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Autor Thema: Ist Streaming bald am Ende?  (Gelesen 9075 mal)

RaoulDuke

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #15 am: 08 Februar 2022, 12:29:08 »

... und die Auseinandersetzung geht weiter!

Der Hollywood Reporter berichtet von der Entscheidung des Spotify-Gründers, Joe Rogan auf der Plattform zu lassen und druckt eine Mail des Gründers und CEOs Daniel Ek an die Mitarbeiter zu diesem Thema in voller Länge ab. In dieser Mail positioniert sich Ek gegen "canceling voices" und versucht die Wokeness-Advokaten damit zu beruhigen, dass Spotify USD 100 Mio. an marginalisierte Gruppen spenden will - genauso viel, wie in die Joe Rogan Show investiert wurde. Nun, das ist sein Geld bzw. das der Aktionäre, und wenn es Frieden kaufen kann, ist das vielleicht ein guter Deal. Ich werde allerdings im Auge behalten müssen, ob das nun bedeutet, dass Künstler bestimmter Gruppierungen (in Hollywoord gilt bspw. BIPOC als Standard) nun mehr für ihre Musik erhalten sollen als andere. Künster nach Hautfarbe zu bezahlen wäre gegen meine Prinzipien, aber eine Spende ist ja hoffentlich etwas anderes.

Auch Neil Young bezieht Position, indem er Spotify-Mitarbeiter auffordert, ihren ob zu kündigen, weil ihr CEO das Problem sei und nicht Joe Rogan.

Diese Soap Opera hat alles, was mir an diesen woken Schlachten um politische Korrektheit nicht gefällt. Absolute Kompromisslosigkeit, das Erzeugen von Aufmerksamkeit durch Anfachen von Empörungswellen (manche nennen es "outrage marketing"), der Wunsch nach persönlicher Zerstörung des Gegenübers, und ein absehbares schlimmes Ende. Und das aufgrund von vorgeschobenen Fake-Motiven, wie man sehen wird.

Ich wünschte manchmal, ich hätte mit meinen ersten Einschätzungen zu solchen Themen weniger oft recht, aber auch wenn es sehr emotionale Ereignisse sind für viele, folgen sie inhaltlich einer klaren Logik und sind aus meiner Sicht nur zu einem sehr kleinen Teil weltanschauliche Auseinandersetzungen. Am Ende geht es klar um ökonomische Interessen, und die Mobilisierung von Empörungsmobs ist nur ein Mittel zu deren Erreichung. Und weil ich daran so fest glaube, hier noch eine kleine Prognose der Gewinner und Verlierer!

Top-Gewinner: Joe Rogan. Mehr Marketing für lau geht nicht, und wenn er nicht einknickt, erhöht er seine Reichweite enorm, und bei seinen Fans seine Glaubwürdigkeit. Ob das mal ein Präsidentschaftskandidat der Republikaner wird?

Top-Verlierer: Daniel Ek / Spotify. In der Situation kann man nur versuchen, so wenig wie möglich zu verlieren, gewinnen ist nicht mehr drin. Spotify hat mehr als USD 2 Milliarden an Marktwert verloren und nun USD 100 Mio an Aufwand durch Spenden zu verkraften. Mit etwas Pech explodiert der Laden und wird irrelevant.

Zweitplatzierter Gewinner: Neil Young. Vor kurzem wusste kaum einer mehr, wer das ist, aber nun kann er seine Musik einer neuen Generation von Aktivisten verkaufen. Er bringt zudem die Authentizität mit, die so viele neue Stars gern hätten. Ich glaube, das gefällt auch dem Erwerber von 50% seines Song-Katalogs, dem "Hipgnosis Song Fund". Durch die neue Relevanz dürfte sich die Investition im Wert deutlich gesteigert haben. Das freut die Aktionäre des an der LSE notierten Fonds (ISIN GG00BFYT9H72, Kursverlauf hier), und auch die Investoren des Blackstone Tactical Opportunities Funds, die am 12. Oktober 2021 Hipgnosis Kapital für den Ausbau des Geschäftsmodells zur Verfügung gestellt haben. Irgenwo muss die Rendite ja herkommen - ob die Berater der Blackstone-Transaktion mit Hipgnosis, namentlich Goldman Sachs Group, Deloitte sowie die Anwälte Kirkland & Ellis LLP an sowas gedacht haben? Naja, Mr. Young, coole Idee eigentlich: Mehr Rendite durch antikapitalistische Hippie-Wokeness, geht es besser? ;) *

Zweitplatzierter Verlierer: Alle konservativen Podcasts / Künstler. Ich nannte in meinem ersten Post bereits Namen - und just wurde die Werbung für das Dennis Prager-Insitut in der Reichweite auf Spotify eingeschränkt. Wenn man Joe Rogan nicht kriegt, dann ist eben die zweite Reihe dran.

