Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"  (Gelesen 11335 mal)

SuperTorus

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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #30 am: 04 November 2004, 23:48:13 »

Zitat von: "Drachenkind"
@SuperTorus
Zumindest ist Empathie eine Eigenschaft die immer wieder aufgeführt wird.
Inwieweit das eine selbsterfüllende Prophezeiung ist, mangelt es wohl an Daten.
Nachdem ich Samstag auf einer netten Halloween Party mit extrem normalen Menschen war, würd ich aber grad für einen höheren Wert bei Goths als Hypothese ausgehen.


Drachenkind,

These:

In der Goth-Szene treiben sich auffällig viele Menschen herrum, die den einen oder anderen Schuss weghaben und ansonsten auch in ihrer Jugend nicht gerade zu den "von jedem geliebten" gehören. Beweise bleib ich natürlich schuldig, aber ich führ mal das recht ungewöhnlich häufige Auftreten von Borderlinern und SSV'lern an. Da sind wir schon ein kleines Sammelbecken für psyschische Knacks aller Art (nicht bös gemeint btw..)

Tja - warum sollten gerade wir dann mehr Empatisch sein als andere? Unterstellung: Empatische Menschen kommen ehr mit anderen und fremden Menschen klar wie wir Eigenbrödler, Sonderlinge und Freaks.

Ich sehe jedoch ein überdurchschnittliches Maß an Toleranz für Menschen, die emotional heftig drauf sind. Mag sein, das es daher kommt, das die Gruftis sich häufiger mit dieser Problematik auseinandersetzen mussten wie andere Grüppchen. Letzendlich kann ich nur mutmaßen.

Aber mit Empathie hat da nicht viel zu tun. Für einen Außenstehenden mag es so wirken, aber Empathie ist es nicht.

  ST
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DarkSilencer

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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #31 am: 05 November 2004, 01:22:40 »

Ohne Bezug auf das zwischendrin geschriebene direkt die anfangs gestellten Fragen beantwortend:

Ja, wie wohl so ziemlich jeder andere auch habe ich Freunde ausserhalb der Szene. Um genau zu sein sind das sogar meine eindeutig besten Freunde, da es im wesentlichen Leute sind, die ich schon ziemlich lange kenne. Das resultiert auch daraus, dass ich ursprünglich aus einem ziemlichen Kaff komme und bis zum Erlangen meines Autoführerscheins auch wenig Möglichkeiten hatte, da rauszukommen... hätte sich da mein Freundeskreis auf Gruftis beschränkt, wäre ich wohl ziemlich allein gewesen bzw. hätte mir eine zweite Persönlichkeit zulegen müssen *g*
Die wahren Freunde sind auch nicht weniger geworden, würde ich sagen... weniger sind einzig die "Bekanntschaften" mit denen man manche Party gefeiert hat, aber sonst nicht viel gemein hatte. Aber das geht wohl jedem so: Solche Leute kommen und gehen das ganze Leben kontinuierlich. Die Frage bezüglich der Möchtegern-Grufties hat sich mir persönlich nie so wirklich gestellt. Mag wohl so einer sein, der sich gemäss dem Gerichtsshow-Gruftiklischee verhält (superevil-Hobbysatanist, der jede Vollmondnacht aufm Friedhof Katzen schlachtet...) Gibts solche Leute? Dann sind die das wohl. Ansonsten gehöre ich vermutlich für den reinrassigen Grufti auch in das Möchtegern-Raster (obwohl "Möchtegern" ja impliziert, ich wolle zwangsläufig dazugehören....nunja). Mein, was Schwarzvolk angeht, recht mageres Umfeld meiner damaligen Selbstfindungsphase brachte es nämlich irgendwie mit sich, dass ich mehr zu einem Gestrandeten in einem Bermuda-Dreieck aus Gruftis, Punks und Metallern wurde... nette Promenadenmischung also. Daher gehört das alles für mich irgendwie untrennbar zusammen und ich möchte keinen der genannten Einflüsse missen... wenn ich deswegen nen Möchtegern-Wasauchimmer bin, kann ich damit leben ;)

*hust*... und wenn ich nun am Thema vorbeigeschrammt bin, so werd ich auch damit leben müssen und hoffe, es sei mir verziehen *g* (is halt spät)
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SuperTorus

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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #32 am: 05 November 2004, 01:25:56 »

DarkSilencer, nö.. gar nicht am Thema vorbei...

War gut zu lesen... Wir sind nur ein bischen vom Thema abgeschweift...

*abgang links*
  Nils
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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #33 am: 05 November 2004, 01:33:07 »

btw: Leute, die wirklich empatisch sind, gehen damit nicht hausieren, weil sie meist völlig ausgelastet sind, sich gegen den Müll abzugrenzen, der ihnen ungefragt entgegen kommt.

