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Autor Thema: Kollektivschuld  (Gelesen 6795 mal)

Dalai_Wese

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #15 am: 12 August 2007, 19:33:40 »

Die rechtliche Lage ist eigentlich ziemlich eindeutig:

Hilfe für einen Schwerverletzten ist natürlich "erforderlich" (im rechtlichen Sinne). Deshalb kann sich auch keiner herausreden, dass ja noch andere da waren. Dafür ist es egal, ob er es wusste oder nicht, denn wenn er es nicht wusste, dann musste er selbst helfen und wenn er es wusste, dann muss er sich vergewissern, dass die andere Person hilft. Erst dann ist Hilfe nicht mehr "erforderlich".

Sie ist bis zu einem gewissen Maß auch jedem in der Nähe "zumutbar". Dazu gehört meist ein geringer Einsatz, wie z.B. Rufen der Rettungskräfte per Mobiltelefon und sofern das Eintreffen dieser ein wenig dauert (was normal ist), Erste-Hilfe-Maßnahmen vor Ort.
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Simplicissimus1668

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #16 am: 13 August 2007, 02:07:26 »

Die rechtliche Lage ist, (wenn ich da recht informiert bin) dass niemand fuer etwas zur Verantwortung gezogen werden kann fuer das er nicht ursaechlich Verantwortlich ist. Und in diesem Fall ist es eine Schweinerei, dass Mr. Good zu faul ist nachzusehen, aber deshalb kann man ihm den Tod nicht anlasten, weil er (auch wenn er das nicht wissen konnte) eh nix dran haette aendern koennen.

Zitat
Im übrigen glaube ich, auch ohne "Mein Kampf" großartig gelesen zu haben, trotzdem nicht, das da irgendwo deutlich stand "Wir treiben dann alle Minderheiten zusammen und vergasen diese oder lassen sie bei harter Arbeit verrecken."

Vielleicht hat der Adolf das weniger elegant formuliert, aber da stand tatsaechlich drin, dass so mit unangenehmen Minderheiten umgegangen wird. (Wo ist eigentlich Trakl wenn man ihn mal braeuchte? Der hat doch immer die passenden MK Zitate.)

Und vor der Machtergreifung gab es schon noch eine freie Presse und Berichterstattung. Damit will ich nicht sagen, dass jeden Waehler der NSDAP die gleiche Schuld trifft, wie die aktiven Taeter, aber wer NSDAP gewaehlt hat, den trifft auf jeden Fall eine Mitschuld die individuell davon abhaengt, in wie weit er wusste, was der Hitler ausser Autobahnen bauen sonst noch so vor hat.

Als der gute erstmal an der Macht war sah das dann anders aus. Da war das Risiko sich gegen das System zu stellen dann auch einiges hoeher.
 
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Dalai_Wese

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #17 am: 13 August 2007, 08:33:17 »

Die rechtliche Lage ist, (wenn ich da recht informiert bin) dass niemand fuer etwas zur Verantwortung gezogen werden kann fuer das er nicht ursaechlich Verantwortlich ist. Und in diesem Fall ist es eine Schweinerei, dass Mr. Good zu faul ist nachzusehen, aber deshalb kann man ihm den Tod nicht anlasten, weil er (auch wenn er das nicht wissen konnte) eh nix dran haette aendern koennen.

Natürlich gibt es Fälle, in denen die Hilfe von vornherein aussichtslos ist. Dann entfällt die Strafbarkeit. Allerdings sind diese Fälle extrem selten. Meistens nur, wenn der andere bereits offensichtlich tot ist, denn ansonsten ist so gut wie immer etwas möglich. In dem diskutierten Fall hätte der eine also zumindest versuchen müssen, weitere Hilfe heranzuholen, wenn er gewusst hat, dass seine Hilfe alleine nichts bewirken kann. Da er es aber offenbar nicht wusste, kann ihn das nicht entlasten, denn dann wird er so behandelt, als würde seine Hilfe alleine etwas bewirken (wobei das in der Strafrechtslehre durchaus umstritten ist).
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Simplicissimus1668

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #18 am: 13 August 2007, 09:23:13 »

