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Abschied vom deutschen Wohlstand?

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PlayingTheAngel:

--- Zitat von: schwarze Katze am 13 Dezember 2022, 16:10:48 ---Wenn ich so die Kriegskindergeneration von meiner Mutter sehe ,waren sie viel stabilere und bodenständigere Menschen, mit viel realistischeren und gesünderem Einstellung zum Leben. Keine ihre Schulfreundinnen hatte "geritzt" (ich musste die aufklären, was das ist und sie fragte mich dann: "Wozu machen sie das?"), keine spätere Kommilitonen von meiner Eltern (alle Baujahr 36-38, also Kriegsgeneration) wurden Rauschgiftabhängig, Magersüchtig oder Bulimisch.
Von meiner wohlstandverwöhnter Generation kann ich das nicht behaupten.
Ich bewundere die seelische Robustheit meiner Eltern und das ist in deren Fall keine Verdrängung, sondern echt

--- Ende Zitat ---
Ja, diese "Robustheit" habe ich bei den Älteren genau so erlebt und erlebe sie noch heute. Dass die Leute heute weit davon entfernt sind scheint mir mehrere Gründe zu haben.
Wie soll Jemand, der in einer Watte-Welt aufgewachsen ist und nie mit der Rauheit des Lebens in Kontakt gekommen ist, jetzt klar kommen? Selbstwirksamkeit erfahren haben? Dann wurde viel "Gemeinschaft erleben" durch die digitale Einsamkeit "ersetzt". Das ist eine flache, akzentlose "Wirklichkeit", ebenfalls ohne echte Konfrontation. Außerdem werden uns inzwischen von den viel präsenteren Medien alle möglichen Krisen vor die Füße gerotzt, denen wir uns teils machtlos gegenüber sehen. Von der Aufbruchstimmung und dem Glauben an eine positive Zukunft aus den 90ern ist wenig übrig. Abgesehen davon dass gerade uns Deutschen die sowieso nur in Spruren verhandene Leichtigkeit, Selbstironie, Entspanntheit komplett abhanden gekommen ist. Heutzutage ist alles politisch, der Diskurs ein Minenfeld, jeder Ausrutscher kann das Karriereende bedeuten (und wird per Handy festgehalten). Alles ist Nazi *kicher*. Früher haben "wir" uns auf ehr lokale Probleme konzentriert, heute gilt man schon als moralisch fragwürdig wenn man NICHT die ganze Welt retten will.
Wir scheinen zwar viel mehr Möglichkeiten als früher zu haben, leben aber in einer Welt in der der Einzelne immer weniger in Resonanz zur Natur, Material, Garten, ungefiltertem direktem Erleben hat. In einer Welt voller Möglichkeiten in der wir uns selbst und gegenseitig einschränken, maßregeln und belehren. Spaßbefreit.
Und vor allem scheint sich eine große Orientierungslosigkeit breit zu machen und von Generation zu Generation zu verstärken. Alte Gewissheiten stehen zur Disposition. Vieles Absolte ist relativ geworden (selbst der Frau/Mann Begriff...)
So, genug gesabbelt, das hat gut getan *kicher *.
Worum ging's nochmal? Ach ja...Robustheit ;)


--- Zitat von: Jack_N am 13 Dezember 2022, 17:05:44 ---Spielzeug bestand aus alten Sahne-CO2-kapseln, Eisstäbchen, kleinen Plastiklupen, Haarklammern und was weiss ich - alles in einem "Agentenkoffer" (ein Plastik-Sortimentskasten zum Aufklappen), und damit wurde die Umgebung unsicher gemacht. Pfeil und Bogen waren selbstgebaut. Brettspiele waren strategisch auf die Familien verteilt - bei einem wurde Risiko gespielt, beim anderen Spiel des Lebens oder Spiel des Wissens, der nächste hatte das Börsenspiel oder Shogun usw... so traf man sich überall mal, je nachdem worauf man Bock hatte.

