Schwarzes Hamburg > Politik und Gesellschaft
G20
Black Ronin:
--- Zitat von: nightnurse am 11 Juli 2017, 12:45:15 ---
Aber man gut, daß uns Olaf den Bürgern der Freien und Hansestadt Hamburg sein Ehrenwort ge ihre Sicherheit garantiert hat. Nicht auszudenken, was sonst alles hätte passieren können ::)
--- Ende Zitat ---
Hat der Olaf wohl ne Badewanne?
colourize:
Leider beschränkt sich die Rezeption des G20 in Hamburg nun ausschließlich auf diese nächtlichen Gewaltausbrüche im Schanzenviertel. Angesichts zerstörter Autos ist nun die Empörung der kleinbürgerlichen Gesellschaftsteile groß. Natürlich findet niemand es toll, wenn Chaoten einem das Eigentum zerstören. So weit, so verständlich. Eingeladen wurden die autonomen Anarchisten von den bekannten Protagonisten der linksradikalen Szene in Hamburg. Vermischt mit den üblichen (und eher unpolitisch motivierten) Krawallkids aus den Vorstädten wurden dann diese Bilder erzeugt, die nun leider alles andere, was in der letzten Woche so in Hamburg abgegangen ist, überdecken. Dabei gäbe es so viel Bedeutsameres zum G20 sagen.
Gut, inhaltlich ist beim G20 offenbar wirklich wenig Erwähnenswertes rumgekommen. Die gewaltlosen Proteste und Massendemos mit mehr als 70.000 TeilnehmerInnen (Samstag) kamen hingegen schon in der aktuellen Berichterstattung gar nicht vor, und ein paar Tage später sind wir schon so weit, dass sich aufgrund der Kommunikationsstrategie des Scholz-Senats (vor allem der von Innensenator Andy Grote) nun normale gewaltfreie Demonstrant*innen allenthalben dafür rechtfertigen müssen, von ihren grundgesetzlich garantierten Rechten auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht zu haben. Kein einziges kritisches Posting bzw. Kommentar in den Medien kommt nun mehr ohne Disclaimer aus, dass der Verfasser Gewalt als politisches Mittel ablehnt - was sich doch eigentlich von selbst verstehen sollte.
Innensenator Andy Grote und sein Einsatzleiter Hartmut Dudde haben vor und während des Gipfels keine Gelegenheit ausgelassen, um Menschen, die lediglich von ihren Grundrechten Gebrauch machen, unter den Generalverdacht der Sympathisierung mit Gewalttätern zu stellen. Diese Kommunikationsstrategie behält der Scholz-Senat auch bis zum heutigen Tage bei. Jede Hamburgerin, die weltanschaulich weiter links steht als der Seeheimer Kreis, wird zur Zielscheibe des durch die Boulevardmedien aufgehetzten reaktionären Teils der Bevölkerung, der in Angst um seine Automobilität in sozialen Netzwerken bereits zu Pogromen gegen "Linke" aufruft. Nicht nur die Rote Flora steht unter Druck, auch sonstige mit "links" sympathisierende Läden wie die Astra Stube bekommen Drohbriefe vom wütenden Mob, bloß weil sie in den Gewaltnächten *keine Schäden* davon getragen haben. Die Argumentation für diese Kristallnachtstimmung in der Stadt liefern die Herrn Scholz, Grote und Dudde. Die Verantwortung für die Spaltung der Stadtgesellschaft liegt bei Olaf Scholz. Daher sollte Olaf Scholz als Erster Bürgermeister seinen Hut nehmen, und noch aufgrund einiger Dinge mehr, z.B. dem Aussetzen der Grundrechte für die Bürger der Stadt, die er regiert (und nicht aufgrund der gewalttätigen Ausschreitungen mit brennenden Barrikaden und Autos, was so oder so ähnlich in Hamburg an jedem 1. Mai passiert).
nightnurse:
--- Zitat von: colourize am 12 Juli 2017, 10:42:39 ---
Gut, inhaltlich ist beim G20 offenbar wirklich wenig Erwähnenswertes rumgekommen. Die gewaltlosen Proteste und Massendemos mit mehr als 70.000 TeilnehmerInnen (Samstag) kamen hingegen schon in der aktuellen Berichterstattung gar nicht vor, ...
