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Russland-Bashing, Stimmungsmache gegen Russland
PlayingTheAngel:
Hallo ihrs,
nach dem ich mir seit Monaten Gedanken zu unserem Verhältnis zu Russland mache, wollte ich mal eure Meinung hören.
Ich mache mir große Sorgen und es gefällt mir überhaupt nicht, dass in Deutschland wo es nur geht Stimmung gegen Russland gemacht wird. In meiner Wahrnehmung wird in der Berichterstattung ganz gezielt wo es nur geht Stimmung gegen Russland gemacht. Global gesehen findet eine systematische gezielte Ausgrenzung Russlands statt.
Ein paar Gedanken:
- Die EU biedert sich konsequent der Ukraine an, einem wirtschaftlich bankrotten Land das weder EU noch NATO Mitglied ist und lange sowjetisches Gebiet war. Mehr noch, die EU spielt sich als Anwalt der Ukraine auf, verteidigt dort ihre Werte.
- Das sogenannte "Assoziierungsabkommen" mit der EU enthält die Absicht, die Ukraine auch militärisch quasi in die EU (NATO) Strukturen zu integrieren Link. Dabei hat Russland schon lange angekündigt, eine militärisches heranrücken (der NATO) an den Osten nicht hinnehmen zu können, verständlicherweise.
- Polen und die Slowakei (NATO-Mitglieder) drehen im Moment total durch und fürchten einen militärischen Angriff Russlands. Die NATO reagiert und rüstet an der Grenze massiv auf. Dabei ist ein russischer Angriff auf NATO-Staaten total abwegig, das würde den Bündnisfall provozieren. Never!
- Die NATO rüstet seit Jahren auf und fährt provokante Mannöver, war sie nicht als Verteidigungsarmee gedacht?
- Die NATO hat gerade den Cyberraum zum militärischen Gebiet erklärt, digitale Angriffe können zum Bündnisfall führen. Dabei ist heutzutage überhaupt nicht nachzuweisen wer tatsächlich einen digitalen Angriff ausgeführt hat, selbst wenn er aus Russland heraus erfolgt. Mal abgesehen davon dass die USA die weltweiten Datennetze konsequent und allumfassend gehackt, verseucht, exploitet, trojanerisiert hat und alles was sie bekommen absaugen. Zählt das nicht als "Cyber-Angriff".
- Russland wurde aus den G8 ausgeschlossen...ein Wahnsinn!
- Die Nachrichten berichten täglich über irgend welche angeblichen russischen Verfehlungen... "Russische Hooligans", "Russland soll hinter Hackerangriffen des IS stecken" bal bla bla.
- Gegen Russland wurden die bekannten Wirtschaftssanktionen verhängt, angeblich wegen der KRIM. Was soll das? Überall auf der Welt geschieht Unrecht (Afrika), und wegen dieser winzigen, laaaaange zeit russischen Halbinsel (kein EU/NATO Mitglied) wird hier ein Land, dass den drei mal so groß wie die USA ist, weltweit isoliert? Lachhaft.
Was geht hier eigentlich ab? Nach Ende des kalten Krieges waren die Russen doch unsere Freunde? Es wurden Handelsbeziehungen aufgebaut und alles war schön und gut.
In meiner Wahrnehmung wird hier massiv seitens der EU (und gesteuert durch die USA) die öffentliche Meinung zu Russland negativ beeinflusst. Es wird ein Keil zwischen Russland un den Rest der Welt getrieben. Militärisch wird provoziert und säbelgerasslet.
Sehe ich das so falsch? Oder ist Russland tatsächlich agressiv? Bedroht "EU Werte"? Greift Polen an? Hackt unsere Datennetze?
Was denkt ihr
NoName:
Ein Thema, das wie viele andere, eigentlich nicht für den schriftlichen Austausch geeignet ist. Zuviel gäbe es zu sagen.
