Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Mobilitätswandel - weg vom Sprit!  (Gelesen 38464 mal)

Black Ronin

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #75 am: 27 September 2021, 14:39:41 »

Na, der Beitrag von Dir war jetzt aber enorm sinnbefreit lieber Ronin.

Geht an sämtlicher Diskussion vorbei, und sogar Eisbär würde wohl zustimmen wenn ich sage, dass das Rad weder ausreichende Ladekapazität hat, noch zum Pendeln zur Arbeit taugt (bei 55km Strecke one-way) :D

Davon ab ist doch grad das an einem Forum das Schöne: Gedankenaustausch ohne dass es einen Sinn oder Grund haben muss warum man das tut.
Zerdenkst Du in Deinem Alltag auch alle Dinge so und tust nur das, was gerade sinnvoll ist? Das wäre ja geradezu... langweilig. ^^
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Jack_N

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #76 am: 27 September 2021, 15:30:59 »

Ja, äh... ja genau :D Ach, Du bist doof *pieks* :D
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RaoulDuke

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #77 am: 28 September 2021, 09:48:36 »

Welches Auto-Startup hat aus Eurer Sicht die besten Produkte und die besten Zukunfts-Aussichten?

Ich schaue mich gerade um bei Canoo, Faraday Future, Lucid Motors und Polestar.

Ich glaube, so viel Bewegung wie jetzt war vielleicht noch nie im Automobilsektor, und wenn ich eine Prognose abgeben dürfte: Die arg gebeutelten Zulieferer werden sich deutlich erholen, und Tesla bekommt ernsthaft Konkurrenz...
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Jack_N

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #78 am: 28 September 2021, 10:14:50 »

Lucid hat jetzt erstmal mit der Reichweite geliefert - ist aber mit ihrem Erstling auch im Hochpreissegment angesiedelt (alle interessanten Varianten über 100.000$). Polestar ist im oberen Mittelklasse-Segment unterwegs, der P2 spricht glaub ich aber optimal die Leute an, die von einem "normalen" Auto auf ein E-Auto umsteigen, und mit der "besonderen" Steuerung bei Tesla (z.B. Gangschaltung über Wischen am Display beim neuen Model S, Steuerung von Systemfunktionen wie Wischintervall nur über touchscreen oder miserable Spracherkennung) nix anfangen können.
Canoo hat wieder ne andere Nische mit dem Minibus - da bin ich wirklich gespannt.
Faradays FF 91 soll dann wieder ab 150.000$ losgehen.

So doof das klingt, niemand von denen macht erstmal Tesla Konkurrenz mit dem Model 3 und Y als Massenmodelle.
Polestar hat meiner Meinung nach dank dem Backing von Geely und deren Know-How aus dem chinesischen E-Markt am ehesten Chancen auf eine elektrisierende Zukunft. Der Rest bringt aber tolle Ideen mit, und treibt Innovationen, was wiederum Tesla irgendwann alt aussehen lässt. Schon jetzt kontern sie nur noch mit Gimmicks (mehr Geschwindigkeit, Knight-Rider-Lenkrad) anstatt ernsthaft die Fahrzeuge voranzubringen.
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RaoulDuke

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #79 am: 28 September 2021, 10:31:25 »

Vielen Dank für die Einschätzungen, ich bin da irgendwie nicht tief genug drin.

Vielleicht bin ich da irgendwie nicht fantasievoll genug, aber ich glaube, die Gewinner der elektrischen Revolution werden die etablierten Hersteller. Ford, Volkswagen, Stellantis. Wenn sie ihre Probleme abgeschüttelt haben (die ich eigentlich gar nicht so ganz verstehe), auch die Renault-Gruppe.

