geringer als es in der beginnden Neuzeit der Prozentsatz derjenigen war, die die Lutherbibel lesen konnten. Gott sei dank gab es auch gerade den Buchdruck und Luthers Schriften verbreiteten sich dadurch sehr schnell.
Sprich, das gemeine Volk mußte nach wie vor den Predigern vertrauen, der wer von denen konnte denn lesen ?
Zitat von: Thomas am 27 Januar 2008, 19:27:49Sprich, das gemeine Volk mußte nach wie vor den Predigern vertrauen, der wer von denen konnte denn lesen ?Offenbar genug, um die Reformation in gang zu bringen und damit die Grundlagen der Aufklärung zu schaffen
Die Keime des Islamismus ... sind bereits im koranischen Text vorhanden. Die Dinge wären sehr viel einfacher, wenn es nicht diese islamistische Lektüre des Korans gäbe. Die Islamisten wollen aus ihrer Lesart die einzig richtige machen, dabei ist es ja gerade die Eigenart von Texten, unendlich viele Interpretationen zu ermöglichen... Das enorme Problem des Islam besteht gerade darin, dass der Islamismus versucht, seine Botschaft in alle Richtungen zu verbreiten. Der offizielle Islam, der eine Art letzter Metamorphose des traditionellen Islam ist, wird heute zunehmend von islamistischem Gedankengut durchsetzt und vergiftet.
Zitat von: Eisbär am 27 Januar 2008, 23:09:00Zitat von: Thomas am 27 Januar 2008, 19:27:49Sprich, das gemeine Volk mußte nach wie vor den Predigern vertrauen, der wer von denen konnte denn lesen ?Offenbar genug, um die Reformation in gang zu bringen und damit die Grundlagen der Aufklärung zu schaffen Meines Wissens nach gab es weit davor in verschiedensten Ausprägungen Formen eines Humanismus.
Ich denke also, daß Wohlstand und vor allem die damit einhergehende Bildung die gewaltbereiten Teil der muslimischen Bevölkerung arg schrumpfen lassen würde.
Ich müßte jetzt in meine Bibel gucken für den genauen Wortlaut, aber soweit ich weiß, sollten die frühen Christen Jesu Lehre/Botschaft in die Welt tragen. Und unabhängig vom religiösen Aspekt sind die Grundwerte des Christentums doch auch nach heutigem Stand ethisch durchaus positiv zu bewerten. Im Koran soll hingegen (auch da kenn ich den Wortlaut jetzt nicht) Allahs Wille mit dem Schwert verteidigt werden.
Das führt übringens zu sehr witzigen Resultaten. So ist der empirisch belegte Weg der meisten Fundamentalisten einer der über den orthodoxen Islam in den Fundamentalismus und anschließend in den Atheismus führt, da diese sehen, dass der Fundamentalismus eine Sackgasse ist. Einem moderaten Islam können sich die meisten aber nicht anschließen, weil sie die besseren Argumente (aus der Schrift) bei den Fundamentalisten sehen. (Studie von Raoul Adams, noch nicht veröffentlicht. Kann den Link posten sobald die Studie offiziell ist.)
ZitatIch denke also, daß Wohlstand und vor allem die damit einhergehende Bildung die gewaltbereiten Teil der muslimischen Bevölkerung arg schrumpfen lassen würde.Die empirische Forschung zeigt aber, dass gerade die steigenden Bildung aufgrund eines vom Westen abgekupferten Weltbildes in den arabischen Ländern zur Entstehung des Fundamentalismus führte. Viele Menschen die auf einmal ihr heiliges Buch lesen konnten und darin viel mehr Jihad fanden als sie dachten. (siehe Kepel, Gilles, 2002. Jihad: the trail of political Islam)
ZitatIch müßte jetzt in meine Bibel gucken für den genauen Wortlaut, aber soweit ich weiß, sollten die frühen Christen Jesu Lehre/Botschaft in die Welt tragen. Und unabhängig vom religiösen Aspekt sind die Grundwerte des Christentums doch auch nach heutigem Stand ethisch durchaus positiv zu bewerten. Im Koran soll hingegen (auch da kenn ich den Wortlaut jetzt nicht) Allahs Wille mit dem Schwert verteidigt werden.Trotzdem gab es im Mittelalter mehr als genug Gewalt gegen Ungläubige und Häretiker.
Und was die Grundwerte des Christentums angeht empfehle ich "Der Gotteswahn" von Richard Dawkins
Aha. Ich empfehle im Gegenzug die Lektüre des NT. Warum Sekundärliteratur lesen, wenn die primäre überall rumsteht?
Jeder Christ schüttelt den Kopf, wenn Bush erzählt, er handle im Auftrag Gottes.
Sehe ich das richtig? Die meisten Leute, die früher den radikalen Pfaden folgten, und diesen dann aus eigener Erkenntnis dieses Irrweges wieder verließen, zogen ein atheistisches Weltbild vor?Inwiefern; kein Glaube mehr an Gott? Oder meintest du nur eine unreligiösere Lebensführung?
ZitatSehe ich das richtig? Die meisten Leute, die früher den radikalen Pfaden folgten, und diesen dann aus eigener Erkenntnis dieses Irrweges wieder verließen, zogen ein atheistisches Weltbild vor?Inwiefern; kein Glaube mehr an Gott? Oder meintest du nur eine unreligiösere Lebensführung?Kein Glauben mehr an Gott. Die Leute hatten primaer einen wahabistisch/salafistischen Hintergrund oft aus Indonesien oder den arabischen Laendern. Wann die Studie veroffentlicht wird weiss ich nicht genau, aber sie ist bereits zur Veroeffentlichung akzeptiert, kann also nicht mehr so lange dauern. Wenn es dich Interessiert kann ich dir bescheid geben.