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Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
BaerndME:
--- Zitat von: Jack_N am 11 Januar 2022, 18:21:37 ---Ford ... F150
--- Ende Zitat ---
Du weckst gerade Begehrlichkeiten in mir.
Neuer Traumwagen?
Ford traue ich übrigens mehr zu als VW.
Und ich hoffe, der sehr kleine japanische Autohersteller namens Mazda kommt hinterher. Die waren ja oft partiell ein bisschen traditioneller drauf...
Jack_N:
Mazda traue ich zu, dass sie mit irgendeiner cleveren Idee um die Ecke kommen. Als alle Downsizing betrieben und Turbomotoren gebaut haben um die Abgaswerte zu schaffen, hat Mazda die Skyactiv-Motoren mit größerem Hubraum gebaut - die genauso sparsam bzw. wenn sie kalt waren noch sparsamer waren. Mit 2 Litern Hubraum, verglichen mit den aufgeladenen 1.2ern, die VW dagegensetzte.
Kein Turbo heisst aber weniger Teile und weniger Steuergedöns, was kaputt gehen kann.
Zuletzt war bei Mazda ein Wankel als Range Extender für ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug angedacht. RX9 scheint noch nicht vom Tisch, genauso könnte aber der nächste MX-5 elektrifiziert werden.
Ich bin gespannt :)
Und überlege derzeit ob es Wert ist meinen Lieblingsauto aus deutscher Produktion wegzugeben, um mir dafür einen japanischen Kleinstwagen zu importieren, der nichtmal halb so schnell fährt, und dank Einzelzulassung bis er hier auf der Straße ist sackteuer wird.
Aber ein Autozam AZ-1 ist einfach ein verdammt sexy Teil für jemanden der nicht so groß gewachsen ist, also... für mich :D
RaoulDuke:
--- Zitat von: BaerndME am 11 Januar 2022, 18:00:09 ---Aus dem Öffi-Pöbel-Thread:
--- Zitat von: RaoulDuke am 11 Januar 2022, 16:58:33 ---
--- Zitat von: BaerndME am 11 Januar 2022, 14:15:45 ---Tesla in Grünheide braucht dringend Leute, wird Zeit, dass mal ein paar Arbeitskräfte frei werden, die derzeit in angestaubten, nicht-zukunftsfähigen Firmen wie VW oder Opel fest hängen.
--- Ende Zitat ---
Ich halte alte, verstaubte "Legacy-Anbieter" wie VW, den Stellantis-Konzern und vergleichbar aufgestellte für die derzeit mit interessantesten Unternehmen überhaupt [...]
Wofür brauche ich dann eigentlich diese ganze Reiseinfrastruktur, wenn ich mir diesen teils brutalen on-the-road-Lifestyle auch einfach sparen kann? ... ich fahre jeden Tag, den ich im Büro vor Ort bin, mit der Bahn. Und sitze in fast leeren Waggons, die mich vor ein fast leeres Gebäude fahren. Vielleicht einmal in der Woche, wenn es hoch kommt. Ein Kraftfahrzeug verwende ich vielleicht auch an einem Tag der Woche, weil es nicht anders geht oder praktisch ist.
Vielleicht sind Autos bald zu einem großen Teil Freizeit- und Spaßvehikel, und die Bahn dünnt die Verbindungen aus, weil kaum noch einer irgendwo hin will. Was soll ich denn eigentlich auch noch im Büro?
Ich weiss, nicht jeder kann im home office arbeiten. Aber viele können es, und auch wenn es seine eigenen Herausforderungen hat, viele werden dabei bleiben.
--- Ende Zitat ---
Das sind ja jetzt mehrere Punkte.
1. Hatten wir das nicht neulich, dass VW zur Herstellung eines ID.3 ungefähr das 3-fache an Zeit braucht wie Tesla für ein Model 3, oder so ähnlich?
