Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Gothic: Marke, Subkultur oder billige Bricolage  (Gelesen 31000 mal)

Jinx

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Gothic: Marke, Subkultur oder billige Bricolage
« Antwort #60 am: 27 August 2004, 17:04:18 »

Mir ist nicht bekannt, dass irgendwer, den ich durch dieses Forum näher kennengelernt habe, irgendwen für einen Trottel hält, weil der sich anders anzieht oder andere Musik hört. Es kann natürlich sein, dass man so jemand für einen Trottel hält, aber dann aus anderen Gründen.

Man kann sich auch zu tode rabulisieren...
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Das Leben sollte keine Reise mit dem Ziel sein, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper unter die Erde zu kommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Absinth in der anderen, unser Körper total verbraucht und dabei schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"
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Candide

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Gothic: Marke, Subkultur oder billige Bricolage
« Antwort #61 am: 27 August 2004, 17:07:42 »

Zitat von: "Jinx"
Mir ist nicht bekannt, dass irgendwer, den ich durch dieses Forum näher kennengelernt habe, irgendwen für einen Trottel hält, weil der sich anders anzieht oder andere Musik hört. Es kann natürlich sein, dass man so jemand für einen Trottel hält, aber dann aus anderen Gründen.


Stimmt, das Wort "Trottel" wurde nicht verwendet, nicht im Forum - aber ich habe genug Erlebnisse auf schwarzen Parties, die in die Richtung gehen; was hier immer wieder hochkam, war die Verallgemeinerung, die "schwarze Szene" wäre vielfältiger als andere, was schlicht nicht stimmt, und ich behalte es mir vor, darauf meinetwegen hinzuweisen, bis mir Blumen aus dem Arsch wachsen.

Zitat
Man kann sich auch zu tode rabulisieren


Besser, als sich in Gleichförmigkeit zu Tode langweilen.
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Jinx

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« Antwort #62 am: 27 August 2004, 17:09:16 »

Zitat
und ich behalte es mir vor, darauf meinetwegen hinzuweisen, bis mir Blumen aus dem Arsch wachsen.



*g* darauf läuft es so langsam bei uns allen hier im Thread hinaus...



Zitat
Zitat
Man kann sich auch zu tode rabulisieren
Besser, als in Gleichförmigkeit zu Tode langweilen.


Für mich ist das die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich ziehe einen Mittelweg vor.  :mrgreen:
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Gothic: Marke, Subkultur oder billige Bricolage
« Antwort #63 am: 27 August 2004, 17:18:51 »

Ich muss manchmal einfach schöne Dinge zerstören, ist eine Angewohnheit von mir. Erst wenn man alles verloren hat, ist man frei, alles zu tun. :mrgreen:

Anyway, da ich gerne austeilen, stecke ich auch was ein, alles andere wäre ungerecht. Ich kann die Empörung, die sich ob meiner Verallgemeinerungen breit macht, verstehen, aber nachgeben is' nich' - nicht, wenn's anfängt, interessant zu werden.

Also, konkret nochmal, auch wenn die Blumen immer bunter werden, eine rabulistische Frage: Warum klaut sich die schwarze Szene ihre Musik, Klamotten, und Politik aus allen Richtungen zusammen?

Musik: Punk Rock, Klassik, Mittelalter, seit Belgien Anfang 80 auch gerne House (New Beat ist aus Detroit House hervorgegangen, Wave und House waren in den 80ern sehr nahe zusammen, Alien Sex Fiend selbst haben Acid mit erfunden), seit neuestem Techno und Metal (Metal! das wäre vor 10 Jahren ein Sakrileg gewesen)...
Klamotten: bis auf Gesichtsgeweihe nahezu komplett eine Bricollage aus Prada und Punk Rock
Politik: Wahlweise links oder rechts, aber nie mit eigenen Innovationen...