--- Ende Zitat ---
Das hast du schön umschrieben :) Diese wunderbare Unperfektheit der 90er...als wir selber noch kreativ waren und nicht alles von tausend Leuten die im Smartphone wohnen vorgekaut bekommen haben. War das (von heute aus betrachtet) ein schönes geborgenes lost-sein :)
Bei mir waren es dazu noch Berge von Elektroschrott den ich heimlich vom Sperrmüll in unseren Keller transportiert und dort zerlegt habe. Electric Wonderland :)

Zurück zum Ausgangsthema,
mir scheint es, als öffne sich die Schere in rasender Geschwindigkeit. Die, die bis in die 2000er Glück hatten, clever waren oder einfach nur zufällig ein kleines Häuschen (oder zwei) in der damals versifften Köllner Innenstadt gekauft haben und vermieten können, haben ausgesorgt.
Frau Meyer von der Fleischtheke hat hingegen keine Chance dass die Bank ihr 430.000€ für die 45m² Wohnung in Hamburg Mümmelmannsberg leiht. Wäre das ihre, könnte sie halbwegs entspannt irgendwann in Rente gehen ohne jeden Monat - irgendwie - 1100€ Miete + 250€ Nebenkosten auftreiben zu müssen.
Ich vermute daher, dass die breite Masse in den nächsten zwei Jahrzehnten deutlich an Wohlstand verliert und eine gewisse verbliebene mittel- und natürlich die Oberschicht halbwegs entspannt auf die nächste Stromrechnung blicken können wird. "Unten" arbeiten die vielen Verlierer der modernen Welt - Menschen die im Hier und jetzt mit drei Jobs so halbwegs ihr WG-Zimmer bezahlen können werden.
Ich hoffe dass es anders kommt...

Jack_N:
Ach weisst Du, ich denk ja auch oft an das "hätte ich mal"... "was wäre wenn"... "warum hab ich nicht"...

Ich hatte mal nen halben Bitcoin. Hab den damals mir in Amazon-Gutscheinen auszahlen lassen - hey, waren damals 120€ an Gutscheinen zum aktuellen Wechselkurs bei einem kleinen Shop der die Dinger ankaufte. Ja, ein paar Jahre später... aber wer wusste das zu dem Zeitpunkt?
Im Saarland hätte ich für 7500€ ein kleines Haus (total baufällig, eigentlich nur zum Umschaubsen) mit nem 400m²-Grundstück in zweiter Reihe kaufen können, nahe Saarbrücken. Will nicht wissen was die Lage heute wert wäre. Ein Studikollege hat damals ein renovierbedürftiges altes Reihenhaus für 30.000€ gekauft, inklusive Grund. Das ist jetzt, 15 Jahre später, über 200.000 wert.
An die ganzen Autos die ich mir mangels Risikobereitschaft nicht gekauft hab, und die heute als Young- oder Oldtimer ein Vielfaches wert wären will ich gar nicht erst denken. Selbst in einer billigen Halle weggestellt ohne Pflege mit Patina und gealterten Gummis hätte sich jede Investition von damals mindestens verfünft- wenn nicht verzehnfacht.
Aber weiss mans? Nein, zu dem Zeitpunkt denkt man sich nur: Hab ich das Geld nicht für - und ist mental schon weiter.

Rückblickend sag ich aber, dass alle Entscheidungen, die ich getroffen hab, mich im Endeffekt zum jetzigen Punkt im Leben geführt haben. Und ich habe weiter vor in Zukunft Entscheidungen zu treffen anstatt alles um mich herum mein Leben für mich bestimmen zu lassen.