Also Raoul, ich weiß jetzt immer noch nicht genau, was du beruflich machst, aber ich glaube, das war was, was dich wirtschaftliche Themen wie dieses zumindest tangieren lässt, ne? Ich traue dir da schon eine Kompetenz zu, die höher sein mag als meine, die, eines Laien, aber ich verstehe nicht ganz, wie aus dem Punkt, dass ein Unternehmen etwas verpennt, fiese festgewachsene Strukturen und Hierarchien schafft, betrügt (!!), Vertrauen schädigt und eigentlich nur noch vom Ruf seiner vergangenen Tage zehrt, ein Mehrwert und eine Zukunftsfähigkeit entstehen soll? Oder meinst du eher, es ist "interessant", weil wie alle neugierig zusehen können, ob VW abschmiert, und das "Wenn da Bewegung rein kommt kommt" ist eher ein "Falls da Bewegung rein kommen sollte"?
--- Ende Zitat ---
Da hast Du auch gleich schon den Nagel auf den Kopf getroffen - da kann man natürlich sehr unterschiedliche Perspektiven einnehmen, und ich glaube, das ist hier auch geschehen. Denn ich finde wenig überraschenderweise, dass Du total recht hast mit Deinen Aussagen! ... aus der Perspektive eines prospektiven Kunden, eines Mitarbeiters, Zulieferers oder vieler anderer, ähnlich gelagerter Blickwinkel.
Ich möchte noch einen kleine Disclaimer einfügen, weil ich nicht glaube, dass nur weil Leute verschiedenes in beruflicher Hinsicht tun, sie deswegen immer Recht hätten. Bei mir ist das jedenfalls definitiv nicht der Fall, daher sind meine Argumente genausoviel oder -wenig wert wie die jedes anderen und müssen inhaltlich überzeugen. Und auf keinen Fall sollte man glauben, ich sei irgendein Anlageguru und würde Empfehlungen abgeben, und dann gar seine privaten Finanzen danach ausrichten!
Aber: Ich habe die Perspektive eines Aktionärs, Investors oder gar Spekulanten eingenommen. :D
Ich habe Ford-Aktien bei ca. USD 6 gekauft, und als sie bei fast 12 waren, habe ich sie wieder verkauft, weil ich meinen Erfolg kaum fassen konnte. In wenigen Wochen fast 100% Plus bei der Position - Woah, das passiert sehr langfristig orientierten Investoren wie mir eigentlich so gut wie nie. Schnell habe ich alles verkauft, und gestern stand Ford bei 18, wenn ich mich richtig erinnere. Der Gewinn liegt schließlich im... OMG, das wird ja zum Running Gag hier. ;) (ja, im Einkauf) Legacy-Hersteller sind oder waren vielmehr eben einfach billig, mit akzeptablen Dividendenrenditen, sofern sie denn überhaupt noch etwas ausschütten konnten nach all ihren Krisen. Sie müssen aber besser werden, sonst gibt es sie in 10 Jahren nicht mehr, oder nur noch als leere Hüllen, die Lizenzen für ihre ehemals glänzenden Marken vergeben, vermutlich an Tesla oder einen Riesen-Produzenten aus China. Aus bereits in der Vergangenheit dargelegten Gründen glaube ich aber, dass die das hinkriegen werden. Also: Aktien gekauft und abgewartet.
Wie gesagt, es gibt aber keine Garantien. Ich habe mit anderen Titeln im Umfeld der Elektromobilität bzw. Mobilitätswende auch teils brutale Verluste eingefahren. Das ist aber OK, solange alles insgesamt im Plus liegt. Ich bin halt kein Hellseher.
--- Zitat von: BaerndME am 11 Januar 2022, 18:00:09 ---2. Was du beleuchtest ist nur ein Punkt von vielen. Ja, total geil, dass Meetings über Teams jetzt das Autobahnpinguindasein ablösen. Aber Mobilität ist auch noch aus vielen anderen Gründen ein Urbedürfnis des Menschen. Im Jahr 2020 waren wohl 10% der PKW gewerblich zugelassen, davon ein nicht unerheblicher Teil durch Händler und Werkstätten. Bleibt noch ein Rest von ungefähr 92% an nicht-Dienstwagen.
Dienstreisen sind eine Sache, geil, wenn die weniger werden, das ist im Prinzip gut für alle (bis auf die Hotelbranche), ich persönlich hatte seit 8 Jahren schon keine mehr (ok, zwischendurch eine Weiterbildung, das war's), bin aber viel unterwegs gewesen in der Zeit.
Pendeln alleine erklärt auch nicht die ganzen Autos, die wir Deutschen besitzen.
Ich denke, dass Teams und Remotedesktop alleine unser Mobilitätsproblem nicht annährend lösen können werden.