Gewinner auf ganz, ganz lange Sicht: Politische Korrektheit. Empörungsmobs sind eine mächtige Waffe für den, der sie zu instrumentalisieren weiß. Ich bin gespannt, was oder wer als nächstes zerrissen wird. Man hat sich vor kurzem an Quentin Tarantino versucht, ist aber bisher abgeprallt. Es bleibt spannend.

Verlierer auf ganz, ganz lange Sicht: Wir alle. Kunst, Kultur, Dialog und alles andere werden sich künftig immer mehr so aufstellen müssen, dass sie Empörungswellen keine Angriffsfläche bieten. Daher wird es mehr Mainstream geben, mehr Varianten des gleichen geben, aber weniger Wildes, Grenzwertiges, Spannendes und Neues. Keine Angriffsfläche = Verflachung. Wie Quentin Tarantino in einem Interview mit Bill Maher auf HBO sagte: "There has become a thing that's gone on, especially in this last year, where ideology is more important than art. Ideology trumps art. Ideology trumps individual effort. Ideology trumps good. Ideology trumps entertaining."

* Disclaimer: Informationen sind aus öffentlich zugänglichen Quellen recherchiert. Dazu zählen Bloomberg, CNBC, penews, u.a.
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BaerndME

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #16 am: 08 Februar 2022, 13:08:18 »

Verlierer auf ganz, ganz lange Sicht: Wir alle. Kunst, Kultur, Dialog und alles andere werden sich künftig immer mehr so aufstellen müssen, dass sie Empörungswellen keine Angriffsfläche bieten. Daher wird es mehr Mainstream geben, mehr Varianten des gleichen geben, aber weniger Wildes, Grenzwertiges, Spannendes und Neues. Keine Angriffsfläche = Verflachung. Wie Quentin Tarantino in einem Interview mit Bill Maher auf HBO sagte: "There has become a thing that's gone on, especially in this last year, where ideology is more important than art. Ideology trumps art. Ideology trumps individual effort. Ideology trumps good. Ideology trumps entertaining."

Wenn wir heute schon so weit sind, dass wir Podcasts ganz ernsthaft unter "Kunst" einordnen, und zwar so sehr, dass wir die gesamte Kunst bedroht sehen, nur weil ein Podcast einem Cancelculture-Angriff ausgesetzt ist, dann hat die Kunst ohnehin verloren.

Den Transport rechtsradikalen und lebensgefährlichen Gedankenguts müssen wir als Gesellschaft auch weiterhin im Visier behalten und achtsam sein, denn niemand möchte ein zweites '33 und noch mehr Coronatote, als wir eh schon haben. Das ist richtig und wichtig und auch die Kunst darf davon nicht ausgenommen werden.
Niemand lässt sich einfallen, die Onkelz, Rammstein, Hanzel und Gretyl oder Laibach (die alle nicht vergleichbar sind) zu zensieren, und das hat auch gute Gründe, hier zeigt sich meines Erachtens nach sehr gut, was Kunstfreiheit bedeutet und wo sie zum tragen kommen sollte.
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RaoulDuke

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #17 am: 08 Februar 2022, 13:17:21 »

Den Transport rechtsradikalen und lebensgefährlichen Gedankenguts müssen wir als Gesellschaft auch weiterhin im Visier behalten und achtsam sein, denn niemand möchte ein zweites '33 und noch mehr Coronatote, als wir eh schon haben.

Naja, wenn es um Leben und Tod geht, und um Rechtsradikalismus, und das alles notwendig ist, um Hitlers unmittelbar bevorstehende Machtergreifung zu verhindern, dann kann natürlich kein Preis zu hoch sein, um einen Weltkrieg und den Holocaust abzuwenden. Aber ist das die Situation? Bist Du Dir da sicher?

Könnten nicht auch die anderen genannten Argumente eine Rolle spielen?

Und wenn nein - warum eigentlich nicht?
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BaerndME

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #18 am: 08 Februar 2022, 13:39:05 »

Naja, wenn es um Leben und Tod geht, und um Rechtsradikalismus, und das alles notwendig ist, um Hitlers unmittelbar bevorstehende Machtergreifung zu verhindern, dann kann natürlich kein Preis zu hoch sein, um einen Weltkrieg und den Holocaust abzuwenden. Aber ist das die Situation? Bist Du Dir da sicher?

