Schwarzes Hamburg > Politik und Gesellschaft
Abschied vom deutschen Wohlstand?
PlayingTheAngel:
--- Zitat von: BaerndME am 15 Dezember 2022, 17:03:27 ---
--- Zitat von: Jack_N am 15 Dezember 2022, 16:50:42 ---Der Grund übrigens, warum in Schweden Mietwohnungen knapp sind, ist simpel: Lohnt nicht. Die Mieten verhandelt nicht der Vermieter mit dem Interessenten, sondern die werden für eine Region, Lage, Ausstattung, Schnitt der Wohnung von nationalen Interessenvertretern festgelegt: Da, das ist die Miete die Du nehmen DARFST.
--- Ende Zitat ---
Es ist eine dünne Linie zwischen "Wir ermöglichen, dass sich Menschen am Wohnungsbau bereichern" und "Wir killen die Anreize für den Wohnungsbau".
Dennoch denke ich, dass eine staatliche Regulierung weniger fürchterliche Folgen hätte als diese Wild-Wucher, den wir hier in Deutschland gerade haben.
--- Ende Zitat ---
Und zwar ein Wild-Wucher, bei dem einzelne Menschen unvorstellbar reich sind. Ich rede nicht von den glücklichen Fricklern, die sich seit den 90ern 5 Wohneinheiten am Standrand zusammenfinanziert haben um irgendwann mit 50 in "Rente" gehen zu können. Ich meine Einzelpersonen die mehrere 100 Wohneinheiten besitzen und Gewinne permanent in zusätzliche Einheiten investieren MÜSSEN um diese vor der Inflation zu schützen.
--- Zitat von: Jack_N am 15 Dezember 2022, 17:16:15 ---Wobei ich noch kurz einwerfen möchte, dass die Schweden auch mit "einfacheren" Häusern eher keine Probleme haben als wir. In diesen Genossenschafts-Großbauten hab ich nie bis kaum Fliesen in den Bädern gesehen, sondern meist diese wasserfesten Vinyl-Wandbeläge. Stromleitungen sind i.d.R. aufputz verlegt (wobei aufputz - haha, sind ja oft nur tapezierte Holzwände), die Schalter sind auch eher "robust-funktional". Küchen sind meist etwas moderner, die Küche als Lebensmittelpunkt hat da aber auch eine hohe Bedeutung.
Bautechnisch ist es aber ein weiter Weg vom KFW-Standardhaus in D hin zu dem, was dort z.B. als Reihenhäuser hingetackert wurde und wird. Aber schick und gemütlich sind sie trotzdem :)
--- Ende Zitat ---
Da sprichst du was an! Das deutsche Baurecht ist ein einziges Krebsgeschwür. Mich wundert's nicht dass nichts mehr voran geht. Bei derart übertrieben hohen Standards, absurden Regelwerken, einem Maximum an Vorschriften und einer von der Interessenlobby seit Jahren durchseuchten Gesetzgebung. 3/4 der Regeln gehören ersatzlos gestrichen bzw. schonungslos vereinfacht. In unserem kranken Hang preußischen zum Perfektionismus schnüren wir uns selber die Luft ab!
Jack_N:
Siehe die Niederlande, wo man für ca. die Hälfte der deutschen Baukosten sehr ähnliche Gebäude hingestellt bekommt, weil eben nicht alles nach Din neunhundertachtundfuffzig sein muss.
Gilt aber für alle Branchen. Zertifizierungen machen in gewissem Rahmen ja Sinn, weil man so nachweisen kann, dass man gewisse Dinge in einer immer wiederkehrenden Art und Weise tut, und das auch belegbar ist.
Aber die Menge an Papierkram die dabei und dadurch erzeugt wird... uff... Man muss auch nicht alles und jeden zertifizieren bis zum zerbrechen.
PlayingTheAngel:
--- Zitat von: Jack_N am 15 Dezember 2022, 23:43:52 ---Siehe die Niederlande, wo man für ca. die Hälfte der deutschen Baukosten sehr ähnliche Gebäude hingestellt bekommt, weil eben nicht alles nach Din neunhundertachtundfuffzig sein muss.
