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Umfrage

Was würdet ihr wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahlen wären?

Schwarz
- 2 (7.7%)
Rot (SPD)
- 2 (7.7%)
Ganz Rot (PDS)
- 10 (38.5%)
FDP
- 2 (7.7%)
Grüne
- 4 (15.4%)
Braun (DVU/NPD/Rep.)
- 1 (3.8%)
PBC (Partei Bibeltreuer Christen)
- 1 (3.8%)
Sonstige
- 1 (3.8%)
Überhaupt nichts
- 3 (11.5%)

Stimmen insgesamt: 23

Umfrage geschlossen: 20 September 2004, 03:06:14


Autor Thema: Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)  (Gelesen 15306 mal)

Soto Zaan

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Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)
« Antwort #30 am: 20 September 2004, 23:50:16 »

...ich wähle immer die bibelscheuen Masochristen! Schon seit 253 Jahren!
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Eisbär

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Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)
« Antwort #31 am: 21 September 2004, 00:23:19 »

Zitat von: "colourize"
als Projektionsfigur mag hier der unter mysteriösen Umständen verstorbene Jürgen Möllemann gelten, der sich nicht scheute im braunen Sumpf nach Wählerstimmen zu fischen und dafür seinerzeit reichlich Applaus etlicher Parteikollegen erhalten hat.
Ja, der Möllemann, der ganz unmysteriös Selbstmord beging. (Er war übrigens aus dem linken Flügel der FDP.)

Unter anderem, weil ihm von vielen Seiten der braune Stimmenfang und faschistoide Tendenzen vorgeworfen worden sind.

Wer von Euch hat sich denn die beiden Texte, um die es dabei ging durchgelesen?
Ich habe es getan. Zigmal. Und ich finde einfach die antisemitischen Stelle einfach nicht.

Ich muß die Texte mal googlen... obwohl das könnt ihr auch selbst.

Er hat eben geäußert, daß die israelische Palästinenserpolitik, sagen wir mal, "nicht ganz koscher" ist...
Wer will das bestreiten?
Und er warf Friedmann sein arrogantes Verhalten in der Öffentlichkeit vor (wer dessen Talkshow sah, weiß wovon die Rede ist) und wies darauf hin, daß Friedmanns Verhalten durch seine Position als Vize-Zentralratsvorsitzender Deutscher Juden eben auf die von ihm repräsentierte Gruppe negativ zurückfällt.
Er hat sich da sehr vorsichtig ausgedrückt.
Und er hat recht: Simple gestrickte Teile der Bevölkerung (und das sind die meisten) würden eben durch das Verhalten Friedmanns, daß doch sehr an den "Klischee-Juden" erinnert (schmierig, arrogant, eitel) in ihren Vorurteilen bestätigt oder bauen diese erst auf.

Leider hat man Friedmann erst 6 Tage nach Möllemanns Tod mit Koks, Prostituierten und Geldern mit bislang noch ungeklärter Herkunft erwischt.
Ich bin sicher, er hätte sonst die Leine gezogen.

Zu den anderen Punkten suche ich gerne mal was raus (ich kann auch hierzu was googlen und den Link posten), aber das würde den Rahmen des Threads sprengen.
Ich empfehle daher einen neuen Thread oder aber PN, falls der Kreis der Interessenten zu klein wird.


Ich muß dazu noch etwas anderes sagen:
Mir sind viele der prominenteren Politiker der FDP zutiefst unsympathisch.
Aber ich finde weite Teile (aber bei weitem eben auch nicht alle) des Programms und der Arbeit der letzten Jahre eben nicht nur als das geringste übel, sondern auch als das stärkste Positive.

Ach ja, die momentan führende PDS ist für mich auch indiskutabel, wie die Braunen eben auch, da außerhalb des demokratischen Spektrums.
Mit der PBC kenne ich mich zu wenig aus *zugeb*, um etwas gehaltvolles dazu zu sagen.

Und die Union... nun ja... weiter als die FDP kann und will ich nicht nach rechts rutschen.
Ich wäre ja für eine gelb-grüne Koalition.
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Drachenkind

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Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)
« Antwort #32 am: 21 September 2004, 00:35:43 »

So, GAL Wähler.
Atembare Luft und Bäume rules!  :D

Als erstes, Positiv, wir haben eine gewaltige Wahlbeteiligung und nur einen Nicht-Wähler bis jetzt.
Der Rest der SH Mitglieder scheinen noch nicht 18 zu sein und dürfen wohl nicht wählen.  :D
Hier wird aktives Nichtwählertum nur gelten gelassen und nicht das Warmduschige Passive Nichtwählertum.