Könnten nicht auch die anderen genannten Argumente eine Rolle spielen?

Und wenn nein - warum eigentlich nicht?

2 Unterschiedliche Dinge.
1. Den Link hatte ich schon mehrfach gepostet, daher lasse ich es, aber in dem Moment, wo Menschen andere Menschen davon überzeugen, dass das Virus nicht existent und/oder Impfung und bzw. medizinische Hilfe im Krankenhaus schädlich seien, kostet das Menschenleben. Punkt.
2. Wir erleben in den letzten 10 oder 15 Jahren ein sehr amtliches Erstarken einer etwas "subtileren" Rechten, die sich selbst als "bürgerlich" bezeichnet. Noch geht es nicht darum, die Juden endgültig zu vernichten, man begnügt sich damit, an der Grenze scharf auf Flüchtlinge schießen zu wollen. Das ist nicht die Situation, in der wir einen 2 Hitler verhindern müssen, sondern es ist die Situation, in der die Alarmglocken anspringen und ein großes "wehret den Anfängen" im Raum stehen sollte.
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RaoulDuke

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #19 am: 08 Februar 2022, 13:47:27 »

Wie gesagt, ich kenne den Joe Rogan Podcast nicht, und wenn dort von Hitler geschwärmt wird, das Beschießen von Menschen propagiert oder pausenlos einseitig Verschwörungstheorien zu Corona verbreitet werden, dann ist das wohl kein guter Podcast.

Aber ich verstehe den Zusammenhang mit der "subtileren Rechten" nicht. Fällt meine Analyse der handfesten ökonomischen Interessen aus Deiner Sicht unter solche Denkmuster? Die Aussagen zur Wokeness? Die Tarantino-Aussagen?

Ist Spotify aus Deiner Sicht rechts, wenn es nicht tut, was Neil Young will?

Ich verstehe es wirklich nicht. Vielleicht scheitere ich schon daran, dass ich irgendwie nicht mehr weiß, was rechts ist.

Aber ich meine das durchaus ernst: Ich nehme gern Informationen entgegen. Bei mir geht nur der Alarmsensor an - wenn der Eindruck aufkommt, meine Analysen und Gedanken hier seien rechts, muss ich etwas tun.
« Letzte Änderung: 08 Februar 2022, 14:23:56 von RaoulDuke »
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RaoulDuke

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #20 am: 08 Februar 2022, 16:06:12 »

Nochmal klargestellt:

"wenn der Eindruck aufkommt, meine Analysen und Gedanken hier seien rechts, muss ich etwas tun."

Ich habe schon auf Facebook mal gesagt, dass ich mich linken Zirkeln nicht zugehörig fühle, und diese zeig(t)en auch deutliche und klare Abstoßungsreaktionen.

Alle waren und sind "gegen Rechts". Dabei wurde aber bei Facebook kein Unterschied gemacht, ob man sich gegen Rechtsextremisten, Hitlerfans und Gewaltfans aufstellt oder ob man Dogmen hinterfragt, kein Faible für Empörungsmobs hat und nicht bei jedem Modethema an vorderster Front mitmarschieren will.

Ich stelle mir gerade ernsthaft die Frage, ob meine Zeit und meine Beiträge hier überhaupt richtig aufgehoben sind. Ob im Autothread, in der Corona-Diskussion, die ja eskalierte, und irgendwie hier: Es geht in fast allen Threads am Ende um Hitler, und die Verhinderung seiner Wiederholung. Ich finde das deutlich zuviel der Ehre für diese Figur. Sie hat Deutschland, Europa und die Welt in unfassbares Unglück gestürzt, muss sie Referenz für alles sein? Kann sie überhaupt?

Ich schrieb das schon an anderer Stelle: Ich verliere die Lust, an Diskussionen teilzunehmen, wenn alles immer im persönlichen Konflikt und im Zorn endet, und im Zweifel mit dem impliziten oder expliziten Nazivorwurf.

Ich war nie ein Nazi und werde nie einer sein, entsage aber auch allen anderen kollektivistischen Strukturen, und dazu gehören auch woke Empörungsmobs oder Facebook-Gruppendruck-Aktivisten. Jetzt stelle ich mir aber die Frage, ob ich dann überhaupt hier richtig bin, wenn ich nicht vorbehaltslos alles inhaltlich teile, was der Zeitgeist gerade vorgibt. Ich denke nun einmal lieber selbst.

Ist das, um die angekündigte Konkretisierung vorzunehmen, zu rechts für unsere Gemeinschaft hier?