Mir erscheint es so, das die schwarze Szene sich aus allen anderen Szenen dat beste grabscht, bisserl andüstert, und dann als eigene Innovation verkauft. Ob diese Bricolage, die sich dann Gothic nennt, evtl. qualitativ hochwertiger ist, als es die Originale sind, sei dahingestellt - dann aber wäre "Gothic" eigentlich nur das elitäre Destilat der anderen Popkulturen, was ich bisserl größenwahnsinnig fände...
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Jinx

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« Antwort #64 am: 27 August 2004, 17:20:54 »

Zitat
Anyway, da ich gerne austeilen, stecke ich auch was ein, alles andere wäre ungerecht. Ich kann die Empörung, die sich ob meiner Verallgemeinerungen breit macht, verstehen, aber nachgeben is' nich'


Bei mir auch nicht.
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« Antwort #65 am: 27 August 2004, 17:24:07 »

Zitat von: "Jinx"
Zitat
Anyway, da ich gerne austeilen, stecke ich auch was ein, alles andere wäre ungerecht. Ich kann die Empörung, die sich ob meiner Verallgemeinerungen breit macht, verstehen, aber nachgeben is' nich'


Bei mir auch nicht.


Yippie - das wird Spaß bringen. Bereit, wenn Sie es sind, Sergeant Pembry!

Ach ja, am Rande: ich will jetzt nicht anfangen, über Musikstile zu diskutieren, das sind Glaubensfragen, aber zu den Zusammenhängen von EBM/ New Beat/ Wave/ House finde ich diesen Artikel hier sehr gelungen, der das ganze aus angenehmer Distanz betrachtet: http://www.jahsonic.com/NewBeat.html
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Syn

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Gothic: Marke, Subkultur oder billige Bricolage
« Antwort #66 am: 27 August 2004, 17:40:31 »

Guck guck,

auch wenn das hier den Anschein macht das dies eine "Zwei Menschen Diskussion" ist und hier auch neimand etwas anderes zu suchen hat (weswegen sich vielleicht auch kaum ein anderer meldet (Hinweis)) zu der "rabulistischen" Frage warum die "Szene" sich alles so ein wenig zusammenklaut und der darauf folgenden Erläuterung der Frage ist mir folgende Theorie in einer meiner beiden kleinen Hirnhälften gekommen :

Vielleicht weil es eine Art der Evolution ist.

Denn letztenendes hat alles und jedes was mit Taten und Gesellschaft was mit Diebstahl und Weiterentwicklung zu tun, denke ich soweit.

Candide schrieb :
Musik: Punk Rock, Klassik, Mittelalter, seit Belgien Anfang 80 auch gerne House (New Beat ist aus Detroit House hervorgegangen, Wave und House waren in den 80ern sehr nahe zusammen, Alien Sex Fiend selbst haben Acid mit erfunden), seit neuestem Techno und Metal (Metal! das wäre vor 10 Jahren ein Sakrileg gewesen)...
Klamotten: bis auf Gesichtsgeweihe nahezu komplett eine Bricollage aus Prada und Punk Rock
Politik: Wahlweise links oder rechts, aber nie mit eigenen Innovationen...

(Sorry wie das mit den lustigen Kästen funktoniert weiß ich nicht)

Als Beispiel : Die Römer hatten ein tolles funktonierendes Hau drauf Prinzip (ich überspringe jetzt so einiges was ich schlicht und ergreifend nicht weiß :) ), von den Römern und vielen anderen hat der wohl bekannteste Deutsche zu seinen Bestzeiten einiges übernommen sowie aus anderen Staatssystemen.
Bis vor kurzem Aktuell hat der derzeitgste bekannteste Irakische Diktator sich über einen Geheimdienst geschützt der aus den Grundfesten des Hitler und des Stalin Geheimdienstes bestand.
Jeder hat geklaut und alle haben eine traurige Berühmtheit erlangt.

Ich kann mir zwar schon vorstellen was kommt, wenn was kommt, aber eine Gegenfrage : Warum sollte sich die "Szene" nicht zusammenklauen was sie braucht....das was die Leute wollen ?