Empaten gehäuft in der Gothic-Szene? Das glaube ich erst, wenn die Mehrheit der Leute auf der Tanzfläche imstande sind den Takt zu halten und nicht mehr ihre Haare bzw. diverse Körperteile anderen harmlosen Mitmenschen ins Gesicht oder sonstwohin zu schleudern.

Edit: habe natürich Empatie, empatisch gemeint und den Beitrag entsprechend korrigiert. Stehe momentan etwas neben mir.
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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #34 am: 05 November 2004, 09:14:11 »

HALT! Da muss ich entschieden gegenhalten. Empathie hat nichts mit Taktgefühl (rhythmisch, wie auch benimmtechnisch) zu tun. Trotzdem wage auch ich die Aussage zu bezweifeln, in dieser Szene würden sich viele Personen dieses einfühlsamen Typus herumtreiben. Mit nichten. Arroganz ist nämlich nicht unbedingt ein Indikator für Feinfühligkeit und Etikette. Aber sich selbst vollkommen fehleinschätzen, gerade was Charaktereigenschaften angeht, da sind Menschen ja im Allgemeinen, die Leute in 'unserer' Szene aber im Besonderen, richtig gut drin.

Und ich schließe mich SuperTorus in der Aussage an, dass sich bei uns recht viele angeknachste Persönlichkeiten tummeln. Und mal ehrlich, hauptsächlich feiert man sich und seine Aussenseiterattitüde auf schwarzen Partys selbst. Man zeigt sich gerne von der kalten Seite und ist (auf offener Straße) wenig kontaktfreudig, wenn man jemandem begegnet, der selbst dazugehört. Woran liegt das?

Also einmal, um dem Image des evil, rebellischen Einzelgängers gerecht zu werden und dann wohl auch ein Stückchen weit der Mangel an Offenheit. Sicher, sieht man sich abends in den Clubs, läuft das entschieden anders. Da guckt man (obwohl man so tut, als wäre man viel zu cool um andere Leute anzugucken) und profiliert sich entweder durch den Tanzstil oder aber die Kleidung, bzw. das Makeup. Wir erfüllen dabei alle jedoch nur ein Klischee, denn für die wenigsten steckt da mehr hinter, als angesagt rüberzukommen. Wir alle tun das auf die eine oder andere Art und Weise und wir alle wissen auch, dass wir das tun. In diesem Fall schließe ich mich übrigens auch nicht aus. Es macht ja auch Spaß und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man das gar nicht mehr wahrnimmt. Poser gehören in jede Szene und unsere besteht zum größten Teil aus eben diesen Leuten.    

Ach ja, da fällt mir auch noch ein, dass viele immer von dem hohen, kulturellen Anspruch sprechen, und diesen der schwarzen Szene zusprechen. Das kann so auch nicht stimmen. Wenn ich einen Abend im Kir oder der Großen Freiheit oder der Markthalle verbringe, dann bekomme ich da nur extrem selten Gespräche mit, die sich um Kunst und Kultur drehen. Da geht es hauptsächlich um die gerade gespielte Musik oder irendwelche anderen Besucher oder Probleme, die man hat. Wer kann sich bei der Dezibelstärke auch angeregt über die Probleme und Fragen des Menschseins unterhalten? In diesem Bezug werden wir auch nicht viel anspruchsvoller sein, als beispielsweise die Besucher von Raggeapartys oder Raves.
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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #35 am: 05 November 2004, 13:50:12 »

Zitat
HALT! Da muss ich entschieden gegenhalten. Empathie hat nichts mit Taktgefühl (rhythmisch, wie auch benimmtechnisch) zu tun.


Hat es auch nicht, ist nur eine Begleiterscheinung, meistens. Empatie ist etwas anderes. Mir soll jedoch niemand erzählen, er wäre emphatisch, der in der nächsten Minute auf den Nerven des Tanzkollektivs herumtrampelt, ohne dies im geringsten zu bemerken. *LOL*.

Edit: habe mich verschrieben, meinte natürlich in meinen Beiträgen "Empatie"
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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #36 am: 05 November 2004, 14:08:09 »

... vor allen Dingen haben empathische Menschen nicht zwingenderweise etwas mit emphatischen Menschen gemein, will heißen: emphatische Menschen trampeln im Rausch der Emphase bisweilen durchaus gerne auf den Nerven des Tanzkollektivs herum, empathische tun sich da zumeist etwas schwerer ... *klugscheiß*  :wink:
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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #37 am: 05 November 2004, 14:15:38 »

Vielleicht doch noch kurz zur Begriffsklaerung:

Empathie - Bereitschaft und Faehigkeit, sich in die Einstellung anderer Menschen einzufuehlen

Emphase - Nachdruck, Eindringlichkeit [im Reden]
emphatisch - mit Nachdruck, stark, eindringlich

(nach Duden, Fremdwoerterbuch)
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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #38 am: 05 November 2004, 15:46:55 »

Bevor das Grundthema dieses Threads ganz vergessen wird, noch einmal etwas dazu:

„Möchte-Gern“ oder „echt“ gibt es für mich nicht - egal in welcher „Szene“. Viel mehr noch: Ich halte es für völligen Blödsinn. Geschaffen von Leuten, die sich mehr über das profilieren, was sie darstellen, als das, was sie sind! Sicher sieht man in Clubs mitunter Besucher, denen man aufgrund ihrer Kleidung und ihres Tanzstils anzusehen glaubt, noch nicht allzu häufig in der „schwarzen Szene“ unterwegs gewesen zu sein, doch macht sie das zu „Möchte-Gern“s? Möglicherweise sind’s einfach nur aufgeschlossene Leute, die gern mal außerhalb ihres üblichen Rahmens ausgehen wollten und sich ein wenig angepasst haben. Oder sie haben diese Art Musik gerade erst für sich entdeckt. Wer kann schon von sich behaupten, bereits als Baby mit schwarzen Windeln gewickelt worden zu sein?

Es wurde hier mehrfach gesagt, dass diese Diskussion doch eigentlich unnötig sei. Die Realität im „schwarzen Nachtleben“ etc. zeigt aber meiner Ansicht nach das Gegenteil. Denn trotz der viel gepriesenen Toleranz der „Szene“ wird über alles gelästert, was scheinbar nicht „ins Bild“ passt und „anders“ ist. Das soll jetzt nicht heißen, dass jeder ständig lästert o.ä., nur habe ich es doch recht häufig mitbekommen. Daher drängt sich mir natürlich der Eindruck auf, dass nach außen hin „Möchte-Gern“ und „echt“ überhaupt kein Thema ist, aber dennoch im „Geheimen“ praktiziert wird.

Wenn dem so ist, wäre das schade, denn gerade das „anders sein“ und sich die Freiheit zu nehmen, zu machen was man möchte – fernab der allzu eng gesteckten gesellschaftlichen Regeln – hat doch viele vermutlich mal in die „Szene“ geführt. Was also unterscheidet die „schwarze Szene“ dann noch vom Rest der Gesellschaft außer ihre Kleidung/Aufmachung?

Zur Empathie: Dieser Begriff bzw. diese Fähigkeit kann sicher nicht so weitgehend ausgelegt werden, dass ein wenig Einfühlungsvermögen ausreicht, um sich empathisch als Eigenschaft auf die Fahne zu schreiben. Da muss diese Eigenschaft schon sehr ausgeprägt sein – finde ich.

Und der Eindruck, dass Empathen scheinbar in der „Szene“ sehr zahlreich vorhanden sind, mag – auch dies natürlich nur meine persönliche Ansicht – daran liegen, dass dieser Begriff nur allzu gern und allzu schnell herangezogen wird und man sich eben auch vorrangig mit Leuten aus der „Szene“ umgibt, so dass man die Zahl der Empathen außerhalb der „Szene“ gar nicht erst realisieren, geschweige denn einschätzen kann …
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Nehmt Eure Sprache ernst! Wer es hier nicht zu dem Gefühl einer heiligen Pflicht bringt, in dem ist nicht einmal der Keim für eine höhere Bildung vorhanden. (F.N.)

In diesem Sinne: Lernt schreiben!

Kallisti

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Goths, Moechte-Gern-Goths und "der Rest der Welt"
« Antwort #39 am: 18 November 2004, 09:29:42 »

Siehe Beitrag von Rick Deckard vom 05.11.2004 (9.14h):

kann allem nur ganz emphatisch zustimmen!!!

Das beschriebene Verhalten resultiert m.A. nach zumeist aus großer Unsicherheit der Leute, die sich einerseits zwar "abgrenzen" wollen, andererseits aber auch den "Schutz der Gruppe" und deren Bestätigung (ihrer eigenen Person, ihres Verhaltens, ihres Sich-Präsentierens) suchen.


Ja, auch ich gehe meistens "anders" in die Markthalle ... als ich sonst (in der Uni...) rumlaufe - aber: das hat eher mit Bequemlichkeit zu tun!

Allerdings habe ich auch kein Problem damit, in (blauen) Jeans und z.B. rotem Oberteil ... zur Return ... zu gehen, was ich auch schon mehrmals tat.

Stehe aber eben wohl auch nicht so unter Druck, da ich wie gesagt mich selbst nicht als "Grufti" oder "Gothic" bezeichne und auch nicht das Bestreben habe, so bezeichnet oder eingestuft oder eingeschubladet zu werden.

Letztlich dienen die Schubladen doch erst mal der vorläufigen, (trügerischen,) vermeintlichen "Sicherheit"/Lageabcheckung der Anderen! - Was wir ja auch alle eigentlich wissen, und weil wir alle nur Menschen sind, sind wir auch alle von dieser Schubladenpackerei nicht ganz frei ...

... nee: ich natürlich auch nicht.   ;)


Kal
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