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Das Dritte Reich-TÄTER; OPFER; BEOBACHTER
biserka:
Das Dritte Reich-TÄTER; OPFER; BEOBACHTER
"DIE DEUTSCHEN WERDEN DEN JUDEN AUSSCHWITZ NIE VERZEIHEN"
Mich würde interessieren, ob ihr erratet von wem bzw. aus welchen Reihen diese Aussage stammt und wie ihr sie interpretiert.
TÄTER:
Was denkt ihr wer die Täter am Shoa waren? War es nur die SS? Oder vielleicht war es nur Hitler, der Schuld hatte? Wie ist es mit dem Volk, sind sie nicht auch Täter gewesen weil sie weggeschaut haben? Und ist Angst vor Strafe eine legitime Begründung oder nur Flucht vor Verantwortung?
OPER:
Wer waren die Opfer?
Was denkt ihr, wenn Zeitzeugen erzählen, dass sie im Krieg gelitten haben; sie haben gehungert, wurden vertrieben und wurden von den schrecklichen Alliierten überfallen bzw. von den russischen Soldaten. Und was sagen eure Großeltern über das Verbrechen an den anders Denkenden, den Schwulen, Behinderten und den Juden? Sind das nicht die wahren Opfer des Vernichtungskrieges?
BEOBACHTER:
Weiter würde mich brennend interessieren was ihr darüber denkt, wenn eure Großeltern oder Zeitzeugen erzählen, dass sie nichts über die Shoa gewusst haben oder gezwungen worden sind in die Wehrmacht zu gehen. Wurden immer alle gezwungen und die die zwingen von einem noch größeren Aparat dazu gezwungen? Haben alle Zeitzeugen wirklich nichts gewusst oder erinnern sie sich nicht mehr?
Oder waren sie alle Wiederstandskämpfer und haben alle einen Juden versteckt? Ist nicht der Beobachter gleichzeitig Mitwisser und somit auch Täter?
Eisbär:
--- Zitat von: "biserka" ---Das Dritte Reich-TÄTER; OPFER; BEOBACHTER
"DIE DEUTSCHEN WERDEN DEN JUDEN AUSSCHWITZ NIE VERZEIHEN"
Mich würde interessieren, ob ihr erratet von wem bzw. aus welchen Reihen diese Aussage stammt und wie ihr sie interpretiert.
--- Ende Zitat ---
Könnte von Marcel Reich-Ranicki sein. Oder von Paul Spiegel oder Ignatz Bubis, dessen Vorgänger.
Michel Friedmann traue ich eine solche Aussage nicht zu.
Soll wohl weniger soviel heißen, wie "Die Juden sind olle Petzen!" als vielmehr sowas wie die Erkenntnis, zu was für Untaten Menschen in der Lage sind in ausgerechnet unser Volk wird ewig als Negativ-Beispiel dafür dienen und dieses kollektive schlechte Gewissen wird nun auf die Juden projekziert. Oder so.
Ich denke, es wird unklar, was ich denke :roll:
--- Zitat von: "biserka" ---TÄTER:
Was denkt ihr wer die Täter am Shoa waren? War es nur die SS? Oder vielleicht war es nur Hitler, der Schuld hatte? Wie ist es mit dem Volk, sind sie nicht auch Täter gewesen weil sie weggeschaut haben? Und ist Angst vor Strafe eine legitime Begründung oder nur Flucht vor Verantwortung?
--- Ende Zitat ---
Ich denke, "schuld" war jeder, der aktiv daran beteiligt war und jeder, der davon wußte und nichts tat (Kinder mal ausgenommen)
--- Zitat von: "biserka" ---OPER:
Wer waren die Opfer?
Was denkt ihr, wenn Zeitzeugen erzählen, dass sie im Krieg gelitten haben; sie haben gehungert, wurden vertrieben und wurden von den schrecklichen Alliierten überfallen bzw. von den russischen Soldaten. Und was sagen eure Großeltern über das Verbrechen an den anders Denkenden, den Schwulen, Behinderten und den Juden? Sind das nicht die wahren Opfer des Vernichtungskrieges?
--- Ende Zitat ---
Es war Krieg und alle Seiten haben Mist gebaut.
Meine Großeltern sagen da wenig zu, die Großeltern mütterlicherseits waren kleine Kinder, erinnern sich nur noch an Flucht und Vertreibung, meine Oma verlor einen Bruder durch die Nazis, weil er geistig behindert war.
Mein Großvater väterlicherseits saß lange während des Nationalsozialismus aus politischen Gründen im Gefängnis (er war aktives SPD-Mitglied) und wurde nur für den "totalen Krieg" an die Front geschickt, wo er sich am ersten Tag von den Engländern gefangen nehmen ließ.
Den Mist, den der gebaut hat, hat er dann nach dem Krieg als SEDler in der DDR gebaut. Er starb 1957 an Spätfolgen der Gefangenschaft.
Meine Großmutter väterlicherseits versuchte in Berlin 3 Kinder alleine durchzubringen und wurde in der Besatzungszeit diverse Male von russischen Soldaten vergewaltigt.
Alle Seiten in diesem Krieg hatten Opfer. Und viele waren Opfer waren auch Täter.
--- Zitat von: "biserka" ---BEOBACHTER:
Weiter würde mich brennend interessieren was ihr darüber denkt, wenn eure Großeltern oder Zeitzeugen erzählen, dass sie nichts über die Shoa gewusst haben oder gezwungen worden sind in die Wehrmacht zu gehen. Wurden immer alle gezwungen und die die zwingen von einem noch größeren Aparat dazu gezwungen? Haben alle Zeitzeugen wirklich nichts gewusst oder erinnern sie sich nicht mehr?