Ich denke, daß (fast) nichts, was uns medial präsentiert wird oder auf der politischen Bühne abläuft, den Sinn und Zweck hat, den man uns weiß machen will. Und ja, Rußland wird gebasht und wem das nicht auffällt... Das ging aber schon ab den frühen 1990ern los, als man so gut wie alle Zusagen an Rußland gebrochen oder nur halbherzig umgesetzt hat. Man hat die damalige Schwäche gnadenlos ausgenutzt, anstatt die Chance auf ein langfristiges Miteinander wahrzunehmen.
Seitdem ich dieses Video https://www.youtube.com/watch?v=ablI1v9PXpI gesehen habe, fühle ich mich in meiner Einschätzung der USA bestätigt. In der Serie "House of Cards" wurde das treffend auf den Punkt gebracht , als der US-Präsident (sinngem.) sagte: "Wir fürchten den Terror nicht - wir sind die Quelle des Terrors !" Dieser US-Terror beschränkt sich nicht auf Bomben und Cyberattacken, es ist eine langfristig angelegte globale Strategie, alle Bereiche des Lebens zum eigenen Vorteil manipulieren (z.B. Landwirtschaft, Ernährung, "Gesundheits"wesen).
Rußland und China sind in keinem Fall Gutstaaten, haben Ihre Schreckenshistorie und auch jetzt noch genügend Leichen im Keller. Aber sie sind die einzigen, die der USA Paroli bieten können. Ich sehe sie als notwendiges Gegengewicht, die ein noch ungehemmteres Schalten und Walten der USA eindämmen. Und von daher finde ich - gerade nach diesen jahrelangen Provokationen und verzerrten Darstellungen gegen Rußland - sind die Reaktionen von Putin geradezu als besonnen zu bezeichnen.
RaoulDuke:
Hi,
ich bin überrascht, dass gerade zu dem Zeitpunkt, als ich einen Beitrag über "Stimmungsmache" im Allgemeinen verfassen wollte, ich Deinen Beitrag gelesen habe, in dem einiges davon direkt im konkreten Fall wiederentdeckt habe. Es geht mir da um zwei "Komponenten":
1. Wie geht überhaupt diese "Stimmungsmache" für und gegen fast alles?
Ich gehöre ja überwiegend nicht zur Fraktion der Aluhut-Träger, und irgendwelche abstrusen Verschwörungstheorien liegen mir fern. Aber um so schwerwiegender wiegt die Frage: Warum sind sich eigentlich so extrem viele Medien in so extrem vielen Themen von der vertretenen Meinung her so extrem einig? Das von Dir angeführte Thema ist eines, aber man könnte auch nennen:
- Donald Trump ist total doof und Hillary Clinton total toll. Sie soll die Wahl gewinnen. (obwohl er fasst 100 Millionen Wähler hätte - mehr als Deutschland Einwohner. Sind die alle dumm?)
- Den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union befürworten nur Rechtsradikale und Extremisten, und er wäre ökonomisch eine schlechte total Idee. Großbritannien kann es allein nicht schaffen. (Obwohl jede Menge kritische Analysen zur aktuellen Struktur der EU (inbesondere der Währungsunion) existieren, beispielsweise vom Institut der Weltwirtschaft in Kiel, wie ich aus sicherer Quelle weiß)
- Deutschland leidet an extrem geringer Sozialer Gerechtigkeit (warum nennt das keiner "Einkommensunterschiede"?) und daher müssen die Steuern erhöht werden (Weil sich absolut alle einig sind, dass Gerechtigkeit Gleichheit ist und Ungleichheit daher zu bekämpfen. In Venezuela sind alle arm, aber wenigstens gleich, und da Gleichheit über alles geht... Andere Gerechtigkeitverständnisse werden gar nicht diskutiert)
- Es gibt immer mehr Gewalttaten, daher müssen die Strafen verschärft werden (obwohl Statistiken zeigen, dass sie rückläufig sind)
- überall ist extreme Terrorgefahr und deswegen muss ständig irgendwas verboten oder verschärft werden (statistisch gesehen sind Verkehrsunfälle für den einzelnen vieeeeeel gefährlicher)
- Sexualverbrechen steigen an der Zahl und werden immer krasser. Überall sind Pädophile und Vergewaltiger (obwohl Statistiken zeigen, dass es immer weniger Sexualverbrechen gibt)
- bestimmte Parteien wie die AfD und Teile der CDU sind zwar demokratisch gewählt, aber alles dumme Nazis und daher müssen sie aus dem demokratischen Prozess ausgeschlossen werden. Alle Bewegungen, die den Islam kritiseren oder eine europäische Identität definieren sind überigens auch alles dumme Nazis, daher darf man nicht mit hnen sprechen. Wer sagt, dass man das vielleicht auch mit solchen Leuten sprechen sollte, wird flugs selbst leicht zum dummen Nazi erklärt.
