Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Der Kurzgeschichten-Threat  (Gelesen 3441 mal)

Lobo

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Der Kurzgeschichten-Threat
« am: 07 November 2005, 15:54:18 »

Auf Anraten eröffne ich mal hier einen Bereich für Kurzgeschichten, den natürlich jeder nutzen kann. Ich weiß nicht ob das hier auf große Resonanz stößt, aber ich probiere es einfach mal. :wink:

Es können auch Fragen und Kritiken zu den Geschichten gepostet werden, die dann von den Autoren beantwortet werden können.

Ich mache mal den Anfang!^^



Schuldig?

Patrick stand vor dem Spiegel.
Er sah hinein und er sah hinaus.
Es war ein heißer Sommertag. Draußen hörte er die Menschen, wie sie an den Häusern entlang gingen. Wirre Fetzen aus Unterhaltungen. Vom nahe gelegenen Spielplatz vernahm er   wie die Kinder lachten und spielten. Patrick kannte den Spielplatz nur zu gut. Er spielte dort selbst gerne. Zwar fand er, dass er mit seinen nun mehr zwölf Jahren schon ein bisschen zu alt dafür war, doch traf er dort häufig seine Freunde: Christian mit den Sommersprossen, den achtjährigen Martin mit der Brille oder die freche Paulina.
Häufig spielten sie bei den Klettergerüsten oder schaukelten.
Irgendwo im Haus schlug eine Tür zu. Patrick lauschte angespannt. Seine Mutter war zum Einkaufen gefahren. Doch als er direkt unter dem Balkon ein Lachen hörte, wusste er, es handelt sich um den Nachbarn, der über ihnen wohnte.
Er stand im Flur; Vor ihm der große Spiegel neben der Gadrobe.
Nun sah er genau so hässlich aus wie der Mann aus dem Fernsehen. Den Rasierapparat seines  Vaters hielt er fest in der Hand.
Er versuchte eine finstere Mine zu ziehen und tatsächlich... wenn er die Augen so zusammenzog, blickte er fast genauso düster drein wie der Fremde.
Sie hatten ihn vor zwei Tagen geschnappt. Er hatte es gesehen, als sein Vater die Nachrichten eingeschaltet hatte. Auch das dunkelblaue Auto hatte er wieder erkannt.
Es war dasselbe wie vom Spielplatz um die Ecke.
Er hatte ihnen Süßigkeiten angeboten.
Das war am Wochenende gewesen. Er, Martin und Paulina hatte dort gespielt.
Martin hatte dem Mann gesagt er dürfe nichts von Fremden annehmen. Er selbst hatte bekräftigend genickt.
Paulina hatte ihnen frech zugezwinkert, wie immer, wenn sie sich über sie lustig machte. Als hatte sie sagen wollen: "Feiglinge".
Tatsächlich aber erinnerte er sich noch an die letzten Worte, den sie sagte, bevor sich die Tür des dunkelblauen Autos hinter ihr schloss: "Ihr wollt keine Süßigkeiten? Gut dann bleibt mehr für mich!"
Sie war zehn und jetzt war sie tot.
Braune Haarlocken lagen verstreut auf dem Boden herum und sein kahlköpfiges, hässliches Spiegelbild blickte ihm stumpf entgegen.
Das Türschloss gab ein klickendes Geräusch von sich, als seine Mutter von ihrem Einkauf zurückkehrte.

Ende!
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messie

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #1 am: 07 November 2005, 17:10:38 »

Hmmmm .... also, für eine Kurzgeschichte fehlt mir hier aber eine ordentliche Pointe. Dein Schlusssatz ist ja alles andere als eine ...

Mir hätte stattdessen ein Satz der Sorte "Die Jagd kann beginnen ..." statt des Satzes mit der Mutter viel besser gefallen. Das würde dann auch recht gut erklären weswegen der Junge das tat was er tat und trotzdem noch genug Fragen offenlassen. Meine Meinung.  :wink:
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Nichts ist kostenlos im Leben - außer der Tod, und nicht mal der, denn der kostet dich das Leben.