Die wissen, wie man Autos baut, und sie werden Teslas Marktanteile wegfuttern... Versteht mich nicht falsch, man kann Teslas Beitrag zur Revolution in der Autoindustrie gar nicht hoch genug einschätzen, aber ich glaube, der Job ist getan, und jetzt wird es schwer. Apropos schwer: Ob ein Cybertruck mein geschildertes Nutzungsprofil abdeckt? Mal nachschauen, ob und wann die kommen. Und was sie dann letztendlich kosten werden. Dem Ding könnte man aber gut einen endzeitlichen Mad Max-Look verpassen, mrhrhr. *irre guck*
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Jack_N

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #80 am: 28 September 2021, 11:26:17 »

Sowas wie der Cybertruck sind Marketing-Gags. Damit der Markenname im Gespräch bleibt. Tesla macht halt viele Dinge anders als die anderen Hersteller, und für einige der "alten" Autobauer ist der Zug tatsächlich abgefahren. Ohne große herstellerübergreifende Zusammenarbeit schaffen die nix mehr was von der Norm abweicht und Emotionen erregt, siehe Z4/Toyota Supra, siehe Subaru BRZ/Toyota GT86, da kannst schon zum Chrysler 300 zurückgehen der untendrunter ne alte E-Klasse war (aus der Daimler-Chrysler-Zeit), der Chrysler Crossfire war ja auch ein SLK unterm Blech.
Und bei den Brot-und-Butter-Autos konkurrieren sie und unterbieten sich mit Rabattschlachten, beflügelt durch das veraltete Händlermodell.

Als Kontrast: Tesla gibt - mit wenigen Ausnahmen für Vorführer - keine Rabatte. Keine. Du zahlst was Du online siehst, Nachverhandlungen ausgeschlossen. Der Wagen wir nur über nen Stützpunkt ausgeliefert, der gesamte Kauf läuft online ab. Kann man drüber meckern, oder man meckert über die geschönten Listenpreise der anderen Hersteller, die für Firmen u.A. bis zu 30% und mehr Rabatt geben (auch für Firmenangehörige, ask me how I know...).

Tesla hat die Fahrzeuge von Beginn an für Akkupacks optimiert, und das merkt man am Innenraum und Fahrverhalten. Da sind keine Getriebetunnel oder Abgassystem-Aussparungen, die keiner mehr braucht von alternativen Modellen. Die Karosserie des Model Y wird aus extrem wenig Teilen hergestellt, dank der größten Pressen die es bisher im Automobilbau gibt. Das spart enorm Kosten, weil es einfachere Teile und weniger Montagezeit ermöglicht.
Im Bereich Software, die bei einem E-Auto das A und O ist trauen sie sich sehr viel, und die over-the-air-updates gibts so bei keinem anderen Hersteller. Bei VW und Porsche müssen die Fahrzeuge für größere Updates immernoch in die Werkstätten, die so unnötigerweise AW generieren.

Tesla muss halt nicht den Ballast eines auf Verbrenner ausgerichteten Servicenetzes mit sich rumschleppen, und die damit verbundenen Kosten für Teilehaltung etc... Ich gehe davon aus, dass auch andere Hersteller nach dem Umstieg auf E-Auto-Produktion schnellstmöglich sich von den Teilen im Lager für Verbrenner trennen werden und auch keine nachproduzieren / das dann Drittfirmen überlassen, sobald die 10 Jahre Gebrauchsmusterschutz ausgelaufen sind.
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BaerndME

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #81 am: 28 September 2021, 13:29:53 »

Welches Auto-Startup hat aus Eurer Sicht die besten Produkte und die besten Zukunfts-Aussichten?

Ich schaue mich gerade um bei Canoo, Faraday Future, Lucid Motors und Polestar.

Ich würde mich da _ungefähr_ Jacks Einschätzung anschließen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und möchte Veränderungen nur, wenn sie sanft und angenehm sind. Das haben wir in der Vergangenheit bei vielen neuen Produkten oder Produktkategorien gesehen. Und genau da, denke ich, punktet Polestar, wenn ich das richtig sehe. Bei dem, was du für dein Geld bekommst, denke ich, dass da das Paket das Beste ist für die Menschen, die vom Verbrenner kommen.

