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Mobilitätswandel - weg vom Sprit!
Eisbär:
--- Zitat von: Jack_N am 14 September 2021, 13:03:12 ---Durch den Preis für Akkus, den man halt auch nicht kleinreden kann wenn man Reichweite will oder benötigt, ist es halt unmöglich, ein BEV zu einem vernünftigen Gebrauchtpreis zu bekommen.
--- Ende Zitat ---
Ja, die Wiederverkaufswerte sind deutlich besser als bei Verbrennern.
--- Zitat ---mit schlechterer Ausstattung
--- Ende Zitat ---
Das halte ich für ein Gerücht.
--- Zitat ---brauchbarer Reichweite
--- Ende Zitat ---
haben mittlerweile alle für den normalen Alltag. Außerhalb dessen ist die Ladegeschwindigkeit wichtiger als die Reichweite.
--- Zitat ---Klar, langfristig könnte der Stromer hier die günstigere Wahl sein.{/quote]Nicht "könnte", sondern "ist". Betriebs- und Wartungskosten sind deutlich günstiger.
--- Zitat --- Sofern nicht der Akku hops geht und der Hersteller sagt "nicht mein Problem" - dann sind schnell 50% oder mehr des Kaufpreises für nen neuen fällig (mit Einbau).
--- Ende Zitat ---
Völlig unrealistisches Szenario. 8 Jahre bzw. 160.000km Garantie sind heute Standard. Außerdem wird üblicherweise nicht der komplette Akku getauscht, sondern nur die defekten Zellen ausgewechselt, wenn denn mal was ist.
--- Zitat ---Und fast niemand kauft ein entsprechendes Verbrennerfahrzeug neu zum Listenpreis. Die werden durch die Bank weg die ersten paar Jahre von Firmen geleast, und dann als "junge Gebrauchte" in den Allgemeinmarkt entlassen.
--- Ende Zitat ---
Und warum zur Hölle glaubst Du, dass das bei E-Fahrzeugen anders wäre?
Der einzige Unterschied im Moment ist, dass die jungen gebrauchten E-Fahrzeuge nach Skandinavien verkauft werden, weil dort auch gebrauchte gefördert werden, was zu höheren Wiederverkaufszahlen führt.
--- Zitat ---Wenn wir an dem Punkt angelangt sind, an dem ich ein Oberklasse E-Fahrzeug gebraucht für unter 10.000€ kaufen kann, in einem fahrbereiten Zustand mit neuem Tüv, ohne große Einschränkungen wie auf 70% oder weniger verringerte Reichweite etc... - DANN sind wir an dem Punkt, an dem die E-Mobilität die Massen erreicht.
--- Ende Zitat ---
Das kommt deutlich eher. Denn die Masse kauft keine Oberklassefahrzeuge, die laufenden Kosten sind da üblicherweise zu hoch. Die Versicherung für eine S-Klasse ist für die Masse zu teuer. Außerdem dürfte eine S-Klasse unter 10.000€ auch enorme Werkstattkosten mit sich bringen.
--- Ende Zitat ---
Sehr viele Leute leben nach der Maxime: Lieber gebrauchtes High-End kaufen anstatt neuen Billigramsch, und die werden sich keinen Zoe, Mokka-E usw... zulegen.[/quote]Ich glaube nicht, dass das so viele sind. Insbesondere wenn man sieht, dass ZOE und Mokka wirklich kein Ramsch sind.
--- Zitat ---Kenne junge Hyundai-Kona-Besitzer, deren Auto seit mehreren Monaten wegen Defekt am Antrieb in der Werkstatt steht, die kein Ersatzteil ranbekommen, und die Mietwagenkosten entgegne Versprechen nicht von Hyundai übernommen wurden bislang... so wird das nix, und dann geht auch die Rechnung nicht auf fürs E-Auto. (Das Leihfahrzeug ist ironischerweise ein Verbrenner, der einfach funktioniert...)
--- Ende Zitat ---
Und wie viele tausend Verbrennerkunden haben jährlich das selbe Problem bei allen möglichen Herstellern? Anekdotische Evidenz hat keinen Wert, wenn man sie nicht in statistische Zusammenhänge setzt.
