Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Homöopathie  (Gelesen 3306 mal)

Celeron.

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Homöopathie
« am: 23 August 2011, 20:03:42 »

Habe in einem anderen Thema etwas über Homöopathie gelesen, was mich dazu veranlasst hat diesen Thread hier zu starten.

Zu meiner Person vorweg. Ich gehöre zu großen Teilen auch den Homöopathie-Skeptikern an.
Ich studiere Chemie und dort wo es keine Substanz gibt, findet auch keine Wirkung statt. Eigentlich.

Ich habe nun einen wissenschaftlichen Artikel von Luc Montagnier gelesen. Seines Zeichen Nobelpreisträger von 2008 in Medizin.

In der wissenschaftlichen Arbeit die er veröffentlich hat, beschreibt er ein Experiment, in dem er festgestellt hat, dass DNA in Wasser Strukturen hinterlasse die auch bestehen bleibe, wenn die DNA sich nicht mehr in der Lösung befinde.

Weiterhin schreibt er, dass diese Strukturen elektromagnetische Strahlung aussendet welche die Strukturinformation auf andere Lösungen übertragen kann.

Ich finde diese Informationen recht interessant auch wenn sie kontrovers diskutiert werden im Zusammenhang mit Homöopathie.

In dem Artikel schreibt er auch, dass die ursprüngliche DNA in einem anderem Reagenzglas synthetisiert wurden konnte, wo sich nur die Bausteine und Enzyme befanden.
Die Struktur Informationen dazu sollen angeblich über Radiowellen von den hinterlassenen Wasserstrukturen übertragen worden sein.



"At this point the most critical step was undertaken, namely to investigate the specificity
of the induced water  nanostructures by recreating  from  them the DNA  sequence.   For  this
all the ingredients to synthesize the DNA by polymerase chain reaction (nucleotides, primers,
polymerase) were added to the tube of signalized water. The amplification was performed under
classical  conditions (35  cycles) in a thermocycler.   The DNA produced was then submitted
to electrophoresis in an agarose gel.   The result was that a DNA band of the expected size
of  the  original  LTR  fragment  was  detected.   It  was  further  verified  that  this  DNA  had  a
sequence identical or close to identical to the original DNA sequence of the LTR. In fact, it
was  98  %  identical  (2  nucleotide  difference)  out  of  104.   This experiment  was  found to  be
highly reproducible (12 out of 12) and was also repeated "
L. Montagnier J. Aissa E. Del Giudice C. Lavallee A.Tedeschi and G. Vitiello



wikipedia über Luc Montagnier: http://de.wikipedia.org/wiki/Luc_Montagnier

Original wissenschaftlicher Artikel von Luc Montagnier zu diesem Thema:
http://arxiv.org/PS_cache/arxiv/pdf/1012/1012.5166v1.pdf
« Letzte Änderung: 23 August 2011, 20:07:44 von Celeron. »
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Eisbär

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Re: Homöopathie
« Antwort #1 am: 23 August 2011, 20:34:50 »

1. Es wäre nicht das erste Mal, daß ein (ehemaliger) Nobelpreisträger Blödsinn verzapft.
2.  glaub ich an den Ablauf des besagten Versuches erst, wenn es von anderen Stellen reproduziert werden konnte.






Davon ab, denkt mal nach, wenn Wasser wirklich ein Gedächtnis hätte und bei Verdünnung die Wirkung des gelösten Bestandteils verstärken würde, wieviel Lebewesen täglich ihre Fäkalien in den Wasserkreislauf der Welt lassen. Und seit wieviel Jahrmilliarden das so ist.

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Re: Homöopathie
« Antwort #2 am: 24 August 2011, 10:10:28 »

Ich schliesse mich Eisbär an. Ein Nobelpreis besagt per se noch gar nichts - siehe Obama ;)

Dazu kommt: Wenn Wissenschaftler in fachfremden Gebieten wildern, kommt zumeist Quark dabei raus.

Ohne dieses Studie zu kenne wage ich zu behaupten, dass sie NICHT von unabhängigen Forschungsteams reporduziert werden konnte. Und genau DAS macht wissenschaftliches Arbeiten aus :)
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Celeron.

