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Autor Thema: Konzertbesprechung: Rome, Nochtwache, 20.3.18  (Gelesen 4223 mal)

Summoningfan

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Konzertbesprechung: Rome, Nochtwache, 20.3.18
« am: 21 März 2018, 14:51:38 »

Konzertbesprechung
ROME (CMI)
Di, 20.3.18, Hamburg, Nochtwache

Rückblick:
Das Konzert im Nochtspeicher 2016 bestand im wesentlichen aus experimentellem, überdrehtem E-Gitarren-Geschrubbel. Die Songs waren lediglich anhand einiger Textfetzen zu erkennen - ziemlich desolat. Kein Vergleich zum Gänsehaut-Auftritt im Leipziger Volkspalast 2009.  Ich spach Jerome darauf an. AW: "Es ist langweilig immer dasselbe zu machen, ich will mich weiterentwickeln und werde keinen Neofolk mehr spielen."
Ein übriges tat der schlechte US-Country-Mensch der als Vorband gebucht war.

Rolle rückwärts ins Jahr 2018
Das Motto der Hall of Thatch Tour: Back to Neofolk!
Erste Reaktion auf die Ankündigung: Euphorie; zweite Reaktion: gebremste Euphorie ... dann wird Rome fürs WGT bestätigt ... "wir sind ja eh da", sag ich zu meiner Frau... und: "vielleicht nehmen wir Hamburg spontan mit". Am Konzerttag will jemand seine Karten loswerden und so sind wir tatsächlich spontan dabei.

Das Konzert findet im Partykeller (niedrige Bühne, niedrige Decke, ein paar Gewölbeelemente an den Raumseiten) des Nochtspeichers statt. Der ist mit 100 Besuchern gut gefüllt, aber nicht ganz ausverkauft. Nach dem Konzert vor 2 Jahren ist die Zurückhaltung der Fans nachvollziehbar. Unser erster Blick geht zum Merchandise-Stand. Die Preise sind nichts für mich... T-Shirt: 25 Euro, Oberhemd: 50, CD: 16, Vinyl Single: 20, Vinyl Album: 30, Doppel-Vinyl: 50, Road to Odessa-Box: 80 Euro.

Die Vorband St. Michael Front startet pünktlich um 20.30 Uhr. Aktustische 12-Saiten-Gitarre, eine verhallte, tief-sonore Stimme und die Backline vom Laptop - ein männliches Folk-Pop-Duo mit viel Talent und Potential. Eines der ersten Lieder enthält Trompeten die an Death in June's Studio-Trompeten (Honour the Silence, Come before Christ, Hollows of Devotion) erinnern. Zwischendurch klingt ein Lied nach David Bowie's Heros und zum Schluss geht es in Richtung Celtic Symphony von den Wolfe Tones. Insgesamt sehr viel versprechend!
https://www.youtube.com/channel/UCIiA-cQXx9q9AkHDzqWDG8A

Rome startet um kurz vor halb zehn das Set. Es ist tatsächlich Neofolk. Jerome steht hinter Pauke und Chime Tree (hängende Klangstäbe) und spielt seine akustische Gitarre. Flankiert wird er von einem Pauken-Percussion-Drum-Set das im Stehen bedient wird und einer dezent-elektrischen Gitarre die (über Effektgeräte) auch fehlende Instrumente simuliert. Der Sound ist gut. Akustische Gitarre und Stimme kommen gut zur Geltung und der Drummer trifft den richtigen Ton. In meinem Regal stehen die ersten vier Rome-Alben und ich ging davon aus, dass Neofolk eben auch back-to-the-roots bedeutet. Der erste ältere Titel wird aber erst nach zehn neueren Stücken gespielt. Forderungen nach mehr altem Material entgegnet Jerome launisch: "Das ist ja wie im Puff - Hauptschache alt." Zwischendurch auch immer mal wieder sarkastisch-witzige Ansagen: "Hamburg ist unser liebster Stopp, der zweitliebste ist der Off-Day." Er scheint nicht verstehen zu wollen, dass er was gut zu machen hat - und denkt lieber an den morgigen Leipzig-Termin im Felsenkelle mit einer Kapazität von 1800 Leuten. Dann gibt es ein paar brandneue, unveröffentlichte Songs die nach gutem Folk-Handwerk klingen. Erst als zum Schluss, nach einem schon angeschäkerten Swords to Rust, Rufe nach alten Songs nochmals lauter werden, gibt es noch Gin-Tonic-Versionen von Feuerodal und Neue Erinnerung. Nach ordentlichen 95 Minuten Spielzeit, mit offenbar mehr Zugaben als geplant, geht um 23.00 Uhr das Saallicht wieder an.