Ich bin derzeit noch am meisten überzeugt vom Sono Sion, aus mehreren Gründen. Zum einen entlädt er nicht, wenn er lange steht, sondern bekommt noch ein paar Kilometer drauf, dank der Solarzellen, zum Anderen gefällt mir das nachhaltige Konzept des "reparier' doch einfach selbst" und zum Dritten sieht man dem Auto an, dass Praxiswert alles ist. Man hat hier schon beim Design keinen futuristischen Scheiß gemacht, sondern einen schlichten und CW-Wert-optimiert-aussehenden Kasten hingesetzt, der aber den Eindruck macht, als sei er eben DER Partner für den Alltag.
Gerade gelesen: Erst 2023, und zwar laut jetziger Planung! Das ist ein Abturner. Da kann man ja noch nicht mal damit rechnen, dass es überhaupt tatsächlich funktioniert.

@Raoul, zum Thema der alteingesessenen Hersteller, die "wissen, wie man Autos baut": Ich glaube, das ist denen jetzt im Weg. Zudem hast du dort Strukturen, 1000 Menschen, die auch was zu sagen haben wollen, den Brei versauen, angestaubte alte weiße Männer in Führungs- und Subführungsetagen, betagte Ingenieure ohne Aufbruchstimmung u.s.w.. Nimm mal VW: Wie kommt man eigentlich darauf, nach einer Produktpalette, die nach Wetterphänomenen und Ballsportarten, oder beidem, benannt war, seine Autos sperrig "ID.CROZZ" oder "T-ROC" zu nennen? WTF? Da stümpert ja schon die Marketingabteilung. Dann diese komischen Hybride, die ein komplettes Benzinequipment PLUS Akku und Elektromotoren mit sich rum schleppen.
Wenn du mich fragst: unsere deutschen Autobauer versauen es gerade, und ich freue mich über Tesla in Grünheide, Sono in München und viele andere, die bald eine große Auswahl an frei gewordenen Arbeitskräften im Ingenieur- und Autobaubereich haben werden...
Der Markt wird das regeln, denn hier haben wir ein Gebiet, wo der Markt regeln KANN, und daher wird er auch.
...so lange keine hornochisge Bundesregierung kommt und eine Rettungsaktion a la Opel vor ein paar Jahren startet.
« Letzte Änderung: 28 September 2021, 13:38:00 von BaerndME »
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RaoulDuke

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #82 am: 28 September 2021, 16:41:09 »

@Raoul, zum Thema der alteingesessenen Hersteller, die "wissen, wie man Autos baut": Ich glaube, das ist denen jetzt im Weg. Zudem hast du dort Strukturen, 1000 Menschen, die auch was zu sagen haben wollen, den Brei versauen, angestaubte alte weiße Männer in Führungs- und Subführungsetagen, betagte Ingenieure ohne Aufbruchstimmung u.s.w..

Meine Güte, ich schreibe hier ja wieder richtig viel im Forum. Das habe ich seit Jahren nicht mehr so gemacht. Ist aber nett. :)

Wenn ich das richtig durchdrungen habe, lebt die Automobilindustrie von Skaleneffekten. Man hat sehr teure Maschinen, eine sehr aufwendige Entwicklung von Produkten, braucht zahlreiche Mitarbeiter und hat damit recht hohe Fixkosten. Die variablen Kosten pro Auto sind aber nicht so hoch. Es ist extrem schwer, darüber exakte Zahlen zu finden. Wenn jemand mal Zeit hat, könnte man ja mal aus einer Analyse von Jahresabschlüssen eines Anbieters mit stark schwankenden Verkaufszahlen eine Schätzung errechnen. Ich hätte total Lust dazu, mal sehen wann ich die Zeit finde. Für diesen Umstand spricht, dass viele Hersteller auf Gleichteilestrategien wie modulare Bauweisen setzen, um möglichst viel zu standardisieren. Damit hohe Stückzahlen zu so deutlich niedrigeren Kosten pro Stück führen können, dass man seine Strategie danach ausrichtet, muss der Anteil der variablen Kosten ja auch klein sein.

In dieser Ausgangslage ist besonders profitabel, wer viele Autos produzieren kann. Hier kommt der Umstand ins Spiel, dass viele traditionelle Hersteller teils große unausgelastete Kapazitäten haben. Stehen gute Fahrzeug-Konstruktionen und genug Teile zur Verfügung, kann man die Produktion dann schnell sehr stark steigern, im Gegensatz zu den neuen Startups, die zwar interessante entwickelte Produkte, aber nicht genug Kapazitäten haben können, ein Massensegment zu bedienen. Die Startups müssen daher hohe Preise aufrufen, da sie derzeit nur niedrige Stückzahlen erreichen können und vorerst auf den hohen Kosten sitzen.