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Re: Homöopathie
« Antwort #3 am: 24 August 2011, 10:39:33 »

Es stimmt schon, dass er auch anscheinend nicht alle Tassen im Schrank hat.
Denn er behauptet für eine HIV Infektion reicht ein gutes Immunsystem aus um diese zu bekämpfen.

Allerdings, hat das Springer-Journal Interdisciplinary Sciences: Computational Life Sciences, seine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht.
Und jeder eingereichte Artikel wird eigentlich von Experten geprüft auf seine Authentizität.

Was mich eben bei meiner Suche nach Informationen wundert ist, dass es soviele AIDS-Leugner gibt. Habe noch einen weiteren Nobelpreisträger gefunden, Kary Mullis, er hat auch andere Auszeichnungen erhalten zB den Robert-Koch-Preis(höchster wissenschafts Preis der BND) und den Japan-Preis.
Wie kann es denn sein, dass so eigentlich intelligente Menschen solche Thesen vertreten?

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Munch

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Re: Homöopathie
« Antwort #4 am: 24 August 2011, 10:58:57 »


Allerdings, hat das Springer-Journal Interdisciplinary Sciences: Computational Life Sciences, seine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht.
Und jeder eingereichte Artikel wird eigentlich von Experten geprüft auf seine Authentizität.

Naja, lustigerweise ist Montagnier der Chairman des Editorial Boards desselben.
http://www.springer.com/life+sciences/bioinformatics/journal/12539?detailsPage=editorialBoard

[edit]
Wenn man des Artikel sucht (und recht schnell findet, titel: Electromagnetic Signals Are Produced by Aqueous Nanostructures
Derived from Bacterial DNA Sequences) dann sieht man die Daten an denen er eingereicht und reviewt wurde:
Zitat
Recevied 3 January 2009 / Revised 5 January 2009 / Accepted 6 January 2009

Das waren aber schnelle Experten ;)
« Letzte Änderung: 24 August 2011, 11:02:36 von Munch »
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CubistVowel

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Re: Homöopathie
« Antwort #5 am: 24 August 2011, 11:02:22 »

Habe noch einen weiteren Nobelpreisträger gefunden, Kary Mullis, er hat auch andere Auszeichnungen erhalten zB den Robert-Koch-Preis(höchster wissenschafts Preis der BND) und den Japan-Preis.
Wie kann es denn sein, dass so eigentlich intelligente Menschen solche Thesen vertreten?

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sober

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Re: Homöopathie
« Antwort #6 am: 24 August 2011, 11:14:02 »

Zitat
Recevied 3 January 2009 / Revised 5 January 2009 / Accepted 6 January 2009

Das waren aber schnelle Experten ;)
Artikel werden ja nicht nachgeprüft. Also es setzt sich keiner hin und macht Proben, und Versuche. Afaik wird nicht mal überall nachgerechnet. Es wird jemand genommen, der auf dem Gebiet scheinbar bewandert ist und bekommt den Artikel vorgelegt. Derjenige liest das dann und wird dann wohl entscheiden, ob er das für Veröffentlichbar hält oder nicht. Afaik kann man als Author sogar Leute vorschlagen, zum reviewen. Das kann also sehr wohl so schnell gehen, was nicht heisst, dass es damit richtiger ist.
Die Frage ist halt auch, was für ein Standing die Veröffentlichung hat. Es ist ja nicht so, dass alle Veröffentlichungen in allen Medien gleichbedeutend sind. Wenn die Stelle nun das Auffangbecken für das ist, was von allen renomierten Zeitungen usw. abgelehnt wurde, dann kann man eh nicht viel drauf geben.
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Munch

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Re: Homöopathie
« Antwort #7 am: 24 August 2011, 11:42:31 »

Dass da nicht die Versuchsanordnung nachgebaut wird ist klar, aber selbst für ein vernünftiges Durchsehen und Nachvollziehen der Schlussfolgerungen sind 1-2 Tage sehr kurz.