Lobo

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #2 am: 07 November 2005, 17:39:23 »

Also ich habe die Geschichte unter dem Gedankengang geschrieben, dass der Junge sich die Haare abrasiert, weil er sich schuldig gefühlt hat, da er seine Freundin nicht davor bewahrt hat in das Auto einzusteigen. Daher sieht er sich als Mittäter, aber läuft nicht über. Eher so eine Art Selbstbestrafung.
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Fräulein_Krause

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #3 am: 07 November 2005, 18:42:07 »

Guten Tag,

derzeitig veranstaltet der Carlsen verlag eine interessante Kurzgeschichten Aktion.
Für die ersten 1000 Kurzgeschichten zum Thema Magische Weihnachten werden je 100 Sickel an  terre des hommes für Hilfsprojekte für Straßenkinder gespendet.


Natürlich ist das auch Eigenwerbung aber doch insgesammt eine nette Aktion

Vieleicht hat ja der eine oder andere Interesse daran mitzumachen.

mit freundlichen Grüßen

Frl. Krause
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W

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #4 am: 07 November 2005, 21:23:09 »

Der Übeltäter

...und als sich die Kotzbrocken langsam über den Beckenrand des Swimmingpools hinweg verteilten; drohten, die ganze Nachbarschaft zu überfluten, suchte sich der Verantwortliche dieser Schandtat einen geeigneteren Ort, um seinen Kotzkrämpfen freien Lauf zu lassen; machte sich auf dem Weg zur Küste des Atlantischen Ozeans und reiherte sich bis zum Morgengrauen die Seele aus dem Leib...

...und als er dann an diesen grässlichen Ort zurückkehrte, an dem Dinge vorgingen, die so pervers waren, dass man es nicht mehr beschreiben konnte, klebten noch vereinzelt Rückstände seines Erbrochenem an seinen Mundwinkeln, seinem Kinn, T-Shirt, seiner Hose und sogar an den Schuhen, so dass die Menschen in seiner Umgebung angewidert vor ihm zurückschreckten; doch konnten sie ihn nicht einfach davonjagen, weil sie sonst seine Arbeit hätten mit übernehmen müssen, deshalb rissen sie sich zusammen, hielten sich die Nasen zu, wenn er an ihnen vorbeiging und vermieden jeden Blick- geschweige denn Körperkontakt bis sie sich schließlich erleichtert in die große weite Welt hinausbegeben konnten. Er selber brauchte wie immer etwas länger und als es dann endlich soweit war, dass auch er sich in die große weite Welt hinausbegeben konnte, war der Drang sich zu übergeben bereits wieder so immens angestiegen, dass er sich vorher noch zur Toilette begab, um wenigstens das Nötigste zu erbrechen. Leider jedoch war das Becken nicht robust genug, um den Druck seiner Übelkeit standzuhalten, und als das, was er nach seinem letzten Spuckanfall zu sich genommen hatte, aus seinem Magen, durch seinen Hals, aus seinem Mund spritzte, wurde das WC-Becken derartig erschüttert, dass es nach wenigen Sekunden auseinanderbrach, woraufhin sich der Übeltäter sehr schnell vom Tatort entfernte. Doch gerade, als er ungefähr zehn Schritte vom WC weg war, öffnete sich hinter ihm die Tür zum Aufenthaltsraum und da die schmierige Spur, die er mit sich zog, nur sehr schwer zu übersehen war, ertönte kurz darauf eine laute, sehr strenge männliche Stimme:
"Stehen bleiben! Was ist das hier für eine Sauerei? Und was zum Teufel stinkt hier so?"
Dem Übeltäter war klar, dass er sozusagen auf frischer Tat ertappt wurde, deshalb blieb ihm keine andere Möglichkeit als den vorlauten Zeugen schnellstmöglich zu beseitigen. Er ging zügig und entschlossen auf ihn zu, packte seinen Arm und drehte ihn ihm auf den Rücken. Anschließend drängte er ihn zur Toilette, schlug seinen Kopf kurz gegen die Wand und beförderte ihn direkt zum Tatort. Da sich das Erbrochene bereits auf der ganzen Fläche des WC's ausgebreitet hatte, wäre er beinahe ausgerutscht, doch behielt er den jetzt leicht trägen Zeugen weiterhin fest im Griff. Die Zeit war knapp und jeden Moment konnte ein neuer Zeuge auftauchen, deshalb ließ er den Mann erstmal hart auf den Boden fallen, zog ihn dann in die Kabine mit dem zersprungenem Becken und dort knallte er so lange seinen Schädel mit dem Gesicht nach unten auf die Beckenreste bis er sicher sein konnte, dass der Mann nie wieder ein Wort von sich geben würde.
Nun war wieder alles in Ordnung. Er wusch sich schnell das Blut und die Gedärme von den Händen und aus dem Gesicht, wischte seine Schuhe von unten trocken und begab sich unbemerkt nach draußen in die große weite Welt...
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Lobo