Um es mal konkret zu machen:

Renault gibt für sein Werk Douai als Jahresproduktion 2020 an:

PRODUCTION 2020

    Scénic IV: 35,700 units
    Nouvel Espace: 4,841 units
    Talisman: 8,516 units

... das sind 49.057 Fahrzeuge.

In einer "facts and figures"-Veröffentlichung von Renault aus dem Jahre 2018 wird auf S. 24 gezeigt, welche Werke wieviele Einheiten produziert haben, und dort wird für Douai 2017 eine Zahl von insgesamt 156.943 angegeben (ich habe die Fahrzeugzahlen verschiedener Typen addiert, wie oben). Wenn das Werk 2017 voll ausgelastet war (und das war es mit Sicherheit nicht), dann lief das Werk 2020 mit etwa 31% Kapazität.

Das schreit ja förmlich danach, dass man sehr schnell sehr viel mehr produzieren kann, und dann massive Skaleneffekte produzieren. OK, Fiat baut derzeit ausser dem Spider keine spannenden Autos, und wer kauft denn jetzt einen fetten Jeep (die Marke, nicht den Autotyp) mit einem traditionellen Achtzylinder. Aber wenn die Produktion umgestellt ist auf zukunftsfähige Modelle, kann man bei Stellantis, denen die beiden Marken gehören, rasend schnell die Produktion steigern. Von Marketing bis Qualitätsmanagement: Es ist alles schon da.

Klar sind die neuen Startups höher bewertet und kommen daher schneller und günstiger an Kapital. Aber wenn das Management von "old auto" nicht weiterhin darauf besteht, dass die Leute schon weiter große Turbodiesel kaufen werden, wird sich die Lücke schnell schließen. Für ein Aufholrennen sind die alten Konzerne gut gerüstet - sie verkaufen seit vielen Jahren deutlich weniger, als sie könnten. Kein Wunder, dass die ganz plötzlich total auf Elektro abfahren. Und auch kein Wunder, dass sie sich lange dagegen gesträubt haben.

Das könnte man jetzt auch auf Motorradhersteller übertragen und ein paar Prognosen abgeben, aber das hebe ich mir mal für später auf. :D
« Letzte Änderung: 28 September 2021, 16:47:33 von RaoulDuke »
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Jack_N

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #83 am: 28 September 2021, 17:08:40 »

Das Problem was Du in Deiner Betrachtung außer Acht lässt ist nur, dass Du dafür Fahrzeuge entwickeln musst, die wiederum auf bestehenden Plattformen und Bauteilen aufbauen.
Das verhindert Innovationen. Aus solchen Gründen haben wir dann eben E-Fahrzeuge, die unnütze Verbrenner-Eigenheiten im Innenraum haben, unförmige Akkupacks, die sich an vorhandene Bodengruppen mehr oder minder gut anpassen usw...
Und: für ein Elektroauto benötigst Du anders geschulte Mitarbeiter, das fängt schon in der Montage an, geht über die Erprobung, Qualitätssicherung usw...

Klar, einige Sachen bleiben gleich. Fahrwerk, Lichtanlage, Lack - sogar Tesla nutzt ja ein normales 12V-Bordsystem für all das.
Aber schon bei Sachen wie Kabelbäumen und co geht es weiter. Wo VW für jede Variante die der Kunde bestellt optimierte Kabelbäume ohne Extras im Regal hat weil sich so ein paar Cent sparen lassen, da verlegt Tesla einfach eine Norm. Andere Hersteller bieten eben weniger Konfigurationsmöglichkeiten an, bei den Asiaten gibts bei einigen Fahrzeugen 2 unterschiedliche Pakete - und Ende.
Sparen und skalieren kann man auf vielfältige Art und Weise, ich denke aber nicht, dass gerade die deutschen Hersteller da die sinnvollsten Wege beschritten haben.