Mit der Positivität stimm ich aber mit Dir überein. Die späten 70er/frühen 80er Jahre waren ja eigentlich nach außen hin wirklich düster. Kalter Krieg, Vietnam, Aufstand im Iran usw...
Aber was hatten wir an Spielzeug für die Kinder? He-Man, der Schrecken aller deutschen Eltern, war in der Zeichentrickserie ein positiver Held, der unter unmöglichsten Umständen immer siegte. Gut und Böse waren klar, und die Bösen waren nicht immer so richtig böse, aber böse genug damit man sie stoppen musste.
Terence Hill und Bud Spencer - klare Kante auch hier. Zack, Puff, Boing, Peng!
Ebenso andere Cartoons, oft mit Moralstory hinten dran (M.A.S.K. , Mr.T, Captain Planet).
Irgendwann fing es dann an in den Comicheften, ich mein so in den 90ern, dass die Helden langsam in Zweifel gezogen wurden. Immer mehr Geschichten schlichen sich ein, in denen die Regierung den strahlenden Helden im Weg stand (ganz stark bei den Avengers, tschuldigung, in D damals ja noch "Die Rächer", ebenso bei M.A.S.K.) und die Comic-Noir-Kultur bildete sich.
In der Musik hatten wir noch Eurodance, Happy Hardcore und die anderen Loveparade-positive-Vibe-Mischungen im Mainstream, es war bunt und laut und fröhlich. Aber all das änderte sich auch hier schleichend, Grunge stieg mit Nirvana auf, düstere Töne kamen nicht nur aus Norwegen.
In Filmen dasselbe, wo früher Actionhelden ohne Fehl und Tadel waren bekam selbst James Bond in der Position von Timothy Dalton auf einmal üble Schrammen, wurde verletzt, seine Freunde verstümmelt. Schwarzeneggers "Last Action Hero" war ein passender Abgesang auf eine Zeit der Helden, die einfach vorbei war. Wir kamen an in der Welt von Matrix, Fight Club, alle Farben in Film und Fernsehen wurden düsterer, "realistischer", selbst Star Trek wurde mit Deep Space Nine dunkler, härter. Die Mode passte sich auch an, nach und nach verschwanden alle Farben, und bis heute hat sich in Häusern Weiss als beliebteste Wandfarbe gehalten, ebenso in Küchen, neuen Wohnzimmern etc... der "clean look" kontrastiert mit der schlichten Nüchternheit bei der Kleidung, die ebenfalls eher gedeckte Töne bevorzugt. Autofarben haben sich auf silber-Grautöne eingeschossen (angeblich weil so die Formen besser zur Geltung kommen), abgesehen von einigen Kleinwagen, die noch "frech" sein dürfen.

Wir sind Stand heute sowohl was Songtexte, Filminhalte, oder unsere allgemeine Lebensumgebung angeht in einer Tristesse angekommen, die ich mir persönlich nicht erklären kann.
Wenn alles was ich mache damit etwas MIR gefällt prompt von dritten danach bewertet/abgewertet wird, wie dies den Wiederverkaufswert eines Möbelstücks/eines Autos/einer Immobilie senkt - ja verdammt nochmal wo leben wir denn dann?
Ich mach das doch für MICH, nicht für andere? Wenn ich immer nur beim Erwerb einer Sache daran denke was irgendwann mal später der maximale Profit ist den ich da wieder rausziehen kann - ja sorry, dann packt mich bitte gleich in die Kiste.

Aber das ist wohl auch ein Spiegelbild unserer Miet-/Leasinggesellschaft. Alles auf Pump, alles auf Zeit, nichts mehr für die Ewigkeit.

Durch dieses auf Pump, auf Kredit, auf knappe Kante wurde natürlich für viele ein Luxus möglich, von dem unsere Vorgenerationen nur geträumt haben. Die Besitzerin eines kleinen Supermarktes in meiner Heimatstadt hat in dem Laden von ihrer Jugend auf gearbeitet, bis zu ihrem Renteneintritt mit 70! In der gesamten Zeit ist sie einmal eine Woche lang in Urlaub gefahren - mehr war nicht drin, es gab ja immer was, worum sie sich kümmern musste (Bestellungen, Warenannahme, Regale aufstocken, Buchhaltung usw...).
Sowas wäre heute undenkbar. Was ich nicht schlimm finde, aber zeigt wie sich die Welt gewandelt hat.

Und diese gewandelte Welt, mit den gestiegenen Ansprüchen, kommt jetzt in eine Situation wo sie mal Verzicht üben muss. Wo man nicht jedes Jahr in den Urlaub fliegen kann. Wo es eventuell kein neues Leasingauto sein kann, sondern das, was man sonst als Startzahlung eingesetzt hätte, für einen Gebrauchtwagen reichen muss.

Hart trifft es diejenigen, die vorher schon knapp bei Kasse waren. Wobei die komischerweise weniger jammern - zumindest in meinem Bekanntenkreis. Hab dort eine Familie, die arg vom Schicksal gebeutelt wurde, die aber nur mit den Schultern zuckt und sagt: "ging bisher immer weiter, wird auch so weitergehen".