Weisst du das mit Sicherheit? (Bist du Jurist?) Ich frage nur, weil das Beispiel von einem Rechtsphilosophen stammt, der eben meinte, dass in genau diesem Fall die Rechtslage eben so waere, dass Mr Good nicht zur Rechenschaft gezogen werden koennte. (Zumindest nicht fuer den Tod des Waldarbeiters.)
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Thomas

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #19 am: 13 August 2007, 09:27:22 »

Zitat von: Simplicissimus1668
Damit will ich nicht sagen, dass jeden Waehler der NSDAP die gleiche Schuld trifft, wie die aktiven Taeter, aber wer NSDAP gewaehlt hat, den trifft auf jeden Fall eine Mitschuld die individuell davon abhaengt, in wie weit er wusste, was der Hitler ausser Autobahnen bauen sonst noch so vor hat.
Gut, aber diese individuelle Schuld halte ich bei der überwiegenden Mehrheit der damaligen NSDAP-Wähler für sehr gering, denn der Vorwurf "Von der Judenvernichtung hättest du wissen können, deine Schuld, wenn du MK nicht bis auf Seite 154 gelesen und verstanden hast" ist völlig unrealistisch.Insbesonder wenn man, wie schon mehrfach erwähnt, die damaligen Umstände mit berücksichtigt.

Zitat von: Dalai_Wese
Die rechtliche Lage ist, (wenn ich da recht informiert bin) dass niemand fuer etwas zur Verantwortung gezogen werden kann fuer das er nicht ursaechlich Verantwortlich ist. Und in diesem Fall ist es eine Schweinerei, dass Mr. Good zu faul ist nachzusehen, aber deshalb kann man ihm den Tod nicht anlasten, weil er (auch wenn er das nicht wissen konnte) eh nix dran haette aendern koennen.

Natürlich gibt es Fälle, in denen die Hilfe von vornherein aussichtslos ist. Dann entfällt die Strafbarkeit. Allerdings sind diese Fälle extrem selten. Meistens nur, wenn der andere bereits offensichtlich tot ist, denn ansonsten ist so gut wie immer etwas möglich. In dem diskutierten Fall hätte der eine also zumindest versuchen müssen, weitere Hilfe heranzuholen, wenn er gewusst hat, dass seine Hilfe alleine nichts bewirken kann. Da er es aber offenbar nicht wusste, kann ihn das nicht entlasten, denn dann wird er so behandelt, als würde seine Hilfe alleine etwas bewirken (wobei das in der Strafrechtslehre durchaus umstritten ist).
Sehe ich auch so.Zumal es ja nicht darum geht, Mr.Good strafrechtlich den Tod des Opfers anzulasten, sondern "nur" die unterlassene Hilfeleistung, soweit ich weiß ist das wieder noch ein Unterschied.
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Dalai_Wese

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #20 am: 13 August 2007, 09:56:01 »

Ja, ich habe das studiert. Und derzeit angewandte Recht ist natürlich etwas anderes, als Rechtsphilosophie! Da wird natürlich auch mal mehr auf ethischer Basis hinterfragt.

Für die Unterlassene Hilfeleistung ist übrigens der Tod des anderen nicht erforderlich! Es geht nur um das unterlassene Hilfeleisten! Generell, aber hier eher nicht kämen Totschlag durch Unterlassen oder Aussetzung mit Todesfolge in Betracht, was beides hier mindestens an der fehlenden sog. "Garantenstellung" scheitern würde.
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Simplicissimus1668

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #21 am: 14 August 2007, 02:07:33 »

Zitat
"Garantenstellung"


????
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Dalai_Wese

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #22 am: 14 August 2007, 09:20:23 »

Zitat
"Garantenstellung"


????

z.B. Mutter für ihr Kind oder ein Pfleger für eine behinderte Person. Das kann auch bei Ausflüglern der Fall sein, wenn sich z.B. eine Gruppe zum Bergsteigen aufmacht. Auch Ärzte können eine Garantenstellung haben. Das sind dann sog. "Beschützergaranten".
Besonders interessant ist die sog. "Ingerenz", d.h. eine Garantenstellung aus pflichtwidrigem Vorverhalten, z.B. bei mangelnder Sicherung einer Baugrube, eines Verkehrsunfalls, eines Gerüsts o.ä. Das ist dann ein Beispiel für einen sog. "Überwachungsgaranten".