Sono finde ich in der Hinsicht spannend, eben auch wegen der Wartbarkeit, die halt für ein kleineres Startup ohne eigenes Händlernetz ein Vorteil über die Hintertür der Nachhaltigkeit und Kostenersparnis für den Käufer ist.
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« Antwort #84 am: 28 September 2021, 22:29:55 »

Und grad frisch vorgestellt: Der Cupra Urban Rebel - https://www.cupraofficial.de/spirit/garage/vision/cupra-urban-rebel.html

Für die Produktionsversion sind weniger Leistung und ne schlechtere Beschleunigung (irgendwas bei 6sec auf 100) geplant, aber auch ein Preis von 25.000€ bei 400km Reichweite.
Das macht die Karre leider geil, sieht zudem endlich mal elektro-futuristisch aus. Ja, gebt uns endlich die Karren, auf die wir seit den Sci-Fi-Serien der 80er warten! :D
Ich find den großartig :) Hoffentlich wirds kein Murks weil er auf dem Baukasten des iD.3 basiert.
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RaoulDuke

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« Antwort #85 am: 29 September 2021, 10:45:15 »

Das Problem was Du in Deiner Betrachtung außer Acht lässt ist nur, dass Du dafür Fahrzeuge entwickeln musst, die wiederum auf bestehenden Plattformen und Bauteilen aufbauen.

Ich gebe es zu: Abgesehen von dem, was ich aus einigen Aufträgen für Automobilzulieferer Mitte der 2000er einnere, weiss ich nicht viel über Automobilbau. Keine Ahnung, wieviele Teile in so ein Ding reingehen, wieviel davon der Automobilhersteller selbst herstellt und überhaupt wie das alles technisch funktioniert. Das war nur mein (arg) simplifizierter Versuch, zwischen Startups und Großkonzernen abzuwägen...

Das macht die Karre leider geil, sieht zudem endlich mal elektro-futuristisch aus. Ja, gebt uns endlich die Karren, auf die wir seit den Sci-Fi-Serien der 80er warten! :D
Ich find den großartig :)

Coole Schleuder!

Bitte nicht den Motor schrumpfen - 3.2 Sekunden von 0 auf 100 sind zwar für ein Auto völlig Gaga, aber manchmal macht lustiger Unfug ja gerade den Reiz des Lebens aus! :D

Kann ich jetzt bitte noch das Motorrad aus Akira haben? ;)
« Letzte Änderung: 29 September 2021, 10:54:49 von RaoulDuke »
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Jack_N

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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #86 am: 29 September 2021, 12:51:08 »

Das mit dem selbst herstellen ist unterschiedlich. Was die Automobilbauer aber selbst fertigen ist die Plattform, an die alles andere drangespaxt wird, sowie die Karosserieteile die man außen sieht (außer es ist ne Kleinserie, die dann z.B. an spezialisierte Firmen abgegeben wird). Der Rest - naja, ein Zoda hat das Klimabedienteil eines Rover 45, der McLaren F1 hatte die Außenspiegel vom VW Corrado... man spart wo man kann. Auf sehr vielen Innenraumteilen bei VAG finden sich daher auch gleich die Audi/VW/Seat/Skoda-Logos zusammen. Teils ist Audi absichtlich abwesend, damit dasselbe Teil unter anderer Nummer dort teurer verkauft werden kann. Selbes Spiel mit Porsche.
Für gewisse Fahrzeugteile gibts weltweit dann auch nur 4-5 Zulieferer, dazu zählen auch Sachen wie Dämmaterialien für den Innenraum und sowas.

Der einzige Hersteller, der quasi alles selbst in-house fertigt oder speziell für sich anfertigen lässt, ist Koenigsegg. Jetzt sogar die Haltebolzen für den Motor, die individuell aus Titan gefertigt werden und in ihrer Form sowohl gewicht- als auch stärkeoptimiert wurden (für den Jesko). Und die Carbon-Hohlspeichen-Felgen werden von Hand vor Ort gebaut, pro Stück irgendwas um die 60.000€.