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #5 am: 07 November 2005, 22:19:33 »

Ähh... ja! Sehr.... skuril! :shock:
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sYntiq

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #6 am: 08 November 2005, 09:11:44 »

[Lobo]

Generell gefällt mir deine Geschichte. Allerdings bin ich der Meinung du solltest ein wenig an deinem Stil arbyten. (nicht bös gemeint)
Mehr Fluss reinbringen. Es liest sich irgendwie recht trocken. Simpler Satz an simplen Satz gehängt. Versuch mal mehr "Verbindungen" und flüssigere Satzkonstruktionen zu schaffen. Wenn es sich flüssiger lesen lässt, kann man (zumidnest ich) sich auch leichte rin die Geschichte vertiefen und sich da einfacher reindenken beim Lesen.

(Puh. Ich hoffe du hast verstanden was ich sagen will. ;) )
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Manu

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #7 am: 08 November 2005, 09:48:52 »

es war einmal ein baum und wenn er nicht gesorben ist so steht er da noch heute...
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olli

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #8 am: 08 November 2005, 11:15:35 »

Zitat von: "W"
Da sich das Erbrochene bereits auf der ganzen Fläche des WC's ausgebreitet hatte

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Lobo

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #9 am: 08 November 2005, 11:26:03 »

@sYntiq: Klar! :wink:  Konstruktive Kritik ist wichtig, da man sonst nicht weiß, was mal mal ändern sollte.
Bei der Geschichte ist es die Thematik, die mir Probleme bereitet hat. Man weiß nicht so recht wie man sich dem ganzen vorsichtig annähert ohne falsch verstanden zu werden (Solche Problme hatte ich schon, wenn auch nicht bei dieser Geschichte!). Das wirkt sich auch auf das Gesamtprodukt aus.
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sYntiq

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #10 am: 08 November 2005, 11:29:55 »

Zitat von: "Lobo"
@sYntiq: Klar! :wink:  Konstruktive Kritik ist wichtig, da man sonst nicht weiß, was mal mal ändern sollte.
Bei der Geschichte ist es die Thematik, die mir Probleme bereitet hat. Man weiß nicht so recht wie man sich dem ganzen vorsichtig annähert ohne falsch verstanden zu werden (Solche Problme hatte ich schon, wenn auch nicht bei dieser Geschichte!). Das wirkt sich auch auf das Gesamtprodukt aus.


Na, ich bin gespannt auf die nexte Geschichte ;)
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Trakl

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #11 am: 08 November 2005, 13:56:52 »

Zitat von: "sYntiq"

Na, ich bin gespannt auf die nexte Geschichte ;)


Klingt wie eine Drohung. Aber deswegen heißt es ja auch Kurzgeschichten-*Threat*. :biglaugh:
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sYntiq

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #12 am: 08 November 2005, 14:00:27 »

Zitat von: "Trakl"
Klingt wie eine Drohung. Aber deswegen heißt es ja auch Kurzgeschichten-*Threat*. :biglaugh:


Oh. eigentlich wollte ich auch diesen Smiley hier verwenden:  :twisted:

:mrgreen:
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W

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #13 am: 08 November 2005, 15:23:20 »

Zitat von: "olli"
Zitat von: "W"
Da sich das Erbrochene bereits auf der ganzen Fläche des WC's ausgebreitet hatte

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Lobo

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Der Kurzgeschichten-Threat
« Antwort #14 am: 08 November 2005, 21:24:46 »

So, die Geschichte ist eine Kante länger als gewöhnlich (zwischen 4-5 DinA4 Seiten).