--- Ende Zitat ---
Da der Gipfel (ich würde sagen: erwartungsgemäß) also inhaltlich wenig gebracht hat, kann man sich ja drauf konzentrieren, was außenrum passiert ist. Wobei ich auch denke, daß die massenhafte Sachbeschädigung nicht das einzige war, was da problematisch war. Die High-Noon-Ansprachen von Verantwortlichen z.B. fand ich schon...ja, krass.
Am Wochenende nachts in den Nachrichten (die einzigen, die ich sehen konnte) war jedes Mal sowohl Rede als auch Bild davon, daß es auch zigtausend friedliche Demonstranten gab. Aber sicher, die machen nunmal keine Probleme und also keine Schlagzeilen. Ein Problem schien in der Berichterstattung darin zu bestehen, zwischen "Ausschreitung" und "Protest" bzw. "Demonstration" und den jeweils daran Teilnehmenden zu unterscheiden. Ein Problem, daß Deiner Beschreibung nach weit verbreitet zu sein scheint und von dem nun gerne Gebrauch gemacht wird.
Hinterher will jetzt niemand für irgendwas verantwortlich sein, weder die Regierung noch die Protagonisten der linksradikalen Szene, es waren immer wie immer die anderen. Mich öden diese ritualisierten Abläufe langsam an, vielleicht gelingt es ja irgendwann mal irgendwem, das aufzubrechen (dazu zähle ich auch die Gewaltrituale zum 1. Mai, die machen das vergangene Wochende nicht kleiner). Aber wenigstens Einsicht wäre schon ein Fortschritt. Mal zuzugeben "ja, da haben WIR Fehler gemacht", statt immer nur auf andere zu zeigen. Pardon, ich werd ja mal träumen dürfen.
Nenn mich gerne kleinbürgerlich, aber zu den Grundrechten gehören auch Sicherheit der Person und ihres Eigentumes. Wer sich einer Sache nicht verschrieben hat, kann sich meiner Ansicht nach zu recht beschweren, wenn sein fahrbarer Untersatz im (hier weitgehend vorgeschützten) Dienste dieser Sache ungefragt zerstört wird.
colourize:
--- Zitat von: nightnurse am 12 Juli 2017, 13:36:23 ---Nenn mich gerne kleinbürgerlich, aber zu den Grundrechten gehören auch Sicherheit der Person und ihres Eigentumes. Wer sich einer Sache nicht verschrieben hat, kann sich meiner Ansicht nach zu recht beschweren, wenn sein fahrbarer Untersatz im (hier weitgehend vorgeschützten) Dienste dieser Sache ungefragt zerstört wird.
--- Ende Zitat ---
Die Zuschreibung "kleinbürgerlich" meine ich nicht pejorativ, sondern als Abgrenzung zu "bürgerlich" bzw. "großbürgerlich". Diese Gruppen haben nämlich Doppelgaragen neben der Doppelhaushälfte in Pinneberg bzw. Tiefgaragenplätze in Rotherbaum oder Eppendorf (oder im Falle der großbürgerlichen integrierte Garagen an dem Wohnschlösschen an der Elbchaussee). Deren Karren werden i.d.R. nicht zerstört, und wenn, dann greift eh die Vollkasko (und der Differenzbetrag durch die Steigerung der Schadensfreiheitsklasse wird anschließend beim Land oder Bund eingeklagt). Einen Schaden haben die kleinbürgerlichen Haushalte, die ihren Gebrauchtwagen unter der Laterne parken und in Vierteln wie Altona oder Schanze zu Miete wohnen.
Natürlich haben die ein Recht, sich zu beschweren. Aber ich sehe darin keinen Rücktrittsgrund für Scholz oder das entscheidende Kriterium zur Bewertung des G20-Gipfels in Hamburg.
nightnurse:
Ok @ Kleinbürger.
"Entscheidend", nein. Und auch nicht DER Grund für nen Rücktritt. Aber ich würd´s mit auf die Liste schreiben. Siehe "Garantie".
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