- Die Einwohner stehen voll hinter der GEZ (hab noch keinen getroffen der das tut)
- und: Russland ist doof und bedroht uns, weil sie alles hacken und lesen und so. Wenn der CIA unsere Emails liest, ist es nicht so schlimm, denn das sind ja unsere Freunde.
Ehrlich gesagt ist mir das ein klitzekleines bischen zuviel des Zufalls. Woher wissen eigentlich die Journalisten in allen genannten Fällen so genau, was richtig ist, besser als irgendwelche Fachleute, und dann sind sie sich auch in allen Fällen so komplett gruselig einig? Die Liste könnte man noch seitenweise fortführen, in Bezug auf Ernährung, Umwelt und natürlich, was als nächstes verboten und reguliert werden muss.
2. Der vermeintliche Konflikt mit den vermeintlich bösen Russen
Alles macht sich über Putin lustig und kritisiert ihn als einen Despoten und Spinner. Alles was er macht ist dumm, rückständig und gefährlich, da sind sich mal wieder die Medien einig. Welchen Antritt es vielleicht braucht, um die Sympathien des Volkes eines krisengeschüttelten Landes zu gewinnen, das nach Ansicht mancher das Trauma des Zusammenbruchs der UdSSR noch immer überwindet, das fragt niemand. Auch sind alle Seiten der Konflikte klar: Die Regierung der Ukraine gehört im aktuellen Konflikt zu den Guten, Russland zu den Bösen. Die Frage, wie man sich als Land fühlen muss, wenn sich erst Polen, Tschechien und Ungarn dem ehemaligen Feindesbündnis NATO anschließen, und dann Bulgarien, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland und Litauen, die wird nicht gestellt. Russland hat 2009 das NATO-Bündnis offiziell als Gefahr bezeichnet, und wer mag es den Russen verdenken?
Diesen rapiden Einfluss- und Machtverlust und das schnelle Übertreten vieler Staaten in das ehemalige Feindesbündnis im Rahmen der NATO-Osterweiterung erwähnt keiner. Wenn Russland dem Verlust von Einfluss entgegentritt, mit welchen Mittel im Einzelfall auch immer, dann ist es immer der Agressor. Da kommen Hooligans, andere propagierte Werte als im Westen, nebulöse Hacker-Behauptungen und wasweissichnichtalles gerade recht. Ein Glück, dass die Ukraine noch nicht in der NATO war, als dort der Konflikt ausbrach...
Aber wozu eigentlich? Keine Ahnung - archaische Machtstrukturen und/oder Futter für den militärisch-industriellen Komplex? In der friedlichen, globalisierten und freien Welt, in die wir Russland auch einmal aufgenommen haben, ist eigentlich kein Platz für so einen Mist.
RaoulDuke:
--- Zitat von: NoName am 18 Juni 2016, 14:29:10 ---Ich denke, daß (fast) nichts, was uns medial präsentiert wird oder auf der politischen Bühne abläuft, den Sinn und Zweck hat, den man uns weiß machen will.
--- Ende Zitat ---
Ich glaube, wenn jetzt alle Leute, denen es auch so geht "geht mir auch so" schreiben, wird es voll hier im Thread.
NoName:
Natürlich nehmen viele diesen Standpunkt ein, nur ist das (schnell mal) hinschreiben das Eine - die Umsetzung im realen Leben das ganz Andere...
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