Lg Syn
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au dir mit dem Hammer auf das Knie und deine Kopfschmerzen sind nicht mehr so schlimm !

colourize

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Gothic: Marke, Subkultur oder billige Bricolage
« Antwort #67 am: 27 August 2004, 17:44:44 »

Leude, Leude.. ich habe mal versucht, diesen Thread hier querzulesen (ja, ist schon dumm, wenn man mal einen Tag die Sache nicht verfolgt hat wird man von Worten erschlagen). Schon beim Querlesen wird klar: die meisten Inhalte drehen sich total im Kreis oder werden zu persönlichem Angepiffe, das außer "Sturköpfe", "Alphaweibchen" oder sonstigen stereotypen Zuweisungen wenig interessante Inhalte mit sich bringt. Außerdem sind Eure Quotings zu lang und in Folge dessen die Postings zu weilig.

So, nachdem ich mich jetzt richtig schön unbeliebt gemacht habe, nutze ich die verbliebene Restaufmerksamkeit, um meinen Senf zu der Ausgangsfrage dazuzugeben... - nach fünf Seiten Thread zugegeben kein sehr sinnvolles Unterfangen, aber so what.

Ohne die Ausgangsthesen von Candide, was die Szene denn nun substanziell ausmacht und was nicht, detailiert aufgreifen zu wollen, möchte ich einfach mal eine Gegenthese in den Raum stellen:

Die Schwarze Szene ist ein Versuch, auf der Basis eines gemeinsamen ästhetischen Codes aus der Stadt ein Dorf zu machen.

Aus dieser an sich total flachen These folgen ein paar interessante Aspekte, die in diesem Thread schon diskutiert wurden, so z.B. dass Musik  bestenfalls eine Nebenrolle spielt, dass es scheissegal ist ob ein DJ was kann oder das der ganze Szenelaberkram von wegen "Interesse für Mystik" oder "Suche nach dem Sinn" vollkommen unwichtig ist.

An dieser Szene ist wichtig, dass man auf Party bekannte Gesichter trifft. Dass man der großstädtischen Anonymität entgeht. Dass man das Gefühl hat, sich mit Leuten zu umgeben, die einem ähnlich sind ("Freunde" genannt). Dass gewisse Umgangsformen untereinander eingehalten werden, weil Jeder Jeden über zumindest zwei, drei Ecken kennt und man sich auch nächste Woche noch in demselben Laden aufhalten will.

Der Rest ist Beiwerk. "Musik", "Mode" oder ähnliches sind vor allem für eines wichtig: Smalltalkgesprächsstoff.
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« Antwort #68 am: 27 August 2004, 18:00:16 »

Zitat
Die Schwarze Szene ist ein Versuch, auf der Basis eines gemeinsamen ästhetischen Codes aus der Stadt ein Dorf zu machen.

Aus dieser an sich total flachen These folgen ein paar interessante Aspekte, die in diesem Thread schon diskutiert wurden, so z.B. dass Musik bestenfalls eine Nebenrolle spielt, dass es scheissegal ist ob ein DJ was kann oder das der ganze Szenelaberkram von wegen "Interesse für Mystik" oder "Suche nach dem Sinn" vollkommen unwichtig ist.

An dieser Szene ist wichtig, dass man auf Party bekannte Gesichter trifft. Dass man der großstädtischen Anonymität entgeht.


Nichts anderes behaupte ich - nur das des weiteren behaupte, das eben das auch der Hintergrund ist, vor dem nahezu allen anderen Szenen bestehen - was einige ungerne hören wollen, denn nimmt es der Szene doch etwas "erhabenes", das sie eigentlich gar nicht braucht. Es ist nichts negatives daran, eine grosse Clique zu stellen, und kein weltverändernder Fin De Siecle des neuen Jahrtausends zu sein; genau das stelle ich halt in Abrede. Gothic ist HipHop ist House ist Metal. Jede diser Szenen hat ihre Existenzberechtigung aus o.g. Gründen, aber die Wirkunsgrade einer kulturverändernden Revolte durch die Jugendkulturen, a la Beatnicks oder Punk, sind heute nicht mehr gegeben, aus vielen Gründen. Das macht die Szene nicht "schlecht", aber auch nicht "besser".