Jack_N:
Zur schlechteren Ausstattung: In einem gebrauchten Fahrzeug der E-Klasse oder 5er BMW kannst schon - je nach Modell - für 15.000€ Sachen wie Massagesitze bekommen, individuelle Klimaautomatik für vorn und hinten, vorn teilweise nach Sitzplatz getrennt. Die ersten S-Klassen mit Nachtsichtbild im Tacho werden bald volljährig, sind auch preislich inzwischen weit unten angekommen. Das größere Verbrenner dann auch oft mehr Laderaum mit sich bringen, oder mehr Platz im Innenraum ist noch n anderer Punkt.
Zur brauchbaren Reichweite: Nein. Die von den Herstellern angegebenen Reichweiten beziehen sich immernoch auf praxisfremde Fahrzyklen, besonders mit Heizung im Winter muss man bei BEV diese noch immer um 1/3 nach unten korrigieren. Und es nützt mir gar nix wenn die Ladegeschwindigkeit toll ist wenn ich ein Ziel erreichen und wieder zurückfahren muss, ohne unterwegs laden zu können.
Einmal zur Arbeit und zurück sind über 200km. Nein, da mache ich unterwegs keine Ladepause, was aber bei den meisten Varianten eines bezahlbaren gebrauchten BEV (z.B. BMW i3) notwendig wäre. Teilweise müsste ich für Arbeitseinsätze pro Tag mehr als 200km pro Strecke fahren. Nein, ich will in solchen Fällen erst wenn ich wieder daheim bin den Wagen an die Ladesäule stecken, und nicht unterwegs laden müssen und so auf meine Pendelzeit noch Extra-Zeit durch unzulängliche Technik addieren.
Zum Akku: Unrealistisches Szenario? Schau mal bei "Rich Rebuilds" vorbei, da gabs grad den Fall - Tesla wollte 25.000$ für nen neuen Akku. Haben das dann anderweitig für wesentlich weniger mit Gebrauchtteilen gefixt, die Möglichkeit hat Otto Normalfahrer aber nicht.
Zudem gehst Du eben nicht auf den Punkt ein, dass die Leute eben nicht das Geld für ein BEV haben um es sich überhaupt grundlegend zuzulegen - da ist es irrelevant, ob die Wartung langfristig günstiger wäre. Der Großteil der Bürger dieses Landes kann langfristig nicht planen oder derart sparen, die brauchen den Wagen hier und jetzt und das möglichst billig. Für die ist jetzt für 2000€ kaufen, in 2 Jahren zum tüv wegschmeissen, nächsten kaufen die bessere Wahl.
Für diejenigen, die mehr ausgeben können, sieht die Wahl so aus: Neuer E-Kleinstwagen oder gebrauchte Verbrenner Mittel- oder Oberklasse für denselben Preis?
In vielen Fällen gewinnt da Komfort und Ausstattung über Umweltgewissen. Wo wir wieder bei dem Problem der nicht-existenten gebrauchten E-Fahrzeuge zu konkurrenzfähigen Preisen wären.
Zum Leasing: Die Rabatte, die man auch als Firma bekommt, sind hier VIEL niedriger. Die Hersteller, die brauchbare E-Autos anbieten (keine Hybride) wissen genau, dass es Leute gibt die die Preise zahlen, und sie ihre Produktion losbekommen. Der Firmen-Einkäufer sieht dann: Bei Audi bekomme ich 25% auf den Listenpreis ohne zu fragen, 30% oder mehr wenn ich nachbohre. Tesla gibt 0%. Alles klar, Audi. Weiter denkt da keiner.
Und Zoe und Mokka sind - mit Verlaub - automotiver Ramsch. Minimalst-Fahrzeuge, der Mokka ein Krampf da nie als E-Fahrzeug konzipiert. In einem 25 Jahre alten Volvo-Kombi reise ich entspannter und fühle mich wohler als in diesen, sorry, E-Furzkugeln.