Fritz Goergen, Ex-hohes-Tierchen bei der FDP veröffentlich sein Insider Buch über die FDP in diesen Tagen. Mal schauen was da so kommt.
Steht in der aktuellen Spiegelausgabe. Hab aber auch so meine Probleme mit fehlender Programatik der FDP.

Zur PDS, die machen nach Außen ja auf Nett, aber die internen Strukturen sind bei denen leider eher Pseudodemokratisch.
Da gibt's ein ziemlich autoritäres System Intern. Und Ostdeutschland braucht sicherlich alles, aber Fortentwicklung durch die PDS funktioniert glaub ich auf Landesebene funktioniert nicht. Gegen Alles sein geht nicht.  

Und Alster, Michel, Ole ist Inakzeptabel. Wenn ich schon ein Face wählen will, dann bitte einen Star, Claudia Schiffer, Michael Schumacher oder Marilyn Mansom.
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egliche Rechtschreibfehler sind Ausdruck meiner Rebellion gegen die Regeln des Esteblishment.

Kenaz

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Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)
« Antwort #33 am: 21 September 2004, 12:16:50 »

Zitat
In Folge dessen setze ich mich gerne mit FDP-Wählern argumentativ auseinander. Im Unterschied zu NPD-Wählern, mit denen ich nicht diskutiere.

Ich find' es immer höchst amüsant und bezeichnend, wie sich so mancher stramme "Demokrat" solche und ähnliche Statements beinahe wie einen Verdienstorden vor die Brust heftet - als ob es eine moralische und pragmatische Großtat wäre, mit "denen da" nicht zu reden. Das hat so ein bißchen was von "Aber der hat angefangen!" - Wenn einige Menschen (in Sachsen sind es dummerweise ziemlich viele ...) die Spielregeln, nach denen ich spielen möchte, in Frage stellen oder ablehnen, dann befinde ich sie einfach per se als einer Diskussion unwürdig; ist ja auch eine relativ einfache Strategie, die gerade das "andere Lager" mit Vorliebe fährt: "XY ist links/Demokrat/Jude/Schwuler/was-weiß-ich-was, mit dem reden wir schon aus Prinzip nicht." In dieser Hinsicht verhält man sich bezeichnenderweise also auf beiden Positionen recht ähnlich. - Der entscheidende Unterschied ist allerdings, daß der Rechtsradikale, der so auftritt, ein im Hinblick auf seine "Grundüberzeugungen" durchaus konsistentes und konsequentes Handlungsschema an den Tag legt - denn Toleranz und Gesprächsbereitschaft sind ja per definitionem seine Sache nicht - , der sog. "Demokrat" jedoch in einen handfesten Widerspruch mit seinen ureigensten Grundwerten gerät, zu denen an erster Stelle ja wohl mal Toleranz, Offenheit und Gesprächsbereitschaft gehören sollten - denn auf diesen Voraussetzungen baut der Gedanke der Demokratie auf.

Ich persönlich empfinde es als Armutszeugnis, wenn den Vertretern der etablierten Parteien als Reaktion auf die erdrutschartigen Wahlerfolge von NPD und DVU nichts besseres einfällt, als die Wahlstudios von ARD und ZDF zu verlassen, wenn deren Vertreter zum Interview erscheinen. Das Prinzip "Spiel' nicht mit den Schmuddelkindern" erscheint mir bei Wahlerfolgen von über 9% - wie die NPD in Sachsen - in allerhöchstem Maße fragwürdig. Es ist weder eine Leistung, noch ein moralisches Verdienst, noch zielführend für die Sache der Demokratie, sich dem Diskurs mit Vertretern der radikalen Rechten zu verschließen - es ist ganz im Gegenteil notwendig, beherzt in diesen Diskurs einzusteigen und ihn ernsthaft zu führen, - und zwar ernsthaft auch und gerade im Sinne von: Ich nehme den fraglichen Rechten als Menschen ernst, mit dem ich rede, und sehe ihn nicht nur als halbdebilen Dorfdeppen, der sich glücklich preisen darf, daß ich mich als kluger, tugendhafter, moralisch 100%ig integerer und sowieso durch und durch guter Demokrat dazu herablasse, mit einer solch niederen Existenzform wie ihm zu reden.