Fazit: Insgesamt hätte es ganz großartig werden können, wenn Jerome mehr alte Stücke gespielt hätte. Genau das bestätigt meine Frau. Ihr hat es, ohne tiefere Song-Kenntnisse und trotz Knochenschmerzen, richtig gut gefallen.
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Black Ronin

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Antw:Konzertbesprechung: Rome, Nochtwache, 20.3.18
« Antwort #1 am: 26 März 2018, 09:36:44 »

Also erst mal: Jerome hat gar nichts gut zu machen. Der Mann ist eben in der Position, machen zu können wonach ihm ist, weil er keinen Manager oder Plattenverleger im Nacken hat der im sagt was von ihm verlangt wird. Wer ihm da nicht folgen will, wenn er sich musikalisch eine eine andere Richtung entwickelt, der sollte es dann eben lassen, anstatt vom "Künstler" etwas einzufordern.

Ich war ja nu auch auf dem Konzert 2016 und war nicht wirklich begeistert weil einfach der "Zauber" des älteren Materials nicht mehr vorhanden war, so wie es an dem Abend dargebracht wurde.
Aber es war musikalisch gut gemacht und mal was anderes. Nur Postpunk fühlt sich eben anderes an als verträumter Folk Noir oder dergleichen.
Da war man nicht gefasst drauf!
Ich habe das Konzert am 20.3. (auch) aus diesem Grund ausfallen lassen. Schliesslich fahre ich ja nicht zum WGT und kann sie mir dann dort ansehen.

Was das neue Album angeht: Es ist ja immer ein fast sakraler Moment, wenn man zum ersten Mal ein neues Rome Album in den Player legt.
Ungewohnt in diesem Fall, das es so abrupt einsetzt. Da geht der Moment recht schnell flöten. Solide gemacht ist es ja, so richtig was im Ohr hängen bleibt aber erst mal nicht .....
Ich habe es jetzt ne Woche und erst zweimal gehört. Auch sehr ungewöhnlich. Vielleicht höre ich es heute Abend ein drittes Mal.

Ich guck mir aber auf jeden Fall mal an, was er in Leipzig so macht
« Letzte Änderung: 26 März 2018, 10:52:54 von Black Ronin »
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Summoningfan

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Antw:Konzertbesprechung: Rome, Nochtwache, 20.3.18
« Antwort #2 am: 27 März 2018, 13:51:20 »

Also erst mal: Jerome hat gar nichts gut zu machen.

Doch. Und zwar ganz objektiv.
Die Zuschauer haben mit den Füßen abgestimmt - sie sind weg geblieben.
Das ist nun mal eine objektive Tatsache ... und zur Qualität des letzten Konzertes stimmst Du mir ja auch noch zu.

Wenn er experimentieren will, soll er ein neues Projekt gründen ...
es gibt hunderte Beispiele von Musikern die Nebenprojekte zum Experimentieren gründen. 
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nightnurse

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Antw:Konzertbesprechung: Rome, Nochtwache, 20.3.18
« Antwort #3 am: 27 März 2018, 14:57:13 »


Wenn er experimentieren will, soll er ein neues Projekt gründen ...
es gibt hunderte Beispiele von Musikern die Nebenprojekte zum Experimentieren gründen.

Und es gibt sicher Hunderte von Beispielen von Musikern, die einfach mal die Richtung änderten, aber nicht den Namen. Spontan fallen mir ein Laibach, Ministry, Combichrist, Die Krupps.

Ich verstehe sehr gut, wie enttäuschend und ätzend es ist, zu einem Konzert zu gehen und festzustellen, daß die Band nicht (mehr) das macht, was man gut fand. Ist mir auch schon passiert. Aber: Die dürfen das. Auch ohne ihren Namen zu ändern.
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