P.S.: Ich hab nen Freundeskreis aus vielen Szenen - bin ich deswegen jetzt die Candide-Szene und sogar eine Subkultur??? :mrgreen: (und bitte wenigstens diemals das Augenzwinkern beachten)
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« Antwort #69 am: 27 August 2004, 18:11:59 »

Zitat von: "Candide"
Zitat
Die Schwarze Szene ist ein Versuch, auf der Basis eines gemeinsamen ästhetischen Codes aus der Stadt ein Dorf zu machen.


Nichts anderes behaupte ich - nur das des weiteren behaupte, das eben das auch der Hintergrund ist, vor dem nahezu allen anderen Szenen bestehen (...) Gothic ist HipHop ist House ist Metal.

Natürlich funtionieren alle Szenen auf Basis dieses Mechanismus.
Allerdings unterscheiden sich die ästhetischen Codes in diesen einzelnen Szenen, deshalb gilt "Gothic ist HipHop ist House ist Metal" nicht, da die Codes zum Teil erheblich voneinander abweichen.

Ob eine Szene oder Subkultur die Kraft hat, die gesamte Kultur zu beeinflussen, also das zu leisten, was Du mit "Wirkunsgrade einer kulturverändernden Revolte" bezeichnest, finde ich ziemlich unwichtig. Auch Punk ist ja nie so gedacht gewesen. Keine Subkultur hat sich mit diesem Anspruch gebildet, weil ja alle Subkulturen einen Gegenentwurf zur Mehrheitskultur darstellen wollen.

Auch wenn ich nun als flach gelte: Wenn ich zur Return gehe will ich nicht die Welt verändern, sondern bloß meinen Spass haben. :P
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« Antwort #70 am: 27 August 2004, 20:32:38 »

Zitat von: "Syn"

(Sorry wie das mit den lustigen Kästen funktoniert weiß ich nicht)


[quote="Syn"]
(Sorry wie das mit den lustigen Kästen funktoniert weiß ich nicht)[/quote]


;)

colourize: Augenzwinkern? :mrgreen: ist doch kein Augenzwinkern!

Lasst uns alle aus der schwarzen Szene aus- und in die Candide-Szene eintreten! +yayy!+ ;)

(DAS war ein Augenzwinkern)

Candide: was genau willst du uns jetzt eigentlich mitteilen?
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« Antwort #71 am: 29 August 2004, 17:11:05 »

Zitat von: "Lucas de Vil"
Lasst uns alle aus der schwarzen Szene aus- und in die Candide-Szene eintreten! +yayy!+ ;)
Nö. In der Szene würde ich mich -mangels Gemeinsamkeiten- nicht so wohl fühlen, wie in der Schwarzen.

Zitat
Candide: was genau willst du uns jetzt eigentlich mitteilen?
Er will uns nichts mitteilen, er will uns zur Selbstreflektion anregen.
An sich ein ehrenvolles Anliegen.
Aber täusch ich mich, wenn ich sage, es gibt wohl kaum eine derartig selbstkritische Szene wie die Gruftiszene hier?
Wo sonst wird soviel über die Widersprüche, die Probleme etc. der Szene diskutiert, wie bei uns?

Candide:
Geh mal in die HipHop-Szene! Frag dort mal nach Sinn und Zweck der Szene, warum sich die einzelnen Vorreiter (=Bands?) dort "dissen"!

Ich bin neugierig, ob Du in einem HipHop-Forum derartig ausformulierte und eben großenteils nicht persönlich werdende Antworten erhälst.

Ich wähle jetzt ganz bewußt die HipHop-Szene als Beispiel. Immerhin ist sie das "subkulturelle Feindbild".
Ähnlich wie es Disco vs. Metal in den 70ern und Pop vs. Punk in den 80ern war.

Und was das "Weltverändern" angeht... nun ja, da sollte jeder mit sich selber anfangen. Das würde mehr bewirken.
Und in "unserer" Szene habe ich den Eindruck, daß genau das geschieht.