Ich spiele mit dem Gedanken, aus den Debatten hier grundsätzlich auszusteigen und mich auf die Rolle als Admin zurückzuziehen.
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banquo

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #21 am: 08 Februar 2022, 16:12:34 »

Disclaimer: ich hab mit Herrn Rogan nichts am Hut, weil ich weder den Nerv noch die Zeit habe, mir dreistündige Interviews anzuhören, insbesondere wenn die meisten Themen amerikanische Innenpolitik betreffen. Und das ist auch ein guter weiterer Punkt: das ist eine zutiefst amerikanische Diskussion, deren Kontexte und deren Ergebnisse für uns hier in Deutschland eigentlich völlig belanglos sein sollten - sind sie natürlich nicht, weil alle Beklopptheiten mit kurzer Verzögerung auch zu uns rüberschwappen.

Unabhängig davon: mittlerweile hat ein der demokratischen Partei nahestehender Super-PAC, also eine Lobbygruppe, die von der Partei finanziert wird, in mühevoller Kleinarbeit einen Zusammenschnitt von Joe Rogan-Zitaten aus den letzten zehn Jahren (!) gefertigt, in denen er das böse Wort (tm) verwendet bzw. zitiert, auf abfällige Weise über Minderheiten redet, und allgemein wie ein rassistischer Dummkopf aussieht. Das muss einiges an Arbeit und Zeit gekostet haben, und die Veröffentlichung ist so perfekt getimed, dass man wohl davon ausgehen muss, dass es sich um eine geplante Kampagne handelt. Möglicherweise hat sich Neil Young tatsächlich über die Schwurbler-Gäste in dem Podcast geärgert - die Leute, die da jetzt diese Fässer aufmachen, den geht es ziemlich deutlich nicht (mehr / mehr nur) um Corona.

(kleine Verschwörungstheorie am Rande: Joe Rogan hat sich im letzten Wahlkampf für Bernie Sanders ausgesprochen und hatte Tulsi Gabbard in seiner Sendung zu Gast - die waren beide Präsidentskandidaten der Demokraten, haben aber beim innerparteilichen Machtkampf leider den Kürzeren gezogen. Man kann mal davon ausgehen, dass die etablierten Kreise innerhalb der Partei die fast noch mehr bekämpfen als ihre eigentlichen politischen Gegner von den Republikanern, und umgekehrt ist da auch wenig Freundschaft zwischen den Bernie-Bros und den Kamala Harris-Leuten... Aber das ist natürlich nur Spekulation.)
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nightnurse

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #22 am: 08 Februar 2022, 17:11:56 »

Zitat von: Raoul Duke
Ich war nie ein Nazi und werde nie einer sein, entsage aber auch allen anderen kollektivistischen Strukturen, und dazu gehören auch woke Empörungsmobs oder Facebook-Gruppendruck-Aktivisten. Jetzt stelle ich mir aber die Frage, ob ich dann überhaupt hier richtig bin, wenn ich nicht vorbehaltslos alles inhaltlich teile, was der Zeitgeist gerade vorgibt. Ich denke nun einmal lieber selbst.

*schulterzuck* mir ist bezüglich meiner eher links angesiedelten Haltung auch egal, was der Zeitgeist grade vorgibt. Ich lass mir nicht von rückwärtsgewandten Empörismusmeuten und Facebook-Gruppendruck-Aktivisten vorgeben, wie ich was zu finden habe.

"Selber denken" ist eine der meist missbrauchten Floskeln der Neuzeit. Restlos jeder nimmt für sich in Anspruch, es zu tun und unglaublich viele benutzen die Behauptung, sie dächten selber, um zu insinuieren, Menschen anderer Meinungen täten das nicht.

Selberdenken kann, ich sagte es wohl schon mehrfach, zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Baernd hat eigentlich schon das meiste gesagt, was ich zu sagen hätte.
Ich bin (durch Selberdenken™) zu der Ansicht gekommen, daß ich gewisse Dinge nicht hinnehmbar finde. Lebensgefährliche Falschinformationen, Aufforderung zu Gewalttaten oder auch "nur" Geschichtsrevisionismus oder die Aufweitung der Grenzen des Sagbaren per Brecheisen. Weil alle diese Dinge am Ende unsere Gesellschaft auf eine Weise zu verändern drohen (andere würden sagen "versprechen"), die mir zutiefst missfällt.
Das muss natürlich nicht immer bei Hitler enden, aber wir haben in ihm ein hervorragendes Extrembeispiel, wo das alles™ enden kann.