Insofern hat der Canoo mit dem "Skateboard" da als einziger E-Hersteller eine richtig flexible Plattform im Angebot, Tesla ist mit Model 3 und Y aber auch auf dem Weg (das Model 3 bekommt die Verbesserungen der Bodengruppe des Model Y auch nach und nach spendiert).
BMW wollte mein ich mit dem i3 auch in die Richtung, das war aber damals noch ein Fehlstart.
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Antw:Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
« Antwort #87 am: 29 September 2021, 14:52:12 »

Das Problem was Du in Deiner Betrachtung außer Acht lässt ist nur, dass Du dafür Fahrzeuge entwickeln musst, die wiederum auf bestehenden Plattformen und Bauteilen aufbauen.
Das verhindert Innovationen. Aus solchen Gründen haben wir dann eben E-Fahrzeuge, die unnütze Verbrenner-Eigenheiten im Innenraum haben, unförmige Akkupacks, die sich an vorhandene Bodengruppen mehr oder minder gut anpassen usw...

@Raoul: In etwa in die Richtung ging mein Gedanke.
Elektromobilität zu entwickeln bedeutet, das Thema Automobilherstellung komplett neu zu denken.
Ein weißes Blatt zu nehmen, alles (minimalistisch) aufzuzeichnen, was man braucht, und dies dann in ein Konzept zu gießen.

Jetzt ist die Frage: Kannst du ein komplett neuartiges Konzept in Fabriken mit alter Produktionstechnik herstellen? Wenn ja, gibt es den Vorteil, den du meinst. Wenn nein, könnte das passieren, was Jack sagt, und dann hätten die Newcomer am Ende einen Qualitätsvorteil.

Ich hab mich neulich mal gefragt, warum man bei einem modernen Auto immer noch Bremsflüssigkeit braucht. Die muss gewechselt werden, Schläuche sind sollbruchstellen und so weiter.
Kabel, Strom und ein elektrischer Bremssattel würden es auch tun, den Austausch und die Reparatur leichter machen, zudem könnte man sich am Bremspedal jede Menge Zeuch sparen. Sensor, Steuergerät (centbetrag!), fertig. Brake-by-wire.
Schnalle ich nicht.

Anderes Beispiel: Die ganzen Armaturen. Das hat Tesla erkannt: man braucht es nicht. 2 LCD-Panels (billig!), embedded System dahinter, fertig. Software entwickelt man ein mal (und pflegt sie dann) für alle.

Nächstes Beispiel: Karosseriebau. Warum haben wir immer noch überall rostende Metalle? Kunststoff nehmen, fertig. Ein Trabbi-Kotflügel hat nicht gerostet... meinen Mazda bekomme ich wegen der Scheiße noch nicht mal ins Youngtimer-Alter. Und es wird immer noch so gemacht.

Und so weiter.
Wir brauchen da einfach viel neuen Wind und Menschen wie Elon Musk, die das Thema "Auto" einfach neu denken.
...und VW braucht die auch, und den Mut zu einer radikalen Verjüngungskur.
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« Antwort #88 am: 29 September 2021, 15:27:32 »

Dazu kann ich Dir eventuell was erzählen.
Zu brake-by-wire: Ist langsamer. Siehe elektrische Handbremsen, um genug Druck aufzubauen brauchst Du hier ein Getriebe, und das zieht die Bremse zwar fest, aber langsam zu.
Wenn Du aber schlagartig Bremsdruck in einer Zehntelsekunde brauchst, dann geht nix über Hydraulik. Eine nicht-komprimierbare Flüssigkeit, die gegenüber den Anlagen sich nicht-korrosiv verhält (darum eben die Bremsflüssigkeit) ist da ne absolut gute Sache.
Du kannst die Ansteuerung eines hydraulischen Bremssystems mit einem Druckspeicher zwar über Gasdruck elektronisch ansteuern, hast dann aber wieder ein komplexes und fehleranfälliges System.
Die jetzige Kombi aus Radsensoren, Drucksensoren und nem ABS/ESP-Block mit wiederum elektrisch getakteten Ventilen ist da ne coole Sache.
Mit einem Druckspeicher kannst Du theoretisch dann tatsächlich das Bremspedal "elektrisieren" und entkoppeln, aber das ist anderweitig problembehaftet. Hatte so ein Hochdruck-3-Kreis-ABS mal in einem älteren Volvo, wenn das einsetzte hattest Du das Gefühl, dass unter dem Fuß grad ein MG42 loslegt.