Gilt aber für alle Branchen. Zertifizierungen machen in gewissem Rahmen ja Sinn, weil man so nachweisen kann, dass man gewisse Dinge in einer immer wiederkehrenden Art und Weise tut, und das auch belegbar ist.
Aber die Menge an Papierkram die dabei und dadurch erzeugt wird... uff... Man muss auch nicht alles und jeden zertifizieren bis zum zerbrechen.
--- Ende Zitat ---
Genau! Die Niederlande habe vor...2? Jahren radikal im Baurecht aufgeräumt und vereinfacht. Dort habe ich auch schon spannende Projekte gesehen, z.B. eine Siedlung für Tinyhouses. Deutschland ist da wirklich eine Katastrophe! Ein befreundeter Architekt erzähle mir letztes Jahr bei der KLP dass sich die Zahl der Bauvorschriften in den letzten Jahren verdreifacht hat! Die Folge: Ein riesiger bürokratischem Aufwand, Unsicherheit bei Bauprojekten, hohen Kosten und für jeden Scheiß erforderliche "Fachkräfte". Und viele Stempel die von vielen Leuten für viel Geld gesetzt werden. Muss ja alles seine Richtigkeit haben!
Die Message an den Bürger lautet mal wieder: Nicht selber machen! Du kannst das nicht, der Fachbetrieb muss ran! Stom? Tödlich! Wasser? Um Himmels willen, bei Schääden haftet keiner! Selber fliesen? Sie ahnen nicht was da alles zu beachten ist...
Das Ergebnis sind triste, unpersönliche Einheitsblocks ohne Schönheit, Charakter, Charm. Ist ja auch klar, jedes Extra kostet extra. Schön steht Effizient oft diametral entgegen. Und Menschen, die immer mehr den Bezug zur "greifbaren" Welt verlieren.
Naja, wie du siehst verliere ich mich auch...in dem Thema. Habe Jahrelang das Haus hier von unten bis oben kernsaniert. Ohne Fachbetriebe. Das war eine krasse, schöne, kraftzehrende, kraftgebende, steinige, sandige, flauschige, ernüchternde wie berauschende Erfahrung. Würde ich jedem mit Lust am selber machen raten. Baut nicht neu, holt euch was Altes mit Charm, macht es selber. Schaut Youtube! Da wird gezeigt wie man ein Dachfenster einbaut ;) Und das Wichtigeste überhaupt, die Nachbarn! Ein guter Draht zu den Nachbarn erspart so manches Bauantragsformular ;) Einfach machen, Augenmaß nicht verlieren ;) Baum pflanzen, noch nen Baum pflanzen, nicht fällen! (Jeder Baum ist ein Heiligtum!) Insektenwiese wagen, ausprobieren...vor dem Haus! Plötzlich fangen die Nachbarn auch an...es entwickelt sich was...und so weiter und so fort...
Herrjeh, diese Abschweifungen...wo ist der Bau-Thread *kicher* Ist halt mein großes Thema der letzten Jahre...
Achja... Jack... klar! Normung ist auch ein Segen. Gewisse Bauvorschriften auch. 2,50m Abstand zum Nachbarn. Ähnliche Gebäude in einer Gegend, gewisse Dämmvorschriften. Halbwegs effiziente Heizgeräte,... keine Frage. Sonst würde alles wie Kraut und Rüben aussehen, das wäre auch nicht gut.
Jack_N:
Ich sehe schon, was den Kram angeht ticken wir recht ähnlich.
Ich hab hier seit kurzem ne schöne Kappsäge / Tischsäge (umklappbar) stehen, ne alte ELU. War ziemlich verrostet, lief nur noch an, wenn man dem Sägeblatt per Hand den ersten Schwung mitgab *grusel*, also war die bei nem lokalen Holzwurm aussortiert, er wollte die wegwerfen.