Wenn Spotify sich als Plattform für alles und jeden in Deinem Sinne weiterbetätigt und so tut, als seien sie überpolitisch - dann sind sie aus meiner Sicht nicht "rechts", sondern ein Unternehmen, das aus Wurstigkeit Einnahmen generiert.
Wer das mitmachen will, bitte.
Aber wenn jemand das nicht mitmachen will, wie Herr Young, dann darf er sich da ja rausziehen. Und gerne auch publikumswirksam, warum nicht? Wenn das dann zu der von Dir befürchteten Kettenreaktion führt, nunja, der Markt regelt das? Kann ja jeder Künstler seine Güter anbieten bzw der Endkunde sie erwerben, wo er möchte. Oder nicht.
(Dumm ist halt, daß das in beide Richtungen funktioniert. Hätt ja auch Joe Rogan sagen können, mit jemandem wie Neil Young will er nicht auf einer Plattform sein, er oder ich, Spotify! Aber naja, er hätte dürfen, aus meiner Sicht.)
Im Extremfall führt das dann zu politisch sortenreinen Unterhaltungsplattformen. Joa. Wäre für jemanden wie Raoul sehr unschön und unkomfortabel. Anderen erfüllt es womöglich ein Bedürfnis.

Wie eingangs gesagt, sehe ich das, was da passiert, jetzt weder als neu noch als bedrohlich an.


Wie Banquo grade anführt, hat das Geschehen eventuell auch Aspekte, die dem europäischen Beobachter zunächst verborgen bleiben. Die Welt ist kompliziert.



Zitat von: Raoul Duke
Ist das, um die angekündigte Konkretisierung vorzunehmen, zu rechts für unsere Gemeinschaft hier?

Ich spiele mit dem Gedanken, aus den Debatten hier grundsätzlich auszusteigen und mich auf die Rolle als Admin zurückzuziehen.

Nun lass doch mal die Kirche im Dorf? Ich gucke nicht in den E-Mobilitätsthread, aber außerhalb davon geht es meinem Empfinden nach in Debatten mit Dir ziemlich gesittet zu. Aber musst Du wissen, wie Dir das gefällt.


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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #23 am: 08 Februar 2022, 17:40:36 »

Wollt grad sagen Raoul, da kannst Dich entspannt zurücklehnen. FYI, ich wurde auch schon als rechtes Arschloch beschimpft, weil ich nicht jedes Posting, was ich irgendwo verfasse, sofort auf political correctness überprüfe.
Z.B. kannst halt darüber berichten was Dir zugestoßen ist, aber sobald Du die Person beschreibst, die dafür verantwortlich ist, und diese nicht "ne typische Kartoffel" ist, hagelt es sofort Rassismusvorwürfe. Beschwert man sich dann darüber bekommt man direkt alles von Hufeisentheorie, "du merkst gar nicht wie rechts Du bist" usw... gesammelt an den Kopf geknallt.

Und ja, für den Effekt ist es recht egal woher die Person kam - das stimmt. Könnt mans also weglassen? Ja. Denkt man immer daran? Meiner Meinung nach nein - vielleicht muss man das aber heutzutage.

Könnte noch etliche weitere Beispiele aufzählen, aber dann heisst das auch nur wieder, dass ich ein verfechter von Zucht und Ordnung wäre, und aus der Zeit gefallen und... ach komm, bleib mir weg mit dem Scheiss.

Ich BIN ein Verfechter von Höflichkeit, guten Manieren, und einem generell gepflegten Umgang miteinander. Diszipliniertes Diskutieren ohne laut zu werden, zwischendrin auch mal innehalten und nachfragen, Punkte überdenken.
In der Öffentlichkeit: Nicht einfach über rote Ampeln laufen (könnt n Kind zusehen, dem man ein schlechtes Vorbild wäre), an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten (größtenteils wenigstens), und wenn man in ein fremdes Land reist VORHER gucken mit welcher Sprache man dort am Besten langkommt und wie die Gesetze und Regeln und auch Gepflogenheiten dort sind.
Kurz gesagt: Einfach kein Arschloch sein, das ist irgendwie mein Ziel. Klappt nicht immer, leider. Weiss ich. Aber ich versuchs trotzdem weiter.
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RaoulDuke

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« Antwort #24 am: 08 Februar 2022, 18:07:14 »

Nun lass doch mal die Kirche im Dorf? Ich gucke nicht in den E-Mobilitätsthread, aber außerhalb davon geht es meinem Empfinden nach in Debatten mit Dir ziemlich gesittet zu. Aber musst Du wissen, wie Dir das gefällt.

Ach nurse, Du hast ja recht. Ich glaube, ich war vorhin einfach mies drauf, und am Ende bin ich ja auch nur ein Mensch. Also, obwohl ich natürlich übernatürlich schön, klug und so bin. Naja quatsch, meine Kraft war einfach alle.

