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Ist Streaming bald am Ende?

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banquo:

--- Zitat von: BaerndME am 21 Februar 2022, 15:28:03 ---Wie interessant diese Missverständnisse und Betrachtungen einer Thematik aus verschiedenen Winkeln sind.


--- Zitat von: RaoulDuke am 18 Februar 2022, 12:15:17 ---...
Warum geben sich so viele Leute so viel Mühe, Mobs zu verhindern? Hier mal eine Auswahl historischer Mobs, und was dabei herauskam:

- die Hexenverbrennungen[,...] Der Sturm auf die Bastille[,...] Die Reichskristallnacht
...

--- Ende Zitat ---

Vielleicht könnte man sagen, dass diese Dinge tatsächlich auf Empörungsmobs fußen, aber...
...die Empörungsmobs, um die es hier geht, heißen #metoo, #blacklivesmatter und jetzt neuerdings auch #neilyoung. Die großen Mobs, denen es um die political correctness geht.
So habe ich deine Worte dazu verstanden, darauf habe ich mich bezogen.

Wenn ich "Reichskristallnacht" und "Hexenverbrennung" lese, rieche ich Angst.
Ich finde es interessant, insbesondere von dir, las ich doch einige Seiten vorher von dir die genau richtige Frage zum Thema:


--- Zitat von: RaoulDuke am 08 Februar 2022, 13:17:21 ---...ist das die Situation? Bist Du Dir da sicher?

--- Ende Zitat ---

Von Neil Young, Diskussionen um Spotify, Metoo, Blacklivesmatter, Nestlés Problemen, Negerkuss- und Zigeunersoßenumbenennung, Fußball-WM in Katar und vielen, vielen anderen zu einer Diktatur oder Meinungseinschränkung, gerne auch Meinungsdiktatur, ist es noch sehr, sehr weit. Und im Moment finden wir hier Mobs, die existieren, weil der Gerechtigkeitssinn, ja im Prinzip der Fairnesssinn vieler Menschen, diese dazu treibt, gegen Ungerechtigkeiten wie Unterdrückung, Rassismus, Umweltverschmutzung, Schaden an der Menschheit und vielem mehr verbal auf die Barrikaden zu gehen.
Und dagegen gibt es ein Mittel, was meist recht gut funktioniert: Sei nicht scheiße.

EDIT n+1: Wichtig, lieber Raoul: In diesen meinen Zeilen steckt keine Kritik oder Wertung. Dass ich den Verlauf dieser Diskussion "interessant" finde, ist genau der Punkt und ohne Sarkasmus ect. so gemeint.

--- Ende Zitat ---

Du hast jetzt übrigens gerade sowohl das N-Wort als auch das Z-Wort ausgeschrieben. *anmerk

https://blogs.taz.de/hausblog/ueberblick-der-eklat-um-das-n-wort/

BaerndME:

--- Zitat von: banquo am 22 Februar 2022, 20:59:26 ---Du hast jetzt übrigens gerade sowohl das N-Wort als auch das Z-Wort ausgeschrieben. *anmerk

https://blogs.taz.de/hausblog/ueberblick-der-eklat-um-das-n-wort/

--- Ende Zitat ---

"Negerküsse" sind zu Recht in "Schaumköpfe", "Zigeunersoße" in "Paprikasauce Ungarische Art" umbenannt worden.
Auch, wenn ich es zutiefst bedauere, wenn eine Sprache an Umfang verliert, so ist es doch ein wichtiger Punkt, dass ich mich nicht so weit in eine Minderheit hinein versetzen kann, um bewerten zu können, ob etwas verletzend ist, oder nicht. Das müssen die Minderheiten selbst machen, das haben sie bei den Punkten hier getan, und der aufgebrachte Mob hat sie nach erfolgter Bewertung bei der Abschaffung der Worte unterstützt. Das ist doch der Fakt, oder nicht...?

banquo:
Womit wir wieder bei dem Thema von oben sind: du sagst, es reicht aus "nicht Scheiße zu sein", verwendest aber - inzwischen schon zum zweiten Mal! - die ausgeschriebene Form von diesen zwei Wörtern. Hast du die Stellungnahme von der Sharon Otoo nicht gelesen, die ich verlinkt habe?