Es geht anders. Bitte mehr Fahrzeuge wie den Polestar 2. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung in meinen Augen. "Normale" Autos, nur halt elektrisch, mit guter Qualität, Haptik, halt zum Wohlfühlen wenn man einsteigt und nach hunderten Kilometern wieder aussteigt.
Eisbär:
--- Zitat von: Jack_N am 15 September 2021, 13:00:31 ---Zur schlechteren Ausstattung (...) 15.000€
--- Ende Zitat ---
Im letzten Beitrag waren es noch 10.000€ ;)
Und das Problem der exorbitanten Betriebskosten, bei den von Dir genannten Beispielen sowohl in der Versicherung als auch bei Wartung, Reparatur und Verbrauch sind damit für Normalverdiener immer noch nicht gelöst.
--- Zitat ---Zur brauchbaren Reichweite: Nein.
--- Ende Zitat ---
Doch.
--- Zitat ---Die von den Herstellern angegebenen Reichweiten beziehen sich immernoch auf praxisfremde Fahrzyklen, besonders mit Heizung im Winter muss man bei BEV diese noch immer um 1/3 nach unten korrigieren.
--- Ende Zitat ---
Das stimmt so einfach nicht. Die Reichweitenangaben aller BEVs, die ich bisher fuhr (und ich fahre seit fast 3 Jahren fast ausschließlich BEV) waren weitaus realistischer als die üblichen Verbrauchsangaben von Verbrennern, bei meinem Fahrprofil war die Reichweite i. A. sogar deutlich größer. Und nein, 1/3 weniger im Winter ist maßlos übertrieben. Ich habe jetzt in zwei Wintern um ca. 15% weniger gehabt.
--- Zitat ---Und es nützt mir gar nix wenn die Ladegeschwindigkeit toll ist wenn ich ein Ziel erreichen und wieder zurückfahren muss, ohne unterwegs laden zu können.
--- Ende Zitat ---
Kann man doch.
--- Zitat ---Einmal zur Arbeit und zurück sind über 200km.
--- Ende Zitat ---
Also erstmal ist eine Pendelstrecke von einfach 100km und mehr alles andere als der von mir o. g. Normalfall. Der durchschnittliche Fahrer fährt 40km pro Tag.
--- Zitat --- Nein, da mache ich unterwegs keine Ladepause,
--- Ende Zitat ---
Wenn Du bei der Arbeit laden könntest, wäre das gar kein Problem.
--- Zitat ---Zum Akku: Unrealistisches Szenario?
--- Ende Zitat ---
Ja, unrealistisch. Da ist die Wahrscheinlichkeit für einen Lottogewinn höher.
Der Rest liest sich nach "Ich will, ich will, ich will". Kleinkindgehabe.
Jack_N:
Sorry, aber nicht "ich will ich will" sondern "ich kann das alles haben, wenn ich derzeit kein BEV fahre".
Und nein, ich fahre hier u.A. ein Fahrzeug mit über 100.000€ Neupreis. Über 200.000km auf dem Tacho. Notwendige Reparaturkosten in den letzten 4 Jahren: 500€ für eine außerplanmäßige Sache. Ansonsten ein Ölwechsel alle 2 Jahre für 35€ Material und n bisschen Rumkriechen, das wars. Versicherungstechnisch habe ich selten ein günstigeres Fahrzeug gehabt. Kostet ansonsten jährlich inklusive Teilkasko halb so viel wie ein Diesel-Familienkombi nur in der Haftpflicht (Mondeo).
Neue Reifen braucht auch ein BEV. Neue Bremsen seltener - echter Vorteil. Kosten tun sie aber genausoviel (Kunststück, die wenigsten Bremsenteile sind ja exklusiv für nur ein exaktes Fahrzeug gefertigt, da wird sich auch "von der Stange" bedient).
Gerade auch bei den "Luxusschlitten" sind die Wartungspreise oft eben kein Luxus, wenn man freie Werkstätten und Ersatzteile von Drittherstellern wählt (selbst dann wenn man nicht selber schrauben kann).