Wenn mir nach 10 Jahren auffallen würde, dass mich alles hier nervt, hätte ich ja eine ziemlich lange Leitung, und das beisst sich mit dem übernatürlich klug sein natürlich.

Wollt grad sagen Raoul, da kannst Dich entspannt zurücklehnen. FYI, ich wurde auch schon als rechtes Arschloch beschimpft, weil ich nicht jedes Posting, was ich irgendwo verfasse, sofort auf political correctness überprüfe.

Das hat hier nicht einmal wer. Sturm im Wasserglas, also eigentlich in Raouls Kopf.

Ich sollte einfach mal laufen gehen, das hilft bestimmt. Ich hatte heute einfach eine Überdosis Scheissthemen (und nicht einmal hier). Ein bisschen Bildschirmpause wird helfen.
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RaoulDuke

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Antw:Ist Streaming bald am Ende?
« Antwort #25 am: 09 Februar 2022, 09:59:53 »

Joe Rogan hat sich im letzten Wahlkampf für Bernie Sanders ausgesprochen und hatte Tulsi Gabbard in seiner Sendung zu Gast - die waren beide Präsidentskandidaten der Demokraten, haben aber beim innerparteilichen Machtkampf leider den Kürzeren gezogen.

Hm, nachdem sich mein Gemüt wieder beruhigt hat (vermutlich hatte eine arbeitsbedingt extrem geringe Menge Schlaf ihren Anteil an meiner Stimmung), finde ich ist das die spannendste Info des Threads.

Ein glühender, ultrarechtsradikaler Hitler-Verehrer, der scharf auf Menschen schießen will und Tausende absichtlich durch Corona-Fehlinformationen in den Tod treiben, vermutlich lachend mit Zigarre und Maschinengewehr vor der US-Flagge posierend und "white supremacy forever" schreiend, hat die Wahl von Bernie Sanders empfohlen?

Da passt etwas nicht zusammen. Vermutlich ist mein hier in der Diskussion entstandenes Bild von Joe Rogan irgendwie unrichtig. Wie gesagt, ich kenne den Typen nicht, anscheinend ist er hier aber bei allen wohlbekannt. Diese Informationslücke werde ich schließen und mir einfach mal eine Folge anhören. Er hat Quentin Tarantino in der Show gehabt. Vielleicht ist das ein guter Start.

--- edit:

Und noch ein Nachschlag:

Ich bin gerade in einem Schnarch-Meeting, nur als Zuhörer und mit Kamera aus, und das Thema lässt mich nicht los. Weniger wegen der Figur Joe Rogan, sondern weil es langsam zum Krimi wird und ich wissen möchte, wie gut ich mit meinen Prognosen lag. Denn was auch kommt, Joe Rogan wird mir vermutlich egal bleiben, aber ob meine Eingangsthesen zum Tragen kommen oder nicht, das will ich einfach wisssen. Will, nicht möchte. ;)

Ich schrieb, dass wir zwei Bonbonschachteln bekommen werden. Es ist noch nicht klar, ob Mr. Rogan von Spotify-Plattform gekickt wird, aber die Konkurrenz kommt schon: Der Youtube-Konkurrent Rumble bietet Joe Rogan das gleiche Geld wie Spotify (USD 100 Mio.!), wenn er rüberwechselt. Rumble, an der NASDAQ notiert unter unter der ISIN US12521J1034 (Kursverlauf hier, wegen eines SPAC-Deals heissen die noch CF Acquisition Corp. VI), nutzt die Chance, sich als Konkurrent zu positionieren. Natürlich wird die Plattform sofort rechtsradikal genannt, was auch sonst? Das ging schließlich allen Plattformen so, die sich gegen die Silicon Valley-basierten Titelverteidiger aufgestellt haben...

Warum Podcasts schauen, wenn die Realität so spannend ist? ;)
« Letzte Änderung: 09 Februar 2022, 10:30:16 von RaoulDuke »
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BaerndME

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« Antwort #26 am: 16 Februar 2022, 16:54:21 »

Ein glühender, ultrarechtsradikaler Hitler-Verehrer, der scharf auf Menschen schießen will und Tausende absichtlich durch Corona-Fehlinformationen in den Tod treiben, vermutlich lachend mit Zigarre und Maschinengewehr vor der US-Flagge posierend und "white supremacy forever" schreiend, hat die Wahl von Bernie Sanders empfohlen?

Ich bitte um Entschuldigung für die lange Wartezeit, was meine Antwort betrifft (ich sehe mich hier in gewissem Maße adressiert). Situationen passieren. Sie kennen das.