Kommt mal von dem Trugschluß runter, die andere Seite sei per definitionem dumm und böse: Die Welt ist alles mögliche, aber niemals und nirgends ist sie nur schwarz-weiß. - Der Kampf für den demokratischen Grundgedanken ist nur auf einem Feld zu gewinnen: auf dem der Argumente. Und dieses Feld verläßt derjenige freiwillig, der sich dem Diskurs verweigert. Wer seinen politischen Überzeugungen das Attribut "demokratisch" zuzuschreiben beliebt, hat die gottverdammte Pflicht, auch und gerade mit Leuten zu sprechen, die diese seine "Grundüberzeugungen" nicht teilen. Denn seine Grundüberzeugungen überzeugen andere nur dann, wenn seine Argumente stark sind - Argumente aber vermitteln sich nur qua offenem, unvoreingenommenem Diskurs. - Mit "Nazis raus!"-Geschrei überzeugt man niemanden, sondern übt sich lediglich im Schulterschluß mit Menschen, die ohnehin nicht überzeugt werden müssen. - Die Wahlergebnisse in Sachsen jedenfalls  haben eine Dimension, die die Gesprächsverweigerung seitens mancher sogenannter "Demokraten" günstigstenfalls als Ausdruck einer Vogel-Strauß-Mentalität, ungünstigstenfalls als Ausdruck einer inhaltsleeren Kamikaze-Mentalität erscheinen lassen.
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phaylon

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Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)
« Antwort #34 am: 21 September 2004, 12:40:03 »

Der Nichtwähler bin ich. :)


p
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Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Anonymous

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Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)
« Antwort #35 am: 21 September 2004, 14:21:34 »

Zitat von: "Drachenkind"
Und Ostdeutschland braucht sicherlich alles, aber Fortentwicklung durch die PDS funktioniert glaub ich auf Landesebene funktioniert nicht.


Das sehe ich anders.
Schließlich ackerte hier in MV die rot-ganzrote Koalition eine Legislaturperiode ausnahmslos gut. Auf Landesebene, versteht sich.

Keine Ahnung, ob sie das auch auf Bundesebene gebacken kriegen würden.
Ehrlich gesagt gehe ich nicht davon aus.
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colourize

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Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)
« Antwort #36 am: 22 September 2004, 14:09:29 »

Zitat von: "Kenaz"

Ich find' es immer höchst amüsant und bezeichnend, wie sich so mancher stramme "Demokrat" solche und ähnliche Statements beinahe wie einen Verdienstorden vor die Brust heftet - als ob es eine moralische und pragmatische Großtat wäre, mit "denen da" nicht zu reden. (...)

Hmm. Ich weiss jetzt nicht so recht, ob ich mich da jetzt angesporchen fühlen soll oder nicht. 8)
Ich bin mal sicher nicht der Musterdemokrat, und ganz bestimmt nicht "stramm". Ich halte die Demokratie für das relativ beste Herrschaftssystem - was noch lange nicht bedeutet, dass ich ein glühender Verfechter einer universellen demokratischen Ordnung bin.
Ich hefte mir auch nix an die Brust, sondern fahre einfach meinen pragmatischen Kurs. Und aus diesem Pragmatismus heraus spare ich mir "Diskussionen" mit Rechtsradikalen; dafür ist mir meine Zeit nämlich zu schade.

Zitat
"XY ist links/Demokrat/Jude/Schwuler/was-weiß-ich-was, mit dem reden wir schon aus Prinzip nicht." In dieser Hinsicht verhält man sich bezeichnenderweise also auf beiden Positionen recht ähnlich. (...)

Ich würde da einige kleinere Differenzierungen begrüßen.

Zunächst mal: Ob ich mit Jemandem "schon aus Prinzip nicht rede", weil mir seine ethnische Herkunft bzw. seine sexuelle Vorliebe nicht gefällt, oder ob ich mit Jemandem nicht politisch diskutiere, weil ich der Überzeugung bin, dass die grundlegenden Weltsichten so unterschiedlich sind, dass eine Diskussion furchtbar fruchtlos wäre - das ist ein riesengroßer Unterschied!
Mit Rechtsradikalen zu diskutieren habe ich lange genug versucht - und ich habe daraus die Erfahrung gewonnen, dass bestimmte Axiome zu unterschiedlich sind, als dass eine inhaltliche, an Sachthemen orientierte Diskussion auch nur annähernd möglich wäre. Rechtsradikal denkende Menschen - so meine Erfahrung - haben ein vollkommen anderes Menschenbild, das mit meinem nicht in Einklang zu bringen ist; während ich das Individuum als handlungsleitendes Segment der Gesellschaft verstehe, ist das rechtsradikale Gesellschaftsbild von Konstrukten wie "Volk", "Nation" oder "Familie" bestimmt, die einer aufgeklärten Sicht der Dinge m.E. im Wege stehen.
Hieraus resultiert eine prinzipielle Unvereinbarkeit fundamentaler Weltsichten, so dass keine gemeinsame Basis für eine Diskussion existiert. Soviel zu meiner persönlichen "Strategie". Aber ich bin ja auch kein Politiker..