In dem Beispielsfall handelte es sich ja gerade nicht um eine Gruppe, deshalb scheidet eine Garantenstellung und damit auch ein sog. "unechtes Unterlassungsdelikt" wie z.B. Totschlag durch Unterlassen auf jeden Fall aus. Unechte Unterlassungsdelikte sind solche, die eigentlich vom Tatbestand her als Begehungsdelikte formuliert sind, in Kombination mit § 13 StGB aber auch durch Unterlassen verwirklicht werden können.
Unterlassene Hilfeleistung ist dagegen ein sog. "echtes Unterlassungsdelikt", weil der Tatbestand an sich bereits ein Unterlassen unter Strafe stellt.
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Lakastazar

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #23 am: 15 August 2007, 17:46:29 »

Zitat
Andere Frage: Warum töten wir heute keine Neo-Nazis? Das sind doch bestimmt alles die Kriegsverbrecher von Morgen!!
Wir werden ALLE daran Schuld haben, dass sie an die Macht kommen, weil wir sie vorher alle nicht getötet haben, als wir es noch konnten!!
Denn wir können uns ja nichts vortäuschen, als wüssten wir nichts über diese Drecksbanden und deren Machenschaften!
Ich hoffe an meinem letzten Absatz kann man lesen, was ich meine!

Da kann ich dir nur zu einem weiteren Strohmann in deiner Sammlung gratulieren, weil von töten ja nie die Rede war. Man kann auch durch andere Dinge ein System bekämpfen und in allem was hier geäußert wurde ging es ja eigentlich nur um die Schuld derjenigen, die ihn gewählt haben und nicht darum sie alle wegzupusten, damit sie ihr Kreuzchen nicht setzen können.
Das war eine von mir bewusst überspitzte Formulierung, um klar zu machen, dass das Thema Kollektivschuld schwierig ist!
Die aktuellen Neo-Nazis sind lediglich ein gutes Beispiel! Denn ich bin davon überzeugt, dass diese nicht ungefährlicher werden! Im Prinzip müssten ALLE aufstehen, die sich für die Bewahrer und Verfechter der Demokratie halten und bei den Gegendemonstrationen gegen deren Aufmärsche mitmachen! Aus Pflicht gegenüber einem demokratisch sauberen Gewissen, gegen eben diese Kollektivschuld! d.h: Die Gesamte BRD müsste aufstehen gegen die!! ALLE!!!

Aber das passiert nicht... Die Frage ist dann, sind wir dann auch Schuld an deren Verbrechen? Auch wenn wir sie nicht unterstützt haben? Sind wir Schuld an jedem verbrannten Asylheim, weil wir niemanden von denen vorher den Kopf gewaschen haben?

Bei dem Begriff der "Kollektivschuld" biegen sich bei mir die Nägel.
Denn es gibt zwei Perspektiven, die die Kollektivschuld negieren!

Die eine ist eine philosophisch gesehen eher humanistisch existenzielle, die einem nur für seine Entscheidungen haftbar macht! D.h: Er trägt nicht die Schuld an den Entscheidungen anderer und umgekehrt!

Die zweite ist eher eine... ja... keine Ahnung, welche Kategorie ich hier einführen will, aber sie hat was mit dem getragen werden von äußeren Einflüssen zu tun!
Mit Erziehung, Tradition und getroffenen Entscheidungen.
Auf dem ersten Blick eine Befürwortung für den Begriff "Kollektivschuld". Das Problem nur, eine Kollektivschuld würde bedeuten, dass man sich im kollektiv aktiv dafür entschieden hat und man auch etwas anderes hätte wählen können.
Aber die Leute wurden trotz noch so vieler Ehrlichkeit in MK, von vorn bis hinten manipuliert und waren sich trotzdem nicht immer so einig, wie wir sie heute sehen mögen!
Die Leute wussten eben nicht alles und waren je nach Zeitpunkt unterschiedlich unter Pflichten genommen, derer man sich nicht verweigern durfte!! Nicht zu vergessen die Kinder, die keine andere Welt kannten!
Egal wie man es dreht und wendet, die Gesellschaft war auch damals nicht homogen, weswegen eine Kollektivschuld schwer anzusetzen ist. Man müsste einen Zeitpunkt benennen können, in welchem ALLE geschlossen für den Kurs gewesen sind und hätten wissen müssen, was da passiert! Und den sehe ich nicht!