Kurz nur noch zu den psychischen Erkrankungen: Ich behaupte weiterhin, dass es einen Großteil auch schon früher gab (siehe das, was man früher bei Frauen als "Hysterie" bezeichnete, bzw. die Lobotomiebewegung um auffällige Menschen "gefügig" zu bekommen, die zwangsweise umerziehung von verhaltensauffälligen Menschen, die noch heute von "Hilfs"-organisationen betrieben wird mit Konfrontationstherapie, Zwangsverhalten um ihre "auffälligen" Verhaltensmuster zu brechen etc... so schafft man wirklich psychisch kaputte und innerlich tote Menschen.
Nur sind wir heute eigentlich wesentlich weiter was die Diagnose derartiger Erkrankungen angeht und wie vielfältig neurodiverse Auffälligkeiten eigentlich sind. Zudem ja auch ein Großteil der Menschen dadurch im Alltag kaum bis gar nicht eingeschränkt ist.
Psychische Erkrankung ist in einigen Fällen vielleicht auch falsch, ich würde es eher wirklich als Nervensystemerkrankungen bezeichnen, gewisse Reize werden nicht richtig übermittelt, Botenstoffe im Körper nicht in ausreichender Menge oder zur rechten Zeit produziert, woraus dann "von der Norm abweichende" Verhaltensmuster resultieren. Schlimm? Nö. Außer für Leute, die es nicht verstehen können, dass es Menschen gibt, die eben nicht so ticken - bzw. nicht so ticken KÖNNEN - wie sie selbst.

PlayingTheAngel:
Jack, du sagst Bescheid wenn ich deine Posts im QUote zu sehr kürze, ja? ;)


--- Zitat von: Jack_N am 13 Dezember 2022, 22:32:43 ---Ach weisst Du, ich denk ja auch oft an das "hätte ich mal"... "was wäre wenn"... "warum hab ich nicht"...

--- Ende Zitat ---
Ja, da hast du Recht, es bringt nichts, alten Chancen hinterher zu trauern. Außerdem gibt's auch jetzt noch Chancen die genutzt werden können.
Auch für die nicht so risikobereiten Menschen sollte der Staat allerdings Möglichkeiten zum Vermögensaufbau bieten, finde ich. Der Thread handelt von Wohlstand. Viel mehr Menschen sollten ein Eigenheim oder eine Wohnung selbst besitzen, so wie in Südeuropa. Das sichert einen bescheidenen Wohlstand im Alter und macht unabhängiger von den Verwerfungen der Dauerkrise. Beton-Resilienz!
Was spräche denn dagegen, dass der Staat jedem Bundesbürger für die erste eigene Immobilie den Zugang zu einem bezahlbaren Kredit ermöglichen würde, also gewisse Sicherheiten übernehmen würde? (ein gewisses geregeltes Einkommen vorausgesetzt) Nicht blind Milliarden auf irgendwas schmeißen, sondern gezielt den Aufbau von Wohneigentum bei Frau Becker, Käsethekenverkäuferin, fördern? Die braucht dann wenn sie 65 ist nicht 1200€ kalt aus ihrer 1400€ Rente der "Deutschen Wohnen" in den Rachen zu werfen.


--- Zitat von: Jack_N am 13 Dezember 2022, 22:32:43 ---Rückblickend sag ich aber, dass alle Entscheidungen, die ich getroffen hab, mich im Endeffekt zum jetzigen Punkt im Leben geführt haben. Und ich habe weiter vor in Zukunft Entscheidungen zu treffen anstatt alles um mich herum mein Leben für mich bestimmen zu lassen.

--- Ende Zitat ---
Gute Einstellung, geht mir genau so.
Und auch wenn's off-topic ist und du das bestimmt nich lesen willst, war eine meiner bewussten Entscheidungen, mich bei Corona nicht von Angst leiten zu lassen und nicht alles mitzumachen.


--- Zitat von: Jack_N am 13 Dezember 2022, 22:32:43 ---Wir sind Stand heute sowohl was Songtexte, Filminhalte, oder unsere allgemeine Lebensumgebung angeht in einer Tristesse angekommen, die ich mir persönlich nicht erklären kann.
Wenn alles was ich mache damit etwas MIR gefällt prompt von dritten danach bewertet/abgewertet wird, wie dies den Wiederverkaufswert eines Möbelstücks/eines Autos/einer Immobilie senkt - ja verdammt nochmal wo leben wir denn dann?
Ich mach das doch für MICH, nicht für andere? Wenn ich immer nur beim Erwerb einer Sache daran denke was irgendwann mal später der maximale Profit ist den ich da wieder rausziehen kann - ja sorry, dann packt mich bitte gleich in die Kiste.