Im übrigen hätte ich gerne noch die Antworten auf die Fragen meines letzten Postings in diesem Thread hier ;) Danke!

Grüße
Lars
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2024- No F*cking Bands Festival XIII

Donnerstag, 15. bis Sonntag 18. August 2024

Infos: www.nofuba.de

Candide

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« Antwort #72 am: 31 August 2004, 11:59:01 »

Zitat von: "Eisbär"
Zitat von: "Lucas de Vil"
Lasst uns alle aus der schwarzen Szene aus- und in die Candide-Szene eintreten! +yayy!+ ;)
Nö. In der Szene würde ich mich -mangels Gemeinsamkeiten- nicht so wohl fühlen, wie in der Schwarzen.


Diese Szene hätte selbstverständlich Logencharakter. Was Rodney kann, kann ich schon lange. :wink:

Zitat von: "Eisbär"
Zitat
Candide: was genau willst du uns jetzt eigentlich mitteilen?
Er will uns nichts mitteilen, er will uns zur Selbstreflektion anregen.
An sich ein ehrenvolles Anliegen.
Aber täusch ich mich, wenn ich sage, es gibt wohl kaum eine derartig selbstkritische Szene wie die Gruftiszene hier?
Wo sonst wird soviel über die Widersprüche, die Probleme etc. der Szene diskutiert, wie bei uns?

Candide:
Geh mal in die HipHop-Szene! Frag dort mal nach Sinn und Zweck der Szene, warum sich die einzelnen Vorreiter (=Bands?) dort "dissen"!


Zu HipHop kann ich nichts sagen, aber ich vermute, zumindest dort könntest Du recht haben - aber es bleibt die Frage: wozu überhaupt in eine Szeneblase einhüllen, wenn man Vielfalt haben kann? Natürlich, es gibt Leute wie Dich, Bombe, Jinx, KB oder viele andere hier, die einen recht weiten Horizont haben, aber bei vielen ist die Szenezugehörigkeit gleichzeitig unnötige Selbstbeschränkung - davon kenne ich genug Beispiee, die hier leider nicht im Forum sind. Wenn ich einen Freund, der definitiv total auf TokTok steht, frage, ob er mit zum Konzert kommt, und der mir sagt "neeee, das is im Click, da sind doch die bunten!!!!", dann weiss ich wieder, warum ich diesen Thread hier aufgemacht hab. Und es ist nicht nur einer, der so redet...
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« Antwort #73 am: 31 August 2004, 12:40:27 »

Zitat von: "Candide"
Wenn ich einen Freund, der definitiv total auf TokTok steht, frage, ob er mit zum Konzert kommt, und der mir sagt "neeee, das is im Click, da sind doch die bunten!!!!", dann weiss ich wieder, warum ich diesen Thread hier aufgemacht hab.


+lachweg+ Gut, in dem Fall ist der Standpunkt verständlich ...

Diese Person hätte dann wohl auch arge Probleme in der Chart - Area von einer Kombi - Disco (Kiel / Böll) zu "I had the time of my life" vom Dirty-Dancing Soundtrack abzufeiern
( des is ein Spass - die Blicke :mrgreen: - und der Platz :roll: )

Eisbär
HipHop Foren? Die sind des Schreibens mächtig?

Nein, ernsthaft: ich kenne bis dato einen (das entspricht in Etwa Fünf Prozent aller mir bekannten) HipHopper, der mir auf die von dir genannte Frage eine halbwegs verständliche Antwort geben konnte.

Die da in etwa lautete:
"Ich weiß auch nicht, was der Scheiß soll.
Nur, weil einige sich einmal nicht der Selbstbeweihräucherung oder Diffamierung andere hingegeben haben sondern mal wieder auf den Ursprung des HipHop zurückgekommen sind werden sie gleich als Kommerz abgestempelt und von allen Seiten geflamed. Manche übertreiben es einfach. Naja, da kann man nicht viel machen, außer es hinzunehmen"

Diese Person war übrigens der Einzige der ganzen mir bekannten HipHop - Fraktion, mit dem man sich vernünftig unterhalten konnte.

