Schwarzes Hamburg > Gedankenaustausch
...des Alters entsprechend...
Black Ronin:
--- Zitat von: sYntiq am 15 Juli 2016, 15:32:38 ---Und wieder mal ein Artikel der, dieses Mal uns Männern, sagen will wie wir uns zu kleiden haben....
http://www.spiegel.de/stil/modesuenden-maenner-das-geht-gar-nicht-a-1095646.html
Umhängetasche geht demnach zB. nur, wenn man noch 20jähriger Student ist. Ansonsten hat man Aktentasche/Aktenkoffer zu tragen und beim Einkaufen gefälligst die Plastik-/Papiertüten aber bloss keinen Rucksack!
--- Ende Zitat ---
Selten so viel Schwachsinn in einem Artikel über Mode gelesen. Einiges Stimmt ja. Das muss man zugeben aber ich frag mich, welcher Modepapst sich hier einbildet Reglen aufstellen zu dürfen?
Naja, muss man nicht ernstnehmen.
nightnurse:
Ach Du liebe Zeit ::)
"Alles, was praktisch ist, ist wahrscheinlich auch eine Modesünde." - ja, du mich auch. Viel Spaß mit deinem Bandscheibenschaden und dem Hitzschlag, während andere den sockenlos in Flipflops den Rucksack nehmen.
"Und ein Mann mit Rucksack wirkt irgendwie immer ein wenig erniedrigt und festgeschnallt." - ah, wir kommen der Sache näher, ne? Wir haben ein Selbstwertgefühlsproblem? ::)
BaerndME:
--- Zitat von: sYntiq am 09 Juni 2016, 10:21:00 ---(Allerdings ist "Irgendwas mit Sport" auch wieder sehr heikel. Inline-Skating geht natürlich gar nicht.)
--- Ende Zitat ---
WAS? Also, ich muss sagen: Ich mache das. Und ich bin fast immer der jüngste. Mit 32. Und die alten Säcke sind fast alle schneller als ich. Die schaffen den Marathon in 1:30. Ich hoffe, ich schaffe dieses Jahr die 2:00.
Ich mache überhaupt so Dinge... Dauersingle sein, Wohnung gemietet haben, in Kilts rumlaufen (auch außerhalb von Festivals), sonst in schwarz, bla bla blubb. Immerhin fahre ich einen Pampersbomber.
Der Witz ist nur... da, wo ich mich aufhalte, ist das okay. Dort machen es die meisten anderen genauso wie ich. Und: Ich habe viele erlebt, die es anders versucht haben, und damit mega-unglücklich waren, und total am Boden zerstört, als alles auf einmal in die Brüche ging (z.b. Ehe mit Haus und Kindern).
Angeblich das häufigste Ding, was Menschen über 65 an ihrem Leben bereuen: "Ich wünschte, ich hätte mir nicht um so viele Dinge einen Kopf gemacht und mehr nur für den Tag gelebt".
CubistVowel:
--- Zitat von: BaerndME am 25 August 2016, 23:06:55 ---Angeblich das häufigste Ding, was Menschen über 65 an ihrem Leben bereuen: "Ich wünschte, ich hätte mir nicht um so viele Dinge einen Kopf gemacht und mehr nur für den Tag gelebt".
--- Ende Zitat ---
Ach, und mir will man immer weismachen, die meisten Menschen auf dem Sterbebett sagen: "Ach, hätte ich nur mehr gearbeitet..." ;)
RaoulDuke:
--- Zitat von: BaerndME am 25 August 2016, 23:06:55 ---Ich mache überhaupt so Dinge...
--- Ende Zitat ---
Tja, dem Alter entsprechendes Verhalten. Vor kurzem bin ich wieder einmal damit konfrontiert worden, weil jemand in einem vorwurfsvollen, geradezu erzieherischen Tonfall zu mir sagte: "Hey, Du wirst in wenigen Monaten 40! Soll das das Leben sein, das Du führen willst? Bist Du Dir da sicher? Guck Dich doch mal an!"
Zum Glück war die Person weder ein Mitglied meines Freundeskreises noch meiner Familie, denn natürlich traf mich diese Bemerkung sehr - und sie hat mich erst ziemlich traurig gemacht, dann zornig, aber dann, nach einer Weile, sogar zum Lächeln gebracht. Warum das der Fall war?
Traurig hat sie mich gemacht, weil mir klar gezeigt wurde, dass ich die Anspruchshaltung bürgerlich geprägter Geister niemals werde erfüllen können. Ich habe es versucht, inklusive Haus in der Vorstadt mit peinlich genau gestutztem Rasen, Haustieren und Ehe. Das Schicksal wollte nicht, dass es funktioniert, und ich hege auch keinen Groll gegen irgendjemand von den Beteiligten. Und mein Sohn, der aus dieser Zeit stammt, ist die Sonne in meinem Leben. Aber ich erinnere mich noch genau an dieses Gefühl, mit dem Whiskey-Glas vor dem Kamin, als die Verzweiflung mich ergriff, in einem Leben eingesperrt zu sein wie ein Tiger in einen Käfig. Bilder aus dieser Zeit zeigen einen Raoul mit ganz weichlichen Gesichtszügen, mit leichtem Bauch, hässlichem blauweissen Karohemd, diesen unnatürlich großen Ringen unter den Augen und einem Blick voller Leere zum sedierten Lächeln, so dass ich unwillkürlich feststellen musste - auf den Mann auf diesem Foto passt am besten das Wort: Besiegt.
Nachdem man die Schlacht auch durch Besiegtwerden nicht mehr gewinnen konnte, fand ich mich irgendwann mit fast nichts mehr vor einem Spiegel wieder und fragte den, den ich dort sah und mit dem man Mitleid verspüren konnte: "OK, alles dahin. Und jetzt? Was für ein Leben möchtest Du führen? Wenn nur Du entscheiden könntest? Ganz allein?"
Zornig hatte mich die Bemerkung der oben zitierten Person gemacht, weil sie mir auf eine gewisse Weise diesen Augenblick ex post streitig machte, mir sozusagen das Recht absprach, diese Entscheidung zu treffen. Denn ich hatte dort entschieden, und mein neues Leben war herausgekommen.
Zum Lächeln brachte mich die Bemerkung letztlich, weil mir kurz nach dem Zornesschub der Gedanke kam, dass ich ja eigentlich Antworten auf diese Fragen habe. Sie lautet "Ja, genau das soll das Leben sein, dass ich führen will. Ich bin mir da sicher. Und wenn ich mich angucke, dann kann ich mir ein Grinsen dabei nicht verkneifen."
OK, also lieber ungewöhnlich.*
* Disclaimer: Natürlich ist nichts perfekt, und nicht alles lief gut seit der Situation vor dem Spiegel. Manches lief sogar schlecht. Aber was soll's, im Kern ist das alles schon genau richtig so.
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