Außerdem ist der Begriff "Schuld" auch wieder ein Problembegriff für mich!  ;)  8)
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Simplicissimus1668

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #24 am: 16 August 2007, 09:24:47 »

Zitat
Aber das passiert nicht... Die Frage ist dann, sind wir dann auch Schuld an deren Verbrechen? Auch wenn wir sie nicht unterstützt haben? Sind wir Schuld an jedem verbrannten Asylheim, weil wir niemanden von denen vorher den Kopf gewaschen haben?

Bei dem Begriff der "Kollektivschuld" biegen sich bei mir die Nägel.

Naja, moralisch ist der Unterschied zwischen aktivem Tun und passivem Unterlassen oft nicht so gross. Und wenn an einem flachen Teich vorbei laufe, in dem gerade ein Kind am ertrinken ist und mein einziger Grund nicht einzuschreiten und dem Kind zu helfen ist, dass ich mir meine Schuhe nicht einsauen will, dann sieht man auch wieso.

Die Sache mit groesseren Gruppen und weniger direkten Handlungen verkompliziert die Sache natuerlich. Deshalb hatte ich ja auch das andere Beispiel gepostet, wo eine Person (Mr Good) tun und lassen kann, was sie will, weil der Ausgang des Ganzen nicht alleine von seiner Handlung abhaengt.

Aber was die Kollektivschuld angeht bin deiner Meinung. So ein Gedanke ist fuer mich absurd. Verantwortung fuer etwas uebernehmen zu sollen, an dem man nix aendern kann und das man nicht aktiv unterstuetzt hat??? Das aendert aber nix daran, dass NSDAP Waehler eine Verantwortung dafuer tragen, was passiert ist, denn ihre Stimmen waren es schliesslich, die das alles ermoeglicht haben. Das ist aber jeweils eine Verantwortung fuer eine individuelle Tat.
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Re: Kollektivschuld
« Antwort #25 am: 16 August 2007, 10:12:02 »

Zitat von: Lakastazar
Die zweite ist eher eine... ja... keine Ahnung, welche Kategorie ich hier einführen will, aber sie hat was mit dem getragen werden von äußeren Einflüssen zu tun!
Mit Erziehung, Tradition und getroffenen Entscheidungen.
Auf dem ersten Blick eine Befürwortung für den Begriff "Kollektivschuld". Das Problem nur, eine Kollektivschuld würde bedeuten, dass man sich im kollektiv aktiv dafür entschieden hat und man auch etwas anderes hätte wählen können.
Aber die Leute wurden trotz noch so vieler Ehrlichkeit in MK, von vorn bis hinten manipuliert und waren sich trotzdem nicht immer so einig, wie wir sie heute sehen mögen!
Die Leute wussten eben nicht alles und waren je nach Zeitpunkt unterschiedlich unter Pflichten genommen, derer man sich nicht verweigern durfte!! Nicht zu vergessen die Kinder, die keine andere Welt kannten!
Egal wie man es dreht und wendet, die Gesellschaft war auch damals nicht homogen, weswegen eine Kollektivschuld schwer anzusetzen ist. Man müsste einen Zeitpunkt benennen können, in welchem ALLE geschlossen für den Kurs gewesen sind und hätten wissen müssen, was da passiert! Und den sehe ich nicht!
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Re: Kollektivschuld
« Antwort #26 am: 08 September 2007, 09:39:04 »

