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Vergangenheitsbewältigung: Fragen von einer Amerikaner

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atomheartmother:
Tut mir leid.  Als ich fragte ob Deutschen Kollektivschuld fuehlen, meinte ich wirklich zu fragen ob Deutschen Scham ueber dem Taten des Drittes Reiches fuehlen.  Ich weiss nicht, ob Euere Antworten zur Frage unterschiedlich sein werden.  Ich meinte nicht zu besagen, dass jemand hier shuldig ist.

Thomas:

--- Zitat ---Wer sagt denn, dass unsere Ansichten, unsere Art zu Leben, unser Staatssystem, unsere Einstellung zu anderen, die einzig seeligmachende Lebensweise ist?
--- Ende Zitat ---

Kennst du eine bessere ?
Ich meine, sicherlich kann man ein Land und sein Volk auf verschiedene Arten führen, aber Folter und unterdrückung von Andersdenkenden kann ich nun mal prinzipiell nichts gutes abgewinnen.


--- Zitat ---Und Leute, die Frieden predigen und dann Krieg praktizieren sind in meinen Augen nicht sehr glaubwürdig... :-O
--- Ende Zitat ---

Manchmal führt der Weg zu Frieden und Freiheit (auch wenn das blöde klingt) nun mal nur über Krieg.
Die Naziherrschaft in Deutschland wurde auch nicht durch Sitzblockaden und Flyerverteilung beendet.
Man könnte auch sagen : Manchmal muß man die Leute auch zu ihrem "Glück" zwingen.Kurz nach dem 2.Welkrieg war die anzahl derer, die das Naziregime für "an sich gar nicht so schlecht" hielten auch noch relativ hoch.Erst mit der Zeit wurde den Leuten klar, das die Demokratie doch irgendwie das bessere System ist.

Wenn man jetzt dagegen hält, das z.B. in Afghanistan die Leute immer schon unter einem Stammesfürsten ohne Demokratie lebten und das zu ihrer Kultur gehört, sollte man bedenken, das die auch nie etwas anderes kennengelernt haben.

messie:
@atomheartmother: Hier geht niemand davon aus, daß Du uns als "schuldig" bezeichnest, keine Angst. Diese Diskussionen hier zeigen aber sehr schön, dass auch wir 20-40jährigen noch lange nicht alles einfach begraben, was da vor 60 Jahren passiert ist, sondern sehr wohl noch oft darüber nachdenken.

Und nochmal konkret meine Ansicht zur "Scham":
Schämen kann ich mich für die Gräueltaten im 3. Reich nicht. Sie haben Menschen verübt die ich niemals kannte, und ich kann für diese Taten nichts dafür, weil ich danach geboren wurde.
Ich würde mich aber schämen, wenn ich die Geschichte, die in dem Land in dem ich lebe, nicht kennen würde oder nichts dazu zu sagen hätte. Eine Meinung sollte dazu schon jeder haben, schliesslich kann es überall, vor allem im Ausland, passieren dass ich mit dieser Geschichte meines Landes konfrontiert werde. Also setze ich mich damit auseinander und habe dann auch Antworten auf die Frage "Warum?" - auch um es notfalls "besser zu machen", falls ähnliche Tendenzen wie damals auftreten sollten, dem entgegenzutreten und dann früher dagegen mit anzugehen als es damals getan wurde.

Dasselbe -eine Meinung haben- wundert mich auch so bei den Amerikanern: Auf die Frage "Warum haben wir eigentlich den Irak angegriffen?" haben sich die Antworten "Weil sie uns angreifen könnten", "Weil sie Massenvernichtungswaffen haben" und "Weil danach dort Frieden herrscht" in Luft aufgelöst: Massenvernichtungswaffen wurden keine gefunden, also konnten sie die USA auch niemals angreifen, und der Krieg herrscht -siehe Bombenanschläge täglich- weiterhin an.
Welche Antwort geben denn die Amerikaner auf die Frage "Warum wurde gegen den Irak Krieg geführt" ? Weißt Du da etwas darüber, atomheartmother? (Ist wirklich Neugierde, keine Anschuldigung oder Ähnliches. Ich bin wirklich nur neugierig.)

atomheartmother:
Ich stuetze den Krieg in Irak nicht.  Ich glaube, dass die Mehrheit Amerikaner den Krieg in Irak nicht mehr stuetzen.  Warum es gibt Leute, die noch den Krieg noch stuetzen, weiss ich nict.  Die Menschen, die den Krieg noch stuetzen, wuerden Bush stuetzen trotzdem was er tun.  Wenn er morgen Syrien oder Iran oder wo immer angegriffen haette, wuerde sie ihn unterstuetzen.      

Nach 9/11 hatten jeder Amerikaner Angst.  Wegen des Angriffs realisierten Amerikaner, dass wir nicht unverletzlich sind.  Die Bush Verwaltung benutzt diese Angst.  Wenn man Angst hat, kann man ihn kontrolliert.  Jeden Tag erinnerte Bush uns, dass die Terroristen jederzeit uns wieder angriffen koennte.  Amerikaner lebten keine Tag ohne Angst.  Wenn Bush Amerikaner sagte, dass wir um unser Fenster Klebeband kleben sollen, entsprach viele Amerikaner.  

Bevor der Krieg in Irak, sagte er, dass Irak eine direkte Bedrohung war.  Er sagte dass, wenn wir Irak nicht angreifen, werden 9/11 wieder passieren.  Er hatte "ueberzeugenden Beweis", der Irak ein direkte Bedrohung war, und Amerikaner glaubte ihn, weil wir Angst hatten.  Als wir jetzt wissen, war die "ueberzeugenden Beweis" falsch.  Trotz der Luege, stuetzen viele Leute noch Bush und den Krieg.

Ich hatte nie Angst vor der Terroristen.  Ich weiss, dass sie meine Kleinstadt in Wisconsin nie angreifen werden.  Aber andere Leute, die in Kleinstaedte leben, haben noch Angst.  Warum?  Weiss ich nicht.

phaylon:

--- Zitat von: "Thomas" ---Kurz nach dem 2.Welkrieg war die anzahl derer, die das Naziregime für "an sich gar nicht so schlecht" hielten auch noch relativ hoch.Erst mit der Zeit wurde den Leuten klar, das die Demokratie doch irgendwie das bessere System ist.
--- Ende Zitat ---

Ähem. Ohne jetzt jemanden triggern zu wollen: Hatten sie eine so grosse Wahl?

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