Elektronik war nicht sein Ding. Hab schnell gemerkt dass der außer nem Anlaufkondensator nix fehlte (naja, bis auf die elektronische Bremse die leider ab Werk bei dem Modell nicht verbaut ist), und mit ein bisschen Arbeit, Entrostungsbad und Farbe und nem neuen Sägeblatt sah die fix wieder richtig gut aus. Eine neue Zugfeder half der müden Schutzkappe vor dem Sägeblatt wieder selbiges freizumachen.
Warum neu kaufen? Fun Fact. Elu wurde von Black&Decker aufgekauft, die gehören ja zu DeWalt - und die haben diese Säge im Grundsatz unverändert ewig weitergebaut, weswegen man noch heute im Zubehör Anschiebtische für die bekommt.
So, wenn ich sowas als oller Schreibtischtäter und Rechnerfritze hinbekomm, indem ich einfach etwas recherchiere und meinen Arsch bewege, was kann dann jemand bewegen, der tatsächlich primär händisch arbeitet?
Für alles gibts heutzutage gute Lösungen für den Profi, und wenn der Heimwerker diese entdeckt, kann auch dieser damit viel bewirken.
Ich will ja nicht sagen dass es nicht Sinn macht über gewisse Sachen nen Fachmann nochmal n Auge werfen zu lassen. Eine Fußbodenheizung würd ich lieber auf Dichtheit überprüfen bevor ich da nen Belag drüberzimmer - aber selbst da gibts mittlerweile für moderne (niedertemperatur)-Heizgeräte Lösungen, die jedermann mit 2 funktionierenden Gehirnzellen fehlerfrei verlegen kann.
Das Problem ist oft, dass die guten und simplen Lösungen mehr kosten - aber man spart an Fehlschlägen und Zeit.
Siehe bei der IT: Keystone-Einsätze für Patchpanel und Wanddosen. Schön auch dass es Einsätze für alle möglichen Kabelarten gibt, ich kann in einem Paneel also mit gleichartigen Öffnungen Netzwerk, Lautsprecher, Coax-Kabel usw... unterbringen.
Dann erzählste davon ner Firma die Häuser baut und damit wirbt, dass sie auch Netzwerkkabel gleich mit verlegen, und die nur: hääääääh?
Die hätten in nem Bau im Jahr 2021 glatt Cat5 UTP verlegt, wenn man ihnen nix anderes gesagt hätte. Und auch nicht in Leerrohren...
Die Gesetzgebung bei uns hinkt der Realität halt immer hinterher. Beispiel: Klimaanlagen. Es gibt inzwischen sehr viele Split-Geräte mit vorbefüllten Leitungen zu kaufen. Die haben Schnellverbinder, d.h. einfach Reinstecken und *klick* - fertig. Mit automatisch öffnenden bzw. schließenden Ventilen beim An-/Abstöpseln. Gibts in der Pneumatik und Hydraulik seit ungefähr... uff... ich hab jedenfalls solche Quick-Connects für externe Wasserkühlungen für PCs und Server schon vor ca. 20 Jahren verwendet.
Aber: Darfste als Privatmensch mal wieder in D trotzdem nicht anschließen, weil ja klimaschädliches Gas austreten könnte, und das daher nur ne zertifizierte Fachkraft mit Blablaschein machen darf.
Muss dabei auch an Großbritannien denken: Noch vor 30 Jahren wurde dort im Schulunterricht Kindern beigebracht, wie man einen Stromstecker richtig verkabelt. Denn viele Elektrogeräte dort kamen OHNE Stecker auf den Markt, den musste jeder selbst daheim anbringen. In den Steckern ist in GB auch normalerweise ne Sicherung drin - einfach weil es außer einer richtig fetten Hauptsicherung in den frühen Nachkriegsbauten keine weiteren gab und sich das irgendwie so bis in die Neuzeit gehalten hat.
In Deutschland unvorstellbar.