Bitte fragt nicht was ich mir dabei Gedacht habe, den im Grunde soll die Geschichte nur Unterhaltungswert bieten und vielleicht ein bischen satirisch die Actionfilme durch den Kakau ziehen. :wink:



Killer, Kohle und Kanonen

„Gott hasst mich! Es kann einfach nicht anders sein!“
„Ach was. Das bildest du dir ein!“
„Und was ist mit den Pissern da draußen, die nur darauf warten uns die Eier wegzupusten?“
„Nun halt mal die Luft an. Wir haben halt Scheiße gebaut, okay? Ich meine wer konnte denn ahnen, das Fernandos Jungs so übellaunig sind?“ Der Sarkasmus war nicht zu überhören.
Eine konzentrierte Salve aus mindestens drei AK-Sturmgewehren hämmerte gegen die andere Seite des Wagens, während sich Jonas und Pet tiefer duckten.
„Ach Scheiße!“ fluchte Jonas, während er mit seiner Baretta das Feuer erwiderte.
„Weißt du, es ist nicht nur das. Kassandra hat mit mir Schluss gemacht.“ „Sorry, man. Tut mir echt leid.“ Auch Pet hatte ein weiteres Magazin gelehrt und lud nach.
„Dazu hab ich beim Poker letzte Woche satte dreitausend Mäuse verloren und dann haben Mörser-Mannis Knochenbrecher meine Bude in die Luft gejagt, nur weil ich die Kohle nicht zurückzahlen konnte, die ich mir im Juli von ihm geborgt habe.“
„Joe...“ Pet zuckte zusammen als eine Kugel neben seinem Kopf aus dem Kotflügel austrat.
„Wir sollten uns verziehen. Das wird mir hier zu hektisch.“
„Ich bin für Vorschläge offen!“ Sein Freund deutete auf einen Hauseingang, der ungefähr dreißig Fuß hinter ihnen in eines der zerfallenen Gebäude der Slums führte.
„Das könnte klappen, wenn die nicht auf uns ballern würden.“
„Hier Jonas! Dieser kleine Freund wird uns einmal mehr aus der Patsche helfen!“ Pet zog den Stift aus der Splittergranate und schleuderte sie über das zerschossene Auto auf Fernandos Leute.
„Gib Fersengeld!“
Eilig sprinteten sie los, während sie die verängstigten Rufe der Handlanger hören konnte. Die Explosion, gefolgt von einigen Schreien ließ nicht lange auf sich warten.
„Jackpot!“ zwinkerte Jonas Pet zu.
„Klar. Hab ja nicht umsonst Baseball in der Highschool gespielt.“
„Du warst in der Schule?“