Zitat von: "Candide"
wozu überhaupt in eine Szeneblase einhüllen, wenn man Vielfalt haben kann?

Interessante Frage ...
Wobei die Gegenfrage dazu auch nicht uninteressant ist:

Warum der Vielfalt fernbleiben, wenn man in eine Szenenblase eingehüllt ist?

Um mal schnell ein Zitat von kb zu entwenden:

Zitat von: "kb"
Zitat
bin ein 15 jähriger goth aus HH-eidlstedt, habe diverse erfahrungen mit SVV, suizid, bulimie, magersucht, drogen und schizophrenie...


Scheiße, wenn inzwischen DAS die Aufnahmekriterien in die Szene sind, bin ich echt froh, schon drin zu sein.

Naja, willkommen auf der richtigen Seite auf jeden Fall, wir holen Dich aus dem Klischeesumpf schon irgendwie raus, du darfst jetzt mit dem Entwickeln einer eigenen Persönlichkeit anfangen ;)
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Candide

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« Antwort #74 am: 31 August 2004, 13:10:29 »

Zitat von: "Lucas de Vil"
Wobei die Gegenfrage dazu auch nicht uninteressant ist:

Warum der Vielfalt fernbleiben, wenn man in eine Szenenblase eingehüllt ist?


Vielfalt mit Szenezugehörigkeit zu verbinden gelingt meiner Erfahrung nach eben nur sehr wenigen - man muss schon eine sehr gefestigte Persönlichkeit sein, um der kuscheligen Versuchung des Kollektivs zu entsagen.

Ich erinnere mich an mich mit 24. Ich war DJ im Zillo Club, brachte ein eigenes Magazin raus ("Goth's Not Dead"), hatte den schönsten blauen Iro aller Zeit, und trug mit Stolz das einzige "Specimen" Shirt, das Hamburg bis dato gesehen hat. "Normal, das sind die anderen". Hätte mir damals jemand gesagt, das ich in 6 Jahren darüber lächeln und es als Selbstfindungsphase betrachten würde, hätte ich ihn weggepogt.

Sprich: die Fähigkeit, sich in einer Szene zu bewegen, ohne dabei die eigene Individualität zu trüben, ist eine Frage der Erfahrungen und Reife (ich vermeide bewußt das Wort Alter!). Gefährlich wird es für labile Szenejünger (zu denen aus diesem Thread wohl kaum einer gehört) aber dann, wenn die Szeneältesten den Absprung nicht schaffen und mit 40 denken, sie könnten sich doch mal eben ein paar Kiddies halten, die sie nach Gusto formen können...

Beispiel wäre ein gewisser Oberdepp Anfang 40 (den wohl kaum einer mehr kennt, schrieb früher mal lustige Gedichte im Zillo), der auf einer Party in der Prinzenbar seine 18jährige Junggruft-Freundin zum "Gangbang" zur Verfügung gestellt hat. Sie hat das brav über sich ergehen lassen, ihr wurde allerliebst eingebläut, das eben das dazugehört, wenn man "echter Goth" sein will. Sicher, ein krasser Einzelfall... aber wer sagt mir, das nicht irgendein Vollpfosten als nächstes nem 15jährigem erzählt, er möger sich doch bitte die Pulsader aufschneiden, damit er kein "Pseudo" mehr ist? Und, wer ist kaputter, der Junggruft, der um dazuzugehören alles macht, oder der Altgruft, der seinen Frust nicht mehr anders rauslassen kann? (vgl. u.a. auch solche Ereignisse wie die Geschichte mit der Jenisch Gruft...)

Die o.g. Szeneblase ist wie eine Sauna - gemütlich, für eine Zeit auch gesund, aber wenn man (freiwillig oder unfreiwillig) darin eingeschlossen wird, macht sie kaputt. Das gilt, mutmaße ich, für alle Szenen.
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