Denn: Eine vollkommen andere Frage ist meiner Meinung nach, ob die Politiker der sog. "etablierten Parteien" mit ihrer Strategie "Ignoriert die Rechten, wo Ihr sie trefft" dauerhaft klug fahren. Ich bin froh, kein Politiker zu sein, denn eine sachorientierte Auseinandersetzung mit NPD oder DVU dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Meinem Eindruck nach lassen sich die "Spitzenpolitiker" der rechtsradikalen Parteien auf keine inhaltliche Debatte ein (noch nicht mal auf die simplen Fragen von Journalisten), sondern wiederholen stattdessen gebetsmühlenartig Statements wie "Das Volk hat die Schnauze wirklich voll".

Welcher Umgang mit Rechtsradikalen auf der politischen Bühne der idealste ist, fällt mir schwer zu beurteilen.
Aber zum Glück bin ich auch nicht in einer solchen Position, mir darüber Gedanken machen zu müssen. Und für meine persönliche Lebenswelt gilt - aus o.g. Gründen: Keine Diskussion mit Rechtsradikalen.
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Kenaz

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Die Sonntagsfrage (Bundestagswahlen)
« Antwort #37 am: 22 September 2004, 23:05:04 »

@ colourize

Sorry, es ist wieder ein bißchen länger geworden ... :roll:

Zitat
Hmm. Ich weiss jetzt nicht so recht, ob ich mich da jetzt angesporchen fühlen soll oder nicht.
 - Nun ja, der Umstand, daß das Zitat Deinem Posting entnommen ist, legt nahe, daß der daran anschließende Text sich zumindest ein klitzekleines bißchen darauf bezieht und insofern auch Dich als Autor anspricht, gell?! :mrgreen:

Zitat
Ich bin mal sicher nicht der Musterdemokrat, und ganz bestimmt nicht "stramm". Ich halte die Demokratie für das relativ beste Herrschaftssystem - was noch lange nicht bedeutet, dass ich ein glühender Verfechter einer universellen demokratischen Ordnung bin.
– Konsens. Geht mir ganz ähnlich.

Zitat
Ich hefte mir auch nix an die Brust, sondern fahre einfach meinen pragmatischen Kurs. Und aus diesem Pragmatismus heraus spare ich mir "Diskussionen" mit Rechtsradikalen; dafür ist mir meine Zeit nämlich zu schade.
– Klar. Als Ausdruck eines subjektiven Pragmatismus ist dagegen erst mal rein gar nichts einzuwenden. Das ist – wie so vieles – letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Zitat
Zunächst mal: Ob ich mit Jemandem "schon aus Prinzip nicht rede", weil mir seine ethnische Herkunft bzw. seine sexuelle Vorliebe nicht gefällt, oder ob ich mit Jemandem nicht politisch diskutiere, weil ich der Überzeugung bin, dass die grundlegenden Weltsichten so unterschiedlich sind, dass eine Diskussion furchtbar fruchtlos wäre - das ist ein riesengroßer Unterschied!
– Das ist zwar insofern ein Unterschied, als wir geneigt sind, beide Vorgehensweisen aufgrund moralischer Kriterien durchaus unterschiedlich zu bewerten (und ich muß wohl nicht eigens betonen, daß meine Bewertung sich da von Deiner kaum unterscheiden dürfte), nichtsdestoweniger bestehen in struktureller Hinsicht Parallelen und auf die wollte ich hinweisen. Es ging mir um Diskursverweigerung aufgrund einer gewissen Kategorienverhaftung, zu gut deutsch auch "Schubladendenken" genannt. Vor diesem Hintergrund ist es nämlich völlig wurscht, ob der Nazi sagt: "Mit dem rede ich nicht, weil er schwul ist" oder ob der Linke sagt: "Mit dem rede ich nicht, weil es ein Rechter ist". In beiden Fällen verhindert eine bestimmte Klassifikation die Offenheit gegenüber möglicherweise vorhandenen Argumenten von der jeweils anderen Seite. (Und natürlich wissen wir beide, daß die Gründe, warum DU nicht mit dem Nazi redest, ungleich mehr sachliche Relevanz haben, als die, aus denen der Nazi nicht mit dem Schwulen redet; - in der kleinen Nazi-Welt jedoch macht das keinen großen Unterschied, denn der sagt sich: "Der hat ein vollkommen anderes Menschenbild, das mit meinem nicht in Einklang zu bringen ist, denn der läßt sich von Männern ficken; das ist unnormal, deswegen braucht mich das gar nicht zu interessieren, was der sagt - eigentlich ist das sowieso kein Mensch: was gehen mich also seine Argumente an?!")