Eine Stunde später wischte sich Peter Martini den Mundwinkel mit einer Servierte ab.
Jonas konnte einfach nicht verstehen, wie man so schnell einen doppelten Megabürger verschlingen konnte und der Begriff „Mega“ war bei „Bigburger“ nicht bloß eine Floskel.
„Wir sollten aufhören uns mit diesem Fast-Foodmüll voll zu stopfen. Ich bekomm davon schon Pickel davon.“ Angewidert biss Jonas erneut von seinem Mittagessen ab.
„Wenn wir den Job anständig erledigt hätten, dann könnten wir uns jetzt ein Menü in so’ nem
Schicki-micki Schuppen einfahren. Was hat dich überhaupt dazu beweg wie wild loszuballern, als Nicky, Fernandos Cousin, aus dem Bad kam?“
„Was mich dazu bewegt hat? Pet ich weiß ja nicht, ob dir schon einmal ein nackter Mann mit einer 52er Magnum aus einem Bad entgegen gekommen ist und droht dich umzulegen, wenn du ihm nicht einen bläst.“
„Scheiße! Fernandos Cousin is ne Schwuchtel?“ Ungläubig weiteten sich Pets Augen. „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber dass...“ Jonas schüttelte den Kopf und machte sich daran seinen letzten Rest Burger zu verschlingen.
„Da hast du einfach wieder das lustige „Wetten-ich-zieh-und-pump-dich-mit-Blei-voll,-bevor-du-den-Abzug-betätigst-Spiel“ gespielt und dass obwohl wir ihn ja eigentlich beschützen sollten.“ Jonas, der seinen Bürger endgültig vernichtet hatte, zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich zurück. „Die Kohle können wir nun knicken. Ich frag mich, vor wem wir Nicky eigentlich beschützen sollten.“  Überlegte Pet
„Ist jetzt eh egal. Schutz hat er nicht mehr nötig. Aber ich hätte die Kohle gebraucht um meine Schulden bei Mörser-Manni zu bezahlen.“
Pet stieß den Rauch aus, wobei er versuchte Ringe zu bilden, was ihm aber nicht gelang. „Mörser-Manni, ja? Was ist das eigentlich für ein bekloppter Name?“
„Wenn du ihn mal mit nem Granatwerfer erlebt hast, weißt du wieso er den Namen trägt. Hat den Cops hier im Kessel schon mächtig eingeheizt.“
„Und was ist das jetzt mit Kassandra?“
Jonas war inzwischen ebenfalls fertig und nahm noch einen Schluck von seiner Cola.
„Sie hat mich auf die Straße gesetzt, Pet. Sie hat irgendwie spitzgekriegt, dass ich n’ Berufskiller bin. Vielleicht bin ich einmal zuviel mit blutverschmierten Klamotten bei ihr aufgetaucht.“
„Du hast doch nicht ehrlich gedacht, das sie die Lüge mit dem Notarzt schluckt, oder? Ich meine du bist ungefähr so ein guter Notarzt, wie Jango n’ Heiliger.“
Jonas legte ein paar Scheine als Bezahlung auf den Tisch und erhob sich. „Jedenfalls muss ich nun sehen, wo ich heute Nacht unterkriechen kann.“

„Mister Fernando, Sir!“
„Ja?“ Costa Fernando drehte sich vom Fenster weg, als drei Männer in schwarzen Smokings und Sonnbrillen eintraten und kurz vor Demut ihren Kopf senkten. „Habt ihr die Bastarde erwischt?“ Hätten die drei nicht die Sonnbrille aufgehabt, hätte Fernando ihre Nervosität in ihren Augen ablesen können. Das war eine seiner Stärken. Eine der Stärken, die ihm zu dem gemacht hatten, was er war: einer der mächtigsten „Gesellschafter“ im Kessel, der verruchtesten Gegend von Chikago.
Betretenes Schweigen herrschte. Fernando nickte nur. „Das hätte ich mir denken können.“
„Sir, sie hatten eine Granate.“ versuchte der linke entschuldigend.
„Und ich hätte jetzt verdammt große Lust euch mit Blei voll pumpen zu lassen.“ Er hatte nun seinen vernickelten US-Kavallerie-Colt in der Hand und zielte auf die Drei. „Die Schweine haben Nicky umgebracht. Ich wette die stecken mit den Typen, vor denen sie ihn beschützen sollten unter einer Decke und ihr kommt hier mit so einer ausgelutschten Geschichte.“
Erneut stellte sich betretenes Schweigen ein.
„Jetzt geht ihr durch diese Tür dort, durch die ihr dieses Zimmer betreten habt und kehrt nicht zurück ehe die zwei Bastarde Tod sind. Ich will ihre Köpfe auf einem Silbertablett, ist das klar?“ Alle drei konnten nicht schnell genug nicken, wie sie wollten.
Fernando legte seinen Colt zurück auf den Schreibtisch. „Meine Herren!“
Damit setzten sich die Drei in Bewegung.      

Jonas lehnte sich müde zurück und streckte die Füße auf dem Couchtisch aus. „Find ich echt klasse von dir, dass ich hier ein paar Tage unterschlüpfen kann.“
„Du bist mein Bruder, warum sollte ich dir nicht helfen?“
Pet öffnete die Bierdose, kippte die Hälfte des Inhaltes in sich hinein und verzog danach angewidert das Gesicht. „Nächstes Mal hohle ich wieder das Teurere. Geld hin oder her. Das ist ja schon eine Folter.“
„Pass auf, Jonas. Ich geh noch mal rüber zu Smithy’s und besorg ein anständiges Six-Pack. Mach kein Mist, okay?“
„Geht klar!“