Aber das ist wohl auch ein Spiegelbild unserer Miet-/Leasinggesellschaft. Alles auf Pump, alles auf Zeit, nichts mehr für die Ewigkeit.

--- Ende Zitat ---
Du sprichst mir sowas von aus der Seele!!!
Was ist da nur los? Unser Volk ist von irgendwas befallen was schwermütig macht, das Grau breitet sich aus! Ich war gerade in Mexiko...da ist alles unperfekt, die Straßen und Gehwege sind löchrig, viele Leute leben vom Minimum, man lebt im hier und jetzt. Aber es läuft überall Musik, die Leute leben Gemeinschaft, sind freundlich zueinander, stehen im Kontakt.
Und ja, heute wird alles moralisch und wirtschaftlich betrachtet statt einfach entspannt zu sein... hat Depeche Mode das in den 80ern schon gesehen? Everything counts in large ammounts...
Tja...und bei uns....macht sich eine große Stille und Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit breit.

Von daher.... falls mal jemand Lust auf Technotanzen gehen hat, sagt Bescheid ;)

Jack_N:
Haha, nee, alles gut :D
Und was Corona angeht: Was weiss ich, wie ich ohne Jahrzehnte mit Lungenproblemen als Background und vulnerablen Personen im direkten Familienumfeld da gedacht hätte. Ich kann ja nur aus der Position sprechen was mich und meine direkten Erfahrungen angeht *schulterzuck*

Das mit den Immobilien für alle sehe ich etwas kritischer - auch hier ist halt das Problem: Alles für alle geht nicht.
Umgekehrt wird aber auch ein Schuh draus: Alles für alle will auch nicht jeder. Hab eine Tante die sehr froh ist nicht mehr in einem Eigenheim zu leben, sondern sich jetzt im Alter nur noch um eine kleine Wohnung kümmern muss, ohne Verpflichtungen die ein Garten mit sich bringt. Sie hat sich das Haus mit der Wohnung drin danach ausgesucht, dass es da einen Dienst gibt zum Schneefegen, Treppenhaus putzen usw... ^^

Es sollte Möglichkeiten aber geben für jeden, der sich das als Ziel setzt,ja. Primär sollte Wohnraum in gewissen Regionen wieder bezahlbarer werden, kann ja nicht sein dass jemand, der in Hamburg, München oder Stuttgart einem normalen Job nachgeht sich dort keine Wohnung mehr leisten kann und aus dem Umfeld ne Stunde oder mehr mit Öffis reinpendeln muss. Oder wie grad in vielen kleinen Städten/Dörfern, dass die Leute, die dort eben aufgewachsen sind und arbeiten sich vor Ort kein Haus, nichtmal ein gebrauchtes, leisten können, weil die Städter, die eben in der Großstadt nicht mehr zum Zuge kommen, dort alles aufkaufen da es für sie die einzige erschwingliche Option ist.

Auf der einen Seite hab ich schon mit der Stirn gerunzelt, als mein Patenonkel vor ein paar Jahren verstarb und das alte Haus meiner Großeltern, in dem er wohnte, mit großem Grundstück für eine Witzsumme wegging - noch fünfstellig, mit renoviertem Dach und nicht allzu alter Heizung. Ja, innen hätte man alles renovieren/Sanieren müssen, aber hey, das hätt man im Trockenen erledigen können.

Aber ich weiss dass da jetzt eine junge Familie drin wohnt, die sich sonst nie Wohnraum hätten leisten können. Das die Kinder den großen Garten lieben und dort rumtoben und spielen, und in der Sackgasse ohne Autoverkehr ganz Kind sein können. Vermutlich hoffen die grad, dass sie bald einen Schneemann bauen können ^^

Dasselbe beim Haus meiner anderen Großeltern. Nach deren Tod hatte der Nachbar, mit dem sie im Zoff lagen, schon Augen drauf geworfen. Der war so frech am Tag der Beerdigung meiner Oma nachzufragen, wann es denn zum Verkauf stünde - er musste Parkplätze für seine Praxis, die er in seinem eigenen Haus hatte, nachweisen - was auf seinem Grundstück nicht passte.
Auch das Haus ist inzwischen in der Hand einer jungen Familie, die trotz der steilen Treppen und des rustikalen Charme da was richtig schickes draus gemacht hat. Und der Nachbar ist inzwischen weg, da ihm dank seiner Art auch die Patienten ausgeblieben sind ^^

