messie - ich hab keinen Bock mehr. Du denkt genau so wie die Amis. Ganz genau so. Du teilst eins zu eins deren "Rechtsverständnis" !
Wobei mich das Schicksal der grünschnäbeligen Lachmöwe....aber lassen wir das.
Da in den USA für Mittäterschaft quasi dieselbe Strafe steht wie für die Täterschaft, ist es letztlich egal, ob er nun hierfür oder dafür verurteilt worden ist. Das Ergebnis ist dasselbe: Schuldig im Sinne der Anklage.
Mal eine ganz doofe Frage:Warum sollte uns jetzt der Fall Jens Söring mehr bewegen als einer der Millionen anderen Fälle auf der Welt?
B32 - Warum ich nicht Nelson Mandela bin - Die Privatisierung der inneren und äußeren Sicherheit und das Ende des Staates, Teil 2Wednesday, 06 April 2011Im ersten Teil dieses Blogeintrags erklärte ich, wieso Nelson Mandela Hoffnung hatte und ich nicht: Er konnte das Ende des Apartheidregimes kommen sehen, wohingegen ich nicht glaube, dass das Unrechtssystem der USA zu meinen Lebzeiten kollabieren wird. Ein Grund dafür ist, dass die herrschende Klasse Amerikas sich nicht über Rasse definiert, wie ehedem Südafrika, sondern über Geld. Und den zweiten Grund sehen wir uns heute etwas näher an: die Privatisierung der inneren und äußeren Sicherheit.Um wirklich zu verstehen, was sich in dieser Hinsicht in den Vereinigten Staaten während der letzten 20 bis 30 Jahre abgespielt hat, müssen wir erst einmal einen Schritt zurück gehen und uns darüber klar werden, wie genau Betriebswirtschaft tatsächlich funktioniert. Was ist zum Beispiel der Sinn und die Funktion eines Pharmaunternehmens?Der Laie meint: Arzneimittel zu produzieren und zu verkaufen. Aber das ist falsch. Der Sinn und die Funktion jeder Firma ist es, Profite für die Eigentümer zu erzielen, also Geld zu verdienen. Alles andere ist diesem Ziel untergeordnet – auch und ganz besonders die Gesundheit der Patienten, die die Medikamente der Pharmaunternehmen zu sich nehmen. In den USA – im Gegensatz zur Europäischen Union – ist es Firmen wie Pfizer, GlaxoSmithKline und AstraZeneca seit Mitte der neunziger Jahre erlaubt, DTC („direct to consumer“, also direkt an den Verbraucher gerichtetes) Marketing zu betreiben. Jedes Magazin und jede Unterhaltungssendung strotzt nur so von Werbung für Arzneien, die Cholesterinspiegel senken, Asthma lindern, Magengeschwüre beruhigen und Depression heilen sollen; der ehemalige Präsidentschaftskandidat und US-Senator Bob Dole warb sogar jahrelang in allen Medien für die Potenzpille „Viagra“. Heutzutage stehen in vielen Klinikwartezimmern kleine Bildschirme, die ausschließlich Werbespots für Medikamente wie Celebrex, Vioxx oder Prilosec zeigen, damit sowieso schon nervöse Patienten auch wissen, zu welchen Arzneien sie ihre Ärzte einige Minuten später drängen sollen. Das alles wäre vielleicht nicht weiter schlimm, wenn diese Patienten tatsächliche Gebrechen hätten. Mittlerweile ist die Pharmaindustrie jedoch dazu übergegangen, zwecks Gewinnmaximierung ihren potenziellen Kunden Krankheiten einzureden. Wer nicht ständig glücklich ist, leidet an Depression und braucht unbedingt eine Pille! Ein weiteres, besonders prägnantes Beispiel: das neue „restless leg syndrom“, das „ruheloses Bein Syndrom“, eine angebliche Krankheit, die daraus besteht, dass man nervös mit dem Fuß oder Bein wippt. Gegen dieses schreckliche Leiden ist glücklicherweise eine Arznei erfunden worden, für die massiv im Fernsehen und in Magazinen geworben wird. Zwischen 