--- Ende Zitat ---
Ich glaube, Autos sind auch gar nicht unser Mobilitätsproblem. Sie sind einfach toll, bieten Freiheit, sind praktisch, können Hobbies sein oder gar Familienmitglieder. Das Problem besteht aus meiner Sicht eher darin, dass wir nicht die passenden Verkehrsmittel für die jeweilige Situation wählen, teils auch weil geeignetere gar nicht zur Verfügung stehen...
Mein Erleben im Hinblick auf die Onlinisierung ist vielleicht auch besonders intensiv, weil ich auch einen Teil meiner Identität aus dem Umstand gezogen habe, dass ich so viel unterwegs war. Wenn man das fast 15 Jahre macht, dann wird es zu einem Teil von einem selbst. Es klingt vielleicht esoterisch, aber wenn man dann von der Stadt auf's Land zieht und direkt danach schlägt die Pandemie zu und man kommt dort praktisch gar nicht mehr weg, dann ist die Auswirkung auf das eigene Empfinden schon enorm. Wenn die Welt sich ändert muss ich mich mit ändern, das habe ich schon verstanden, aber die Geschwindigkeit der Umstellung ist atemberaubend. Ich kenne auch Leute, die wirklich ihre Probleme damit haben. Aber wenn man es konsequent zu Ende denkt, ist die Umstellung auf Online nicht nur ein riesiger Gewinn an Lebensqualität, es ist auch ein gigantischer Effizienzgewinn, eine enorme Kostenreduktion und eröffnet Möglichkeiten, die vorher nicht vorhanden waren.
Also mal rein theoretisch: Wenn das so gut funktioniert mit diesem ganzen Online-Krempel, warum sollten Unternehmen eigentlich im Wesentlichen Leute beschäftigen, die aus der jewiligen Region kommen? Wenn man in manchen Bereichen so selten zur Arbeit wirklich physisch erscheinen muss, warum sollten sich dann so viele Menschen in ihrer Lebensplanung daran orientieren, dass das leicht möglich ist?
Ich kann mir ein Unternehmen vorstellen, das in Hamburg domiziliert ist, dessen Vertriebler permanent auf Ibiza lebt, dessen Programmierer / Analysten / andere Maschinenraumler in Frankfurt leben, in Niedersachsen auf dem Land, in New York und in einem kleinen Dorf im Norden Thailands. Ein Abteilungsleiter lebt vielleicht in Indien, der CEO in Seattle. Die einzigen Probleme, die man in der Zukunft vielleicht noch hat, sind Zeitzonen (könnten mit Planung und Kaffee angegangen werden ;) ) und Latenzen, die bei einem Zusammenarbeiten auf globaler Ebene in die physikalische Grenze der Lichtgeschwindigkeit laufen. Bandbreiten, Stabilität und Halbleiterknappheits-Fragen sind absehbar erledigt.
Ich wüsste - wenn ich so lese, was ich da eigentlich schreibe - eigentlich gar nicht: Warum sollte ein Unternehmen aus Hamburg eigentlich eine Stellenanzeige nicht auch in Johannesburg und Bangkok schalten?
... und in der Folge spannend: Was machen wir eigentlich mit den unglaublich riesigen Mengen an Büroflächen in den Innenstädten? Wenn die Nutzung deutlich zurückgeht, kann man die Gebäude ja nicht einfach zusammenfalten und in den Schrank räumen für später. Die stehen da erst einmal - aber moment mal, wird nicht in den Innenstädten gerade sehr intensiv nach Wohnraum gesucht? ;)
Man setze das beliebig fort, die Implikationen sind einfach gigantisch.
Jack_N:
Das Problem, warum viele Firmen auch ihre Mitarbeiter so gerne in den Büroflächen sähen, ist auch eben der gefühlte Investitionsverlust.
Habe selbst an Bausitzungen für Mietungen teilgenommen, ein Umbau einer Mietfläche für einen neuen Mieter kann u.U. ja auch siebenstellige Kosten verursachen.
Und das wird teilweise von den Vermietern übernommen - das Resultat sind dann aber Verträge mit einer Mindestmietdauer von 5, 7 oder sogar 10 Jahren.