Weiter oben habe ich schon versucht, herauszustellen, dass Coronaleugner und Rechte schon 2 verschiedene Dinge sind, auch, wenn sie gerne Hand in Hand marschieren dieser Tage. Aber den Kontext habe ich nicht klar gemacht, deswegen wirfst du es noch zusammen.
Nein, ich möchte nicht sagen, dass Joe Rogan ein Rechter oder Rechtsradikaler ist.
Es ging mir um etwas Anderes.

Die neue Rechte ist der gesellschaftliche Gegenspieler der "Political Correctness".

Du hast eine Analyse zu Gewinnern und Verlierern der Spotify-Affäre aufgeschrieben, die ich sehr treffend fand, bis zu einem gewissen Punkt.

Gewinner auf ganz, ganz lange Sicht: Politische Korrektheit. Empörungsmobs sind eine mächtige Waffe für den, der sie zu instrumentalisieren weiß. Ich bin gespannt, was oder wer als nächstes zerrissen wird. Man hat sich vor kurzem an Quentin Tarantino versucht, ist aber bisher abgeprallt. Es bleibt spannend.

Verlierer auf ganz, ganz lange Sicht: Wir alle.

Natürlich garantiert niemand, dass die Empörungsmobs der politischen Korrektheit immer fair sind, und niemand schließt eine Instrumentalisierung aus, nein, wie denn auch? Aber meistens haben diese Mobs einen lobenswerten Grund oder Anlass, sich zu bilden, und sind das Ergebnis einer gesellschaftlichen Dynamik.
Es gibt eine ganz einfache Möglichkeit, ihnen zu entgehen: Sei einfach nicht scheiße.

Bist du es doch, und der Mob kommt dich heimsuchen, dann bist du sehr, sehr oft in einen Fettnapf getreten, der der neuen Rechten irgendwie in die Hände spielt. Du hast dich sexistisch, rassistisch oder irgendwie anders verachtend, verletzend oder gesellschaftsschädigend geäußert.

Was ich sagen möchte: In einer Welt, in der nicht nur jeder seine Meinung frei sagen darf, sondern auch die Möglichkeit hat, diese mit einem Minimum an Aufwand Millionen von Menschen mitzuteilen, brauchen wir ein Korrektiv, das von der Masse getragen wird. Und auch, wenn diese Mobs nicht wirklich "schön" sind (Ich hab bei diesem Hass immer einen dicken Kloß im Hals): Sie sind manchmal der letzte Gegenspieler, nicht nur zu Coronaleugnern, der coronaleugnenden neuen Rechten, sondern auch der neuen Rechten, die an der Grenze auf Menschen schießen lassen will, sich aber in ein bürgerliches Gewand zu kleiden sucht.

Das ist der Grund für meine pseudo-Godwinisierung hier im Thread (pseudo, weil ich nicht vergleichen, sondern nur referenzieren will).
_________________________

Was deine persönlichen politischen Standpunkte betrifft: Zum Einen ist es so, dass du in einer Art und Weise diskutierst, die mir persönlich Spaß (und den einen oder anderen Aufschluß und "Klick") bringt und dass ich lieber mit jemandem aus einem "anderen politischen Lager" diskutiere als mit so manchem Linken, der meint, ich sei zu links oder nicht links genug oder whatever, also alles cool, zum Anderen ist es so, dass ich dich nicht in der rechten Ecke einsortieren würde, sondern in der liberalen, eventuell sogar liberal-radikalen.

Wir haben hier ein Kategorisierungsproblem. Rechts und Links kann zum Einen bedeuten, dass man entweder Juden vergasen und Syrer erschießen möchte oder dass man ein Mensch ist, der das mit allen Mitteln verhindern und durchsetzen möchte, dass alle Menschen als gleichwertig angesehen werden. Zum Anderen gibt es aber noch die politisch konservative (rechts), die sozalistisch-kommunistische (linke) und die freiheitliche und neoliberale Ecke, die eigentlich ein Dreieck bilden und mit der ersten Dimension gar nicht viel zu tun haben.