Zitat
Mit Rechtsradikalen zu diskutieren habe ich lange genug versucht - und ich habe daraus die Erfahrung gewonnen, dass bestimmte Axiome zu unterschiedlich sind, als dass eine inhaltliche, an Sachthemen orientierte Diskussion auch nur annähernd möglich wäre. Rechtsradikal denkende Menschen - so meine Erfahrung - haben ein vollkommen anderes Menschenbild, das mit meinem nicht in Einklang zu bringen ist; während ich das Individuum als handlungsleitendes Segment der Gesellschaft verstehe, ist das rechtsradikale Gesellschaftsbild von Konstrukten wie "Volk", "Nation" oder "Familie" bestimmt, die einer aufgeklärten Sicht der Dinge m.E. im Wege stehen.
- Keine Frage: Die Erfahrung lehrt uns, daß der durchschnittliche Rechtsradikale nicht willens und nur allzu oft noch nicht einmal fähig ist, in einen argumentativen Austausch zu treten. – Und ebenfalls keine Frage: Die Begründung dafür, daß der Rechtsradikale sich weigert, mit dem Schwulen zu reden, ist durchaus naiverer bzw. irrationalerer Natur und in aller Regel völlig unbeleckt von Erfahrungswerten. Nichtsdestotrotz: Es ist in beiden Fällen ein Etikett, das die Verweigerungshaltung besiegelt. Gerade im Falle des eher demokratisch gesonnenen Menschen ergibt sich aber die pikante Frage, ab wann dem Rechten legitimerweise das Etikett "Nazi" im Sinne von "einer Diskussion nicht würdig, da nicht zugänglich, insofern verplemperte Zeit" vor die Stirn gepappt wird. Ich wittere da nämlich ein bißchen die Gefahr zunehmender Sprachlosigkeit, wenn immer mehr Voraussetzungen nötig sind, um den anderen überhaupt als "würdigen" Gesprächspartner anzuerkennen. Wie gesagt: Der demokratische Grundgedanke vermittelt sich nur qua rationaler Argumentation, man sollte insofern also annehmen, daß er sich auch und gerade vor einer Auseinandersetzung mit Menschen nicht scheuen muß, die selbst in den grundlegenden Konstrukten anders orientiert sind (anders sieht es selbstredend aus, wenn diese sich ihrerseits dem Diskurs dezidiert verweigern). – Meine persönlichen diesbezüglichen Beobachtungen resultieren jedenfalls in folgender ernüchternder Gleichung: Je weiter und je enthusiastischer "links" sich der Betreffende selbst verortet, desto unbekümmerter und flotter ist er i. d. R. mit dem Etikett "Nazi" im besagten Sinne bei der Hand. Um es ganz handgreiflich zu formulieren: Ich würde mal davon ausgehen, daß bspw. ein Eric Harris dieses Etikett um einiges schneller verteilt als Du – um von mir mal höflich zu schweigen ...  :mrgreen:

Gar keine Frage: Auch ich bin der Ansicht, daß es völlig sinnlos verjuxte und verjubelte Zeit ist, sich mit einem Christian Worch oder einem Jürgen Rieger in Diskussionen über Toleranz, Gleichberechtigung oder demokratische Grundwerte zu ergehen. Wenn man sich zuhause drei Stunden lang hinsetzt und gemütlich in der Nase popelt, während man sich mit seiner Zimmerwand unterhält, hat man seine Zeit mindestens genauso sinnvoll verbracht. – Problematisch erscheint mir jedoch – gerade angesichts der besagten Wahlerfolge – die undifferenzierte Sorglosigkeit, mit der manche Menschen im Vollgefühl ihrer Selbstherrlichkeit (- nein, damit meine ich nicht Dich! :wink: ) das Attribut "Nazi ergo diskussionsunwürdig" verteilen. Es stellt sich eben einfach die Frage: Ab wann ist einer eigentlich Nazi in diesem Sinne? - Wenn er bei der Sachsen-Wahl am vergangenen Sonntag NPD gewählt hat? Wenn er mit Burzum-T-Shirt durch die Gegend läuft? Wenn er Douglas P. heißt? Wenn er PBC-Wähler ist?! Wenn er sich als Heide im nicht-universalistischen Sinne versteht? Wenn er beim Rudolf-Heß-Gedenkmarsch mitwackelt? - Gut, im letzten Fall neige auch ich dazu, die Frage zu bejahen, aber ansonsten ...? Ich denke, man tut gewissen demokratischen Grundwerten und -überzeugungen keineswegs einen Liebesdienst, wenn man es sich hier allzu leicht macht ...