Gleichzeitig üben die Leute, die sowas machen, aber auch Verzicht. Und da ist der Knackpunkt:
Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, wären nicht bereit z.B. für ein eigenes Haus auf Dinge wie Urlaubsreisen, neue teure Möbel, neue Autos usw... zu verzichten. Da muss mindestens einmal für zwei Wochen im Jahr verreist werden, besser zweimal.
Und das sind dann oft auch die Leute, die es eigentlich nicht wirklich dicke haben. Dort ist aber die Anspruchshaltung am höchsten, und das Jammern gegen ungerechte Belastung durch den Staat ebenso - gleichzeitig soll der Staat aber für alles aufkommen. Ja wie denn, wenn ihr da keine Kohle reinbuttern wollt, von was soll der das denn bezahlen wenn das alle so machen?

PlayingTheAngel:
Das stimmt, alles für alle geht nicht. Sozialistische Zwangsbeglückung würde schief gehen. Aber die CHANCE auf Vermögensaufbau sollte jeder haben, finde ich. Status Quo ist halt, dass Wohnraum zum internationalen Spekulationsobjekt geworden ist und Millionen Menschen jeden Monat 1000€ als Miete in den Ofen schmeißen statt ins Sparschwein zu stecken (Abzahlung Kredit für Eigenheim. Mit 70 stehen sie dann mit nichts da.
Wenn die Oma das Haus nicht mehr halten kann, könnte sie es wenigstens verkaufen und hätte ausgesorgt.

Mein Gedanke hat wahrscheinlich trotzdem einen Knackpunkt. Würden schlagartig günstige Immobilienkredit für eine breite Masse verfügbar, würden die Immobilienpreise SOFORT einen Sprung nach oben machen. Trotzdem gäbe es Möglichkeiten, die gibt es IMMER wenn man etwas wirklich will.


--- Zitat von: Jack_N am 14 Dezember 2022, 11:37:20 ---Auf der einen Seite hab ich schon mit der Stirn gerunzelt, als mein Patenonkel vor ein paar Jahren verstarb und das alte Haus meiner Großeltern, in dem er wohnte, mit großem Grundstück für eine Witzsumme wegging - noch fünfstellig, mit renoviertem Dach und nicht allzu alter Heizung. Ja, innen hätte man alles renovieren/Sanieren müssen, aber hey, das hätt man im Trockenen erledigen können.

--- Ende Zitat ---
Beim Immobilienverkauf von privat geht wirklich sehr viel über Sympathie und Menschlichkeit, ist mir auch schon mehrfach aufgefallen! Oft wollen die Besitzer auch nicht, dass ihr Häuschen abgerissen wir und verkaufen lieber günstiger an einen netten Heimwerker der das Haus renoviert als an die Investment-Protz GmbH die da 12 Wohneinheiten drauf schmeißt.


--- Zitat von: Jack_N am 14 Dezember 2022, 11:37:20 ---Gleichzeitig üben die Leute, die sowas machen, aber auch Verzicht. Und da ist der Knackpunkt:
Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, wären nicht bereit z.B. für ein eigenes Haus auf Dinge wie Urlaubsreisen, neue teure Möbel, neue Autos usw... zu verzichten. Da muss mindestens einmal für zwei Wochen im Jahr verreist werden, besser zweimal.
Und das sind dann oft auch die Leute, die es eigentlich nicht wirklich dicke haben. Dort ist aber die Anspruchshaltung am höchsten, und das Jammern gegen ungerechte Belastung durch den Staat ebenso - gleichzeitig soll der Staat aber für alles aufkommen. Ja wie denn, wenn ihr da keine Kohle reinbuttern wollt, von was soll der das denn bezahlen wenn das alle so machen?

--- Ende Zitat ---
Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Ist ne ganz andere Betrachtungsweise. Aber eigentlich ist das doch gelebter Wohlstand im Hier und Jetzt, oder nicht? Einer nimmt sich ehr zurück und spart für später, der Andere hat eben im Jetzt mehr und später eventuell etwas weniger.

Mir ist das zwar fremd, ich kann es aber nachvollziehen.

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