Doof dann halt, wenn so ein Vertrag kurz vor der Pandemie für eine neue Mietung zu den zu dem Zeitpunkt üblichen überhöhten Mieten abgeschlossen wurde.
In Hamburg ist es seit einer Weile normal, dass die Gebäudekomplexe "saniert" (sprich: aufgehübscht) und dann vermietet werden, und dass die ganze Kiste inklusive Vermietung dann an eine Firma sonstwo verkauft wird. Die sich dann i.d.R. nen Scheissdreck um Wartung oder Pflege/Instandhaltung kümmert, weil sie z.B. in Dubai oder China sitzt. Der Briefkasten hängt dann in Berlin, Frankfurt oder München.
Selbst so jetzt mehrfach erlebt, in Hammerbrook gehören glaub ich über 80% der Gebäude mittlerweile ausländischen Investoren. Die Mietpreise sind - trotz großem Leerstand wohlgemerkt - in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, Tiefgaragenstellplätze für 100€/Monat sind dort quasi ein "Selbstkostenpreis" den die Firmen an ihre Mitarbeiter durchreichen. Kenne einige Firmen, die in den Gebäuden, in denen sie saßen, noch Flächen dazumieten wollten und für diese (leerstehenden!) Flächen den doppelten m²-Preis zahlen sollten wie für die, die sie bereits nutzten und nur 2-3 Jahre vorher angemietet hatten.
Alle Firmen, die das aber dennoch aufgrund ihres Wachstums akzeptiert haben schauen jetzt auf hübsche, frisch renovierte Flächen, die Kosten verursachen, aber leer stehen.
Das was sie an Strom, Getränken und Klopapier!!! einsparen steht halt in keinem Verhältnis zu den Mietkosten. In der letzten Firma in der ich arbeitete waren die laufenden Kosten in der Reihenfolge Gehälter, Miete, Serverinfrastruktur. Und das war eine Firma, die mit Bereitstellung von Onlinediensten für hunderte Millionen von Usern weltweit ihr Geld verdiente, selbst da waren Server- und Traffickosten niedriger als die Monatsmiete für das Firmengebäude.
RaoulDuke:
Und im Weiterdenk-Modus: Die von Dir genannten Investoren sind ja meist Fonds, die auf die Erzielung langfristiger Renditen aus Vermietung und Wertsteigerungen aus sind. Wenn ich mir überlege, dass Bürogebäude in 1A-Lagen teilweise zum über 30fachen der Jahresmiete verkauft werden, dann heisst das ja auch: Jeder Euro, den ich langfristig an Miete einbüße, kostet mich auch noch über 30 Euro Wertverlust. Und vermutlich geht dann auch noch der Vervielfältiger runter.
Einige Papiere, die als supersichere, konservative Anlagen vermarktet wurden, haben eine ganze Menge Sprengstoff eingeladen, und die Uhr tickt...
Denn was passiert, wenn das zu viele denken? Die Anleger geben Anteile zurück. Da die Refinanzierung durch Anteile aber kurzfristiger ist als die Anlagen in Immobilien, wird der Fonds die Anteile irgendwann nicht mehr auszahlen können, ohne die Immobilie zu verkaufen. Er muss schließen, wofür es zahlreiche historische Beispiele gibt. Anleger anderer Fonds, die eigentlich solider aufgestellt sind, geraten in Panik und wollen auch noch schnell ihre Anteile zurückgeben und bringen den nächsten Fonds in Bedrängnis. Es setzt ein Run auf Rückgabe ein, was dazu führt, dass viele Fonds zeitgleich gezwungen sind, ihre Immobilien zu verkaufen. Das stark steigende Angebot führt zu einem Rückgang der Bewertungen aufgrund sinkender Vervielfältiger. Anschließend weisen selbst sehr konservative Fonds Verluste aus, was den Run auf Anteilsrückgabe verstärkt... Und schon sind wir im Immobilien-Crash.
Das gab es schon einmal, und Anleger mancher Fonds erlitten schwerer Verluste. Das verursacht kein schönes Gefühl, manche verkaufen dann andere Anlagen, deren Preise daher zu sinken beginnen.... Und das Spiel beginnt in anderen Anlageklassen von vorn...
Oh, ich bin übrigens notorischer Schwarzseher. Vielleicht wird ja auch alles gut, und die Party dauert einfach ewig! ;)
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