"Das N-Wort ist traumatisierend, ruft grausame Erinnerungen und gewaltvolle Bilder hervor. Es wurde damals benutzt, um die Versklavung von Millionen von Afrikaner_innen zu legitimieren. "

und:

"Sprache ist lediglich ein Mittel zum Zweck. Wenn ich für eine gendergerechte und rassismusfreie Sprache plädiere, dann, weil ich andere – und mich selber – für die eigenen Privilegien zu sensibilisieren versuche. Auch mittels Sprache kann ich mich solidarisch zeigen und es kostet mich wenig. Die möglichen ästhetischen Kosten (dieses Binnen-I sieht so hässlich aus!) erscheinen mir als das kleinere Übel gegenüber den Zumutungen, denen marginalisierte Menschen sonst täglich ausgesetzt sind. Sie haben keine Wahl."

banquo:
(um das mal aufzulösen hier:)

Du hast jetzt hier schon mehrfach rassistische Worte reproduziert, auch nachdem ich dich darauf hingewiesen habe, dass es Leute gibt, denen es sehr wichtig ist, dass diese Wörter nicht ausgesprochen bzw ausgeschrieben werden. In diesem Sinne erfüllst du somit selber nicht mal diesen (d)einen Teil von "nicht Scheiße sein" - die richtige Antwort wäre nämlich gewesen "es tut mir leid, das war verkehrt, etc, etc.", und auch das reicht selbstverständlich nie aus, wenn der von dir so bejubelte moralische Mob etwas an deinen Worten auszusetzen hat. Weil nämlich niemand gut genug ist, und weil es niemals ausreichend ist, weil nämlich immer noch einer kommt, der noch mehr Moral hat, und der noch mehr rechtschaffende Empörung performt.

Jack_N:
Sorry Banquo, aber wie soll man denn erklären, welche Worte jetzt durch andere Worte aus diversen Gründen ersetzt wurden, wenn man die ursprünglichen Worte nicht mehr benennen darf?
Das ist imho ein wenig verquer, das wäre so als ob man Geschichte unterrichten will, aber das Wissen über die Vergangenheit nicht direkt erzählen darf, da es ja traumatisierende Ereignisse enthalten kann, die gewisse Minderheiten betreffen und verstören.
Ja, genau darum muss den Leuten eben klar sein was warum scheisse ist - das geht aber nur, wenn man auch weiss WAS eben WARUM scheisse ist. Da ist es mit Umschreibungen nicht getan.
Siehe die USA, wo gerade in den Schulen Bücher wie "das Tagebuch der Anne Frank" und "Maus" verboten werden, weil sie möglicherweise für die Kinder verstörend oder aufwühlend sein könnten.

Unsere Geschichte, respektive die Geschichte der Menschheit ansich, IST in vielerlei Hinsicht verstörend, beängstigend und voller absurder und wahnwitziger Epochen. Gerade daher ist es aber meiner Meinung nach wichtig, diese zu kennen - um eben aus ihnen zu lernen.

Und um auf Dein Beispiel zurückzukommen: Es war immer schon so dass es Leuten, die nicht einer bestimmten Minderheitsgruppierung angehören schwer fällt, nachzuvollziehen, warum sich diese Gruppe durch gewisse Worte und/oder Verhaltensweisen gekränkt, beleidigt oder angegriffen fühlt. Das  kann man beliebig weit fortführen, und nicht an Religion oder Herkunft festmachen.
Auch Süd-Hamburgern geht es verdammt auf die Eier, wenn sie von den Leuten nördlich der Elbe ständig mit abfälligem Tonfall als Bayern beschimpft werden, obwohl sie teilweise in Stadtteilen wohnen, die eine längere Verbindung zu Hamburg als Ganzes haben als die der nord-elbischen Hamburger. Das ist dieselbe Problematik wie das Ossi-Wessi-Gedöns, was auch jetzt, über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, immer noch nicht verschwunden ist.
Noch schwieriger wird es dann, sobald Minderheiten die Worte, die gegen sie gerichtet werden, selbst verwenden um sich damit zu bezeichnen (das N-Wort in den USA z.B., was die entsprechenden Menschen benutzen um Leute, die optisch zu ihnen passen, anzusprechen - aber eben nur untereinander, wenn sie von jemand außerhalb ihrer Gruppierung so genannt werden reagieren sie aggressiv). Das verwirrt viele Leute umso mehr, das Ziel, das Wort damit zu entwerten, ist insofern schief gegangen, als dass es in den Ohren vieler verharmlost wurde, frei nach dem Motto "die nennen sich ja selbst so".

Gewohnheiten verschwinden nicht von heute auf morgen, sie sterben mit den Generationen langsam aus. Das betrifft all diese Beispiele und noch mehr.

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