1997 und 2004 verdreifachte die U.S. Pharmaindustrie ihr DTC-Werbebudget auf 2,5 Milliarden Dollar. Im gleichen Zeitraum verdreifachte sich auch der Medikamentenkonsum der amerikanischen Bevölkerung auf 116 Milliarden Dollar. Die Vereinigten Staaten werden „krank“ geworben, damit Arzneimittelhersteller reich werden. (Quelle: Ronald J. Ebert and Ricky W. Griffin, Business Essentials, 5th ed., Upper Saddle River, NJ: Prentice-Hall, 2005, Chapter 11) Was hat das mit dem amerikanischen Justizsystem und dem politischen Thema „öffentliche Sicherheit“ zu tun? Alles, denn genau das gleiche betriebswirtschaftliche Prinzip ist zum Beispiel in der Gefängnisindustrie im Spiel. Pharmaunternehmen wie Pfizer, GlaxoSmithKline und AstraZeneca verkaufen Patienten Medikamente, und das ist alles, was die Verbraucher sehen und woran sie denken. Aber das Ziel der Pharmaindustrie ist es nicht, die Verbraucher zu heilen, sondern Geld zu verdienen. Genau so in der Gefängnisindustrie: Sie verkauft den Steuerzahlern „Recht“ (Die Bösen werden bestraft!) und „öffentliche Sicherheit“ (Die Bösen werden weggeschlossen und kommen nie wieder raus!), und diese „Waren“ (Recht und öffentliche Sicherheit) sind das Einzige, woran der Steuerzahler interessiert ist. Aber das Ziel der Gefängnisindustrie ist es nicht, das Böse zu bestrafen und öffentliche Sicherheit herzustellen – das Ziel der Gefängnisindustrie ist es vielmehr, Geld zu verdienen, Profite zu machen, so viel Steuergelder aus den öffentlichen Kassen zu bekommen wie möglich. Im Artikel „Correctional Capitalism in the Land of the Free“, den ich in Teil 1 dieses Blogeintrags erwähnte, belege ich, dass es sich dabei um 63 Milliarden Dollar im Jahr handelt – mindestens, denn diese Zahl stammt aus dem Jahr 2004.Nun muss man den Vergleich zur Pharmaindustrie weiter ziehen: Um ihre Gewinne zu maximieren, macht die Gefängnisindustrie ihre „Patienten“, die Gefangenen, erstmal so richtig schön krank: siehe „restless leg syndrome“. Wer das nicht glaubt, der lese Kapitel 5 meines vierten amerikanischen Buches, wo ich anhand von Daten und Studien der Regierung ganz klar belege, dass Ausbildungs-, Therapie- und Resozialisierungsprogramme in Gefängnissen während der vergangenen 30 Jahre radikal gekürzt wurden. „Law and order“ - Politiker brüsten sich sogar mit diesen Kürzungen, weil sie Härte gegenüber Verbrechern beweisen. Was diese Politiker nie erwähnen ist das kinderleicht vorhersehbare Resultat dieser Kürzungen: immer mehr Wiederholungstäter. Aber nur der dumme Steuerzahler, der an „Recht“ und „öffentliche Sicherheit“ interessiert ist, meint, dass Wiederholungstäter etwas Schlechtes seien. Die Gefängnisindustrie weiß es besser: Wiederholungstäter sind geschätzte Stammkunden! Jeder Betriebswirt, ob Restaurantbesitzer oder Gefängnisdirektor, versteht doch, dass verlässliche Stammkunden der Schlüssel zum finanziellen Erfolg sind. Auch dienen Wiederholungstäter besonders gut dazu, in der Öffentlichkeit das Gefühl zu erzeugen, dass das Böse dabei ist zu siegen und dadurch alle bedroht sind. Je empörter und je unsicherer der Steuerzahler ist, desto mehr von der „Ware“ Gefängnis „kauft“ er mit seinen Steuern – indem er stramm-rechte „law and order“-Politiker wählt. Die Marketingstrategie der Gefängnisindustrie beruht also auf Entrüstung und Wut, sowie auf Angst und Stress. Es gibt bei alledem übrigens genaue Parallelen zu der amerikanischen Söldnerindustrie – Stichwort „Blackwater“, diese Firma heißt heutzutage „Xe“. Jene relativ neue Industrie „verkauft“ angeblich die „Ware“ Schutz-vor-Terroristen. Aber um diese Ware effektiv verkaufen zu können, braucht „Blackwater/Xe“ ein öffentliches Gefühl, dass al-Qaida dabei ist zu siegen und niemand sicher ist. Es wäre also sehr interessant herauszufinden, ob die Söldnerindustrie in ihrem „Krieg gegen den Terror“ profitable Krankheiten wie das „restless leg syndrome“ erfindet; ob „Blackwater“ absichtlich Wiederholungstäter produziert wie die Gefängnisindustrie. Nur so `ne Frage… Meiner Meinung nach kann man das Amerika des 21. Jahrhunderts überhaupt nicht verstehen, wenn man die Privatisierung der öffentlichen Sicherheit nicht begreift und daraus die nötigen Schlüsse zieht. In den U.S.A. gibt es keine Innen- beziehungsweise Rechtspolitik im europäischen Sinne mehr und auch keine Außenpolitik; Politik ist nur noch eine Marketingstrategie, die den amerikanischen Steuerzahler davon überzeugen soll, immer noch mehr von den „Waren“ Gefängnis und Söldnertrupps zu „kaufen“. Um diese Marketingstrategie durchzusetzen geben die Lobbyisten der Gefängnisindustrie Wahlkampfspenden in Millionenhöhe an Politiker, die ihnen immer neue „Kunden“ für ihre Strafvollzugsanstalten liefern. Im Artikel „Correctional Capitalism“ finden Sie Details: landesweit bekannte Demokraten wie Bill Richardson sind genauso darin verstrickt wie Republikaner wie Tom DeLay. Teilweise sind es sogar dieselben Politiker, die Wahlkampfspenden von „Blackwater/Xe“ bekommen, um der Söldnerindustrie immer neue Verträge zuzuschachern.Für die Gefängnisindustrie und ihre gekauften Politiker sind Häftlinge wie ich bloß Milchkühe: Pro Mann und pro Jahr verdient man $ 25.000 an uns, und wir produzieren noch nicht einmal Milch! Welcher Bauer würde auch nur eine einzige Kuh freiwillig hergeben, die ihm $ 25.000 im Jahr bringt?Und das ist eben ein ganz enormer Unterschied zu Häftlingen wie Nelson Mandela im Apartheidregime Südafrikas. Die Buren wollten „ihre“ Schwarzen ausnutzen, indem sie sie in den Gold- und Diamantminen schuften ließen. Grundsätzlich war einer wie Mandela also schlicht geschäftsschädigend, unrentabel! Aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen konnte er sich ziemlich sicher sein, dass DeBeers den Rassisten aus Pretoria letztlich klar machen würde, dass die Apartheid im allgemeinen, sowie die Verfolgung von schwarzen Politikern wie Mandela im besonderen, einfach „bad for business“ ist.Aber ich – ich bin sehr, sehr „good for business“. Mein Leben ist $ 25.000 im Jahr wert, aber nur, solange ich hinter Gittern bleibe.Leider ist es jedoch nicht nur mein Wert als Milchkuh der Gefängnisindustrie, der mich im Vergleich zu Nelson Mandela in eine viel hoffnungslosere Lage versetzt. Die Privatisierung von ehemals hoheitlichen Aufgaben wie Strafvollzug hat in den Vereinigten Staaten einen politsystemischen, ich möchte beinahe sagen: metaphysischen Aspekt, der Deutschen nur schwer zu vermitteln ist. Aber ich werde es versuchen – im Teil 3 dieses Blogeintrags nächste Woche.
Ich finde dass dieser Thread ein super Beispiel für Ranga Yogibär abgeben würde, wenn er eine Sendung zum Thema "Wie funktioniert eine Kettenreaktion und wieso kann man die nicht ohne Weiteres stoppen?" produzieren will.Kallisti, bitte mal das (?) aus dem Threadtitel löschen. Wir haben festgestellt: Jens Söring ist unschuldig. Ganz bestimmt.