Oder waren sie alle Wiederstandskämpfer und haben alle einen Juden versteckt? Ist nicht der Beobachter gleichzeitig Mitwisser und somit auch Täter?
--- Ende Zitat ---
Ja, das ist der Beobachter.
Allerdings habe ich mich mal mit meinem Großonkel etwas ausführlicher darüber unterhalten.
Er lebte damals in einem Dorf (in Steinkirchen) im Alten Land, war nicht ganz zwanzig zu Beginn des Krieges.
Sein Sohn hatte ihm vorgeworfen, damals nichts getan zu haben und er war ziemlich aufgewühlt. 10km weiter, in Horneburg, war das nächste KZ.
Er sagte, er habe damals wirklich nichts davon gewußt. Auf dem Land gab es keine auffällige Deportation von Juden (es waren nicht so viele da).
Und vor allen Dingen: Damals waren die Kommunikationsmittel nicht so weit. Klar, heutzutage ruf ich 5 Leute an und die rufen wieder 5 an und in kürzester Zeit weiß es die halbe Republik.
Damals war es schon außergewöhnlich, mal was vom Nachbardorf zu erfahren. Und die Presse hat ja nun auch nicht darüber berichtet...
Er berichtete noch, wie schockiert alle waren, als sie erfuhren, was in ihrer Nähe passiert war.
Ich glaubte ihm. Warum sollte er lügen? Gerade, daß damals andere Kommunikationsmöglichgkeiten und Wege vorhanden waren, klingt sehr einleuchtend...
Noch eine ganz andere Anmerkung:
Ein ganzes Volk als Täter abzustempeln, ist sicher nicht die richtige Art der Vergangenheitsbewältigung Es gab auch viele Helden, die nicht wie Sophie Scholl nachträglich in die Öffentlichkeit gezerrt wurden, weil nie jemand von ihnen etwas mitbekam.
Viele, die bis zu ihrem Tod oder bis heute sich nicht dazu äußerten.
Hätten alle mitgemacht, wäre der Holocaust sicherlich noch schlimmer gewesen.
Die Zeitzeugen sterben aus. Man sollte das, was passiert ist sicher nicht vergessen. Aber es bringt nichts, Wunden, die heilen sollten, immer wieder aufzukratzen. Die Narbe sollte Erinnerung genug sein.
Thomas:
--- Zitat ---biserka hat folgendes geschrieben:
TÄTER:
Was denkt ihr wer die Täter am Shoa waren? War es nur die SS? Oder vielleicht war es nur Hitler, der Schuld hatte? Wie ist es mit dem Volk, sind sie nicht auch Täter gewesen weil sie weggeschaut haben? Und ist Angst vor Strafe eine legitime Begründung oder nur Flucht vor Verantwortung?
Ich denke, "schuld" war jeder, der aktiv daran beteiligt war und jeder, der davon wußte und nichts tat (Kinder mal ausgenommen)
--- Ende Zitat ---
Wenn man davon weiß und nichts tut : Was sollte man denn tun ?
--- Zitat ---Ja, das ist der Beobachter.
Allerdings habe ich mich mal mit meinem Großonkel etwas ausführlicher darüber unterhalten.
Er lebte damals in einem Dorf (in Steinkirchen) im Alten Land, war nicht ganz zwanzig zu Beginn des Krieges.
Sein Sohn hatte ihm vorgeworfen, damals nichts getan zu haben und er war ziemlich aufgewühlt. 10km weiter, in Horneburg, war das nächste KZ.
Er sagte, er habe damals wirklich nichts davon gewußt. Auf dem Land gab es keine auffällige Deportation von Juden (es waren nicht so viele da).
Und vor allen Dingen: Damals waren die Kommunikationsmittel nicht so weit. Klar, heutzutage ruf ich 5 Leute an und die rufen wieder 5 an und in kürzester Zeit weiß es die halbe Republik.
Damals war es schon außergewöhnlich, mal was vom Nachbardorf zu erfahren. Und die Presse hat ja nun auch nicht darüber berichtet...
Er berichtete noch, wie schockiert alle waren, als sie erfuhren, was in ihrer Nähe passiert war.
Ich glaubte ihm. Warum sollte er lügen? Gerade, daß damals andere Kommunikationsmöglichgkeiten und Wege vorhanden waren, klingt sehr einleuchtend...
--- Ende Zitat ---
Solche Aussagen halte ich auch für glaubwürdig.Der NS-Staat war selbstverständlich daran interessiert, seine Gräultaten so "heimlich" wie möglich zu begehen, da der Anblick von KZ-Häftlingen und ihren Lebensbedingungen sicherlich keine gute Propaganda für die Regierung gewesen wäre.
colourize:
Wenn ich mich persönlich am Holocaust schuldig fühlte, würde ich damit implizit ein völkisches Weltbild bejahen.
Ich war nicht dabei, in Folge dessen bin ich auch nicht schuld. Punkt.
Dass ich zufälliger Weise in Deutschland geboren wurde ändert daran auch nix.
Auf die polemische Fragestellung Deiner Umfrage antworte ich daher auch nicht.
Davon unterscheiden würde ich allerdings die kollektive Verantwortung, die "wir als Staat" gegenüber den im Naziregime Verfolgten haben.
Diese kollektive Verantwortung leitet sich aus der Rechtsfolge der Bundesrepublik Deutschland auf das Deutsche Reich ab.
Wolfmann:
Was ist Shoa?
Ansonsten sage ich immer: Homo homini lupo. (Der Mensch ist des Menschen Wolf) Passt immer und sagt alles.
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