Bei SpringerOpen ist die Art des Peer Reviews den Verantwortlichen fürs Editorial überlassen, ich weiss aber nicht wie es bei den Zeitschriften ist.
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Multivac

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Re: Homöopathie
« Antwort #8 am: 24 August 2011, 13:29:27 »

auf die schnelle ist mir aufgefallen, daß in dem artikel komplett die statistiken fehlen. ohne das ist ein artikel null wert (außer bei sog. "case studies", aber hier gehts ja nicht um mediz. ergebnisse von einem einzelnen patienten, sondern um physikalische experimente, die man 100-fach wiederholen könnte/sollte)

außerdem ist die einzige graphik, die seine ergebnisse abbildet, ein screenshot. auch unüblich.
es taucht keine tabelle mit den daten auf, kein diagramm, nichts. sowas ist ein absolutes nogo.
« Letzte Änderung: 24 August 2011, 13:31:52 von Multivac »
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Multivac

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Re: Homöopathie
« Antwort #9 am: 24 August 2011, 13:37:38 »

Zitat von: Celeron.
Wie kann es denn sein, dass so eigentlich intelligente Menschen solche Thesen vertreten?
einstein hat die folgerungen aus seiner relativitätstheorie - die quantenphysik - auch geleugnet ("gott würfelt nicht")

ich denke, man kann nur auf einem sehr kleinen gebiet ein fachidiot sein. es gibt noch einige andere hochrangige wissenschaftler, die nonsens auf gebieten, in denen sie sich nicht auskennen, verbreiten. z.b. ein biochemiker/mediziner, der über die gefahr von schwarzen löchern am cern warnt:

http://www.golem.de/0802/57477.html
« Letzte Änderung: 24 August 2011, 13:39:42 von Multivac »
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Celeron.

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Re: Homöopathie
« Antwort #10 am: 24 August 2011, 14:36:24 »

Die Grafiken und Informationen hat er aus seiner eigenen Arbeit zitiert. Habe die Referenz mal verfolgt und bin zu einem älteren Artikel gelangt der er verfasst hatte.

http://www.inpharm.cz/files/ext/EMS-a-HIV-AIDS.pdf

hab aber mal eben geguckt, bei den veröffentlichunge die bei mir zuhause auf so rumliegen sind auch keine Datensätze veröffentlich worden.
Sollte mir das zu bedenken geben? *g*
Ich denke mal, dass ist auch schwer zu realisieren bei den Datenmengen die heute anfallen.
Vielleicht ist es auch vom Fach abhängig. Wenn man Medikamente testet ist es sicherlich relevant oder auch bei soziologischen Fragestellungen.
Aber zB in der Chemie bekommt man meist nur Diagrame, Reaktionsgleichungen oder Bilder von Computersimulationen zu gesicht.


Aber stimmt schon, dass die meisten wissenschaftler  "fachidioten" sind weil man sich immer stärker spezialisieren muss um den entsprechenden Anforderungen gerecht zu werden.

Es ist auch natürlich verständlich, dass er es als Chairman des Editional Board der Zeitschrift gewissen Einfluss hat.

Aber man kann sich auch fragen, wie es solche Leute schaffen soviel Erfolg zu haben, wenn sie solche Thesen vertreten oder schlecht arbeiten.
« Letzte Änderung: 24 August 2011, 20:30:40 von Celeron. »
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Re: Homöopathie
« Antwort #11 am: 24 August 2011, 23:35:05 »

Aber man kann sich auch fragen, wie es solche Leute schaffen soviel Erfolg zu haben, wenn sie solche Thesen vertreten oder schlecht arbeiten.

Guck dir einfach die Medienwelt (Musik & Fernsehen) an und wer da erfolgreich ist, das hat System und lässt sich auf viele Bereiche übertragen ;)
Es ist leider ein Trugschluss, dass Erfolg mit Qualität zusammenhängt. Da spielen ganz andere Faktoren eine Rolle.
Und so eine gewagte These wie "AIDS kann man auch aussitzen" ist natürlich VIEL massenkompatibler und spannender als "AIDS ist nicht heilbar, aber gut behandelbar".

massenkompatibel => erweckt am meisten Interesse, potentiell Skandalöses ist da natürlich ganz weit vorne.
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Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

Multivac

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Re: Homöopathie
« Antwort #12 am: 24 August 2011, 23:39:27 »

Zitat von: Celeron.
Aber man kann sich auch fragen, wie es solche Leute schaffen soviel Erfolg zu haben, wenn sie solche Thesen vertreten oder schlecht arbeiten.

angeblich hängt bei bewerbungen der erfolg zu 90% vom der sympathie ab, nicht von der qualifikation.
so ist es sicher auch bei der karriereleiter nach oben.
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