Der Mann schloss die Tür hinter sich und ging  die Treppe hinunter, bevor der das Treppenhaus des heruntergekommenen Apartmentblocks durch den Vorderausgang verließ.
„Jetzt!“ flüsterte der Mann im Smoking und die Männer setzten sich in Bewegung.
Der Einlauf von Fernando hatte gewirkt. Sie hatten herausgefunden, wo sich die Beiden aufhielten und hatten nur noch auf eine Gelegenheit gewartet zuzuschlagen. Jetzt war jeder für sich allein. Als erstes würde  Typ Nummer Eins in der Wohnung sterben und wenn Typ Nummer Zwei zurückkam, dann währe auch er fällig. Leise folgten die drei Smoking-Männer ihren Untergebenen.

Jonas nippte an dem Bier und beförderte es danach in den Mülleimer. Was nun? Er steckte ziemlich in der Scheiße. Wo sollte er die nötige Kohle auftreiben. Jobs waren derzeitig nicht an jeder Ecke zu finden. Es gab eine Zeit in der das anders gewesen war.
Unmittelbar wurde er aus seinen Gedanken gerissen als es klingelte.
Seufzend erhob er sich und ging zur Tür. Seine Hand verweilte auf der Klinke. Dann warf er einen Blick durch den Spion.
Jonas sah, wie sich der Lauf eines Revolvers dem Guckloch näherte.
„Sch…“ Er zog den Kopf ein und über ihm entstand ein Loch in der Tür.
Reflexartig zog er seine Waffe, rannte durch den Flur zurück ins Wohnzimmer und erwiderte das Feuer.
Schwere Treffer erschütterten die Tür.
„Raus hier! Ich muss raus.“ Ihm war klar, dass dieser simple Gedankengang nicht so leicht realisierbar sein würde.
Die Eingangstür begann zu splittern.
Schnell rannte er zum Schlafzimmer, warf die Tür hinter sich ins Schloss und schob eine Kommode davor. Warum musste Pet auch eine Wohnung ohne Feuertreppe haben. Jonas warf einen Blick aus dem Fenster.
Oder eine Wohnung im fünften Stock.
Mit einem berstenden Geräusch gab die Eingangstür nach und ließ die unwillkommenen Besucher herein.
Dann sah er die Regenrinne.
„Lache und die Welt lacht mit dir, weine und du weinst allein. Wer hat sich diesen Müll ausgedacht.“ Er ergriff das kalte Metall der Rinne und schwang sich aus dem Fenster. „Fluche und Regel es allein, Überlebe und die Welt hilft dir beim Ableben!“
Stimmengewirr drang aus dem Wohnzimmer und hektische Rufe näherten sich der Tür.
„Gott hasst mich nicht nur, nein er hat auch noch Spaß dabei!“ dachte er, während er sich an den Abstieg machte. Aber lange hatte er nicht damit zu kämpfen. Nach einem Meter gab die Rinne über ihm ein hässliches Geräusch von sich. Fast wie ein Walgesang im Discovery-Chanel. „Nein, verdammt noch Mal.“ presste er durch die zusammengebissenen Zähne. „Das geht jetzt nicht!“
Doch, wie um ihm das Gegenteil zu beweisen, löste sich die Verstrebung und er kippte mit samt der Rinne nach hinten. Aus den Augenwinkeln sah er noch einen grinsenden Smoking-Träger aus dem Fenster schauen, aus dem er eben geklettert war.

Der Man im Smoking wandte sich von dem Fenster ab und kehrte in das Wohnzimmer zurück. „Die machen es uns echt einfach!“
In dem Moment erklangen draußen Schüsse und ein Schrei. „Verdammt! Der Andere ist zurück.“
Schnell suchte sich jeder eine Deckung und wartete. Doch das einzige was kam war eine Handgranate. Sie rollte leicht eiernd durch die Wohnzimmertür und näherte sich dem Zentrum des Zimmers. Das warten hatte sich nicht gelohnt.