In erster Kategorie sehe ich dich gar nicht positioniert, da du dich dazu in der Regel nicht äußerst, in zweiterer auf der liberalen Ecke.
Damit kannst du leben, oder?
« Letzte Änderung: 16 Februar 2022, 16:59:31 von BaerndME »
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Eisbär

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« Antwort #27 am: 16 Februar 2022, 22:55:21 »

Wir haben hier ein Kategorisierungsproblem. Rechts und Links kann zum Einen bedeuten, dass man entweder Juden vergasen und Syrer erschießen möchte oder dass man ein Mensch ist, der das mit allen Mitteln verhindern und durchsetzen möchte, dass alle Menschen als gleichwertig angesehen werden. Zum Anderen gibt es aber noch die politisch konservative (rechts), die sozalistisch-kommunistische (linke) und die freiheitliche und neoliberale Ecke, die eigentlich ein Dreieck bilden und mit der ersten Dimension gar nicht viel zu tun haben.
Ich sehe da gar nicht so sehr ein Dreieck, mehr einen Punkt in einem Koordinatensystem.
Es gibt doch dieses schöne Koordinatensystem, in dem auf der einen Achse von politisch ganz links bis ganz rechts eingeordnet wird und auf der anderen Achse wird von progressiv bis reaktionär eingeordnet.
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« Antwort #28 am: 17 Februar 2022, 10:31:48 »

Ich glaub die meisten Charaktere hier sind zu vielschichtig, als dass man sie in irgendwelche "Schubladen" einordnen könnte. Was ja auch gut so ist, aber natürlich für einfach denkende Außenstehende ein Problem darstellt. "Der findet Hitler und Verfolgung andersdenkender scheisse, aber er hält was auf Ordnung, findet die Ideen wie Urlaub für alle und Kindergeld aus der Nazi-Zeit gut, und mag den Schnitt der (nicht-von-Hugo-Boss-stammenden!!!) Ledermäntel von damals - ist das jetzt ein Nazi?" Oder "Der sagt er wäre links, aber will eine zwangsweise Umverteilung von Gütern von Reich nach Arm und eine Gleichmachung unter Zwang und kontrolliert vom Staat - das ist doch nicht links sondern autokratisch? Links wäre doch freiheitsliebend, ohne Restriktionen?"

Wo man halt ein wenig Acht drauf geben kann ist, mit welchen Personen man assoziiert wird, und welche Meinungen dieser Personen man (unreflektiert) widerspiegelt. Wenn man da mit etwas z.B. nur zum Teil übereinstimmt, dann sollte man das auch kennzeichnen, um Missverständnisse zu vermeiden. So a la "bis zu dem Punkt gehe ich mit der Argumentation mit, danach bin ich anderer Meinung".
Tut man das halt nicht, und lässt Aussagen unkommentiert im Raum stehen, dann wird das oft nicht so aufgefasst als ob man die eben nur unkommentiert lässt, sondern so, als ob man sich diese Aussagen zu eigen macht und sie unterstützt.

Daher find ich es auch gut, dass es hier eine Kultur des "Agree to disagree" gibt, das man halt auch mit unterschiedlichen Meinungen auseinandergehen kann ohne sich immer die Köpfe einzuhauen (nur manchmal, und auch nur ein bisschen :D ).
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« Antwort #29 am: 17 Februar 2022, 11:53:54 »

Ich glaub die meisten Charaktere hier sind zu vielschichtig, als dass man sie in irgendwelche "Schubladen" einordnen könnte.
...

Genau genommen ist das immer so. Siehe die von mir beschriebene Auseinandersetzung mit gewissen anderen Linken bzw. der Linken untereinander. Dass du 2 Menschen hast, die politisch so sehr auf einer Wellenlänge sind, dass sie quasi jedes Argument des anderen unterschreiben könnten, halte ich für eine absolute Seltenheit.

Dennoch sind Schubladen gut und menschlich. Wir sind so. Wenn der Tiger kommt, dann geht es rauf auf den Baum, und es wird nicht erst gefragt, ob der Tiger vielleicht satt ist, kein Menschenfleisch mag, Angst vor Menschen hat, Pazifist ist oder was weiß ich. Er kommt in die Schublade "gefährlich". Fertig aus. So denken und handeln wir und das hat auch einen Sinn.
Weniger urmenschlich gesehen denke ich, es ist nicht immer möglich, sich mit jedem Individuum en detail auseinanderzusetzen, dafür reicht die menschliche Kapazität nicht aus. Und: Wenn ich ein generelles Interesse bei einem anderen Menschen an meiner Person wecken oder einen Ausschluss erzielen möchte, ist es oft einfach auch gut, ein paar Schubladen anzuführen. Und wenn ich beispielsweise sage, dass ich eine "alte Zecke", gothic-kompatibler Metaller, Computernerd, Hobbymusiker und Motorradfahrer bin, dann sagt das keine Details über mich aus, aber mein Gegenüber kann mich erstmal ein- bzw. aussortieren.

Deshalb finde ich Schubladen gut. Nicht für den finalen, aber für den initialen Umgang miteinander.
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