Ohne jetzt den ganzen Thread gelesen zu haben (ja, steinigt mich, ich habe Jehova gesagt!): ich habe letztens ein Seminar bei einem deutsch-türkisch-spanischen (sephardischen) Juden besucht, der im Dritten Reich seine gesamte Familie verloren hat und die letzten drei Jahre auf der Flucht war, und das Erste, was er dazu sagte, war, dass es grundsätzlich niemals eine Kollektivschuld geben kann, weil jeder Deutsche, der ihm in seiner damaligen Situation geholfen hat - und sei es nur, indem er ihm zu verstehen gab, dass er ihn nicht für einen Untermenschen hält - bei Feststellung einer Kollektivschuld als mitschuldig gelten würde. Dieses Beispiel und einige andere (Ist der Türke, der seit 30 Jahren bei Siemens arbeitet, kaum religiös ist und niemals jemandem etwas getan hat, jetzt ein "Scheiß-Türke", weil ein paar Deppen mit nuscheliger Aussprache meinem Kumpel nen neuen Scheitel gezogen haben?) führte er auf, um zu zeigen, dass Kollektivschuld im Grunde unmöglich ist, sobald sie auf eine größere Anzahl von Menschen angewandt werden soll.

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Re: Kollektivschuld
« Antwort #27 am: 08 September 2007, 11:09:49 »

Ohne jetzt den ganzen Thread gelesen zu haben (ja, steinigt mich, ich habe Jehova gesagt!): ich habe letztens ein Seminar bei einem deutsch-türkisch-spanischen (sephardischen) Juden besucht, der im Dritten Reich seine gesamte Familie verloren hat und die letzten drei Jahre auf der Flucht war, und das Erste, was er dazu sagte, war, dass es grundsätzlich niemals eine Kollektivschuld geben kann, weil jeder Deutsche, der ihm in seiner damaligen Situation geholfen hat - und sei es nur, indem er ihm zu verstehen gab, dass er ihn nicht für einen Untermenschen hält - bei Feststellung einer Kollektivschuld als mitschuldig gelten würde. Dieses Beispiel und einige andere (Ist der Türke, der seit 30 Jahren bei Siemens arbeitet, kaum religiös ist und niemals jemandem etwas getan hat, jetzt ein "Scheiß-Türke", weil ein paar Deppen mit nuscheliger Aussprache meinem Kumpel nen neuen Scheitel gezogen haben?) führte er auf, um zu zeigen, dass Kollektivschuld im Grunde unmöglich ist, sobald sie auf eine größere Anzahl von Menschen angewandt werden soll.



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Der Begriff Kollektivschuld ist eigentlich rassistisch, weil er die Schuld einer ganzer Ethnie voraussetzt
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Re: Kollektivschuld
« Antwort #28 am: 10 September 2007, 05:51:24 »

Zitat
Der Begriff Kollektivschuld ist eigentlich rassistisch, weil er die Schuld einer ganzer Ethnie voraussetzt

Nicht notwendigerweise. Wenn man sagt, dass "die Deutschen" oder "die Araber" schuld sind, dann setzt es die Schuld einer Ethnie voraus, wenn die beschuldigte Gruppe, die als Kollektiv angesehen wird sich anders bestimmen laesst, dann nicht (z.B. "die Muslime", "die Juden", "die Mantafahrer").

Ausserdem kann der Begriff Kollektivschuld unter umstaenden vielleicht doch Sinn machen, wenn er auf beschraenkte Faelle eingegrenzt wird. Man denke sich eine Gangsterbande, die gemeinsam ein Ding plant und hinterher laesst sich nicht bestimmen, wer genau was getan hat. Ein Beispiel, das mir aus einschlaegiger Literatur dazu einfaellt ist das Problem zweier Schuetzen, die gleichzeitig jemanden erschiessen. Wie soll man mit denen Verfahren? Rausfinden, welche Kugel nu eigentlich die toedliche war und den anderen Schuetzen laufen lassen, weil er den Typen ja nicht umgebracht hat. (Seine Kugel kam vielleicht 2 Sekunden zu spaet oder hat eben einen nichttoedlichen Verlauf genommen.) Die Schuld aufteilen?
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Re: Kollektivschuld
« Antwort #29 am: 10 September 2007, 09:58:55 »

Zitat
Der Begriff Kollektivschuld ist eigentlich rassistisch, weil er die Schuld einer ganzer Ethnie voraussetzt

Wieso rassistisch? Die Deutschen sind keine Rasse, ebensowenig wie die Juden oder die Araber. ;)
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Das Leben sollte keine Reise mit dem Ziel sein, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper unter die Erde zu kommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Absinth in der anderen, unser Körper total verbraucht und dabei schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"
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