Die Reichweitenerfahrungen, die ich bislang von BEV-Fahrern mitbekommen habe, waren wesentlich unschöner als Deine. Insbesondere im Winter verliert ein E-Golf tatsächlich bis zu 25%. Ladeprobleme an Säulen sind leider immernoch ein Problem, man kann sich (in D) noch immer nicht darauf verlassen, dass die Säulen überhaupt funktionieren oder mit der eigenen Karte zusammenarbeiten wenn man irgendwo ankommt (Tesla ist hier ziemlich ausgenommen).
Was aber abnehmende Reichweite im Alter angeht: Auch da kann Dir z.B. Ove Kröger, bekannt auch über seinen Youtube-Kanal für E-Fahrzeuge, einiges erzählen. Ein E-Fahrzeug, welches 200.000km oder mehr hinter sich hat, büßt Reichweite ein. Er geht bei seiner Tesla-Kaufberatung sehr deutlich auf die hiermit verbundenen Probleme, und wie man sie aufdeckt, ein.
Ein Verbrenner mit 400.000km auf der Uhr fährt immernoch genausoweit wie einer mit 100.000km.
Das Du bei Deinem Fahrprofil da keine Probleme hast ist ja schön. Du bist aber nicht Teil der Gruppe, wo ein Tausch gegen ein BEV wirklich SINN machen würde. (wobei - schon, wenn Du nur in der Stadt unterwegs bist gibts da weniger Abgase. Wenn Du da aber so enorm drauf fixiert bist - brauchst Du das Auto dann überhaupt?).
Das optimale Ziel sind Pendler mit längerer Fahrtstrecke, Außendienstler usw... genau diese Leute brauchen aber Reichweite!
Und nein, "auf der Arbeit laden" ist für die meisten Pendler nicht möglich, wir sind in der Firma fast alles Straßenparker, weils in Hamburg selbst ja immer weniger Parkplätze gibt. Ich habe einen privat über eine Drittfirma angemietet, aber aufgrund von Geschehnissen des letzten Jahrzehnts wurde rund um meine alte Arbeitsstelle eine dreistellige Anzahl Parkflächen vernichtet, ohne Ausgleich. Das Resultat ist für alle, die außerhalb leben wo kein ÖPNV fährt, katastrophal. Interessiert aber keine Sau.
Kurz: Was ich will ist ein Fahrzeug mit vernünftiger Verarbeitung, ohne schlecht lackierte Bleche die nach 2 Jahren rosten (Tesla), abreissende Stoßstangenhäute bei Starkregen (Tesla), ohne Probleme im Zusammenspiel zwischen Elektromotoren, Batterien und Bordcomputern (VW, Hyundai), mit vernünftiger Haptik im Innenraum und genug Platz (Renault) und mit anständiger Reichweite, was für mich 500KM wären - mindestens 2 Tage im Winter zur Arbeit pendeln ohne nachzuladen und ohne Reichweitenangst zu haben.
Wenn diese Kombination zu einem vernünftigen Preis zu haben ist, also zu dem Preis den man für dieses Paket bei einem Verbrenner bezahlt (ca. 25-30.000€ neu) - DANN sind wir da angekommen, dass es keine Argumente gegen E-Mobilität mehr gibt.
Ich habe übrigens bewusst nirgends von Leistung gesprochen. Ich finde die hunderte von PS für so ein E-Fahrzeug sinnlos. 150 ca. bei unter 2 Tonnen Gewicht reichen vollkommen, damit kann man sicher überholen, gut mitschwimmen, passt (man ist kein Verkehrshindernis).
Was wir brauchen sind mehr E-Fahrzeuge, damit die Preise einerseits durch Massenfertigung und andererseits durch einen größeren Gebrauchtmarkt sinken. Dann haut das hin.
Aber die Kinderkrankheiten, z.B. jetzt wieder beim i.D.3 - die nerven total.
Eisbär:
Ok, Jack... einigen wir uns darauf, dass Du sehr exotische Ansprüche an ein Fahrzeug stellst und bezüglich Reparaturen bei so einer alten Kiste echt Glück gehabt hast.
Außerdem unterschätzt Du den Platz in einem ZOE bei weitem.
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