„Hast du die Kohle?“ „Klar, hast du das Koks?“
Der Man gegenüber nickte und beide öffneten ihre Koffer. Es war wie eine Szenerie aus einem Gangsterfilm. Zwei Unterhändler in einer alten verlassenen Wohnung im Kessel von Chikago; hinter ihnen je zwei Handlanger, bereit zu schießen und zu töten, wenn man sie über das Ohr hauen wollte. Nur eines machte die Szene kaputt und das war Jonas.
Mit einem Scherbenregen explodierte die Fensterscheibe als sein Körper, der sich immer noch an die Regenrinne klammerte, in das Zimmer stürzte. Die Rinne war einfach zur gegenüberliegenden Hauswand gekippt.
Keuchend erhob er sich und sah die sechs mit gezogenen Waffen. Erst dann registrierte er, dass er seine Waffe ja noch in der Hand hatte.
„Leute, es ist nicht so, wie es aussieht.“ Doch das schien nicht richtig anzukommen, denn die Männer hoben ihre Waffen.
Dann erklang  ein lauter Knall im Nebengebäude. Jonas nutzte die Verwirrung der Gangster-Film-Fraktion und erleichterte seine Waffe um einige Patronen.
Mühsam ging er nach getaner Arbeit zum Fenster. Das war Pet. Er hatte eine Vorliebe für Handgranaten. Das war auch der Grund, warum er aus der Armee geflogen war. Er hatte sich den Wisch nicht richtig durchgelesen, aber irgendwo stand da was von unzurechnungsfähig. Schwachsinn. Jonas kannte keinen, der so zurechnungsfähig war wie sein Bruder. Besonders wenn es um Granaten ging.
„Hey, Jonas!“ erklang Pets Stimme von weiter oben. Jonas trat ans Fenster. „Hast du gutes Bier bekommen?“ Sein Bruder hielt ein Sechser Bullsbeer hoch. „Cool.“
„Du Jonas?“ „Ja?“
„Meine Bude ist im Arsch!“ „Das habe ich mir schon gedacht.“
„Ich finde wir müssen mal mit Fernando reden. Das geht so nicht weiter.“
„Was wollen wir den machen, Pet? Ein Entschuldigungsschreiben aufsetzen?“
Pet seufzte. „Nein, aber vielleicht unsere Dienste umsonst Anbieten um das wieder gut zumachen, was passiert ist.“
Du glaubt der will unsere Dienste noch?“ „Verdammt ich weiß ja auch nicht! Hast du einen bessern Vorschlag?“
„Du wirst lachen, aber den habe ich. Hier drin habe ich zwei Koffer gefunden. Einen voll mit Kohle und einen voll mit Drogen. Schätze es ist Koks. Wenn wir damit als Entschuldigung bei ihm auftauchen ist das deutlich besser, als wenn wir mit leeren Händen hingehen.“
Pet nickte. „Was machst du überhaupt da drüben? Lebt da nicht jemand?“
Jonas warf einen Blick in den Raum. „Nö!“