Zitat
Denn: Eine vollkommen andere Frage ist meiner Meinung nach, ob die Politiker der sog. "etablierten Parteien" mit ihrer Strategie "Ignoriert die Rechten, wo Ihr sie trefft" dauerhaft klug fahren. Ich bin froh, kein Politiker zu sein, denn eine sachorientierte Auseinandersetzung mit NPD oder DVU dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Meinem Eindruck nach lassen sich die "Spitzenpolitiker" der rechtsradikalen Parteien auf keine inhaltliche Debatte ein (noch nicht mal auf die simplen Fragen von Journalisten), sondern wiederholen stattdessen gebetsmühlenartig Statements wie "Das Volk hat die Schnauze wirklich voll".
– Natürlich lassen sie sich nicht auf inhaltliche Debatten ein: Wer über keine Inhalte verfügt, ist wohl beraten, sich um inhaltsorientierte Gespräche tunlichst herumzudrücken und auf das sichere Feld der Phrasendrescherei zurückzuziehen. Aber gerade deshalb sollte man diese Jungs m. E. in einer nie gekannten Impertinenz und Penetranz nötigen, sich auf dem Feld inhaltlicher Gespräche zu äußern! Nur indem man Inhaltsleere vorführt, kann sie ja ihr Wesen - nämlich die gänzliche Freiheit von wie auch immer geartetem Sachgehalt  - offenbaren. Und es ist nur eine Frage der Zeit und der Wiederholungsfrequenz, bis selbst einfacher gestrickten Gemütern aufgeht, daß die Antwort "Das Volk hat die Schnauze wirklich voll!" nicht auf alle möglichen anstehenden Frage- und Problemstellungen des politischen Tagesgeschehens paßt. – Mit stereotypen Parolen ist das nämlich ganz ähnlich wie mit harten Drogen: Sie beziehen ihre Kraft aus einer wohl eingesetzten Dosierung, will heißen: je sparsamer ich sie einsetze, desto mehr knallen sie; je mehr man allerdings nimmt, desto mehr braucht man, um den ursprünglichen Effekt zu erzielen – und das geht dann noch 'ne ganze Weile gut, aber irgendwann bringen sie einfach nichts mehr ... - und spätestens dann merkt auch der letzte Depp, daß er auf dem Holzweg war/ist. - Auf dem Feld der Argumente hat die Demokratie ganz klar den längeren Atem.
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Eisbär

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« Antwort #38 am: 23 September 2004, 13:49:01 »

Die parlamentarische Demokratie ist die schlechteste Staatsform, die ich kenne. Außer allen anderen. Winston Churchill
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« Antwort #39 am: 23 September 2004, 22:41:19 »

Warum allerdings kadavergehorsamst NPD- und DVU-Politikern bereits das Wort entzogen wird wenn sie ihr Statement mit einem "Zuerst einmal möchte ich unseren Wählerinnen und Wählern danken blaschwafellabersülz..." beginnen, bleibt das Geheimnis der Fernsehreporter. Da Politiker anderer Parteien solch einen Senf ablassen dürfen, ohne unterbrochen zu werden, ist diese Art der "Auseinandersetzung" mit den Rechten einfach nur als megapeinlich zu attributieren.

Im Übrigen spricht spricht nichts dagegen, sie generell ausreden zu lassen. Warum soll nicht jeder mit eigenen Ohren hören, was für einen Stuss sie teilweise so labern? Indem man sie unterbricht, gießt man nur noch mehr Öl ins Feuer. MIt dieser Strategie können selbst die dumpfsten Hohlnüsse sexy und attraktiv wirken.

Es war anmaßend und unverschämt seitens der Reporter zu meinen, das Fernsehpublikum oberlehrerhaft bevormunden zu müssen.
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