Zu den Touchscreens: Bah. Ja, ich weiss heute gibts Lenkradheizung und Vorheizung des Fahrgastraums und co. In meinem Lastenheft müssen aber alle wichtigen Bedienelemente (Fahrfunktionen, Wischer, rudimentär Radio) ohne Touchscreen oder Spracheingabe bedienbar sein. Optimalerweise mit Fäustlingen, das macht Inklusivität für körperlich versehrte einfacher.
Touchscreens sind nur zur Kosteneinsparung da. Ansonsten erfüllen sie keinen dringenden Zweck. Für sekundäranwendungen (Navigation) ist da praktisch, aber alle Grundfunktionen, die man öfter ändert, müssen in meiner Welt haptisches Feedback bieten.

Zur Karosserie: Crashvorschriften. Du erreichst mit Stahl eine höhere Festigkeit als mit Kunststoff. Harter Stahl rostet aber. Darum wurden einige Autokarossen ja komplett tauchverzinkt, das erhöht aber wieder das Gewicht. Oder aus Aluminium gebaut, das sorgt aber dafür, dass man Teile nach einem Crash nicht ausdellen kann und der Wagen schneller ein Totalschaden ist (schonmal ne Motorhaube für nen MX5 neu gekauft? AU!).
Kunststoffe, die da rankommen, gibts nicht. Allenfalls halt Kohlefasergewebe in passenden Lagen verarbeitet, was aber nur teil-maschinell machbar ist und sehr teuer. Von den krebserregenden Fasern die bei einem Unfall als Splitter rumfliegen und Retter und Insassen gefährden mal abgesehen.

Teile der Karosserie, z.B. vordere Kotflügel, werden hingegen auch bei BMW und Mercedes schon aus Kunststoff gebaut. Volvo hat das 1986 schon am 480 gemacht, Motorhaube und vordere Kotflügel. Wie sagten wir damals: Wenn ein 480 dort Rost hat - dann ist es kein 480!
Nachteil auch hier: Wenn da jemand reinfährt, dann ists nicht eingedellt, sondern splittert und reisst. Komplettausch des Teils ist notwendig, und heutzutage werden die gern aus Festigkeitsgründen verklebt. Einmal Kotflügel andellen waren früher 50€ fürs Ausdellen, jetzt 2000€ für nen neuen Kotflügel mit Ab-/Anbau.
Alternative: Die Clip-On-Paneele vom ersten Smart.

Nicht alles ist ja schlecht und blöd, was man schon lange macht. Eine neue Lösung ist halt nicht immer besser, nur weil sie anders ist. Das sollte uns aber nicht davon abhalten neue Lösungen zu erfinden.
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« Antwort #89 am: 29 September 2021, 16:19:15 »

Wow, das ist ein technischer Detailgrad, der mich in Staunen versetzt.

Und weil ich gerade dabei bin, neue Autos und neue Autohersteller anzuschauen, muss ich an dieser Stelle vor dem Hintergrund meines geschilderten Nutzungsprofils des alternden Lasttieres einwerfen: Hallo, Rivian! Die gezeigten Fahrzeuge erfüllen oder übererfüllen alle meine Anforderungen, die ich an ein solches Fahrzeug haben könnte. Hier die Probefahrt von Electrek.

Ford hat mit dem neuen F150 auch eine elektrische Variante im Köcher, und scheint was die Produktion solcher Fahrzeuge angeht, auf den Geschmack gekommen zu sein. In Deutschland gibt es bestimmt durch ein langwieriges Zulassungsverfahren Verzögerungen, und durch die Einfuhrumsatzsteuer beim aktuellen USD-Kurs etwa den gleichen Preis (als Betrag) in Euro wie in Dollar, aber da muss sich der Hersteller des ID.4 wirklich warm anziehen.
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