Die Tür zu Fernandos Arbeitszimmer wurde von einem „Mitarbeiter“ geöffnet. Hier sind die Zwei.
Fernando war stocksauer. Nicht genug, das die zwei Arschlöcher seinen Cousin getötet und seine Männer abgeschlachtet hatten. Sie besaßen auch noch die Frechheit zu ihm zukommen.
Er ergriff den Colt und erhob sich als die Brüder eintraten.
„Guten Tag, Fernando, Sir!“ begann Jonas.
„Ihr wünscht mir einen guten Tag? Ich sag euch was: Der Tag ist wundervoll!“
„Echt?“ fragte Pet vorsichtig.
„Nein aus Plastik, du verdammte Hohlbirne! Der Tag ist nicht wundervoll. Ich kann es nicht glauben, dass solche Idioten meinen Cousin ermordet und so viele meiner Männer getötet haben. „Hey…“ wollte  Pet einwerfen, doch Fernando hob den Colt.
„Mach lieber den Mund zu. Dein IQ entweicht schon in Zehnerstellen.“
Pet schloss den Mund.
„Ein bisschen war das allerdings schon gelogen. Der Tag ist wundervoll, den ihr zwei inzuchtgezeugten Arschlöcher kommt freiwillig zu mir um zu sterben.“
„Wir wollten uns eigentlich hiermit entschuldigen!“ Die Brüder öffneten die Koffer.
Fernando begann laut zu lachen. „Glaubt ihr allen Ernst, dass ein bisschen Geld und ein bisschen Stoff die Sache ungeschehen macht  ihr Putas?“
Er zog den Hahn der Waffe zurück und schüttelte den Kopf.
Ein Schuss ertönte und die vernickelte Waffe viel aus Fernandos blutenden Fingern.
„Was?“ Auch die Brüder drehten sich zur Tür um.
Einer der drei Smoking-Männer stand in der Tür. Getrocknetes Blut klebte an seiner Kleidung.
„Das ist der Typ, der vor der Tür schmiere Stand, als ich Bier holen war.“ Der Mann schlug Pet ins Gesicht. Jonas konnte seinen Bruder gerade noch auffangen, bevor dieser zu Bodenstürzte. „Vergewissere dich ob jemand tot ist, Arschloch! Das war ein Streifschuss. Aber der tut nicht weniger weh.“
Fernando sah verwirrt aus. Zornig zwar, aber größtenteils verwirrt. „Wie?“
„Das hätte alles so gut laufen können aber ihr Cousin musste natürlich aus der Reihe tanzen.“
„Ich verstehe nicht!“ grollte Fernando zurück.
„Das wundert mich nicht.“ Jonas riskierte einen Blick zur Tür und konnte dort den „Mitarbeiter“ auf dem Boden liegen sehen. Vermutlich ebenfalls Tod. Das war heute ein ergiebiger Tag für den Schnitter.
„Ich und die anderen zwei hatten den Drohbrief geschrieben.“
Die Augen Fernandos weiteten sich vor Zorn und er begann auf Spanisch zu fluchen.
„Ach seien sie doch Still. Sie sitzen hier und verhalten sich wie ein Möchtegern Brandon Marlow. Dabei sind sie kein Sizilianer. Sie sind Spanier. Nicht einmal Italiener. Wir hatte es so satt. Also wollten wir ihren Cousin kalt machen und danach Sie. Einer der beiden Deppen hier hat hohe Geldschulden bei Mörser-Manni. Der hätte sich dann auch um ihren Cousin gekümmert. Der Rest währe fast von allein gegangen. Ein paar falschen Informationen Austauschen, Rachegelüste schüren und schon hätte es einen herrlichen Bandenkrieg gegeben. In dem Chaos währe es kein Problem gewesen die Macht zu übernehmen.“
Fernando keuchte.
„Aber jetzt sind meine Freunde Tod. Gekillt von dem asozialem Pack.“
Mehrere Schüsse ließen die Stimme verstummen und auch Fernando sackte in seinem Sessel zusammen.
Pet und Jonas steckten die Waffen wieder ein. „Solche Arschlöcher!“ knurrte Pet. „Ich bin nun einmal nicht der Hellste. Kein Grund unfreundlich zu werden.“
Jonas schloss die beiden Koffer wieder. „Lass uns n’Abgang machen. Bald wimmelt es hier von Fernandos Männern.“ Er drehte sich um und ging zur Tür.
„Irgendwie ein verdammt kläglicher Showdown, oder?“ Pet runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“
„Na ja nimm mal einen John Woo Film als Beispiel. Da läuft der finale Kampf fast ne Viertelstunde. Auch bei den Dingern von Schwarzenegger und Segal gibt es ein furioses Finalgemetzel.“
„Das ist die Wirklichkeit, Joe und kein Film.“ Pet stieg über den Mitarbeiter hinweg und bewegte sich in Richtung Haupttor. Jonas folgte ihm.
„Was hast du mit der Kohle vor?“
„Die Kriegt Mörser-Manni. Plus Koks. Quasi als Wiedergutmachung.“
Pet grinste über das ganze Gesicht.
„Was?“
„Joe du kannst sagen was du willst, aber Mörser-Manni IST ein dämlicher Name.“
„Du hast nicht gesehen wie er loslegt.“ erwiderte Jonas verteidigend.  
„Es is trotzdem ein dämlicher Name!“

Ende
Gespeichert
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Winter - The realm of eternal ice.
Snowfall and darkness descends upon the vales of time.
Distant caress of the sun's fading light.
The lands were painted white with the Winter's might

Wintersun - Wintermadness