PlayingTheAngel:
Freut mich, dass du so an eine gute professionelle Säge gekommen bist. Habe auch schon Oft Werkzeg, dass beim Fachbetrieb mit nem Defekt rausfliegt, mitgenommen. Das ist oft viel besser als neu gekaufter Billigscheiß. Und man bekommt es sogar oft auf Kleinanzeigen nachgeschmissen. Einmal Blut geleckt, kann man daraus auch nen richtigen Fetisch machen und auch bei Neuanschaffungen im Haushalt erst mal schauen was das Gewerbe da so nimmt. Habe neulich nach nem Staubsauger geschaut und bin in unserer Firma auf "Numatic" gestoßen. Damit saugen die fleißigen Bienchen die Büros. Hab jetzt auch nen Numatic HEPA Sauger und liebe ihn über alles! Der funktioniert bestimmt bis zu meinem Lebensende. Hab vorne Kulleraugen drauf geklebt :)
--- Zitat von: Jack_N am 16 Dezember 2022, 11:26:46 ---Ich will ja nicht sagen dass es nicht Sinn macht über gewisse Sachen nen Fachmann nochmal n Auge werfen zu lassen. Eine Fußbodenheizung würd ich lieber auf Dichtheit überprüfen bevor ich da nen Belag drüberzimmer - aber selbst da gibts mittlerweile für moderne (niedertemperatur)-Heizgeräte Lösungen, die jedermann mit 2 funktionierenden Gehirnzellen fehlerfrei verlegen kann.
Das Problem ist oft, dass die guten und simplen Lösungen mehr kosten - aber man spart an Fehlschlägen und Zeit.
Siehe bei der IT: Keystone-Einsätze für Patchpanel und Wanddosen. Schön auch dass es Einsätze für alle möglichen Kabelarten gibt, ich kann in einem Paneel also mit gleichartigen Öffnungen Netzwerk, Lautsprecher, Coax-Kabel usw... unterbringen.
--- Ende Zitat ---
Klar, an der richtigen Stelle hilft der Fachmann. Viele haben vor Elektro Respekt, oder vor Dacharbeiten. Oder Sanitär. Der Fachbetrieb macht es ja oft auch wesentlich "professioneller" als Frickel-Joe. Es ist halt eine Frage der Prioritäten und des Anspruchs. Und der eigenen Strategie. Und die unterscheidet sich extrem von Mensch zu Mensch. Ich habe schon oft festgestellt, dass die Strategie des Einen beim Anderen nicht unbedingt funktionieren muss! Das sehe ich auch im Geschäftsleben. Nur weil ein Geschäftsmodell bei Jemanden erfolgreich ist, kann es meist nicht "einfach mal" kopiert werden. Die Person selbst, bei der's läuft, ist das Geschäftsmodell! Die Unterschiede sind oft nur Nuancen... mit riesiger Auswirkung!
Hah, Fußbodenheizung! Da kenne ich nen Trick. Einfach den Rücklauf eines Heizkörpers mit ein paar Schlangen Fußbodenheizungs-Rohr in den Estrich schmeißen. Ich hab im EG sogar einfach gebogenes Kopferrohr (WICU) mit Klebeband umwickelt im Estrich versenkt. Das ist nicht so toll, Beton korrodiert Kupfer. Bisher hält's aber, und der Badezimmer-Boden ist immer schön warm. Der Trick geht natürlich nur, wenn der Vorlauf generell nicht zu hoch ist (<50°C oder so). Den Handtuchheizkörper gab's im Metallschrottcontainer des Bauhofs for free. Der war doch noch guuuuuut!
Die Keystones sind wirklich ein Segen! Etwas aufwändig und fummelig...48 Stück will ich nicht zwingend auflegen müssen...aber sehr elegant! Auch, um im Feld einfach mal ne Dose an ein LAN-Kabel Ende zu klemmen, dass der Elektriker irgendwo aus der Wand hängen hat lassen. Der Kunde freut sich dann, wenn ich ihm nen schönen Accesspoint da dran anstecke und sein WLAN wieder etwas weiter reicht. Keystone ruleZ!
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